Was verleidet der Verleider? — Haben Sie auch schon den Verleider bekommen?

April 30th, 2007
  • Der Aufsteller, der Ablöscher
  • In der Schweizer Gegenwartssprache entdecken wir immer wieder „Aktanten“, die uns bis dahin unbekannte Tätigkeiten hauptberuflich und in Vollzeit ausführen. Da wäre an erster Stelle der „Aufsteller“ zu nennen, dessen Tätigkeit für gute Laune sorgt und Stimmung bringt, aber ganz bestimmt nicht im sexuellen Bereich, denn dafür gibt es schliesslich Viagra von Pfizer oder Frank Baumann von Genial Daneben. Ach nein, der hatte ja einen anderen Job und war dort „der Tätschmeister“.

    Dann als zweites der direkte Gegenspieler vom „Aufsteller“, sein Kontrahent, hierzulande bezeichnet als der „Ablöscher“. Leider arbeitet der selten bei der Feuerwehr sondern ist zuständig für das „kalte Ablöschen“, ähnlich wie in der alten Werbung für Fisherman’s Friend „Wie schmecken denn die„?

    So stellen wir uns einen Ablöscher im echten Leben auch vor.

  • Woran leidet der Verleider?
  • Dieser unfreundliche Zeitgenosse hat offenbar noch einen Kollegen, den „Verleider“
    So lasen wir im Tages-Anzeiger:

    Die Gäste, vor allem Familien, die für viel Geld ein Abo gelöst haben, bekommen schnell den Verleider, wenn sie es nicht amortisieren können.
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

    Sie bekamen den Verleider. Nicht den „Verleger“, also den für die Teppichware, und nicht den für die Bücher. Vielmehr kommt jemand zu ihnen und „verleidet“ etwas. Interessante Vorstellung, und garantiert durch und durch schweizerisch.

    Bei Google-CH fanden wir ihn 627 Mal. Darunter auch den „Absoluten Verleider“ im Schweizer „ Beobachter“ (das ist kein Aktant, sondern eine Wochenzeitschrift).

    Den technischen Verleider fanden wir beim Turnverein Bellach Schliesslich gibt es da noch den Verleider im aargauischen Gesetz über die Ausübung der Fischerei:

    § 16
    1 Von den ausgesprochenen Geldbussen fällt ein Drittel dem Verleider zu.
    2 Ist diese wegen Unvermögenheit des Gebüssten nicht erhältlich, so sollen dem Verleider wenigstens seine Anzeige- und gerichtlichen Erscheinungsgebühren vom Staate vergütet werden.

    So ganz begriffen haben wir diese Paragraphen auch nach mehrmaliger Lektüre nicht. Sollten wir mal einen „Fürsprecher“ fragen, der kennt sich da bestimmt gleich aus, d. h. in der Schweiz „Er kommt (da) raus„, aus dem Fischteich oder was weiss ich wo das Leiden des Verleiders begann.

  • Und was heisst nun „Verleider“?
  • Ein wichtiger Mensch, dieser Verleider in der Schweiz. Wo der nicht alles gebraucht wird? Doch bevor wir es unseren Lesern nun verleiden, sich weiter mit dem „Verleider“ auseinanderzusetzen, hier die Lösung des Rätsels, wie so oft im Duden erklärt:

    Verleider, der; -s, – (schweiz. mundartl.): Überdruss: er hat den Verleider bekommen (ist der Sache überdrüssig geworden).
    (Quelle: Duden.de)

    Nun ja, das mit dem „mundartlich“ wollen wir jetzt mal geflissentlich überlesen, denn er wird ja fleissig geschrieben, der Verleider. Warum auch nicht, ist doch so schön praktisch. Ein anderes Wort für „Überdruss“ also, so einfach ist das. Und wie schrecklich kompliziert das wieder auf Hochdeutsch ausgedrückt werden muss! „Er ist der Sache überdrüssig geworden“, daneben elegant schweizerisch: „Er hat den Verleider bekommen“.

    Kein Wunder also, dass sich dazu in der Jugendsprache einiges entwickelte, von „kein Bock mehr haben“ über „gewaltig Frust schieben“ bis „voll auf den Blues gekommen sein„. Was wir hier so locker als „Jugendsprache“ bezeichnen ist mittlerweile auch veraltet und sicherlich durch neue Ausdrücke ersetzt worden.

    An die armen „Verleger“ denken wir nicht mehr, bei all dem Überdruss, und reihen ihn ein, den freundlichen „Verleider“, gleich neben den „Aufsteller“, den „Ablöscher“ und meinetwegen auch den „Frank Baumann“ „Tätschmeister„.

  • Ablöscher live on stage
  • Als Beispiel für richtig „gröhlendes Ablachen“ ein typischen Ablöscher-Sketch von Frank Baumann, live vorgestellt beim Arosa Humor Festival 2005. Aber dass hinterher niemand schreibt, ich hätte vor diesem Video nicht ernsthaft gewarnt!

    Über die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich

    April 29th, 2007
  • Österreich ist nicht Deutschland
  • Ein Blick über die Landesgrenze in Richtung Süden. Nein, nicht in die Schweiz sondern nach Österreich. Da am Sonntag die Blogwiese Kreativpause hat, hier ein hübscher Lückenfüller, damit die Zeit nicht zu lang wird:

    Offensichtlich fühlen sich auch die Österreicher manchmal von den Deutschen sprachlich überrannt, wehren sich aber recht tapfer.

    Wie humorlos sind die Schweizer? — Machen wir uns hier über die Schweizer lustig?

    April 27th, 2007
  • Gehen Sie doch zurück nach Deutschland!
  • Die Blogwiese ist seit dem 01.09.2005 online. Bisher wurden über 553 Artikel veröffentlicht. Fast immer gab es zahlreiche Reaktionen. Die Leserinnen und Leser korrigierten Fehler, ergänzten Fakten oder steuerten eigene Erfahrungen bei. Oft werde ich gefragt, ob auch richtig böse Kommentare eingegangen sind. Höchste Zeit, dies einmal „gesamthaft“, wie man in der Schweiz so gern sagt, zu betrachten.

    Der Artikel: „Lebensmüde benutzen bitte den Zebrastreifen“ (siehe hier) rief eine ältere Leserbriefschreiberin aus Bülach auf den Plan. Ich hatte ihn im Neuen Bülacher Tagblatt als Glosse veröffentlicht und geschrieben, dass diese „Fussgängerstreifen“ in der Schweiz eher zur Lösung des Überalterungsproblems gedacht seien als zum Überqueren einer Strasse, denn niemand pflegt dort wirklich anzuhalten und als Deutscher fällt man sofort auf, wenn man für einen Fussgänger stoppt. Sie empfahl mir, die Zelte in der Schweiz abzubrechen und mich gleich in den nächsten Zug nach Deutschland zu setzen.

    Ich nahm Kontakt mit der Person auf, es gingen ein paar Emails hin und her, denn immerhin war der Brief nicht anonym eingegangen. Schliesslich stellte sich heraus, dass die Schreiberin selbst vor 30 Jahren aus Deutschland in die Schweiz eingewandert war und nun sehr empfindlich auf jedes „sich Lustigmachen über die Schweizer“ reagiert. Die Geschichte mit den gefährlichen Fussgängerstreifen hat sich etwas abgemildert. Es halten immer häufiger auch die Schweizer, seitdem dies verstärkt von der Polizei geahndet wird.

    Beim nächsten Mal war es wiederum ein Deutscher, der, nach 25 Jahren in der Schweiz, meinte diese gegen jegliche Angriffe verteidigen zu müssen, als ich in einem Artikel über den Tunnelbrand im Gotthard schrieb, dass man bei den Renovierungsarbeiten dieser Verkehrsachse darauf verzichte hatte, erneut Sprengstoff in der Tunneldecke zu deponieren, wie es bisher üblich war und bei allen Brücken und Tunnel der Schweiz nach wie vor üblich ist.

    Meine Schlussfolgerung: „Die Schweizer sind ein lernfähiges Völkchen“ regte diesen Leser furchtbar auf. Ich solle doch zurück nach Deutschland gehen, wenn es mir hier nicht passt. Die meisten dieser Kritiker begannen dann erst, ein bisschen ausführlicher die Artikel auf der Blogwiese zu lesen und kamen später zu einem etwas gemässigteren Urteil.

  • In der Innerschweiz wäre so ein Blog unmöglich
  • Neulich lernten wir eine Deutsche aus dem Rheinland kennen, die auch schon lange in der Schweiz lebte und sich mit ihrer typischen „rheinischen Frohnatur“ schwer tat im Umgang mit den angeblichen so humorlosen Schweizer. Sie meinte, dass ein Blog wie die Blogwiese in der Innerschweiz ganz und gar undenkbar sei. Halte ich für Unsinn, denn ein Klick auf den Sitemeter-Button unten rechts an der Seite des Blogs erlaubt es leicht, die „locations“ zu sehen, woher die Leser stammen. Diese Auswertungen sind öffentlich zugänglich und nichts ist spannender, als diese Leserströme zu beobachten und zu analysieren. Jeder kann genau sehen, was über ihn im Internet beim Besuch der Blogwiese bekannt wird. Vom Betriebssystem über den verwendeten Browser, die Surfdauer und –tiefe etc.

    Blogwiese wird also auch in der Innerschweiz gelesen und „goutiert“, nicht „foutiert“, um das mal schön schweizerisch auszudrücken (und niemand fühlt sich „touchiert“). Die meisten richtig negativen Statements kamen von Leuten, die offensichtlich die Blogwiese nicht oder nur die Überschriften gelesen hatten.

  • Wieviele böse Stimmen waren es dann?
  • In Zahlen ausgedrückt, kamen auf 1‘000 Mails oder Kommentare vielleicht 10 böse Mails oder Briefe. Drei davon anonym. Auf die Brief mit Absendern habe ich sofort geantwortet und meist entwickelte sich in der Folge eine angeregte Diskussion. Wir können daraus schlussfolgern:
    99 % der Leserinnen und Leser haben genügend Humor und Selbstironie, um sich durch die Blogwiese nicht persönlich beleidigt oder angegriffen zu fühlen.

    Ca. 1% sehen in dem Blog eine Bedrohung der Schweiz und wünschen uns weit weit weg zurück über den Rhein.
    Es sind weniger die „Bünzlis“, die sich aufregen, sondern die Secondos.

  • Streitlustige Secondos
  • Denn eine Tendenz lässt sich bei den kritischen Schreibern feststellen: Unter den stärksten Kritikern und „Beleidigten“ finden sich erstaunlich oft Secondos (= Kinder von Wahlschweizern), die hier selbst entweder gerade erst Fuss gefasst haben oder einen roten Pass beantragten, die nun ihre neue Wunsch- oder Wahlheimat Schweiz bis aufs Messer gegen jeden Kritiker verteidigen möchten. Beispiel einer solchen Stimme: Zydeco, nach eigener Aussage ein Secondo.

    Sie verlassen kaum mehr die Schweiz, klammern sich hier „an die Scholle“ und sehen durch die Artikel der Blogwiese ihre neue Heimat bedroht. Reiselustige Schweizer, die selbst mal in Deutschland waren oder in der Welt herumreisen, legen da eine viel grössere Gelassenheit und Selbstkritik an den Tag. Ausserdem verirrte sich der ein oder andere „Troll“ in die Kommentare. So nennt man im Internet-Foren User, denen es nur um die bewusste Provokation der anderen geht. So gab sich ein Deutscher als Türke aus, und schimpfte unter dieser Tarnmaske über die Schweizer, etc.
    Wirklich ganz selten (vielleicht 2-3 Mal) musste ich in den ein letzten 16 Monaten einen zu beleidigenden Kommentar löschen.

  • Der Beweis, dass Deutsche arrogant sind
  • Richtig erschrocken war ich über den recht neuen Kommentar zum dem Artikel „Das Schweizer Tür-aufhalten-Phänomen“.
    So schrieb der Leser „Peter“ :

    »Dort pflegte ich mich zu bedanken mit dem Satz: „Jetzt müssen Sie mich nur noch heimfahren, das wäre perfekt.“«
    Quod erat demonstrandum – von wegen deutscher Arroganz. (Sorry!)
    (Quelle: Kommentar von Peter

    Ich versuchte zu erklären mit der Entgegnung:

    [Anmerkung Admin: Also das soll Arroganz sein? Mensch das war doch nur ein Joke, ein lockerer Spruch, eine kleine Auflockerung zum Abschied, erwachsen aus meiner Faszination über soviel Hilfsbereitschaft. Wenn das schon als “Arroganz” = Überheblichkeit aufgefasst wird, dann sehe ich die Schweiz langsam wirklich als “anderen Kulturkreis”. Merke: Niemals ein Witz zum Schluss, wenn eine Bedankungsorgie erwartet gewesen wäre. Nein, die freundlichen Taschenträger haben stets freundlich mit gelacht über diesen Satz, und ich glaub nicht, dass sie mich als arroganten Deutschen in Erinnerung behielten.]

    Worauf Peter zurück schrieb:

    Zur Antwort von “Admin”: Die Reaktion scheint mir typisch zu sein – oder auf gut bundesdeutsch: Mir kommen die Tränen. – Kennen Sie das nicht, dass man lacht, auch wenn (oder gerade weil) man sich etwas seltsam berührt fühlt bzw. – wie Sie sich wohl ausdrücken würden – leicht veräppelt vorkommt? – Ja, Sie befinden sich in der Schweiz tatsächlich (und eben nicht nur in der französischen oder italienischen) in einem anderen Kultur- bzw. Mentalitätsbereich, kurz: im Ausland. Es fällt auf, wie gerade die Deutschen oft Mühe haben – pardon: sich schwer tun -, das schlicht und einfach zu akzeptieren oder auch nur zur Kenntnis zu nehmen. (Statt dessen wissen sie nichts Schlaueres, als sich über das, was nicht wie bei ihnen zu Hause ist, zu mokieren. Nun gut, das können Schweizer auch!)
    (Quelle: Kommentar Peter)

    Und nun bin ich verunsichert. Hatte die ganze Zeit nur alle aus Höflichkeit freundlich gelacht? Wird diese harmlose Satire vom „Türen-Aufhalten“, die ein Spiegel für das Verhalten der Eidgenossen sein soll und einfach nur eine persönliche Beobachtung wiedergibt, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit oder sozio-psychologischer Analyse, wird diese Satire tatsächlich von Peter als „sich mokieren über die Schweizer“ aufgefasst?

  • Sind Schweizer doch etwas empfindlicher?
  • Ein bisschen erinnert die Geschichte an den Artikel „Schweizer Höflichkeit vs. Schweizer Empfindlichkeit“, denn diese empfindliche Reaktion „Der macht sich lustig über uns“ ist zwar bei einem kleinen Prozentsatz der Leser aufgetreten, was nicht viel heissen mag, denn viele haben sich vielleicht einfach nicht getraut, diesen Frust und diese Meinung als Kommentar zu abzuschicken. Leider lässt sich in so einem Blog ja kein anonymer Zettel an die Wand kleben, wie in der Waschküche oder im Hausflur.

    Ist Tüpflischeissen eigentlich ein Schweizer Nationalsport?

    April 26th, 2007
  • Schweizer Familien lesen Illustrierte
  • Neulich war ich auf dem Weg zu einem Interview mit einer grossen Schweizer Illustrierten, die auch von Familien gelesen wird. Ich fuhr mit dem Zug zum Treffpunkt am Zürcher Hauptbahnhof und las auf dem Weg einen Leserbrief, der einen Fehler des Tages-Anzeigers richtig stellte. Der Tagi hatte geschrieben, warum das Schweizer Nationalgetränk „Ovomaltine“ im englischen Sprachraum einen anderen Namen hat:

    Nach der Expansion ins Ausland merkte man, dass die vielsilbige O-vo-mal-tine nicht richtig ausgesprochen werden konnte. Das war nach 1913, als die erste Ovo-Fabrik in England in Betrieb ging. Deshalb heisst das Pulver im englischsprachigen Ausland und in Asien verkürzt Ovaltine (sprich: «Oveltain»).
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 10.03.07)

    Die Leserbriefschreiberin Marcia Schoenberg wies dann am 16.04.07 darauf hin, dass die Aussprache von „Ovaltine“ nicht „Oveltain“ sei, wie im Tagi beschrieben, sondern „Ovalteen“.

    Ich fand diesen Einwand bemerkenswert und äusserst löblich, denn gerade hatte ich darüber nachgedacht, ob es nicht einmal an der Zeit sei, ein eigenes Posting zum Thema „Tüpflischeisser“ zu schreiben. Nun, ich schob den Gedanken beiseite und ging zum Interview. Das Erste, was mir vorgelegt wurde, war ein Posting der Blogwiese, in dem ich „Schulpflegschaftspräsident“ mit einem „-schaft“ zu viel geschrieben hatte. Es heisst nämlich „Schulpflegepräsident“. Viel kürzer und knapper, als ich es je mit meiner Deutschen Weitschweifigkeit zu hoffen wagte. Nicht mal ein klitzekleines Fugen-S passt noch zwischen die „Schulpflege“ und dem „Präsidenten“.

    Ich freute mich, dass ich wieder etwas gelernt hatte und erfuhr kurz darauf noch, wie man „lisme“ richtig ausspricht, denn das hatte ich auch falsch artikuliert. Es ist mehr so ein „ä“ im Laut, also „läsme“.

    Dann erzählte ich der Journalistin — wie war ich bloss auf das Thema gekommen? — von der Idee mit dem Posting zum Thema „Tüpflischeisser“, und wie sehr ich mich gefragt hatte, ob diese Art von kleinkarierter Kritik und Korrektheit eigentlich etwas typisch Schweizerisches sei. Es ging dann irgendwie etwas unterkühlt weiter im Gespräch.

    Nun, das Wort „Tüpflischeisser“ ist bestimmt Schweizerisch, denn wir lernen aus dem Variantenwörterbuch:

    „Der bundesdeutsche Korinthenkacker ist bei den Österreichern ein Tüpferlreiter und den Schweizer Nachbarn ein Tüpflischeisser.“
    (Quelle: Pressemitteilung de Gruyter Verlag)

    Seltsamer Weise findet sich zwar ein „Korinthenkacker“ im Duden:

    Korinthenkacker, der (derb, abwertend): kleinlicher, pedantischer Mensch.
    (Quelle: duden.de)

    Die anderen beiden Varianten „Tüpferlreiter“ und „Tüpflischeisser“ jedoch nur bei de Gruyter.
    Noch einmal möchte ich betonen, wie sehr ich es wichtig finde, genau zu sein und alle Fehler korrekt zu bezeichnen. Auf der Blogwiese konnte so eine Menge verbessert werden. Das Wort „Tüpflischeisser“ ist übrigens bei Google-CH nur 65 Mal belegt. Wie oft das Standarddeutsche Wort „Korinthenkacker“ erwähnt wird, verschweige ich besser. Zu ihm weiss Wikipedia noch mehr:

    Während dieser Begriff hauptsächlich in der Bundesrepublik Deutschland Verwendung findet, betitelt man derartige Menschen in Österreich als I-Tüpferlreiter, in der Schweiz und in Südwestdeutschland auch als Tüpflischisser oder Dippelschisser. Synonyme für Korinthenkacker sind „Erbsenzähler“, „Kümmelspalter“, „Beckmesser“, in der Berliner Mundart „Krümelkacker“ und in der bayerischen „Gscheidhaferl“. Eine ähnliche Bedeutung hat auch „Haarspalter“, dabei wird allerdings (Über-)Genauigkeit betont, wohingegen rechthaberische Pedanterie allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt.
    Im Niederländischen hat das Wort eine andere Konnotation. Hier bedeutet die wörtliche Übersetzung, „Krentenkakker“, etwa so viel wie „Geizhals“
    (Quelle: Wikipedia Korinthenkacker)

  • Aussprache-Hinweise in IPA immer willkommen!
  • Darum auch für die Zukunft die Bitte: Wenn Sie einen Fehler sehen, bitte sofort melden. Vor allem wenn sie beim Lesen das Gefühl haben, ich würde ein Schweizerdeutsches Wort falsch aussprechen, bitte gleich die korrekte Aussprache zuschicken. Am besten in phonetische Schreibweise gemäss IPA, dem Internationalen Phonetischen Alphabet. Hier zur Erinnerung eine kleine Gedächtnisstütze, wie im IPA Vokale verschriftet werden.
    Phonetik IPA Vokale
    (Quelle Foto: Wikipedia)

    Warum haben eigentlich die Schweizer nicht längst diese Zeichen als allgemeingültige Schriftsprache eingeführt, damit endlich nicht mehr auf die lästige Fremdsprache Hochdeutsch zur Verschriftung des Schweizerischen ausgewichen werden muss. Alle Unklarheiten wären beseitigt, wenn die Kinder bereits in der Primarschule nur in IPA schreiben lernen würden, auf Schweizerdeutsch natürlich.

    Haben Sie heute schon Ihren Kropf geleert? — Neues vom Bergvolk und einem Event der SVP

    April 25th, 2007
  • Keine Jodluft aber Jodtabletten in der Schweiz
  • Die Schweizer leben, jedenfalls für Deutsche Verhältnisse, ziemlich weit im Süden. In der Nähe der Alpen, weswegen manche Menschen auch von einem ehemaligen „Bergvolk“ sprechen. Menschen, die so weit im Süden leben, bekommen selten etwas ab von der wunderbaren jodhaltigen Luft an der Nord- oder Ostseeküste. Weil sie nicht genug Jod einatmen, und Jod wichtig ist zur Verhinderung eines „Kropfes“, müssen Sie Jod dringend zu sich nehmen. In Form von Tabletten, um genau zu sein. Deswegen hängt in jedem Schweizer Hauseingang der Hinweis, wo man Jodtabletten beziehen kann, falls mit einem radioaktiven Fallout zu rechnen ist.

    Jodtabletten gibt es im Schulhaus

  • Über Menschen mit einem Kropf lacht man nicht
  • Die Einnahme von Jodtabletten soll verhindern, dass sich ein Kropf bildet. Dennoch passiert das oft bei Menschen, die weit entfernt von jodhaltiger Luft leben. Da reicht schon Süddeutschland oder das Schwabenland, da muss man nicht erst in die Schweiz ziehen. So wie im schwäbischen Heinsheim der „Heinsheimer Kropfjoggl

    Kropf

    HEINSHEIMER KROPFJOGGL
    „Otmar Meisinger fand diesen Namen. Er stammt aus der Zeit, als in Heinsheim unverhältnismäßig viele Kropfhälse zu sehen waren. Diese Verdickung der Schilddrüse wird auf Jodmangel zurückgeführt. Es wird die Geschichte erzählt, daß eines Tages ein Handwerksbursche mit einem glatten Hals durch Heinsheim wanderte. Die einheimischen Kinder lachten ihn aus, weil ihm der Kropf fehlte, und begleiteten ihn mit Spottgesang. Ein vorbeikommender Einwohner wies aber die Kinder zurecht, daß sie froh sein sollten, ihre Glieder beisammen zu haben.
    (Quelle: heilbronn-neckar.de)

  • Die SVP kümmert sich um das Leeren des Kropfes
  • Weil sich also leicht ein Kropf bildet, und der sich dann auch noch füllen kann, muss er regelmässig geleert werden. Und dafür gibt es zahlreiche Gelegenheiten in der Schweiz, oft von grossen Parteien wie der SVP organisiert.
    „Chropfleerete“ nennt sich so ein Event, zu dem Jung und Alt strömt, um endlich los zu werden, was da im Chropf eingelagert ist und raus will. 11‘800 Chropfleerete zählten wir bei Google-CH , da kommt sicher ganz schön was zusammen. Wohin wohl der Inhalt des „Chropfs“ entsorgt wird?

  • Wenn die Petarden pupsen
  • So lasen wir im Tages-Anzeiger vom 16.03.07:

    An einer «Chropfleerete» auf dem Zürcher Bürkliplatz hat die SVP der Bevölkerung die Möglichkeit geboten, sich zur Ausländerfrage zu äussern. Jugendliche störten den Anlass mit Nebel- und Knallpetarden.

    Stichwort „Knallpetarden„. Darin steckt das Verb „péter„, was in Frankreich „pupsen“ heisst. Die hübsch häufig von Nicht-Franzosen geäusserte Bitte: „Repétez!“ (=“Wiederholen Sie bitte!) an Stelle von korrekt „Répétez“ heisst wörtlich übersetzt: „Könnten Sie diese schlechte Luft bitte nochmals fabrizieren? „. So bedeutungsunterscheident kann ein kleiner „accent aigu“ sein!

  • Die schlechten ins Kröpfchen
  • Von Aschenputtel, die bei Walt Disney „Cinderella“ heisst, wissen wir ja, wie das geht.

    „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“

    Aschenputtel

    Vom Leeren dieses Kröpfchens lesen wir dort nichts. Oder haben sie schon mal das Wort „Auskotzen“ in einem Märchen gefunden? So würden wir das in Norddeutschland bezeichnen, eine zünftige „Auskotzerei“. Aber doch nicht gleich 11‘800 Mal, und dann auch noch von einer rechten Volkspartei organisiert! Es muss den Schweizern ganz schön dreckig gehen, wenn man sowas organisiert veranstaltet.

    P.S.: Auskotzen bringt es bei Google-DE auf 42‘700 Fundstellen, vier mal so viel wie Chropfleerete, aber niemals in Verbindung mit einer völkischen Partei.