Gib Gutzi — Wie Werbung für Jung und Alt in der Schweiz funktioniert
Mit dem Jahreswechsel ist in der Schweiz die traditionelle Telefonauskunft 111 in Rente gegangen. Eine Reihe von Anbietern wetteifern nun am Schweizer Markt um die Gunst der Kunden. Genauso eifrig wie nervig werden die Schweizer von einem Anbieter mit Werbung bombardiert, der für Sunrise die Auskunft unter der Nummer 1818 betreibt. Von zahlreichen Plakaten lächeln zwei smarte junge Skifahrer im Look der Siebziger und preisen die neue Nummer an.
(Quelle Foto: skisstour.ch)
Wir fanden dazu Hintergrundinformationen im Schweizer reklame-blog:
Das amerikanische Unternehmen Infonxx führt darum ihre neue Auskunftsnummer 1818 ein. Infonxx bietet in verschiedenen Ländern solche Dienste an. Die Kampagne wird jeweils auf das Land adaptiert.
Seit ein paar Wochen lernen uns zwei schräge Skihelden die neue Nummer: 1818, Doppel-18, 18 – 18, 2×18. Die Spots sind umwerfend. Wie im neuen Swiss-Clip ist hier der Soundtrack die halbe Miete. Dass die wilden Kerle in ähnlichen Skianzügen stecken wie die von Swisscom gesponserten offiziellen Swissski-Fahrer ist sicher kein Zufall.
(Quelle: reklame.moblog.ch)
Der Soundtrack ist eine Coverversion des Mega-Diskohits „Daddy Cool“ von Frank Farian alias „Boney M“ aus dem Jahr 1976. Nichts ist Zufall in diesem Clip, alles ist geplant. Dahinter steckt eine clevere Idee, die junge wie alte Kunden in der Schweiz gleichermassen ansprechen soll.
Auf den Plakaten tragen die beiden bärtigen jungen Männer gleichfarbige Skianzüge mit der Nummer 18 und geben „Guzzi“, auch manchmal „Gutzi“ geschrieben. Das sind jetzt keine „Guetslis“ Spender, denn diese beliebten Schweizer Kekse schreiben sich mit dem Diphthong „ue“. Werden wir bestimmt nie wieder falsch machen. Im Schwäbischen wären es „Guetsles“, also besonders feine und selbstgebackene Kekse. Hier in der Schweiz denkt man bei „gib guzzi“ eher an eine „Moto Guzzi“ und an den Gummiabrieb der entsteht, wenn bei angezogener Vorderbremse kräftig Gas für den Hinterradantrieb gegeben wird. „Gib guzzi“ findet sich 30 Mal bei Google-CH.
Wir habe Passanten und Kollegen gefragt, was diese jungen Herren zu bedeuten haben, ob diese smarten Typen vielleicht auf irgend ein historisches Schweizer Ereignis anspielen wollen, das uns entgangen ist, weil wir da noch nicht im Lande lebten. Das Ergebnis war niederschmetternd. Die jungen Schweizer finden die Werbung cool und lustig gemacht, vor allem die Filmchen, die es bereits bei YouTube oder hier zu sehen gibt. Mehr aber auch nicht. Keine Information über den Sinn dieser Aufmachung.
(Quelle: sunrise.ch)
Diese Werbekampagne richtet sich an eine ganz spezielle Zielgruppe. Wer braucht eine kostenpflichtige und nicht gerade billige Telefonauskunft (1.60 CHF nur schon für den Verbindungsaufbau), wenn es das Gleiche für umsonst im Internet bei tel.search oder auf den Weissen Seiten gibt? Richtig geraten: Die Generation ab 60, die prozentual nicht so häufig online unterwegs ist wie die unter 30jährigen. Und aus welcher Zeit stammen die Frisuren dieser beiden Herren? Aus den 70ern, als die heute Sechzigjährigen selbst um die 30 waren. Sie erinnern sich damit noch sehr gut an die Schweizer Skifahrerlegende Roland Collombin, der als Vorbild für die beiden Männer im Werbespot dient:
Der Unterwalliser Roland Collombin aus Versegères ist ein ehemaliger Schweizer Skirennläufer, der zu Beginn der 1970er Jahre zur Weltspitze in der Abfahrt zählte. Seine grössten Erfolge sind der zweite Platz bei den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo sowie der Gewinn des Abfahrtweltcups in den Jahren 1973 und 1974. Ausserdem wurde er 1973 Dritter in der Gesamtwertung. Insgesamt gewann der acht Weltcuprennen; dazu kommen drei zweite Plätze. Im Jahre 1975 stürzte Collombin in Val d’Isère so schwer, dass er einige Tage gelähmt war und danach seine Karriere beenden musste.
(Quelle: matterhornvalley.ch )
(Quelle Foto: matterhornvalley.ch )
Fällt ihnen auf dem Foto etwas auf? Der Mann fuhr mit der Nummer 11! Und jetzt ist nicht mehr die 11 aus der 111 gefragt für die Auskunft sondern die 18 aus der 1818.
(Quelle Foto: tsr.ch)
In einem Interview erzählt über sein erstes Rennen:
Was war Ihr erstes Rennen in der Nationalmannschaft? Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Die Junioren-Europameisterschaft in Madonna di Campiglio mit 18 Jahren. Ich war Erster vor Gustavo Thöni und Grissmann. Damals wurde ich für das darauffolgende Jahr, für meinen ersten internationalen Lauf in Val d’Isère, ausgewählt. Ich erinnere mich daran, dass ich in Val d’Isère einen Rückstand von sechs oder sieben Sekunden hatte. Da verstand ich, dass ich trainieren musste.
(Quelle: skisstour.ch)
Mit 18 Jahren!!! Nein, Zufälle gibt es in der Werbung wirklich nicht. „Rückstand von sechs oder sieben“, das ergibt zusammen wieder 11!!! Das kann kein Zufall sein. Alles ist genau aufeinander abgestimmt. Die alten Schweizer freuen sich, die Skifahrerlegende Collombin wiederzusehen, die mit der 11 fuhr, jetzt im Doppelpack 18 + 18, die jungen haben Freude an dem „schrägen Outfit“ der beiden Sportskanonen.
(Quelle Foto: skinet)
Die Ähnlichkeit von Collombins Fahrstil und dem Fahrstil der beiden bärtigen Herren wird beim direkten Fotovergleich besonders deutlich.
Leider konnten wir kein Foto von Collombin mit Bart finden. Nur diese Aufnahme aus der Veranstaltungsreihe „Erlebte Schweiz“ von der „Vereinigung zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz“.
(Quelle Foto: MemoriaAV)
Ja, diese Vereinigung gibt es wirklich. Sogar in vier Sprachen:
Der Name dieser Vereinigung ist ein Mix aus Latein „Memoria“ und Englisch „AV“=Audio Visual, und nicht „Alters-Versorgung“, für das „AV“ sonst stets gedacht ist in der Schweiz. Latein und Englisch also, wie immer passend zur den vier Landessprache der Schweizer.
Uns kommt da noch so ein Verdacht: Die beiden Herren sind vielleicht gar keine Bartträger, keine echten Zwillinge und die Bärte sind nur angeklebt? Irgendwann werden sie sicher „inkognito“ erwischt und fotografiert. Ob sie dann dem Roland Collombin noch ähnlicher werden ohne Bart? Ach wie wenig wahrhaftig ist Werbung! Nicht einmal wenn es um eine Schweizer Ski-Legende geht. Wir bleiben dran.
Januar 5th, 2007 at 1:15
*freu*
Was für ein wunderbarer Text heute, und was für eine schöne Erklärung 🙂
Einziger Wermutstropfen in dieser ganzen „Auskunfts“-Geschichte:
Ich warte nur darauf, bis die Feuerwehr (118) eine neue Kurznummer bestellt, weil sich einige Zeitgenossen mit 1818 verwählen…
Januar 5th, 2007 at 1:39
Tolle Recherche, Jens! Hut ab, Chäppi ab… 😉
Ich habe versucht, über die Domain rauszufinden, wer dahinter steckt. Auf der schrecklichen Homepage von 1818 (Flash bis zum Überdruss) gibt es ja keine Hintergründe, oder ich habe sie nicht gefunden.
Januar 5th, 2007 at 5:12
Der Bericht ist so unnötig wie ein Kropf und offenbar von einem „Guetzli“ geschrieben worden. Als Guetzli bezeichnen wir jemanden, der erfolglos ist und einen Schmarren zusammendichtet. Ausserdem ist Guetzli ein Dialektwort ohne festgelegte Rechtschreibung und wird nur regional verwendet (Raum Zürich). Die beiden beiden Werbetypen sprechen die ältere Generation überhaupt nicht an und werden auch nicht mit Roland Collombin in Verbindung gebracht, der ohnehin auch bei der älteren Generation in Vergessenheit geraten ist, im Gegensatz zu Bernhard Russi oder Pirmin Zurbriggen. Die Werbung ist also eher dümmlich, wird aber über die Masse trotzdem ihre Wirkung zeigen. Der Beitrag ist so unnötig und sinnleer, dass Sie getrost nicht dran bleiben müssen.
Januar 5th, 2007 at 6:22
@Emil Rudolf Benz
Ach was freuen wir uns über Morgenmenschen und ihre konstruktive Kritik! Ein echter Aufsteller! Da muss ich dranbleiben…
Das Tolle bei so dümmlichen Beiträgen ist doch, dass sie gleich hochkarätige und an Geisteswitz nicht zu übertreffende Kommentare nachsichziehen, womit ein guter Ausgleich geschaffen wird. Anspruchsvollere Lektüre finden Sie übrigens hier oder hier.
„Der Bericht ist so unnötig wie ein Kropf „
Gegen den Kropf gibt es in der Schweiz Jodtabletten. Die Ausgabestelle entnehmen Sie bitte dem Merkblatt, dass in Ihrem Hausflur oder in der Nähe des Zivilschutzkellers aushängen sollte. Sonst hier nachschauen.
„und offenbar von einem “Guetzli” geschrieben worden. Als Guetzli bezeichnen wir jemanden, der erfolglos ist und einen Schmarren zusammendichtet. „
Nun, noch eine hübsche Bedeutung für das Wort. Ich kannte es echt nur als Keks, bzw. sah es auf den 1818 Plakaten mit der Aufschrift „Gib Gutzi“ (ohne Diphthong). Mit dem dem Erfolg ist das so eine Sache. Dieser Blog läuft seit dem 1.9.05 und hat bis heute 268.167 Besucher angezogen. Muss ein leckerer „Kaiserschmarren“ sein, dieser Schmarren. Aber über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten.
„Ausserdem ist Guetzli ein Dialektwort ohne festgelegte Rechtschreibung und wird nur regional verwendet (Raum Zürich). “
Was lese ich da? Dialektwörter haben keine festgelegte Rechtschreibung? Das sehen aber eine Menge Schweizer ganz anders. Einfach mal hier nachlesen.
„Die beiden beiden Werbetypen sprechen die ältere Generation überhaupt nicht an und werden auch nicht mit Roland Collombin in Verbindung gebracht“

Dann hat die Werbung nicht funktioniert. Denn die Anspielung auf Roland Collombin habe ich mir nicht ausgedacht, sondern sie ist tatsächlich von den Anbietern so beabsichtigt. „Unser aller Vorbild“ findet sich auf ihrer Site, man muss allerdings ziemlich suchen:
Auch das PDF-Interview mit ihm ist auf dieser Site.
Wenn Sie von den Werbetypen nicht angesprochen sind, dann vielleicht, weil Sie nicht über 60 sind? Kann sein. Solche zielgerichtete Werbung kann auch ziemlich schief gehen. Wenn das immer genau so klappen würde wie geplant, gäbe es keine Werbeagenturen mehr, weil die Macher vor lauter Erfolg und Wohlstand nicht mehr arbeiten müssten.
Januar 5th, 2007 at 8:59
@Herrn Benz:
Also ich freue mich stets über jeden Schmarrn – sei es welcher mit Rosinen und Mandeln als appetitlicher Kaiserschmarrn (hier in Bayern extralecker), oder ein mit Wörtern und Witz lecker zubereiteter Beitrag von Herrn Wiese.
Januar 5th, 2007 at 9:27
Hallo Jens
Endlich versteht man den Hint der Werbung, die mich, zur jungen Generation zählend, diplomatisch ausgedrückt nicht wirklich anspricht.
@Emil Rudolf Benz
„Als Guetzli bezeichnen wir jemanden, der erfolglos ist und einen Schmarren zusammendichtet“
Jemanden als „Guetsli“ zu bezeichnen muss nicht zwingend etwas mit erfolglos oder Schmarrn zusammendichten zu tun haben. „Die/Dä isch dämm aber es Guetsli“ wird oft, nicht ganz ernsthaft gemeint, als leicht herablassende Bemerkung über eine Person gebraucht, welche ein kleines Missgeschick passiert ist.
Solche lokal verwendete Ausdrücke gibts überall. Eine Dult (bairisch, altdeutsch für Kirchenfest, ganz ursprünglich ostgotisch für „ausgelassenes Fest“) wird heute immer seltener gebraucht und dürfte den meisten Deutschen nicht bekannt sein. Heute wird „Kirmes“ oder schlicht Fest verwendet.
Von dem her kann ich nicht ganz nachvollziehen, weshalb Sie sich so echauffieren.
Mit einem kölschen Tschöööö
René
Januar 5th, 2007 at 9:43
Moin,
da ich nicht in der Schweiz lebe, kenne ich die Kampagne nicht. Kann also sein, dass ich mich irre. Aber was ich hier sehe, wirkt wie eine 1:1-Umsetzung der Kampagne für die englische Telefonauskunft 118 118. Mir scheint, es sind sogar die selben Protagonisten.
Siehe dazu u.a.: http://www.werbewunderland.de/2006/05/23/besser-lustig-kopiert-als-schlecht-selbst-gemacht/
oder auch http://www.wcrs.com (dort dann auf „creative“ klicken)
[Anmerkung Admin: Die Ähnlichkeit der beiden Typen ist wirklich verblüffend. Hier der Spot von 118 118 aus England.]
Januar 5th, 2007 at 9:55
es gibt durchaus bärtige schweizer skilegenden. die beiden 18er sind eher mit Heini Hemmi zu assozieren (Goldmedaille im Riesenslalom bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck). leider will aber google kein brauchbares bart-bild entlocken 🙁
In diesem bärtigen Zusammenhang sei noch auf den folgenden Ausdruck verwiesen:
I wirde dr zeigä, wo dr bartli dr moscht hout!
Januar 5th, 2007 at 10:11
Was soll an der Ähnlichkeit zum englischen Pendant verblüffend sein, wenn die selbe Firma dahinter steckt?
McDonalds wirbt in Deutschland auch ziemlichlich ähnlich, wie in der Schweiz, oder?
Ihr stellt euch Fragen… tssss.
Januar 5th, 2007 at 11:11
Ein sehr schoener Artikel 🙂 Allerdings haette ich da noch eine Frage:
‚“Rückstand von sechs oder sieben”, das ergibt zusammen wieder 11!!!‘ – verstehe ich irgendwie nicht. Was ergibt hier zusammen 11?
Mit Zahlenspielen ist das uebrigens so eine Sache – wenn man von einem Zusammenhang ueberzeugt ist kann man sich aus vielen Zahlen mit geeigneter Kombination die Wunschzahl zusammenbasteln. Aber ob das heissen muss, dass ein tatsaechlicher Zusammenhang besteht?
[Anmerkung Admin:
Wie, moment mal, 6 und 7 ergibt nicht 11? Habe ich mich da etwa verrechnet? Mist… es ergibt 13, was ja fast wie 18 aussieht. Sozusagen zwischen 11 und 18, auf dem Weg zur 18 steht die 13 den fast vollständigen Doppelnullen übereinander. Und schon passt es wieder!
Ja, das muss bestimmt heissen, dass da ein tatsächlicher Zusammenhang besteht.]
Januar 5th, 2007 at 11:27
@ Michael: Der Ausdruck „I zeige der wo der Bartli der Moscht hout“ stammt gemäss Otto v. Greyerz in: „E Ligu Lehm, das Berner Mattenenglisch“ aus dem Rotwelschen, wobei Bartl das Brecheisen und Most für Moos (=Geld) steht. Der Spruch beschreibt einen Informationstausch unter Ganoven und hat nicht den Sinn der Drohung „I gibe der de öppe d Poschtornig düre!“.
Januar 5th, 2007 at 11:49
“I gibe der de öppe d Poschtornig düre!”.
Ah, dä isch neu! Chennen ehner as „I gib der glei emol de Tarif dure“
Januar 5th, 2007 at 12:15
Hallo
PurzelJens 😉Der Bericht ist mal abwechslungsreich, dass muss ich zugeben. Nur kann ich darin keine richtige Taktik erkennen. Ich finde die Werbung eigentlich nervig und würde aufgrund dieser Werbung schon gar nicht die 1818 anrufen. Ich bin auch nicht die Zielgruppe. Das die Zielgruppe 60+ angesprochen werden soll, kann ich mir gut vorstellen, denn ich wollte mal die Seite http://www.1818.ch aufrufen und siehe da, es erscheint eine Firma mit den Namen Hunziker AG. So ganz durchdacht wurde das Konzept wohl doch nicht.
Die Seite http://www.1811.ch (neue Nummer der Swisscom anstatt 111) ist momentan noch Baustelle, diese ist aber auf Swisscom Fixnet registriert. Mal sehen wie Swisscom auf die 1818 Werbung agieren bzw. reagieren wird. 😉
Januar 5th, 2007 at 12:52
he he he,
18 weniger 7 gibt wieder 11 (es handelte sich ja um einen Rückstand).
Es IST ein Zusammenhang ;0))
Ich nehme mir vor, mich in Zukunft vermehrt über Wieseartikel zu echauffieren – eine enorme Aufwertung der Kommentarseite.
Januar 5th, 2007 at 13:00
Die Werbung muss eben aggressiv sein, um alte Gewohnheiten aus den Köpfen alter Leute zu bringen. Viele alte Leute sagen nämlich immer noch, sie rufen „em Elfi“ (die Elf) an. Damit ist in vielen Fällen die 111 gemeint.
An Myl
Nicht nur wegen der Auskunft der Sunrise (1818) bräuchte die Feuerwehr (118) eine neue Nummer. Die neue Swisscom-Auskunft (1811, vorher 111) kann bei unvorsichtigen Nummerntippern ebenfalls zur Feuerwehr geleitet werden.
Ich musste als Spamschutz 6+5 eingeben… eben s’Elfi! Ist das wohl Zufall?
Januar 5th, 2007 at 13:11
Interessant. Ich (jüngere Generation) hab mich tagelang gefragt, was der Unsinn soll, und bin zum Schluss gekommen, dass diese Werbung gerade deshalb funktioniert, weil man ständig darüber nachdenkt. Bleibt dann im Gedächtnis haften. Aber die hier dargelegte These ist natürlich weitaus origineller! Ich nehme mal an, dass auch hier einige „invisible Smileys“ versteckt sind, ansonsten müsste der Verfasser mal vor gewissen Numerologie-Fallstricken gewarnt werden.
Cool find ich das ganze allerdings nicht. Okay, wenn man es mit einer Werbung der Zürcher Kantonalbank vergleicht, vielleicht schon, aber so absolut gesehen sicher nicht.
[Antwort Admin: Ja]
Januar 5th, 2007 at 14:50
Also ehrlich – m ich erinnern die beiden Witzfiguren mehr an junge Ausgaben von Jon Tiriac, den ehemaligen Tennistrainer- und vermarkter. An Roland Collombin hab ich bei den zwei Deppen noch nicht gedacht. Anfangs hat sich mir der Sinn dieses Werbespots nicht erschlossen (vermutlich bin ich ein bisschen schwer von Begriff). Als ich’s dann endlich kapiert hatte, dachte ich nur: „Wenn die Auskunft so doof ist, wie die beiden…“
Die „Guetsli“ (Plätzchen, Weihnachtsgebäck, Kekse, Kleingebäck aber auch „etwas naive Person“ – „di isch denn es Guetsli“) schreiben sich in manchen Regionen auch „Güetsi“, „Güetsli“, „Güezli“ – aber auch (Schreck lass nach!) „Gutzi“. Letzteres kenne ich aus dem Raum Basel. „Gib Guzzi“ allerdings erinnert immer noch an den rasanten Start des Motoguzzi-Töffs (Töff=Motorrad, Töffli=Mofa)
Januar 5th, 2007 at 14:56
Wieder mal einen Bericht wofür ich diesen Blog mag. Erhellt er doch meine Mittagspause.
Aber ich frage mich schon, wer soviel für eine Telefonauskunft bezahlt. Letztes Jahr sollen es 30 Mio. Anrufe gewesen sein.
„Wer zuviel bezahlt, hält die Konjunktur in Schwung.“
Januar 5th, 2007 at 15:04
Erinnert mich ein bischen an die Werbung für die deutsche Call-by-Call-Vorwahl 01013 (www.tele2.de), bei der es auch ein bischen dauerte, bis mir aufging, was Füße mit Telefonnummern zu tun haben…. 😉
@Admin
Im übrigen scheint der Spamschutz nicht optimal zu funktionieren: wenn das Ergebnis größer als 9 ist, bekomme ich immer Fehler (und ja, ich kann rechnen).
Januar 5th, 2007 at 20:31
Benz shcrieb: „Ausserdem ist Guetzli ein Dialektwort ohne festgelegte Rechtschreibung und wird nur regional verwendet (Raum Zürich).“
Guetzli wird nicht nur im Raum Zürich verwendet und Dialekt bedeutet noch lange nicht, dass man drauflos schreiben kann, wie es einem gerade so passt (auch wenn das die sprachdegenerierten Handy-Kids natürlich ganz anders sehen).
Januar 6th, 2007 at 12:38
Dochdoch, die Werbung funktioniert. 18+18 ist einfach leichter zu merken als 1811 (man frage mal bei der Feuerwehr nach – die können ein Tatütataa-lied davon singen).
Das mit dem Gutzi: Kaum sah ich die Werbung, machte es bei mir „Klick“ – „Gutzi“ war früher ein Slangwort wie heute etwa „cool“, nur war ihm nicht derselbe Erfolg beschieden. Aber dieses Schicksal ereilte in den Siebzigern viele Worte. Oder wer kann sich noch an die „Tragöötere“ erinnern, an das „Schmarummel“ oder was dergleichen an juveniler Kreativität in der Sprache Niederschlag fand.
Nur so nebenbei: Zur Gutzi-Zeit gab es auch noch das Wort „zinggieren“ – im Film „Meier 19“ hörte ich es zum ersten Mal seit langem wieder und fragte rum, wer es noch kenne. Niemand. Leider. So gesehen war ich der Werbung dankbar, dass sie „Gutzi“ aus der sprachlichen Versenkung auferstehen liess und damit offensichtlich Anlass für kluge und unterhaltsame Blogbeiträge liefert.
Januar 6th, 2007 at 19:35
Das ist ja ein richtig spannendes Sujet auf einer Seite, auf der Ressentiments (zu)viel Raum einnehmen! Warte schon auf eine Attacke wegen falschen Fremdwortgebrauchs…. deshalb:Toleranz ist Trumpf (ui, ui aber sehr schwiizerisch.. Trumpf-Buur und Stöck-Wys-Stich)!
Was ich eigentlich sagen wollte: Bedeutet(e) Gutzi wirklich „cool“, lieber Malatesta aus der gleichnamigen Kneipe? Nicht eher „megageil“, oder wie die neuere Version genau heisst?
Die Werbung finde ich genial, wie David so schön schreibt, bleibt sie gut haften, weil man nicht weiss, was das ganze soll. Vielleicht werden die Skianzüge bald wieder modern…
Januar 6th, 2007 at 22:23
Naja, Gutzi könnte tatsächlich eher in Richtung des Wortes „geil“ verwendet worden sein statt „cool“, da muss ich wohl beipflichten. Das „mega“ dürfen wir getrost weglassen, da es wohl lediglich als Steigerungsform benutzt wird (wobei mir auch schon einige isolierte „Megas“ in der freien Sprachwildbahn untergekommen sind).
Ansonsten weckt Ihr Name in mir nostalgische Gefühle, so wie mein Name dies bei Ihnen wohl auch tut – das „Malatesta“ ist nämlich als Tränke schon ein Weilchen nicht mehr zu finden, und ich muss gestehen: Mein Nickname rührt nicht von diesem Platz im Dörfli, sondern lehn sich eher am guten, alten Errico an…
Januar 8th, 2007 at 9:07
Wirklich gelungener Beitrag 😉 Nur gehen mir die beiden Schnäuze so langsam aber sicher auf die Nerven! Da lobe ich mir doch die Gratis-Auskunft via Internet.
Januar 10th, 2007 at 13:26
Wirklich witziger Beitrag, nur denke ich, dass die Werbung noch eine ganz andere Zielgruppe anpeilt: Das trendy 70ties-Trainer-Jäckli- (auf Deutsch: Trainings-Anzugs-Jacke?) tragende, mit übergrossen 70ties Sonnen- oder Holzknebelbrillen bestückte und mit 70ties Vintage-Turnschuhen ausgerüstete junge, urbane Volk, das mit dem Handy von unterwegs möglichst oft die neue Nummer anrufen soll. So passt die Werbung doch perfekt zum heutigen Retro-Kult, auf den die über 60iger-Generation doch eher weniger anspricht.
Januar 10th, 2007 at 15:35
Also betreffend dem Ausdruck „Gib guzzi“ so kenn ich das aus dem täglichen Sprachgebrauch. (Region Zürich Aargau). Hier wird dieser Ausdruck „Gib mal guzzi“ verwendet um jemandem zu sagen er soll sich beeilen. Kann sein das es von MotoGuzzi abstammt, den Ursprung kenne ich jedoch nicht, wohl aber die bedeutung: „Dä het jetz aber Guzzi gäh“ = Der hat jetzt aber Gas gegeben.
In diesem Sinne… 🙂
Mai 11th, 2008 at 15:53
http://www.prodjo.com hier noch ein Song zum Thema „Guzzi Gäh“ 😀