Das Aufgebot ganz ohne Braut und Bräutigam

März 14th, 2006
  • Das Aufgebot ganz ohne Braut und Bräutigam
  • Wir erwähnten im Zusammenhang mit dem Zahnarztbericht (vgl. Blogwiese), dass die freundliche Sprechstundenhilfe uns am Ende der Behandlung fragte:

    „Sollen wir sie wieder aufbieten?“

    Uns fiel dabei sofort auf, dass das hübsche Verb „jemanden aufbieten“ im Hochdeutschen nicht gebräuchlich ist. Man würde sagen. „Sollen wir Sie wieder anrufen?“ oder „benachrichtigen“, vielleicht, wenn es ganz förmlich zugeht, würde man noch sagen: „Sollen wir Sie einbestellen?“.

  • Das Aufgebot ist nur für die Hochzeit und für die letzte Schlacht
  • Das Wort „Aufgebot“ und das „Aufgebot bestellen“ gibt es in Deutschland nur im Zusammenhang mit einer Hochzeit. Die Verlobten gehen zum Standesamt (nachdem sie sich vorher dafür telefonisch einen Termin haben geben lassen), bringen alle erforderlichen Unterlagen mit (Geburtsurkunden, Personalausweis etc.) und besprechen die geplante standesamtliche Trauung, den Termin etc. Anschliessend wurde in früheren Zeiten die persönlichen Daten in einem Schaukasten am Rathaus ausgehängt:

    „Peter Meier und Gabi Müller wollen am x.x.xx heiraten.“

    Das war gedacht als eine Gelegenheit für eventuell noch vorhandene Rest-Ehepartner der beiden Brautleute öffentlich Einspruch gegen die geplante Eheschliessung zu erheben.

    Leider wurden diese öffentlichen Daten gern von Werbefirmen missbraucht, um am Tag der Hochzeit oder kurz davor mit massig Werbung bei den Brautleuten aufzutauchen. Werbung für Möbel, für Babynahrung, für Hochzeitsreisen etc. Auch jede Menge Gratispackungen gab es dabei abzustauben, und manchmal sogar ein kostenloses, durch Werbepartner gesponsertes Kochbuch für die „junge Ehe“.

  • Das Aufgebot im Militär
  • Feldherren zogen mit dem „letzten Aufgebot“ in die Schlacht, wenn alle anderen Soldaten schon tot waren.

    Schauen wir mal, ob der Duden die Schweizer Bedeutung von „aufbieten“ für „jemanden einbestellen“ kennt:

    auf|bie|ten (st. V.; hat) [mhd. ūfbieten = (zeigend) in die Höhe heben]:
    1. einsetzen, zusammenraffen, aufwenden:
    alle Kräfte, seinen Einfluss, seine ganze Überredungskunst aufbieten.,
    um jmdn. zu überzeugen.
    2. zur Erledigung einer Aufgabe aufrufen, für die Erledigung einer Aufgabe einsetzen:
    Militär, Polizei aufbieten.; alle verfügbaren Kräfte waren zum Einsatz aufgeboten; Soldaten a. (veraltet; einberufen); hätte er den Jungen als Zeugen der Anklage aufgeboten (Ziegler, Labyrinth 310); die aufgebotenen Streitkräfte.
    3. (früher) die beabsichtigte Eheschließung eines Paares öffentlich bekannt geben, verkünden (um mögliche Ehehindernisse zu ermitteln): es wurden gleichzeitig fünf Paare aufgeboten.

    Haben Sie „mhd ūfbieten“ verstanden? Das steht für „Mittelhochdeutsch“, also die Sprache von 1170 im Süden Deutschlands. Schon damals sagte man „ūfbieten“, wie im Alemannischen Sprachraum heute noch. Sprache kann hier im Süden ziemlich konservativ sein, im Sinne von den Lautstand „bewahrend“.

    Vielleicht passt Bedeutung 2. am besten: „zu Erledigung einer Aufgabe aufrufen“.

    (2. Teil morgen: Wenn das VBS aufbietet, sollte Ihr Tenü stimmen)

    Was ist ein Marschhalt — Beim RS und WK gelernt

    März 12th, 2006
  • Immer diese Abkürzungen beim Militär
  • Die Schweiz hat eine Milizarmee und folglich ist in der Schweiz fast jeder Schweizer Milizionär. Militärische Vokabeln lernt man nicht nur in der RS, was hier nicht für die „Reitschule“ sondern für „Rekrutenschule“ steht, oder später in einem „WK“, was hier keine „Wanderklasse“ sondern ein „Wiederholungskurs“ ist. Warum diese Dinger nur ständig alle abgekürzt werden? Aus Geheimhaltungsgründen höchst wahrscheinlich. Darf ja auch niemand wissen, dass beim VBS niemand Microsoft VisualBasicScript fliessend programmiert.

    So lasen wir im Tages-Anzeiger vom 25.02.06 auf Seite 3

    Blocher will bei seiner Analyse vom Marschhalt profitieren, mit dem das Parlament 2003 den geplanten Ausbau der Strafverfolgung vorläufig gestoppt hat.

    Was bedeutet Marschalt
    Diesmal ist das Wort zum Glück selbsterklärend. „Marschhalt“ muss ein Befehl sein, der bedeutet, dass die marschierende Truppe anhalten soll.

    Aber wie das so ist mit dem militärischen Vokabular: Da alle mal beim Militär waren, kennen alle dieses Vokabular:
    Zum Beispiel beim „EJPD“, dm Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement, was Sie hoffentlich noch wussten, sonst empfehlen wir es hier nachzulesen.

    «Ein Marschhalt ist nicht schlecht»
    (Quelle: ejpd.admin.ch)

    Oder in der NZZ:

    Nachbessern bedeutet nicht Marschhalt
    (Quelle: ssn.ethz.ch)

    Wir fanden 4’870 Belege bei Google-Schweiz.

  • Wer hat den Marschhalt erfunden?
  • Und jetzt kommts: Niemand wagt es, diese äusserst wichtige militärische Vokabel richtig zu erklären! Sie ist offenbar so geheim, dass sie weder im Duden, noch im Wahrig oder Grimm, und schon gar nicht im Langenscheidt vorkommt. Alle kennen nur den „Marschall“, aber nicht den „Marschhalt“. Womöglich ist das ein Kunstwort? In der Schweizer Armee erfunden, damit es von Ticinos und Welschen ebenfalls verstanden wird? „Kompanie stillgestanden“ ist für welsche Ohren vielleicht nicht so leicht zu verstehen wie „Marschhalt“ (was dann wohl eher wie „Marsch-alt“ klingt.

    Auch heute hilft uns das Variantenwörterbuch. Mein Gott, das hätten wir schon früher haben müssen. Es ist besser als jedes Fremdwörterlexikon, es wird zu unseren zweiten Bibel bzw. zum „Handbuch für das Überleben im Schweizerdeutschen“:

    Marschhalt CH der: -(e), -e:
    1. Rast auf langen Märschen
    : Bei einem kurzen Marschhalt auf einer Bergwanderung setzte sich doch ein Bergdohle auf meinem Fuss (Blick 20.5.1996,11).
    2. [Denk]pause: Die Arbeitgeber stehen zu den heutigen Sozial-Zusagen. Wir müssen aber einen Marschhalt beim weiteren Ausbau unseres Sozialstaates einlegen (Blick 28.6.1996, 4)
    (Quelle: Variantenwörterbuch S. 491)

    Wer das Wort erfunden hat? Wir wissen es nicht, und wir werden es auch nie erfahren, da die Kunst der Landesverteidigung in der Schweiz eine höchst geheime Kunst ist, die nur von Eingeweihten verstanden und unter Eid genossen werden darf.

    Geheime Bunker und geheime Botschaften — Die Schweiz rüstet ab

    März 1st, 2006

    Wir lasen im Tages-Anzeiger vom 14.02.06, unserem Fachblatt für geheime Botschaften:

    Das Ende der geheimen Bunker
    Bern. – 18 Regierungsratsbunker gibt es in der Schweiz. Sie hätten im Krisenfall sowohl der jeweiligen Kantonsregierung als auch der Armee Schutz bieten sollen.
    Ende der geheime Bunker in der Schweiz

    Und hier gehen unsere Verständnisschwierigkeiten schon los. Dass eine Kantonsregierung sich im Krisenfall in einem Bunker verschanzt, können wir ja noch nachvollziehen, denn schliesslich muss ihre Handlungsfähigkeit gesichert bleiben. Hoffentlich haben die Regierungsmitglieder auch ihr Paar festes Schuhwerk dabei beim Betreten des Schutzraumes, wie es unsere Schutzraumvorschrift im Hausflur vorschreibt (siehe Blogwiese).

    Warum sich allerdings die Armee da auch noch in den engen Schutzraum quetschen möchte, im Krisenfall, das ist uns unbegreiflich: Wir dachten, die hocken dann draussen in den getarnten Unterständen und halten ihre Hochpräzisionsgewehre im Anschlag? Oder sind damit beschäftigt, die geheimen Panzersperren in den Strassenlöchern für die geheime Landesverteidigung in Stellung zu bringen? (Vgl. Blogwiese)

    Aber Entschuldigung, wir vergassen es zu erwähnen: Die Bunker sind ja geheim!

    Und sämtliche Bunker sind noch heute geheim. So wurden bis vor kurzem Journalisten gebüsst, weil sie den ohnehin schon weitherum bekannten Standort eines solchen Bunkers erwähnten.

    Da sind wir ja mal erleichtert, dass der Tages-Anzeiger diese Bunker gar nicht erwähnt hat, wäre ja sonst glatt ein Geheimnisverrat. Alle geheimen Informationen stehen im jüngsten Jahresbericht der parlamentarischen Geschäftsprüfungskommssion (GPK):
    Quelle: Tages-Anzeiger 14.02.06
    Geheime Botschaften

    „Dort erfährt man auch, dass der Bund den Grossteil der Baukosten übernommen hat, wobei er die Budgets auf mehrere Rubriken verteilte und in geheimen Botschaften versteckte.“

  • Budget in geheimen Botschaften
  • Dieser Satz wirft erneut Rätsel auf: Wie kann Budget in geheimen Botschaften versteckt werden? Hat die Schweiz neben ihren offiziellen Botschaften im Ausland, vor denen die stolze Rot-Weisse Flagge mit dem Kreuz weht, noch geheime Botschaften, in denen sie Geld verstecken kann? Wozu sollte das gut sein, wo doch die Schweiz das Land der geheimen Nummernkonten ist, in denen sich viel einfach und „erst noch“ im Land Geld verstecken liesse?

    Oder sind es kleine Papier-Nachrichten, diese Botschaften, in die das Geld eingerollt wird und dann versteckt? Wir glaubten zu erst an einen Schreibfehler, bis wir das Wort googelten:

    Bundesrat verabschiedet Botschaft über Zusatzkredit für Expo.02
    (Quelle: admin.ch)

    Oder hier:

    Botschaft zur Änderung des Bundesgesetzes über die Pensionskasse des Bundes
    (Quelle: parlament.ch)

    In der Parlamentsprache der Schweiz wimmelt es geradezu von Botschaften:

    Botschaften der Regierung an den Grossen Rat
    (Quelle: )

    Sollte es da einen geheimen Schweizer Sinn geben, den wir noch nicht kannten?
    Wir landen einen Volltreffer im Duden:

    Bot|schaft, die; -, -en [mhd. bot(e)schaft, ahd. botoscaft:
    (…)
    b) feierliche amtliche Verlautbarung o. Ä.:
    eine Botschaft des Präsidenten verlesen;
    In seiner Botschaft. (schweiz.; Bericht u. Stellungnahme der Regierung zu einer bestimmten Vorlage für Parlament od. Volksabstimmung) vom 1. Juni 1981 begründet der Bundesrat die beabsichtigten staatlichen Gestaltungsvorschriften für Radio und Fernsehen (NZZ 30. 8. 83, 15).

    Komisch dass die Schweizer hier kein französisches Wort verwenden, so wie „Motion“.

    Nach diesem erfolgreich gelernten Stück Schweizer Politiksprache müssen wir daran gehen, unsere eigentliche Botschaft rüberzubringen:

    „Ein Teil der Schutzbauten soll entklassifizert werden was eine breitere Nutzung ermöglichen würde.“

    Das Wort „entklassifizert“ erinnert uns irgendwie an „entnazifiziert“. Wie muss man sich eine „breitere Nutzung“ von Bunkern vorstellen?

  • Als Ultra-Mega-Coole Diskothek „Zum strahlenden Radium“
  • Als Party-Raum mit extrem gutem Schallschutz?
  • Als Feucht-Biotop für Chemie-Klo-Trockenpflanzen?
  • Als Massenlager für die nächste Pfadi Freizeit?
    (Motto: „Gemeinsam durch dick und dünn“, wobei ‚dick‘ die Wände sind und ‚dünn‘ die Zudecke im Notbett ist
  • Kleiner Tipp: In Deutschland hat man 60 Jahre Erfahrung damit, was sich aus alten Bunkern alles so machen lässt. Zum Beispiel Wohnungen in der Altstadt von Gelsenkirchen:
    Dies war einmal ein Luftschutzbunker. Die Wände sind 2 Meter dick:
    Wohnungen in einem Luftschutzbunker
    (Quelle: CDU-Gelsenkirchen)
    Fehlt nur noch der hübsche Tarnanstrich, den wir von den „falschen Chalets“ kennen. Film über die getarnten Chalets hier:

    VBS und nicht EDV — Kleine Abkürzungskunde der Schweizer Exekutive

    Februar 22nd, 2006
  • MSN-Schweiz Top-Thema „Schweizer Militär“
  • Wir können unseren Augen kaum trauen, aber die Blogwiese wurde beim Internet-Suchdienst MSN Schweiz zur absoluten Top-Informationsquelle für das Thema „Schweizer Militär“ erkoren:
    Geheime Informationen über das Schweizer Militär
    Hier ist der Beweis.
    Wie kommen wir zu dieser Ehre? Nun, durch immerhin fünf hoch brisante Artikel zum Thema „Militär in der Schweiz“ höchst wahrscheinlich. Andere Schweizer Webseiten, auch von ganz hochoffizieller Stelle, können da nicht mithalten. So finden wir erst an dritter Stelle die vom

    Amt für Militär und Zivilschutz
    http://www.amz.zh.ch

    dann folgen Aufgebotsdaten und schliesslich das

    VBS Eidgenössisches Departement für Verteidigung
    Homepage des Eidg. Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Informationen über die Schweizer Armee.
    http://www.vbs.admin.ch

    Um die Wahrheit zu sagen, so ganz geläufig war uns die Abkürzung „VBS“ bisher noch nicht. Wir dachten da immer mehr an Microsofts „Visual Basic Scripting“ Sprache VBScript. Aber wie wir bei Wiki erfuhren, tragen auch die „Verkehrsbetriebe Speyer“ (das liegt am Rhein in Deutschland) und „vernetzte Biosysteme“ diese schöne Abkürzung.

  • Bunker bauen und dabei sportlich bleiben
  • Uns ist vor allem die Kombination und Reihenfolge der Zuständigkeit in diesem Amt aufgefallen:
    1. Verteidigung (Nicht im Fussball, sondern des Landes, nehmen wir an)
    2. Bevölkerungsschutz (Bunkerbau, rechtzeitiges Ankaufen von Jod-Tabletten, genügend festes Schuhwerk für den Bunkeraufenthalt etc., vgl. Blogwiese)
    3. Sport
    Oups, wie ordnen wir den Sport da jetzt richtig ein? Wie kann ein Department zugleich für die Soldaten, den Bunkerbau und die Sportplätze zuständig sein? Sind die jährlichen Wiederholungsübungen der Schweizer Miliz-Soldaten als sportliche Trainingseinheiten zu verstehen? Kann man beim Bunkerbau seine Ausdauer und Kraft erhöhen? Oder wollte schlichtweg niemand anders die Ehrenplätze bei den Natzi-Spielen einnehmen müssen, als der Bundesrat für die Landesverteidigung? Zumal das, wie beim Spiel in Istanbul, ja auch nicht immer ganz ungefährlich ist ohne militärischer Profi-Ausbildung.

    In Deutschland macht das der Bundesinnenminister. Es gibt kein eigenes „Sportministerium“ mehr, das gehört zum Innenministerium. Der Innenminister muss mit seinen Polizisten sowieso den ganzen Spielverlauf absichern und trägt bei Ausschreitungen die Verantwortung, also darf er zum Ausgleich auch neben Beckenbauer auf der Tribüne hocken.

  • So weit der Präfekt reiten kann
  • Dennoch grübeln wir über den geheimen Sinn dieses Schweizer Departements. Kleiner Frankreichkunde-Exkurs vorne weg: Denken sie bei „Departements“ in der Schweiz auf keinen Fall an diese Dinger in Frankreich, die das einst zentralistisch regierte Land in kleine Herrschaftsbereiche zerstückeln, stets nach einem Fluss benannt und mit einer Nummer versehen (vgl. Wiki).

    Die Départements wurden ebenso wie die Gemeinden 1789/1790 im Laufe der Französischen Revolution eingeführt. Durch ein Gesetz vom 22. Dezember 1789 traten sie an die Stelle der historischen Provinzen, die sich in Rechtsstatus und Größe stark voneinander unterschieden hatten. (…) Als Größe wurde dabei festgelegt, dass die Grenze von der Hauptstadt des Départements nicht weiter als einen Tagesritt zu Pferd entfernt sein dürfe.

    Ist doch genial: Die Reichweite eines Pferdes als geographische Grössenordnung!

  • Nicht EDV aber VBS
  • Das VBS Eidgenössische Departement für Verteidigung liesse sich übrigens auch hübsch als „EDV“ abkürzen. Es hat als einziges Departement in der Abkürzung kein E enthalten. Ob es uns damit etwas Besonderes sagen möchte?

  • Kleine Schweizer Abkürzungskunde der Exekutive
  • Für was steht EVD, UVEK, EDI, EDA, EJPD und EFD? Das wissen Sie nicht? Wie lange leben Sie denn schon in der Schweiz? Zugegeben, bisher kannten wir auch nur das EDA, weil wir nicht genug bekommen können von
    Madame Micheline vom EDA
    Madame Micheline Calmy-Rey, besonders wenn Sie im Schweizer Fernsehen auf Hochdeutsch Interviews gibt. Faszinierend! Immerhin haben wir sie noch nie Schwiizerdütsch reden hören. Sie wird in Charme und Anmut bei Interviews nur noch übertroffen von der derzeitigen Schönheitskönigin Lauriane Gilliéron (vgl. Blogwiese) . Vielleicht gibt es irgendwann mal eine DVD zu kaufen, mit allen TV-Interviews der beiden Damen drauf?

    Aber jetzt flugs die Augen aufgesperrt und auswendig gelernt:

  • EVD = Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (fast wie „EDV“, aber nur fast!)
  • VBS = Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (und nicht EDV!)
  • UVEK = Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation
  • EDI = Eidgenössisches Departement des Innern (könnte auch „Electronical Data Interchange“ heissen
  • EDA = Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten
  • EJPD = Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement
  • EFD = Eidgenössisches Finanzdepartement
  • (Quelle: Wiki)

    Haben Sie mitgezählt? Die Schweiz hat nur sieben Exekutiv-Departments, sind ja auch nur 7 Bundesräte in der Regierung. Kleiner Schwenk in das Kabinett von Angela Merkel in Berlin. Hier finden wir immer noch 14 Ministerien, wenn auch schon manches zusammengelegt wurde, und einen Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes (das immer noch nicht „Bundeskanzlerinamt“ wurde):

    Arbeit und Soziales
    Auswärtiges
    Inneres
    Justiz
    Finanzen
    Wirtschaft und Technologie
    Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
    Verteidigung
    Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Gesundheit
    Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
    Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
    Bildung und Forschung
    Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
    Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes

    Was schliessen wir daraus: Ein grosses Land braucht viele Minister, ein kleines Land kommt mit weniger aus, die Dank „Konkordanz“-Postulat und Zauberformel zusammenhalten, was das Zeug hält und keine Kanzlerin mit „Richtlinienkompetenz“ benötigen.

    Die Schweizer sind lernfähig — Die Brandkatastrophe im Gotthard-Tunnel

    Januar 27th, 2006

    Deutsch ist die Katastrophensprache
    Die Schweizer Radiosender schalten bei wichtigen Verkehrsmeldungen sofort um auf Hochdeutsch, die erwählte Sprache für alle Katastrophenmeldungen. Das ist gut so, denn nur so können die Sender sicher sein, in der Schweiz auch wirklich alle Touristen auf der Autobahn von Basel nach Chiasso zu erreichen. So wurde auch die Sperrung des Gotthard-Tunnels via Radio auf Hochdeutsch verkündet:

  • Brandkatastrophe im Gotthard-Tunnel
  • Im Oktober 2001 ereignete sich eine Brandkatastrophe im Gotthard.
    Feuer im Gotthard
    Kurze Zeit später passierte eine Unfall auf der Ausweichroute über den St. Bernadino. Die Folge: Die Schweiz war dicht. Ein einziger Stau von Nord bis Süd, von Basel bis zum Gotthard. In Basel wurden keine LKWs mehr ins Land gelassen.

  • Hochexplosive Tunneldecke
  • Der Tunnel war bis Weihnachten gesperrt, dann wurde er zunächst nur für PKWs geöffnet. Bei der Begutachtung der Brandkatastrophe fiel den Verantwortlichen ein, dass ja in der Tunneldecke in gewissen Abständen Sprengstoff gelagert ist, so wie in jedem Schweizer Tunnel und in jeder Brücke, um sie im Verteidigungsfall schnell für einen Feind unpassierbar machen zu können.

  • Keinen Sprengstoff mehr in den Tunnel
  • Es wird beschlossen, den Sprengstoff nach der Reparatur des Tunnels nicht mehr dort zu deponieren:

    Am Montag bestätigte der Schweizer Militärsprecher Urs Caduff, was bislang als Gerücht die Runde machte: Im Gotthard ist Sprengstoff in den Fels eingegossen. Aus Gründen der Landesverteidigung „sichert“ die Schweiz strategische Verkehrsachsen mit Sprengstoff. Die Ladungen sind so angebracht, dass die Bauwerke zusammenfallen. Vor einigen Wochen aber soll Generalstabschef Hans−Ulrich Scherrer die Entladung der Sprengkörper angeordnet haben. Bei der Wiederöffnung, ließ die Armee verlauten, werde es im Gotthardtunnel keinen Sprengstoff mehr geben.
    (Quelle: Die Zeit 25/2001)

    Die Schweizer sind ein lernfähiges Völkchen. Kurze Zeit später begannen die Basler darüber nachzudenken, wie das eigentlich mit dem Sprengstoff in ihren Rheinbrücken bestellt sei. Man munkelte, dass auch hier der Sprengstoff entfernt werden sollte.
    Brücke in Basel
    Doch es stellte sich heraus, dass dies unmöglich ist, weil die Behälter tief im Inneren der Brücke in den Beton eingegossen wurden und nicht mehr ohne Abriss der ganzen Brücke zu entfernen sind.

  • Brücken werden solide gebaut in der Schweiz
  • Ein Schweizer Strassenbau-Ingenieur erzählte uns einmal, dass in seinem Kanton einst eine Brücke umsonst gebaut worden war. Sie stand eine Weile einfach so rum auf der grünen Wiese und wurde nicht mehr gebraucht. So etwas kommt in Deutschland öfters mal vor, wenn sich die Planung ändert oder das Geld für einen Strassenbau nicht mehr reicht. Also beschloss man, mit diesem Prunkstück etwas Sinnvolles anzustellen, sozusagen „im Namen der Wissenschaft“, und es auf Belastbarkeit zu testen. Es wurde das Doppelte an Masse draufgepackt, als zulässig war. Nichts passierte, die Brücke hielt. Die dreifache Masse, nichts geschah. Erst bei der 4-fachen Belastung bekam die Brücke langsam Risse. Man hat sie nur mit viel Aufwand wieder einreissen können. Soviel also zur soliden Bauweise der Schweizer Ingenieure.

    Wir fragten uns damals, warum sie nicht einfach den versteckten Sprengstoff in der Brücke gezündet haben, um zu testen, ob das Bauwerk dann wirklich in sich zusammenfällt. Jedenfalls verstehen wir jetzt, warum die Bezeichnung „Ingenieur“ ursprünglich „Kriegsbaumeister“ bedeutet:

    In|ge|ni|eur [], der; -s, -e
    [älter nur in der Bed. „Kriegsbaumeister“, frz. ingénieur, zu lat. ingenium, Ingenium]:
    (Quelle: Der Duden)