Alphornblasen nicht in kurzen Hosen — Keine Schweizermusik zur Euro 08

Mai 31st, 2008
  • Erst keine Turner, nun keine Musik
  • Nachdem für die Eröffnungsveranstaltung der EURO 08 am 7. Juni nicht genügend Turnerinnen und Turner aus der Schweiz angeworben werden konnten, und man sich mit in zahlreichen Reisebussen ange-„car“-ten Deutschen Turnern aus Baden-Württemberg behilft (vgl. Blogwiese), haben nun für den musikalischen Teil der Feier die echten Schweizer Alphornbläser der UEFA einen Korb gegeben:

    Die Alphornbläser der Nordwestschweiz wurden von der UEFA für einen Auftritt an der Eröffnungsfeier der EURO 2008 angefragt. Nach mehrmaligem Hin- und Her haben sie der UEFA nun entnervt abgesagt, berichtet «Schweiz aktuell».
    «Die UEFA wollte uns als Marionetten benutzen.» sagt Thomas von Arx, Aktuar der Alphornvereinigung Nordwestschweiz gegenüber «Schweiz aktuell». Gemeinsam hatten sie mit der UEFA einen Auftritt für die Eröffnungsfeier im St.-Jakobs-Park am 7. Juni geplant. Mit 30 Bläsern wollte die Alphornvereinigung die Zuschauer erfreuen. Doch die Vorschriften der UEFA waren für die Bläser zu absurd.
    (Quelle: www.sf.tv)

    Dabei sind gerade diese Alphornbläser neben den Kuhglocken- und Fahnenschwingern im Ausland mit hohem Wiedererkennungswert für die Schweiz versehen. Vielleicht schafft es ja die UEFA noch in der letzten Gruppe, nun eine Gruppe von Schalmeienspielern in Deutschland anzuwerben. Oder Baschi singt ein Duett mit Pocher in der Untertitel-Version seinen „Bring den Hai“ Megaerfolg. Die UEFA hatte eine genaue Vorstellung davon, was die Alphornbläser blasen sollten:

    Die von der UEFA vorgeschriebene Melodie sei auf einem Alphorn unmöglich zu spielen, so Peter Baumann, Musikalischer Leiter der Alphornvereinigung. «Es erstaunt mich, dass die UEFA nicht weiss, was man auf Alphörnern spielen kann.» Die UEFA habe als Alternative einen Playback-Auftritt vorgeschlagen. Auch die Kleidung der Bläser wäre nicht traditionsgemäss gewesen, betont Thomas von Arx: «Wir wollten mitmachen so wie es unserem Brauchtum entspricht und nicht wie es die UEFA will». (…)
    (Quelle: www.sf.tv)

  • In Stulpen und Minirock
  • Das gewünschte Stück war nicht machbar auf dem Alphorn, und die Kleidung war auch nicht richtig. Ob man verlangt hat, dass die Herren kniefrei und in Lederhose auftreten? Nein, aber in Stulpen, kurzen Hosen und im Minirock (bei den Frauen).

    Jetzt wird nicht mehr geblasen auf der Euro 08, nur noch in die Schuhe (Jetzt blas mir doch in die Schuhe — Air Condition auf Schweizerdeutsch).

    Das BND Syndrom der Schweizer — Wenn alle die Daumen drücken

    Mai 30th, 2008
  • Was ist das BND Syndrom?
  • Der bereits mehrfach zitierte Bruno Ziauddin hat in seinem Buch „Grüezi Gummihälse“ ein ganzes Kapitel dem Schweizer „BND-Syndrom“ gewidmet. Das kennen Sie gar nicht? Sie hielten „BND“ immer für den Bundesnachrichtendienst, der seine brandheissen Informationen einst aus dem Spiegel und heutzutage von dem arabischen Wikipedia bezieht. BND steht bei Ziauddin für „Bloss Nicht Deutschland“ und bezieht sich auf jegliches (internationale) Fussballmatch, bei dem die Schweizer stets den Deutschen die Daumen drücken, nach dem Motto wenn nur „Bloss Nicht Deutschland“ verlieren möge. Soviel Schweizer Deutschlandliebe rührt uns. Wer Samstag die Bundesliga guckt (auch dazu outet sich Bruno Ziauddin in seinem Buch), der macht bei der Euro 08 mit beim „BND Daumendrücken“.

  • Hitzfeld ist ein Baselbieter
  • Man hält hierzulande zu uns Deutschen, schliesslich braucht man uns ja. Gleich nach der EM wird Ottmar Hitzfeld hier freudig begrüsst. Der ist Deutscher aus Lörrach, das gerade als „Baselbiet“ von den Schweizern eingemeindet wurde. Denn gleich nach der EM 2008 ist schon wieder vor der WM 2010.

  • Die Fotos der freundlichen Fussballfans
  • In den Schweizer Spitälern werden die Deutschen Ärzte während der EM 2008 gebraucht, um die kaputten Knochen der Fans zu schienen oder sonstige Verletzungen zu behandeln, die es hoffentlich nicht geben wird. Die Schweizer sind friedliebende Fussballfans, wie man bei letzten Derby zwischen dem FC Zürich und den Baslern dieser Webseite mit Fotos entnehmen kann. Man macht sogar Fotos der Besucher aus der Limmatstadt, und hilft dann, die Adressen der abgelichteten Personen zu finden. Um die Fotos als Souvenir zuzuschicken wahrscheinlich. Gesucht werden die Namen der abgebildeten Fans (siehe hier).

    Der Stadtclub möchte der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt helfen, die fehlbaren Personen, die am 2. Mai Fackeln aus dem FCZ – Sektor in die unteren Zuschauerreihen warfen, zu eruieren. Aus diesem Grund hat der FC Zürich auf seiner Homepage www.fcz.ch Bilder von diesen Personen veröffentlicht in der Hoffnung, dass sich Zeugen via e-mail bei ihm mit sachdienlichen Hinweisen melden.
    (Quelle: FCZ.ch)

  • Ich unterstütze zwei Mannschaften
  • Doch zurück zum BND-Syndrom. Ein findiger T-Shirt Designer schuf dieses Prunkstück:

    T-Shirt zum BND Syndrom

    Oder ist das wieder so eine Kunstaktion von Andreas Vogel, wie dieses „Achtung Deutsch“ T-Shirt in Form eines Schweizerkreuzes vom Februar 2007?

    Achtun Deutsch

    (Quelle: Blick.ch)

    Der konnte diese Dinger übrigens verkaufen wie warme Semmel. Mehr dazu hier.
    Da sind wir doch froh, dass Österreich die EURO 2008 gewonnen hat:

    So einfach ist Schweizerdeutsch? — Wer erzählt die ewige Anekdote am häufigsten?

    Mai 29th, 2008
  • Wer erzählt diese Anekdote?
  • Die mit grossem Abstand am häufigsten in der Schweiz erzählte Anekdote ist die Geschichte von dem Deutschen, welcher aufmerksam einem Schweizer zuhört, während dieser bemüht Hochdeutsch spricht, und nach einer Weile zu dem Schluss kommt: „Ach, ich hätte nicht gedacht dass Schweizerdeutsch so einfach ist“.
    Von Bruno Ziauddin beschreibt es in seinem Buch „Grüezi Gummihälse“ so:

    Und natürlich darüber, dass er stets geglaubt hatte, was Kurt Felix von sich gebe oder Emil oder Altbotschafter Thomas Borer oder sonst ein in der Bundesrepublik zugegener eidgenössischer Spassvogel, das sei jetzt Schweizerdeutsch. Dabei — grins, kicher, har har — stellt sich heraus, dass es deren Hochdeutsch war!
    (Zitat Grüezi Gummihälse S. 43)

  • Die unschuldige Ignoranz der Deutschen
  • Das Problem an der Geschichte ist, dass das Wissen, was echtes Schweizerdeutsch eigentlich ist, in Deutschland nicht existiert. Weil es niemand dort spricht. Weil Schweizer TV-Sender und Radio-Sender dort nicht gesendet werden. Weil alle Schweizer in Deutschland nur Hochdeutsch sprechen. Weil alle fest davon ausgingen, dass Emils Kunstsprache wirklich Schweizerdeutsch ist. Weil wunderbare Originalfilme aus der Schweiz wie „Die Schweizermacher“ oder „Ein Schweizer namens Nötzli“ oder „Achtung, Fertig, Charly“ oder „Eugen“ alle nur auf Schweizer-Hochdeutsch nachsynchronisiert in die deutschen Kinos kommen, und niemals im Original oder wenigstens mit Untertiteln. Solange also Schweizer permanent in Deutschland ihre Sprache verleugnen, sie niemals ausprobieren oder öffentlich machen, wird diese ach so typisch deutsche Ignoranz und Arroganz dieser Anekdote bestehen bleiben.
    Ziauddin schreibt weiter (und wir fühlen uns mächtig angesprochen):

    Womit der Moment für einen dringenden Aufruf gekommen wäre. Achtung, Achtung, an alle eingewanderten Journalisten, Blogger und sonstigen sich zur Veröffentlichung ihrer Schweizererfahrungen berufen fühlenden Deutschen: Die Pointe „Wir dachten zuerst, euer Hochdeutsch, das sei bereits Schweizerdeutsch“ ist mittlerweile einhundertundachtzig Jahre alt. Seit ihrer Uraufführung wurde sie von jedem einzelnen Zugezogenen aufs Neue entdeckt und zum Besten gegeben. Ganz nach dem Motto: ein Volk, eine Pointe. Bitte, bitte, damit aufhören.
    (Zitat Grüezi Gummihälse, S. 44)

    Ich habe diese Point schon180 Mal erzählt bekommen in den letzten 7 Jahren. Jedoch ausschliesslich von Schweizern. Muss was dran sein an der These „Ein Volk, eine Pointe“. Ich finde sie auch nicht mehr witzig.

  • Auch Roger Köppel kennt da eine Geschichte
  • Seit 180 Jahren also gibt es diese Geschichte. Was Roger Köppel in seiner Schlussmoderation bei der Buchvorstellung am 26.05.08 nicht davon abhielt, die private Fassung selbige Geschichte nochmals zu erzählen. Er sei bei seiner Deutschen Schwiegermutter zu Gast gewesen, habe den ganzen Abend auf bestem Schweizerhochdeutsch parliert, und sie habe ihn bei der Verabschiedung darum gebeten, doch beim nächsten Mal auf Hochdeutsch mit ihr zu reden.

    Das war also meine 181ste Hörfassung, vorgetragen vom Besitzer der Weltwoche persönlich. Vielen Dank, muss ich mir merken. Sehr originelle Pointe.

    Wir machen jetzt Duzis, was meinen Sie? — Über die Schwierigkeit von Deutschen beim Duzen

    Mai 28th, 2008
  • Erst Duzis machen, dann beim Sie bleiben
  • Am Montag den 26.05.08 stellt der Schweizer Journalist und Autor Bruno Ziauddin im Zürcher Kaufleuten sein schon angekündigtes Buch „Grüezi Gummihälse“ vor (vgl. hier) . Die Veranstaltung wurde von Roger Köppel moderiert und begann nach einer kurzen Lesung von Bruno Ziauddin mit einem Gespräch zwischen dem Ostdeutschen Theatermann Michael Schindhelm, der auch im letzten Jahr ein Buch über seine Erlebnisse in der Schweiz veröffentlicht hatte (siehe hier), und Bruno Ziauddin. Zunächst machten die beiden „Duzis“, allerdings ohne erst Brüderschaft zu trinken, was in Deutschland mit verschränkten Armen, dabei das Glas haltend, und einem Kuss zu bekräftigen ist. Die folgenden 20 Minuten siezte Michael Schindhelm seinen soeben als „Bruno“ vorgestellten Gesprächspartner. Es geschah unbewusst, und erst später wurde ihm gesteckt, dass er doch unbewusst beim „Sie“ geblieben war im Gespräch mit Ziauddin.

  • Das „Sie“ kann auch vertraut sein
  • Es wird häufig berichtet, dass man in der Schweiz schneller zum „Du“ übergeht und die Deutschen länger sehr förmlich mit neuen Bekannten beim „Sie“ bleiben. Michael Schindhelm war ein lebendiger Beleg für diese These. Den Schweizern ist das lange Siezen irgendwie unangenehm. Deutsche können auch per „Sie“ sehr vertraulich werden. In der Generation unserer Eltern ist es noch möglich gewesen, sich dreissig Jahre in guter Freundschaft zu kennen, sich regelmässig zu besuchen, und dennoch beim „Sie“ zu bleiben. Ob es sowas unter Schweiz auch gibt?

    Helmut Kohl allerdings pflegte mit der halben Bundesrepublik Duzfreundschaften, sogar international. Er soll sogar Ronald Reagan bei der ersten Begegnung gleich das Du angeboten haben mit dem Satz: „You may say ‚you‘ to me“.

  • Duzen im Lions-Club nach Schweizer Vorbild
  • Ein Schweizer Mitglied des Zumikoner Lions-Club erzählte mir, dass sein Club sich regelmässig einmal pro Jahr mit einem anderen Partner Lions-Club aus Süddeutschland trifft. Die Damen und Herren aus Deutschland hätten erst nach dem Vorbild der „lockeren Schweizer“ angefangen, auch untereinander zum „Du“ überzugehen. Zuvor war das Jahre lang nicht üblich dort.

  • In der Videokonferenz mit Vornamen
  • Eine Freundin von uns arbeitet bei einem internationalen Pharmakonzern in Deutschland. Sie erzählte, dass in einer internationalen Videokonferenz auf Englisch mit Teilnehmern aus vielen Ländern sie sich und ihren Chef mit Vornamen vorstellen und anreden muss, weil das alle so handhaben. Ist die Konferenz vorbei und wird Deutsch gesprochen, kehrt sie wieder zum Nachnamen und „Sie“ bei ihrem Chef zurück, den sie zuvor noch auf Englisch fleissig mit „Andreas has said..“ im Gespräch erwähnte.

  • Beim Du bleiben fällt schwer
  • Wir hatten vor einigen Wochen Patricia Schäfer mit einem Kamerateam vom ZDF-Morgenmagazin aus Berlin zu Besuch, die einen kleinen Beitrag über die „Deutschen in der Schweiz“ drehte. Obwohl wir uns schon bei der Begrüssung mit Vornamen vorstellten und allen sofort das Du anboten, verfielen unsere Gäste aus Deutschland doch permanent wieder zurück in die „Sie“-Form. Muss doch brutal schwierig sein für Deutsche, dieses Duzen von Anfang an.
    P.S.: Leider wurde von dem gedrehten Beitrag bislang nichts gesendet. Wie das so ist. Eben war das Thema „Deutsche in der Schweiz“ für das ZDF noch en vogue, schon interessiert es niemanden mehr in Deutschland. Oder wollen die so weitere Auswanderwellen verhindern?
    (Ausführlicher zum Buch „Grüezi Gummihälse“ geht es morgen weiter)

    Was Schweizer gerne essen (Teil 4) — Ovomaltine-Riegel

    Mai 27th, 2008

    (reload vom 3.1.06)

  • Schokolade made in the U.S.A.
  • Der grösste amerikanische Hersteller von Schokolade ist die Firma „Hershey “. Die meisten Spezialitäten dieses Konzern wie z. B. die „Hershey Kisses“ haben es nicht auf den europäischen Markt geschafft. Bis auf den Schokoriegel „KitKat“ sind die Spezialitäten von Hershey nur Insidern und Amerikanern bekannt.

    Die Firma Hershey machte während des 1. Golfkriegs, als der grosse George ohne Double-Juu Bush die Truppen von Saddam Hussein aus Kuwait verjagte und zurück nach Bagdad trieb, von sich reden, weil sie einen Schokoladenriegel entwickelte für die Soldaten, der so staubtrocken war, dass er auch in der Wüste nicht schmelzen konnte. Das Produkt wurde als „Desert-Bar“ bekannt.

  • Schokolade, die auch bei 60 Grad Celsius nicht schmilzt
  • During Operation Desert Shield and Operation Desert Storm, Hershey’s Chocolate tested a new high temperature chocolate that they dubbed the Desert Bar. Hershey’s shipped 144,000 Desert Bars to American troops, as a test market for the new chocolate bar. According to Hershey’s, the bar could withstand heats in excess of 60 degrees Celsius (…). While Army spokesmen said the bar’s taste was good, troop reactions were mixed and the bar was not launched into commercial production. (Quelle Wikipedia:)

    Ein Biss, und schon hat man den Rest des Tages keine Lust mehr auf was Süsses.

    Als wir in die Schweiz kamen, entdeckten wir, dass dieser „Desert-Bar“ gar keine amerikanische Erfindung sein konnte, denn in der Schweiz gab es eine sehr ähnliche Köstlichkeit: Den Ovomaltine-Riegel.
    OvoSnack staubtrocken
    Er besteht aus fest gepresstem Ovomaltine-Pulver, garantiert ohne Schokolade, reine Energie, Traubenzucker und wissen die Schweizer was noch alles. Ich würde ihn „Schweige-Riegel“ nennen, denn ein Biss hinein, und Du schweigst erst mal eine ganze Weile, weil Dir die Spucke zum Reden fehlt, so staubtrocken ist dieses Teil.

  • Wer den runterkriegt…
  • Man könnte ihn bei der nächsten „Einbürgerung“ als Testriegel einführen. Jeder Bewerber für die Eidgenössische Staatsbürgerschaft muss ohne mit der Wimper zu zucken oder etwas dabei zu trinken kalt lächelnd einen solchen Riegel verzehren. Wer das schafft hat auch das Zeug zum Überleben in der Schweiz.