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Vorsichtig mit dem Wörtchen „Sack“ — Deutsch/Schweizer Missverständnisse

  • Was bedeutet „Sack“ für die Deutschen?
  • In Deutschland ist das Wort „Du Sack“ eine grobe Beleidigung. In der Langfassung vor allem in Bayern äusserst beliebt ist der Fluch „Heilandsack“, wobei der nichts mit dem Geschlechtsteil des lieben Herrn Jesus zu tun hat, sondern die verballhornte Abkürzung von „Heilands Sakrament“ ist. Das heilige Sakrament, von kirchenlateinisch „sacramentum„, bedeutet ein religiöses Geheimnis, das auf die unsichtbare Wirklichkeit Gottes hinweist (siehe Wikipedia).

    Die Deutschen haben also ein gespaltenen Verhältnis zum Wort „Sack“: Es ist einerseits ein Schimpfwort, anderseits etwas Heiliges. Kommen sie nun in die Schweiz und hören an der Ladentheke die Frage „Hätten Sie gern einen Sack“, oder schlimmer noch: „Hätten Sie gern ein Säckli„, dann beginnen sie zu grübeln und denken darüber nach, oder ob es vielleicht nicht doch um ihre von der Schweizer Verkäuferin angezweifelte Männlichkeit geht.

  • Das Sackmesser macht Angst
  • Beim Wort „Sackmesser“ sind sie die Deutschen sehr skeptisch und habe genau genommen gleich Kastrationsängste. Man muss ihnen erklären, dass auch der „Hosensack“ oder der „Mantelsack“ keine besonders fiesen Beschimpfungen sind sondern sich immer auf äusserst praktische Kleidungsstücke beziehen.

  • Sackgeld und Knecht Ruprecht

  • Auch über das „Sackgeld“ wundert sich mancher Deutsche: Ist es denn soviel Geld, dass es nur im Sack heimgetragen werden kann? Denn wenn der Deutsche das Wort „Sack“ im eigentlichen Sinne gebraucht, dann meint er damit mindesten die Ausrüstung von Knecht Ruprecht (in der Schweiz besser unter dem Decknamen „Schmutzli“ bekannt).

    Ein echter Sack

    Vielleicht hilft das leise Vorsingen der alten Volksweise „Ich armes welsches Teufli“ (Melodie als Midi-File). Es ist bei pubertierenden deutschen Jugendgruppen, bei Pfadfindern oder auf einer Klassenreise der absolute Brüller, nur wegen der Zeile „aus meinem Mantelsack, Sack, aus meinem Säckelein

    1. Ich armes welches Teufeli,
    Bin müde vom Marschieren, bin müde,
    Bin müde vom Marschieren,

    2. Ich hab verlorn mein Pfeifli
    Aus meinem Mantelsack, sack.
    Aus meinem Mantelsack

    3. Schadt nichts, ich hab’s gefunden,
    Was du verloren hast, hast.
    Was du verloren hast. (Quelle)

    

    22 Responses to “Vorsichtig mit dem Wörtchen „Sack“ — Deutsch/Schweizer Missverständnisse”

    1. Stephan Kiener Says:

      Hallo Herr Wyser,

      erstmal Gratulation! Hab Tränen in den Augen…

      Als alter Schwabe muss ich allerdings anmerken, dass Heilandsack, Sackmesser, Hosasack, Mantelsack wie auch der in der Schweiz meines Wissens ebenfalls zitierte Seckel (oder Säckel?) durchaus auch im restlichen oberdeutschen Sprachraum vertreten sind.

      Gruss und bitte mehr
      EsKa.

    2. Oliver Says:

      gröööööhl… endlich auf den Punkt gebracht. Nach Jahren noch stolpere ich über das Kassenritual: „Wönt sii än sack ?“

      herrje… ich hab eben ein päckchen Zigaretten und ein Marsschokolädchen gekauft, habe einen Citiyrucksack um, eine Jacke und Hose an (die haben auch taschen) und ich habe zwei hände zum greifen (ja…die funktionieren)
      und wehe ich sag jetzt nicht devot und fröhlich erheitert „nei merci füllmal… es gaht auch so, merci , merci auch, merci füllmal schöne tag, hahaha..“
      dann,… ja DANN ist die Verkäuferin sichtlich eingeschnappt und beleidigt.

      Oh weh, die arme, sooo blöde kunden auf ihre so wertvolle frage, die sie so artig immer runterrasselt 🙂
      hüüülfeeee 🙂

    3. Cora Wiese Says:

      Hoi Oliver,
      deine Komentare sind einfach sehr witzig, schreib bitte mehr! Fast täglich erlebe ich die von dir so treffend geschilderten Tütenrituale live, nur dass ich jetzt immer an deine Zeilen denke, während es mich fast vereisst 🙂
      Kommentiere so flott weiter! Grüsse von Cora

    4. Phipu Says:

      Noch ein kleiner Tipp für alle eingewanderten Deutschen. Übersetzt mal das deutsche „Taschentuch“ auf Dialekt: – „Sacktuech“? Falsch! keine Regel ohne Ausnahme: Es heisst „Nastuech“, man braucht es ja für die Nase.

      Schweizern kann es also in Deutschland geschehen, dass sie mit tropfender Nase jemanden fragen: „Entschuldigung, haben Sie mir ein Papiernastuch?“ Da aber die Nase tropft und das zusammengesetzte Wort zu 2/3 identisch ist, führt die Frage trotzdem zum Ziel.

    5. Eine Deutsche Says:

      Na, wenn ich in Deutschland gefragt werde „Wollen sie eine Tüte?“ Möchte ich am liebsten auch immer antworten „Nein danke, wenn ich so früh am Morgen schon kiffe, vergess ich wieder die Hälfte….“ Uebrigens was bedeutet und wie verwendet man das Wort „Schafsäckel“?

    6. Administrator Says:

      Schafsäckel? Ein Säckchen aus Schafsfell? Ein Sack voll Schafe? Keine Ahnung.. Gruss, Jens

    7. Schwiizer Says:

      Na, ein Schafseckel ist ein Schimpfwort, entspricht wohl in etwa vom Verunglimpfungsgrad einem „Ar…loch“

    8. Annother Schwiizer Says:

      Beim Schaafseckel ,geht es ausnahmsweise wirklich um den, der zwischen den Beinen zu finden ist, um den beim Schafsbock

    9. clarissa Says:

      Schafseckel ist wirklich nicht schön. Wenn Kinder zuhören wird dazu oft ein Schafse…elegueteMönsch (also ein „schafseelenguter Mensch“)! *g* Oder bin ich die einzige, die das so kennt?! 😉

    10. andi Says:

      tach.
      mein bruder unterhält eine sehr ausführliche seite, die sich mit dem thema ’schafseckel‘ -> neue deutsche rechtschreibung ’schafsäckel‘, befasst.

      http://www.mazzucchelli.org/db74.html

      gruss aus der schweiz
      andi

    11. HaegarCH Says:

      Aber de Schoofseckel isch dänn nid mit äm Schloofsack z’verwechsle. S’zweiti gid schön warm, wämä z’Nacht im Zält liit.

    12. Reto Says:

      Schon lustig – nicht?
      Was des Schweizers Sack, ist des Deutschens Tasche.

      Der Schweizer versteht unter einer Tasche eine Handtasche
      oder mindestens etwas zwischen einem Korb, einer Plastiksack(tüte) und einem Koffer. Eine Tüte hingegen wird dann als kegelförmige Papierverpackung in Trichterform verstanden.

      Lustigerweise bleibt ein Sack ein Sack egal wie gross er auch ist z.B der Küdersack (Müllsack) und nicht „Küdertäsche“ 😉

      Dann noch zur Verkleinerung aus Sack
      wird natürlich (es versteht sich von selbst?) ein Säckli.
      Wie sagt der Deutsch dann wohl zu seiner klitze kleinen Tüte?

      Tüchen?

      Mit ein wenig Überlegung macht die Tüte wohl lärm,
      dass einem die Ohren weh tun (schmerzen)!

      TÜTe!!!!!

      Grüsse aus Galmiz
      neben dem Murtensee in Freiburg
      im ÜECHTLAND (Kanton Friboug) Schweiz

      Reto Baumer (Ein Schweizer mit Wurzeln)

      P.S. Nicht zu verwechseln mit Freiburg im BREISGAU Deutschland

    13. Sylvie Says:

      ja, ich habe auch als Einwanderin vor 5 Jahren, mit der Frage der Verkäuferin, ob ich einen Sack haben möchte, mit der Antwort reagiert:
      Nein, Danke. Ich habe bereits einen. Der ist zu Hause.

      Schönes Gegestück: Eine Polin fragte in Deutschland an der Kasse höflich nach einer Titte! 🙂

      Viele Grüsse
      Sylvie

    14. andy Says:

      Jaja, die Sache mit dem „Sack“. Wenn hier schon dieses Thema fällt, sollte Michael Mittermeier hier nicht unerwähnt bleiben (Swiss Edition), in denen er die Schweizer bis zu gnadenlosen Lachkrämpfen traktiert.
      (Freundin:) „Hey du hast ja ein graues Haar am Sack!“
      … (viel später)
      „Ah!! Jetzt weiß ich endlich WARUM es Sackmesser heißt!“
      Sollte auch Schweizern Bauchkrämpfe entlocken, wie er das bringt 🙂

    15. sFrogi Says:

      Schoofseckel kann man auch abkürzen!
      LEO (Lämmer-Erzeugungs-Organ.)
      Dann dürfen es auch Kinder-Ohren hören. 🙂

    16. cydet Says:

      ach ja Jens,

      falls Du mal in Basel einkaufen solltest und an der Kasse gefragt wirst: “ wänn Si gugge?“, dann ist auch nur eine tragtasche und kein joint gemeint.

      😉

    17. heidi Says:

      Als ich noch nicht lange in der Schweiz war, sprach ich einen Verkäufer auf das Wechselgeld an, weil ich dachte es wäre falsch (war aber doch richtig). Als er dann sagte, er hätte mich nicht „pschiesse“, fiel mir doch die Kinnlade ‚runter. Es gibt immer wieder Ausdrücke, die für deutsche Ohren etwas sehr rüde klingen. Ein anderes Beispiel, als jemand meinte, mein Baby hätte: es dreckigs Muul oder es furzt. Ziemlich starke Ausdrücke für das kleine Schnüzchen oder einen Baby-Pups.

    18. Nessi Says:

      *tränenlach* Heidi :o)
      erst jetzt wenn ich deinen text lese, wird mir bewusst wie das für D-ohren klingen muss :o) *grööl*
      aber ich vermute mal, dass du in der zwischenzeit weisst, dass die ausdrücke in unserer sprache nicht „stark“ sind. oder??

    19. pit vo lissabon Says:

      cydet: und in mülhausen (haut-rhin) wird dir die verkäuferin keine plastic-gugge sondern einen „nylon“ offerieren.

    20. Gery us Büüli Says:

      Apropos Sack.. Im Schweizer Militär gibts ja noch den Sackbefehl.. Das ist ein kleines Stoffsäckchen in den allerlei Kleinikeiten wie Taschenmesser, Schnur, Korkzapfen, Feuerzeug, Nähzeug, Ohrstöpsel, etc gehören. Und JEDER Soldat MUSS diesen Sackbefehl auf sich tragen. Das wird sogar vom Fw bei der Mat.Kont. überprüft. Und wehe es fehlt was……….. NEF……

    21. Sirko Says:

      Ja mich hatte man mal gefragt, ob ich Feuer im Sack habe? Hääähhh! Stell die frage mal ein Kind oder Mann in Köln…da kannst große Probleme bekommen!!! 🙂

    22. Chrisbo Says:

      gröööööhl… endlich auf den Punkt gebracht. Nach Jahren noch stolpere ich über das Kassenritual: “Wönt sii än sack ?”

      Ich würde antworten: „Habe ich schon, aber ich brauche eine Tüte.“ 😀