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„Auch für Schweizer in Deutschland gibt es Problem“ — Erfahrungen einer Schweizerin in Berlin

  • Seit 20 Jahren in Deutschland
  • Wir bekamen Post von einer Schweizerin, die seit 20 Jahren in Berlin lebt und über ihre Erfahrungen mit Deutschen schreibt:

    Was mich irritiert: Ich lebe seit 20 Jahren in Deutschland. Ich kann es mir hier weder im Privaten noch im beruflichen Alltag noch auf einer Internet-Plattform erlauben, meine Beobachtungen und manchmal auch kritischen Beobachtungen über die Deutschen kundzutun.

    Wenn ich es doch mal anspreche höre ich stets den deutschen Lehrer.

    Wenn ich z. B. sage ich versteh nicht warum man sich morgens im Büro gar nicht grüsst und warum meine Vorgesetzten nicht sagen können: „Würdest Du bitte das und das für mich erledigen“, sondern nur im preussischen Befehlston mit mir reden können wie z. B. „Meier, mach ma‘ dies mach ma‘ das …“. Wenn ich dann selbst meinen Mitarbeitern gegenüber in meiner höflichen Art begegne um etwas bitte und mich nach getaner Arbeit bedanke, höre ich „na die Kleene hat ja keine Eier (Hahaha)“.

    In was für einen Macho-Laden ist sie da wohl geraten? Idioten gibt es überall, und eine gewisse Form von Anstand gehört auch zur Deutschen Firmenkultur. Nur wird nicht grad jeder Mitarbeiter am Vormittag mit Vornamen und/oder Handschlag begrüsst, wie es bisweilen in der Schweiz geschieht

    Unsere Schweizerin in Berlin berichtet weiter:

    Häufig kriege ich folgende reflektierten Antworten:

    „Das ist doch Dein Problem!“
    „Wir sind tolerant, liberal und weltoffen!“
    „Du schnallst es eben nicht, Puppe.“ (Wohlgemerkt ich bin Akademikerin, Architektin von Beruf)
    „Wo kommst Du nochmals her, ach ja von unserm deutschen Ableger im Süden.“ (Hahahaha, Grööl, Polter, Schulterklopfen)
    „Na wenn´s Dir hier nicht passt dann geh doch!“
    „Wenn es uns nicht gäbe, gäb es Euch gar nicht.“
    „Ihr existiert doch nur wegen dem Bankgeheimnis.“
    „Was ne eigene Kultur? na Du hast sie ja nicht alle. Sei mal froh dass Du hier leben darfst.“
    „Du hast halt kein Selbstbewusstsein, dein Problem.“

  • Schweizer Bescheidenheit vs. Deutsches Selbstbewusstsein
  • Die grösste Ursache für Deutsch-Schweizer Verständnisprobleme sieht sie beim Auftreten Thema „Selbstbewusstsein“ und „Bescheidenheit“:

    Zurückhaltung und etwas Bescheidenheit wir einem hier ja gleich als mangelndes Selbstbewusstsein ausgelegt. Und Selbstkritik scheint mir -mit Verlaub – keine sehr deutsche Eigenschaft zu sein …

    Auch für Schweizer in Deutschland gibt es Probleme.

    Darüber zu reden, ein Verständnis, oder eine Plattform zu finden ist in dem etwas selbstgefälligen Klima hier nicht möglich. Auch ich wundere mich oft über die Deutschen und könnte über skurrile Verhaltensweisen berichten, die z .B. manchmal zwischen devoter Unterwürfigkeit und übertriebenem Selbstbewusstsein schwankt.

    Viele meiner Schweizer Freunde hinterfragen sich, warum sie mit den deutschen Einwanderern Probleme haben und bemühen sich zu verstehn, was dahinter steckt und können sich auch mal kritisieren (selbst kritisieren), und sie können auch mal über sich lachen, dass sie eben Kuhschweizer sind.

    Den Begriff „Kuhschweizer“ kennt meines Wissens niemand in Deutschland. Schweizer werden mit vielem assoziiert. Mit Schokolade, Skifahren, Uhren, Käse, Demokratie und Banken, aber gewiss nicht mit „Rückständigkeit“, wie sie durch „Kuhschweizer“ zum Ausdruck kommt. „Sauschwab“ oder „Saupreuss“ hat man als Deutscher wahrscheinlich eher mal gehört, bei Besuchen im Elsass oder in Bayern.

  • Keine Selbstkritik unter Deutschen?
  • Sie schreibt weiter:

    Ich hab noch keinen Deutschen in Deutschland getroffen der sich selbst hinterfragt, oder der über sich lacht und mir mal zuhört wenn ich kritisiere.
    Das stimmt mich bei aller Selbstkritik nachdenklich.

    Mich auch. Mit was für unmöglichen Berlinern muss diese Schweizerin in 20 Jahren zusammengelebt bzw. gearbeitet haben? Ich glaube nicht, dass Deutsche weniger selbstkritisch oder selbstbewusster als viele andere europäische Nationalitäten wie Frankreich, Italien oder Grossbritannien sind.

    

    29 Responses to “„Auch für Schweizer in Deutschland gibt es Problem“ — Erfahrungen einer Schweizerin in Berlin”

    1. neuromat Says:

      😉

      in der Schweiz würde ihr mit wahrscheinlich doch überwiegender Mehrheit geantwortet, wenn sie sich da nicht anpassen kann, dann soll sie doch gehen. Also, man kann auch in Andermatt bauen.

      das mit der Selbstkritik ist natürlich der riesigste Schmarrn. Nach meinem Empfinden kannst Du in Deutschland über Dich selbst, über Deutsch und alles, was damit zusammenhängt herziehen, dass die Schwarte kracht – mach das mal in der Schweiz ….

      😉

    2. Hans Says:

      Es wäre schön, wenn die Schweizerin nicht ihre Erfahrungen mit den bekanntermaßen recht kodderschnäuzigen und im Umgang schwierigen Berlinern auf Gesamtdeutschland verallgemeinern würde.

      Auch ich als Westfale habe Probleme mit dem, was in Berlin so üblich ist, und ich habe in meinem Arbeitsleben auch durchaus Chefs gehabt, die sich wie gewünscht verhalten haben, statt den Befehlston anzustimmen.

      Das mit der Selbstkritik ist vielleicht eine Wahrnehmungsfrage. Deutsche sind im Großen und Ganzen sehr selbstbewusst, was ja auch in der Schweiz zu den bekannten Reibereien führt, bei denen der Deutsche dann schnell als arrogant gilt. Da kann es dann natürlich schwer fallen, die Feinheiten zu erkennen.

    3. Martin Says:

      Ich kenne kein deutsches Unternehmen, in dem es so zugeht. Was natürlich nicht heisst, dass es das nicht gibt. Aber die Deutschen in Berlin sind sicherlich anders als sie im Süden oder im Rheinland.

      Schliesslich wird in der Schweiz auch immer darauf hingewiesen, dass sich die Mentalitäten in den verschiedenen Landesteilen stark unterscheiden und dass sowieso alles von Kanton zu Kanton verschieden ist. Dann sollte man das den Deutschen, die ja gut zehnmal so viele sind, auch zugestehen.

    4. Smilla Says:

      Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es in Berlin Abteilungen in Betrieben gibt, in denen es so zugeht. Solche Abteilungen gibt es nicht nur in Berlin, sondern überall in Deutschland. Nach einem Architekturbüro hört es sich für mich nicht an, vielmehr nach einem Bauunternehmen, den Stadtwerken oder sonst etwas im öffentlichen Bereich, wo man Architekten finden kann.
      Als ich nach fast 3 Jahren Schweiz letztes Jahr in Tegel nach Zürich eincheckte, konnte ich den Umgangston der deutschen Zöllner auch nicht mehr ertragen.

    5. Brun(o)egg Says:

      Hans und Martin haben sicher recht. Es ist ein himmelweiter Unterschied ob man in Gütersloh, Hamburg oder in Köln, Frankfurt und Aachen an einer Sitzung teilnimmt. Es sind Welten im Verhalten. Und die Branche spielt sicher auch eine Rolle.
      Wie in der Schweiz halt!

    6. Berner Says:

      Ob diese Erfahrungen representativ sind oder nicht, kann ich leider nicht beurteilen, ich habe nie für längere Zeit in Deutschland gelebt.

      Ein offenbar weitverbreiteter Verhaltenszug der Deutschen (wie es auch hier auf blogwiese.ch häufig zum Ausdruck kommt) stört mich allerdings auch: wird irgendetwas an Deutschland oder an den Deutschen kritisiert, ist der erste Gedanke eines Deutschen sehr selten „ja, interessant, könnte eventuell etwas Wahres daran sein“. Nein, die Kritik wird immer gleich abgeschmettert, sei dies auf höfliche und witzige Art und Weise (wie in diesem Blog) oder einfach direkt und unmissverständlich wie von dieser Frau beschrieben.

    7. Marco Says:

      Ich habe leider bisher insgesamt nur 6 Jahre Berufserfahrung, aber als ich noch „bei uns“ in Süd-Deutschland gearbeitet habe (auch in der Nähe der Schweizer Grenze), habe ich dort nicht eine einzige solche Situation erleben müssen (Vielleicht, weil ich kein Schweizer bin?). Im Gegenteil: Es haben alle immer sehr viel Wert darauf gelegt, sich gegenseitig zu grüssen, ein schönes Wochenende zu wünschen oder mit dem Namen anzusprechen. Auch Tür-Aufhalten kennt man da schon ;)…

      Sicher ist in Deutschland die Arbeits-„Atmosphäre“ etwas anders, weil wir direkter zueinander sind, kritische Dinge nicht unbedingt immer umschreiben und auch irgednwie ein grösseres Mitteilungsbedürfnis haben. Ich arbeite nun schon fast ein Jahr hier am Flughafen ZRH. Ein paar Unterschiede sind mir schon aufgefallen – alles in allem kam ich aber mit den Kollegen sehr schnell zurecht und wir haben meistens dieselben Ansichten.

      Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass es in einer berliner Firma so zur Sache geht. Das ist eben die „Berliner Schnauze“ – eine sehr direkte, aber auch ehrliche Art, mit der man erst mal zurchtkommen muss.
      In Köln würde es wohl wieder ganz anders aussehen. Da würden die Chefs nach meiner Einschätzung ihre Forderungen zwar sehr genau definieren, dabei aber immer den nötigen Abstand halten und sehr sachlich bleiben (ich werde mit den Leuten aus NRW und Rheinland-Pfalz irgendwie nicht warm – warum auch immer)…

    8. neuromat Says:

      @ berner

      das kann ich nun wirklich nicht mehr nachvollziehen. Die Anzahl der Comments ist sicher sehr gering. Aber hiervon räumen die meisten durchaus die Möglichkeit ein, dass derartige Erfahrungen in dem beschriebenen Umfeld gemacht worden sein könnten. Wie kann man daraus ein „Abschmettern“ ableiten?

      Der Westfale erwähnt sogar seine eigenen Probleme mit einer gewissen Art.
      In deutschen Zeitungen (Birgit Marschall) ist zu lesen:

      Die Berliner Kodderschnauze hat ausgedient – Wer kennt sie nicht, die berühmte Berliner Kodderschnauze. Der ahnungslose Kunde riskiert in einer Berliner Bäckerei mit dem freundlichen Hinweis „vier Stück Kuchen, bitte“ noch immer eine unbarmherzige Reaktion: „Na, welche denn!“, brüllt sie dann zurück, die Verkäuferin in der Bäckerei, als sei es bereits eine Minute nach Ladenschluß. Und der Berliner Taxifahrer weiß auf die Frage, ob er freundlicherweise ein Kleid an eine vorgegebene Adresse transportieren könnte, nur zu entgegnen: „Da krieg` ich ja bestimmt keinen Parkplatz vor der Tür!“

      SPIEGEL ONLINE:
      Hauptstadtkultur – „Es bleibt die Berliner Schnoddrigkeit“

      Sie sind Hanseat und Kenner der Hochkultur, gelten als Bildungsbürger par excellence. Leiden Sie manchmal am Schmuddel-Image Berlins?

      Schmitz: Einfache Antwort: ja. Auch nach all den Jahren stößt mir der hiesige Stil immer wieder auf. Es ist aber besser geworden. Seit der Wende hat es einen Austausch von einer Million Einwohnern gegeben. Die gesellschaftliche Schichtung dieser Stadt ist ein bisschen bunter geworden, es gibt wieder ein entstehendes Bürgertum. Sehen Sie sich die ganzen Fördervereine der Museen und Theater an, da ist eine Menge entstanden an bürgerschaftlichem Engagement. Es bleibt jedoch die Berliner Schnoddrigkeit: Man geht zum Bäcker und wird erst mal angeraunzt.

      daruf wird dann wieder reagiert (Berlin Magazin):

      „Ähnliches passiert Ihnen auch in Paris, London oder in New York.

      Übrigens: Auch das klischeehafte Schimpfen auf ihren Bäcker können sie sein lassen. Erst einmal: Bei meinem Bäcker im Kiez werde ich immer mit einer ausgesuchten Freundlichkeit bedient. Die Adresse überlasse ich Ihnen gern.

      Jeder kann aus seiner Stadt ähnliche Geschichten erzählen, sei es in Hamburg oder in Oberhausen. Berlin assimiliert doch eigentlich jeden. Das ist doch das Gute an dieser Stadt. Lustig ist es immer dann, wenn Schwaben anfangen zu Berlinern, finden Sie nicht auch?

      Berliner Schnodderigkeit: Das bedeutet Schlagfertigkeit und Witz, Offenherzigkeit und Ehrlichkeit. Berlinerische oder die Berliner Kodderschnauze, das ist Märkisches Platt vermischt mit Hochdeutsch, ein wenig Sächsischem, dem Jiddischen, dem Niederländischen und dem Slawischen. Nicht zu vergessen das Französische: Um 1700 waren fast zwanzig Prozent unserer Einwohner geflohene Hugenotten.

      Und was ist schon dabei Boulette anstelle von Frikadelle, Schrippe anstelle von Brötchen zu sagen?“

      Deutsche Verlage vergeben Auftragsarbeiten, in welchen Schweizer Journis ungeprüft ihren zum Teil beleidigenden Senf loslassen können.

      Dabei haben wir es stets mit Einzelpersonen zu tun. Und wenn jemand aus Süddeutschland schreibt, dass er mit den Leuten aus NRW und Rheinland-Pfalz irgendwie nicht warm – warum auch immer – wird, dann mag das zutreffen. Auch, weil die mit ihm nicht warm werden wollen, weil er genauso wenig Kölsch kann wie ein Schweizer, ein Hamburger oder ein Pole. Hierbei bedeutet jedoch nach meinem Dafürhalten „den nötigen Abstand halten“ keinesfalls „ausgrenzen“.

      Insgesamt ist die Siutation, wie sie oben beschrieben wird unrealistisch und gewissen Kommentare belegen nur die Unkenntnis betreffend den grossen Kanton. Das ist sicher peinlich, fällt ja aber nie weiter auf.

      Wenn da zu lesen ist:

      „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es in Berlin Abteilungen in Betrieben gibt, in denen es so zugeht. Solche Abteilungen gibt es nicht nur in Berlin, sondern überall in Deutschland. Nach einem Architekturbüro hört es sich für mich nicht an, vielmehr nach einem Bauunternehmen, den Stadtwerken oder sonst etwas im öffentlichen Bereich …“

      dann – mit Verlaub – schaudert es einen. Wer mal mit „Frauenbeauftragten“ im „öffentlichen Bereich“ zu tun gehabt hat (ich blieb zum Glück verschont) weiss, dass obige Bemerkungen einfach nicht drin liegen.

      Wer konstruiert, dass bei Sitzungen ein himmelweiter Unterschied sei je nachdem, ob man in Gütersloh, Hamburg oder in Köln, Frankfurt und Aachen zusammentreffe, liegt genauso daneben wie die Feststellung: „Solche Abteilungen gibt es nicht nur in Berlin, sondern überall in Deutschland.“

      Es ist eben nicht eine kritische Feststellung, die irritiert, sondern die sich in solchen Aeusserungen demaskierende Arroganz blinder Verallgemeinerung. Wobei niemand von denen dann wieder in einen Topf mit dem klassischen Bünzli-Schweizer möchte.

      Was die Selbstkritik anbelangt, so frage ich mich, wo ist denn der Schweizer Wallraff, der Schweizer Dieter Hildebrandt, gab es hier mal eine APO, wurde mal eine Silvesteransprache zum zweiten Mal gesendet und darüber gelacht, wie ueber die eigene Fahne, die wir falsch herum aufhängten, warum (man kann von solchen Telemedialen Events halten, was man will) wählen die Deutschen die zehn peinlichsten Deutschen und warum wählen die Schweizer …. die zehn peinlichsten Deutschen.

      Und wer bestimmt eigentlich, welche Mentalitaet nun die einzig richtige ist… war es nicht ausgerechnet ein Preusse, der gesagt hat, jeder solle nach seiner Fasson selig werden…

    9. pfuus Says:

      @berner

      Es kommt bisweilen auf die Qualität einer Kritik an.

      http://www.blogwiese.ch/archives/214

      Seit wann gelten Vorurteile als Kritik?

    10. tobi Says:

      Jaja, die Berliner halt. Sind schon ein seltsames Völkchen, mit denen ich als gebürtiger Norddeutscher auch so meine Schwierigkeiten habe. Meistens ziemlich kurz angebunden und relativ unfreundlich – was aber nicht persönlich gemeint ist. Da muss man eben zurückpoltern. Und wer das nach 20 Jahren nicht beherrscht und unglücklich ist, sollte woanders hinziehen.

      Ich habe es schliesslich auch gelernt, mich den Lebensverhältnissen und Umgangsformen der Schweiz anzupassen.

      Flexibilität ist in der Umgebung in der man lebt, die beste Voraussetzung um sich zu integrieren. Wer das nicht kann, hat ein persönliches Problem.

    11. Archer Says:

      Naja, hoffentlich spricht sie anständiges Deutsch. Hr. Hr.

      Eine Schweizerin in Berlin genau so zu behandeln wie einen Deutschen in Zürich/Bern wäre irgendwie zurückgeblieben. Wobei… in Berlin spricht man zwar auch wenn nötig Englisch, aber nur selten Italienisch, Französisch oder gar Rumantsch.

      Ich setze mal einfach voraus, dass die Dame sich ja wirklich intensiv bemüht. Aber so schwierig ist es jetzt auch nicht, in Berlin an irgendein Arschloch zu geraten. Genau so wie in Zürich.

      Wo is der Zürcher?!?! Niemand, der hier mehr seinen Kack runtersalbadert? Wow. Total langweilig geworden, dat is. Muss wohl Urlaub haben.

    12. Yolke Says:

      Es gibt in der Schweiz genauso Selbstkritik wie in Deutschland und jedem anderen Land auf dieser Welt. Wenn man sie den finden will. Die erwähnte Neujahrsansprache kann beispielsweise der Adolf Ogi 1993 bieten. Und die 10 peinlichsten Deutschen wurden hier ebenfalls gewählt, weil die meisten Schweizer die so genannte Cervelat-Prominenz gar nicht kennt oder diese per se als peinlich erachtet 😉 So gesehen ist die deutsche Prominenz schlicht interessanter, was doch auch ein beachtenswertes Eingeständnis ist. Wieso also auf in einem Blog geäusserte Vorurteile über Deutsche mit derselben Keule zurückschwingen? Selbst der klassische CH-Bünzli findet sein Pendant in jedem anderen Land genau so wie der so gern erwähnte arrogante kaltschnäuzige Deutsche. Amen.

    13. Smilla Says:

      @Neuromat:
      Ich kenne leider nur Deinen Beruf von heute und weiß nicht, was Du für berufliche Erfahrungen in der Vergangenheit gesammelt hast. Ich für meinen Teil kann die Erfahrungen der Dame absolut nachvollziehen, denn ich habe in namhaften Großbetrieben und auch im öffentlichen Bereich schon solches Verhalten beobachtet. Nicht in Berlin, ich kenne es aus Frankfurt, Mainz und kleineren Städten im Taunus. Es begegnet einem immer wieder. Als frischgebackene Studentin im ersten Semester hatte ich meinen Ferienjob in einem Industrieunternehmen. Freundlich und höflich ging es mit den Ingenieueren am sauberen Schreibtisch zu. Wurde dieser in die Werkstatt verlagert, war das Umfeld ein anderes. Ich war die einzige Frau unter einer Reihe von Monteuren. Die meisten benahmen sich sehr höflich. Einer von ihnen sagte jedoch einmal aus heiterem Himmel zu mir: Wenn du hier zu wenig verdienst, kannst du ja noch ein wenig anschaffen gehen.“
      Ernst habe ich das damals nicht genommen. Es war mir auch zu blöd, in irgendeinerweise auf Betriebsräte und Frauenbeauftrage zuzugehen. Auch mein Chef weiß davon nichts. Ich habe es als das bewertet, was es war, nämlich ein super dämlicher und frecher Kommentar, dem man am besten keine weitere Beachtung schenkt. Aber es gab sie diese Erfahrungen.

      Es steht Dir selbstverständlich frei, auf Grund einer beruflichen Situation, in der Dir der Umgang mit derartigen Unhöflichkeiten erspart bleibt, top down über andere zu urteilen, die sich nicht in der priviligierten Situation befinden, sich ihre Mitarbeiter aussuchen zu können. Von mir aus kannst Du Dich gerne weiter wundern. In Bezug auf Deinen Kommentar zu meinem kann ich Dir jedoch in diesem Fall nichts anderes antworten, als dass Du bestimmte Vorurteile, die es zu Deiner Berufsgruppe gibt, zu bestätigen.

    14. neuromat Says:

      @ smilla

      Das ist in Ihrem Fall schade. Denn dafür sind Frauenbeauftragte und Betriebsrat da. Diese werden in der Regel auch in Anspruch genommen, ebenso wie die „Mobbing Beauftragten“. Aus meiner Zeit im so genannten öffentlichen Dienst vermag ich abzuleiten, dass derartige Vorkommnisse aufgrund der Tatsache, dass dem nachgegangen wurde, zunehmend seltener wurden, welche nun insbesondere die angesprochene Berufsgruppe betrifft.

      Es gibt hier jedoch einen Unterschied. Bei Ihnen handelt es sich der Darstellung nach um ein singuläres (einmal aus heiterem Himmel) Ereignis (mit der dann wahrscheinlich doch richtigen Antwort, den beleidigenden Kommentar einfach zu ignorieren). Die Dame, die an Jens berichtete, stellt Ihre Erfahrungen als seit Jahren andauernd und als generelles Verhalten dar. Somit lässt sich nur dazu raten, die erwähnten Instanzen in Anspruch zu nehmen.

      Ich würde nämlich davon ausgehen, dass wenn Sie, den von Ihnen genannten Kommentar dauernd gehört hätten, es Ihnen nicht weiter „zu blöd“ gewesen wäre, auf irgendeine Art auf Betriebsräte oder Frauenbeauftragte zuzugehen. Ich würde es im Fall auch nicht als „zu blöd“ empfinden, wenn sich jemand dieser Instanzen bedient. Dies mag aber jede(r) selbst beurteilen.

      Das dies bei andauernder Verletzung nicht geschieht – erscheint mir unverändert genauso unrealistisch wie die gesamte Szenerie, dass die hievon Betroffene durchgehend nur auf ein Verhaltensmuster trifft. Interessant ist ja auch, dass sich einige melden, die ebenfalls in dieser Region gearbeitet haben und sich als eigene Person anders erlebt haben. Es dürfte sich ja nicht um Albinos gehandelt haben. Es muss dort also auch andere Menschen geben.

      Das, was mich generell stört und weiter nerven wird, bleiben aber die sinnlosen Kategorisierungen und Zuschreibungen. Bereits dieser ueberstrapazierte Gebrauch des Wortes „Kultur“. Mittlerweile haben ja jeder Stammtisch und jede Werbeagentur ihre Kultur. Das ist dann eben immer alles typisch. Typisch deutsch, typisch englisch, typisch für linkshändig popelnde Kardinäle – je nach Spannweite der Kategorie.

      Und dann von der eigenen Situation und der getroffenen Kategorisierung darauf zu schliessen, dass eben ein gewisses generelles Merkmal der Unfähigkeit zur Selbstkritik vorliegt, bei allem Respekt, aber das ist und bleibt einfach unakzeptabel. Das liegt aus meiner Sicht an jedem Einzelnen, und da ist es mir völlig egal, ob der schwarz, weiss, gelb, linkshändig, Männlein oder Weiblein, Sitzpinkler oder Nassfurzer ist, noch welche Nationalität oder Herkunft er besitzt.

      Da kann man mich ja vierteilen, aber mit dieser Denke behalte ich mein Problem. Und mit denen, die dieses Denken propagieren eben auch.

      Und nur am Rande: aussuchen kann ich mir persönlich den ganzen Tag über gar nichts. Und Unhöflichkeiten bleiben einem leider gar nicht erspart. Aber die kann ich nicht als typisch Tischler, Lehrer, Chinese oder Grafikdesigner mit italienischer Mutter einordnen.

      @ Yolke
      besser hätte man den Berner

      („Nein, die Kritik wird immer gleich abgeschmettert, sei dies auf höfliche und witzige Art und Weise (wie in diesem Blog)…“ eigentlich nicht widerlegen können.

      Jetzt weiss ich zumindest, warum die Schweizer die zehn peinlichsten Deutschen wählen. Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Die Fernsehsendung war im Fall sehr gelungen. Ich kannte tatsächlich keinen der Schweizer ModeratorInnen, die ihren „grossen“ Vorbildern aus dem noch grösseren RTL-Kanton, die ich ebenfalls nicht kenne, in nichts nach standen. Insofern persiflierte sich die ganze, mit einem nicht zu übersehenden, versuchten Ernst veranstaltete Wahl, tatsächlich selbst.

    15. Alioscha Says:

      Ich vermute, es hat auch viel mit Selbstdefinition zu tun: Wie kann ich mich dessen versichern, dass ich trotz ungezählter Jahre im Ausland immer noch Schweizer geblieben bin und mich nicht etwa assimiliert habe und mich von einem Deutschen kaum mehr unterscheide? Antwort: Ich versichere mir selbst jeden Tag wie schweizerisch ich bin und wie unerträglich deutsch die anderen. Oder anders formuliert: Erst im Ausland fängt man – auf sich selbst bezogen – in nationalen Kategorien zu denken. Kein Schweizer muss sich in der Schweiz dessen versichern, dass er Schweizer ist. Im Ausland, etwa in Berlin, ist diese Tatsache jedoch ständig in Gefahr. Die schlimmste Beleidigung wäre doch, etwa für einen Deutschen gehalten werden. Oder noch schlimmer: Für einen Österreicher. Also muss man immer schön schweizerisch agieren. Viel schweizerischer als man es zu hause tun würde. Das ist nicht nur im Verhältnis Deutschland-Schweiz so, sondern auch in allen anderen Kombinationen.

    16. berner Says:

      Genau, das meinte ich: äussert man Kritik an Deutschen, muss diese Kritik zwingend immer „wiederlegt“ werden. Warum eigentlich?

      Inhaltlich kann ich zum Kommentar von Yolke leider nicht viel sagen, ich habe ihn nicht verstanden.

    17. tobi Says:

      Mich würde mal interessieren, wer auf den 10 Plätzen war … mir fallen da jede Menge ein. 😉

    18. pfuus Says:

      @berner

      „Warum eigentlich?“

      Weil darunter bereits wieder ein Vorurteil liegt 🙂

    19. neuromat Says:

      @ berner

      bitte diesen Text NICHT lesen.

      Nicht Lesen. Hallo NICHT lesen heisst nicht lesen. Gilt auch für alle anderen!

      Willkommen in der Welt der Paradoxien. Kratz mich mal einer – bitte nicht anfassen! Wie kann man den Text von Yolke nicht verstehen, der ist absolut einfach. Ich finde aber sie sollten jetzt auf keinen Fall antworten und (versuchen wieder etwas zu beweisen), denke aber, sie werden sich nicht melden können, weil Ihnen der Widerspruch wahrscheinlich selber aufgegangen ist.
      Viel Spass dabei
      😉

    20. berner Says:

      Was ist aufgegangen? Ein Widerspruch? Die Sonne?

      Mir ist leider gar nichts aufgegangen,…im Gegenteil.

    21. neuromat Says:

      @ berner

      Nicht lesen hatte da gestanden. Sie können wohl gar nicht anders? Jetzt schon wieder. Bitte nicht lesen.

    22. berner Says:

      Was heisst Nicht Lesen?

      Wie wollen sie wissen, dass ich den Text gelesen habe?

    23. neuromat Says:

      Weil Sie danach fragen, woher ich das wissen will. Warum wollen Sie das wissen, wie ich das weiss?

      Ich meine, um noch mal auf „die Kritik“ zurückzukommen, das ist doch so, dass Deutsche jederzeit ihre Fehler zugeben (würden), wenn sie denn welche hätten. Und gerade das ist es ja , was uns im deutschen Sprachraum unter unseren verschiedenen Nationalitäten alle so eint: Wir sind alle ziemlich Madonna, die würde nämlich ihre Fehler auch zugeben, wenn sie welche hätte.

      Da gibt es Länder, die haben noch nicht einmal „10 eigene Peinliche“. Die müssen die noch von woanders ausleihen, was nicht weiter tragisch ist, da die ohnehin viele Arbeitskräfte und Dienstleistungen von überall her .

      Da dachte ich vorher, die können sich ja selbst gar keine „Peinlichen“ eingestehen, bis mir jetzt erklärt wurde, dass es wirklich keine gibt, die jemand kennen würde. Also Madonna würd ja ihre Peinlichkeiten auch … aber das ist ja Madonna.

      Also, ich muss Ihnen da jetzt doch Recht geben. Die Schweizer, die können das viel besser mit der Selbstkritik, die können das so gut, dass die die gar nicht mehr brauchen. Die Deutschen können da immer nur Widerworte geben. Sagt der deutsche Fussballer schweisstriefend nach dem Spiel, er stinke nicht, schliesslich habe er vorgestern geduscht, so wird der Schweizer auf die Herkunft des Adidas Trikot verweisen. Möglicherweise hat er aber auch gar keinen eigenen Schweiss, der ist nur saisonal zur Enthitzung angestellt.

      Ausserdem haben Deutsche keinen Humor, verstehen keine Ironie und haben alle Schuhgrösse 47.

    24. Mosbirne Says:

      Berlin ist wirklich kein gutes Beispiel für „typisch deutsches“ Verhalten. In Berlin ist die Schmerzgrenze einfach zu hoch. Bei meinem letzten Hauptstadt-Besuch vor 2 Jahren fragte mich ein Berliner vor dem Schloss Charlottenburg nach dem Weg:

      „Tschuldijung, wissen se wo de XY-Strasse iss?“
      Antwort: „Nein, ich bin nicht von hier.“

      „Wissen se, die muss hier janz in der Nähe sein.“
      Antwort: „Sorry, ich bin wirklich nicht aus Berlin.“

      „Die soll janz in der Nähe sein. Da vorne irjendwo?“
      Antwort: „ALTER VERPISS DICH. ICH BIN TOURIST!“

      Ach so, du bist nicht von hier. Sorry!

    25. pfuus Says:

      Hier noch einige Worte von einer Fachperson.

      http://www.youtube.com/watch?v=P5Nzrb_CMY4&feature=related

    26. berner Says:

      „Ausserdem haben Deutsche keinen Humor, verstehen keine Ironie und haben alle Schuhgrösse 47“

      Gut, dann sind wir uns ja einig. Und klar, mein erster Kommentar war eine unzulässige Verallgemeinerung. Aber als „Direktbetroffener“ könnte man ja zuerst paar Mal tief durchatmen, statt direkt mit bissiger Ironie zu antworten. Zudem finde ich in der rein schriftlichen Kommunikation Ironie ein zweifelhaftes Stilmittel, da der non-verbale Aspekt fehlt, um die Information richtig zu interpretieren (ich habe bspw. keine Ahnung, ob ihre Kommentare ev. humorvoll gemeint waren…). Aber um nochmals zu den Verallgemeinerungen zurück zu kommen: es gibt zwei Mittel, Kritik totzuschlagen bzw. eine lustige Unterhaltung im Keim zu ersticken: wie die Deutschen, mit einem zynisch-ironischen Kommentar; wie die Schweizer, Weglaufen (oder alternativ: Beginnen zu weinen).

    27. Henning Flessner Says:

      Sie schreiben, dass niemand den Ausdruck „Kuhschweizer“ in Deutschland kennt.
      Ich bin in Norddeutschland aufgewachsen und habe dort von jemandem , der auf einem westfälischen Bauernhof zur Ausbildung war, den Ausdruck „Schweizer“ gehört. Damit wurden die Leute auf grossen Höfen bezeichnet, die für die Versorgung der Rindviecher zuständig waren. Schweizer war hier eine Berufsbezeichnung.

    28. pfuus Says:

      @Henning Flessner

      Peter Bichsel hat den Ursprung von Kuhschweizer, respektive Sauschwabe folgendermassen erklärt: In D war der Mann(Bauer) für den Schweinestall zuständig und die Frau(Bäuerin) für den Kuhstall, während dies in umgekehrter Weise für die Schweiz galt. Der Sauschwab verrichtete also in den Augen der CH Bauern „Weiberarbeit“, während der D Bauer die Arbeit im Kuhstall für selbiges hielt.

      Und richtig: Auf deutschen Höfen im Norden war die Berufsbezeichnung für einen Melker, „Schweizer“.

    29. Alexander Says:

      Ich bin ein „Schwab“ ,lebe in Nuernberg, die Schweiz ist mir lieb und mein begehrtes Ziel. Wenn nicht die orgsnisatorischen Probleme, wuerde ich von heut ueber morgen umziehen! Helvetische Brueder und Schwester, glaubet, nicht alle bundesdeutsche sind gleich mist! Aber alle sind BESETZT.