Deutsche stürmen unsere Tankstelle — und kaufen einfach unser Benzin

Januar 8th, 2007
  • Benzin in Zukunft nur für Schweizer?
  • Wir lasen in der Pendlerzeitung 20Minuten vom 05.01.07 die Überschrift:

    Deutsche stürmen unsere Tankstellen

    Deutsche stürmen unsere Tankstellen
    (Quelle Foto: 20Min vom 5.1.07)

    Jetzt ist es also soweit. Sie nehmen den Schweizern auch noch das Benzin weg! Sie zahlen dreist und ungeniert die Schweizer Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer, weil die ihnen seit dem 1. Januar im eigenen Land zu teuer geworden ist! Wie soll das weitergehen, wohin soll das führen, wenn die Schweizer sich nicht gegen diesen Ansturm zur Wehr setzt?
    Das Manager-Magazin schrieb:

    Im August letzten Jahres waren insgesamt 166.146 Deutsche in der Schweiz registriert – damit liegen sie an vierter Stelle hinter Portugiesen, Serben und Italienern. Einerseits füllen Deutsche einfach Lücken auf dem Schweizer Arbeitsmarkt, sei es in der Gastronomie, auf der Baustelle oder in der Pflege. Andererseits sind viele von ihnen überdurchschnittlich ausgebildet und arbeiten in der Schweiz als Ärzte, bei Banken, Versicherungen, als Uni-Professoren oder in der Beraterbranche.
    (Quelle: Manager-Magazin 5.1.07)

  • Mehrarbeit für die eidgenössischen Finanzbehörden
  • Verschwiegen wird hingegen, dass diese 166’146 Deutsche, die jetzt in der Schweiz registriert sind, auch einfach hier ihre Steuern bezahlen, und nicht dort wo sie herkommen, in ihrem Heimatland! Was für ein Aufwand, den die Schweizer Steuerbehörden da betreiben müssen! Das sind dann auch noch in den meisten Fällen Quellsteuern, die monatlich berechnet und eingezogen werden müssen. Nicht so wie bei den Schweizer Steuerzahlern, die ihre Steuern in der Regel nur einmal jährlich oder in 2-4 Teilzahlungen berappen.

  • Migros und Coop leergekauft
  • Doch damit nicht genug. Da nicht alle Deutschen in der Schweiz in Grenznähe wohnen, gibt es immer noch einen beachtlichen Anteil, der bei den Schweizer Detaillisten Migros oder Coop einkauft und der so die Grundversorgung der Schweizer Bevölkerung noch schwieriger macht, womöglich sogar die Preise nach oben treibt. Denn wo mehr Nachfrage ist, da steigt der Preis, das weiss jeder Erstsemester-Student der Volkswirtschaft. An den „Nudeltagen“ in Kreuzlingen, wenn die Migros doppelte Cumuluspunkte für den Einkauf gutschreibt, soll es bereits zu Engpässen in der Pasta-Versorgung gekommen sein. Hier wird bald ein „Nudel-Vorkaufsrecht“ für Kunden mit dem roten Pass notwendig.

  • Wenn die Vignetten nicht mehr nur für Schweizer sind
  • Um sich rasch in und durch die Schweiz auf den Autobahnen bewegen zu dürfen, bedarf es bekanntlich einer Vignette. Bei dem Ansturm aus Deutschland ist auch hier zu befürchten, dass die Druckereien mit der Erstellung von Vignetten für die Schweizer nicht mehr nachkommen.

    Die Autobahnvignette wurde 1985 eingeführt. Der Preis belief sich von 1985–1994 auf 30 Fr. pro Jahr. Seit 1995 kostet die Autobahnvignette in der Schweiz 40 Franken. Der Preis in Deutschland beläuft sich seit dem 01.Dez.2006 auf 26,50 €. Der Gültigkeitszeitraum beträgt 14 Monate, jeweils vom 1. Dezember des Vorjahres bis zum 31. Januar des Folgejahres. (…)
    Wer abgabenpflichtige Autobahnen und Autostraßen in der Schweiz ohne gültige Vignette benutzt, muss mit einer Buße von 100 Franken und dem Preis einer Vignette rechnen.
    (Quelle: Wikipedia)

    Die Quelle enthält einen Fehler im letzten Satz. Nicht mit „Buße“ muss gerechnet werden, wenn man in der Schweiz ohne Vignette auf der Autobahn erwischt wird, sondern mit „Busse“. Denn in der Schweiz gilt der Merksatz: „Tut Busse und seid unfehlbar“ , sonst werden Sie „verzeigt“ und womöglich noch „einvernommen“. Als „fehlbarer Lenker“ kann das ohne kompetenten „Fürsprecher“ vor Gericht teuer werde.

  • Die Vignette bezahlt den Strassenbau
  • Während man in Deutschland Jahre brauchte, um ein viel zu teures und störanfälliges Hightech-Mautsystem zu etablieren, das nun kein weiteres Land der Welt zu brauchen scheint (denn als „Export-Schlager“ wurde es ursprünglich konzipiert), druckten die Schweizer seit 1985 einfach diese Vignetten. Und das rechnet sich:

    So werden zum Beispiel die jährlichen Kosten im Bereich Straßenbau und -Unterhalt (4,2 Milliarden Euro) mehr als vollständig durch die Einnahmen aus Steuern und Autobahnvignetten (4,9 Milliarden Euro) gedeckt.
    (Quelle: Spiegel-Online vom 5.1.07)

    In Deutschland müssen beim PKW-Verkehr nach wie vor die Kraftfahrzeug- und die Mineralölsteuer ausreichen, um den Strassenbau und -Unterhalt zu finanzieren. Nur leider tankt niemand freiwillig in Deutschland. Der Fernverkehr, der auf dem Weg von Skandinavien nach Sizilien durch Deutschland rollt, tankt dort, wo es am günstigsten ist. Diesel in Deutschland, Benzin in der Schweiz.

  • Der Verkehr kostet mehr als er bringt, und niemanden kümmert das in der Schweiz
  • Trotzdem ist der Verkehr, der durch die Schweiz fliesst, für das Land ein Verlustgeschäft:

    Eine jährliche gesamtvolkswirtschaftliche Wertschöpfung von 46 Milliarden Schweizer Franken (28,5 Milliarden Euro) (knapp 11 Prozent des Bruttoinlandprodukts) steht einem Kostenblock von 65 Milliarden (40,3 Milliarden Euro) gegenüber. Mit anderen Worten: Der so oft als „Motor der Wirtschaft“ gepriesene Straßenverkehr ist in Wahrheit ein Verlustgeschäft – zumindest in der Schweiz.
    (Quelle: Spiegel-Online vom 5.1.07)

    Die Schweizer geben sich in ihr Schicksal und zahlen:

    Interessanterweise hat die Bekanntgabe des Defizits unter den Schweizer Bürgern keine Beunruhigung ausgelöst – eher im Gegenteil. Viele Experten von Umweltverbänden und wissenschaftlichen Instituten waren von deutlich höheren wirtschaftlichen Verlusten ausgegangen.
    (Quelle: Spiegel-Online vom 5.1.07)

    Vielleicht wird ja in Zukunft sogar Werbung in den Nachbarländern gemacht für eine Butterfahrt Tankfahrt in die Schweiz, um diese Defizite zu mindern? Käse, Schoggi, Gewürze, Uhren und Benzin. Jetzt lohnt sich der Ausflug zu den Eidgenossen! Reservekanister nicht vergessen einzupacken. Siehe auch: Was ist billig in der Schweiz?

    Wie langsam sind die Schweizer? — Vortritt geben und nicht Vordrängeln

    Januar 7th, 2007
  • Die Nachbarstädte Konstanz und Kreuzlingen
  • Wir lasen im Tages-Anzeiger vom 06.01.07 auf Seite 2 einen interessanten Artikel über die Nachbarstädte Kreuzlingen und Konstanz:
    Langsame Schweizer

    Die sechs Jahre Weltkrieg waren für Kreuzlingen eine unmittelbare Bedrohung, die jahrzehntelang nachgewirkt und Ressentiments hinterlassen hat. Hinzu kommen Mentalitätsunterschiede: „Deutsche fahren schneller in den Parkplatz als wir; sie sind zuerst im Lift und reden rascher“, sagt der Kreuzlinger Lehrer Thomas Brütsch. „Da fühlen wir Schweizer uns immer ein bisschen minderwertig.“
    (Quelle: Tagi vom 05.01.07)

  • Fahren Deutsche schneller in Parkplätze?
  • Uns ist noch gar nicht aufgefallen, wie die Geschwindigkeit beim „in einen Parkplatz fahren“ gemessen wird. Es kann natürlich sein, dass wer so ein langes Verb wie „parkieren“ statt einem kurzen „parken“ benutzt, für die Tätigkeit an sich dann auch mehr Zeit braucht. Wahrscheinlich fühlen sich Schweizer Einkaufstouristen aus Kreuzlingen im hektischen samstäglichen Stadtverkehr in Konstanz nur unsicherer als die Einheimischen und fahren daher langsamer. Deutsche, die an einem verkaufsoffenen Sonntag im Einkaufsparadis Glattzentrum bei Zürich eine freie Parkmöglichkeit unter den 4.800 Parkplätzen suchten, kurvten ähnlich nervös und vorsichtig herum. An diesen verkaufsoffenen Sonntage in der Weihnachtszeit war bereits ab 10:00 Uhr kein Parkplatz mehr rund um Zürich zu finden. Wer 42.5 Stunden arbeitet wie die Schweizer kann nur am Sonntag Geld ausgeben, und dann aber bitte alle gleichzeitig.

    Kreuzlingen am Bodensee
    (Quelle Foto: pfimi-kreuzl.ch)

  • Nudeltage in Kreuzlingen
  • Der Einkaufstourismus zwischen den Nachbarorten Kreuzlingen und Konstanz funktioniert in beide Richtungen:

    Die Konstanzer kommen derweil zum Tanken und in die Migros — Letzteres gleich scharenweise, wenn doppelte Cumuluspunkte vergeben werden. Dabei kauft die deutsche Kundschaft mit Vorliebe Teigwaren ein. Weshalb Doppelcumulus-Tage in Kreuzlingen „Nudeltage“ heissen.
    (Quelle: Tagi vom 05.01.07)

    Falls Sie jetzt nicht wissen, was „Cumulus“ ist, dann lassen Sie sich vor ihrem nächsten Schweizbesuch vorwarnen. Wenn die Migros-Kassiererin „Haben Sie Cumulus?“ fragt, dürfen Sie auf keinen Fall „Darüber würde ich nur mit meinem Arzt reden“ antworten. Wenn die Migros-Verkäuferin Sie hingegen nach Ihrer Coop-Supercard fragt, dann haben Sie sich vertan und sind gar nicht in der Migros, sondern im Coop gelandet. Ist uns alles schon passiert. Falls Sie mit deutschen Bekannten zum ersten Mal in die Migros kommen, schicken Sie die am besten gleich los zum Weinkaufen , dann können Sie in Ruhe „go poschte“, d. h. ihre Posten erledigen, sprich „einkaufen“ und sehen die Bekannten garantiert eine Weile nicht mehr.

  • Deutsche sind zuerst im Lift
  • Wir kommen zurück zum Tagi-Zitat: „sie [die Deutschen] sind zuerst im Lift und reden rascher
    Die Deutschen kennen sonst nur Fahrstühle und Aufzüge, um damit in den Keller hinabzufahren. Kein Wunder dass sie gleich losrennen, wenn sie zum ersten Mal einen Schweizer „Lift“ sehen. Skilift, klar, der ist ihnen bekannt. Und erst recht kommt Freude auf, wenn sie dann im Lift das Schild entdecken, dass sie mit einem von „Schindlers Lifte“ unterwegs sind. Aber im Ernst: Es sind nicht die Deutschen zuerst im Lift, sondern es sind die Schweizer, die länger warten, die Tür aufhalten und den anderen automatisch den Vortritt lassen. Wir haben es das „Türen-aufhalten-Phänomen“ genannt.

  • Kein Vordrängeln sondern den Vortritt geben
  • Kein Deutsches „Vordrängeln“ also, sondern ein Schweizerisches „Vortritt geben“ ist Schuld an der Misere. Den „Vortritt“ geben die Schweizer sowieso gern, meistens zwangsweise, speziell im Strassenverkehr. Hier sind alle zu Fuss unterwegs, und garantiert immer den Vortritt hat „das Tram“ in Zürich. Kein einsames Tram(per-Mädchen), sondern eine neutrale Strassenbahn. Siehe hier: Strassenbahnen, bitte vortreten.

  • Wenn sich Schweizer minderwertig fühlen
  • Der entscheidende Satz des Lehrers Thomas Brütsch ist „Da fühlen wir Schweizer uns immer ein bisschen minderwertig.“ Er sagt nicht, dass die Deutschen von oben auf die Schweizer herabschauen oder sich über sie lustig machen, nein, das Minderwertigkeitsgefühl stellt sich ganz von allein ein. Sowas nennt man in der Psychologie einen „Minderwertigkeitskomplex„. Wikipedia meint dazu:

    Der Minderwertigkeitskomplex ist Ausdruck einer fehlangepassten Persönlichkeitsstruktur, die von Gefühlen der Unterlegenheit bestimmt ist und das Verhalten der Menschen wesentlich beeinflusst. Er entsteht aus Erfahrungen von Fehlern und eigenem Versagen.
    Die Thematisierung von Minderwertigkeitsgefühlen in der Psychodynamik wurde von Alfred Adler in die Tiefenpsychologie eingeführt.
    Menschen, die unter einem Minderwertigkeitskomplex leiden, sehen sich selbst als etwas Kleines, Unbedeutendes an. Sehr viele Patienten leiden auch unter Depressionen, worauf eine akute oder latente Suizidgefahr folgen kann.
    (Quelle Wikipedia)

    Zwar ist die Schweiz kleiner als Deutschland, aber warum daraus gleich ein Komplex erwachsen muss, bleibt für uns ein Rätsel. Deutschland ist auf einer Weltkarte auf Grund seiner geringen Ausdehnung auch nicht gerade leicht zu finden. Wichtig scheint mir, dass die Deutschen für diesen Minderwertigkeitskomplex wenig verantwortlich gemacht werden können, denn den reden sich die manche Schweizer offensichtlich ganz allein ein. Wir meinen, völlig zu Unrecht.

  • Komplexe können gefährlich enden
  • Wie wir bei Wikipedia gelesen haben, kann das dann sogar zum Selbstmord führen. In der Schweiz ein ganz besonderes Thema, dem wir an Weihnachten ein eigenes Posting gewidmet haben. Siehe hier: Alternativen für den Schweizer Selbstmord.
    Darum zum Schluss ein Aufruf an die Deutschen in der Schweiz: Lernt das anständige Türenaufhalten und drängelt euch beim Lift nicht immer vor! Auch das Vordrängeln der Deutschen am Skilift ist in der Schweiz fast ein nationales Trauma. Dazu mehr unter Der Deutsche und die Warteschlange.

    Wir leben „quasi“ in einem anderen Kulturkreis — Reaktionen auf eine Agence Press Meldung

    Januar 6th, 2007
  • Quasi oder doch nicht quasi?
  • Vor einigen Wochen führte ich ein Telefoninterview mit der Agence Press Journalistin Anna Imfeld. Wie üblich bei solchen Interviews wurden mir die Originalzitate zur Kontrolle zugeschickt. Ich erwähnte, dass uns ganz am Anfang unserer Zeit in der Schweiz ein Schweizer Primarschullehrer in einem Elterngespräch erklärt hatte: „Die Schweiz ist ja ein ganz anderer Kulturkreis …“, um damit die Besonderheiten des eidgenössischen Bildungswesens zu erklären. Wir hatten sehr viel Positives erlebt (kleine Klasse, abwechslungsreicher Unterricht) aber auch manch Negatives (keine Pausenaufsicht für gewalttätige Schüler, kein Hochdeutsch im Unterricht). Nachzulesen hier: Wenn der Lehrer krank ist bleiben die Kinder daheim.

  • War das etwa ironisch gemeint?
  • Wir dachten, der Mann hat diesen Satz vom „anderen Kulturkreis“ ironisch gemeint. Aber mit dem Verständnis von Ironie ist das ja so eine Sache zwischen Schweizern und Deutschen. Nein, er hatte ihn wirklich sehr ernst gemeint. Seit dieser Zeit sage ich auch manchmal, die Schweiz sei „quasi ein anderer Kulturkreis“. Das kleine Wörtchen „quasi“ wurde von der Journalist auf meinen Wunsch explizit in das Zitat mit aufgenommen. Denn ich bin persönlich immer noch davon überzeugt, das Schweizer und Deutsche mehr Gemeinsamkeiten haben, als es manch Schweizern lieb ist, und mehr Unterschiede, als manch Deutscher auch nur ahnt. Wir gehören also trotz allem dem selben Kulturkreis an. Mein deutschsprachiger Lieblingsautor aus dem 19. Jahrhundert bleibt für mich Gottfried Keller. Er ist der beste Beweis dafür, dass sich die deutschsprachige Schweiz sehr wohl im selben Kulturkreis befindet wie das nördliche und östliche Nachbarland (ja, Bayern ist da jetzt auch mit gemeint!). Martin Suter, Max Frisch oder Markus Werner fühlen sich ebenfalls als Schriftsteller der deutschen Sprache, die nicht allein die Sprache der Deutschen ist.

  • Wie redigiert man einen Text fürs Boulevard? Aus „quasi“ wird „eigentlich“
  • Die AP Meldung ging am Donnerstag, den 04.01.07 um 09:00 Uhr über den Ticker. Um 09:05 Uhr wurde sie von der Schweizer Boulevardzeitung „BLICK“ übernommen. „BLICK“ spricht man einem schweren Krachlaut am Ende aus. Wenn Sie den Krachlaut vergessen, dann versteht kein Schweizer, dass Sie die Zeitung meinen sondern richtet den „Blick“ sofort dorthin, wohin Sie gerade schauen.

    Der BLICK ist von der Machart her mit der BILD-Zeitung vergleichbar, wenn auch mit ganz anderer politischer Ausrichtung. BLICK-Online übernahm die AP-Meldung, doch siehe da, es fehlte plötzlich das entscheidende „quasi“ und ich wurde nur indirekt zitiert:

    „Dabei sei die Schweiz eigentlich ein anderer Kulturkreis.“
    (Quelle: Blick-Online 4.1.07)

    Die Journalistin schrieb mir, dass die Käufer der AP-Meldung diese „redigieren“ dürfen und „für den Boulevard aufbereiten“. Nun gut. In der Schweiz dürfen die das, es sind hierzulande ja auch keine „Redakteure“ sondern „Redaktoren“, die früher vielleicht im Reaktor gearbeitet haben und dennoch selten beim Fussball aufs Tor treffen. Doch Vorsicht, bitte keine Häme oder Witze wegen der verschossenen 5 Elfmeter der Schweizer „Natzi“ bei der WM in Deutschland. Die Natzi hat nichts mit Braunhemden zu tun sondern ist hierzulande die „Nationalmannschaft“ (und schreibt sich auch korrekt „Nati„). Nirgendwo anders wird die Deutschlandliebe der Schweizer so deutlich wie beim Thema Fussball. Schön nachzulesen im Beitrag „Das Deutsches Fanmobil in Zürich“ und in den 93(!) Kommentaren dazu.

  • Mit „quasi“ bei 20Minuten-Online
  • Um ca. 9:09 Uhr kam die AP-Meldung auf das Online-Portal der Schweizer Pendlerzeitung „20Minuten“. Die Papierausgabe wird jeden Morgen an den Bahnhöfen verteilt und in, ja Sie haben richtig geraten, ca. 15 Minuten beim Zugfahren gelesen. Ca. 1’200’000 Leser kommen so zusammen, bei 7 Millionen Einwohner also eine ganze Menge. Aber diesmal ging es um die Online-Fassung. Dort stand korrekt aus der AP Meldung übernommen:

    Dabei – so Wiese – sei die Schweiz quasi ein anderer Kulturkreis.
    (Quelle: 20min.ch)

  • Aus „quasi“ wird „sozusagen“
  • Gegen 15:30 Uhr am Donnerstag-Nachmittag schaltete Spiegel-Online die AP-Meldung auf, diesmal in dieser Version:

    Dabei – so Wiese – sei die Schweiz sozusagen ein anderer Kulturkreis.
    (Quelle: Spiegel-Online)

    Aus „quasi“ wurde „sozusagen“, wahrscheinlich hatte beim Spiegel der Fremdwort-Korrektor zugeschlagen. Ein Doppelung wie „quasi sozusagen“ oder „immens wichtig“ oder „klamm heimlich“ („clam“ = „heimlich“ auf Latein) hätten wir auch noch hübsch gefunden, wurde aber nicht versucht.

    Das deutsche Manager-Magazin übernahm dann nicht die AP-Meldung, sondern die Spiegel-Online Fassung mit „sozusagen“ (siehe hier)

  • Ansturm aus Deutschland
  • Die AP Meldung sorgte nun für knapp 6‘500 Zugriffe allein am Donnerstag auf die Blogwiese, die sonst 500-800 Besucher hat, je nach Wochentag. Hübsch anzuschauen und zu beobachten beim eingebauten Sitemeter (Knopf ganz unten rechts auf der Seite)
    10:48 am 5.1.07 Deutschland liest Blogwiese
    (Grafik: Besuch aus Deutschland auf der Blogwiese. Quelle: Sitemeter

  • Doch wie reagierten die Schweizer auf diese Meldung?
  • Bereits wenige Minuten nach Erscheinen der AP-Meldung begann auf dem Online-Portal ein munteres Leserbriefschreiben von Lesern des „freundlichen Bergvölkchens“. Wer immer noch nicht glauben will, wie Deutsche in der Schweiz von manchen Schweizern gesehen werden, lasse sich dort bitte sein Weltbild zurechtrücken. Hier ein paar Auszüge der nettesten Kommentare:

    Keine Sympathie
    Ich muss ehrlich sein, mir geht es auch so! Von mir aus hat dies aber nichts mit Rassenhass oder so zu tun. Ich komme einfach mit der Art der meisten Deutschen nicht ganz klar! Keine Sympathien eben!
    von: Patrick L.
    am: 03.01.2007 09:10

    switzerland vs. germany
    zwischen der schweiz und deutschland herrsch schon ewig ein kleiner hass (neid). viele mögen die deutsche art nicht, und sind noch neidisch auf die deutschen, mit ihren Erfolgen im Sport usw. ! Daher kommt der Hass…doch das ist nur die äussere Schale…
    von: bruno oppliger
    am: 03.01.2007 09:13

    Willkomen in der Schweiz 😉
    Ein Deutscher der im selben Haus wohnt,meinte im Sommer zu mir als ich Gruezi sagte:: …sprich Hochdeutsch..Zuerideutsch ist keine Sprache!! Was wollen solche Jdioten hier??
    von: Andy Stone
    am: 03.01.2007 09:29

    Hmm
    Wieso kommen die so schlecht an? Wieso werden sie so behandelt? Weil sie sich so vorbildlich benehmen und verhalten? Sind immer wir die schlechten? Müssen immer wir akzeptieren, den ersten und auch den versönenden Schritt machen? Wir Wir Wir …. noch Fragen?
    von: Tand
    am: 03.01.2007 09:37

    Ein mir grosses Rätsel
    Ich spreche dialekt als auch hocdeutsch; bin oft erstaunt, wie sich der Ton mir gegenüber verändert, wenn ich auf hochdeutsch switche. Ich könnte schon ein buch füllen mit beispielen von teils hässlichen anfeindungen der letzten 20 Jahre. Zum glück gibt es aber auch viele weltoffene menschen hier.
    von: Swiss_Fondue
    am: 03.01.2007 09:48

    Natürlich sind auch viele freundliche Statements darunter. Komplett zu lesen online hier ganz unten bei „Talk Back“ oder als PDF zum Downloaden (mit 94 Äusserungen) hier.

    Gib Gutzi — Wie Werbung für Jung und Alt in der Schweiz funktioniert

    Januar 5th, 2007
  • Die nervigen Herren mit den Schnurrbärten
  • Mit dem Jahreswechsel ist in der Schweiz die traditionelle Telefonauskunft 111 in Rente gegangen. Eine Reihe von Anbietern wetteifern nun am Schweizer Markt um die Gunst der Kunden. Genauso eifrig wie nervig werden die Schweizer von einem Anbieter mit Werbung bombardiert, der für Sunrise die Auskunft unter der Nummer 1818 betreibt. Von zahlreichen Plakaten lächeln zwei smarte junge Skifahrer im Look der Siebziger und preisen die neue Nummer an.
    Sind die Bärte echt?
    (Quelle Foto: skisstour.ch)

    Wir fanden dazu Hintergrundinformationen im Schweizer reklame-blog:

    Das amerikanische Unternehmen Infonxx führt darum ihre neue Auskunftsnummer 1818 ein. Infonxx bietet in verschiedenen Ländern solche Dienste an. Die Kampagne wird jeweils auf das Land adaptiert.

    Seit ein paar Wochen lernen uns zwei schräge Skihelden die neue Nummer: 1818, Doppel-18, 18 – 18, 2×18. Die Spots sind umwerfend. Wie im neuen Swiss-Clip ist hier der Soundtrack die halbe Miete. Dass die wilden Kerle in ähnlichen Skianzügen stecken wie die von Swisscom gesponserten offiziellen Swissski-Fahrer ist sicher kein Zufall.
    (Quelle: reklame.moblog.ch)

    Der Soundtrack ist eine Coverversion des Mega-Diskohits „Daddy Cool“ von Frank Farian alias „Boney M“ aus dem Jahr 1976. Nichts ist Zufall in diesem Clip, alles ist geplant. Dahinter steckt eine clevere Idee, die junge wie alte Kunden in der Schweiz gleichermassen ansprechen soll.

  • Keine Kekse sondern Vollgas geben
  • Auf den Plakaten tragen die beiden bärtigen jungen Männer gleichfarbige Skianzüge mit der Nummer 18 und geben „Guzzi“, auch manchmal „Gutzi“ geschrieben. Das sind jetzt keine „Guetslis“ Spender, denn diese beliebten Schweizer Kekse schreiben sich mit dem Diphthong „ue“. Werden wir bestimmt nie wieder falsch machen. Im Schwäbischen wären es „Guetsles“, also besonders feine und selbstgebackene Kekse. Hier in der Schweiz denkt man bei „gib guzzi“ eher an eine „Moto Guzzi“ und an den Gummiabrieb der entsteht, wenn bei angezogener Vorderbremse kräftig Gas für den Hinterradantrieb gegeben wird. „Gib guzzi“ findet sich 30 Mal bei Google-CH.

  • Was wollen diese Typen eigentlich?
  • Wir habe Passanten und Kollegen gefragt, was diese jungen Herren zu bedeuten haben, ob diese smarten Typen vielleicht auf irgend ein historisches Schweizer Ereignis anspielen wollen, das uns entgangen ist, weil wir da noch nicht im Lande lebten. Das Ergebnis war niederschmetternd. Die jungen Schweizer finden die Werbung cool und lustig gemacht, vor allem die Filmchen, die es bereits bei YouTube oder hier zu sehen gibt. Mehr aber auch nicht. Keine Information über den Sinn dieser Aufmachung.
    zwei Mal Skianzug mit 18
    (Quelle: sunrise.ch)

  • Wen sprechen diese bärtigen Gesichter an?
  • Diese Werbekampagne richtet sich an eine ganz spezielle Zielgruppe. Wer braucht eine kostenpflichtige und nicht gerade billige Telefonauskunft (1.60 CHF nur schon für den Verbindungsaufbau), wenn es das Gleiche für umsonst im Internet bei tel.search oder auf den Weissen Seiten gibt? Richtig geraten: Die Generation ab 60, die prozentual nicht so häufig online unterwegs ist wie die unter 30jährigen. Und aus welcher Zeit stammen die Frisuren dieser beiden Herren? Aus den 70ern, als die heute Sechzigjährigen selbst um die 30 waren. Sie erinnern sich damit noch sehr gut an die Schweizer Skifahrerlegende Roland Collombin, der als Vorbild für die beiden Männer im Werbespot dient:

    Der Unterwalliser Roland Collombin aus Versegères ist ein ehemaliger Schweizer Skirennläufer, der zu Beginn der 1970er Jahre zur Weltspitze in der Abfahrt zählte. Seine grössten Erfolge sind der zweite Platz bei den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo sowie der Gewinn des Abfahrtweltcups in den Jahren 1973 und 1974. Ausserdem wurde er 1973 Dritter in der Gesamtwertung. Insgesamt gewann der acht Weltcuprennen; dazu kommen drei zweite Plätze. Im Jahre 1975 stürzte Collombin in Val d’Isère so schwer, dass er einige Tage gelähmt war und danach seine Karriere beenden musste.
    (Quelle: matterhornvalley.ch )

    Roland Collombin 1972 in Sapporo
    (Quelle Foto: matterhornvalley.ch )

  • Von 11 zu 18
  • Fällt ihnen auf dem Foto etwas auf? Der Mann fuhr mit der Nummer 11! Und jetzt ist nicht mehr die 11 aus der 111 gefragt für die Auskunft sondern die 18 aus der 1818.
    Roland Collombin heute
    (Quelle Foto: tsr.ch)

    In einem Interview erzählt über sein erstes Rennen:

    Was war Ihr erstes Rennen in der Nationalmannschaft? Welche Erinnerungen haben Sie daran?
    Die Junioren-Europameisterschaft in Madonna di Campiglio mit 18 Jahren. Ich war Erster vor Gustavo Thöni und Grissmann. Damals wurde ich für das darauffolgende Jahr, für meinen ersten internationalen Lauf in Val d’Isère, ausgewählt. Ich erinnere mich daran, dass ich in Val d’Isère einen Rückstand von sechs oder sieben Sekunden hatte. Da verstand ich, dass ich trainieren musste.
    (Quelle: skisstour.ch)

    Mit 18 Jahren!!! Nein, Zufälle gibt es in der Werbung wirklich nicht. „Rückstand von sechs oder sieben“, das ergibt zusammen wieder 11!!! Das kann kein Zufall sein. Alles ist genau aufeinander abgestimmt. Die alten Schweizer freuen sich, die Skifahrerlegende Collombin wiederzusehen, die mit der 11 fuhr, jetzt im Doppelpack 18 + 18, die jungen haben Freude an dem „schrägen Outfit“ der beiden Sportskanonen.
    Collombin 11
    Die Herren 18
    (Quelle Foto: skinet)

    Die Ähnlichkeit von Collombins Fahrstil und dem Fahrstil der beiden bärtigen Herren wird beim direkten Fotovergleich besonders deutlich.

    Leider konnten wir kein Foto von Collombin mit Bart finden. Nur diese Aufnahme aus der Veranstaltungsreihe „Erlebte Schweiz“ von der „Vereinigung zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz“.
    Russi und Collombin
    (Quelle Foto: MemoriaAV)
    Ja, diese Vereinigung gibt es wirklich. Sogar in vier Sprachen:
    MemoriaAV

    Der Name dieser Vereinigung ist ein Mix aus Latein „Memoria“ und Englisch „AV“=Audio Visual, und nicht „Alters-Versorgung“, für das „AV“ sonst stets gedacht ist in der Schweiz. Latein und Englisch also, wie immer passend zur den vier Landessprache der Schweizer.

  • Die Bärte sind bestimmt falsch
  • Uns kommt da noch so ein Verdacht: Die beiden Herren sind vielleicht gar keine Bartträger, keine echten Zwillinge und die Bärte sind nur angeklebt? Irgendwann werden sie sicher „inkognito“ erwischt und fotografiert. Ob sie dann dem Roland Collombin noch ähnlicher werden ohne Bart? Ach wie wenig wahrhaftig ist Werbung! Nicht einmal wenn es um eine Schweizer Ski-Legende geht. Wir bleiben dran.

    Finnisch für Anfänger mit der NZZ

    Januar 4th, 2007
  • Kein Hubschrauber sondern ein Helikopter
  • Aus der NZZ, dem ehrwürdigen Flaggschiff im Kampf zur Erhaltung der wahren helvetischen Sprache, haben wir viele interessante Schweizer Varianten gelernt in den letzten Jahren. Im Mutterhaus in der Falkenstrasse unweit vom Bellevue in Zürich wird streng darauf geachtet, dass kein „Hubschrauber“ die Redaktion verlässt, sondern nur ein „Helikopter“, dass niemand ins „Krankenhaus“ sondern ausschliesslich ins „Spital“ kommt, und dass die Bücher für den Leseabend nicht aus der „Bücherei“ sondern aus einer „Bibliothek“ ausgeliehen werden.

  • Gring aahii u secklä
  • In der Ausgabe vom 28.12.06 überraschte uns die NZZ nun in einer Glosse über Billigtickets der schweizerischen SWISS unter dem Titel „Ettikettenschwindel“ mit einem waschechten Finnisch-Kurs. Wir lasen:
    Gring aahii u secklä

    Lektion Nummer 1: Nicht immer ist drin, was draufsteht.
    Lektion Nummer 2: „Gring aahii u secklä“, denn der Flug wartet nicht. Immerhin warnt die Homepage von Blue1, dem finnischen Billigflieger, davor, zeitlich knapp am Flughafen zu sein.
    (Quelle NZZ 28.12.06, S. 9)

  • Finnisch hat viel Doppelvokale
  • Das muss Finnisch sein. Ist ja auch ein finnischer Billigflieger, der hat für Übersetzungen keine Zeit und erst recht kein Geld. Typisch und leicht erkennbar im Finnischen sind die gedoppelten Vokale wie in „aahii“ und die Konjunktion „u“.
    Finnisch erfreut sich in der Schweiz grosser Beliebtheit, wie die folgenden Beispiele beweisen. Nur mit der Schreibung scheinen sich die Schweizer Finnisch-Fans nicht immer ganz einig zu sein. Oder sind das etwas finnische Dialekte, die hier unterschiedlich verschriftet werden? Mal heisst es „abä“, mal „aahii“, mal „abe“ oder achä.

    Gring abe
    Gefunden haben wir dies via Internet in der „Jungfrau-Zeitung“, das Blatt für die unverheiratete Schweizer Frau.
    (Quelle:jungfrau-zeitung.ch)

    Oder hier:
    Gring achä
    (Quelle toscatours.ch)

    Schliesslich hier:
    Gring abä
    (Quelle complex-change.com)

    So weit, so gut. Nur leider ist das doch kein Finnisch, sondern ein geflügeltes Wort in der Schweiz, dass es sogar zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag gebracht hat:

    Gring ache u seckle
    Nach dem Gewinn der Bronzemedaille an der Weltmeisterschaft 1997 beantwortete Weyermann die Frage, was sie während des Endspurts des Laufs gedacht hatte, mit den berndeutschen Worten Gring ache u seckle, auf deutsch Kopf runter und rennen. Der Ausspruch entwickelte sich in der Schweiz schnell zum geflügeltem Wort, als Synonym für durchbeissen.
    (Quelle: Anita Weyermann auf Wikipedia)

  • Die Menschen in Greng hatten dicke Köpfe
  • Zum Wörtchen „Gring“ oder „Greng“ gibt es ebenfalls ein paar wilde Theorien, die die Herkunft erläutern sollen. Naheliegend scheint uns die Herkunft vom kleinen Namen des Ortes „Greng“, der im Kanton Fribourg, liegt:

    Die Entstehung des Wortes Gring kann nicht genau zurückverfolgt werden. Es lässt sich allerdings vermuten, dass diese Bezeichnung vor etwa 100 Jahren entstanden ist. Ausserdem könnten die Bewohner des freiburgischen Dorfes Greng (Schweiz) Greng genannt worden sein. Daraus könnte sich später im bernischen Dialekt das Wort Gring entwickelt haben.
    (Quelle: Wikipedia)

    Uns erinnert das Wort an „Grind“, zu dem Grimms Wörterbuch meint:

    GRIND, m.
    Sand, Schorf, Kopf; die Bedeutungen 1 u. 2 gehören zweifellos zusammen (…)

    Bei Grimm fanden wir auch ein mögliche Erklärung, wie das Dorf Greng (am Südufer des Murtener Sees gelegen) zu seinem Namen gekommen sein mag:

    GRINDEL, m.
    ein Pfahl, ein Baum von mittler Stärke
    Campe s. v. grendel; grendel paxillus
    (Quelle: Grimms Wörterbuch)

    Pfahlbauten am Seeufer waren in stürmischen Zeiten äusserst beliebt und halfen gegen nasse Füsse genauso wie gegen unerwünschte Besucher.

    Wikipedia erwähnt zwar die Pfahlbauten in Greng, führt aber den Namen auf „Grangia“ = Scheune zurück:

    An den Ufern des Murtensees wurden Spuren von Pfahlbauten aus dem Neolithikum gefunden. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1314 unter dem Namen Gruein; 1349 erschienen die Bezeichnungen Gruent und Grangiis (von lat. grangia (Scheune) abgeleitet).
    (Quelle: Wikipedia)

  • Daheim im Blätzlidechi-Land
  • Die Gegend südlich des Neuenburger Sees heisst zwar „Seeland„, ich würde es aber passender als als „Flickenteppich-Land“ bezeichnen. Die Schweizer würden „Blätzlidechi“ dazu sagen. In keiner anderen Gegend der Schweiz verlaufen die Kantonsgrenzen so chaotisch, gibt es soviele „Kantonsinseln“ wie hier. Die Schweizer sprechen von „Enklaven„:
    Fleckenteppich-Land
    Wenn man dort mit dem Velo, Bike oder Fahrrad unterwegs ist, überquert man praktisch alle paar hundert Meter eine Kantonsgrenze. Der Kanton Vaud, Fribourg, Neuchâtel und Bern hatten in der Vergangenheit sicherlich ziemliche Mühe, sich auf eine einheitliche Grenzziehung zu einigen. Wir stellen uns vor, was das für die Schulkinder dort bedeutet, die von Dorf zu Dorf andere Ferien haben. Wie das mit den Behördengängen abläuft oder Bewilligungen, wenn z. B. ein Hof auf einer Kantonsgrenze liegt. Erschwerend kommt hinzu, dass quer durch dieses Gebiet auch noch der Röstigraben mit der Sprachgrenze verläuft.