Wenn alte Leuchter dem Lenker im Weg stehen beim Selbstunfall
Die Deutsche schauten an Silvester ihre Lieblingswiederholung „Dinner for one“. Auf dem Tisch sehen wir deutlich zwei wunderbare alte Kerzenleuchter, so genannte „Kandelaber“:
Wiki erklärt uns, was dieses Wort eigentlich bedeutet:
Armleuchter oder Kandelaber (von lateinisch candelabrum für ‚Leuchter‘ über französisch candélabre) sind Ständer für Kerzen oder Leuchten, die sich über einem Sockel und einer zentralen Säule in mehrere Arme (von meist ungerader Zahl) verzweigen und so die Aufnahme mehrerer Kerzen ermöglichen. Solche mehrarmigen Leuchter sind seit der Antike bekannt, wurden damals aber noch mit Öl- oder Talglampen bestückt. (Quelle: )
Nun, in der Schweiz haben solche Armleuchter auch heute noch weite Verbreitung, denn offensichtlich hat die Elektrifizierung (die in der Schweiz auch „Elektrifikation“ genannt wird), nicht in allen Teilen des Landes Einzug gefunden:
In Kandelaber geprallt
Bei einem Selbstunfall beim Escher-Wyss-Platz ist am frühen Samstagmorgen ein 31-jähriger Autolenker schwer verletzt worden. Laut Stadtpolizei wollte der Mann von der Limmatstrasse nach rechts in Richtung Rosengartenstrasse abbiegen, als er aus unbekannten Gründen frontal gegen einen Kandelaber fuhr (Quelle Tages-Anzeiger vom 27.12.05 S. 12)
Das hier ein Selbst einen Unfall hat, oder wie die Schweizer sagen, „verunfallt“ ist, wobei nicht der Autofahrer, sondern der Lenker schwer verletzt wurde, ist tragisch und bedauernswert genug. Wieso aber ausgerechnet an dieser Stelle ein Armleuchter stehen musste, der mit seinen Kerzen oder Öllampen gar nicht genügend Leuchtkraft haben konnte, bleibt uns ein Rätsel. Doch Wiki hilft:
Als Kandelaber werden auch Straßenlaternen in Form von Armleuchtern bezeichnet. In der Schweiz werden auch normale Straßenlaternen als Kandelaber bezeichnet. (Quelle:)
Klassischer Fall von „Bedeutungsübertragung“. Der Begriff „Kandelaber“ für eine Strassenlaterne blieb erhalten, als sich die zu Grunde liegende Technik und Form veränderte. Typisch für konservativen Sprachgebrauch. Viele Deutsche sprechen auch heute noch über ihre „Karre“, wenn sie von ihrem von 150 Pferdestärken angetriebenem Auto reden, auch wenn da längst kein Pferde- oder Ochsengespann für die Zugkraft verantwortlich ist.
Januar 5th, 2006 at 7:47
Ich glaube im den alten Mad-Heften gabe es so eine Rubrik „Zeitungsmeldungen bildlich erklärt“, wo dann aus „Abgeordnete verabschieden Steuerpaket“ eine Bild wurde, auf dem lauter leute am Postschalter einem Paket voller Lenkräder hinterherwinken. Aber bei Deiner Zeitungsmeldung wär der Zeichner gescheitert. In meinem ersten Jahr in der Schweiz habe ich über solche Meldungen lange gegrübelt.
Januar 5th, 2006 at 12:08
Ich lebe seit meiner Geburt in der Schweiz, aber den Ausdruck „Kanderlaber“ habe ich zuvor noch nie gehört, dagegen sind „Lenker“ und „Selbstunfall“ für mich ganz normale deutsche Wörtchen. Man lernt immer wieder dazu – weiter so.