Von Schweizer Vögeln, Motten und Mooskäfern
In der Schweiz gibt es ein paar Vogelarten, die haben wir in Deutschland noch nie gesehen. Dazu gehört der Fleischvogel. Man findet ihn leider nicht mehr in der freien Wildbahn, sondern nur noch auf den Speisekarten der Restaurants. Er ist echt lecker. Damit er nicht vom Teller davon fliegen kann, wird er mit einem schwarzen Garnfaden gefesselt.
Die Deutschen haben kein eigenes Wort für dieses Fleischgericht, sie müssen bei den Franzosen eins ausleihen. Die „Roulade“:
Ein anderer Vogel, den wir in Deutschland nicht kannten, ist der „Sommervogel„. Er heisst so, weil man ihn im Winter nicht zu sehen bekommt.
Ausser, man fährt an den Röschtigraben, nach Kerzers/Chiètres FR, und besucht dort das Papilorama, eine in der Schweiz einmalige Möglichkeit, freifliegende Sommervögel das ganze Jahr über zu bestaunen.
In Deutschland heissen diesee Tiere „Schmetterling„, wobei der Begriff nichts mit „Schmettern“ zu tun hat:
hr Name kommt im Deutschen von dem mittelalterlichen Wort Schmetten für offen stehenden Milchrahm (vgl. tschechisch smetana), von dem sie immer angezogen waren. Die englische Bezeichnung butterfly deutet in die gleiche Richtung und entspricht dem mundartlichen Buttervogel. (Quelle Wiki:)
Zu den Schmetterlingen zählen in Deutschland auch die Motten:
Der Begriff Motte bezeichnet:
* umgangssprachlich alle oder einen Teil der Nachtfalter, wobei der Umfang des Begriffs regional und individuell variiert und auch die Familien mit sehr großen Faltern (Schwärmer, Spinner), umfassen kann
* im engeren biologischen Sinn verschiedene Kleinschmetterlingsfamilien, darunter Urmotten, Trugmotten, Langhornmotten, Schopfstirnmotten, Echte Motten, Miniermotten, Gespinstmotten, Knospengespinstmotten, Runstirnmotten, Flachleibmotten, Grasminiermotten, Sackträgermotten, Ziermotten, Palpenmotten und viele andere (Quelle Wiki:)
Nicht so in der Schweiz. Dort ist „motten“ eine ziemlich heisse Angelegenheit, deswegen hat sich wohl auch der D.J. „Dr. Motte“ danach benannt:
Wir lesen in der Sonntagszeitung vom 25.12.05
Kerzen lösen Mottbrand aus
Unbeaufsichtigte Rechaudkerzen lösten in der Nacht auf Heiligabend in einem Einfamilienhaus in Hettlingen ZH einen Mottbrand aus. (…)
Heisst in der Schweiz also nicht, dass die Motten unterwegs sind, sondern das es brennt, glimmt, schwelt. Ein Feuer in der Schweiz kann „motten“, wenn es nur noch glimmt.
Im Sommer erlebten wir den Angriff einer ganz anderen Insektenart, den „Mooskäfern„. Den Namen lernten wir von unserem Abwart, der sich auskennt. Bisher war uns diese Tierart vollkommen unbekannt. Wir glaubten viel mehr, dass es sich hier um die gemeine Schabe handelte:
Also machten wir Fotos und schickten Sie an diverse Spezialisten für Schädlingsbekämpfung. Wir lernten viel über die signifikanten Merkmale der gemeinen Hausschabe im Vergleich zur lieben Waldschabe. Wir hatten Glück, es waren keine Hausschaben, die da bei uns im Bad sassen, sondern wirklich nur die harmlosen Waldschaben, und die verschwanden im Herbst ganz plötzlich wieder, als es ihnen zu kalt wurde, in den Wald.
Januar 1st, 2006 at 15:55
Motten ist in einigen Regionen auch der Ausdruck fuer Ziagretten rauchen (wohl weil die wie das Feuer glimmen). Also „ich ga eis ga motte“ heisst dann „ich gehe eine Zigarette rauchen“.
Januar 2nd, 2006 at 1:25
Anmerkung: „Kerzers“ wird auf französisch „Chiètres“ genannt. vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kerzers
–Gruss, WG(n)
Januar 2nd, 2006 at 17:09
Ein Feuer mottet nicht, wenn es glimmt, sondern wenn es extrem viel rauch abgibt, z.B. enn man einen Haufen Blätter drüberwirft.
Januar 2nd, 2006 at 23:57
Das mit den Fleischvögeln wurde mir in umgekehrter Richtung zum Verhängnis: Ich stand an einer Selbstbedienungstheke in einer deutschen Autobahnraststätte und erblickte Fleischvögel. Wusste im selben Moment, dass ich das aber nicht so ordern kann und wusste deshalb nichts anderes als zu Fragen, was das sei. Da kam ein älterer Herr von hinten und klärte mich auf, dass das Rouladen seien.
Sommervögel sind im Berndeutsch Pfifolterli. Hat nichts mit Pfeifen zu tun sonder ist eine Verbalhornung von „feiner Falter“.
Motten können in der Schweiz schon auch Tiere sein. Meistens meint man damit die Kleidermotten, welche Löcher in wollene Sachen fressen. Alte Leute verfolgen diese Viecher vehement, da sie grossen Schaden anrichten können.
Januar 3rd, 2006 at 14:31
Gebe Dliessmgg recht, „motten“ hat etwas mit starker Rauchentwicklung zu tun. Kenne auch den Begriff „Mott-Füür“, wenn jemand ein Feuer entfacht, dass stark raucht (und stinkt).
Januar 22nd, 2006 at 21:10
‚Motten‘ kann auch stinken heissen. Und ‚eis möttä‘ heisst für mich nicht zigaretten rauchen, sondern kiffen.
Juli 5th, 2006 at 13:47
Ja, ja, den Angriff der Kakerlaken haben wir schon zwei Wochen nach unserer Ankunft in der Schweiz erlebt. Ich habe so eine Schabe im Bad gefangen und Hinz und Kunz (Hausverwaltung, Hauswart, Nachbarn) mit hysterischen Attacken bombardiert. Bis mir jemand erklärt hat, dass das nicht die bösen, bösen Kakerlaken sondern die lieben, netten Waldschaben sind.
Deswegen bin ich auch jetzt, wo mal wieder Schabenzeit ist, die Ruhe selbst…
November 29th, 2006 at 11:38
Fleischvögel heissen auf flämisch doch tatsächlich „Blinde Vinken“ also blinde Finken (die Vögel, nicht die Hausschuhe)… Parallelluniversen der Dialekte?
November 25th, 2007 at 15:38
lieber jens,
hier noch eine urbane legende (brednich): das kantonsspital luzern soll über eine spezielle zange verfügen, um damit den japanern die zahnstocher der fleischvögel aus der backe zu ziehen.
[Anmerkung Admin: Ach, darf man die echt nicht mitessen?]
November 24th, 2008 at 17:05
es gibt im kanton appenzell innerrhoden noch einen anderen, wie ich finde, sehr schönen ausdruck für schmetterling: FLICKFLAUDER!
Februar 22nd, 2011 at 17:31
Da wird einem ja ganz schauerig bei den ganzen Motten. ;-))
Gruß