Heimatfreunde für die Swissair — Vom Munitionieren und der Munot

Mai 6th, 2010

(reload vom 24.01.07)

  • Heute schon jemanden munitioniert?
  • Constantin Seibt schreibt in einem sehr interessanten Hintergrundartikel zum Niedergang der Swissair im Tages-Anzeiger vom 16.01.07:

    Die Überlebensstrategie der Swissair 1992 hiess Alcazar: eine Fusion mittelgrosser europäischer Fluglinien – AUA,KLM, SAS und Swissair. Dieses Projekt – im Nachhinein wurdes es von vielen als letzte Chance der Swissair begriffen – scheiterte. Schuld waren zwei Kräfte: erstens die Heimatfreunde, angeführt von Verkehrsmininster Adolf Ogi, der einst sagt. „Wenn ich im Ausland ein Swissair-Flugzeug sehe, fühle ich mich wie auf dem Rütli.“ Sein Verbündeter war der „Blick“, der (munitioniert von Crossair-Chef Moritz Suter) auf das Projekt schoss. Er schrieb: „Die Swissair ist bei dieser Ehe nicht die schönste Braut. Sie ist die Beute.“

  • Sagen Sie AUA oder Aiiih oder Argh oder Ita?
  • An dieser Passage gefallen mir ein paar Begriffe und Wendungen ganz ausserordentlich. Nein, ich rede nicht von dem schmerzhaften Namen östereichischen Fluggesellschaft „AUA“, die heute „Austrian“ heisst. Diesen Sprachwitz versteht sowieso nur ein Leser aus dem deutschsprachigen Raum. Denn glauben Sie bloss nicht, alle Menschen dieser Welt sagen, wenn Sie plötzlich Schmerzen fühlen, „AUA“. Das ist etwas typisch Deutsches. In Frankeich und in der Westschweiz würde man „Aiihh“ sagen, was wie „EI“ klingt, in anderen Ländern sind es wiederum andere Lautfolgen. Wer kennt nicht den Schmerzensruf „arrgh„, zu lesen in jedem zweiten amerikanischen Comic?. Die Japaner hingegen rufen „Itai Ita!!“ wenn sie Schmerz empfinden. Ich möchte jetzt nicht wissen, was bei denen die Lautfolge „AUA“ bedeuten mag. Vielleicht: „Ich Rindvieh„? Das jedenfalls bedeutet „JA-WOHL“ in den Ohren von Serben und Kroaten, wenn sie Deutsche diesen Ausruf in einem Film über den Zweiten Weltkrieg sagen hören.

  • Sind sie auch ein Heimatfreund?
  • Nein, es gefallen uns die „Heimatfreunde“, die wir so noch nicht kannten in der Schweiz. Nur dem „Heimatwerk“ sind wir schon begegnet. (vgl. Ein Stück Heimat, schon ab Werk)

    Die „Heimatfreunde“ fanden sich bei Google-CH 167 Mal, was erschreckend wenig ist im Vergleich zu den 69‘900 Heimatfreunden bei Google-DE. Ist es wohl doch eher eine Deutsche Tugend, ein Freund der Heimat zu sein? Wenn schon nix Heimatwerk in Deutschland, dann wenigstens viele Freunde?

    Laut dem Artikel im Tagi äusserte sich die Heimatfreude des Alt-Bundesrats Adolf Ogi im Satz: „Wenn ich im Ausland ein Swissair-Flugzeug sehe, fühle ich mich wie auf dem Rütli.“ Es ist still auf der Rütliwiese am Urnersee. Ausser, Sie begehen den Fehler und gehen dort am 1. August hin nachdem sie zuvor schriftlich per Antrag bestätigt haben, dass Sie keinen Unsinn anstellen werden dort. So was wie Hitlergruss zeigen oder Parolen Rumgröhlen oder Politiker ärgern. (siehe „Per Antragformular Ruhe auf dem Rütli schaffen“) Da seit den Zeiten von Adolf Ogi die Verwendung des Schweizerkreuzes orbitant zugenommen hat, müsste er sich jetzt eigentlich permanent aufs Rütli versetzt fühlen. (Siehe: Die Schweizer Flagge und der Erste Hilfe Koffer).

  • Und wem munitionieren Sie?
  • Der Blick wurde „munitioniert“ von Crossair-Chef Moritz Suter. Als „nicht an der Waffe ausgebildet“ müssen wir scharf nachdenken, um was es bei dieser Tätigkeit geht. Nein, es ist kein spezifisch schweizerischer Ausdruck, dieses „munitionieren“, auch wenn man das meinen könnte. Auch in Deutschland wird Munition angereicht, im übertragenen Sinne selbstverständlich.
    Munot in Schaffhausen
    (Quelle Foto: swisscastles.ch)
    Gewiss hat es auch nichts mit dem „Munot“ zu tun, unserer Lieblingsburg in Schaffhausen:

    Der Munot ist eine Zirkularfestung im Zentrum der schweizerischen Stadt Schaffhausen und gilt als das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde im 16. Jahrhundert gebaut; kurz nach der Fertigstellung gab es die ersten Zweifel, ob die Anlage dem Stand der Militärtechnik entspricht. Daher diente sie nur einmal zur Verteidigung: Im Jahre 1799 während des Rückzugs der französischen Truppen vor den Österreichern.
    (Quelle: Wikipedia)

    Moment mal, Wahrzeichen von Schaffhausen? Wir dachten, dass sei der Rheinfall! Stimmt nicht so ganz, denn der liegt in Neuhausen. Und wo liegt das? Im Kanton Schaffhausen! Also sollten wir da nicht so kleinlich sein. Wiki meint:

    Er befindet sich in der Schweiz auf dem Gebiet der Gemeinden Neuhausen am Rheinfall im Kanton Schaffhausen (rechtsufrig) und Laufen-Uhwiesen im Kanton Zürich (linksufrig), rund vier Kilometer westlich unterhalb der Stadt Schaffhausen.

    Um kommen sie nun bloss nicht auf die Idee, diese letzten vier Kilometer von Schaffhausen bis Neuhausen auf dem Rhein mit dem Schlauchboot oder schwimmend zurückzulegen, um sich den Rheinfall mal von nahen anzusehen. Sie hätten sonst gute Chance auf den nächsten Darwin Award (vgl. hier). Abgesehen davon ist es streng verboten, auf diesem Flussabschnitt mit dem Boot zu fahren oder zu baden. Unter 200 Franken Busse kommen Sie bei „fehlbarem“ Verhalten nicht weg.

    Neues vom Türenaufhalten — Essen Sie auch gern ein Bütterken?

    Mai 4th, 2010

    (reload vom 22.01.07)

  • Die Sprache mit den längsten Wörtern
  • Eine der wunderbarsten Eigenschaften der Deutschen Sprache ist ihre Möglichkeit, aus jedem x-beliebigen Satz ein Wort machen zu können. Sie können also ruhig sagen: „Dein ewiges Türenaufundzuschlagen nervt mich ganz gewaltig“. Es ist zwar kein sehr kurzes Wort, mit ein paar Trennstrichen wäre es sicher leichter lesbarer, und so bleiben wir bei der Schreibweise des Schweizer „Tür-aufhalten-Phänomens“, weil uns das „Türenaufhaltenphänomen“ zu unförmig und sperrig daherkommt.

  • Sind Sie auch ein Türenaufhalter?
  • Wie haben viele Reaktionen auf diesen ersten Artikel der Blogwiese im September 2005 bekommen. Manche Schweizer „outeten“ sich mit dem Satz: „Ja, auch ich bin ein Türenaufhalter“. Fast hatten wir Lust, eine Selbsthilfegruppe zum „Ich-muss-ständig-Türen-aufhalten-Problem“ anzubieten. Codename „A-T-A“ = „Anonyme Tür Aufhalter“. Aber es ist ja nicht wirklich ein Problem, ausser Sie stehen vor einer Drehtür und möchten diese gern aufhalten. Fragt sich nur wie, die dreht sich einfach ständig weiter.

    Oder Sie befinden sich vor einem Fahrstuhl, Excüse, natürlich „Lift“ und haben Schwierigkeiten, dort den richtigen Knopf zu finden, der die Tür aufhält.

  • Fahrstuhltür auch offenhalten?
  • Ein Kollege kam neulich auf die ungute Idee, bei einem grossen Personenaufzug den Fuss zwischen die sich schliessenden Aufzugstüren zu stellen, um so die Tür für nachfolgende Kollegen aufzuhalten. Der Fuss wurde dabei eingeklemmt, die Hydraulik versagte, die Tür ging nicht mehr auf oder zu, der Fahrstuhl war ca. 40 Minuten ausser Betrieb, der Kollege wurde von uns mit Stullen versorgt, denn wir waren auf dem Weg zur Kantine.

  • Stulle, Knifte oder Bütterken?
  • „Stullen“ kennen sie nicht? Weil das bei Ihnen vielleicht eine „Kniffte“ ist? Oder ein „Bütterken“. Neudeutsch dürfen sie auch „Sandwich“ dazu sagen. Welche Varianten die Schweiz wohl für belegte Brote ausser dem Begriff „Veschpa“ haben? Mir fehlt mein Variantenwörterbuch im Krankenhaus zum Nachschauen. Doch, eine Bezeichnung scheint es hier zu geben: „Ein Eingeklemmtes„, auf Berndeutsch ist das „es iigchlömmts“ und in Zürich „es iigchlämmts“ (das „i“ am Anfang habe ich absichtlich klein geschrieben. Das Wort sollte man natürlich gross schreiben, aber dann sieht es aus wie ein „l“).

  • Wie sieht der Knopf zum Türaufhalten aus?
  • Zurück zum Aufzug und der entscheidenden Frage, ob man den auch aufhalten sollte. Wir bekamen viel Post von Menschen, die den Schweizern vorwerfen, sie würden extrem rasch die „Tür-Schliessen“ Taste im Fahrstuhl drücken. Keine Ahnung welche das sein soll, ich gehöre zu den Menschen die so etwas sowieso nicht unterscheiden können und höchstwahrscheinlich eher den Alarm auslösen würden als die richtige Taste zu finden.

  • Mein Freund, der Türaufhalter
  • Nun fand ein Leser der Blogwiese die Lösung, warum so viele Schweizer diese höfliche Angewohnheit des Türenaufhaltens pflegen. Er schickte uns diese Bild:
    Mein Freund der Türaufhalter
    und schrieb dazu:

    Ich habe heute herausgefunden warum wir Schweizer so gerne anderen Leuten die Türen aufhalten. Die Lösung liegt im Schülerkalender „Mein Freund“ von 1949. Das ist so ein kleines Jahrbüchlein im Hosentaschenformat, in dem allerlei Wissenswertes, Erstaunliches und Unterhaltsames zu finden ist. Unter anderem auch ein paar Seiten mit Benimmregeln… so wie diese.
    PS: Keine Ahnung wer „falsch“ und „recht so“ hingeschrieben hat, war wohl ein sehr aufmerksamer Schüler.
    (Quelle: Private E-Mail)

    Fragt sich, wie lange dieser Kalender nach 1949 noch aufgelegt wurde. Wir üben derweil den Grundsatz in dem wir alle gemeinsam 100 Mal nachsprechen: „Dem anderen die Ehre… dem anderen die Ehre.. dem anderen die Ehre“.

    Im Nachbarland geht ohne Visum gar nichts — Geschichten von der Deutsch-Schweizer Grenze (Teil 2)

    Mai 3rd, 2010

    (reload vom 19.01.07)

  • Als Secondo niemals über Jestetten
  • In der Schweiz hatte ich eine Kollegin, deren Eltern aus Kroatien stammten. Sie war 22 Jahre alt, in der Schweiz geboren, hatte die Primarschule und alle weiteren Schulen hier besucht, ihre Lehre hier absolviert, war aber als „Secondo“ immer noch ohne Schweizer Pass. Mit dem „-ic“ am Namen war das auch nicht leicht. Sie galt als Kroatin und hatte eine C-Bewilligung (permanter Aufenthalt).

    Wir wollten zusammen nach Schaffhausen fahren, was von Bülach aus über den „Sackstich“ Jestetten knapp 30 Minuten dauert. Das ist ein kurzes Stück Deutschland, über das sogar die SBB fährt und in dem sie sogar zwei Schweizer Bahnhöfe auf deutschem Gebiet unterhält. So kamen wir zur Grenze und wurden prompt kontrolliert. Keine Chance, die deutschen Grenzer liessen sie nicht ein- bzw. durchreisen ohne Visum für die 8 Km lange Strecke über deutsches Hoheitsgebiet. Das Visum konnte man beim Konsulat in Zürich für eine gute Gebühr bekommen. Moderner Wegezoll. Also mussten wir einen Umweg von 50 Minuten in Kauf nehmen, um ohne Stress nach Schaffhausen zu kommen. (Ergänzung: Die Rechtslage hat sich mittlerweile geändert, es geht heute einfacher).

  • Eine Russin welche die Berge liebt
  • Von einem Leser der Blogwiese erhielten wir einen ganz ähnlichen Bericht, nur aus der anderen Perspektive:

    Meine Frau ist russische Staatsbürgerin. Eines Tages fuhren wir nach Waldshut, jenen besagten Freund zu besuchen. Nun liebt meine Frau die Berge sehr, und wollte überaus gern kurz in die Schweiz, wo sie noch nie war. „Kein Problem“, sagte ich ihr, „wir sind doch in Europa, da gibt es Grenzkontrollen nur pro forma, da fahren wir einfach durch!“ Sie wissen sicher, was kommt. An drei verschiedenen Grenzstellen haben wir es versucht, in Waldshut sogar zu Fuß über die Brücke – keine Chance! Der Schweizer hält seine Kantönli dicht. Besonders gefallen hat mir, dass der Grenzbeamte angesichts des auffälligen roten russischen Passes nicht sofort nach dem Visum fragte und und umdrehen ließ, sondern erst den Pass durchblätterte, um dann das Wachthäuschen aufzusuchen. Nach zehn Minuten kam er zurück und fragte dann amtlich, ob sie ein Visum habe – natürlich wusste er, dass sie keins hatte! Beim dritten Mal war ich doch sehr frustriert, und es ist gut, dass kein Schweizer je meine Meinung über ihn erfahren hat. Ich sagte dem Beamten dann im Ton größter Selbstverständlichkeit: „Aber sie hat doch ein deutsches Visum!“ Der Beamte war wie getroffen, und brauchte einen Moment, den ich nutzte, um unschuldig hinzuzusetzen: „Ja, braucht man denn *dann* noch ein *eigenes* für die Schweiz?“ Der Blick in das Gesicht des schweizerischen Grenzers entschädigte mich für einiges. Die deutsch-schweizerische Freundschaft hat dies leider wohl nicht besonders befördert.
    (Quelle: Private E-Mail)

  • Um 18:00 Uhr ist Feierabend am Schweizer Zoll
  • Kleiner Trost für diejenigen, die Ähnliches erlebt haben: Um Punkt 18:00 Uhr macht der Schweizer Zoll an den kleinen Grenzübergängen Feierabend. Das ist sehr unangenehm, wenn man gerade in Deutschland etwas über 300 Euro gekauft hat, sich bei den Deutschen Zöllnern die Ausfuhr für die Mehrwertsteuer-Rückerstattung bestätigen liess, und nun keinen Schweizer Zöllnern mehr findet, der einem die Einfuhr deklariert bzw. die Schweizer Mehrwertsteuer kassiert. Das erfordert anschliessend weite Weg durch Helvetien bis zum nächsten geöffnete Grenzposten, um so die in Deutschland erworbenen Waren zu amtlich eingeführter und verzollter Waren werden zu lassen. Aber wer würde da schon Zeit und Mühe scheuen, wenn es um die eigene Redlichkeit geht.

    „Auch für Schweizer in Deutschland gibt es Problem“ — Erfahrungen einer Schweizerin in Berlin

    April 29th, 2010
  • Seit 20 Jahren in Deutschland
  • Wir bekamen Post von einer Schweizerin, die seit 20 Jahren in Berlin lebt und über ihre Erfahrungen mit Deutschen schreibt:

    Was mich irritiert: Ich lebe seit 20 Jahren in Deutschland. Ich kann es mir hier weder im Privaten noch im beruflichen Alltag noch auf einer Internet-Plattform erlauben, meine Beobachtungen und manchmal auch kritischen Beobachtungen über die Deutschen kundzutun.

    Wenn ich es doch mal anspreche höre ich stets den deutschen Lehrer.

    Wenn ich z. B. sage ich versteh nicht warum man sich morgens im Büro gar nicht grüsst und warum meine Vorgesetzten nicht sagen können: „Würdest Du bitte das und das für mich erledigen“, sondern nur im preussischen Befehlston mit mir reden können wie z. B. „Meier, mach ma‘ dies mach ma‘ das …“. Wenn ich dann selbst meinen Mitarbeitern gegenüber in meiner höflichen Art begegne um etwas bitte und mich nach getaner Arbeit bedanke, höre ich „na die Kleene hat ja keine Eier (Hahaha)“.

    In was für einen Macho-Laden ist sie da wohl geraten? Idioten gibt es überall, und eine gewisse Form von Anstand gehört auch zur Deutschen Firmenkultur. Nur wird nicht grad jeder Mitarbeiter am Vormittag mit Vornamen und/oder Handschlag begrüsst, wie es bisweilen in der Schweiz geschieht

    Unsere Schweizerin in Berlin berichtet weiter:

    Häufig kriege ich folgende reflektierten Antworten:

    „Das ist doch Dein Problem!“
    „Wir sind tolerant, liberal und weltoffen!“
    „Du schnallst es eben nicht, Puppe.“ (Wohlgemerkt ich bin Akademikerin, Architektin von Beruf)
    „Wo kommst Du nochmals her, ach ja von unserm deutschen Ableger im Süden.“ (Hahahaha, Grööl, Polter, Schulterklopfen)
    „Na wenn´s Dir hier nicht passt dann geh doch!“
    „Wenn es uns nicht gäbe, gäb es Euch gar nicht.“
    „Ihr existiert doch nur wegen dem Bankgeheimnis.“
    „Was ne eigene Kultur? na Du hast sie ja nicht alle. Sei mal froh dass Du hier leben darfst.“
    „Du hast halt kein Selbstbewusstsein, dein Problem.“

  • Schweizer Bescheidenheit vs. Deutsches Selbstbewusstsein
  • Die grösste Ursache für Deutsch-Schweizer Verständnisprobleme sieht sie beim Auftreten Thema „Selbstbewusstsein“ und „Bescheidenheit“:

    Zurückhaltung und etwas Bescheidenheit wir einem hier ja gleich als mangelndes Selbstbewusstsein ausgelegt. Und Selbstkritik scheint mir -mit Verlaub – keine sehr deutsche Eigenschaft zu sein …

    Auch für Schweizer in Deutschland gibt es Probleme.

    Darüber zu reden, ein Verständnis, oder eine Plattform zu finden ist in dem etwas selbstgefälligen Klima hier nicht möglich. Auch ich wundere mich oft über die Deutschen und könnte über skurrile Verhaltensweisen berichten, die z .B. manchmal zwischen devoter Unterwürfigkeit und übertriebenem Selbstbewusstsein schwankt.

    Viele meiner Schweizer Freunde hinterfragen sich, warum sie mit den deutschen Einwanderern Probleme haben und bemühen sich zu verstehn, was dahinter steckt und können sich auch mal kritisieren (selbst kritisieren), und sie können auch mal über sich lachen, dass sie eben Kuhschweizer sind.

    Den Begriff „Kuhschweizer“ kennt meines Wissens niemand in Deutschland. Schweizer werden mit vielem assoziiert. Mit Schokolade, Skifahren, Uhren, Käse, Demokratie und Banken, aber gewiss nicht mit „Rückständigkeit“, wie sie durch „Kuhschweizer“ zum Ausdruck kommt. „Sauschwab“ oder „Saupreuss“ hat man als Deutscher wahrscheinlich eher mal gehört, bei Besuchen im Elsass oder in Bayern.

  • Keine Selbstkritik unter Deutschen?
  • Sie schreibt weiter:

    Ich hab noch keinen Deutschen in Deutschland getroffen der sich selbst hinterfragt, oder der über sich lacht und mir mal zuhört wenn ich kritisiere.
    Das stimmt mich bei aller Selbstkritik nachdenklich.

    Mich auch. Mit was für unmöglichen Berlinern muss diese Schweizerin in 20 Jahren zusammengelebt bzw. gearbeitet haben? Ich glaube nicht, dass Deutsche weniger selbstkritisch oder selbstbewusster als viele andere europäische Nationalitäten wie Frankreich, Italien oder Grossbritannien sind.

    Achtung Fussgeher, es droht die Abschleppung — Unterwegs in Wien

    April 27th, 2010
  • Gang oder gehe ich zu Fuss
  • Zur Zeit arbeite ich Wien und entdecke hier täglich sprachliche Varianten der Deutschen Sprache, die einfach nur bemerkenswert sind. Warum sind Fussgänger in
    Deutschland „Gänger“ und in Österreich gehen sie zu Fuss als „Fussgeher„?

    Fussgeher Achtung!
    (Quelle: privat. Foto „Achtung Fussgeher“)

    Wer sein Auto vor diese Garagenausfahrt stellt, dem droht in Wien die „Abschleppung„. Keine Verschleppung oder Vertreibung, nein, die „Abschleppung„.

    Abschleppung
    (Quelle: privat)

    Ich habe mich auch gleich erkundigt, wie man „zu dem Velo“ und „zu dem Tram“ in Wien sagt. Die Antwort lautet: Fahrrad und Strassenbahn. Hmm, klingt kompliziert. Eine besondere Beziehung hat man hier mit der Schweiz. Es gibt einen „Schweizergarten„, der hier zum „Sch..izergarten“ mutierte, sorry:
    < Schweizergarten Wien

  • Sind Ihnen 36 Euro Wurst?
  • Hier kostet das Hinterlassen von Hundedreck die grade Summe von 36 Euro. Ungrad 100 Schilling, nehme ich mal an.
    36 Euro für die Wurst
    (Foto: 36 Euro für Hundedreck)

  • Resche Stelzen bei den Schweizern
  • Und dann ist da noch das berühmte „Schweizer Haus“ im Volkspark Prater.

    Überlieferungen zufolge gab es das Schweizerhaus bereits vor 1766. Es trug damals den Namen „Zur Schweizer Hütte“. Zu dieser Zeit war der Prater dem „gemeinen Volk“ noch nicht zugänglich. Seinen Namen erhielt es nach den Schweizer Jagdtreibern, die dort die kaiserlichen Herrschaften bewirteten. (…)
    Während des Wiener Kongresses wurde das Gasthaus 1814 der Zeit gemäß „Zum russischen Kaiser“ umbenannt. 1868 wurde es als „Schweizer Meierei“ eröffnet, um später seinen endgültigen Namen zu erhalten, der allen Wienern und Touristen, die Wien besuchen, ein Begriff ist.
    Synonym für gepflegtes Bier und resche Stelzen. Von 1907 bis 1920 führte Jan Gabriel die Gaststätte. Im „Wiener Extrablatt“ hieß es in einem Eröffnungsbericht: „Das bürgerliche Pilsner, das Gabriel seinen Gästen vorsetzt, ist eine Wiener Specialität geworden…
    (Quelle: Schweizerhaus.at)

    Schweizerhaus im Prater
    (Quelle Foto: tv.55plus

    Synonym für gepflegtes Bier und resche Stelzen„. Keine Stangen also im Schweizerhaus, sondern Stelzen. Richtig resche dazu. Kann man nicht trinken, nur essen. Mehr dazu siehe hier