Internationales Universitätsspital
Es geht mir den Umständen entsprechend gut, ich fühle mich tipp topp gepflegt und umsorgt im Universitätsspital von Zürich. Was ich als „under cover“ Agent gleich beobachten konnte, ist die internationale Besetzung hier. Eine holländische Pflegekraft und eine Persisch-Deutsche Ärztin in der Ambulanz, eine sehr nette Tibeterin auf Station. Aber auch qualifizierte Pflegekräfte aus der Schweiz, Serbien und Marokko lernte ich hier kennen und schätzen. Das Gesundheitswesen der Schweiz würde ohne den 20 % Ausländeranteil im Land sicher ganz schön an Krücken gehen. Nur die Ärzte auf allen Hierarchiestufen, die ich bisher kennenlernte, waren durchweg aus Deutschland. Ob Facharzt, Assistenzärztin, Professor oder PJler (Arzt im praktischen Jahr), alles Norddeutsche.
Um mit Krücken zu laufen braucht es in der Schweiz eine Einführung
Der Professor verordnete baldiges Aufstehen mit Krücken. OK, da muss jetzt der Physiotherapeut bestellt werden, der mir erklären soll, wie man richtig an Krücken läuft, auftritt, abrollt etc. Ein deutscher Pfleger namens Jens sah das anders:
„Das ist typisch Schweiz. Da braucht es immer erst einen Kurs oder eine lange Anleitung, bevor etwas geschehen kann. Du nimmst jetzt die Krücken und dann schön vorsichtig.“
Ein Mann der Tat und nicht des langen Theoretisierens.
Ob theoretische Vorarbeit typisch Schweizerisch ist?
Mich erinnerte das an unsere Erfahrungen in Bülach beim Schwimmkurs. Während unsere Tochter in Deutschland im Alter von 5 Jahren in einem öffentlichen Schwimmkurs im Schwimmbad innerhalb von 2 Nachmittagen schwimmen lernte und sich nach 5 Wochen mit einem „Freischwimmer“, d. h. 15 Minuten Schwimmen und ein Sprung vom Einmeterbrett quasi frei schwamm, war das in Bülach beim örtlichen Schwimmverein etwas anders organisiert.
Wassergewöhnung in 1-8 Kursen
Es wurden eine Reihe von sehr interessanten Kursen angeboten, die alle aufeinander aufbauten und stets nach Wassertieren benannt waren: Seepferdchen, Seestern, Krokodil, Delphin, Hai.. und ich weiss nicht was noch. Die Kinder lernten sich ans Wasser zu gewöhnen, ein bisschen tauchen, ein bisschen Kopfsprung, ein bisschen Rückwärts paddeln etc. etc., alles, nur nicht Schwimmen. Das kam erst im 9. Kurs dran.
Die Kurse machten viel Spass und waren gut besucht, immer passierte viel im Wasser, nur Schwimmen konnten manche Kinder danach immer noch nicht. Ob die Theorie von dem „verstärkten theoretischen Ansatz“ bei Schweizern stimmt?
Wenn Lehrer Fahrradfahren unterrichten müssten
In der Pädagogik macht man sich oft lustig über die Vorstellung, wie das Thema „Fahrradfahren“ wohl als Schulfach von einem deutschen Lehrer aufbereitet werden würde. Erst mal die Namen alle Bauteile eines Fahrrads lernen, dann das theoretische Gleichgewicht halten üben, dann in der dritten Stunde die behutsame Besprechung von Lenker, Klingel und Handbremse etc. etc.
Krankenpflege in Deutschland und in der Schweiz
Zurück zum Pfleger Jens. Er arbeitet sehr gern hier, weil auf den Stationen weniger Patienten versorgt werden müssen als in Deutschland, denn der Stellenschlüssel ist hier besser. Alle offenen Pflegestellen können gut besetzt werden, dank der hochqualifizierten Kräfte aus ganz Europa, Asien und Afrika.
Drüllen ohne Drillsergeant
Und ein neues Wort konnte ich lernen. „Ich drülle, du drüllst, er/sie/es drüllt“. Und das ganz ohne Drillsergeant oder Drillbohrer. Denn nur daher war mir das Verb „drillen“ bisher bekannt. Doch unser Duden weiss mehr:
drillen sw. v.; hat=““ [1, 3: frühnhd. = (herum)drehen, drechseln, bohren mniederd. drillen = drehen, rollen; plagen; 2: engl. to drill]:
1. a) einem harten militärischen Training unterziehen: Rekruten d.; b) durch monotone Wiederholung hart schulen: Schüler, jmds. Geist d.; * auf etw. gedrillt sein (ugs.; durch ständige Schulung o. Ä. auf etw. gut vorbereitet sein u. entsprechend reagieren): die Mannschaft ist ganz auf Kampf gedrillt.
2. mit der Drillmaschine in Reihen säen: Raps, Rüben d.
3. mit dem Drillbohrer bohren.
4. (Angeln) einen Fisch an der Angel durch wiederholtes Freigeben u. Einholen der Angelschnur ermüden. sw. v.;
(Quelle: duden.de)
Es fehlt die Bedeutung: „Schweizerisch für ‚drehen'“. Mittelniederdeutsch und Neuhochalemannisch haben also doch noch gemeinsame Wörter.
Gelernt habe ich das Wort beim Röntgen. Ich sollte mein Bein etwas „drüllen“. Also tat ich dies. Aber gaaanz gaaaanz vorsichtig. Um keinen Drall zu kriegen.