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Das Schweizer „Türen-aufhalten-Phänomen“

Die Schweizer sind ein äusserst höfliches und zuvorkommendes Volk, das erlebt man als Deutscher besonders deutlich. So ist es nicht verwunderlich, dass uns die Schweizer oftmals als äusserst unhöflich, ruppig und arrogant empfinden. Den Grad der Höflichkeit und Zuvorkommenheit der Schweizer kann man am besten beobachten beim „Türen-Aufhalten-Phänomen„: Bitte nach Ihnen Durchquert in der Schweiz jemand eine Eingangstür, Glastür, Zwischentür in einem öffentlichen Gebäude oder in einem Bürokomplex, so schaut er unweigerlich hinter sich, ob da nicht noch jemand kommt, dem man die Tür aufhalten muss. Entscheidend ist nun die Distanz bis zu dieser Person. Selbst wenn die nachfolgende Person noch 5-10 Meter entfernt ist, wird eisern die Tür für sie aufgehalten.

Ob es sich hier um einen alten „Überlebensinstinkt“ handelt, die Fluchtwege offen zu halten, auch für die Rudel-Genossen? Oder ob man stets befürchtet, dass es ein Vorgesetzter sein könnte, ist nicht mehr zu klären. Jedenfalls hält man in der Schweiz die Tür auf, und zwar lange… sehr lange. Wer unter 7 Meter Abstand zum nächsten eine Tür zuschnappen lässt, outet sich unweigerlich als ungehobelter Deutscher. Das gilt übrigens auch für Toiletten-Türen, wodurch die Sache ab und an recht absurde Züge bekommt:

Du wäschst dir noch in Ruhe die Hände, während da seit 20 Sekunden jemand für Dich die Ausgangstür offenhält. Denn sie einfach zu fallen zu lassen, womöglich in 5 Meter Distanz, das wäre äusserst unhöflich und kommt gar nicht in Frage.

  • Service bis in die Tiefgarage
  • Ich arbeitete eine paar Jahre in einem Bürohochhaus, und am Freitag Nachmittag musst ich oft mit Tasche und Computer unter dem Arm etliche Zwischentür und Korridore auf dem Weg zur Tiefgarage überwinden, dabei keine Hand frei. Fast immer fand es sich, das zufällig jemand den gleichen Weg hatte wie ich, und nun bei jeder Passage wieder und wieder so freundlich war, mir die Tür aufzuhalten, den richtigen Fahrstuhlknopf zu drücken usw., bis weit in die Tiefgarage hinein.

    Dort pflegte ich mich zu bedanken mit dem Satz: „Jetzt müssen Sie mich nur noch heimfahren, das wäre perfekt.“

  • Wie hält man eine Drehtür auf?
  • Später arbeitete ich in einem Gebäude mit Sicherheitsdrehtüren, die auf Knopfdruck immer nur genau eine Person durchlassen. Die Schweizer, die mir bis zu dieser Stelle alle Türen offen gehalten hatten, scheinen stets aufs Neue daran zu verzweifeln: Wie hält man eine Drehtür offen? Es geht nicht, also kapitulieren sie und wünschen einen schönen Feierabend, sichtlich frustriert darüber, dass auch die Schweizer Höflichkeit an den Tücken der neuen Sicherheitstechnik scheitern muss.

    

    89 Responses to “Das Schweizer „Türen-aufhalten-Phänomen“”

    1. Quincy Says:

      Hallo Zämme!
      Und Hallo Jens

      Diese Blogwiese finde ich echt amüsant.
      Ja ja, die Schweizer sind ein gar eigenes Völkchen!
      Jens kann gut beobachten und gut zuhören!
      Mach weiter so, Jens, wir Schweizer nehmen eh vieles viel zu „ernst“ und „ernstes“ viel zu wenig „ernst“.
      Ich hab eh immer viel Spass, wenn wir Schweizer so richtig „gerögnt“ werden!
      Michael Mittermaier ist auch so ein super lustiger Komiker in solchen Sachen.
      Zu Dir liebe Sandra, gib nicht auf!! Es hat viele Schweizer die Euch „Deutschen“ echt gut mögen!!
      Ich kenn schon viele von Euch und hab null Probleme mit Euch! 🙂
      In diesem Sinne: Salü Zäme……………..

    2. franz Says:

      Liebe Sandra
      Wer geht schon freiwillig nach Deutschland zurück. Mir scheint du stellst dich etwas ungeschickt an um mit Schweizern bekanntschaft zu schliessen. Du darfst mir mal ein Foto mailen und je nach dem können wir mal etwas unternehmen. Voraussetzung wäre das du Skifahren kannst und mobil bist.

    3. Oli Says:

      Hab mir schon lange vorgenommen, mal diesen Blog zu besuchen. Hab mich grad köstlich über das Tür-aufhalten-Phänomen amüsiert. Schön, dass wir so viele Deutsche in unserem Land haben. Anders käme ein solcher Fundus an Beobachtungen von „kurligen“ Schweizer Eigenarten wohl kaum zu Stande. Es lebe die cross cultural observation!
      Allerdings, frage ich mich schon, ob das nur ein Schweizer Phänomen ist, das mit dem Türen aufhalten. Was das höfliche Benehmen Frauen gegenüber anbelangt, könnte wohl ein Engländer bei der Türe-aufhalten-Ausdauer nämlich locker mit einem Schweizer mithalten.

      Daneben fällt mir gerade auf: Ist „Schweizer“ als Adjektiv eigentlich das einzige länderspezifische Adjektiv das gross geschrieben wird?

    4. Nessi Says:

      Kompilment Jens, diese Seite ist klasse. :o)

      Ich habe tränen gelacht über deine Berichte und über einige der Antworten.
      Für mich als Schweizerin ist es sehr amüsant zu hören welche Schwierigkeiten in der Verständigung für jemanden aus „dem grossen Kanton“ entstehen. Viele Missverständnisse waren mir vorher gar nicht bewusst. ich habe mich oft gefragt warum sich die Deutschen so schwer tun uns zu verstehen. (wir reden doch gar nicht sooo sehr anders) jetzt ist mir einiges klar geworden. ;o)

      übrigens: ich finde es klingt „herzig“, wenn ein Deutscher seine Sprache mit schweizerdeutschen Ausdrücken vermischt. ich finde es sympathisch. :o)

    5. Pascal Says:

      Hmmm also ich finde es ein bisschen bedenklich wenn ich hier negative Äusserungen dem Türaufhalten gegenüber lese!
      Es ist einfach anständig, ein Zeichen dafür, dass man mit offenen Augen durch die Welt geht und sich wenigstens in einem Minimum um seine Mittmenschen kümmert.
      Was soll daran bitte schön negativ sein??????
      (und)Dieses kleine Opfer, diese 15 Sekunden des Wartens sollte jeder erbringen können. Ich kenne niemand, der sich diese 15 Sekunden nicht leisten könnte. Ob man sich diese 15 Sekunden Zeit nimmt oder nicht, sagt sehr viel über den Charakter und über die Person aus!!

      Und noch etwas für Besucher unseres schönen Landes:
      Wir Schweizer bewerten Leute sehr stark nach deren Benehmen und Details wie das Türaufhalten fäll auf, positiv oder negativ! Und da die Schweiz so klein ist und quasi nur aus Details besteht, hat bei uns oft ein Detail grösste Wichtigkeit.

      Priiiis!

    6. cosmic.snake Says:

      Hallo Jens
      mit grosser Freude habe ich das Interview heute Morgen auf DRS 1 während der Autofahrt von Zürich nach Bern aufmerksam mitgehört und dabei immer wieder laut lachen müssen. Habe Ihre Site neu zu meinen Favoriten aufgenommen und werde sicherlich bald auch meine Sicht über die Deutschen preisgeben.
      Ich arbeite mit einem halben Dutzend Deutschen zusammen. Die anfängliche Skepsis ist vollumfänglich verflogen.
      Gruss cosmic.snake

    7. Diti Says:

      Is zwar schon ein etwas aelterer Eintrag, passt aber perfekt zu dem von mir gestern auf einer oeffentlichen Toilette Erlebten:
      Jemand stand am Waschbecken und war grad fertig mit Haendewaschen, als ich noch auf dem Weg zu selbigen war. Jedenfalls hatte ich die Haende noch unter dem Wasserstrahl, da stand dieser Jemand brav an der Tuer um diese aufzuhalten. Eigentlich hatt ich ja noch vor,mir die Haende noch abzutrocknen (unterm Trockner) – habs dann aber seingelassen, weil mir diese Situation einfach zu peinlich vorkam….andrerseits so im nachhinein: Wie lang waer wohl die Geduld des anderen zum Aufhalten gewesen????? 😉

      Diti

    8. Heidi Says:

      Hier in der Schweiz ist es einfach nicht so wie in Deutschland! Es ist überhaupt nirgends so wie in Deutschland! Nicht mal in Deutschland selbst!

      Aber schön, dass viele Deutsche in die Schweiz gefunden haben! Wir brauchen Euch und wenn Ihr eines Tages nach Deutschland zurückkehrt, könnt ihr dort die Sache mit der „Türe aufhalten“ und damit ein bisschen Friede, ein bisschen Freude verbreiten.

      🙂

    9. Sabine Says:

      Ach soooooo! Deutsche machen das nicht? Ich habe mich als Schweizerin in der Beschreibung des Türeaufhaltens wiedergefunden – und beginne nun zu ahnen, weshalb ich Deutsche manchmal (unbewusst) als ruppig empfinde.
      Gut beobachtet, fein und witzig beschrieben! Irgendwie gelingt es dir total gut, die Unterschiede (meist) wertfrei darzustellen. Chapeau!

    10. Mattheff Says:

      Dass die Schweizer tendenziell höflicher und rücksichtsvoller sind als meine deutschen Landsleute, kann ich vollauf bestätigen. Das Türenaufhalten ist in der Schweiz vermutlich weiter verbreitet als in Deutschland, obwohl (wie schon von anderen hier gesagt) es durchaus auch zu meiner Erziehung zur Höflichkeit gehörte – und das sogar im „preussischen“ Berlin. Naja, zugegeben, meine Mutter stammte vom Land…
      Aber (ohne Kritik, einfach als Beschreibung) es gibt auch in der Schweiz mindestens einen Ort (eine Situation?), wo aus meiner häufigen Erfahrung die Türen nicht aufgehalten werden. Im schönen Zürcher Oberland, in Effretikon, hats den Effi-Märt. An der Treppe von der Tiefgarage in den Shopping Bereich gibts eine Tür, durch die man durch muss. Da haben es ALLE immer eilig, egal ob mit Tüten in der Hand oder ohne. Tür aufhalten ist die Ausnahme und geht höchstens auf 2 m Abstand.
      Muss sagen, ich hab mich schon oft gewundert, warum. Weil es so gar nicht der gewohnten Schweizer Höflichkeit und Rücksichtnahme entspricht. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.
      Gruss Mattheff

    11. Esther Says:

      Vielleicht kaufen im effi-markt nur wenige Schweizer ein.

    12. floidfat Says:

      Hallo Jens,
      Grüizi all miteinander,
      Als neuer Grenzgänger aus Freiburg ist mir das auch schön öfters aufgefallen, dass mit den Türen aufhalten. Und gerade am Bad. Bahnhof merkt man schon einen unterschied, wer wem die Türe aufhält und wie sich jemand bedankt. Und da Basel doch einen sehr hohen Anteil an nicht Schweizern hat, auch wenn sie durch ihre hier arbeitenden Eltern Schweizer sind und auch sehr viele Pendler aus Deutschland hier durchgehen, merkt man den unterschied oftmals erst in den Monaten Dezember bis Februar erst recht deutlich. Ich arbeite sehr gerne hier und genieße die Freundlichkeit. Ob es Floskeln sind oder auch nicht.
      Und das mit dem grüßen auf der Strasse ist eine andere Sache. Ich grüße und auch andere grüße mich, meiner Meinung nach, wenn wir Respekt vor ein an der haben. Gut ich habe auch schon Situationen gehabt, da wurde ich auch nicht gegrüßt und im nach hinein stellte ich bei mir auch fest, ich hatte den Kopf voller Probleme und war morgens um 7 nach der Zugfahrt auch noch nicht ganz wach. Ich glaube die Schweizer haben manchmal doch ein sehr feines Gespür, was ich in Deutschland vermisse oder mir auch nicht mehr auffällt. Wahrscheinlich ist es andersherum bei den Schweizern, wenn sie in Deutschland sind auch so. Man achtet eben auf das nicht gewohnte eher und ich denke das ist auch normal so.
      der blogg ist wirklich super und sorry Jens die Kommentare sind manchmal noch besser
      auf habt euch wohl und ein schönes ( in diesem Fall leider kein Wochenende mehr, sonder eine schöne Woche)

    13. Gitte Says:

      Hallo Ihr Deutschen hier in der Schweiz,

      bin zwar auch Deutsche, – vor 1 3/4 Jahren hier hin gezogen, aber manchmal schäme ich mich doch Deutsche zu sein.
      Ich glaube Ihr vergesst, dass Ihr hier in einem anderen Land seit, geduldet und wie heisst es so schön: „Andere Länder, andere Sitten“. Ja und dann wäre da ja auch noch zu sagen: “ Wir sind die Ausländer, wir müssen uns anpassen, nicht umgekehrt.
      Was wird in Deutschland immer über Ausländer hergezogen, die sich nicht anpassen möchten !!!!

      Ich für meinen Teil fühle mich hier in der Schweiz „Pudelwohl“, nach Deutschland sehne ich mich nicht mehr zurück.
      Anschluss habe ich hier auch gleich gefunden, es kommt halt immer darauf an wie man sich selber gibt.
      Ich möchte auf jeden Fall hier nicht mehr als Deutsche erkannt werden und arbeite an meinem Schwitzerdütsch und auch an den Schweizer – Geflogenheiten.

    14. kikri Says:

      Mir als „Urschweizer“ ist mir das Türaufhalte-Phänomen kürzlich auch aufgefallen. Ich habe mich über meine Freundlichkeit (auch das „Danke und mersi) geärgert, chan aber nöd andersch)
      Ein Erklärungsversuch:
      Durch das Türaufhalten muss man nachher der entsp. Person hinterhergehen.
      So kann man(n) den geilen Arsch (sorry, wohlgeformtes Gesäss) betrachten.
      Oder so

    15. rumpelstilz Says:

      Zum Thema:

      »Dort pflegte ich mich zu bedanken mit dem Satz: „Jetzt müssen Sie mich nur noch heimfahren, das wäre perfekt.“« Quod erat demonstrandum – von wegen deutscher Arroganz. (Sorry!)

      [Anmerkung Admin: Also das soll Arroganz sein? Mensch das war doch nur ein Joke, ein lockerer Spruch, eine kleine Auflockerung zum Abschied erwachsen aus meiner Faszination über soviel Hilfsbereitschaft. Wenn das schon als “Arroganz” = Überheblichkeit aufgefasst wird, dann sehe ich die Schweiz langsam wirklich als “anderen Kulturkreis”.

      JA! Das klingt in Schweizer Ohren sehr arrogant, geradezu „typisch Deutsch“. Da hält Ihnen jemand sämtliche Türen auf, ist überaus freundlich und zuvorkommend (was Sie ja fasziniert), und Sie danken es der Person mit einem -äxgüsi- saublöden Spruch. Gute Schweizerisch wäre: „Herzlichen Dank, das war sehr freundlich/hilfereich/nett. Ich revangiere mich gerne bei Gelegenheit“. Merken Sie den Unterschied?

    16. Alexis Says:

      Ich fand es auch oberpeinlich. Und das sage ich als Hamburger. Der Spruch strahlt die totale Selbstgefälligkeit aus.
      Aber auch in Deutschland gibt es sicher diese Höflickeitsrituale. Ich unterstütze die Meinung, dass es in Deutschland wohl eine Frage der Kinderstube ist.
      Der Blog ist sehr gut!

      Gruss aus Züri…

    17. Flavia & Steffi Says:

      Also… wir sind Schweizer,und uns wurde es von klein an beigebracht höflich zu anderen mitmenschen zu sein, auch wenn es deutsche sind 🙂
      Es ist für uns eine selbstverständlichkeit jemandem mit dem einen gefallen zu tun. wie mühsam ist es wenn man beide Hände voll hat und die tür nicht selbst öffnen kann? alles abstellen bei jeder tür kann es nicht sein, so sollte man froh sein gibt es die höflichen zuvorkommenden Schweizer….

      Es war uns noch nie unangenehm oder lästig, jemandem durch diese kleine geste einen gefallen und eine freude zu machen und dafür ein freundliches lächeln oder merci zu erhalten.

    18. Christian Says:

      Hallo,
      ich bin noch ganz frisch in der Schweiz und mir ist das auch aufgefallen. Ich dachte aber, das wär nur in unserem Unternehmen der Fall. Am Morgen kommen die Kollegen aufgereit an einer Perlenkette wie die Flugzeuge zum Zürcher Flughafen an – man hat praktisch immer jemanden vor oder hinter sich und gerade desshalb laufe ich lieber langsam und versuche möglichst viel Abstand zu meinem Vordermann zu bringen – wenn dieser eine bestimme Entfernung überschreitet. Warum? Man hält hier prinzipiell bis Sichtweite die Türen auf, was schon mal mehr als 10 Meter sein kann. Ich will dann nicht unhöflich sein und setze zum Dauerlauf an, damit der Betreffende nicht so lang an der Tür warten muss. Darauf hat man aber morgens meist keine Lust.
      Andererseits muss ich sagen, dass es auf mich abfärbt. Ich denke, es gehört zur guten Stube, jemanden nicht die Nase vor der Tür zuschlagen zu lassen, aber wenn ich dann jemanden die Tür aufhalte und ich sehe, dass er anfängt, wegen mir schneller zu laufen, fühle ich mich unwohl und hätte ihm/ihr gern diesen kurzen Sprint erspart – ich hätte nie gedacht, dass mich solche Kleinigkeiten mal auf diese Art beschäftigen würden:)

    19. Ralf Says:

      Salü und hallo zusammen,

      also ich finde, hier wird schon ein wenig ein stereotypes Positiv- bzw. Negativbild gepflegt, auf beiden Seiten.

      Meine Mutter (Volksschule, zeitlebens ungelernte Hilfskraft) hat mich noch erzogen, wie es früher in Deutschland eigentlich üblich war:
      Anderen Leuten die Türe aufhalten (das hat in ihrer früheren Firma sogar der Firmenchef gegenüber der „Putz“frau gemacht) und älteren Menschen im Bus den Sitzplatz anbieten.
      Das ist in Deutschland erst in den letzten 15-20 Jahren sichtlich den Bach hinuntergegangen.

      In der Stadt, aus der ich komme (Geburtsstadt Albert Einsteins), und deren Region, sind die dort ansässigen Schwaben selbst unter den Schwaben für ihr schlechtes Benehmen bekannt.
      „Die Deutschen können sich nicht hinten anstellen“ trifft auf diese am besten zu. Aber ich war beruflich schon viel unterwegs, es ist nicht überall so. In der Hohenlohe sind die Schwaben viel freundlicher.

      Ebenso habe ich in der Schweiz schon beobachtet, dass Mitarbeiter in einer Firma – auf jeder Hierarchieebene – Reinigungspersonal nicht grüssen oder ihm nicht die Tür aufhalten.
      Ich als Deutscher bin da selbst unter Schweizern aufgefallen, vermutlich nicht positiv. Egal, ich bin dort nicht mehr 🙂

      En Grüess Ralf

    20. Lea Says:

      Morgens in der Firma. Die Schweizer Receptionistin begrüsst einen mit Namen und hält die Ture auf und wünscht anschliessen noch einen schönen Tag. Ihre deutsche Kollegin drückt irgenwo in der Ferne einen Knopf der die Türe entriegelt.
      Ehrlich gesagt etwas dazwischen waere mir lieber..

    21. Janik Says:

      Manche Sitten und bräuchte sind echt göttlich,kann man sagen was man will

    22. marc Says:

      bezüglich des problems des aufhaltens der türe:

      bei kurzem abstand ist das praktisch ein muss, vor allem, wenn die nachfolgende person keine hand frei hat. bei grösseren distanzen ist es tatsächlich mühsam, da die andere person regelrecht dazu genötigt wird, einen zwischensprint einzulegen, um nicht die wertvolle zeit des höflichen türaufhalters zu verschwenden. in einer solchen situation öffne ich die türe für mich und gebe ihr einen zusätzlichen schubs, sobald ich sie passiert habe. so kann der nachfolger selber entscheiden, ob er sprinten oder die tür zugehen lassen will.

    23. LanX Says:

      Grütze! ; )

      also mal zwo Anmerkungen:

      1. es ist ja nicht so dass die Deutschen sich selbst so gut kennen, man unterschätzt hier die Unterschiede zw. den Regionen gewaltig!!!

      Ich musste letztens den „Gebrauchsanweisung für Schwaben“ verschenken, für nen Hessen im Ulmer Exil. Und ich erinnere mich mit grausen an meinen ersten Job in Frankfurt mit 60% Kollegen aus Berlin, da bleibt einem am Anfang erstmal die Spucke weg. Irgendwo hab ich gelesen das Rheinländer und Berliner verstärkt in die Schweiz ziehen, das dürfte manches Problem zu eher zurückhaltenden Menschen erklären. Oder redet mal mit echten Bayern die sich noch an die Zeit erinnern als für die starke Industrialisierung des Agrarstaats viele „Saupreisen“ ins Land geholt wurden. Und mit dem Bairischen Batzi Humor musste ich auch erst Frieden schließen. Jede Region ist eigen.

      2. Hab in Bordeaux studiert und mit erstaunen festgestellt, dass Franzosen große Umwege laufen, wenn sie eine Gruppe Bekannter erspähen. Warum? Wg der „Bise“, den Küsschen links-rechts, je nach Region 2-5 mal! Du triffts Freunde und MUSST JEDEN einzeln begrüßen, Buserl für die Frauen, Händeschütteln der Männer. Das bremst dermaßen, dass lieber ein Haken geschlagen wird.

      Von Kurt Krömer gibts nen schönen Sketch wie er in nem Westdeutschen Edeka freundlich bedient wird, und er sich ständig „verarscht“ vorkommt…

    24. Eidgenosse Says:

      „Jetzt müssen Sie mich nur noch heimfahren, das wäre perfekt.“ Vielleicht humorlos, aber so ein Satz kommt bei mir arrogant an. Ihre Antwort auf ein höfliches Türe aufhalten – ist verletzend. Ebenso unhöflich empfinden wir, wenn Deutsch sich einfach hinsetzen (in der Bahn oder im Restaurant) ohne zu fragen, ob noch frei ist.
      Weil wir so höflich sind, bekommen Deutsche nicht ganz mit, wie wir von ihnen wirklich denken – auch wenn ich viele nette Deutsche bei uns angetroffen habe. Nur diese Sprache — es ist so hart und bestimmend – lässt nichts Gemütliches zu. Anders bei Dialekten in D – z.B. die Bayern oder die Berliner – da fühle ich mich wohler.

    25. ? Says:

      genau – marc hat recht – ich mach das auch so!!! sehr gut!

    26. Gerd Says:

      …die Welt ist hart und furchtbar ungleichmässig. Klar – ich kann und will nur subjektiv etwas zu „deutsch-deutsch“ beitragen…aber ich muss vorweg warnen: ich liebe als deutschgeborener die Schweiz und bin somit alles, bloss keinen Hauch objektiv.

      Ich kann mir schon vorstellen, dass ein aus Deutschland frisch importierter Mitarbeiter, der jetzt allen zeigen möchte, wie neue Besen kehren können in der Schweiz wirken…:-))

      Mit derselben Art schlägt er auf Malle auf und meint, dass überall seine Lebensart gilt, bloss weil keiner was sagt. Im Blog meinte jemand, dass die schweizer Höflichkeit etwas „falsches“ an sich hat…mag sein, dass dieses Gefühl als Reaktion auf die weitverbreitete Meinung der Schweizer über „uns“ Deutsche zu sehen sein kann. Mag auch sein, dass dieser Deutsche noch nicht begriffen hat, dass es wohltuend sein kann, mit Fremden rücksichtsvoll umzugehen.

      Was ist schon dabei, wenn man die Wertschätzung für den „Nächsten“ durch ein Türaufhalten dokumentiert. Was ist schon dabei, wenn beim Einkauf die Vorrätigkeit abgefragt wird.

      Klar, wenn jemand meint, dass das kurz Gebellte als Frage reicht…OK…ich empfinde diese kurze Abfertigung als schnippisch…als beleidigend, denn der Gegenüber zeigt mir seine Gleichgültigkeit durch Unhöflichkeit.

      Diese hier so breit diskutierten und vielmals negativ kommentierten Andersartigkeiten der Schweizer zu „D“ sind für mich angenehm und werden mich in allernächster Zeit für immer in die Schweiz ziehen. „D“ ist in seiner Art verroht und ungehobelt. Beinahe gewalttätig…im Detail, wie im Ganzen.

      Lieber Eidgenossen…lasst Euch keine Komplexe einreden…;-)…bleibt ein Beispiel für Demokratie und Höflichkeit…seid geduldig…manche brauchen länger.

      Gruss Gerd

    27. Patty Says:

      Hallo zusammen
      Ich bin 30 Jahre alt und Schweizerin. Das mit den Türen ist mir erst aufgefallen als ich diesen Blog hier gelsen habe. Auch ich halte den Menschen die Türe auf und meine Kinder tun dies auch das ist uns wohl einfach von früher anerzogen worden. Ich denke aber auch das dies nicht nur ein Typisch schweizerisches phänomen ist. Ich denke auf dem Land macht man das überall und Deutschland ist ein grosses Land und hat sehr viel mehr Grossstädte da gehen solche gepflogenheiten bald mal verloren. Ich denke da nur auch daran wenn man hier im Kanton Schwyz, auf der Strasse läuft oder Wandern geht sagt jeder beim vorbei gehen Grüezi, wenn man das in Zürich tut wird man blöde angestarrt. Ich möchte noch etwas sagen zu dem Beitrag wegen Zigaretten kaufen, also ich lebte in den 30 Jahren in dehnen ich nun auf der Welt bin in 3 kantonen in der Schweiz und habe alle deutschschweizer Kantoine schon besucht. Ich habe 17 Jahre lang geraucht ( vor 3 Monaten aufgehört) und habe noch nie in meinem Leben zuerst beim Kiosk gefragt ob sie Zigarettn habe. Ich ging hin sagte ein PArisienne Blau bitte und bekahm dies, ohne grosses nachfragen nach anzahl oder so. IOch weiss ich nicht was das ganze soll.

      Patty

    28. Bruder Bernhard Says:

      dieser blog ist wirklich gäbig, er bekräftigt mich immer wieder in meiner erfahrung, dass höflichkeit einfach etwas angenehmes ist und das leben schöner macht. ist den versuch wert!

    29. Jürgen Franz Says:

      Höflichkeit und Freundlichkeit sind Tugenden.
      Ween sie nerven outet sich.
      Im übrigen ist mir eine gespielte Freundlichkeit und Höflichkeit, wenn sie denn gespielt ist, bei Amerikanern oder Schweizern wesentlich lieber als die ehrliche und von Herzen kommende Griesgrämigkeit und Unfreundlichkeit wie ich sie in Deutschland oft erlebe.

      Viele Grüße,

      Jürgen

    30. Nicolairichter Says:

      Ich bin in der Schweiz aufgewachsen, war aber immer wieder für längere Zeit in Deutschland. Ja, ein paar Dinge sollte man den Einheimischen unbedingt „abluegä u nachemachä“. Also ruhig unauffällig beobachten, wie sich die Kollegen in Standardsituationen verhalten und dann nachmachen. Aber Achtung! Auf keinen Fall versuchen, Schweizerdeutsch zu sprechen, auch keine Diminutive und und ähnliche Helvetismen übernehmen, damit macht ihr euch nur lächerlich und lauft Gefahr, dass sich Schweizer verarscht fühlen. Schweizerdeutschen Dialekt kann man nur lernen, wenn man hier aufgewachsen und in die Schule gegangen ist. Die Kosten für die „Schwyzerdütsch“-Kurse könnt ihr euch also sparen. Es empfiehlt sich aber ein möglichst dialektfreies deutliches Hochdeutsch zu sprechen (Bühnensprache, Tagesschausprache), die Schweizer haben überhaupt kein Problem damit. Nach einem halben Jahr verstehen die meisten Deutschen den schweizerdeutschen Dialekt recht gut. Ob Schweizer mit euch Schriftdeutsch oder Schweizerdeutsch sprechen, solltet ihr unbedingt ihrer Wahl überlassen. Die Regel lautet also ganz einfach: Hochdeutsch sprechen, und den anderen sprechen lassen, wie er will. Wenn man am Anfang nicht alles versteht, einfach nachfragen: Beispiel: Ich bin nicht sicher, ob ich dich/Sie richtig verstanden habe, meinst du… oder Entschuldigen Sie bitte, das ging mir etwas zu schnell, können Sie die Frage wiederholen? Wenn Schweizer Deutsch mit euch sprechen, auf keinen Fall loben, das nimmt euch keiner ab. Mit der Höflichkeit muss man es nicht übertreiben, auch hier ist es besser, authentisch zu bleiben. Auch grüssen unbedingt auf Hochdeutsch, kein merci und uf widerluege, sondern guten Tag und auf Wiedersehen. Am KIOSK. Guten Tag, ein Päckchen Camel Box bitte. Danke schön, auf Wiersehen. Wenn Schweizer einen schönen Tag wünschen, einfach danke gleichfalls sagen. Viel wichtiger ist ein freundliches und ehrliches Lächeln, also authentisch freundlich sein zu den Schweizern, auch interessiert sein, kommt hier sehr gut an. Generell empfiehlt es sich: 2/3 zuhören und die Klappe halten und 1/3 selber erzählen: das macht ungeheuer Eindruck. Ich bin 43 und lebe seit meiner Geburt hier, habe also viel Übung darin, mich vom Deutschen in den Schweizer und umgekehrt zu verwandeln. Menschen die nach ihrem 12 Lebensjahr in die Schweiz kommen, sollten das aber wie gesagt auf keinen Fall tun, im umgekehrten Fall ist es anders, bin in Berlin vielen vor allem jüngeren Schweizern begegnet, die nach ein paar Jahren akzentfrei Deutsch gesprochen haben. Der Dialekt ist nach der Pubertät einfach nicht mehr lernbar, da es keine schriftliche Form gibt und die Schweizer durch die Medien recht vertraut mit dem Hochdeutschen sind. Ich hoffe, meine Zeilen wirken nicht besserwisserisch (wohl eine eher schweizerische Befürchtung? (-: Ich finde es super, dass seit ein paar Jahren deutlich mehr Deutsche in der Schweiz sind und freue mich über jeden schweizer, den ich in Berin kennen lerne. Arbeite als Deutschlehrer in einem Gymnasium in der Nähe von Luzern und beobachte mit grosser Freude, dass schweizer und zugezogene deutsche Jugendliche auffallend gut miteinander auskommen. Liebe Grüsse, Nicolai (entschuldigt die vielen Fehler, ist schon etwas spät am Abend, habe die Seite gerade entdeckt und es hat mich gleich unter den Fingerkuppeln gejuckt, werde wieder vorbeischauen und meinen Senf abgeben (-:

    31. surfer Says:

      @rumpelstilz:

      BRAVO !!!
      Hervorragender Beitrag von Ihnen. Sie haben da ganz recht: KLAPPE HALTEN! Hätte ich nicht anders gemacht.
      Solche schnoddrigen Bemerkungen gehen in Berlin („Jetz ham´se mir so lange hofiert hier wie de Hautevolée uffn rotn Läufer denn könn´se mir ja ooch heimfahr´n, wa??“) aber in der Schweiz geht das überhaupt nicht!! Das heisst, es geht in die Hose!

      Und jetzt sage ich Ihnen was: ich BIN Deutscher. Aber ich weiss wohl doch irgendwie, wo man besser einen Satz weniger sagt.
      Denn ich war mich zu 99% im klaren, dass man bei einer Schweizerin/einem Schweizer da komplett ins Fettnäpfchen trampelt.

      MERKE: was der Deutsche da „witzisch“ findet, kann der Ausländer da als gänzlich daneben auffassen.
      Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Mir wär auch nichts eingefallen, ich hätte wohl einfach „Merci vielmal“ gesagt.

    32. surfer Says:

      @Gerd

      Was sagen Sie da? „Neue Besen kehren gut?“

      Schon verloren.

      Hübsche Story, von mir konstruiert, aber mit Sicherheit z. T. eine wahre Begebenheit :)))

      Schreinergeselle, Deutscher, fängt in der Schweiz in einer Werkstatt neu an.
      In der ersten Woche in seinem Job muss eine Tür, fertig bearbeitet und fast transportfertig, herausgetragen werden.
      Tür ruht auf 2 Böcken.
      4 Mann packen an.

      Chef (schriftdeutsch):
      „Bitte vermeiden Sie Schmutz auf der nach draussen zeigenden Seite, wenn es geht“.

      Mitarbeiter (Schweizer), zu Chef:
      „Sött me villiicht die Tür es bizzeli go kehre ? “
      Chef: Die Idee isch guet. — Herr X, wir werden die Tür jetzt kehren.
      Mitarbeiter (D): Alles klar! Bin gleich zurück!!

      Chef + Mitarbeiter gucken verdutzt wie begossene Pudel, als der MA wegflitzt.
      Als der Deutsche mit einem Handfeger zurückkommt, gibt es lautes Gelächter.

      Als das abebbt, meint der Chef:
      „Gopfriedstüdeli! Sie sollten die Tür nur KEHREN [1], nicht FEGEN!“

      [1] In der Schweiz bedeutet „kehren“ = „umdrehen“, also in diesem Fall um 180°. Kehrt man mit einem Besen, dann FEGT man. :)A

    33. juno Says:

      Türe aufhalten ist eine Seelenfrage, wie auch das Grüssen bei einer Verkaufstheke. Der Schweizer trägt diese Höflichkeit tief in sich, aus Respekt gegenüber dem anderen. Es hat auch mit einer Todesehrfurcht zu tun, jemandem die Türe offen zu halten, obwohl man noch einige Meter entfernt ist: Die Türe könnte hinter einem zugehen, ohne dass man den Hintermann jemals lebend wieder sieht! So grüsst man schön, sagt noch etwas Nettes und man hält einem den Weg frei. In alten Zeiten herschten noch brutale Sitten und bei grausigen Schlachten kreuzten sich die Helebarden mit den Schwertern und auch der schwarze Tod fegte über die Alpen hinweg. Die Einwohner siechten dahin und die Dörfer und Städte leerten sich. Der Schweizer hat das nie vergessen und hält einem gerne die Türe offen und grüsst schön. 😉

    34. fitkurs.de Says:

      Ich finde Ihren Blog einfach amüsant. Liebe Grüße aus dem kalten Thüringen

    35. Lucia S. Says:

      Ihren blog lese ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge als möglicherweise auch bald uusländerin der Schweiz. 😉
      Danke und weiter so!

    36. Peter Schwarz Says:

      Als Schwabe, der nach Nordrhein-Westfalen emmigriert ist, habe ich so einige der hier beschriebenen Phänomene umgekehrt erleben müssen. Anscheinend ist man als Schwabe mit manchen Umgangsformen näher am Schweizer als an den Deutschen nördlich der Mainlinie.
      Die Höflichkeitsformen im Konjunktiv sind auch bei uns sehr üblich. Die Menschen im Westen und Norden kamen mir anfangs sehr unhöflich vor, wenn sie einfach zum Bäcker reinstiefelten und ohne großes Grußwort oder Frageformel ihre Bestellung aufgaben.
      Hält man in solchen Alltagssituationen hier jemand die Türe auf, wie hier beschrieben, fällt man sofort auf. Allerdings durchaus positiv, weil die Leute es gar nicht mehr gewohnt sind, dass sich jemand so rücksichtsvoll benimmt. Gut, bei den hier beschriebenen Extremabständen – und längen würde man dann irgendwann einen dummen Kommentar ernten.
      Aber ich fahre meist ganz gut damit, etwas mehr zu lächeln als meine Mitmenschen und etwas freundlicher anzufragen. Besonders gut kommt es eigentlich, wenn man zu unfreundlichen Menschen unverhofft besonders nett ist.
      Beispiel: Hier im Aldi um die Ecke. Die Schlange an der Kasse geht mal wieder durch den halben Wagen. Ich hatte versehentlich eine Kundin (Mutti mit Kind, die sind ja fast immer gestresst) übersehen, die wohl auch schon anstand. Dies meinte sie mir sehr ruppig mitteilen zu müssen. Ich habe sie daraufhin mit jovialer Geste vorgelassen und der Anmerkung: „Aber gerne. Ich habe viel Zeit“. Danach habe ich noch weitere Kunden gefragt, ob sie nicht vor wollen, weil sie es doch sicher eilig haben. Darauf ist dann aber keiner eingangen, allerdings breitete sich recht schnell Heiterkeit aus und die Situation war entschärft.

    37. Livi Says:

      Huhu

      Ich als deutsch-schweizerischer Mischling erkenne die Unterschiede, aber es trifft wirklich nicht immer zu. Es gibt auch viele unhöfliche Schweizer und sehr höfliche Deutsche. Mein Hausarzt z. B. ist Deutscher und den würde ich echt einfach nicht gehen lassen, falls er wieder nach Deutschland zurückkehren wollte. Er wirkt auf mich sehr einfühlsam in seinem Auftreten. Er muss sich gar nicht erst an schweizerische Gepflogenheiten orientieren, weil er aus sich heraus sehr sensibel und feinfühlig ist. Also ich für meinen Teil höre auch gern deutschen Dialekt, weil er sich irgenwie schweizerisch anhört. Aber ich liebe natürlich auch das Hochdeutsch. Und wer sagt, Deutsche seien nicht höflich: Mich ruft regelmäßig ein deutscher Werbefritze an und belabert mich stundenlang und ich lasse mich einschleimen, weil es einfach so schön klingt, kaufe aber nichts. LOL

      Wegen dem Türeaufhalten: Ich hab Schmerzen in den Händen und freue mich deshalb über diese schweizerische Sitte. Aber es ist in der Schweiz nicht üblich, die Türe offenzuhalten, wenn der andere dann zur Eile genötigt wird. Gerade darauf wird auch sehr geachtet. Es gibt aber einen Trick, um nicht unhöflich zu wirken: So tun, als hätte man nicht nach hinten geschaut. Scheuklappen-Verhalten wird als neutral empfunden, so im Sinne von „in Gedanken verloren“, „nach vorne zugewandt“. Das ist okay so.

      Ich hab aber manchmal schon auch Mühe mit deutschen Sitten, aber eher so, dass ich durch scheinbar ruppiges Verhalten verunsichert werde und dann nicht weiß, ob dies nun deutscher Stil ist oder dieser Mensch es echt nicht gut mit mir meint. Aber es gibt auch Schweizer, die so sind.

      Lieben Gruß
      Livi

    38. Ralf Wedmann Says:

      «Jetzt müssen Sie mich nur noch heimfahren, das wäre perfekt.» – das würde von uns Schweizern vermutlich auch schon wieder als etwas zuuu rude angesehen werden 😉

    39. Kira Says:

      Muss sagen, wirklich sehr amüsant.

      Muss allerdings sagen, dass ich viele sehr „rüpelhafte“ Schweizer kenne (bin Schweizer) und dass ich auch sehr viele seeeehr freundliche Deutsche kenne.

      Ich komm nicht drum herum kurz darauf einzugehen, wie man bei uns Schweizer einkauft. (mit den vielen Merci etc.) Ja, das läuft oft sehr höflich ab aber nein, man muss nicht jedesmal fragen, ob es Zigaretten hat. 😉

      Allerdings muss ich hierbei jetzt unbedingt ein Erlebnis meinerseits in Deutschland erzählen. Da stehe ich doch tatsächlich bei einer Kasse an einem Stand mit Pizzastücken an und die Frau vor mir sagt, als sie dran kommt: „Ich bekomme eine Pizza Fungi.“
      Kein bitte, kein „ich hätte gerne“ einfach nur „ich bekomme“. Ich weiss bis heute nicht, was mich mehr geschockt hat: Dass man so unhöflich bestellen kann oder dass die Kassiererin so reagiert hat, als wäre das ganz normal. 😉