Kein Reinfall am Rii beim Rheinfall
Über Weihnachten hatten wir Besuch aus dem hohen Norden, und das war uns Anlass genug, die lokalen Drei-Sterne Attraktionen des Guide Michelins vorzuführen. Nein, nicht die Restaurants, sondern die sonstigen „absolut sehenswerten“ Orte, wie z. B. den Rheinfall von Schaffhausen, den Riifall von Neuhuuse und seit kurzem auch den Rhfinfali:
Dieses Hinweisschild zeigt deutlich, dass auch hier schon die Schaffhausener Flurnamenreform gewütet haben muss. Denn „en fin“ gab es enfin „im Fall“ einen Reinfall mit „Rh“, den RHFINFALI.
Tatsächlich handelte es sich nur um einen Dummenjungenscherz von Gästen der nahegelegenen Jugendherberge. In der Schweiz würde man von „Nachtbuben“ sprechen, die sich hier einen Schabernack erlaubt haben, denn bei näherer Betrachtung sind die Tippex Spuren beim E zu F und L zu I deutlich erkennbar. Aber clever gemacht, denn wir waren ziemlich irritiert.
Dass Schaffhausen nicht mehr am Rhein sondern am Rii liegt hatten wir neulich erst gelernt:
(Quelle Foto: Offizielle Schulkarte von Schaffhausen gis.sh.ch)
Im Schaffhuuser Wald waren wir am Hübüel vorbei zum Rii gelaufen. Klasse Gegend, nur den „Riihirt“ (siehe auf der Karte links) konnten wir nicht sehen.
Später fanden wir dann am Rheinfall noch dieses Schild:
Das war die Version für die Deutschen. Ein paar Schritte weiter dann noch das Hinweisschild in leider für uns absolut unleserlicher Schaffhuuser Extrem-mundartlicher Schreibweise:
Die Touristen aus Hokaido, die mit uns dort Fotos machten, waren bereits in einem Schweizerdeutschkurs mit den Verschriftungsregeln von Höchstalemannisch vertraut gemacht worden, sie schienen alles wunderbar zu verstehen.
Nur 216 Kubikmeter Wasser Abfluss pro Sekunden, statt den üblichen 600 m3 im Sommer. Wir sehen deutlich, der Rheinfall ist bald zu Fuss zu durchqueren.
Für altertümliche Kinderwagen aus den Sechzigerjahren gilt am Rheinfall übrigens Fahrverbot, wie dieses Schild beweist:
Ob die Verantwortlichen in Schaffhausen den berühmten alten Kinderwagen aus dem Stummfilmklassiker „Panzerkreuzer Potemkin“ vor Augen hatte, der langsam eine Treppe hinabrollt, während rings um die Aufständigen erschossen werden?
Dieses Bild ist einer der am meisten zitierten Momente der Filmgeschichte und taucht sowohl in Woody Allens “Bananas“ als auch in Brian de Palmas “Die Unbestechlichen“ (und wiederum als Parodie auf dies Zitat in “Die nackte Kanone 33 1/3“) auf. Das sagt natürlich schon einiges über den Klassikerstatus von “Panzerkreuzer Potemkin“ aus, der auf allen Listen über “die besten Filme aller Zeiten ganz vorne zu finden ist.
(Quelle: Highlightzone.de)
Am Rheinfall hätte der Film nicht gedreht werden konnte, denn das Verbotsschild verhindert erfolgreich, dass je ein Kinderwagen die Treppen hinab zum Wasserfall rollen kann.
Januar 3rd, 2007 at 1:13
Dass du das Zenrum der Karte ausgerechnet auf Büsingen legst.. Willst du damit etwas spezielles ausdrücken *grins*
Nun, als ich das erste mal am Rheinfall war und eine exorbitante Summe bezahlte um einen Souvenir-Kiosk durchqueren zu dürfen durch welchen man eine Plattform über dem Rheinfall erreichen konnte, dachte ich mir auch: Was für ein Reinfall. Soviel Geld für eigentlich nicht wirklich viel. Interessant war auch das unfreundliche (und das sag ich als Deutscher) Personal. Möglicherweise waren sie ja auch nur extra unfreundlich, weil sie und sofort als deratige identifizierten.
Januar 3rd, 2007 at 9:07
Wenn schon alles in Mundart, dann doch auch „schaffhuuse“ und irgendwann auch alles mit vokalisiertem „L“, das wird sicher lustig, vor allem wenn noch die einheimischen Abkürzungen dazukommen: Wenn ich von „Büüli“ nach „Burtlef“ fahren soll, wird das Leben spannend!
Januar 3rd, 2007 at 15:44
@mare:
Büüli kenn ich natürlich, aber seit heute morgen rätsle ich, was mit „Burtlef“ gemeint ist – jetzt trau ich mich zu fragen 🙂
Januar 3rd, 2007 at 16:21
Ich würde die „Täter“ nicht als Nachtbuben, sondern als Luusbuebe bezeichnen.
Januar 3rd, 2007 at 20:30
@myl
Mit „Burtlef“ oder „Burdlef“ ist „Burgdorf“ gemeint. „Huttu“ wäre dann „Huttwil“. Es gibt noch einige verballhornte Ortsnamen.
Januar 3rd, 2007 at 20:35
An Michael-H
Hier steht, was „Burtlef“ – oder gar [Bùùrtlef] ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Burgdorf_BE . Ein Schulmeister würde nun sagen: „Selber googeln mach gescheit!“.
An Chimaera
Der Fall von Büsingen ist tatsächlich lesenswert. Siehe hier http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCsingen_am_Hochrhein oder dann noch die offizielle(n) Seite(n) der Gemeinde:
http://www.buesingen.de/
http://www.buesingen.ch/
Januar 3rd, 2007 at 21:56
@ Phipu
Ich weiss, deshalb hab ichs ja erwähnt…
Das war mir mal sogar nen touristischen Ausflug wert. Schade das die ihren Durchgang durch Dörflingen nicht bekommen haben….
Januar 3rd, 2007 at 23:18
@mare:
Danke für die Aufklärung – ich habe immer gemeint, so etwas wie „Burgi“ stünde für Burgdorf – ausserdem habe ich in der Region Bülach herumgedacht 😉
@phipu:
Mit dem Googeln hast Du wohl mich gemeint…das ist gewöhnlich auch das erste, was ich tue, wenn ich etwas nicht weiss – nur halt heute nicht (nobody is perfect…)
Januar 4th, 2007 at 0:28
Feiner Blog!
Als ehemals Büsinger und jetziger Zürcher kann ich vielleicht zur Aufklärung beitragen: der „Riihirt“, ein Wald, ist auf den meisten Karten als wahlweise „Reinhart“ oder „Rheinhard“ bezeichnet.
Januar 4th, 2007 at 22:41
Wenn man schon über den kleinen Kanton meckert, dann doch bittschön in Richtigdeutsch. Einge Sätze wurden angedacht und holpernd abgeschlossen. Eieieiei.