Nabbel im Buuch-Nabbel — Der Schweizer Wetterbericht
Eine unserer Lieblingssendungen im Schweizer Fernsehen ist der abendliche Wetterbericht auf Tele Züri zu jeder vollen Stunde nach den News. Die Sprecherinnen sind stets apart anzusehen, von den Sponsoren der Sendung eingekleidet, und dann geht es los: Von „Wuulche“ und von „Ragge“ ist die Rede, von „Sunnschiin“ und nicht zu vergessen der berühmter Unterländer „Nabbel“ (im Winter friert er, und soll dann Schnee darstellen. Im Zürcher Unterland kennt man keinen Schnee, sondern nur gefrorenen Nebel).
Wir hängen wie gebannt an den Lippen der Moderatorin und sprechen jedes Wort langsam nach, eine perfekte Lehrstunde für das Hörverstehen und die sprachliche Kompetenz im Schwiizerdütschen. Ob uns der Nabbel dann auch bis zum Buuch-Nabbel reicht, fragen wir uns. Und auch der gelegentliche Raggen-Sprutz hat es uns angetan.
Unsere absolute Lieblingswetterfee ist Jeannette Eggenschwiler.
Sie lässt es tüchtig krachen bei den „Wulchen“ und beim „Raggen„. Wir könnten ihr stundenlang zuhören, zum Glück gibt es fast alle 60 Minuten eine Wiederholung. Wir sollten uns mal ein Endlosband zusammenschneiden zum Üben der perfekten Aussprache. Ein kleines Beispiel für so eine Endlosschleife kann man sich sogar runterladen bei Tele Züri: Filmchen Wetterfee(Videodatei MPG 3.7 MB)
Unklar ist nur, was sie da eigentlich für einen Dialekt spricht. Züridütsch ist es nicht, und reines Berndütsch auch nicht. „Wahrscheinlich eine Berndeutsche die zu lange in Züri gelebt hat„, meint meine Kollegin. Oder ist das kalkulierte Absicht? Weil reines Berndütsch östlich der Albiskette niemand mehr verstehen würde?
Als die jungen Stars des neuen Schweizer Filmerfolgs „Mein Name ist Eugen“ auf Tele Züri zu ihrem grossen Erfolg interviewt wurden, bat der Moderator sie darum, den letzten Satz nochmals auf Züridütsch zu wiederholen, weil er das Berndeutsche nicht verstanden habe. So kann es gehen in der kleinen Schweiz. Vielsprachigkeit wird hier in allen Bereichen verlangt.
Oktober 18th, 2005 at 13:06
Corrigendum:
Nabbel wie Du schreibst (Nebel) wird korrekt als Nääbl (Basel) oder in Bern als Nääbbu ausgesprochen.
Man sagt auch nicht Ragge, sonder Rääge!
Un wenn es regnet so sagt man salopp: es „seicht“, oder, es „schifft“ (schiffet), „seichen“ ist umgangssprachlich auch zu verwenden als „Harn lassen/Urinieren)! Schiff ist somit nicht ein Schiff/Boot, sondern E Schiff oder Boot! Also, „i bi rächt vrseicht worde“ bedeutet, dass „ich im Regen plitschnass wurde“. Wenn dein Rendez-vous-Partner verärgert sagt: „Ich bi im Schiff gschtande und ha e halb Schtund uff dich gwartet“, heisst das nicht, dass er /sie im Boot auf Dich gewartet hat sondern: „Ich habe eine halbe Stunde im Regen gestanden und auf Dich gewartet!“….Wenn er /sie dann noch anfügt… „Tammi, oder Gopf“, dann musst Du eine gute Ausrede haben oder einen grossen Strauss Rosen hervorzaubern.
Gruss
Juni 27th, 2006 at 13:39
Punto „schiffen“. Bin mal belehrt worden von einem Norddeutschen, der sich halb tod gelacht hat über diesen
helvetischen Ausdruck, dass dies in seiner Heimat alles andere
als mit Regen zu tun hat, sondern ganz einfach mit der Schifffahrt.
Oktober 5th, 2006 at 18:57
Wenn jemand schiffen gehen will, dann meint er damit meist nicht, dass er jetzt zurück auf sein Boot muss, um vielleicht zum Fischen raus zu fahren, sondern vielmehr, dass er viel (meist Bier) getrunken hat…und er muss es jetzt halt wieder wegbringen…und nicht zurück zum Wirt;-)
Januar 6th, 2007 at 4:00
das ist eben gar kein dialekt, den die moderatorinnen und moderatoren des wetterberichts auf tele züri sprechen, sondern sie lesen den hochdeutschen text vom teleprompter ab und übersetzen dabei ins schweizerdeutsche. und dabei kommen wortschöpfungen zustande, die es so im schweizerdeutschen gar nicht gibt, z.b. «am vormittag» statt «am morge», oder «es weht en wind» statt «es bloost en wind» usw.
November 22nd, 2007 at 12:17
das schönste wort im schweizer wetterbericht heisst „quöu-uuuche“ und bedeutet quellwolken.
apropos seiche und schiffe: das sind ausdrücke aus der männersprache.
männer reden unter sich auch von schyssy-papier, frauen sagen dem eher hüsli-papier. Gemeint ist wc-papier.
November 22nd, 2007 at 12:36
dss phänomen der unterschiedlichen männer- bzw. frauen-sprache ist eine linguistische tatsache. ich wusste nicht, dass wir noch im viktorianischne zeitalter leben. im friacktal benutzen frauen für das grobe recycling-wc-papier übrigens den ausdruck „mannehuslipapier“.
aber wenn sie glauben, ich sei zu weit gegangen, streichen sie halt den ausdruck schyssypapier oder den zweiten absatz.