Deutschland, wir kommen
Der Satz des Jahres 2005 in der Schweiz lautet
„Deutschland, wir kommen“. (Quelle:)
Angespielt wird damit von den Schweizern auf die Tatsache, dass sie durch den Sieg über die Türkei im Relegationsspiel es doch noch auf den allerletzten Drücker geschafft haben, sich für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zu qualifizieren.
Die Antwort der Deutschen könnte lauten:
„Schweiz, wir sind schon da!“
Gemäss dem Bundesamt für Statistik hat die Gesamtzahl der Deutschen in der Schweiz zwischen 1995 und 2003 um 69% zugenommen, von 96 907 auf 163 923 Personnen (…). Quelle LaLiberté.ch vom 23.12.05
Die Zahlen aus „La Liberté“ sind aus dem Jahre 2003. Heute sind es über 200.000 Deutsche und die Anzahl der Italiener wurde im Sommer 2005 überrundet.
Der Skandal um das Spiel in Istanbul
Die Deutschen haben sich von ganzen Herzen gefreut, als ihr Nachbarland in Istanbul gegen die Türkei gewonnen hat. Der nachfolgende Skandal und die Übergriffe in den Umkleidekabinen, den Hass, den die Schweizer Spieler in der Türkei zu spüren bekamen, all das wurde ausführlichst in Deutschland berichtet, in der Sportschau, in der Bildzeitung und in der sonstigen Presse. (Beispiel: )
Die Deutschen haben grosse Sympathien für ihr Nachbarland und freuen sich wirklich, dieses bei der WM 2006 begrüssen zu dürfen.
Ob die Symphatien noch so gross wären, wenn alle Deutschen genau wüssten, wie viele Schweizer über sie denken?
Schaffte es bei den letzten Weltmeisterschaften Deutschland ins Endspiel, schlugen die Herzen der Schweizer stets für den Gegner. Wir waren 2002 erschrocken über die unverholenen Sympathien, die in Zürich für Brasilien im Endspiel gegen Deutschland gehegt wurden. Klar war Brasilien eine Spitzenmannschaft und ihr Sieg war verdient, aber mit welcher Inbrunst die sonst so neutralen Schweizer plötzlich auf der Seite des Gegners von Deutschland zu finden war, das ernüchterte uns doch ziemlich.
Als Deutscher wie ein Elefant im Porzellanladen
LaLiberté zitiert die Deutsche Christine, Ihre Erinnerungen an das Spiel Deutschland-Brasilien im Endspiel 2002:
«Qu’un pays préfère applaudir une équipe venant d’un continent lointain, plutôt que l’équipe des voisins parlant de surcroit la même langue, ça m’a un peu estomaquée», lâche-t-elle. «Les préjugés ne s’expriment pas de façon ouverte, mais on se sent parfois comme un éléphant au milieu d’un magasin de porcelaine. Mais est-on arrogant parce qu’on parle vite?»
„Das ein Land es vorzieht, eher einer Mannschaft zu applaudieren, die von einem weit entfernten Kontinent kommt, als die Mannschaft der Nachbarn, die obendrein auch noch die selbe Sprache spricht, das hat mir schwer auf den Magen geschlagen. “ (…)
„Die Vorurteile werden nicht offen geäussert, aber man fühlt sich doch manchmal wie ein Elefant im Porzellanladen. Aber sind wir arrogant, nur weil wir schnell sprechen?
Quelle LaLiberté.ch vom 23.12.05
Alte Feindschaften werden frisch aufgewärmt
Nun, die Deutschen haben leider nur wenig Wahrnehmung dafür, dass sie als Fussballnation von keinem ihrer Nachbarn geschätzt werden. Mit Holland verbindet sie eine alte Fussball-Feindschaft, mit den Briten ebenso. Scheinbar werden hier Schlachten bis zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges auf dem Rasenplatz erneut durchgespielt.
Etwas anderes ist es mit einzelnen Vereinen. Ich habe schon Schweizer vorzeitig bei einer Veranstaltung aufbrechen sehen, weil sie unbedingt noch das Spiel vom FC Bayern München im Fernsehen live erleben wollten. Die Bayern haben Anhänger in der Schweiz, die Deutsche „Nati“ ohne „z“ nicht. Und Bayern ist zwar eine überragende Mannschaft, wird aber längst nicht von allen Deutschen gleich stark geliebt.
Wenn die Deutschen wüssten, was die Schweizer von ihnen denken…
Der aus Basel stammende Dichter Urs Widmer (Jahrgang 1938) schrieb dazu:
Urs Widmer: Traum
Im WM-Finale:
Die Deutschen. Die Schweiz.
Zum erstletzten Male.
Ein Spiel voller Reiz.
Die Schweizer gewinnen.
Der Kahn kentert. Und
Klins denkt, Mann, die spinnen.
Der Ballack bleibt rund.
(Quelle: )
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch diese streng geheime PowerPoint Präsentation, in der die Taktiken der diversen Nationalmannschaften für die WM 2006 anschaulich demonstriert werden. Uns gefällt die französische Strategie am besten, die der Schweizer ist hingegen noch leicht verbesserungswürdig:
Fussball Strategien verschiedenere Länder (PowerPoint 336kb)