Munros einsacken in Schottland

September 7th, 2009
  • Nur 45 Viertausender in der Schweiz, aber 277 Dreitausender in Schottland
  • Gehen Sie gern in die Berge, wohlmöglich gleich ins Hochgebirge, und besteigen möglichst viele Gipfel? In der Schweiz mag es ein anstrengendes und erstrebenswertes Ziel für ambitionierte Gipfelstürmer sein, möglichst alle 45 Viertausender zu erklimmen. Wir kommen gerade von einer Reise aus den schottischen Highlands. Dort trifft man allerorts eine ganz spezielle Sorte von Sammlern: Die „Munro-Bagger“ (bagging = „einsacken, in die Tasche stecken“). Man erkennt sie leicht an dem mitgeführten Spezial-Handbuch aus den 50ern, in der vierten Auflage von 1997, in dem alle 277 schottischen Berggipfel präzise beschrieben werden, die höher als 3000 Füsse hoch sind.

    Munro’s Tables
    (Quelle: Amazon. Der offizielle Guide „Munro’s Tables“)

  • Rauf auf 3000 Füsse
  • Klingt hoch, doch umgerechnet sind das nur 914 Meter. Ein gewisser Sr. Hugh T. Munro hat diese Liste 1891 zusammengestellt, ist aber selbst am Vorhaben, sie alle zu besteigen, kläglich gescheitert. Das gelang erst 1900 durch Reverend Archibald Eneas Robertson, und nun ist es Volksport in Schottland, möglichst alle persönlich aufzusuchen um sie dann „abzuhaken“. Stolz werden am Abend in der Herberge die Häkchen präsentiert, und es wird erzählt, dass man heute wieder 3-4 davon geschafft hat und dabei neun Stunden im Regen und Nebel mit einer Sichtweite von max. einem Meter unterwegs war.

    Munros bei Braemar
    (Quelle Foto: Private Aufnahme — Ein seltener Tag mit guter Sicht in den Highlands bei Braemar)

  • Heute schon in Autan gebadet?
  • Munro-Bagger sind ein ganz spezielles Völkchen. Sie könnten ja leicht behaupten, oben gewesen zu sein. Wer merkt das schon, denn schottische Berggipfel haben weder ein Kreuz zum Abfotografieren noch ein Gipfelbuch zum Eintragen. Auch Wegmarkierungen gibt es kaum. Kartenlesen und Kompassbenutzung will geübt sein in den unwirtlichen Highlands. Auf der Isle of Skye, wo sich allein 12 Munros befinden, ist das besonders schwer, weil das Gestein so eisenhaltig ist, dass jede Kompassnadel verrückt spielt. Echte Munro-Bagger gehen bei jedem Wetter los, verbringen neun Stunden im Dauerregen und stellen sich dann abends in die Wartschlange für die warme Dusche. Hoch sind Munros nicht, aber oft nur nach langem Fussmarsch zu erreichen. Falls es nicht in Strömen regnet werden die Munro-Bagger von Abermillionen schottischen Mini-Mücken geplagt, auch „Midges“ genannt. Man sieht sie nicht, so klein sind sie, aber man spürt die Bisse dieser nur 1-2 mm grossen Plagegeister sofort an jeder freien Körperstelle. Am liebsten gehen sie in die Ohren. Na, juckt es jetzt grad bei Ihnen? Mehrmals täglich in Autan baden hilft ungemein.

  • Munro-Bagger und Munro-Banging
  • In der Welt der Munro-Bagger sind etliche Rekorde gemacht worden: Kathy Murgatroyd war die erste Frau, die sie alle bestieg. Der erste 70jährige und der erste 10jährige sind überliefert, ebenso der erste Hund, der mitsamt Herrchen auf allen Gipfeln war. Der Rekord liegt bei 66 Tagen. Das sind 4.19 Gipfel pro Tag. Munro-Bagger zählen nicht nur Munros, sondern auch sich selbst. Über 4‘000 sind weltweit bekannt, und in jedem Jahr werden es mehr, fein säuberlich vom Scottish Mountaineering Club aufgelistet als offizielle „Munroists“. Von Spöttern werden sie statt als „Munro-Bagger“ gern auch als „Munro-Banger“ bezeichnet, was zu erklären nicht ganz jugendfrei ist.

  • Hast du alle Ticks?
  • Entspannt wurde uns beim Abendessen in einer Bergherberge am Fusse der Munros verkündet, wer „seine Munros“ schon vor 20 Jahren alle im Sack hatte, und wer sie sogar zweimal besuchte, was den Kauf eines neuen Handbuchs notwendig machte, für die frischen Häkchen in der Liste. Diese Häkchen heissen auf Englisch „tick“, und so manch Munroist hatte einen solchen nicht nur in seinem Munro-Guide.

    Auf dem letzten Gipfel wird übrigens gefeiert, mit Sekt und Gipfelfrühstück. Danach beginnt die Jagd nach den „Marilyns“. So nennt man die Gipfel mit mindestens 490 Fuss Höhenunterschied zur Umgebung, und von denen gibt es 1‘214 Stück in Schottland, manche Munros gehören auch dazu, was das Vorhaben etwas beschleunigt. Und, haben Sie für den nächsten Sommer schon was vor? Autan und Kugelschreiber für die „ticks“ gibt’s billig in jedem Drogeriemarkt, die Schotten kennen sich da aus.

    Was die Schweizer gerne essen — Fresspäckli

    September 4th, 2009

    (reload vom 21.8.06)

  • Drei Wochen mal raus an die frische Luft
  • Ein Mitarbeiter muss zum „WK“, der typisch schweizerischen Freizeitveranstaltung für Männer, die ein paar Wochen raus wollen aus dem Alltagsmief und Berufsalltag, um unter sich zu sein, die Natur hautnah zu erleben, eigentümliche Riten wie den Handel mit „Beinelastiks“ zu pflegen, und vieles mehr.

    Der Kollege ist im „Wiederholungskurs“, der sich immer wieder wiederholt, und bekommt von uns ein Geschenk zugeschickt. Ein Fresspaket, in der Schweiz mit Diminutiv-L versehen, auch wenn es fünf Kilo wiegt. Fünf Kilo in Schokolade, dass sind übrigens 50 Tafeln à 100 Gramm. Auf drei Wochen verteilt macht das 2.3 Tafeln Schokolade am Tag. Aber wir schicken ihm ja nicht nur Schokolade.

  • Fresspaeckli
  • Findige Jungunternehmer gründeten 2002 eine Firma, die das Paketepacken übernimmt:

    Die angebotene Dienstleistung beinhaltet die Zusammenstellung und Auslieferung von Soldatenpaketen, im Volksmunde Fresspaeckli genannt, im Rahmen eines Abonnements. Die Form des Abonnements im Sinne einer wiederkehrenden Freude und Aufmerksamkeit entspricht unserem Gedanken, dem Militärdienenden im Namen des Schenkenden während seines Einsatzes zu versorgen und zu motivieren.
    (Quelle: fresspaeckli.ch)

    Im Jahr 2009 gibt es die Webseite dieser Firma nicht mehr, aber es findet sich unter dem Namen „geschenkbox.ch“ ein vergleichbarer Service.
    Angeboten wurde 2006 ein Standardpaket:
    Fresspäckli "Swiss Soldier"
    für 36.50 CHF. Sie sehen, da steckt fast nur Schweiz drin: Ricola, Ragusa, Rivella.. ja fängt denn hier alles mit „R“ wie „Rekrut“ an? Heute sind bei „Geschenkbox.ch“ ähnliche Pakete für 19.00, 29.00, 49.00 und 79.00 Franken im Angebot.

    Ausserdem gab es eine Budget Ausgabe, ausschlieslich bestehend aus Migros Budget Artikel. Auf Grund der höheren Qualität dieser Schweizer Produkte leider 3.50 CHF teurer, aber dafür „Budget“. Diese Logik soll verstehen wer mag.
    M-Budget Fresspäckli
    M-Budget Fresspäckli für 40.00 CHF

    Das Ganze geschieht laut Website „aus Tradition, dem Schweiz Soldat verpflichtet„:
    Fresspaeckli.ch
    Eine uralte Tradition, diese Päckchen von anderen packen und verschicken zu lassen, immerhin jetzt schon im vierten Jahr!

  • Soldatenpakete verschicken ist gratis!
  • Der Clou an den Schweizer Fresspäckli ist die Tatsache, dass diese Pakete bis fünf Kilogramm von der schweizerischen Post gratis verschickt werden! Das gehört unbedingt mit auf unsere Top-Ten-Liste von Dingen, die in der Schweiz richtig günstig zu haben sind (jetzt mal abgesehen von klasse Fernsicht auf die Berge und gutem Leitungswasser). Darf eigentlich der Nachschub an Munition oder Handgranaten auch kostenlos beigepackt werden?

  • Auch Tages-Anzeiger ist für Rekruten umsonst
  • Wer in der Schweiz seine „RS“ = Rekrutenschule absolviert, kann in dieser Zeit ein Abonnement des Tages-Anzeigers umsonst bekommen. So lasen wir auf der Homepage des Tages-Anzeigers:

    Während des RS-Aufenthalts, senden wir Ihnen den Tages-Anzeiger kostenlos zu.
    (Quelle: Tagesanzeiger.ch)

    Gerade während der Rekrutenschule haben Sie als junger Schweizer dermassen wenig zu tun, dass der Tag schonmal langweilig wird und das Kreuzworträtsel im Tagi als willkommene Abwechslung gilt. Bei Regen kann man immer noch die Schuhe damit ausstopfen am Abend. Und das erst noch für umsonst! Da macht es doch richtig Spass, Soldat zu sein! Fresspäckli geniessen, kostenlos Zeitung lesen, 3 Wochen nicht auf dem normal Job arbeiten müssen.

    Wie lautete noch das alte amerikanische Sprichwort: „Join the army, travel to foreign countries, meet interesting people, and kill them“ . In der Schweiz müsste es abgewandelt werden: “Join the army and get your first original Swiss Army Pack”.

  • Das Fresspäckli der Konkurrenz heisst „Swiss Army Pack“
  • Kaum war die Idee mit dem Fresspäckli-Versand auf dem Markt, da gab es schon einen Nachahmer:

    fresspaeckli.ch funktioniert. Diese Dienstleistung ist in der Tat eine besondere Innovation und konnte sich ohne Mühe die letzten vier Jahre behaupten. Nachahmer und Trittbrettfahrer gaben nach kurzer Zeit auf. Der direkte „Konkurrent“ ist die Schweizer Post welche in Zusammenarbeit mit Nestle, Schweiz beinahe zeitgleich das „Swiss Army Pack“ ins Leben gerufen hat.
    (Quelle: fresspaeckli.ch)

    Denn wie immer wird dieses Ding sogar ganz offiziell multi-kulti alike auf Englisch bezeichnet:
    Swiss Army Pack
    (Quelle: post.ch)

    Ja ja, ist sicher wieder wegen der Ticinos und Welschen, damit die nicht traurig sind beim unverständlichen „Fresspäckli“, und sich wenigstens auf Englisch ein bisschen über die guten Gaben aus Kreuzlingen (Sitz von fresspaeckli.ch) freuen können. Oder hat man den Namen so gewählt, um für einen möglichen Export in andere Länder vorbereitet zu sein? Passend zum „Swiss Army Knife“ nun das „Swiss Army Pack“? Ist denn da wenigstens ein Korkenzieher dabei, der beim Swiss Army Knife bekanntlich weggelassen wurde? (Für Schweizer Leser: Die Rede ist vom Zapfenzieher).

    Bitte nicht streicheln — Die PET-Flasche in Deutschland und in der Schweiz

    September 3rd, 2009

    (reload vom 20.8.06)

  • What’s your favourite pet?
  • Ein „pet“ ist ein Schmusetier, ein Haustier, das gestreichelt werden will, denn „to pet“ bedeutet „streicheln“, auch wenn das die meisten nur vom Petting kennen.

    Als Anfang der 90er die Deutsche Getränkeindustrie immer mehr Mineralwassersorten und Softdrinks in leichten, und pfandfreien Plastikflaschen auf den Markt brachte, beschloss das damals noch nicht so lange existierende Bundesumweltministerium , welches 1986 wenige Wochen nach der Tschernobyl Katastrophe gegründet worden war, unter Klaus Töpfer (CDU) per Gesetz die Notbremse zu ziehen. PET-Flaschen wurden in Deutschland mit Stichtag 1.8.1988 verboten, oder besser gesagt: Sie durften nur noch mit einem Pfand-Rückgabesystem ausgestattet auf den Markt gebracht werden. Ich hatte damals einen Ferienjob bei einem Getränkegrosshändler und fand es faszinierend zu beobachten, wie von einem Tag auf den anderen sämtliche EVIAN und VITEL Plastikflaschen aus den Hochregallagern verschwanden und der dadurch freiwerdende Platz mit Anbietern gefüllt wurde, die ihre Abfüllung auf Glasflaschen oder TETRA-Pack umgestellt hatten.

  • Recycling in der Schweiz seit 1990
  • In der Schweiz ging man 1990 einen anderen Weg. Es wurde eine Recycling-Gesellschaft gegründet, und fortan standen an allen Abgabestellen von PET-Flaschen spezielle Sammelbehälter, mit denen eine Rücklaufquote von knapp unter den gesetzlich angestrebten 75% erreicht werden konnte. Seit kurzen ist auch der Discounter DENNER dabei, nicht ganz freiwillig, denn eigentlich ist Denner „sonst nicht Mitglied irgend eines Vereins“ :

    Bisher gab es für den Discounter keinen Grund, beim Recyclingverein mitzumachen. Denn die Mitgliedschaft beim Recyclingverein ist teuer. Seine Mitglieder bezahlen vier Rappen pro verkaufte Pet-Flasche –unabhängig von ihrem Fassungsvermögen. (…)
    Die Gebühr gilt als Rettungsanker des Staates, wenn die Rücklaufquote der Pet-Flaschen schweizweit nicht konstant über 75 Prozent liegt. Bisher vertrat der Recyclingvereint 85 Prozent des Getränkemarktes und erreichte nur knapp die kritische 75-Prozent-Marke.
    (Quelle Tages-Anzeiger vom 26-07-06)

    Wir fragen uns natürlich, wie man pro Pet-Flasche 4 Rappen abdrücken kann, wenn die kleinste Münze ein Fünfrappenstück ist. Gar nicht wahr, noch gibt es das „Einrappenstück“.

  • Einrappenstück im Portemonnaie
  • Falls Sie das noch nie gesehen haben, bitten Sie einfach mal ein paar Schweizer darum, in ihre Geldbörse schauen zu dürfen. Die meisten haben garantiert ein Einrappenstück darin, als Glücksbringer. In der aufgeklärten Schweiz, der Heimat von Zwinglis und Calvin, ist man nämlich garantiert absolut nicht abergläubisch.

  • Pfandsystem für PET-Flaschen
  • Erst die Regierungskoalition von Rot-Grün etablierte per Gesetz das PET-Flaschen Pfandsystem. Der grüne Umweltminister Jürgen Trettin „exekutierte“ die vom CDU Mann Klaus Töpfer erfundene und in die Wege geleitete „Dosenpfand-Verordnung“. Neben der Legalisierung der Homoehe war das einer der Meilensteine der Rot-Grünen Koalition, während der Reformstau im Land von Tag zu Tag länger wurde.

  • Warum PET in Deutschland nicht recycelt wird
  • Wird es schon, allerdings nur zu 30%. Der Rest geht nach China.

    Christoph Goldbeck beschreibt auf quarks.de , wie die PET Flaschen aus Deutschland Rohstoff für Fleece-Jacken aus China werden:

    Ungefähr 800 Millionen PET-Flaschen (1,5 l, 1 l und 0,5 l) sind pro Jahr in Deutschland im Umlauf. Eine gigantische Zahl. Seit der Einführung des Pflichtpfandes auf bestimmte Einweg-Getränkeverpackungen am 01.01.2003 sind die Umlaufmengen sprungartig gestiegen. Seit diesem Stichtag recycelte das „duale System“ rund 99 % der gesammelten PET-Flaschen. Das waren vor der Einführung des Pflichtpfandes knapp die Hälfte aller PET-Flaschen. Seit Anfang 2003 nehmen etwa 70 % der deutschen PET-Flaschen allerdings einen ganz anderen Weg.
    (…)
    Der größte Anteil der hier zurückgegebenen PET-Flaschen tritt eine lange Reise an. Etwa 500 Mio. PETs gehen jährlich nach China. Die chinesische Industrie wächst schnell und die Nachfrage nach Kunststoffen ist immens hoch. Deshalb importiert China diese aus dem Ausland. Für die Discounter, wie Plus, Aldi, Lidl & Co., in Deutschland eine wahre Goldgrube. Während sie von einem deutschen „Recycler“ bis zu 250 Euro pro Tonne bekommen können, zahlen die Chinesen bis zu 400 Euro pro Tonne PET.
    (…)
    Kommen die PETs, schon zerkleinert und schadstofffrei, in China an, werden sie auch hier gereinigt und nach Farben aussortiert. Die weißen Flakes werden chemisch bearbeitet, geschmolzen und zu Textilfasern verarbeitet. Bunte Flakes dienen eher als Füllstoff für Teddybären oder werden zu Folien. Die aus den weißen Flakes gewonnenen Textilfasern finden sich hier in Deutschland in fast jedem „Kleidergeschäft“ wieder, als Innenfutter von Sakkos, T-Shirts oder als teure „Fleece-Pullis“.
    (Quelle: quarks.de)

    Sei nicht dröge und werde kein Drögeler — Schweizer Drogenpolitik

    September 2nd, 2009

    (reload vom 19.8.06)

  • Ein „Drugstore“ in den USA ist kein Kifferparadis
  • Ahnungslose Amerikareisende mögen erschrecken, wenn sie den ersten „Drugstore“ ihres Lebens sehen. Es handelt sich hier nicht um die lokale Abwandlung eines Schweizer „Headshops“, sondern um ein Geschäft für den Verkauf von legalen Drogen, nämlich einer Apotheke. Natürlich nur für medizinische Zwecke. Aber „drugs“ sind für Amerikaner eben alles „was törnt“. Dafür schenken sie sich dann auch ein „Gift“ zum Geburtstag. Es gibt sie immer noch, diese „Headshops“ in Zürich. Manchmal sind sie auch als Videothek oder Second Hand Plattenladen getarnt. Uns erzählte ein Schweizer, dass er mal ahnungslos in so eine „Videothek“ ging, weil aussen im Schaufenster die Packung eines alter aber sehr guter Films ausgestellt war, den er schon lange mal wieder sehen wollte. Als er nach dem Film fragte, erntete er nur erstaunte Blicke und brauchte ein paar Sekunden um zu verstehen, dass hier garantiert keine Videos auszuleihen waren.

  • Drogenpolitik im Wandel der Zeit
  • Die einst so liberale Drogenpolitik der Schweiz in Sachen „Cannabis-Konsum“ wurde in den letzten Jahren wieder verschärft.

    Im Januar 2006 wurden von der Volksinitiative „für eine vernünftige Hanf-Politik mit wirksamen Jugendschutz“ in Bern 105’000 Unterschriften eingereicht. Damit will ein Komitee aus liberalen Politikern und Drogenfachleuten den Cannabis-Konsum in der Schweiz entkriminalisieren. „Unser Ziel ist es, den Cannabis-Konsum unter strenge Regeln zu stellen und das Parlament zu einem Kompromiss zu führen“, begründet die sozialdemokratische Parlamentarierin Ursula Wyss im Gespräch mit swissinfo die Volksinitiative. Es sei sinnlos, die gemäss offiziellen Schätzungen 500’000 regulären oder gelegentlichen Kiffer wie Kriminelle zu behandeln. Die Initiative sieht eine Alterslimite für Cannabis-Konsumenten und eine Bewilligungspflicht für Cannabis-Shops vor.
    (…)
    Im Juni 2004 lehnte der Nationalrat (Volkskammer) im Gegensatz zum sonst eher konservativen Ständerat (Kantonskammer) einen Vorstoss ab, der den Cannabis-Konsum entkriminalisieren wollte.
    (…)
    In den 1980er-Jahren und frühen 1990ern hatte die Schweiz mit ihren offenen Drogenszenen in den grossen Städten international für Schlagzeilen gesorgt. In der Folge entwickelte die Regierung eine Viersäulen-Strategie mit Repression, Prävention, Therapie und Leidens-Begrenzung für schwer Abhängige.
    (Quelle: chanvre-info.ch)

    Die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) ist nicht für Legalisierung, aber Entkriminalisierung:

    Die Entkriminalisierung des Cannabiskonsums ist kein Freipass für den Konsum!
    (…)
    Die Entkriminalisierung bedeutet auch keinen Freipass für den Konsum. In Ausbildungsstätten, am Arbeitsplatz, beim Umgang mit komplexen Maschinen, im Strassenverkehr und in Transportmitteln kann der Cannabiskonsum nicht geduldet werden. Auch in der Öffentlichkeit ist das Kiffen unerwünscht, da es zur Banalisierung des Cannabiskonsums beiträgt. Die SFA will auf keinen Fall, dass Minderjährige Cannabis konsumieren. Regeln und Sanktionen sind also notwendig, sie sollen aber nicht strafrechtlich sein.
    (Quelle: sfa-ispa.ch)

    Seitdem die Raucherabteile in den Zügen der SBB nur noch Geschichte sind, ist es auch vorbei mit dem gemeinsamen Joint der Lehrlinge auf dem Weg zur Berufsschule zwischen Bülach und Winterthur (vgl. Blogwiese).

  • Ein dröger Kuchen ist kein Haschischkuchen
  • Die Schweizer haben den Drogenkonsumenten mit einem eigenen Schweizerdeutschen Wort bedacht, dem „Drögeler“. Das Wort bringt es immerhin auf 1’370 Nennungen bei Google-CH. Es klingt ein bisschen „dröge“, was wir im Norden von Deutschland als „trocken“ und „langweilig“ empfinden:

    dröge (Adj.; -r, drögste) [mniederd. dröge = trocken] (nordd.):
    a) trocken:
    ein dröger Kuchen; das Essen war ein bisschen dröge;
    b) langweilig u. reizlos:
    Vorgetragen wurde das alles nicht als dröge Seminar- und Dramaturgenübung, sondern kess und schmissig (Westd. Zeitung 11. 4. 84, 23); das ist doch mal eine Abwechslung im drögen Einerlei (Kempowski, Zeit 75); Klappentexte … müssen … stimulieren, dürfen weder marktschreierisch noch d. sein (Börsenblatt 44, 1971, 1282); Nicht Yuppies und freche Girlies bevölkern die Szene, sondern dröge Öko-Frauen, Saubermänner und dumpfe Spießer (Woche, 18. 12. 98, 31).
    (Quelle: duden.de)

    Es erzählte uns ein Schweizer:

    Der wohl bekannteste (unechte) Drögeler ist Fredi Hinz. Der Winterthurer Komiker Viktor Giacobbo schlüpfte für seine damalige Fernsehsendung „Viktors Spätprogramm“ in die Haut dieses Randständigen, sowie in die Rolle anderer Figuren
    Der Drögeler Fredi Hinz
    (Quelle Foto marktkreisel.ch)

    Von Fred Hinz gibt es sogar eine CD als Musiker:
    Fredi Hinz unstoned
    (Quelle: Fredi Hinz als Musiker)

    Lesung „Exgüsi“ mit Sandra Willmeroth & Fredy Hämmerli

    September 1st, 2009

    Hinweis auf eine Veranstaltung zm Thema „Deutsch-Schweizer Missverständnisse“:

    Sandra Willmeroth und Fredy Hämmerli lesen und diskutieren über ihr Buch «Exgüsi – Ein Knigge für Deutsche und Schweizer zur Vermeidung grober Missverständnisse».

    Excüse

    Wer schon immer wissen wollte, warum das zwischen den Schweizern und den lieben nördlichen Nachbarn nicht immer so auf Anhieb klappt, dem wird nun geholfen. [Anmerkung Admin: Vorsicht, dieser Satz enthält versteckte Ironie!]

    Eine Deutsche und ein Schweizer klären über die schlimmsten Fallstricke deutsch-schweizerischer Verständigung auf. Sie zeigen mit viel Augenzwinkern, was Deutsche in der Schweiz beachten müssen – die Do’s and Dont’s beim Bäcker, bei der Bewerbung, am Arbeitsplatz etc. etc.

    Alles nur eine Frage des Lernens? Nun ja… der Knigge des deutsch-schweizerischen Autorenteam Willmeroth & Hämmerli bringt uns alle auf humorvolle Weise näher.

  • Donnerstag, 3. September 2009
    Kulturkantine Guss 81-80, 8180 Bülach, Schaffhauserstr. 102
    19.30 Uhr, Bar offen ab 19.00 Uhr
  • Sponsorenveranstaltung (Einnahmen gehen alle an Guss 81-80!)

    Fr. 15.– Spannendes hören, ein interessantes Autorenteam kennen lernen, schmunzeln, einen schönen Abend verbringen
    Fr. 25.– Spannendes hören, ein interessantes Autorenteam kennen lernen, schmunzeln, einen schönen Abend verbringen und Guss 81-80 besonders unterstützen.

    Wir werden dort sein und freuen uns über viele weitere Besucher. Ob da nur in Bülach lebende Deutsche erscheinen? Wir sind gespannt.