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Was die Schweizer gerne essen (Teil 3) — FIGUGEGL

  • Einladung per Abkürzung
  • Wenn Sie als Deutscher in die Schweiz gezogen sind, werden Sie vielleicht irgendwann in der kälteren Jahreszeit einmal eine Einladung von einem Schweizer bekommen zu FIGUGEGL. Dann können Sie sich freuen, denn ich garantiere Ihnen: Sie werden bestimmt satt werden.

  • Hat FIGUGEGL was mit Googeln zu tun?
  • Nein, das Wort entstand, bevor die Suchmaschine Google überhaupt exisitierte. Es hat was mit Essen zu tun, und mit der Gugel-Hopf-Form, die man unweigerlich bekommt, wenn man zu viel isst.

    FIGUGEGL sagt man, um auszudrücken dass die „FIGur GELitten“ hat beim Essen. Nein, kleiner Scherz, es ist natürlich Schweizerdeutsch und steht für Fondue isch guet und git e gueti Luune. Der Werbespruch wurde zur Absatzsteigerung von Fondue-Produkten lanciert, irgendwann in den 70er Jahren, und ist durch Vererbung und mündliche Überlieferung jedem Schweizer, auch den Jüngeren, gut bekannt. Da sieht man mal, wozu mündliche Überlieferung heute noch taugt. Wir haben da so ein Problem mit Werbesprüchen, die gemacht werden, um uns davon zu überzeugen, dass „Fondue gut für uns“ sein soll. Irgendwas kann da nicht stimmen, wenn man dafür eine Werbung kreieren musste.

    Fondue ist lecker und macht satt, sehr satt sogar

  • Das Wasser von Köln ist auch gut
  • In der Domstadt Köln am Rhein müssen die Einwohner das 7 Mal gefiltertes Rheinwasser trinken (darum liebe Basler, überlegt es euch bitte nochmal genau, bevor ihr da beim nächsten Spaziergang hinein…). Sieben Mal gefiltertes Wasser? Das erzeugt Argwohn und Misstrauen, also machten die Wasserwerke von Köln Werbung auf Plakatwänden für ihr Wasser: Dat Wasser von Kölle is joot (der Satz heisst übrigens nicht, dass man in Köln „Jod“ trinkt). Und genau da wird es mir dann unheimlich: Warum Werbung für eine Sache machen, wenn sie doch gut ist? Warum die Werbung für Fondue, wenn man davon ganz allein gute Laune bekommt?

    Nun, wir bekommen bei Fondue immer eins: Einen dicken Bauch, und manchmal auch einen dicken Kopf, je nachdem wie gut der dazu genossene Weisswein war. Ob es sich um die „Rache Südfrankreichs“ handelt, die da in grossen Tankwagen nach Deutschland gekarrt und abgefüllt wurde, oder ob es doch lieber ein trockner Chardonnay aus Chile war. Schweizer Wein zur Abwechslung? Nun, wir trinken ihn recht gern, aber er ist uns einfach zu teuer, für die angebotene Qualität. Also wenn Sie die Rechnung zahlen?

  • Den Zapfen ohne Zapfenstreich loswerden
  • Schweizer Wein wird übrigens traditionell in recht kleinen Gläsern offeriert. Warum das so ist? Nun, da muss man öfters nachschenken, die Flasche hält länger vor, und wenn mal ein Glas umfällt, ist gleich nicht so viel von dem „kostbaren“ Saft verloren gegangen. Sie sind echt praktisch veranlagt, diese Schweizer. Was glauben Sie, warum am Sackmesser immer ein Korkenzieher dran ist? Und wenn der erste Korken gezogen wird, dann ist das für die Schweizer der Zapenstreich, denn dabei wird der Zapfen gezogen. Die Münchener schlagen den Zapfen aus dem Fass, beim Anstich zum Oktoberfest. Die Schweizer ziehen den Zapfen aus der Weinflasche, mit einem ziemlich eirigen Zapfezieier„. Kein Joke, so schreibt sich das Teil in der Schweiz, sofern ich kein „i“ oder „e“ vergessen habe:
    Zapfenzieher

    

    18 Responses to “Was die Schweizer gerne essen (Teil 3) — FIGUGEGL”

    1. BloggingTom Says:

      „Dat Wasser von Kölle“ hat noch ganz andere Probleme 😉

    2. Jack Says:

      „Was glauben Sie, warum am Sackmesser immer ein Korkenzieher dran ist?“
      Die Sackmesser die man käuflich erwerben kann sind so ausgestattet, die Sackmesser welcher der Schweizer Soldat zu Beginn seiner grünen Karriere erhält sind alle ohne den Korkenzieher ausgestattet.

    3. Phipu Says:

      Die Kampagne für den Fondue-Konsum wurde vermutlich gestartet, um die Popularität dieser ursprünglich westschweizerischen Käsespezialität in der Deutschschweiz – oder eben „outre Sarine“ (= über die Saane* hinweg) zu steigern. Jedenfalls ist mir kein ähnliches Abkürzungswort auf französisch bekannt. Übersetzt man nämlich FIGUGEGL auf französisch, erkennt man den marketingstrategisch wenig Erfolg versprechenden Werbespruch: LFEBEVMDBH (la fondue est bonne et vous met de bonne humeur).

      Uff, „Zapfezieier“ ist meiner Meinung nach phonetisch richtig geschrieben. Es ist kein weiterer Eklat zu befürchten.
      ( http://www.blogwiese.ch/archives/59 )

      * = Die Saane (ein Fluss) markiert zwischen Freiburg und Düdingen eine tiefe Schlucht, den eigentlichen „Röstigraben“, auf frz. „la barrière de rœsti“ (= Die Rösti-Abschrankung). Siehe auch http://www.blogwiese.ch/archives/26

    4. Jürg Says:

      Ich bin nicht sicher ob der Zapfezier phonetisch richtig geschrieben ist.
      Lieber Jens mach weiter so.

    5. Alki Says:

      Zapfäziär.

    6. porcamiseria Says:

      > Wenn Sie als Deutscher in die Schweiz gezogen sind,

      ja, bin ich.

      > werden Sie vielleicht irgendwann in der kälteren Jahreszeit einmal eine Einladung
      > von einem Schweizer bekommen

      wohl eher nicht. oder ist ihnen das wirklich schonmal passiert? mir in 5 jahren nicht.
      im käseblatt facts (14. juli 2005, seite 19) gibt es einen netten beitrag dazu:

      „eine holländerin, die seit 8 jahren in der schweiz arbeitet, hat mir geklagt, sie sei noch nie in die wohnung eines schweizers eingeladen worden. mir ist das nach drei jahren zum ersten mal gelungen“. […] „im süden gelten deutsche als distanziert und kühl. nur menschen, die keine schweizer kennen, können solche urteile fällen.“ […] „und was einladungen angeht: oje! als kontaktfreudiger mensch habe ich die initiative ergriffen und schweizer zu mir eingeladen. nie bin ich mir aufdringlicher vorgekommen. schweizer wollen ihre ruhe haben. sie sind nicht neugierig und genügen sich selbst.“

      sicher überspitzt formuliert, aber ich denke es hat einen wahren kern.

    7. Hannoveraner Says:

      Mir geht das Genöle mancher meiner Landsleute über die angebliche Ungastlichkeit oder Unfreundlichkeit der Schweizer auf die Nerven.
      Ich habe das überhaupt nicht so erlebt. Vielleicht sollten die, die immer so jammern, das Problem mal bei sich selber suchen und nicht bei „den Schweizern“, von denen es ja immerhin ein paar Millionen gibt. Wer es da nicht schafft, wenigstens zu einigen Leuten ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, sie einzuladen und eingeladen zu werden, kann doch dafür nicht die angeblich ungastlichen Schweizer dafür verantwortlich machen. Ich muss immer lachen wenn ich das höre – als ob wir Deutschen das Volk der Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit wären.
      Aber klar: Giftige Kommentare schreiben ist leichter, als Freundschaften schließen.
      Es ist nun mal nicht jedem gegeben, auszuwandern.

    8. porcamiseria Says:

      > Mir geht das Genöle mancher meiner Landsleute über die angebliche
      > Ungastlichkeit oder Unfreundlichkeit der Schweizer auf die Nerven.

      hmmm, ist das nun auf mein posting bezogen? schwer zu sagen. mit den landsleuten wird er doch wohl kaum die holländerin oder den el-salvadorianer gemeint haben, die ich zitiert habe? oder hat er mich gemeint? wohl auch nicht; ich habe ja nur meine erfahrungen geschildert, ohne sie zu verallgemeinern oder gar alle schweizer pauschal als unfreundlich zu bezeichnen.

    9. clarissa Says:

      @porcamiseria: Schon ein bisschen überspitzt, Dein Beitrag. Kann mich da der Meinung vom Hannoveraner nur anschliessen, sorry.

      Ich glaube, die phonetische Schreibweise von Zapfenzieher ist schon korrekt, auch wenn ich mir das erst mal ein paar Mal laut selber vorsagen musste! *gg* Ich würde wohl eher „Zapfezieher“ schreiben…

    10. Marischi Says:

      Hab in New York gelebt und auch da jammern die Ausländer, dass sie nie eingeladen werden und die Amis ja ach so furchtbar oberflächlich seien…

      Aber ich bin der gleichen Meinung wie Hannoveraner und Clarissa: Das eigene fehlende Sozialverhalten kann man im Ausland eben nicht mehr kaschieren. Hier fühlt sich niemand verpflichtet, es gibt keine „alten“ Freunde und keine Verwandten, die die Leere wenigstens partiell ausfüllen könnten weil sie einen ja noch kennen und nicht einfach verleugnen können.
      Da muss man selber ran und sich beliebt machen, das dauert und ist auch mal anstrengend – aber es lohnt sich. So was nennt man auch „Erwachsen werden“ – für sich selbst Verantwortung übernehmen und sich sein soziales Umfeld selbst gestalten…
      Auf eingewanderte Miesepeter hat kein Eingeborener irgendwo auf der Welt Lust! In New York hab ich dann selbst mit dem Einladen und Kochen angefangen. Daraus sind Freundschaften entstanden, die bis jetzt – 10 Jahre später – anhalten. Und jedesmal wenn ich nach USA zu Besuch komme oder meine Amis mich besuchen, muss ich „that delicious swiss potatoe dish“ kochen – auf Schweizerisch „gratin dauphinois“. Dieser Herdöpfelauflauf hat entscheidend zu meiner New Yorker Integration beigetragen!

      liebe Grüsse, Marischi

    11. Phipu Says:

      Heute gehört: FIGUGEGL heisst: „Fendant (eine Schweizer Weissweinsorte, die richtige Kenner zum Fondue trinken) isch guet und git e grossi Läbere“ (= … ist gut und gibt eine grosse Leber).

      Natürlich geben auch die australischen/chilenischen Weine, die per Flugzeug über die Nordanflugsschneise (Grenzgebiet zu Deutschland) ins Coop-Lager gebracht wurden; oder die von Italien per Lastwagen durch den Gotthard zu Aldi Süd transportiert wurden, eine solche Leber; und „… e grusigi Lunge“ noch dazu.

    12. Sylvie Says:

      @porcamiseria

      also ich bin ebenfalls seit 5 Jahren hier in der Schweiz und kann mich seit 4 Jahren vor Einladungen von Schweizern kaum retten – und ich geniesse das in vollen Zügen! 🙂
      An den Schweizern kanns nicht liegen . . . !

      @alle
      vergesst nicht das Kirschwasser! Brot vor dem Käsetunken mit Kirsch vollsaugen lassen – KÖSTLICH

    13. Urs von T. Says:

      ja ja der „bätzi“ isch es best am fondue.
      viele schweizerische weine-selbst die mit auszeichnunge-haben heute vielfach schraubverschlüsse, was der qualität bestens bekommt.
      da schmöckt nix nach zapfen.

    14. Nicole Says:

      weiss nicht ob das schon irgendwo erwähnt wurde: die deutschen sagen gerne, das es lecker schmeckt. mir wurde mitgeteilt, das man das in der schweiz nicht gerne hört, sondern mit etwas anderem in verbindung bringt. anscheinend nicht sehr schöner ausdruck.
      aber genau erklären konnt mir das auch noch keiner. 🙂

    15. viking Says:

      @Nicole
      schmecken ist auf Schweizerdeutsch „schmöcke“ und schmöcke hat hier zwei Bedeutungen:
      – schmecken wie im Hochdeutschen
      – riechen
      Dazu der etwas ältere Running Gag:
      „Schmöckts?“; „ja“; „dänn würd ichs nüme ässe ;)“

    16. Gizmo Says:

      kleine info zum Köllner wasser (dazu muss man wissen das Leitungswasser das am strengsten kontrolierteste Lebensmittel in Deutschland ist, und mit deutschen behörden ist genauso wenig zu spassen wie mit schweizern (na gut vielleicht nicht ganz so krass, die schweizer sind bei sowas einfach doch ein tick „besser“, „perfekter“) und gewinnt alljährlich den grossen wassertest. hier wird die qualität von verschiedenen wassersorten, also leitungswasser, und diverse käufliche varianten, getestet. nicht sehr überraschend gewinnt immer das leitungswasser).

      die firma coca-cola hat irgendwann in den 80ern das produkt bonaqua auf den markt geworfen. die abfüllerei ist in köln. und jetzt darf jeder raten was da durch deutsche landen in die supermärkte gekarrt wird. (Kubikmeterpreis für köllner Leitungswasser ca 4 Euro (1qm = 1000 Liter) Verkaufspreis für das gute Bonaqua ca. 70 cent pro Liter)

      Jedesmal wenn ich das sehe muss ich grinsen… apropos wird bonaqua in den tests immer auf platz 2 gefunden, kommen halt qualitätsmindernd noch die weichmacher aus den PET flaschen hinzu, drum nur platz 2)

      *ich lach mich grad wieder schlapp bei dem gedanken das kistenweise das zeug aus den supermärkten geschleppt wird, 4 stockwerke die Treppen hoch am besten —- gröhl* naja die deutschen werden da wohl nur noch an dusseligkeit von den franzosen getoppt…. sorry musste mal gesagt werden

    17. Frischi92 Says:

      Es heisst “ Rigugegl “

      Nicht mit F 😉

      Typisch Schweizer Werbung, bin selber Schweizer aber das ist zu Peinlich, Das hätten sie seinlassen können…

      :))))))

    18. kimberley Says:

      @frischi 92 Das verstahn i jetzt nöd, was Du da demit wottsch säge… FIGUGEGL isch de ursprünglich Werbe-Slogan für’s FONDUE. Erscht vill spöter isch mer mit RIGUGEGL fürs RACLETTE nah zoge…