In der Schweiz braucht es erst einen Kurs, in Deutschland machen wir das einfach so
Es geht mir den Umständen entsprechend gut, ich fühle mich tipp topp gepflegt und umsorgt im Universitätsspital von Zürich. Was ich als „under cover“ Agent gleich beobachten konnte, ist die internationale Besetzung hier. Eine holländische Pflegekraft und eine Persisch-Deutsche Ärztin in der Ambulanz, eine sehr nette Tibeterin auf Station. Aber auch qualifizierte Pflegekräfte aus der Schweiz, Serbien und Marokko lernte ich hier kennen und schätzen. Das Gesundheitswesen der Schweiz würde ohne den 20 % Ausländeranteil im Land sicher ganz schön an Krücken gehen. Nur die Ärzte auf allen Hierarchiestufen, die ich bisher kennenlernte, waren durchweg aus Deutschland. Ob Facharzt, Assistenzärztin, Professor oder PJler (Arzt im praktischen Jahr), alles Norddeutsche.
Der Professor verordnete baldiges Aufstehen mit Krücken. OK, da muss jetzt der Physiotherapeut bestellt werden, der mir erklären soll, wie man richtig an Krücken läuft, auftritt, abrollt etc. Ein deutscher Pfleger namens Jens sah das anders:
„Das ist typisch Schweiz. Da braucht es immer erst einen Kurs oder eine lange Anleitung, bevor etwas geschehen kann. Du nimmst jetzt die Krücken und dann schön vorsichtig.“
Ein Mann der Tat und nicht des langen Theoretisierens.
Mich erinnerte das an unsere Erfahrungen in Bülach beim Schwimmkurs. Während unsere Tochter in Deutschland im Alter von 5 Jahren in einem öffentlichen Schwimmkurs im Schwimmbad innerhalb von 2 Nachmittagen schwimmen lernte und sich nach 5 Wochen mit einem „Freischwimmer“, d. h. 15 Minuten Schwimmen und ein Sprung vom Einmeterbrett quasi frei schwamm, war das in Bülach beim örtlichen Schwimmverein etwas anders organisiert.
Es wurden eine Reihe von sehr interessanten Kursen angeboten, die alle aufeinander aufbauten und stets nach Wassertieren benannt waren: Seepferdchen, Seestern, Krokodil, Delphin, Hai.. und ich weiss nicht was noch. Die Kinder lernten sich ans Wasser zu gewöhnen, ein bisschen tauchen, ein bisschen Kopfsprung, ein bisschen Rückwärts paddeln etc. etc., alles, nur nicht Schwimmen. Das kam erst im 9. Kurs dran.
Die Kurse machten viel Spass und waren gut besucht, immer passierte viel im Wasser, nur Schwimmen konnten manche Kinder danach immer noch nicht. Ob die Theorie von dem „verstärkten theoretischen Ansatz“ bei Schweizern stimmt?
In der Pädagogik macht man sich oft lustig über die Vorstellung, wie das Thema „Fahrradfahren“ wohl als Schulfach von einem deutschen Lehrer aufbereitet werden würde. Erst mal die Namen alle Bauteile eines Fahrrads lernen, dann das theoretische Gleichgewicht halten üben, dann in der dritten Stunde die behutsame Besprechung von Lenker, Klingel und Handbremse etc. etc.
Zurück zum Pfleger Jens. Er arbeitet sehr gern hier, weil auf den Stationen weniger Patienten versorgt werden müssen als in Deutschland, denn der Stellenschlüssel ist hier besser. Alle offenen Pflegestellen können gut besetzt werden, dank der hochqualifizierten Kräfte aus ganz Europa, Asien und Afrika.
Und ein neues Wort konnte ich lernen. „Ich drülle, du drüllst, er/sie/es drüllt“. Und das ganz ohne Drillsergeant oder Drillbohrer. Denn nur daher war mir das Verb „drillen“ bisher bekannt. Doch unser Duden weiss mehr:
drillen sw. v.; hat=““ [1, 3: frühnhd. = (herum)drehen, drechseln, bohren mniederd. drillen = drehen, rollen; plagen; 2: engl. to drill]:
1. a) einem harten militärischen Training unterziehen: Rekruten d.; b) durch monotone Wiederholung hart schulen: Schüler, jmds. Geist d.; * auf etw. gedrillt sein (ugs.; durch ständige Schulung o. Ä. auf etw. gut vorbereitet sein u. entsprechend reagieren): die Mannschaft ist ganz auf Kampf gedrillt.
2. mit der Drillmaschine in Reihen säen: Raps, Rüben d.
3. mit dem Drillbohrer bohren.
4. (Angeln) einen Fisch an der Angel durch wiederholtes Freigeben u. Einholen der Angelschnur ermüden. sw. v.;
(Quelle: duden.de)
Es fehlt die Bedeutung: „Schweizerisch für ‚drehen'“. Mittelniederdeutsch und Neuhochalemannisch haben also doch noch gemeinsame Wörter.
Gelernt habe ich das Wort beim Röntgen. Ich sollte mein Bein etwas „drüllen“. Also tat ich dies. Aber gaaanz gaaaanz vorsichtig. Um keinen Drall zu kriegen.
Januar 20th, 2007 at 1:13
Standardsprachlich gesehen ist im Moment ja alles bestens. Medizinisch sicher auch. Warum zügeln sie eigentlich nicht ein paar Kilometer nach Norden ins Land der grenzenlosen Kurs- und Schwimmfreiheit und des standardsprachlichen Paradieses? Die Streitkräfte sind dort auch viel besser und erst noch 24 Stunden pro Tag bereit zum losschlagen. Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer. Die paar lumpigen Fränkli die Sie hier bei den tumbsprachlichen Eidgenossen mehr verdienen als im divinen Germanien schmeissen wir ihnen auch noch nach Jestetten nach. Und allen wäre gedient.
Januar 20th, 2007 at 8:37
@Zydeco
Hat irgendjemand behauptet, es würde uns sprachlich hier schlecht gehen?
Eben wieder 2 neue Wörter gelernt, das würde mir doch sehr fehlen in Jestetten. Warum ich mich nicht zügeln kann und hier bleibe? Nun, ganz einfach: Weil ich immer wieder von der humorvollen und toleranten Art meine Kommentatoren völlig fasziniert bin. Soviel Weltoffenheit, soviel Bereitschaft dazuzulernen, soviel Kritikfähigkeit. Findet man echt nur in der Schweiz. Miesepeter sind hier Fehlanzeige. Und vor allem unter echter Namensnennung mit Email und allem. Da macht die offene und kontroverse Diskussion richtig Spass.
Aber ich muss Ihnen da noch was erklären, lieber Zydeco. Man sagt niemals „Fränkli“. Siehe hier .
Ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende und weiterhin munteres Kommentieren auf der Blogwiese.
Januar 20th, 2007 at 9:11
drüllen kann auch rückbezüglich sein, jens, nicht vergessen ;-).
ich drülle mich, es drüllt sich etc. etc.
drehen geht aber auf schweizerdeutsch genauso, zumindest im aargau. also völlig egal, ob es sich drüllt oder dreht….;-).
hast du dich eigentlich schon mal mit bünzli beschäftigt? fällt mir gerade so ein, wenn ich die bisherigen beiträge lese….
schönen gruss aus maui
wolfi
Januar 20th, 2007 at 9:15
@Wolfi
Ne, Bünzli fehlt noch. Aber mit dem Thema: „Was ist ein echter Aufsteller„, denn so empfand ich den ersten Kommentar heute.
Januar 20th, 2007 at 9:25
Lieber Jens,
das mit dem Fränkli hast Du gut verinnerlicht, brav. Aber , keine Regel ohne Ausnahme.
Wenn man über ein so subtiles, hochsensibles, empathisches Sprachgefühl verfügt, wie es beispielsweise Zydeco zueigen ist, darf man es eben doch. Und zwar in Verbindung mit einem pejorativen Adjektiv wie: lausig, lumpig, verschissen usw.
Zydeco hat übrigens einen sympathischen Nick; Cajun wäre auch noch einer. Ich liebe diese Musik.
Wenn Du Dich im Kanti gut eingelebt hast, dann lass Dir mal den Schweizer „Quotenarzt“ vorzeigen und bestell ihm schöne Grüsse.
Gruss und weiterhin gute Besserung ww.
Januar 20th, 2007 at 9:39
@lapsus
Was ist Kanti? Noch ein Philosoph oder eine Kantonsschule?
Heute kam tatsächlich ein neuer Arzt… aus Australian, und sprach nur English… very nice (Austauschprogramm oder sowas..)
Januar 20th, 2007 at 9:42
Von wegen theoretisieren: Es gibt da so eine kleine Geschichte (ich glaube von Spitteler, kann mich täuschen). Ein Schweizer steht vor zwei Türen. Eine ist angeschrieben „Paradies“, die andere „Vortrag über das Paradies“. Durch welche geht der Schweizer? Richtig, er besucht den Vortrag über das Paradies.
Im übrigen freut es mich, dass es Ihnen gut geht und die Pflege gut ist.
Januar 20th, 2007 at 9:46
Hi Jens
hab dir ein paar Hinweise:
die Kanti: Kantonsschule
das Kanti: Das Kantonsspital (was das Unispital aber glaube ich nicht ist)
drülle: ist vor allem Züridütsch
Fernsehtip: 25.01.2007, SF 1, 20.00 DOK über Deutsche in der CH.
Das du nur deutsche Ärzte findest, hängt auch damit zusammen, dass die die viel flacheren Hierarchien hier lieben. Hinter der schroffen, arroganten und überheblichen deutschen Schale stecken eben doch viel nette Menschen. 😉
Genesungs-Grüsse
Thomas
ps ach ja, pass auf mit den Krücken, nächste Woche wirds kalt und glatt.
pps ganz ernsthaft: ich habe viele Kollegen die Ärzte sind. Noch keiner hat Probleme gehabt nen Job zu finden. Trotzdem findest du in den Spitälern (subjektiv?) sehr wenige CH-Ärzte. Ich hoffe auf deine Spürnase, dass du was rausfindest. Roger und out.
[Anmerkung Admin: Danke für den Fernsehtip. Rate mal, wer da u. a. interviewt wird 🙂 ]
Januar 20th, 2007 at 11:17
Die Schweizer Franken wird liebevoll „Swissie“ gennant. Re: In der Schweiz braucht es einen Kurs. Unser Facilitator Jens hat es offenbar noch night kapiert: die Deutschschweizer schätzen Gründlichkeit SEHR.
Im Ernst, es ist sehr wichtig, dass die MitarbeiterInnen sehr gut ausgebildet sind, da die Schweiz lebt in grossem Masse von Exporten, und deshalb sind die Chefs sehr häufig auf Kundenbetreuung im Ausland, sodass die Mitarbeiter (die eine KV-Lehre absolviert haben) in der Lage sein müssen die „day-to-day“ business OHNE VERLUST ODER SNAFUS weiterzuführen. Da ich im Trading geschafft habe, ist es besonders wichtig, keine Positions (im Rohstoffmarkt) open zu lassen. Also, Gründlichkeit muss sein!
Januar 20th, 2007 at 11:30
Lieber Jens,
der „Arzt im Praktikum“ wurde mit Wirkung vom 1. Oktober 2004 glücklicherweise abgeschafft. Nach abgeschlossenem Medizinstudium erhält man seither sofort die volle Approbation und muß nicht noch 18 Monate für einen Hungerlohn schuften.
Allerdings könnten Dir am Krankenbett durchaus deutsche Unterassistenten begegnen. Das sind dann meistens Medizinstudenten im Praktischen Jahr, manchmal aber auch Famulanten.
Einer der Vorteile einer Unterassistentenstelle in der Schweiz gegenüber einer deutschen PJ-Stelle:
Der Unterassistent bekommt ein Gehalt (natürlich je nach Kanton und Spital unterschiedlich, bei mir waren es seinerzeit 900 SFr), der PJ-Student in einem deutschen Krankenhaus kann sich bisweilen glücklich schätzen, wenn er ein Gratis-Mittagessen bekommt. Eine Verpflichtung zur Entlohnung besteht nicht.
In diesem Sinne, um meinen Schweizer Chefarzt zu zitieren:
„Gueti Besserig!“ 🙂
[Antwort Admin: Danke für den Hinweis, es war tatsächlich ein PJler, habe es schon korrigiert.]
Januar 20th, 2007 at 11:46
Das mit dem grossen Anteil deutscher Ärzte in Spitälern liegt vielleicht auch daran, dass Deutsche keine Arztpraxen eröffnen dürfen (durften?), in einem Spital arbeiten aber sehr wohl. Somit wäre es logisch, dass alle deutschen Ärzte in der Schweiz in Spitälern arbeiten, während die schweizer Ärzte lieber eine Praxis aufmachen wo sie selbst der Boss sind (und es gibt ja verdammt viele Arztpraxen hier…)
Zum TV-Beitrag: Hätte mich doch gewundert, wenn Jens darin nicht vorkommen würde.
Zu ‚drüllen‘: Wie schon festgestellt wurde, sagen das vorallem die Zürcher. Viele Kantone benützen ‚dreihe‘, was dann wohl eher von ‚drehen‘ als von ‚drillen‘ abstammt.
Januar 20th, 2007 at 12:09
Meine ehemalige deutsche Mitbewohnerin hat in ihrer Funktion als AiP-lerin mit dem (Schweizer) Chirurgen während einer OP auch schon mal „Hamlet“ diskutiert. Das nenne ich Völkerverständigung. Gute Besserung, Jens!
Januar 20th, 2007 at 12:10
Na dann bin ich doch mal auf deinen Dialekt gespannt. 🙂
Januar 20th, 2007 at 12:22
Alles Schlechte ist in der Schweiz
So wies usgseht sind sie nume wägem lohn i d’schwyz cho.
We sie scho düend feschtstelle, dass es im neue land meh schlächti sache git als i de alte heimat, so söttet sie sich ärnsthaft üeberlege, öb d’uswanderig en gueti sach gsi isch.
Solang die dütsche nume ei pass chönd ha (so wie i das mitbecho ha, gits es für es paar dütschi glückspilze, wo en doppelstaatsbürgerschaft möglich isch. Viellicht händ die eifach gnuegend gäld uf em konto und das düents in dütschland verstüre. willkomme im EU Land dütschland mit so vielne tolleranze), so wird für sie de schwyzerpass nie es thema sie.
De schwyzerpass wäri für sie es guets integrationsmittel. De chöntet sie au würkli mitpolitisiere und nid nume umerüffle. Für gwüssi parteie wäred sie sicher es willkomnigs potentiels Mitglied (GSOA?).
Heijhei, wenn doch nume nid de gueti lohn, die vorteilhafte schtüre und WdTw nid alles wäri, so wäred sie sicher scho längstens wieder zrüg i ihres gliebti dütschland gange, wo eifach alles besser isch.
So lang sie key CH – Pass händ, händ halt sie fast nume Pflichte (Plicht:Steuern zahlen; Recht: an Abstimmungen teilzunehmen). Mit dem müend sie sich abfinde. Eis vo de wichitge rächt wo ihne fählt, isch d’stimmrächt. Wenn sie d’stimmrächt und de CH – Pass würded ha, so hät i ou meh verständniss, dass sie über gwüssi theme schriebed würdet. E so tönts halt sehr viu mol nach besserwüsserei. Und das vo eim, wo vome land chund, wo hauptsächli über politiker und nid über die eigene gsetz duet abstimme. I Glaub, dass die dütsche politiker händ eifach angst devo macht abzgäh?
Bünzli isch d’vernidlichung vo Bünz (wie isch eigentli de hochdütschi name für d’Bünz?).
[Anmerkung Admin:
Ich stelle fest, dass die Wörter „Steuern zahlen“ und „an Abstimmungen teilnehmen“ in diesem herausragenden Beispiel für geschriebenes Hochalemannisch nicht korrekt verschriftet wurden und denke jetzt darüber nach, ob dahinter eine tiefere Bedeutung zu suchen ist. Kann man Steuern nur auf Hochdeutsch zahlen? Oder Abstimmen nur in der Schriftsprache?
Das passende Wort für „Bünzli“ wäre wohl „Spiessbürger“, womit wir aber gleich wieder bei einem Schweizer Thema wären, siehe hier: Haben Sie auch einen Spiess daheim?]
Januar 20th, 2007 at 12:27
von mir mal gute und schnelle genesung!
und mach weiter in deiner „under cover mission“ 🙂
Januar 20th, 2007 at 13:57
Ich hab da wohl was nicht so ganz mitbekommen,deshalb ,wenn auch etwas verspätet von Herzen gute Besserung!! Auf das du bald wieder ganz mobil bist! 😉
Heb sorg zue Dr!
sylv
Januar 20th, 2007 at 15:32
Dass erinnert mich doch glatt mal wieder an den Film „Die Schweizermacher“. Einfach hammerscharf… Und das auch noch beim 5. Mal anschaun.
Januar 20th, 2007 at 15:32
Jens, auch erstmal gute Besserung.
Ich durfte diese Woche jemanden in die Notfallabteilung des Spitals Bülach begleiten. Von den 6 Ärzten, die mir da begegnet sind (Oberärzte und Assis) war die Anästhesistin die einzige Deutsche, die andern waren Schweizer, zumindest (Mundart-)sprachlich. Du musst also nächstesmal nur an deinem Wohnort verunfallen um die paar Quotenschweizer Ärzte zu finden 😉
Meine beiden Töchter haben die „tierischen“ Schwimmkurse in Bülach übrigens auch besucht. Entweder ist dieser Beitrag wieder mal hoffnungslos überzeichnet 😉 oder unsere Kinder haben verschiedene Schwimmkurse besucht, auf alle Fälle haben meine Töchter nicht erst im 9. (auch nicht im 8.) Kurs Schwimmen gelernt.
@Thomas: Das Kantonsspital Zürich ist das Unispital. Es gibt AFAIK in Winterthur noch ein Kantonsspital, welches nicht Unispital ist.
Gruss
Bruno
Januar 20th, 2007 at 15:58
„Drülle“,also drehen ist auch in Basel gebräuchlich. Aber dort noch schlimmer. Da heissts dann “ I drill my jetzete um“.
Und was die deutschen Ärzte in Ch betrifft: wenuger Arbeit, mehr Lohn.
Die streiken in D ja nicht dauernd einfach so.
Januar 20th, 2007 at 16:28
@Zydeco
Der User hat sich mit echtem Namen und Email bei mir gemeldet, so dass bei Bedarf die Diskussion privat weiter geführt werden kann.
@Viking
Ich wollte mit dem Posting nur eine These aufwerfen und Nachfragen, ob das von uns jetzt nur subjektive Wahrnehmung ist oder dahinter wirklich ein Prinzip steckt. Der Schwimmkurs in Bülach war sehr gut, nur irgendwie ging es ziemlich lange nicht um Schwimmen. Aber das konnte unsere Tochter da ja schon. Theoriefans gibt es sicher auch in Deutschland, daher das Beispiel mit „Fahrradfahren lernen in der Schule — Wie bauen wir das methodisch/didaktisch richtig auf?“
Auch wir haben schon in Bülach viel Schweizer Ärzte kennengelernt, aber wenn ich mal under cover unterwegs bin, treffe ich prompt nur Deutsche.
Januar 20th, 2007 at 17:55
Purzel says:
Da, der Purzel Jens braucht für das laufen an Krücken keinen Kurs. Super ;-). Es gibt aber auch Nationen, die einen verklagen, wenn sie etwas nicht richtig gemacht haben und dann noch sagen können, dass es ihnen nicht gezeigt wurde. In diesem Fall finde ich es richtig wie dieses Spital handelt. So kann das Geld für die Fachkräfte bereit gestellt werden und nicht für irgenwelche sinnlosen Klagen und Gerichtsverfahren.
Purzel says:
Zugegeben hier bin ich in gewissen Bereichen auch hin- und hergerissen. Aber… es gab schon viele Situationen, da hätte ich mir gewünscht mein Gegenüber, der zufälligerweise im gleichen Projekt arbeitet, hätte ein bisschen mehr theoretisches Wissen, damit das Ergebnis entsprechend besser ausfallen könnte.
Übrigends, dass Bein hättest du dir nicht brechen müssen, um zu beweisen das du ein Purzel bist. Wenn ich deine letzten Beiträge lese, in denen du ausführlich über Nebensächkleiten berichten kannst (Bsp. lahme Internetverbindung) gehts dir eigentlich richtig gut.
Also immer richtig auftreten und abrollen, damit dein Bruch gut verheillt. 😉
Januar 20th, 2007 at 18:00
….. wer im spital „under cover“ unterwegs is‘, der hat’s hinter sich…..
*sarcastic-grin*
[Antwort Admin: Under cover ist ganz wörtlich gemeint. Unter der Bettdecke liegend… Rumlaufen beschränkt sich auf 3 x 3 Minuten am Tag, dann ist das Bein sofort super geschwollen. Gemach gemach also.]
Januar 20th, 2007 at 18:21
Bi mir „dreht“ sich nüüt und es „drüllt“ aou nüüt. Es dreit sich eifach.
Januar 20th, 2007 at 20:46
Gute ‚Besserung’ Jens. Es ist immer wieder lustig, dein Blog zu lesen, besonders wenn du über die Differenzen in der Schriftsprache berichtest. Allerdings müsstest Du hier – im Röstigraben, in der Nähe des Murtensees (nicht Murtener See!) – beinahe wieder bei Null anfangen. Zürich ist ja nicht die Schweiz, obschon die Zürcher, grossspurig wie sie sind, von Downtown Switzerland plagieren. Eigentlich müsste dein Blog ‚Ein Deutscher in Zürich’ heissen. Also, pass mal auf (das sagte mein Deutscher Chef immer, wenn er mir etwas erklären wollte): Die Zürcher, die sich ab und zu in unserer Gegend verlaufen, sprechen in der Regel Hochdeutsch, damit wir sie verstehen können. Erst nach einer gewissen Angewöhnungsphase und nachdem sie ausgiebig unseren Weissen ‚degustiert’ haben, klappt die Verständigung einigermassen. Allerdings dürfen wir sie dann nicht mehr mit dem Auto heimfahren lassen, sonst sind sie ihr Permis los. Einige bleiben tatsächlich auch hier hängen und gewöhnen sich an die welsche Lebensweise. Sogar einige Deutsche haben sich bei uns angesiedelt. Sie unterscheiden sich in der Regel kaum von den Zürchern. Nur ihr Französisch tönt irgendwie anders.
[Antwort Admin:
Danke für die Besserungswünsche!
Ich war oft im Welschland und habe darüber geschrieben. Leider sind das nur wenige Postings in Relation zu den restlichen 501 Beiträgen. Die Kategorie „La Suisse francophone“ fasst diese Artikel zusammen. Gern würde ich mehr über die anderen sprachlichen Unterschiede schreiben, aber meine Quellen hier sind vor allem der Tagi, und da stehen oft Züridütsche Wörter drin, nicht Röschtigraben-Varianten. Aber die entsprechenden Ergänzungen kommen dann meist in den Kommentaren von Phipu u. a.]
Januar 20th, 2007 at 21:05
@fürige
Wänn ich Dich richtig verstande han, dänn findsch Du, dass nu die Lüüt törfed mitrede, wo zu dem Thema au s’Stimmrecht händ.
Ich hoffe, dass die meischte Schwiizer (und suschtige Lüüt uf dere Wält) andersch tänked. Ich säg nämli sehr gern au mini Meinig zum George Busch und zur tütsche Politik, obwohl ich döt nöd mitstimme törf.
Mini Chind händ allerdings CH/D-Doppelbürgerschaft, nöd wägem Gäld, sondern will Tütschland nur dänn ä Doppelbürgerschaft akzeptiert, wänn mä bereits so gebore isch. Vor zwanzg Johr hät i dä Schwiiz übrigens s’gliiche golte und SVP erlangt jo, dass mir jetzt wieder die gliiche Regle iifüered wie Tütschland.
Im Allgemeine möcht ich Dir empfehle: red nu vo Sache wo’d Öppis devo vertohs und wänn Der d’Text vom Jens nöd passed, dann empfiel ich Dir ä Namensänderig: voorige statt fürige (so empfind ich jedefalls Dini Kommentär).
Ab jetzt werde ich mich (vernünfitgerweise) wieder in Schriftsprache ausdrücken, aber ich wollte auf jeden Fall klarstellen, dass ich ebenfalls ein Alteingesessener bin, auch wenn ich eine diametral andere Meinung als dieser f. habe.
Januar 20th, 2007 at 21:39
Also ich habe gar nichts an Sie gemeldet. Aber beide Email adressen sind aktiv. Wenn Sie auf meinem Namen bestehen, bitte: Silvio Lusenti (Ein Tschingg) in 8305 Dietlikon. Alles ok?
[Antwort: Sorry, dann muss das jemand anders gewesen sein. Es ist schwierig im anonymen Internet wahre Identitäten zu überprüfen. Gut dass Sie das hier klargestellt haben, ich hätte jetzt sonst mit der anderen Person über ihren Kommentar angefangen zu diskutieren. Das können wir nun so direkter angehen. ]
Januar 21st, 2007 at 7:47
@renegade
Für einmal lösche ich die vielen Purzels nicht raus, weil ich wirklich gepurzelt bin. Nächstes mal herrscht dann wieder der Zensor.
Die Geschichte mit der 36kb Leitung im Jahr 2007 fand ich cool. Schon vor 6 Jahren konnte jedes 3-Sterne-Hotel ein ISDN-Zugang ins Internet mit 64kb für teures Geld anbieten. Heute sollte free PWLAN eigentlich Standard sein. Wird es ja auch zum Glück immer mehr. Vielleicht hat man hier im Spital Angst vor den gefährlichen Strahlen beim PWLAN? Oder möchte das alte Frame Relay einfach noch ne Weile amortisieren? Es ist jedenfalls skurill, sowas noch anzubieten. Findest Du nicht?
Tatsächlich wird überall da auf dem Züriberg, wo ein Gebäude der Uni oder ETH zu sehen ist, Zugang zum Public LAN der ETH angeboten. Da ich im Spital in Sichtweite zur ETH liege, könnte ich mich auch dort einklinken. Man muss allerdings Student oder Mitarbeiter sein, um es nutzen zu können. Dieses Netz erstreckt sich offensichtlich den ganzen Hang entlang, vom Kunsthaus bis zum Central. Wer an der ETH studiert und mit dem Notebook auf diesem Campus unterwegs ist, hat überall Zugang ins Internet.
Januar 21st, 2007 at 14:13
@All
Ich denke, für die Deutschen ist das grösste Problem das Umdenken in der Arbeitswelt. In Deutschland stehe ICH als Mensch im Vordergrund. Es läuft immer sehr viel ICH fokusiert ab. Natürlich, es wird gute Arbeit geleistet, dann wird das aber auch entsprechend Publik gemacht und ins Zentrum gestellt. Auch Prozesse, die wir in der Schweiz als automatisiert wahrnehmen, einfaches Beispiel Auffüllen, wenn wieder mal die Rähmli bei der Maschine alle sind, bei uns wird es als Selbstverständlich erachtet, das jener, der diese Situation antrifft, auch ohne grossen Kommentar auffüllt. Wird bei den Deutschen auch so gemacht, aber irgendwo kommt dann schon noch die Bemerkung ICH HAB DENN DAS DA GEFÜLLT, NäCHSTES MAL BIST DANN DU DRAN.
Und da von dieser Mittelpunktstellung in die schweizerische Zurückhaltung zu wechseln, das braucht halt seine Zeit und ist für die Deutschen auch nicht einfacht, aber die meisten schaffen das ganz gut, wenn sie mal ne weile hier sind.
Etwas anderes ist noch das Kostenbewusstsein der Deutschen. In der Schweiz ist halt lang gang und gäbe: Das brauch ich jetzt, hol ich es wo ich es am einfachsten, ohne grosse Umwege kriege, wenn dann halt 5 Fr. mehr kostet. Beim Deutschen kommt dann halt das Kostenbewusssein zum Tragen, es wird zuerst verglichen und analysiert und dann da irgendwo als Schnäppchen organisiert. Beim Schweizer gilt halt die Auffassung die Zeit, die ich brauche um alles zu Analysieren etc. kann ich sinnvoller nutzen.
Aber nichts desto trotz, unsere Wirtschaft braucht Euch liebi Dütschä, und so viel Erfolg bei den Bünzligen Eidgenossen!
Januar 22nd, 2007 at 22:37
„trüllen“ war früher auch in D ein gebräuchliches Wort, bei Google nachsehen mit den Suchworten „trülle pranger“.
Wie blogwiese auch schon berichtet hat, ist es für Schweizer ziemlich einfach, mittelalterliche Texte zu lesen, da im CH-Deutschen viele der damaligen Wörter überlebt haben.
Januar 23rd, 2007 at 0:23
Kein Wunder, dass es der Schweiz so dreckig geht. Schliesslich wird ja so vieles weniger gut gemacht als in Deutschland. Und die Eingeborenen, mit ihren komischen Dialekten sind ein ständiges Ärgerniss oder eine Lachnummer für manche reinsprachliche Einwanderer aus dem Norden. Die Schweiz hat soooviele Ecken und Kanten, an denen sich zugewanderte Deutsche reiben müssen. Da kommen einem die Tränen. Dabei wäre es doch so einfach: die Schweizer sollten einfach einmal begreifen, dass deutsches Wesen das Mass fast aller Dinge ist und sich entsprechend ändern. Dann wird es auch hier bald wieder aufwärts gehen. Diesen Eindruck gewinne ich, wenn ich manche Kommentare meiner Landsleute lese. Als sich hier schon lange sehr wohlfühlende Münsterländerin staune ich immer wieder worüber sich manche Leute „echauffieren“. Nur Tschetschenien ist schlimmer.
Januar 23rd, 2007 at 20:05
Aber Friederike, ich denke, in den meisten Fällen wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Man diskutiert halt mal über solche „Charakterzüge“, sollte aber immer bedenken, dass der Abstand zwischen zwei Menschen gleich groß ist, egal, von welcher Seite man anfängt zu messen 🙂
Ich bin übrigens Ex-Münsterländer, mittlerweile in England. Da gibt’s auch vieles, was mich aufregt, obwohl es objektiv gesehen vielleicht gar nicht so schlimm ist. Trotzdem bin ich sehr gern hier!
Januar 29th, 2007 at 23:14
Zum Thema „Laufen lernen an Krücken“: Das ist sicher nichts spezifisch schweizerisches. Anlässlich einer Knieoperation Anfang der 1990er Jahre an der Berufsgenossenschaftsklinik in Frankfurt/M. musste ich auch am Tag vorher an einem entsprechenden Kurs teilnehmen. Nicht gerade eine hoch-wissenschaftliche Veranstaltung, aber durchaus hilfreich um unnötige Mühen und Qualen zu vermeiden. Das macht nämlich wirklich keinen Spass.
März 5th, 2007 at 13:32
@Jens
Und den «Ablöscher»?.. Den kennen Sie bestimmt!?
Ganz realistisch betrachtet, trifft dies auf den ersten Kommentar zu.
Gruss Karin