Gut gestimmt zur „Abstimmig“

Oktober 6th, 2005
  • Vier Mal im Jahr JA oder NEIN schreiben
  • Die Schweiz ist berühmt für ihre basisdemokratischen Volksabstimmungen. Damit bei der grossen Anzahl von Volksinitiativen nicht an jedem zweiten Sonntag abgestimmt werden muss, und so bald niemand mehr Lust haben könnte, zur Abstimmung zu gehen, werden die Referenden gesammelt und es wird an vier Terminen im Jahr darüber entschieden. Allein diese Terminfestlegung kann für das Los einer Initiative entscheidend sein, denn zu Abstimmungen, die zusammen mit einer herkömmlichen Wahl stattfinden, gehen erfahrungsgemäss mehr Wahlberechtigte.

  • Genug von Volkes Stimme
  • In Deutschland gibt es keine „Volksbegehren“ auf Bundesebene. Nach der Verblendung in der Nazi-Zeit bis hin zur „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Rede Goebbels, bei der alle befragten JA schrieen, hatten die Väter und Mütter des Deutschen Grundgesetzes genug von „Volkes Stimme“. Nur noch gefiltert über eine repräsentative Demokratie sollte über alle wichtigen Fragen entschieden werden.
    In Baden-Württemberg (also auf Landesebene) kann das Volk zum Beispiel per Volksbegehren die Auflösung des Landtags bewirken.

  • Briefwahl für alle
  • Die Unterlagen werden den Schweizern einige Zeit vorher mit der Post zugeschickt, weswegen die meisten per Briefwahl abstimmen. In Deutschland ist es notwendig, die Briefwahlunterlagen für eine Bundestagswahl anzufordern, sonst ist nix mit Kreuzchen machen vom Urlaubsort aus. In der Schweiz überfliegen viele sofort nach Erhalt der Unterlagen die Themen, schreiben Ja oder Nein, tüten den Kram ein und ab geht die Post. Nur bei wirklich spannenden Themen steigt die Wahlbeteiligung auf über 50%.

  • Wahlunterlagen in EINEM Umschlag
  • Bei den letzten Gemeinderatswahlen in unserer neuen Wahlheimat wunderten wir uns besonders über die Art, mit der die verschiedenen Schweizer Parteien in den knallharten Wahlkampf einstiegen: Wir bekamen einen grossen Briefumschlag zugeschickt, mit einem gemeinsamen Anschreiben der Parteien, worin uns empfohlen wurde, die beiliegenden Informationen aufmerksam zu lesen und uns dann zu entscheiden. Abgesehen davon, dass wir als Ausländer sowieso kein Wahlrecht hatten, rätselten wir über diese Art von Konkurrenz. Da wird gegeneinander um die Stimmen der Wähler gestritten, gleichzeitig aber befürchtet, der Wähler könne böse werden, wenn man unsinnig viel Geld verpulvert und die 8 Broschüren einzeln per Post zuschickt. Die Parteien harmonieren also miteinander, und das bereits im Wahlkampf.

    Besonders gefiel uns die Schweizer F.D.P., das ist die „Freisinnig-Demokratische-Partei“, „frei“ in dem Sinne, dass sie frei von Sinnen ist? Rätsel über Rätsel.

  • Die Zeitungen sind parteiisch bei den Abstimmungen
  • Als begeisterte Zeitungsleser haben wir in Deutschland gelernt, dass im Journalismus streng zwischen Textsorten „sachlicher Bericht“ (ohne Wertung), „Kommentar (mit Wertung), „Kolumne“ (mit persönlicher Meinung) etc. unterschieden wird. Nicht so in der Schweiz, hier steht bei jeder Abstimmung im Tages-Anzeiger zu lesen: „Die Haltung des Tagsanzeigers ist JA (oder NEIN)„.

    Merkwürdig, wie wollen die noch neutral über die Pro- und Contra-Argumente berichten, zwecks eigener Meinungsbildung des Lesers, wenn sie selbst so deutlich Stellung beziehen? Seit kurzem gibt es den Plan für eine Volksinitiative, die verbieten will, dass der Bundesrat und die Bundesverwaltung öffentlich kund tut, ob sie für oder gegen eine Vorlage sind. Die Diskussion darüber nahm absurde Züge an, als die Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz sagte:

    Das Volk hat immer das entscheidende letzte Wort. Aber das Volk hat nicht immer recht (Quelle)

    Zu dieser Erkenntnis waren die Väter und Mütter des Deutschen Grundgesetzes auch schon gekommen.

    Topaktuelles Design

  • Frisch designte Plakate zur Abstimmung
  • Was ich bei den Abstimmungen in der Schweiz aber am liebsten mag sind die hipp-hopp retro-mässig cool designten Werbeplakate, die immer wieder aktuell kurz vor einer Abstimmung ausgehängt werden.

    Cooles Retrodesign für die Abstimmung

    Oh glückliche Schweiz! — Vertrauen ohne Kontrolle

    Oktober 5th, 2005
  • Vertrauensselige Schweizer
  • Eine Erfahrung, die wir immer wieder machen: Die Schweiz ist ein glückseliges Land, in dem Misstrauen, Niedertracht und Vertrauensmissbrauch nicht bekannt sind. Die Schüler stellen Ihre Fahrräder unabgeschlossen vor die Schule, sie werden nicht gestohlen (die Velos, nicht die Schüler). Die Autos auf Privatparkplätzen sind gleichfalls oft nicht abgeschlossen. Die Türen in Häusern haben Klinken, wo in Deutschland nur Schnappschlösser sind. Im Büroturm meiner Arbeitsstelle bleibt der Empfangsbereich stundenlang umbesetzt: Computer, Drucker, ja sogar die ganze Telefonanlage stehen in öffentlich zugängigen Räumen unbewacht herum. „Bitte wählen sie die Nummer 64“ steht neben dem Telefon, auf dem man ohne Mühe auch nach Australien telefonieren könnte. Missbrauch? Noch nicht vorgekommen.

  • Keine Aufsicht an der Freibadkasse
  • Wir gehen schwimmen, ins wunderbare Freibad von Bülach mit Sprungturm, zwei Rutschen, Kinderbecken und einen Strömungskanal den die Kinder „den Rhein“ nennen, weil der auch so schnell fliesst.
    Die Kasse ist stundenlang nicht besetzt. Die Leute haben Dauerkarten, brauchen keine Aufsicht. Wir dürfen das Bad beim ersten Mal einfach besichtigen (ohne ein Pfand zu hinterlegen, ohne Eintritt zu bezahlen). Alles super sauber. Es gibt Aschenbecher am Stil, die man in den Rasen stecken kann, für die Raucher. Eine Grill-Ecke mit trockenem Holz erlaubt es, den eigenen Grill daheim zu lassen.

  • Bringen Sie den Schlüssel einfach wieder
  • Ein anderes Mal gehen wir Klettern, unter der Eishockeystadion-Tribüne gibt es ein paar Kletterwände. Den Schlüssel für die Kletterhalle holt man sich an der Hallenbad-Kasse, nachdem man Eintritt bezahlt hat. Kein Pfand, keine Kamera, nicht mal einen Namen muss man hinterlassen, so selbstverständlich wird davon ausgegangen, dass der Schlüssel wieder zur Kasse zurück gebracht wird, und dass niemand schummelt und einfach nur für eine Person bezahlt um dann drei Leute klettern zu lassen.

  • Buchausleihe ohne Ausweis, nur mit ihrem guten Namen
  • Und mein Lieblingsbeispiel: Die Stadtbücherei. Ich bekomme sofort einen Ausleihausweis, ohne überhaupt einen festen Wohnsitz nachgewiesen zu haben! Der Ausweis gilt für Frau und Kind gleichermassen. Aber gebraucht wird er praktisch nie: Einfach den Namen sagen bei der Ausleihe, das genügt, und man kann die Bücher (nachdem sie im Computer verbucht wurden) mitnehmen. Nach ein paar Besuchen brauche ich nicht einmal mehr den Namen zu sagen. Die Nase vorzeigen genügt, das Klientel ist persönlich bekannt. „Grüezi wohl Herr Wiese…

    Ist ein vorbestelltes Buch eingetroffen, wird man kostenlos angerufen. Was war das in Deutschland in jeder Stadtbibliothek immer für ein Heckmeck mit Schlangestehen beim Ausleihen, genau wie beim Zurückgeben, mit Ausweis für Frau und Kind extra, aber nur bei Vorlage des Personalausweises, keine Ausleihe ohne Ausweis, Vormerkungen gegen 2 DM Gebühr, etc. etc.

    Die Schweizer stehen zueinander, sie vertrauen sich, eine lang trainierte historischen Notwendigkeit bei den Eidgenossen?

    Ich frage mich dann nur, warum heisst das Einwohnermeldeamt hier eigentlich „Einwohnerkontrolle„?

    Räbeliecht-Lauf statt Martinsumzug

    Oktober 4th, 2005
  • Martini-Umzug in Deutschland
  • Es ist Herbst, die Tage werden kürzer und es wird früher dunkel. In Deutschland freuen sich Millionen von Kindern auf das „Laternelaufen“ beim Sankt Martins Umzug. Wochenlang werden Laternen aus schwarzem Karton und durchsichtigem Buntpapier gebastelt, bemalt, mit Blättern verziert und schliesslich mit einer echten Kerze ausgestattet, die dazu dient, am entscheidenden Umzugsabend das ganze Prachtwerk in Flammen aufgehen zu lassen.
    Martini Laterne

    Ganz faule kaufen sich einen fertigen Papier-Lampion in einem Schreibwarengeschäft, und noch grössere Loser statten ihn sogar mit einer durch eine Taschenlampenbatterie gespeisten elektrischen Glühbirne aus. Lampion auf dem Umzug
    Die Kinski-Kinder (nein, nicht die vom Klaus) freuen sich auf Sankt Martin am 11. November, wenn sie abends im Dämmerlicht hinter dem Typen herauflaufen, der mit einem roten Mantel und Schwert den heiligen Sankt Martin mimt, welcher einst in einer kalten Winternacht einem Bettler am Strassenrand die Hälfte seines Mantels abtrat. Ich habe schon als Kind nie verstanden, warum er ihm nicht gleich den ganzen Mantel gegeben hat oder ihn lieber in einen warmen Gasthof einlud, der Schuft.
    Sankt Martin mit dem roten Mantel

    Ganz Deutschland feiert Sankt Martin, auch in nicht katholischen Gegenden werden Laternen geklebt und wird ein Umzug veranstaltet.

  • Räbelicht-Laufen in der Schweiz
  • Und in der Schweiz? Da herrschen heidnische Bräuche. Nicht der heiligen Sankt Martin wird verehrt, sondern die heilige Räbe! Das ist – wohlgemerkt – keine Zuckerrübe sondern so ein Zwischending zwischen nicht scharfem Rettich (von der Form) und etwas zu spitzem Kürbis. Sie dient als Symbol für Fruchtbarkeit wird als Dank für eine reiche Ernte geopfert. Fragen Sie doch mal einen Schweizer in Ihre Nähe, was die „Räbe“ eigentlich ist. Keiner weiss es so genau, und die Erklärungen sind mit unter recht lustig und unterschiedlich. Ein Kultgegenstand, und niemand weiss wo er herkommt!
    Raebeliechtli

    Am dritten Novemberwochenende war bei uns Räbeliechtle-Laufen. Lange nach St. Martin, den hier niemand zu kennen geschweige denn zu feiern scheint. Die Kohlrabi ähnliche Rüben, die „Räben“ werden in einer Abendsitzung von Müttern ausgehöhlt und zu Laternen umgebaut; sehr hübsch die lila Färbung dieser Rübe, die man nicht essen kann, und die wohl offensichtlich nur noch für dieses Brauchtum angebaut wird in der Landwirtschaft.

  • Die Väter müssen ran zum Schnitzen
  • Schweizer erzählten mir, dass das in manchen Schulen die mords- mässige Väteraktion ist, wenn man sich abends zum Schnitzen der Lampen einzufinden hat. Bei unserer Tochter taten dies die Mütter. Die Kinder können da nicht mithelfen, viel zu gefährlich und schwierig mit den scharfen Messern die Dinger auszuhöhlen. Arm dran sind die Väter mit drei Kindern, denn da heisst es dann an drei Abenden dabei sein und schnitzen!

  • Umzug mit der Primarschulklasse
  • Gelegenheit, das Klassenzimmer kennen zu lernen war dann das Treffen zum gemeinsamen Umzug. Die Klasse wird nur mit Finken, den Hausschuhen betreten. Der Lehrer hat um sich rum so was wie ein Arbeitszimmer aufgebaut mit Regalen, Stereoanlage, Büchern, Schreibtisch, kaum denkt man, hier in einer Klasse zu sein. Hinten stehen 4 PCs mit Druckern, von Eltern gespendet (meist ausrangierte Geräte), damit die Kleinen den Anschluss an die moderne Zeit nicht verpassen!

    Raebeliechtli vor dem Umzug

  • Einsingen auf dem Schulhof
  • Am Eingang steht eine super vollautomatische Elektro-Orgel, die auf Knopfdruck fast alles allein spielt, gemeistert vom Klassenlehrer und seiner Dienstagsvertretung (da hat der Herr Lehrer frei und die Kollegin übernimmt). Einsingen auf dem Schulhof im Regen, die Trommelwirbel waren noch am besten zu hören, vom Gesang nur wenig zu ahnen, wenn da nicht ein Kind auf einer Trompete die auseinanderdriftenden Kinderstimmen auf Linie halten würde.

    Lied: „Ich gah mit myner Laterne, und myni Laterne mit miir. Am Himmel lüüchted d Sterne, da unde lüüchtet miir. De Güggel chräät und d Chatz miaut. La pimmel, la pimmel la pumm.“

    Das männliche (Schwyzerdütsch „mändliche„) Geschlechtsteil ist hier Feminin, wie jeder unschwer feststellen kann. Unsere Tochter bekringelt sich jedes Mal bei diesem Lied: „Ist wohl mehr für die Väter gedacht“.. bemerkte sie neulich

  • Multi-Nationale-Schweizer Klasse
  • Dann der Umzug: „Eltern hinterher, Kinder geschlossen voraus“. Zeit, die anderen Eltern kennen zu lernen. Der erste Papa entpuppt sich als Türke (Tochter Yasemin, 3. Kind, seit 10 Jahren hier, viele Deutsche in der Firma, gut Arbeit, gut Leben, teuer Wohnung), der zweite ist aus dem Vietnam (Maschinenbauer mit sächsischer Ausbildung und Akzent!), der dritte scheint ein Schweizer zu sein.. denkste, denn drei Strassen später fängt er an von seiner Heimat Bosnien zu erzählen und erkundigt sich, ob Freiburg in der Ex-DDR liegt? Grosse Thema bei ihm „Wie habt Ihr denn die Aufenthaltsbewilligung bekommen, und welche habt ihr?“ Wir hatten damals noch gar keine.

    Nach dem Nachtmarsch gab es Tee und Kuchen im „Singsaal“, so heisst der Musiksaal hier. Dann war diese Brauchtumsveranstaltung vorbei, ganz ohne heiligen Sankt Martin, aber dafür mit „la pimmel la pammel la pumm“

    Wie fluchen die Schweizer?

    Oktober 3rd, 2005
  • Wer flucht denn hier?
  • Die Schweizer fluchen nicht. Jedenfalls nicht, wenn Deutsche dabei sind.

    Ich habe in den ersten 6 Monaten in der Schweiz keinen Fluch gehört. Vielleicht weil ich Kunde war, und man ausgesprochen nett zu mir sein wollte, vielleicht weil die Schweizer so glücklich sind, dass sie nie fluchen müssen. Wer das nicht glauben will, kann ja mal das Orakel des 21. Jahrhunderts, nämlich Google fragen: Für „Schweizer Flüche“ gibt auch bei Eingrenzung der Suche auf die Schweiz keine verwertbaren Treffer.

    Die einzigen Verweise auf das Thema „Flüche in der Schweiz“ sind offensichtlich Erinnerungen von Schweizern daran, dass es früher mal so was wie Flüche gab:

  • Früher gab es Flüche
  • In einem Interview mit dem Texter André Küttel, der bei der Schweizer Parodie von „Der Herr der Ring“ die entscheidenden Textpassagen mitgestaltet hat, sagt dieser zum Thema Flüche:

    In Ring Thing hat es klassische, Schweizer Flüche, die ich von meiner Jugend her kenne. „Du bisch so en Mongo“ oder „Gorilla Blauarsch„, um mal zwei zu nennen. Woher kommen die?
    (…)
    Und das sind halt wirklich Ausdrücke, die ich von meiner Schulzeit kenne. Und diese Ausdrücke sind halt inzwischen ein bisschen verloren gegangen. Die heutige Jugend flucht auf Englisch und sagt halt „Fuck“ oder so, während wir uns noch anders ausgedrückt haben. (Quelle)

    Und in einer Besprechung des Schweizer Kinohits „Mein Name ist Eugen“ heisst es

    Dass der Film gerade richtig kommt, passt zum Zeitgeist und zum Retro-Trend. In Nostalgie baden liessen mich vor allem die Schimpfworte, die längst aus der Mode sind: «Halbschueh», «Höseler» und Flüche wie «Dammisiech!» sollte man bei Gelegenheit verwenden, um sie am Leben zu erhalten. (Quelle)

  • Fluchfreie Zone Schweiz?
  • Doch jetzt habe ich den wahren Grund gelesen: Die Schweizer würden ja gern fluchen, aber es wurde ihnen verboten:

    Eishockey-Fans wird das Fluchen verboten
    Die ZSC-Fans müssen immer strengere Regeln befolgen. Nach dem rigorosen Durchgreifen gegen das Rauchen im neuen Hallenstadion gilt jetzt auch: «Fluchen verboten!»

    ZSC-Lions-Sportchef Simon Schenk rief die Fans letzte Woche zu sprachlicher Disziplin auf: Das Singen von beispielsweise «Sitz, du Sau», dem langjährigen Schmähruf der Zürcher, sei per sofort verboten. Denn fortan, so will es die Eishockey-Nationalliga, kosten ehrverletzende Worte aus dem Publikum die Klubs 300 Franken plus Schreibgebühren. Als Spitzel werden Verbandsmitglieder eingesetzt.

    Beim ZSC stösst die neue Verordnung auf wenig Gegenliebe: «Wir werden damit vor grosse Probleme gestellt, denn das Einhalten dieser Regel ist schwer umsetzbar», sagt Schenk. Die Stossrichtung sei aber sicher die richtige. Quelle

  • Sitz, du Sau

  • Da ist er, der berühmte Schmähruf der Zürcher. Ein knallharter Fluch, würde ich sagen. Kaum auszuhalten in seiner Krassheit und Direktheit, mit einer hübschen Alliteration (=Stabreim) übrigens. Das gehört natürlich verboten, bzw. abgestraft. Ist doch praktisch, wenn man mit Flüchen auch noch Geld verdienen kann. Die Zürcher sind zu allem fähig.

  • Kampf dem Fluch mit Musik

  • Was der Artikel nicht verrät , ist wie die Geschichte weiterging. Als die Zürcher ZSC-Fans dennoch anfingen ihre Flüche zu skandieren, wurde zur Unterdrückung einfach die Lautsprecher-Musik lautergestellt, so laut, dass normale Zuschauer sich die Ohren zu halten mussten, um keine Gehörschäden davonzutragen.

  • Fluchen auf Schweizerdeutsch ist lernbar

  • Wer gern lernen möchte, wie man auf Züridütsch korrekt flucht, hier ein kurzer Auszug aus einem Sprachkurs Kurs: Fluchen auf Züridütsch (MP3 231Kb)

    Nabbel im Buuch-Nabbel — Der Schweizer Wetterbericht

    Oktober 2nd, 2005
  • Nabbel und Wulche
  • Eine unserer Lieblingssendungen im Schweizer Fernsehen ist der abendliche Wetterbericht auf Tele Züri zu jeder vollen Stunde nach den News. Die Sprecherinnen sind stets apart anzusehen, von den Sponsoren der Sendung eingekleidet, und dann geht es los: Von „Wuulche“ und von „Ragge“ ist die Rede, von „Sunnschiin“ und nicht zu vergessen der berühmter Unterländer „Nabbel“ (im Winter friert er, und soll dann Schnee darstellen. Im Zürcher Unterland kennt man keinen Schnee, sondern nur gefrorenen Nebel).

    Wir hängen wie gebannt an den Lippen der Moderatorin und sprechen jedes Wort langsam nach, eine perfekte Lehrstunde für das Hörverstehen und die sprachliche Kompetenz im Schwiizerdütschen. Ob uns der Nabbel dann auch bis zum Buuch-Nabbel reicht, fragen wir uns. Und auch der gelegentliche Raggen-Sprutz hat es uns angetan.

    Unsere absolute Lieblingswetterfee ist Jeannette Eggenschwiler.

    Die Schweizerdeutsche Wetterfee

    Sie lässt es tüchtig krachen bei den „Wulchen“ und beim „Raggen„. Wir könnten ihr stundenlang zuhören, zum Glück gibt es fast alle 60 Minuten eine Wiederholung. Wir sollten uns mal ein Endlosband zusammenschneiden zum Üben der perfekten Aussprache. Ein kleines Beispiel für so eine Endlosschleife kann man sich sogar runterladen bei Tele Züri: Filmchen Wetterfee(Videodatei MPG 3.7 MB)

  • Was spricht die denn nun für einen Dialekt?
  • Unklar ist nur, was sie da eigentlich für einen Dialekt spricht. Züridütsch ist es nicht, und reines Berndütsch auch nicht. „Wahrscheinlich eine Berndeutsche die zu lange in Züri gelebt hat„, meint meine Kollegin. Oder ist das kalkulierte Absicht? Weil reines Berndütsch östlich der Albiskette niemand mehr verstehen würde?

  • Der Zürcher versteht schlecht Berndeutsch
  • Als die jungen Stars des neuen Schweizer Filmerfolgs „Mein Name ist Eugen“ auf Tele Züri zu ihrem grossen Erfolg interviewt wurden, bat der Moderator sie darum, den letzten Satz nochmals auf Züridütsch zu wiederholen, weil er das Berndeutsche nicht verstanden habe. So kann es gehen in der kleinen Schweiz. Vielsprachigkeit wird hier in allen Bereichen verlangt.