Was Schweizer gerne essen (Teil 4) — Ovomaltine-Riegel

Januar 3rd, 2006
  • Schokolade made in the U.S.A.
  • Der grösste amerikanische Hersteller von Schokolade ist die Firma „Hershey “. Die meisten Spezialitäten dieses Konzern wie z. B. die „Hershey Kisses“ haben es nicht auf den europäischen Markt geschafft. Bis auf den Schokoriegel „KitKat“ sind die Spezialitäten von Hershey nur Insidern und Amerikanern bekannt.

    Die Firma Hershey machte während des 1. Golfkriegs, als der grosse George ohne Double-Juu Bush die Truppen von Saddam Hussein aus Kuwait verjagte und zurück nach Bagdad trieb, von sich reden, weil sie einen Schokoladenriegel entwickelte für die Soldaten, der so staubtrocken war, dass er auch in der Wüste nicht schmelzen konnte. Das Produkt wurde als „Desert-Bar“ bekannt.

  • Schokolade, die auch bei 60 Grad Celsius nicht schmilzt
  • During Operation Desert Shield and Operation Desert Storm, Hershey’s Chocolate tested a new high temperature chocolate that they dubbed the Desert Bar. Hershey’s shipped 144,000 Desert Bars to American troops, as a test market for the new chocolate bar. According to Hershey’s, the bar could withstand heats in excess of 60 degrees Celsius (…). While Army spokesmen said the bar’s taste was good, troop reactions were mixed and the bar was not launched into commercial production. (Quelle Wikipedia:)

    Ein Biss, und schon hat man den Rest des Tages keine Lust mehr auf was Süsses.

    Als wir in die Schweiz kamen, entdeckten wir, dass dieser „Desert-Bar“ gar keine amerikanische Erfindung sein konnte, denn in der Schweiz gab es eine sehr ähnliche Köstlichkeit: Den Ovomaltine-Riegel.
    OvoSnack staubtrocken
    Er besteht aus fest gepresstem Ovomaltine-Pulver, garantiert ohne Schokolade, reine Energie, Traubenzucker und wissen die Schweizer was noch alles. Ich würde ihn „Schweige-Riegel“ nennen, denn ein Biss hinein, und Du schweigst erst mal eine ganze Weile, weil Dir die Spucke zum Reden fehlt, so staubtrocken ist dieses Teil.

  • Wer den runterkriegt…
  • Man könnte ihn bei der nächsten „Einbürgerung“ als Testriegel einführen. Jeder Bewerber für die Eidgenössische Staatsbürgerschaft muss ohne mit der Wimper zu zucken oder etwas dabei zu trinken kalt lächelnd einen solchen Riegel verzehren. Wer das schafft hat auch das Zeug zum Überleben in der Schweiz.

    Ein Feiertag nur für die Schweizer — Woher kommt der Berchtoldstag

    Januar 2nd, 2006
  • Viele Namen für einen Feiertag
  • Es gibt nur wenige Tage im Jahr, an denen man sich als Deutscher in der Schweiz darüber von Herzen freut, nicht mehr im „grossen Kanton“ zu leben, sondern von den echt Schweizerischen Feiertagen zu profitieren zu können. Dazu zählen neben dem 1. August (siehe Blogwiese:) natürlich der verlängerte Start ins neue Jahr mit dem „Berchtoldstag“.

    Dieser Feiertag hat nicht nur eine Reihe von unterschiedlichen Namen, er findet auch nicht immer am gleichen Tag statt:

    Der Berchtoldstag (Bechtelstag, Bechtle, Bechtelistag) ist ein Feiertag in Gegenden mit alemannischer Bevölkerung, insbesondere im Elsaß und in der Schweiz.
    Er fällt in den verschiedenen Gegenden bald früher, bald später an den Jahresanfang, ist aber jeweils ein unbeweglicher Feiertag. Meist werden an dem Tag nur noch Kinderfeste gefeiert. Es werden Gaben gesammelt und an ärmere Leute vergeben, vielleicht als Erinnerung an das altdeutsche Opferfest im Januar (Bechten, Pechten). (Quelle Wiki:)

    Jedenfalls hat der Tag nichts mit Berthold von Zähringen zu tun, dem Gründer der Zähringer Städte Bern, Freiburg im Breisgau und Fribourg en Suisse.

    Von Frau Holle, Perchta, Berchta und Bertold
    Der Berchtoldstag hat einen heidnischen Ursprung und geht auf die altgermanische Dämonin „Perchta“ hin, die es bis in die Märchen der Gebrüder Grimm als „Frau Holle“ geschafft hat:

    „Bächtele“, „Berchten“ bedeutet „heischen, verkleidet umgehen und schmausen“; es weist hin auf „Perchta“, eine altgermanische Dämonin, die zu Wotans (Odins) „Wildem Heer“ gehört, mit diesem in den „Zwölf Nächten“ oder „Rauhnächten“, den dunkelsten des Jahres, ihr Unwesen treibt und in vielerlei Bräuchen wie z. B. dem Perchtenlauf (…) nachahmend gebannt wird: schrecklich vermummte Gestalten toben durch die Nacht und müssen mit Gaben, die sie einfordern, besänftigt werden. (Auch der bis vor kurzem allgemein lautstark und mit z.T. zerstörerischem Schabernack „gefeierte“ Schulsilvester ist davon ein Abbild).
    (Quelle:)

    Der Berchtoldstag findet mitten in den Rauhnächten statt, heisst es. Ob das besonders kalte und raue Nächte sind? Nein, es kommt vom „Rauch“, vom „Weihrauch“, mit dem man im Mittelalter die bösen Geister zu vertreiben suchte. „Den Rauch reinlassen“ sagt man heute noch, wenn man das Böse vertreiben möchte:

    Rauhnacht
    Unter den 12 Rauhnächten verstand man die Zeit zwischen dem 24. Dezember (ursprünglich 21. Dezember: Thomastag) und den 6. Jänner. Sie war charakterisiert durch eine besondere Andacht und Arbeitseinschränkung. Die Zeit galt als besonders heilig, gleichzeitig war es eine Zeit, in der vermehrt Bräuche stattfanden. Man glaubte, daß in den Rauhnächten die Percht, eine Sagengestalt, durch die Gegend schleicht. Deshalb stellte man für sie Milch und Brot vor die Tür. (…)
    Der Begriff „Rauhnacht“ leitet sich vom „Ausräuchern des Hauses“ ursprünglich wahrscheinlich durch einen Priester ab. Durch diese Segnung glaubte man im Spätmittelalter, Geister und Dämonen abzuwehren. (Quelle:)

  • Das kleine Rauchopfer
  • Heute wird nur noch ein „kleines Rauchopfer“ gefeiert, wie es der Chinese im Roman „Briefe in die Chinesischen Vergangenheit“ von Herbert Rosendörfer bezeichnet. Gemeint hat er damit das Abbrennen von Zigaretten.

  • Am Berchtoldstag nach Aldi
  • In der Not setzen sich viele Schweizer an diesem Feiertag ins Auto um in das benachbarte Ausland zum Einkaufen zu fahren, denn dort sind alle Geschäfte geöffnet. So trifft man sich dann bei Aldi in Jestetten, in der Not, denn sonst würde man ja nie auf die Idee kommen, hier hin zu fahren, von wegen der schlechten Qualität der Lebensmittel und so…

    Von Schweizer Vögeln, Motten und Mooskäfern

    Januar 1st, 2006
  • Fleischvögel müssen gefesselt auf den Teller
  • In der Schweiz gibt es ein paar Vogelarten, die haben wir in Deutschland noch nie gesehen. Dazu gehört der Fleischvogel. Man findet ihn leider nicht mehr in der freien Wildbahn, sondern nur noch auf den Speisekarten der Restaurants. Er ist echt lecker. Damit er nicht vom Teller davon fliegen kann, wird er mit einem schwarzen Garnfaden gefesselt.
    Fleischvogel mit Fesselung

    Die Deutschen haben kein eigenes Wort für dieses Fleischgericht, sie müssen bei den Franzosen eins ausleihen. Die „Roulade“:
    Roulade heisst der Fleischvogel bei den Deutschen

  • Der Sommervogel fliegt nicht im Winter
  • Ein anderer Vogel, den wir in Deutschland nicht kannten, ist der „Sommervogel„. Er heisst so, weil man ihn im Winter nicht zu sehen bekommt.
    Sommervogel in der Schweiz
    Ausser, man fährt an den Röschtigraben, nach Kerzers/Chiètres FR, und besucht dort das Papilorama, eine in der Schweiz einmalige Möglichkeit, freifliegende Sommervögel das ganze Jahr über zu bestaunen.

    In Deutschland heissen diesee Tiere „Schmetterling„, wobei der Begriff nichts mit „Schmettern“ zu tun hat:

    hr Name kommt im Deutschen von dem mittelalterlichen Wort Schmetten für offen stehenden Milchrahm (vgl. tschechisch smetana), von dem sie immer angezogen waren. Die englische Bezeichnung butterfly deutet in die gleiche Richtung und entspricht dem mundartlichen Buttervogel. (Quelle Wiki:)

    Zu den Schmetterlingen zählen in Deutschland auch die Motten:

    Der Begriff Motte bezeichnet:
    * umgangssprachlich alle oder einen Teil der Nachtfalter, wobei der Umfang des Begriffs regional und individuell variiert und auch die Familien mit sehr großen Faltern (Schwärmer, Spinner), umfassen kann
    * im engeren biologischen Sinn verschiedene Kleinschmetterlingsfamilien, darunter Urmotten, Trugmotten, Langhornmotten, Schopfstirnmotten, Echte Motten, Miniermotten, Gespinstmotten, Knospengespinstmotten, Runstirnmotten, Flachleibmotten, Grasminiermotten, Sackträgermotten, Ziermotten, Palpenmotten und viele andere (Quelle Wiki:)

    Nicht so in der Schweiz. Dort ist „motten“ eine ziemlich heisse Angelegenheit, deswegen hat sich wohl auch der D.J. „Dr. Motte“ danach benannt:

    Wir lesen in der Sonntagszeitung vom 25.12.05

    Kerzen lösen Mottbrand aus
    Unbeaufsichtigte Rechaudkerzen lösten in der Nacht auf Heiligabend in einem Einfamilienhaus in Hettlingen ZH einen Mottbrand aus. (…)

  • Es mottet:
  • Heisst in der Schweiz also nicht, dass die Motten unterwegs sind, sondern das es brennt, glimmt, schwelt. Ein Feuer in der Schweiz kann „motten“, wenn es nur noch glimmt.

  • Mooskäfer greifen an
  • Im Sommer erlebten wir den Angriff einer ganz anderen Insektenart, den „Mooskäfern„. Den Namen lernten wir von unserem Abwart, der sich auskennt. Bisher war uns diese Tierart vollkommen unbekannt. Wir glaubten viel mehr, dass es sich hier um die gemeine Schabe handelte:
    Mooskäfer oder Waldschabe?
    Also machten wir Fotos und schickten Sie an diverse Spezialisten für Schädlingsbekämpfung. Wir lernten viel über die signifikanten Merkmale der gemeinen Hausschabe im Vergleich zur lieben Waldschabe. Wir hatten Glück, es waren keine Hausschaben, die da bei uns im Bad sassen, sondern wirklich nur die harmlosen Waldschaben, und die verschwanden im Herbst ganz plötzlich wieder, als es ihnen zu kalt wurde, in den Wald.

    Leben ohne Genitiv — Jahresende ohne „des“

    Dezember 31st, 2005

    Heute ist das Ende des Jahres 2005 gekommen. Die Deutschen feiern diesen Tag bzw. Abend als „Silvester“, in dem sie sich am Abend in einem der vielen Dritten Programme zum x-ten Mal die Wiederholung von „Dinner for one“ anschauen, bis um Mitternacht Siedler oder Rommé spielen oder Stefan Raab glotzen, dann mit einem Glässchen Mumm-Sekt auf die Strasse gehen, um sich die Ohren durch Nachbars Feuerwerk abbrennen zu lassen.

  • Strassenkampf um Mitternacht
  • Um Mitternacht herrscht Krieg auf Deutschlands Strassen, es werden Gefechte zwischen Strassenseiten und regelrechte Schlachten mit den Knallern und Raketen veranstaltet. Türen und Fenster sollten gut geschlossen sein in der ersten Stunde des neuen Jahres, sonst finden Sie plötzlich einen China-Böller, Knallfrosch, „Zisselmann“ (so heissen die „Frauenfürze“ in Norddeutschland) oder eine Rakete in Ihrem Schlafzimmer wieder. Die Zürcher lassen sich da mehr Zeit. Sie sind um Schlag 12.00 Uhr mit Anstossen beschäftigt, was bekanntlich eine Weile dauert (siehe Blogwiese) und brauchen erst um 00.20 Uhr auf die Strasse zu gehen, denn vorher gibt es kein Feuerwerk und Knallerei, sondern nur Kirchenglocken zu hören.

  • Kein „Ende des Jahres“ in der Schweiz.
  • Die Schweizer haben das „Ende des Jahres“ abgeschafft. Hier heisst es wesentlich häufiger kurz und bündig „Ende Jahr“ (Google 167.000), wie „Ende des Jahres“ (67.000 Belege)

    Beispiel aus dem Newsportal www.news.ch:

    Operativer Chef von Unaxis geht auf Ende Jahr (Quelle: news.ch)

  • Leben ohne „des“
  • Der Genitiv ist für die Schweizer eine viel zu komplizierte Angelegenheit bei zeitlichen Angaben, ausserdem gilt es wieder, Platz zu sparen in diesem kleinen Land, warum also dann das Wörtchen „des“ verwenden wenn es auch ohne geht? So heisst es in der Schweiz folgerichtig häufiger „Anfang Monat“ (897 Mal ) als „Anfang des Monats“ (690 Mal)

  • „Anfang Jahr“ statt „Anfang des Jahres“
  • Besonders krass ist der Unterschied beim Jahr: „Anfang Jahr“ (56.000 Mal) und nicht „Anfang des Jahres“ 23.000 Mal.

    Beispiel aus dem Zürcher Unterländer vom 9.12.05:

    Rafz: Schulsozialhelferin beginnt Anfang Jahr ihre Arbeit (Quelle:)

    Sogar „Anfang Woche“ findet sich 596 Mal

    Bleibt uns nur noch, den Lesern der Blogwiese einen „Guten Rutsch“ zu wünschen, also einen „Guten Jahresanfang“ (mit Genitiv-S!), denn daher kommt dieser Wunsch:

    Einen guten Rutsch! — das wünscht man einander zum Jahreswechsel. Doch obgleich dieser im deutschsprachigen Raum oft von Schneematsch und Glatteis begleitet ist, hat der Wunsch damit nichts zu tun, und auch die Assoziation mit dem Hineingleiten ins nächste Jahr (Einen guten Rutsch ins neue Jahr!) ist nur eine Volksetymologie. Rutsch geht hier vielmehr mit Umweg über das jiddische/rotwelsche rosch auf das hebräische rosh zurück, was Kopf oder auch Anfang heißt. Man wünscht einander also schlicht einen guten (Jahres-)Anfang (Quelle:)

    Wenn gestandene Mannsbilder zu Vögelchen werden — „Ins Näscht“

    Dezember 30th, 2005
  • Wenn Männer zu Vögelchen werden
  • Vor kurzen sagte uns ein Schweizer Freund am Abend, als es etwas später geworden war: „Ich ga hai ins Näscht„. Das machte uns dann doch stutzig. Der Kerl war 190 cm gross und wog an die 100 Kg, wie soll der sich in ein „Näscht“ legen? Er meinte freilich sein „Bettchen“, sorry, sein Bett, denn die Verkleinerungsform ist hier wirklich nicht mehr angebracht.

  • Nestbau in der Schweiz

  • Die Schweizer sind noch im „Näscht“ am Morgen, wenn wir sie zu früh anrufen (also vor 6.00 Uhr), sie bleiben am Sonntag gern länger „im Näscht„, und sie kehren am Abend zurück „ins Näscht„. Googel-Schweiz verzeichnet 388 Beispiele.

  • Nestbau auch in Süddeutschland und im Elsass

  • Es geht also zu wie bei den Vögeln. Ein Schelm, wer die Wörtchen „bei“ und „den“ zum Wort „beim“ zusammenzieht. Nestbau und Nestpflege sind mächtig angesagt unter den Schweizern. Aber nicht nur dort, auch unsere Deutschen Freunde aus dem schwäbisch-alemanischen Sprachraum reden ständig vom „Nescht“, dann aber mit „e“.
    „Ins Nescht“ bei Google

    Nestbau bei Vögeln:
    Ins Nest, Näscht oder Nescht

    Im Wikiwörterbuch findet sich zu Nest auch noch die militärische Bedeutung:

    Aus Wiktionary – dem freien Wikiwörterbuch
    [1] Die Stätte der Aufziehung und der Wohnort bestimmter Tiere (zB: Vögel)
    [2] Die übertragene Bedeutung der Wohnstätte als Zufluchtsort, ein Ort der Geborgenheit
    [3] Umgangssprachlich für Stellung in militärischen Belangen. (Quelle:)

    Ob es also etwas mit „Stellung“ zu tun hat, dass die Schweizer gern ins Nest schlüpfen? Als Erinnerung an ihre MG-Nest-Zeit während der letzten Reserveübung? Egal, wir gehen jetzt auch ins Näscht und machens wie die Vögel.