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Finnisch für Anfänger mit der NZZ

  • Kein Hubschrauber sondern ein Helikopter
  • Aus der NZZ, dem ehrwürdigen Flaggschiff im Kampf zur Erhaltung der wahren helvetischen Sprache, haben wir viele interessante Schweizer Varianten gelernt in den letzten Jahren. Im Mutterhaus in der Falkenstrasse unweit vom Bellevue in Zürich wird streng darauf geachtet, dass kein „Hubschrauber“ die Redaktion verlässt, sondern nur ein „Helikopter“, dass niemand ins „Krankenhaus“ sondern ausschliesslich ins „Spital“ kommt, und dass die Bücher für den Leseabend nicht aus der „Bücherei“ sondern aus einer „Bibliothek“ ausgeliehen werden.

  • Gring aahii u secklä
  • In der Ausgabe vom 28.12.06 überraschte uns die NZZ nun in einer Glosse über Billigtickets der schweizerischen SWISS unter dem Titel „Ettikettenschwindel“ mit einem waschechten Finnisch-Kurs. Wir lasen:
    Gring aahii u secklä

    Lektion Nummer 1: Nicht immer ist drin, was draufsteht.
    Lektion Nummer 2: „Gring aahii u secklä“, denn der Flug wartet nicht. Immerhin warnt die Homepage von Blue1, dem finnischen Billigflieger, davor, zeitlich knapp am Flughafen zu sein.
    (Quelle NZZ 28.12.06, S. 9)

  • Finnisch hat viel Doppelvokale
  • Das muss Finnisch sein. Ist ja auch ein finnischer Billigflieger, der hat für Übersetzungen keine Zeit und erst recht kein Geld. Typisch und leicht erkennbar im Finnischen sind die gedoppelten Vokale wie in „aahii“ und die Konjunktion „u“.
    Finnisch erfreut sich in der Schweiz grosser Beliebtheit, wie die folgenden Beispiele beweisen. Nur mit der Schreibung scheinen sich die Schweizer Finnisch-Fans nicht immer ganz einig zu sein. Oder sind das etwas finnische Dialekte, die hier unterschiedlich verschriftet werden? Mal heisst es „abä“, mal „aahii“, mal „abe“ oder achä.

    Gring abe
    Gefunden haben wir dies via Internet in der „Jungfrau-Zeitung“, das Blatt für die unverheiratete Schweizer Frau.
    (Quelle:jungfrau-zeitung.ch)

    Oder hier:
    Gring achä
    (Quelle toscatours.ch)

    Schliesslich hier:
    Gring abä
    (Quelle complex-change.com)

    So weit, so gut. Nur leider ist das doch kein Finnisch, sondern ein geflügeltes Wort in der Schweiz, dass es sogar zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag gebracht hat:

    Gring ache u seckle
    Nach dem Gewinn der Bronzemedaille an der Weltmeisterschaft 1997 beantwortete Weyermann die Frage, was sie während des Endspurts des Laufs gedacht hatte, mit den berndeutschen Worten Gring ache u seckle, auf deutsch Kopf runter und rennen. Der Ausspruch entwickelte sich in der Schweiz schnell zum geflügeltem Wort, als Synonym für durchbeissen.
    (Quelle: Anita Weyermann auf Wikipedia)

  • Die Menschen in Greng hatten dicke Köpfe
  • Zum Wörtchen „Gring“ oder „Greng“ gibt es ebenfalls ein paar wilde Theorien, die die Herkunft erläutern sollen. Naheliegend scheint uns die Herkunft vom kleinen Namen des Ortes „Greng“, der im Kanton Fribourg, liegt:

    Die Entstehung des Wortes Gring kann nicht genau zurückverfolgt werden. Es lässt sich allerdings vermuten, dass diese Bezeichnung vor etwa 100 Jahren entstanden ist. Ausserdem könnten die Bewohner des freiburgischen Dorfes Greng (Schweiz) Greng genannt worden sein. Daraus könnte sich später im bernischen Dialekt das Wort Gring entwickelt haben.
    (Quelle: Wikipedia)

    Uns erinnert das Wort an „Grind“, zu dem Grimms Wörterbuch meint:

    GRIND, m.
    Sand, Schorf, Kopf; die Bedeutungen 1 u. 2 gehören zweifellos zusammen (…)

    Bei Grimm fanden wir auch ein mögliche Erklärung, wie das Dorf Greng (am Südufer des Murtener Sees gelegen) zu seinem Namen gekommen sein mag:

    GRINDEL, m.
    ein Pfahl, ein Baum von mittler Stärke
    Campe s. v. grendel; grendel paxillus
    (Quelle: Grimms Wörterbuch)

    Pfahlbauten am Seeufer waren in stürmischen Zeiten äusserst beliebt und halfen gegen nasse Füsse genauso wie gegen unerwünschte Besucher.

    Wikipedia erwähnt zwar die Pfahlbauten in Greng, führt aber den Namen auf „Grangia“ = Scheune zurück:

    An den Ufern des Murtensees wurden Spuren von Pfahlbauten aus dem Neolithikum gefunden. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1314 unter dem Namen Gruein; 1349 erschienen die Bezeichnungen Gruent und Grangiis (von lat. grangia (Scheune) abgeleitet).
    (Quelle: Wikipedia)

  • Daheim im Blätzlidechi-Land
  • Die Gegend südlich des Neuenburger Sees heisst zwar „Seeland„, ich würde es aber passender als als „Flickenteppich-Land“ bezeichnen. Die Schweizer würden „Blätzlidechi“ dazu sagen. In keiner anderen Gegend der Schweiz verlaufen die Kantonsgrenzen so chaotisch, gibt es soviele „Kantonsinseln“ wie hier. Die Schweizer sprechen von „Enklaven„:
    Fleckenteppich-Land
    Wenn man dort mit dem Velo, Bike oder Fahrrad unterwegs ist, überquert man praktisch alle paar hundert Meter eine Kantonsgrenze. Der Kanton Vaud, Fribourg, Neuchâtel und Bern hatten in der Vergangenheit sicherlich ziemliche Mühe, sich auf eine einheitliche Grenzziehung zu einigen. Wir stellen uns vor, was das für die Schulkinder dort bedeutet, die von Dorf zu Dorf andere Ferien haben. Wie das mit den Behördengängen abläuft oder Bewilligungen, wenn z. B. ein Hof auf einer Kantonsgrenze liegt. Erschwerend kommt hinzu, dass quer durch dieses Gebiet auch noch der Röstigraben mit der Sprachgrenze verläuft.

    

    20 Responses to “Finnisch für Anfänger mit der NZZ”

    1. mare Says:

      „Gring“ ist schon sehr viel länger als bloss 100 Jahre in Gebrauch, das Wort kannte ja schon meine Grosseltern, allerdings war es nur auf das Emmental beschränkt. Bestimmt kommt es von „grind“ (s. GRIMM und auch KLUGE) und das „nd“ ist genau gleich abgeschliffen worden zu „ng“ wie das „nd“ bei „Hund“ zu „ng“ = „Hung“ oder „Chind“ zu „Ching“ in den Mundarten des schweizerischen Mittellands. Verkleinerungsformen: Gringli, Gringtschi. Für das Emmental gilt ja auch, dass „Bein“ ein „Scheiche“ ist; wenn der Emmentaler „Bein“ sagt, ist es eher ein „Knochen“ und ein „Beinhaus“ ist ja das Haus, in dem die Gebeine aufbewahrt wurden (Guckt euch mal das beinhaus in Naters/VS an). Und was die Grenzen anbelangt: Der heutige Kanton Waadt/Vaud war ja Untertanengebiet der Berner und einfach den Regelungen der Berner unterworfen.

    2. Branitar Says:

      Hallo Jens,

      jetzt hast du es auch in den SPIEGEL geschafft, sozusagen eine Art Ritterschlag 😉

      http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,457783,00.html

    3. Sam Says:

      Zu Weyermann gibt es noch eine Posse aus der Alma Mater zu Bern: Zu Semesterbeginn ereiferte sich eine Studentin im Plenum lautstark darüber, dass die eine Vorlesung im Hauptgebäude, die folgende in der Unitobler sei, was einen unglaublichen Stress verursachen würde, lägen doch die Gebäude einen zehnminütigen Fussmarsch auseinander, während die Pause nur 15 Minuten dauere. Der Profax erkannte die Rednerin und erwiderte: „Frau Weyermann, gerade von Ihnen erwarte ich doch, dass Sie diese Strecke innert nützlicher Frist hinter sich legen können.“

    4. nih Says:

      habs auch gerade gesehen. gratulation auch von mir. ein weiterer beitrag deinerseits zur (offensichtlich notwendigen) völkerverständigung 🙂

    5. Gabor Says:

      Habs auch grad als Heimweh-Regiobasler im Internet entdeckt.

      Ich wäre ja tierisch gespannt, wie die im Spiegelbeitrag beschriebenen Leser hier in Wien auf die Umgebung wirken und wie sie diese beschreiben würden.

      Mich hat Wien jedenfalls in allerkürtester Zeit zum Patrioten gemacht – was umso lächerlicher ist, weil ich – wie jeder gute Basler – Secondo bin.

      Gruss von der Donau

      *G*

    6. Phipu Says:

      Hier noch eine kleine Erklärung zu den Dialekten:
      „Ache“ ist richtiges Berndeutsch
      „Abe“ ist ein Mittellanddialekt, z.B. SO oder aus dem Oberaargau (BE), Seeland (BE, FR)
      „Abä“ ist eine Art das „schwa“ als ä statt e zu schreiben.
      „Aahii“ verkörpert am ehesten den Sense (Kt. FR)-Dialekt. Seien wir ein wenig nachsichtig mit dem Zürcher Journalisten, dass er nicht genau weiss, welchen Dialekt aus dem Wilden Westen Anita Weyermann spricht.

      Müsste auf finnisch nicht wenigstens das Schriftbild eines der Wörter etwa so aussehen: „Gringaahiiusekkle“?

      Noch kurz zum Inhalt des Zeitungsartikels. Es geht hier also um einen Turnschuhanschluss http://www.blogwiese.ch/archives/277 (nur dass die neuen Blogleser, die durch die gegenwärtige Medienpräsenz – Gratulation – angezogen wurden, auch ein wenig kreuz und quer klicken, um zu sehen, was da schon alles drin steht)

    7. Harikrischna Says:

      Der Spiegel ist nicht Spiegel online, das sind nämlich zwei völlig verschiedene Redaktionen und Firmen. Und der Text ist leider auch nur ein Agenturtext, der gestern schon auf 20min.ch stand – aber trotzdem nicht schlecht! Es ist nämlich im Moment der meistversendete Text auf SpOn!

    8. malatesta Says:

      Grind oder Gring… naja, hier hilft mir doch immer wieder mein allerliebstes Nachschlagewerk, das Schweizerische Idiotikon (doch, das heisst wirklich so…)…
      Zu „Grind“ lässt sich dort einerseits der Verweis auf eine Krankheit finden, die den Kopf wie mit einer Rinde überziehe, wobei „Grind“ aus dem Hochdeutschen stamme und Kruste bedeute. Andererseits wird darauf verwiesen, dass vor allem im Entlebuch und dem Berner Oberland mit „Grind“ der Kopf gemeint sei, „in der niedrigsten Sprechart: Begreif den gauch beym grindt“.
      Dann erfahren wir etwas über so schöne Abwandlungen wie Grossgrind, Selbgrind, Zwinggrind, grindocht, grinden, vergrindigen, grindeln und was es da noch so an Variationen gibt.
      Vor allem aber hilft das Idiotikon ungemein, selbst Schweizer mit Dialektausdrücken zu überraschen, die hier wohl keiner mehr versteht….etwa „Klömpere“ oder „ergelstern“ – und was es sonst an verbalen Vergnüglichkeiten sonst noch gibt….

    9. Thomas Says:

      Das Seeland würde ich eher im Kanton Bern, als im Wirrwarr der freiburgischen und waadtländischen Kantonsgrenzen festzumachen. Die Waadt gehörte übrigens sehr lange Zeit Bern.
      Interessant ist auch das nördliche Bielerseeufer (Wechseln vonBillingue zu Deutsch und dann zu Franz).

      Der Spiegelartikel ist eigentlich nur eine Bestätigung von bereits bekanntem. Aber echt komisch fand ich den letzten Abschnitt mit dem Tierarzt. Welcher Schweizer würde auf die Idee kommen, einen Tierarzt bar zu bezahlen? Wir haben Rechnungen und gelbe Poschtbüechli.
      Meine Vermutung: kulturelles Missverständnis=> die Deutsche wollte ausdrücken, dass sie momentan nicht zahlen kann mangels Bargeld, der schweizer Tierarzt hat verstanden, dass Sie nicht zahlen kann, weil sie kein Geld hat.

    10. Thomas Says:

      Noch einen Nachtrag: (den kann ich mir nicht verkneifen 🙂 )

      Wer bereits in der Artikeleinleitung vom „freundlichen Bergvolk“ schreibt, der braucht sich über die vorherrschende Meinung, Deutsche seien Arrogant und überheblich, nicht zu wundern.

      (ja ja, wir schweizer leben alle in berghöhlen bei kerzenlicht, ja ja, und buddeln uns tiiefe löcher, ja ja, und haben lange bärte … und überhaupt ist die schweiz ein rieser berg voller gold und käse, ja ja und wir leben da glücklich am feuer mit kräutern mit heidi und ganz vielen kühen. und die schoggi wächst auf dem matterhorn, ja ja)
      😉

    11. croco Says:

      „Grend na ond seggla“ würde das im schwäbisch-allemanischen heißen. Da kann Grend beides sein, Kopf und Schorf.

    12. Psalmist Says:

      @Thomas: Natürlich zahle ich (Schweizer…) beim Tierarzt Kleinigkeiten bar. Für die Kosten einer Impfung wäre eine Rechnung unnötig kompliziert.

    13. Phipu Says:

      Zu Sams Eintrag und etwas Off-Topic

      Apropos „Scheiche“. Alle aus den Ostblock-Kantonen, und noch mehr die Nicht-Dialektsprecher, sollen mal versuchen, ob sie von diesem Lied „Ds Stifeli“ (wird in verschiedenen Vereinen in verschiedenen Versionen überliefert) etwas verstehen:

      Ds Stifeli
      Ds Stifeli mues stärbe, s’isch ja no so jung, jung, jung,
      ds Stifeli muess stärbe, s’isch ja no so jung.
      Wenn das dr Absatz wüsst, dass das Stifeli stärbe muess,
      wenn das dr Absatz wüsst, dass ds Stiefeli stärbe muess.

      (Lied wird mehrmals geprobt. Zwischen den einzelnen Aufführungen wird der Chor vom Dirigenten immer mit diesen Worten angesprochen:)

      „Manne vo Guettanne,
      Froue vo Guetloue
      mit Scheiche wie Eiche,
      Haar dranne wi Velospeiche,
      roschtig vom Drüberabeseiche,
      Brustwarze wie Centurionpanzerschmirnipple,
      Wadli wi Chünguränze,

      We dir am Eidgenössische
      Sing-Sang- u Jodlerfescht ds guudige Loriberichränzi weit gwinne…

      1) …müesst dir das Lied no viu viu pianoiger singe…
      2) …mues das no viu viu liiser töne…
      3) …mues das no viu viu truuriger töne…
      u d‘Wörtli ‚wenn‘ u ‚jung‘ müesse viu viu meh betont si. Itz mache mer’s gd nomau:“.

      (wenn dann vom Lied nur noch „wenn“ und „jung“ vernehmbar sind, gleiche Rede mit folgendem Schlusssatz:)

      4) „…mues das genau eso töne!“.

    14. yolantevonscheußlich Says:

      als sprecher eines dem schweizer deutschen verwandten dialekts, nämlich des schwäbischen wäre meine interpretation eine ganz einfache.

      „Gring aahii u secklä“ heißt klein machen – eben gering und laufen- secklä wird im schwäbischen seggla geschrieben und bedeutet laufen oder öfter auch stürzen.

      jemanden verseggeln allerdings bedeutet ihn zur schnecke zu machen und ein seggel ist ein idiot.

    15. Phipu Says:

      An yolantevonscheußlich

      Die Ausdrücke, die du bringst, sind auf Schweizerdeutsch ebenfalls bekannt. Allerdings gibt es da einen vielleicht regional bedingten Sinnesunterschied:

      „seckle“ ist ein Verb für rennen (auch „springe“). Umfallen/stürzen heisst „uf de Sack flüge“ (auf den Sack fliegen) womit wir den „Sack“ auch drin haben. (Wobei man „dr Sack“ auch durch „d’Schnure“ = Schnauze, „dr Ranze“ = Bauch) ersetzen kann.

      „öpper verseckle“ gibt es auch. Im etwa gleichwertigen hochdeutschen Soziolekt würde ich das aber eher mit „jemanden verarschen“ übersetzen. (z.B. bei einem finanziellen Handel austricksen, oder „versetzen“ = zu einer Verabredung nicht erscheinen)

      Genauso kennen wir „dr Seckel“; eher noch schärfer als „Idiot“. Das würde ich dem hochdeutschen derben „Arschloch“ gleichsetzen. Die ursprüngliche Bedeutung ist auch in anatomischer Nähe angesiedelt, was man im „Schafseckel“ noch erkennen kann.

      http://www.blogwiese.ch/archives/42
      Kommentare lesen!

      Das mit dem „gering“ ist jedoch falsch interpretiert. Die Aussage Anita Weyermanns bezog sich tatsächlich in diesem Sportreporter-Interview http://de.wikipedia.org/wiki/Anita_Weyermann auf die Tatsache, den Kopf zu senken (wie ein Widder beim Angriff) und sich nur noch aufs rennen zu konzentrieren. (Sinngemäss übersetzt: Durchbeissen und weiterrennen.)

    16. Fiona Says:

      Bisch sch da, sylv? Here we go! I hope you haven’t heard it, as it takes time to write.

      The Zoo Worker
      ——————
      A guy starts a new job in a zoo. After he has fed the fish on the first day, the fish die. He is really worried, doesn’t want to lose his job. So he feeds the dead fish to the lions and the lions eat them all up. On Day 2, he feeds the chimps (chimpanzees) and it dies too. So he cuts it up and gives it to the lions as well. On Day 3, he discovers the bees in their hive have died, so he mashes them up and feeds that to the lions too.

      On Day 4 the zoo takes delivery of a new lion, who is put in the lions cage with the other lions. He asks them „What’s the food like here?“
      „Super“ say the other lions „This week we had fish and chimps and mushy bees“…

    17. Godo Says:

      In meinem Bekanntenkreis wird „Grind“ als Synonym für Kopf gebraucht. Z.B. „grindweh“ statt Kopfweh, „grind aagschlage“ für Kopf angeschlagen etc. Ich denke mal, dass in der Schweiz einfach die alte Bedeutung überlebt hat. „Gring“ ist einfach, wie bereits jemand oben ausgeführt hat, die berndeutsche Version.

    18. nadjagn Says:

      @Phipu: Ich als gebürtige Ost(block)schweizerin hab ich ehrlich gesagt gar kein Problem damit den Text vom Stifeli zu verstehen… keine Ahnung warum so viele denken man verstehe sie nicht ?? (Vielleicht sähe es gesprochen anders aus??)

      Meine Übersetzung ins SH-Deutsch:

      1. S Stifeli

      S Stifeli muess sterbe s’isch ja no so jung, jung, jung
      S Stifeli muess sterbe, s’isch ja no so jung.
      Wenn das de Absatz wüsst, dass s Stifeli sterbe muess,
      wenn das de Absatz wüss, dass s Stifeli sterbe muess. (Ich war der Meinung, dass als letztes die zweite Zeile wiederholt wird?)

      Manne vo Guettane
      Fraue vo Guetlaue
      Mit Bei wie Eiche
      Mit Hoor drah wie Velospeiche
      Rostig vom drüber seiche
      Brustwarze wie Centurionpanzerschmiernippel
      Wädli wie Hasebüüch

      Wenn ihr am Eidgenössische Sing-Sang- und Jodlerfescht s goldige Lorbeerchränzli wennd günne, dänn… („dänn“ muss sein, sonst geht in meinem Dialekt der Satz nicht auf)

      1. …müend ihr das Lied no vill vill pianoiger (langsamer?) singe…
      2. …muess das no vill vill liisliger töne…
      3. …muess das no vill vill truuriger töne…

      und d Wörtli “wenn” und „jung“ müend vill vill meh betont sii. Etz mached mers grad nomol:

      4. …muess das genau eso töne!.

      Wie man sieht sind das nur geringfügige Unterschiede, wobei ich evtl. anmerken muss, dass ich im Schweizerdeutsch nur sehr selten und wenn unbedingt notwendig ein „Ä“ schreibe (weil’s mir einfach nicht gefällt)

    19. Phipu Says:

      An Nadjagn

      Das mit der Mühe mit Berndeutschverständnis ist nicht meine Idee, habe es tatsächlich bisher selbst auch kaum je festgestellt, die Idee dazu stammt jedoch einmal mehr aus der Blogwiese: http://www.blogwiese.ch/archives/643 als reload oder ursprünglich: http://www.blogwiese.ch/archives/36 (beide Versionen wegen der unterschiedlichen Kommentare).

      Ausserdem weiss ich schon, weshalb du keine ä schreibst. Ostschweizer können genau so wie die meisten deutschländischen Dialekte den richtigen „Chuehblätter-Ä“ gar nicht aussprechen. Den Primarschülern der meisten Mittelland-Regionen muss man jedoch erst erklären, wie man einen schönen hochdeutsches ä auszusprechen hat, nämlich wie e! Da hört man einem Hochdeutsch-Anfänger noch an, ober „aufwendig und Gemse“ nach alter oder „aufwändig und Gämse“ nach neuer Rechtschreibung geschrieben abliest. Siehe dazu mehr hier: http://www.blogwiese.ch/archives/57#comment-318
      http://www.blogwiese.ch/archives/596#comment-92985

    20. pit vo lissabon Says:

      phipu und yolante,
      hört doch auf, um den heissen brei herum zu reden. seckel bedeutete ursprünglich einfach den männlichen genitalapparat. das wort erfuhr im laufe der zeit eine gewaltige bedeutungsausweitung, so ist z.b. im basler dialekt ein unangenehmer zeitgenosse „e dumme Seckel“. der ausdruck ist männersprache und eindeutig nicht akrolekt.