Die Schweizer-Deutsche Fussball-Hassliebe
Der Satz des Jahres 2005 in der Schweiz lautet
„Deutschland, wir kommen“. (Quelle:)
Angespielt wird damit von den Schweizern auf die Tatsache, dass sie durch den Sieg über die Türkei im Relegationsspiel es doch noch auf den allerletzten Drücker geschafft haben, sich für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zu qualifizieren.
Die Antwort der Deutschen könnte lauten:
„Schweiz, wir sind schon da!“
Gemäss dem Bundesamt für Statistik hat die Gesamtzahl der Deutschen in der Schweiz zwischen 1995 und 2003 um 69% zugenommen, von 96 907 auf 163 923 Personnen (…). Quelle LaLiberté.ch vom 23.12.05
Die Zahlen aus „La Liberté“ sind aus dem Jahre 2003. Heute sind es über 200.000 Deutsche und die Anzahl der Italiener wurde im Sommer 2005 überrundet.
Die Deutschen haben sich von ganzen Herzen gefreut, als ihr Nachbarland in Istanbul gegen die Türkei gewonnen hat. Der nachfolgende Skandal und die Übergriffe in den Umkleidekabinen, den Hass, den die Schweizer Spieler in der Türkei zu spüren bekamen, all das wurde ausführlichst in Deutschland berichtet, in der Sportschau, in der Bildzeitung und in der sonstigen Presse. (Beispiel: )
Die Deutschen haben grosse Sympathien für ihr Nachbarland und freuen sich wirklich, dieses bei der WM 2006 begrüssen zu dürfen.
Ob die Symphatien noch so gross wären, wenn alle Deutschen genau wüssten, wie viele Schweizer über sie denken?
Schaffte es bei den letzten Weltmeisterschaften Deutschland ins Endspiel, schlugen die Herzen der Schweizer stets für den Gegner. Wir waren 2002 erschrocken über die unverholenen Sympathien, die in Zürich für Brasilien im Endspiel gegen Deutschland gehegt wurden. Klar war Brasilien eine Spitzenmannschaft und ihr Sieg war verdient, aber mit welcher Inbrunst die sonst so neutralen Schweizer plötzlich auf der Seite des Gegners von Deutschland zu finden war, das ernüchterte uns doch ziemlich.
LaLiberté zitiert die Deutsche Christine, Ihre Erinnerungen an das Spiel Deutschland-Brasilien im Endspiel 2002:
«Qu’un pays préfère applaudir une équipe venant d’un continent lointain, plutôt que l’équipe des voisins parlant de surcroit la même langue, ça m’a un peu estomaquée», lâche-t-elle. «Les préjugés ne s’expriment pas de façon ouverte, mais on se sent parfois comme un éléphant au milieu d’un magasin de porcelaine. Mais est-on arrogant parce qu’on parle vite?»
„Das ein Land es vorzieht, eher einer Mannschaft zu applaudieren, die von einem weit entfernten Kontinent kommt, als die Mannschaft der Nachbarn, die obendrein auch noch die selbe Sprache spricht, das hat mir schwer auf den Magen geschlagen. “ (…)
„Die Vorurteile werden nicht offen geäussert, aber man fühlt sich doch manchmal wie ein Elefant im Porzellanladen. Aber sind wir arrogant, nur weil wir schnell sprechen?
Quelle LaLiberté.ch vom 23.12.05
Nun, die Deutschen haben leider nur wenig Wahrnehmung dafür, dass sie als Fussballnation von keinem ihrer Nachbarn geschätzt werden. Mit Holland verbindet sie eine alte Fussball-Feindschaft, mit den Briten ebenso. Scheinbar werden hier Schlachten bis zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges auf dem Rasenplatz erneut durchgespielt.
Etwas anderes ist es mit einzelnen Vereinen. Ich habe schon Schweizer vorzeitig bei einer Veranstaltung aufbrechen sehen, weil sie unbedingt noch das Spiel vom FC Bayern München im Fernsehen live erleben wollten. Die Bayern haben Anhänger in der Schweiz, die Deutsche „Nati“ ohne „z“ nicht. Und Bayern ist zwar eine überragende Mannschaft, wird aber längst nicht von allen Deutschen gleich stark geliebt.
Wenn die Deutschen wüssten, was die Schweizer von ihnen denken…
Der aus Basel stammende Dichter Urs Widmer (Jahrgang 1938) schrieb dazu:
Im WM-Finale:
Die Deutschen. Die Schweiz.
Zum erstletzten Male.
Ein Spiel voller Reiz.
Die Schweizer gewinnen.
Der Kahn kentert. Und
Klins denkt, Mann, die spinnen.
Der Ballack bleibt rund.
(Quelle: )
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch diese streng geheime PowerPoint Präsentation, in der die Taktiken der diversen Nationalmannschaften für die WM 2006 anschaulich demonstriert werden. Uns gefällt die französische Strategie am besten, die der Schweizer ist hingegen noch leicht verbesserungswürdig:
Fussball Strategien verschiedenere Länder (PowerPoint 336kb)
Januar 4th, 2006 at 7:42
Endlich, lieber Jens, die WM 2006! Aber es fehlt die Verbindung zum Mozartjahr: „Mozartkugel“! Gruß von Peter
Januar 4th, 2006 at 7:48
Tja das ist schon fast ein ernstes Thema. Dieses Jahr werde ich alles dran geben, die WM nicht in der Schweiz zu erleben. Ich will die Schweizer als sympathische Menschen in Erinnerung behalten und nicht als kleinliche Spielverderber. Nach dem Sieg der deutschen Mannschaft gegen die der USA in der WM 2002 hat mir mein amerikanischer Chef per Handschlag gratuliert. Das bringt kein Schweizer über’s Herz. Vielleicht ist die Grösse des eigenen Landes eine Voraussetzung selber Grösse zeigen zu können. Das Halbfinalspiel gegen Südkorea wurde in meiner Firma in einem grossen Raum übertragen und ich fand mich unter hunderten von „Koreanern“ wieder, es herrschte blankes Entsetzen als die deutsche Mannschaft gewann.
Für 2006 würde anregen, dass alle Schweizer Fans ihre ganze Energie in den Support ihrer Mannschaft stecken und nicht in die Verdammung des deutschen Teams. Es geht bei diesem Wettbewerb auch nicht um Eleganz oder B-Noten, wer die meisten regelgerechten Tore schiesst gewinnt. Das Verhalten Schweizer Fans gegenüber der deutschen Mannschaft kann nicht wirklich ehrverletzend sein, aber es als Deutscher ist es sehr bestürzend zu sehen wie missgünstig die sonst so freundlichen und gut erzogenen Nachbarn sein können.
Januar 4th, 2006 at 9:28
Hallo Zusammen !
Ein wirklich brisantes Thema. Es ist mir ein Rätsel, warum der (sonst so freundliche, zurückhaltende, neutrale und faire) Schweizer zum Deutschlandhasser wird, sobald es um Fussball geht.
Das antideutsche Verhalten der Schweizer beschränkt sich bei weiten nicht auf WM-Endspiele mit deutscher Beteiligung. Bei JEDEM Spiel der deutschen Fussballnationalmannschaft an einer EM oder WM schlägt das schweizer Herz konsequent für den Gegener der deutschen Mannschaft. Egal, ob es sich dabei um Brasilien, Korea, Moldavien, Portugal oder Grönland handelt. Jegliche „political correctness“ wird dabei über Bord geworfen. Regelmässig zur EM oder WM darf jeder Schweizer seinen (latent vorhandenen ?) Deutschlandhass frei ausleben. Pöbeln, Runtermachen, Beleidigen ist in dieser Zeit erlaubt.
Ein anderes Phänomen ist das Verhalten der in der Schweiz lebenden Deutschen während einer EM/WM. Wie von Hr. Wiese richtig dargelegt wächst der Anteil der Deutschen in der Schweiz stetig. Sie haben längst die Anzahl der Italiener, Spanier, Türken, Portugiersen etc. überholt.
Doch wie verhält sich der in der Schweiz lebende Deutsche (im Unterschied zu anderen Ausländergruppen), wenn seine Fussballmannschaft gewonnen hat ?? Er versteckt sich, gibt sich nicht als Deutscher zu erkennen und zeigt seine Freude über den Sieg nicht. Keine hupenden Autos, keine Feste, keine deutschen Fahnen, keine Freudengesänge, nichts…einach nichts. Wo bleibt das deutsche Selbstvertrauen in solchen Situationen ?
Warum eigentlich ? In Deutschland selber, ist doch nach einem Sieg auch der Teufgel los. Ich verstehe es einfach nicht…
Januar 4th, 2006 at 9:33
So ist das nunmal im Fussball (Sport), es geht nicht wirklich darum wer gewinnt sondern das die Deutschen verlieren.
Januar 4th, 2006 at 10:02
Interessanterweise waren die Deutschschweizer insbesondere vor und während dem 1. Weltkrieg grosse Anhänger des deutschen Reiches. Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen mit den franz. Miteidgenossen, welche natürlich auf der Seite Frankreichs standen. In dieser Zeit war es zudem schick, hochdeutsch zu sprechen. Schweizerdeutsch galt als rückständige Pöbelsprache.
Das hat sich erst mit dem 2. Weltkrieg stark geändert und hält bis heute an. Ich würde jedoch behaupten, dass sich die „Sport-Feindschaft“ langsam in normalere Bahnen zurückbewegt.
Als Fussballfan will ich halt vor allem attraktiven Fussball sehen will – und da hatte die deutsche Mannschaft in den letzten Jahren wahrlich kaum was zu bieten (wie ein Torsten Frings). Auf 2006 freue ich mich aber, weil mit Ballack, Podolski, Geissler(?) usw. wieder mal spielerisch gute Fussballer dabei sind (es ist mir aber klar, dass es auch Schweizer gibt, denen es wirklich nur ums Verlieren der Deutschen geht).
Im übrigen hat die italienische Fussballmannschaft mit ihrem destruktivem Fussball seit Jahren etwa gleich wenig Kredit in der Fussball-Schweiz wie die deutsche.
Januar 4th, 2006 at 10:05
Ich gehöre hier zu den wenigen Ausnahmen und drücke seit der WM 1974 die Daumen für die D- Nati. Denke aber dass es im allgemeinen um den Neid geht weil die Deutschen meist dabei (und erst noch gut) sind und unsere Mannschaft wie wir vor dem Fernseher zuschaut.
Januar 4th, 2006 at 10:47
Der Romand ist grundsätzlich gegen die Franzosen in Genf ganz ausgeprägt
Der Tessiner mag die Italiener im Fussball nicht wirklich. Ich freue mich wenn d Schwoobe verlieren. So wie viele andere freue ich mich wenn der grosse Nachbar
eine Niederlage einfährt. Gerade im Fussball sind drei von fünf Nachbarn Fussballerisch Überlegen, alle waren mal Weltmeister und über Jahre erfolgreicher. Und alle drei sind von ihrem Fussball so überzeugt. Obwohl gerade die Franzosen oder Deutschen eher Bieder als Glanzvoll gespielt haben und die Deutschen haben oft das Gefühl diesen Sommer Weltmeister zu werden…
Ich persönlich mag den Deutschen Fussball im Allgemeinen nicht. Ob Club oder Nationalmannschaft. Biedere Kost wird toll verpackt ob am TV oder im Stadion.
Ein grosser Anhänger der Nati bin ich nicht. Wenn sie gewinnen schön verlieren sie ist es mir egal ausser gegen die Deutschen 😉
Neben dem FC Basel stehe ich auf Fussball von der Insel…
Januar 4th, 2006 at 18:39
bei der WM 2002 war es echt schlimm. Die Nachbarn in der Kneipe haben je länger das Spiel (D:IRL) dauerte desto lauter gegen die Schiiessdütsche geschimpft. Ich habe mich da wirklich nicht getraut mich über einen Sieg auch offen zu freuen, weil so aggressieve Stimmung war. Klar ist es oft so, dass man gegen die Erfolgreichen und vermeintlich Grossen ist und einen Aussenseitersieg wünscht, aber mit so einem solchen Hass von Seiten eines (scheinbar) unbeteiligten Dritten habe ich das noch nirgends erlebt.
Aufgefallen ist mir, dass mir persönlich die meisten Schweizer sehr höflich und interessiert, freundlich begegnen, aber wenn es gegen die Deutschen allgemein geht (insbesondere im Fussball, aber auch im Pisa-Ranking, Wirtschaft etc.), findet man nur Ablehnung. In der NZZ ist das immer schön zu sehen. Da wird keine Möglichkeit ausgelassen, nochmal nachzutreten.
Zum Glück sind wir Deutsche so miserable Skirennfahrer, da schimpfen die Schweizer dann lieber gegen die Österreicher!
Januar 4th, 2006 at 21:53
@Sebastian: Ich bin erstaunt, dass du gerade der NZZ den Vorwurf der Parteilichkeit machst. Ist sie doch eine der wenigen europäischen Zeitungen, die sich wirklich dem liberalen Gedankengut verschrieben hat (und relativ frei von Einflüssen grosser Medienkonzerne ist).
Was mir jedoch schon auffällt, ist die Tatsache, dass sich die grossen europäischen Länder schwer mit ausländischer Kritik tun (insbesondere von den kleinen Staaten) – und die Realitäten zum Teil nicht wirklich wahrnehmen. So studiere ich an einer bekannten Schweizer Uni mit hohem Anteil Deutscher. Es ist immer wieder erstaunlich wie unfähig diese Leute zum Teil sind, die schweizerischen Eigenheiten zu erkennen und die Vor- und Nachteile gegenüber dem deutschen neutral zu evaluieren.
Da wird dann schnell was ins Grüne hinausbehauptet, obwohl sie noch nicht mal kapiert haben um was es geht (Highlights sind das Steuersystem, das Pensionssystem und das Regierungssystem).
Ich muss deshalb diesem Blog meine Hochachtung ausdrücken, da es Jens-Rainer exzellent versteht, diese Unterschiede zu erkennen und darzulegen. Diese Analysefähigkeit würde ich vielen anderen auch wünschen!
Januar 4th, 2006 at 22:40
@ Mikki Studer:
Und was hat das jetzt mit der Schweizer-Deutschen-Fussball-Hassliebe zu tun ?? Thema verfehlt Mikki.
Januar 5th, 2006 at 8:01
„Wenn die Deutschen (zu hause) wüssten, was die Schweizer von ihnen denken…“
… dann wäre vermutlich Schluss mit dem Vorurteil dass Schweizer höfliche sympatische Zeitgenossen sind.
Diesen Satz finde ich einfach nur treffend.
Januar 5th, 2006 at 8:35
@Legal_alien
das Gleiche Phänomen existiert im Nachbarland Dänemark und in den Niederlanden. Die Deutschen finden dort alles putzig und nett, und merken nicht, wenn sie in einer holländischen Bäckerei irgendwie immer als letztes bedient werden. Die Wahrnehmung „wie die anderen über uns Deutsche denken“ ist nicht weit verbreitet. Auch über das Deutschlandbild der Briten weiss man in Deutschland recht wenig. Zum Glück gibt es überall solche und solche, bemerkenswert ist nur das Unwissen der Deutschen und die Erschrockenheit, wenn sie feststellen: Die Schweizer drücken die Daumen für den Gegner der Deutschen!
Gruss, Jens
Januar 5th, 2006 at 8:43
@Mikki Studer
Natürlich ist es schlimm von mir, dass ich die Vorteile der schweizer Eigenschaft (?), wie Fussballhass gegen Deutschland nicht kapiere bzw. neutral evaluieren kann. Aber leider ist deine Behauptung grober Unfug: Gerade die grösseren Länder sind es gewohnt, mit ausländischer Kritik umzugehen, das sie naturgemäss stets im Blickpunkt der Nachbarländer stehen. Man darf aber doch trotzdem eine Meinung dazu haben, oder nicht?
Trotz der geringen Gegenliebe für die deutsche Manschaft finde ich es schön, dass die Schweizer bei der WM dabei sind. Meiner Meinug nach entsteht da ein richtig gutes Team. Spätestens 2008 könnten sie (dann bei der EM) um den Titel mitspielen, wenn der Herr Frey das Tor wieder besser treffen lernt.
Januar 5th, 2006 at 8:57
Jens, deine Anmerkungen zu der fehlenden Selbsteinschätzung der Deutschen, was ihr Auslandsbild angeht, ist mir dann doch zu Klischee-haft: der tumbe laute blöde Deutsche! Oh: humorlos habe ich ganz vergessen, das ist den Schweizern ja immer besonders wichtig.
Auffallen tun einem halt immer diejenigen, die lautstark irgendwelchen Blödsinn quaken und das ist einem dann als Landsmann (ob Deutscher oder Schweizer) eher peinlich. Dass die Deutschen im Ausland nicht besonders beliebt sind hat sicher mit dem zuweilen wirklich peinlichen Benehmen zu tun. Da es eben viele Deutsche gibt, die auch noch extrem reiselustig sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein tumber Deutscher bereits alle negativen Vorurteile bestätigt hat, aber leider in der Tat sehr gross. Thomas Mann soll mal gesagt haben: „Als Deutscher im Ausland stellt sich die Frage ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon ein Deutscher da war.“
Januar 5th, 2006 at 9:05
Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie persönlich „die Deutschen“ alles nehmen. Das war schon so, als in der Schweiz die Autobahnvignette eingeführt wurde und mich tatsächlich Deutsche drauf angesprochen haben, das wäre eine Abzocke von Touristen – speziell natürlich Deutsche -(sie dachten im Ernst, wir verlangen die Vignette nur für Ausländer).
Wie ja schon beschrieben, existieren die gleichen Vorurteile z.T. von den Romands gegenüber den Franzosen und den Tessinern gegenüber den Italienern (ganz abgesehen von den Vorurteilen innerhalb der Schweiz – romanischer Teil gegenüber dem allemanischen Teil).
Aber nur bei Deutschen habe ich bisher dieses Erschrecken miterlebt, wenn sie merken, dass ihre Nationalität in der so niedlichen, herzigen Schokoladeschweiz nicht überall auf Gegenliebe stösst.
Dabei ist das ganze doch nur ein Minderwertigkeitskomplex unsererseits 😉
Aber im Ernst, wenn man z.T. mitkriegt, wie sich manchmal Deutsche verhalten, die in die Schweiz kommen und erwarten, alles läuft genauso weiter, wie sie es von zu Hause gewohnt sind (ist ja der gleiche Kulturkreis und die Schweiz ja eigentlich nicht wirklich ein anderes Land). Und wenn nicht alles so läuft wie zu Hause, muss das erst mal lautstark bemängelt werden, was das für eine Sch…lechte Organisation/Kinderbetreuung/Sozialwesen was auch immer, ist.
Und dann wundern sie sich, wenn sie nicht unbedingt gleich von ihren Nachbarn in eingeladen werden… Alles schon miterlebt.
Januar 5th, 2006 at 10:22
@Sebastian:
Fehlende Selbstwahrnehmung setze ich nicht mit „Tumbheit“ gleich. Ich denke an die Ausflugsgesellschaften mit deutschen Rentnern, die durch Amsterdam schlendern, alles so putzig finden, und nicht im Traum auf die Idee kommen kommen, dass sie als Deutsche nicht nur beliebt sein könnten.
Man muss zumindestens die Sprache des Nachbarns verstehen, um das wahrnehmen zu können. Und nicht alle Deutsche verstehen fliessend Niederländisch. Zum Glück verstehen alle Deutsche fliessend Schwiitzerdütsch. 🙂
Gruss, Jens
Januar 5th, 2006 at 10:28
Je grösser das Land, desto grösser die Selbstverständlichkeit (bzw. Arroganz, je nach dem) gegenüber anderen, kleineren Ländern.
So gibt es doch viele die sich darüber beklagen, dass es in der Schweiz keine Eisdielen gibt. Muss es die denn geben? Die Schweiz ist nicht Deutschland und eine Eisdiele nun mal eine Deutsche Eigenheit, nur scheinen es ein Teil der nördlichen Nachbarn nicht zu realisieren.
Ein anderes Beispiel für diese „Selbstverständlichkeit“ wär folgendes. Ihc erzählte einem Deutschen, dass es in der Schweiz den TCS gäbe und der etwa dasselbe sei wie der ADAC. Der meinte dann „Und wieso heisst der dann TCS und nicht auch ADAC, das heisst doch ADAC!“
Ich fands eher witzig als ärgerlich, aber gibt halt auch die Leute, welche das eher nervt…
Besonders lustig finde ich ja Deutsche die sich über Rassismus beklagen 🙂
Januar 5th, 2006 at 11:18
oh, leute! jetzt kommt wieder tausendfach die leier, dass die deutschen sich so wundern, dass in der scheiz manche dinge anders laufen und dass natürlich alle deutschen der meinung sind, nur so wie es in d läuft, ists richtig. und jede bemerkung, die vor hundert jahren mal zur vignette gemacht wurden, wird herausgekramt. und natürlich sind das keine empfindlichkeiten… neeiiiiiin.
das ist doch soooo langweilig. klar gibts den ein oder anderen, der sich so benimmt, aber ich kenne hauptsächlich deutsche, die sich hier wohl fühlen und sehr offen sind und sich bestens bei uns integrieren. habe sogar schon von einem gehört, der das steuersystem kapiert hat.
Januar 5th, 2006 at 11:22
@another anonymous: komisch, dass du zufällig aus einem kleinen land kommst und daher nicht arrogant bist, aber genau weisst, dass die amis, franzosen und deutsche die grössten arrogantlinge sind.
du, du, du Rassist du!
Januar 5th, 2006 at 11:28
Das Problem ist ja nicht wer wie über die Unterschiede der Länder meckert oder sich im Ausland auf Urlaub verhält, sondern dass ansonsten höfliche Schweizer für einmal völlig von der Rolle sind wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt.
Als Deutscher ist man gewohnt im Ausland nicht so gut anzukommen, das kratzt uns nicht wirklich, wir wissen auch wieso das so ist. Anders als Jens mache ich mir auch in Holland oder Dänemark keine Illusionen. Aber das Schweizer, die so eng mit Deutschland kulturell und wirtschaftlich verbunden sind Komplexe am Fussball ableben und jede Sportlichkeit vermissen ist ein Fall für Psychotherapie. Das kenne ich aus keinem andren Land.
Januar 5th, 2006 at 12:02
@anonther anonyomous
Du schreibst:
Von solchen Leuten habe ich auch schon gehört. Echt seltsam das. Wer braucht schon Eisdielen wenn es lecker fettigs Eis aus der Packung gibt, noch davon von Mövenpick!
Die kapieren das einfach nicht. Kommen hier hin und vermissen Dinge, die es in Deutschland gibt. Noch dazu stellen die sich auf den Tisch und sagen ganz laut: Das muss es aber hier auch geben! Sonst sind sie traurig. Ich kann Dich da voll verstehen, dass ist echt krass, dieses Verhalten. Voll der Realitätsverlust bei diesen Leuten.
Gruss, Jens
Januar 5th, 2006 at 12:14
Lieber doofi.
Ich habe niemanden als arrogant bezeichnet. Zitat: „Selbstsicher (oder arrogant, je nach dem…)“
Zu dieser Selbstsicherheit kommt dann bei gewissen Leuten halt auch Arroganz dazu und das zusammen gepaart macht sie nicht gerade sympatiisch. Des ist nicht auf ein Volk bezogen, sondern generell so. Nur fällt das bei den Deutschen eher auf, warum?
Vielleicht ist es bei Deutschen wirklich häufiger oder es liegt einfach daran, dass man eher Kontakt mit Deutschen hat und so eher auf ein Deutsches schwarzes Schaf trifft als auf eines aus der USA oder sonstwo…
Aber wenn du mich weiterhin falsch verstehen willst, wirst du dies auch nach diesem Erklärungsversuch schaffen…
@Jens:
Ob jetzt fettiges Eis oder nicht ist halt eine Frage der (Ess)Kultur und so klein wie man meinen könnte sind ja die Unterschiede CHD doch nicht 😉
Das man entäuscht darüber ist, dass es hier etwas nicht gibt oder etwas vermisst ist ja völlig verständlich und in Ordnung.
Aber deswegen gleich über Land und Leute zu klagen ist dann auch daneben (und solche Leute gibts ja tatsächlich ;)).
Wenn ich nach Amerika gehe beschwere ich mich ja auch nicht darüber, dass ich die feinen „Luxemburgerli“ nirgends kaufen kann….;-)
Januar 5th, 2006 at 13:10
okay another anonymous, viking etc. jetzt hab ich es auch verstanden: weil die Deutschen in der Schweiz Sachen vermissen, die sie von daheim kennen und das auch noch laut sagen, flippen die Schweizer total aus, wenn die DFB-Elf spielt und schimpfen so heftig, dass einem ganz angst wird. Richtig?
Januar 5th, 2006 at 13:57
@doofi Nein, wir flippen aus, weil die DFB Elf es trotz bescheidener Spielweise immer wieder in die vorderen Ränge schafft und die Schweizer Nati nicht 🙂 Ich habs ja schon mal erwähnt, ist ein reiner, schweizer Minderwertigkeitskomplex.
Wobei, so, wie die DFB Elf die letzten Jahr gespielt hat, hatte sogar meine (deutsche) Frau Mühe mit der moralischen Unterstützung 😉
Januar 5th, 2006 at 15:52
Ich finde die „blogwiese“ sehr gut gemacht. Jens ist ein ausgezeichneter Beobachter. Doch vermisse ich häufig eine persönliche Wertung des Autors. Man erfährt praktisch nie, was Jens für eine Meinung zu den von ihm angesprochenen Themen hat.
Der Leser weiss nicht, was dem Autor am Leben in der Schweiz eigentlich gefällt bzw. was ihm als Deutschen in unserem Land nicht gefällt und Schwierigkeiten bereitet.
Es ist alles so „krampfhaft“ neutral bzw. objektiv geschrieben. Ja kein Werturteil abgeben, ja nicht anecken. Das finde ich ein wenig schade.
Gerade bei diesem Thema (Fussballhass) würde mich z.B. interessieren, welche Erfahrungen der Autor gemacht hat und wie er zum deutschlandfeindlichen Verhalten der Schweizer steht. Nur Mut Jens.
Januar 5th, 2006 at 15:57
Also Leute mal ein ehrliches Wort,
nur weil ma in einem kleineren Land lebt, muss ma nicht jede Erziehung vergessen lassen.
Sonst müssten wir Deutsche ja jeden Ami und Russen beschimpfen auf direkte und derbe Art wie das hier leider immer wieder passiert.
Das hier so pauschal über ein Volk geurteilt wird ( und eben nicht über Einzelpersonen ) ist wirklich eine psychologische Sache.
Ich tippe auf Profilneurose.
Nicht mal über ein positves Bild das in Deutschland über die Schweiz immer noch vorherrscht ( auch wenn ich immer mehr kritischere Töne höre, die dann meist aus eigenen Erfahrungen stammen ) kann ma sich freuen, das wird dann auch noch verzerrt.
Alles wird negativ beurteilt, da kannste machen was Du willst wenn Du Deutscher bist, biste halt für die unten durch egal wie du wirklich bist.
Ich frage mich oft, wie ein Schweizer sich fühlen würde, wenn wir in D mit ihm so umgehen würden.
Ich kann nur sagen leute die sich daneben benehmen gibts überall aber so gehen wir in D nicht mit Ausländern um, und erst recht nicht mit Schweizern, die bei uns previligierte Ausländer sind. Wie ich feststelle leider zu unrecht.
Januar 5th, 2006 at 16:25
@doofi: Warum es Leute gibt die fast ausrasten bei einem solchen Spiel weiss ich nicht, denn mir ist es egal ob sie gewinnen oder verlieren (zugegeben: Ich lach mir ins Fäustchen, wenn sie verlieren, aber eher weil die Deutschen elf in der letzten Zeit schon genug Glück hatten ;))
Mal abgesehen vom Fussball war meine Aussage nicht die, dass es stört wenn irgendjemand irgendetwas vermisst, sondern die Art wie man sich darüber äussert usw.
Zwischen „In der Schweiz gibt es ja leider keine Eisdielen wie in Deutschland, schade“ und „In einem anständigen Land gibts doch auch Eisdielen, warum gibts hier keine Eisdielen?“ liegt aber ein Unterschied 😉
Januar 5th, 2006 at 17:55
Es muss mal klar gesagt werden, dass diese Abneigung nur bei Fussballspielen aufkommt (nicht bei mir, weil meine D Hälfte natürlich für die DFB elf ist), im normalen Allteag, finden die Schweizer (die, die ich kenne) die Deutschen eigentlich nett. 😉
Januar 5th, 2006 at 17:56
@Urs
Dir fehlt meine persönliche Meinung?
Man sagt „Eigen-Quote tut selten guot“, aber diesmal muss ich mich selbst zitieren:
Wobei „wir“ uns „uns“ sich hier immer auf die Familie Wiese in Bülach bezieht, an der ich einen kleinen Anteil habe.
Du schreibst:
Also wenn das in der Blogwiese nicht klar werden sollte, dann muss ich einfach noch mal ganz von vorn anfangen.
Am besten verwendest Du mal die Suchfunktion von WordPress und suchst nach „wir lieben“ und „wir mögen“ oder „uns gefällt“.
Es ist auch nicht Sinn der Blogwiese, persönliche Wertungen zu geben, sondern ich will hier „persönliche Erlebnisse und Beobachtungen, oft sprachlicher Art, als Deutscher bei den Schweizern“ veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüssen, Jens
Januar 5th, 2006 at 18:47
@Legal_alien
[…Ich kann nur sagen leute die sich daneben benehmen gibts überall aber so gehen wir in D nicht mit Ausländern um, und erst recht nicht mit Schweizern, die bei uns previligierte Ausländer sind. Wie ich feststelle leider zu unrecht. …]
Ich weiss nicht, wie du mit Ausländern umgehst, aber ich vermute mal, sehr nett und freundlich, wie ich deinem Posting entnehme. Leider sind nicht alle deine Landsleute so (genausowenig wie leider sehr viele Schweizer auch).
Ich war von 1990 bis 1996 in Deutschland. Einer Zeit, in der sehr viele zusätzliche Ausländer nach Deutschland kamen. Und ich habe da Sachen erlebt und gehört, die dein Zitat leider Lügen strafen. „Die Deutschen“ (ich mag diese Verallgemeinerung genausowenig, wie „Die Schweizer“) geben sich da gegenüber dem (geographischen) Rest-Mitteleuropa aber überhaupt nichts.
Das mit den Schweizern als privilegierte Ausländer geht mir erst recht auf die Nerven. Vor allem, wenn in deiner Gegenwart eine ausländerfeindliche Diskussion läuft und du einwirfst, dass du selber auch Ausländer bist. Antwort: „Du bist doch kein Ausländer, du bist doch Schweizer“ (Vielleicht hätte ich das mal auf dem Ordnungs- und dem Arbeitsamt sagen sollen. Dann hätte ich auch in der Schlange für EU-Bürger anstehen dürfen 🙂 )
Diese Klassifizierung von 1., 2. und 3. Klasse Ausländer finde ich ziemlich daneben, egal in welchem Land und von welcher Nationalität ausgesprochen.
Januar 5th, 2006 at 19:17
Aber da sind jetzt auch die klassischen Ausreden für das unsägliche Verhalten der Schweizer bei Fussballspielen der Deutschen gesammelt:
„Nein, wir flippen aus, weil die DFB Elf es trotz bescheidener Spielweise immer wieder in die vorderen Ränge schafft.“ – Meine Güte, was wäre da auf der Welt los, wenn alle die Hass-Nummer schieben, weil bescheiden gespielt wird. Um mal aufzuklären: Es gewinnt die Mannschaft im Fussball, die die meisten regelgerechten Tore schiesst. Wenn Dir das zu langweilig ist, dann geh zu American Gladiator oder zum Monster-Truck Event.
„Er versteckt sich, gibt sich nicht als Deutscher zu erkennen und zeigt seine Freude über den Sieg nicht. Keine hupenden Autos, keine Feste, keine deutschen Fahnen, keine Freudengesänge“ – Tja, wir wollen halt nicht Öl ins Feuer giessen als Gäste in diesem schönen Land.
Also, dieses Jahr: Schweizer Nati anfeuern und nicht auf die Deutschen schauen, mit etwas Glück sehen wir uns im Endspiel, das dann so ausgeht wie alle D-CH Begegnungen in den letzten 50 Jahren.
Januar 5th, 2006 at 20:11
@Dan Smilie übersehen? Den Satz nicht fertiggelesen? Ups, nein, ich habe das Ironieflag vergessen *Asche auf mein Haupt* Ich schiebe keine Hassnummer (kann ich mir mit 3 deutschen Pässen in unserem Haushalt auch kaum leisten) und wollte eine etwas ironische Begründung dazu bringen. Und soviel Glück, dass es ein CH-D oder v.v. Endspiel gibt, haben wir nicht mal wenn uns die Deutsche Elf etwas davon abgibt (Achtung, schon wieder das Ironie-Flag vergessen).
Januar 5th, 2006 at 20:27
@Legal_alien
[…Ich kann nur sagen leute die sich daneben benehmen gibts überall aber so gehen wir in D nicht mit Ausländern um, und erst recht nicht mit Schweizern, die bei uns previligierte Ausländer sind. Wie ich feststelle leider zu unrecht. …]
Wärs nicht so traurig, würde ich lachen….
Im Deutschen Fernsehen wird doch tagtäglich auf Türken eingeprügelt (mit Worten), es gibt/gab sogar Sendungen die aus zwei Klischeetürken (die eigentlich Deutsche sind) eine erfolgreiche Comedyshow machten…
Wird irgendwo etwas über einen Überfall/Mord… geschrieben kommt spätestens im 3ten Kommentar einer dieser weltoffenen überhaupt nicht rassistischen und meint „Waren bestimmt wieder so sch***** Türken“.
Um zum Fussball zurückzukommen.
Am meisten gefreut hat sich ein repräsentativer Teil der Deutschen Bevölkerung (was ich im weiteren als „Deutsche“ bezeichnen werde) doch vorallem darüber gefreut, dass die Türken draussen sind, es gab „Danke Schweiz“ Websites usw…
Mich hat die Behandlung der Schweizer Nati in der Türkei auch echt genervt und mein Motto der Woche war „Kebabboykott“, aber die ganze „Boykottinitiative“ war nie ernstgemeint (auch von dem der sie gestartet hat).
Ich habe das Spiel übrigens in der Dönerbude meines Vertrauens geschaut und danach mit den türkischen Besitzern angestossen…
Sicherlich sind nicht alle Schweizer so wie ich und sicherlich sind nicht alle Deutschen so ausländerfeindlich wie die erwähnten, aber zumindest gegen aussen wirkt Deutschland doch seeeehr Ausländerfeindlich (und dies bei einem recht kleinen Ausländeranteil)
Januar 6th, 2006 at 7:28
@viking
Isch bin ‚ene Rheinländer, alle Witzschen müssen mit ’ne Ta-Taa enden, sonst schnall isch et nät. (un verkaaalkt bin isch obendrinn).
Januar 6th, 2006 at 8:50
@Dan Dan werd ich dat berücksichtigen in Zukunft. Ob ich aber vom gewohnten, Kleinkindbetreungsgeschädigten „Töröö“ so einfach auf Ta-Taa wechseln kann weiss ich noch nicht 😉
Januar 23rd, 2006 at 2:30
@Dan: Du schreibst:
„Aber das Schweizer, die so eng mit Deutschland kulturell und wirtschaftlich verbunden sind Komplexe am Fussball ableben und jede Sportlichkeit vermissen ist ein Fall für Psychotherapie. Das kenne ich aus keinem andren Land.“
Mit den Komplexen magst Du recht haben, aber dass Du das aus keinem anderen Land kennst, liegt wohl eher daran, dass Du auf der Tour-d‘-Europe in der Schweiz hängen geblieben bist und zudem die hiesige Sprache sprichst. Jens hat diesen Punkt bereits gemacht: Hör Dich beispielsweise mal in den Niederlanden oder Dänemark um. Sind auch kleine Länder, die sich in Sachen Fussball wohl weniger verstecken müssen. Wie ausgelassen dort gefeiert(!) wird, wenn die deutsche Nationalelf verliert, habe ich hier noch nie erlebt. Und wegen der Psychotherapie: Das Ausleben der europäischen Rivalitäten auf dem Fussballrasen kann durchaus eine kathartische („seelenreinigende“) Wirkung haben, solange es nicht in dumbem Nationalismus umschlägt. Das IST also unsere Psychotherapie gegen die Minderwertigkeitskomplexe ;-). Nach dem Spiel ist die Gegnerschaft sogleich wieder vergessen (jedenfalls bei den Leuten, die ich kenne) und wir gehen gemeinsam einen heben. Leider hat Fussball hat heute eine Bedeutung erhalten, die tatsächlich ganze Volkseelen zum kochen bringen kann (vgl. Spiel Schweiz-Türkei).
Ich verstehe mich von ganzem Herzen als Schweizer UND Europäer. Das sich die vielen Nationen auf diesem kleinen Kontinenten manchmal einen leidenschaftlichen sportlichen und kulturellen Wettstreit liefern, finde ich aber grundsätzlich spannend (das geschieht ja z.B. auch innerhalb der CH, GB oder dem föderalistischen D). Anstatt sich wie vor 60 Jahren zu bekriegen, tragen wir die nationalen Rivalitäten sportlich aus. Und gleichzeitig wird einem die europäische Vielfalt und all die kleinen und grossen Mentalitätsunterschiede und Eigenheiten und bewusst. Deutschland als Riese in der Mitte geniesst halt von allen Seiten erhöhte Aufmerksamkeit und wenn man den mächtigen Riesen zum wanken bringt, dann erhöht dies das kollektive Ego ungemein (jedenfalls mehr als ein Sieg über Lichtenstein).
Übrigens, seit der grosse Kanton wirtschaftlich zu hüsteln begonnen hat und eine gewisse Schwäche zeigt, habe ich bei vielen eine deutliche Abnahme dieser antideutschen Fussballstimmung bemerkt. Sofort werden die perfekt-souveränen Nachbaren gleich viel sympathischer (nicht nur in der Schweiz).
Nun könnte man wohl einwenden, dass diese Argumentation die Heftigkeit und Leidenschaft der fussballerischen Deutschlandantipathie in der deutschen Schweiz nicht genügend zu erklären vermag. Ich habe dehalb eine weitere These: Wir wollen uns Abgrenzen. Die Deutschschweizer werden international gerne (und zu Recht) mit sog. deutschen Eigenschaften assoziiert:Pünktlichkeit, Perfektionismus, Fleissigkeit, Arbeitsethos, wirtschaftlicher Erfolg, Steifheit, Humorlosigkeit. Hinzu kommt die gemeinsame Sprache und viele andere Gemeinsamkeiten. Wir wollen aber keine Deutschen sein, sondern Schweizer (und wir haben eine unbewusste Angst, dass man dies nicht anerkennen will. So wie alle kleinen Länder, sich davor fürchten, nicht wahrgenommen, anerkannt, respektiert zu werden). Die Welschen wollen auch nicht als Franzosen gelten, sowenig wie die Tessiner für Italiener gehalten werden wollen). Bekanntlicherweise ist die Schweiz eine Willensnation und es lässt sich nicht leugnen, dass wir besagten 3 „Kulturkreisen“ (;-)) zugehören. Wir fühlen uns deshalb genötigt, uns (manchmal tatsächlich krankhaft) von besagten Nationen abzugrenzen und der Sport eignet sich halt dazu hervorragend. Dies ist ma ein anderer Erklärungsansatz als das Weltkriegssyndrom (das wie Mikka völlig richtig bemerkt der Mundart im öffentlichen Leben erst richtig zum Durchbruch verhofen hat). Der niederländ. Schriftsteller Harry Mulisch hat übrigens einmal eine ähnliche Hypothese für die holländische Hassliebe zu Deutschland formuliert. Wie sieht es eigentlich mit den Österreichern aus, haben die auch das Bedürfnis, sich abzugrenzen?
Erlaubt mir noch einen hier noch einen Input zum Stichwort „Harry Mulisch“ und dem „deutschen Riesen“, der zwar nicht direkt mit der Fussballdiskussion zu tun hat, aber mir schon lange unter den Nägeln brennt; quasi ein Blick in die umgekehrte Richtung: Besagter Autor hat einmal einem deutschen Journalisten seine provokative These zur Deutschlandphobie in Europa ins Mikrofon diktiert. Demnach hat uns nicht bloss die jüngere deutsche Geschichte uns um den Schlaf gebracht, wenn wir an Deutschland denken in der Nacht (frei nach Heine), sondern ein viel grunsätzlichere Ungewissheit: Worin zum Teufel besteht der deutsche Volkscharakter? Diese Preisfrage interessiert die europäischen Nachbaren zutiefst. Während jedes Kind sogleich aufzählen kann, was die italienische, französische, russische, englische, spanische, polnische Volksseele ausmacht, scheint sich die deutsche mit jeder 2. Generation radikal zu ändern, ich zitiere: “
«In den letzten 50 Jahren waren sie zerknirschte Masochisten. In den Jahren davor, da waren sie schreckliche Sadisten. Von 1800 bis 1850 waren sie Romantiker, Dichter und Denker. Danach galten sie als Rationalisten. Alle 50 Jahre ändert sich der deutsche Volkscharakter schlagartig. Und jetzt beginnt schon wieder eine neue Episode» («Psychologie heute», 1/1994, 39).
Die freundlichen, antinationalistischen, von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen geplagten Deutschen fassen mit der Wiedervereinigung und dem Weltmeistertitel im Rücken plötzlich wieder mächtig Selbstvertrauen und lassen, angetrieben von einem Kanzler mit prächtig entwickeltem Ego, die Welt wissen, dass sie in Zukunft auch wieder ein Wörtchen mitzureden gedenken. Und ganz Europa fragt sich besorgt, wo die Reise hingeht. Denn im Gegensatz zum politischen Verlauf in der Schweiz oder Luxemburg kann einem Deutschland ganz einfach nicht egal sein! Denn wenn der Riese hüstelt, steigt die Fieberkurve zwischen dem Ural und dem Anejo steil an.
Versteht mich nicht falsch: Ich finde es gut und wichtig, dass Deutschland seinem Gewicht entsprechend Enfluss (und Verantwortung) übernimmt. Gleichwohl bereitet es ein gewisses Unbehagen, dass sich Deutschland als Nation offenbar immer noch auf einem Selbstfindungstrip befindet und dieser Selbstzweifel findet halt auch in vielen Individuen Niederschlag. Ich Rede hier nicht einer ewigen Konservierung des Eigenbildes das Wort, Erneuerung tut gut, aber solche fundamentalen Schwankungen im kollektiven Selbstverständnis? Die Welt hat ein Recht zu wissen, was Deutschland ist und will, genauso wie sie dies von den Amerikanern und Chinesen wissen will. Die Grossen können sich nun mal nicht verstecken und sind zum Seelenstriptease verdammt, ob sie das nun mögen oder nicht.
Wäre sehr froh um ein paar Kommentare von deutscher Seite. Ein guter deutscher Freund hat dieses Bild des nationalen Selbstzweifels bestätigt, aber das ist natürlich keine repräsentative Meinung.
@Jens: Du scheinst mir Neutralität immer mal wieder mit Gesinnungsneutralität zu verwechseln (absichtlich?). Die verfassungsmässige Neutralität bezieht sich auf das Verhalten der Schweiz in internationalen Konflikten, wird aber (nicht erst seit dem UNO-Beitritt) relativ pragmatisch gehandhabt: So hat sich die Schweiz den internationalen Wirtschaftsembargos gegen Irak im Golfkrieg ’91 und gegen Jugoslawien in den Balkankriegen angeschlossen. Das bedeutet aber nicht, dass der Bevölkerung vorgeschrieben wird, ihre politischen Sympathien zu kastrieren, sowenig wie dies der Regierung vorgegeben ist (Ausnahme im 2. WK, wo den Medien z.T. ein Maulkorb verpasst wurde). Im Gegenteil zeigten viele (konservative) SchweizerInnen im kalten Krieg offene Symathiebekundungen mit den USA, Tibet, Ungarn (Aufstand) oder Israel (6tages-Krieg), während Vietnam und Chile primär die politisierte Jugend mobilisierte. Im 1. WK nahmen die einzelnen Landesteile unverholen Partei für ihre Sprachgenossen. Persönlich tendiere ich manchmal dazu, für die Abschaffung der Neutralität zu plädieren, da sie in der Vergangenheit so oft zur Aufrechterhaltung äusserst unmoralischer Wirtschaftsbeziehungen mit geächteten Regimen missbraucht wurde. Die aktuelle weltpolitische Lage verschafft dem Konzept jedoch eine ungeahnte Renaissance.
Und wieder habe ich mich von Euch zu übermässigen Reaktionen provozieren lassen 😉
Bis dann, Adu
Januar 23rd, 2006 at 8:09
@Adu
„Während jedes Kind sogleich aufzählen kann, was die italienische, französische, russische, englische, spanische, polnische Volksseele ausmacht, scheint sich die deutsche mit jeder 2. Generation radikal zu ändern, ich zitiere: “
Ich wüsste zu gern, was die italienische Volksseele ausmacht. Willst Du Sizilianer, Römer, Mailander und vielleicht noch die Sarden konsequent in einen Topf werfen?
Oder Frankreich: „Bretonen und Normannen und die Provençalen haben mit Parisern nicht viel gemein“
In England haben wir die Schotten etc.
Das zeigt doch einfach nur: Die ganze „Wie ist die typische Volksseele“ Diskussion ist überholt und aus dem vorletzten Jahrhundert.
Wenn ich bei den Deutschen die Friesen, Hanseaten, Rheinländern mit den Schwaben und Bayern vermische, ich weiss echt nicht, was dabei an Gemeinsamkeiten raus kommen soll.
Meist projiziert ein Land in den Nachbarn die eigenen Ängste oder Wünsche. Die Schweizer sehen die Borniertheit, Spiessigkeit und Engstirnigkeit, aber auch Fleiss und Sauberkeit bei den Deutschen, die sie bei sich selbst nicht sehen.
Und die Franzosen fanden die Deutschen schon immer so wunderbar romantisch (Schloss Schwanstein, den Schwarzwald und Schubert-Lieder), weil sie selbst gern so wären, aber sich lieber als streng „rationalistisch“ sehen.
Gruss, Jens
Januar 23rd, 2006 at 12:41
@add
„Die Welt hat ein Recht zu wissen, was Deutschland ist und will, genauso wie sie dies von den Amerikanern und Chinesen wissen will.“
Was Deutschland ist? Ein zerrissener Flickenteppich von Kleinstaaten mit vielen kleinen Partikularinteressen, das war es schon immer und das wird es immer bleiben.
Eine Definition wird den Deutschen gerade per Werbe-Kampagne mühsam und teuer eingetrichtert: „DU BIST DEUTSCHLAND“
(Nach „Wir sind Papst“ sicher auch ein netter Ego-Trip)
Gruss, Jens
Januar 23rd, 2006 at 20:21
@Jens
Ich geb Dir ja eigentlich völlig Recht, dass die meisten Nationalstaaten kulturell relativ heterogen sind und viele Bürger sich vorwiegend mit ihrer Region identifizieren, nur habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich halt gegenüber anderen Nationen und v.a. im Ausland dann halt doch primär als Spanier und nicht Katalone oder Baske(!), Italiener und nicht Napoletaner, Deutsche und nicht Pfälzerin oder Schweizer und nicht Berner versteht und identifiziert; der Fussball bringt dies ganz schön zum Ausdruck (o.k.: mit Ausnahme GB).
Der Begriff „Voksseele“ klingt in meinen Ohren auch antiquiiert. Fakt ist jedoch, dass man sich, gerade im Ausland, meist auf der Ebene Nation zu erkennen gibt und wahrgenommen wird (das bedingt sich gegenseitig) und den verschiedenen Klischees so auch Leben einhaucht. Ich habe ein wenig Zeit im Ausland verbracht (nicht so viel wie Du) und mir wäre es noch nie vorgekommen, dass die Seilschaften der „expatriots“ und ihre Solidarität untereinander eine bestimmte nationale Minorität hausgeklammert hätte. Vielmehr war jeweils der gemeinsame Pass das verbindende Kriterium. Als ich in Südafrika lebte, habe ich als Deutschschweizer sogleich eine Genferin kennen und schätzen gelernt, nicht weil ich so toll Französisch spreche oder sie Deutsch, aber weil wir beide aus der Schweiz stammen. Nun ist es wohl so, dass mit zunehmender Distanz zur Heimat die lokalen Unterschiede verschwimmen (es sei denn, man hat ein korsisches oder nordirisches Fernglas dabei). Das Eintauchen in exotische Kulturen (für einige mag das Appenzeller Land vollauf genügen) kann sogar die europäische Perspektive schärfen, denn in Brasilien entdecken die Schwedin und der Grieche plötzlich ungeahnte Gemeinsamkeiten. Sobald aber irgendwo eine Bombe hochgeht oder die Tsunami-Welle anrollt, werden die Opfer wieder fein säuberlich nach nationalen Kriterien gezählt.
Das die Schweizer in den Spiegel schauen, wenn sie sich über die Deutschen ärgern oder lustig machen, ist bedauernswerterweise vielen Landsleuten wenig aufgefallen. Es ist wie im privaten Freundeskreis: Man ärgert sich am meisten über die Fehler derjenigen, die man selber hat, ist halt einfacher, als sich direkt mit sich selbst auseinanderzusetzen, wenn man die Macken so schön auslagern kann.
Was Du mir aber nicht ganz strittig machen kannst (und mit Verweis auf die „Du-bist-Deutschland-Kampagne“ auch indirekt bestätigst), ist die Tatsache, dass D politisch wie ideell in einem Prozess der Selbstfindung ist. Mag sein, dass sich mit dem Umbruch des globalen Gefüges alle Nationalstaaten neu positionieren und grundlegend hinterfragen müssen. Dies trifft ja auch ganz stark für die Schweiz ausserhalb der EU zu (Im Weiteren muss ja auch jedes Individuum sich heute viel mehr selbst definieren als früher, als die einzelnen Rollen noch klarer waren). Die radikalen politischen Umbrüche in D sind jedoch in gewisser Weise einmalig, da sie eben immer auch mit einer philosophischen Umdeutung des Selbstverständnisses einhergeht, die seinesgleichen sucht (man braucht nur einen Blick in die deutsche Literaturgeschichte zu werfen). Eine Konstante bleibt jeweils die vielzitierte „deutsche Gründlichkeit“, die einerseits zu Wirtschaftswundern und andererseits zu polit. Abgründen führen kann. Dieser Hang zum Perfektionismus wird den Schweizern auch nachgesagt. Nur würde erstens kein Hahn danach krähen, wenn wir uns gründlich neu erfinden würden; die weltpolitische Relevanz ist dann doch zu klein (solange nur die Banken in Ruhe gelassen werden). Zweitens behaupte ich jetzt mal, dass „der Deutsche“ einfach ein grösseres Herdentier ist als der Schweizer, ein typischer Individualist. Und eine gründliche kollektive Neuausrichtung ist nun mal ein bisschen anders zu gewichten als ein perfektionistischer Individualismus. (Achtung: ich spitze meine Beobachtungen auch zu, gell).
Vielleicht ist ja die Ego-Kampagne „Du bist Deutschland“ genau dazu gedacht, das deutsche Selbstverständnis verstärkt zu individualisieren?
P.S.: Den Japanern werden ja in Asien ähnliche Eigenschaften wie hier den Deutschen nachgesagt: Disziplin, Perfektionsimus und eine gewisse Undurchschaubarkeit. Asiatische Länder sind entsprechend für japanische Neuausrichtungen sensibilisiert.
P.P.S.: Ich wollte die ursprüngliche Diskussion hier in keiner Weise unterwandern. Let’s talk football again?
März 19th, 2006 at 10:28
Ich bin Deutsch-Schweizer also auch ein halber deutscher wie alle Deutschschweizer.Persönlich drücke ich der Deutschen Nationalmanschaft beide Daumen, sowie ganz Deutschland.
Für Deutschland würde ich alles geben, auch mein Leben.
Hanspeter
Mai 15th, 2006 at 17:16
bin auch deutscher, der sehr gerne in der schweiz lebt, daher ertrage ich das schweizer grundsätzlich immer für den gegener von deutschland sind mit grossem humor und gelassenheit, mir gehts ja oft genauso, das gegurke der deutschen nati ist mitunter sehr grausam. ;-).
spielt auch keine rolle, ob neid oder missgunst oder nur notorische abneigung dahintersteckt, wiegesagt, sollte man nicht so tierisch ernst nehmen.
ich werde auf jeden fall bei der wm die schweiz live unterstützen, klasse team, super aufgestellt. das freut mich sehr.
hat zwar nichts mit dem thema zu tun, aber ich könnte mir durchaus einen weltmeister schweiz vorstellen. meine erwartungserhaltung der deutschen nati gegenüber sind sehr gering, es wird ihnen nicht gelingen, schon wieder ins final zu stolpern…..also gibts wieder viel zu lästern hier im land….;-).
schönen gruss us untersiggenthal
Juni 30th, 2006 at 21:38
ich wohne schon seit zehn jahren in deutschland und habe nie eine direkte liebe der deutschen für die schweizer miterlebt. wenn ich sage dass ich aus der schweiz bin, dann höre ich entweder über das späteingeführte frauenrecht, das nazigold oder mein gegenüber ist schlichtweg enttäuscht. und ich weiss auch wie schwer manche deutsche es in der schweiz haben, da sie wirklich unbeliebt sind. ich fand das immer sehr erschreckend und dumm. was die wm angeht: mir war es anfangs egal, aber dass ich dauernd von den neuen deutschen und ihrem neuen stolz hören muss, bringt mich dazu gegen dfb zu sein(ich bin wie ihr seht zu wenig am sport fussball interessiert). deshalb, es geht wirklich um mehr als nur fussball. zu sagen: wir haben auch das recht patriotisch zu sein, die franzosen, italiener haben auch ihren stolz blabla … ach gott, naja, seufz… es ist anstrengend hier in deutschland mit schlagzeilen, werbungen usw. konfrontiert zu werden, wie der deutsche sein sollte.
alles gute,
euer liebster moffi
Juli 3rd, 2006 at 13:33
ich bin ein mittlerweile an mir selbst zweiffelnder schweizer dem erst vor kurzem bei http://www.fadenkreuzland.ch.vu die sichtweise über viele dinge was z.b den hass gegen deutschland angeht neu definiert wurde.
anfangs war ich als stolzer schweizer logischerweise etwas gekränkt über den dort so spitzzüngig geschriebenen text. als aber im zugehörigem gästebuch eine diskusion über genau dieses thema entbrannte laas ich den text nochmals aber mit einer anderen sichtweise.
seit diesem erreigniss bin ich in verschiedenen foren unterwegs und hole meinungen ein.
teils heist es die EU währe schuld das sie sich den schweizern aufzängen will.
anderswo hab ich zu hören bekommen das es eine art neid währe.
ich muss zugeben ich habe mich momentan etwas zu sehr in das thema reingesteigert das liegt aber daran das ich keine brauchbare begründung für diesen hass gefunden habe.
das wohl denkbar schlechteste beispiel (weil ich mich somit oute) kommt aus meiner lange zurückligenden schulzeit:
klassenkammeraden und ich haben auf grund der schlechten aufklärung in der schule nahezu täglich einen deutschen mitschüler gemobbt, bespuckt und getreten weil so denke ich wir unter dem einfluss alter verbohrter säcke standen zu denen ich hauptsächlich die lehrkräfte zähle.
unser wissen beschränkte sich lediglich auf die gewissheit das deutsche juden getötet haben.
es ist also ganz klar festzustellen das eine gewisse hetze existiert und auch nachgewiesen weden kann.
ich habe seit dem start dieses ereignisses schon viele interessante menschen und ihre meinungen kennengelernt die teils eine echte bereicherung für mich sind.
Dezember 4th, 2006 at 11:18
bla, bla, bla…!
Eine sinnlose, künstliche Diskussion. Es ist mir doch egal, was Ausländer über uns Deutsche denken.
Es kommt immer auf den Menschen selbst als Individuum an, und nicht darauf, was diese Person für einen Reisepass hat.
Aber dumme Menschen gibt es überall auf der Welt.
Und was die „Fussballrivalität“ anbelangt: Konkurrenz belebt das Geschäft! 😉
Übrigens:
Ich würde mich freuen, wenn Ihr Schweizer auch mal einen WM Titel mit nach Hause nehmen könnt! 😉
Liebe Grüße aus dem „Großen Kanton“ 😉
Januar 12th, 2007 at 11:40
Sehr interessantes Blog mit noch interessanteren Kommentaren.
Inzwischen ist die WM ja vorbei, und die deutsche Mannschaft ist tatsächlich nicht ins Finale gestolpert – so wie wolfi es vorhergesehen hat. Obwohl – _so_ hat er es vermutlich auch wieder nicht vorhergesehen. Zumindest in deutschen Augen hat die deutsche Mannschaft den attraktivsten Fußball seit langer Zeit gespielt und zurecht das Halbfinale erreicht. Dort schied sie dann zurecht aus – auch wenn nur wenige Minuten zum Elfmeterschießen und damit zum Sieg 😉 fehlten.
Zu „Du bist Deutschland“: das ist anders gemeint als Jens und Adu es hier darstellen. Es geht nicht darum, den Deutschen Selbstbewußtsein einzuimplfen. Es geht darum, die Grundstimmung zu anzuheben. D.h. das ewige Genörgel der Deutschen abzustellen: über die Arbeitslosigkeit, die miese Wirtschaft, die unfähige Politik etc. „Du bist Deutschland“ will sagen: „Mach‘ mit, wenn Du willst, daß sich was ändert!“
Adu sagt außerdem: „… dass man sich halt gegenüber anderen Nationen und v.a. im Ausland dann halt doch primär als Spanier und nicht Katalone oder Baske(!), […] versteht und identfiziert; der Fussball bringt dies ganz schön zum Ausdruck […].“
Stimmt für die von mir ausgelassenen Aufzählungen, aber speziell in Spanien ist es anders. Die spanische Nationalmannschaft steht bei den Spaniern eben gerade nicht hoch im Kurs. Da fiebern die Fans lieber mit „ihren“ Clubs. Und den Katalanen oder Basken mußt Du mir noch zeigen, der sich stolz als „Spanier“ fühlt. 😉
Zum Selbstverständnis der Deutschen (und hier kann man durchaus Friesen und Bayern in einen Topf werfen): Ja, wir sind noch auf der Suche nach uns selbst. Das liegt an unserer Geschichte. In dieser Geschichte gab es sehr viele Brüche (1848 ging in die Hose; 1870/71 die von oben verordnete Nation, welche 1918 schon wieder verschwand; dann Neuanfang unter schlechten Vorzeichen (Versailler Vertrag, Inflation, Weltwirtschaftskrise); 1933 der nächste Bruch, 1945 schon wieder einer. Und 1989/90 nochmal einer. Da ist nicht besonders viel Kontinuität.
Wir Deutschen haben aus der Geschichte vor allem gelernt, daß wir nicht stolz auf unser Land sein dürfen. Und wenn wir es doch sind (z.B. auf unsere Wirtschaftsleistung, den Lebensstandard, unsere Fußballnationalmannschaft), dann dürfen wir es bloß nicht so zeigen wie die anderen (Amis, Franzosen, Italiener, Schweizer usw.). Weil dann alle wieder Angst vor uns kriegen. Ich verstehe diese Angst. Aber versteht der Rest der Welt auch, daß das Deutschland von 2007 nicht mit dem Deutschland von 1939 vergleichbar ist? Ich denke, da sind auf beiden Seiten Blockaden in den Köpfen. Die Deutschen versuchen, sich von ihrer Blockade zu befreien. Tut das der Rest Europas auch?
Noch eine Anmerkung zum Fußball: das Verhältnis zu Holland ist von tiefer _gegenseitiger_ Abneigung geprägt (2002: „Ohne Holland fahr’n wir zur WM!“). Zur gegenseitigen Abneigung kommt aber in diesem Fall noch der gegenseitige Respekt zweier Fußball-Schwergewichte (auch wenn das weder die Deutschen noch die Niederländer jemals offen zugeben würden).
Januar 16th, 2007 at 21:35
Tja, vielleicht mögen wir’s halt einfach nicht, als ‚putzig‘ angesehen zu werden und wollen mal richtig fies sein? 😉
Ich weiss nicht, ich glaube man darf das nicht allzu ernst nehmen. Meine Schwiegermutter z.B. hat bei jeder Gelegenheit über die ‚Sauschwooben‘ gelästert, sogar vor ihrer besten Freundin, seltsamerweise auch so eine ‚Sauschwööbin’…
Gehört irgendwie einfach zum guten Ton, über die Deutschen zu meckern, ist aber selten allzu ernst gemeint. Hat sicher etwas mit Abgrenzung gegenüber dem grossen Bruder zu tun.
Februar 11th, 2007 at 13:28
„In England haben wir die Schotten etc.“
FALSCH! In England sind Engländer, in Schottland Schotten und in Wales Waliser.. ehrlich….
Das ist im übrigen auch eine interessante Beobachtung das fast alle glauben Grossbritannien sei England. Es ist wirklich nicht so. Ist wie mit Deutschland, österreich und Schweiz… Ist auch nicht dasselbe…
Ich bin mal in Wales in den Pub gegangen und habe mich mit meiner (walisischen) Begleitung weiter in (halbwegs akzentfreiem) Englisch unterhalten. Als ich und meine Begleitung merkten wie die ersten Anwesenden die Faust zum Schlag erhoben (kein witz), hat er noch schnell gerufen das ich Deutscher sei, und als sich dann die Lage klärte und ich klären konnte das ich tatsächlich Deutscher war wurde ich zu einem Pint nach dem anderen eingeladen… (und habe mich redlich bemüht den Rest des abends mit einem für mich künstlichen deutschen akzent englisch zu sprechen, damit bei steigendem alkoholpegel nicht doch noch einer vergisst das ich kein Engländer bin)
Engländer gelten im übrigen in den angrenzenden Ländern Schottland und Wales als arrogant, laut, unsensibel, usw…
DEAJVU…
Februar 11th, 2007 at 14:32
Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit. (Marie von Ebner-Eschenbach, öst. Schriftst.,1830-1916)
Februar 11th, 2007 at 14:46
„Tja, vielleicht mögen wir’s halt einfach nicht, als ‘putzig’ angesehen zu werden und wollen mal richtig fies sein?“
Ist Euch totaaaaal gut gelungen, könnt Ihr super, ab jetzt dann wieder bitte putzig sein… 😉