Über die sprachliche Kreativität militärischer Kreise

November 27th, 2006
  • Kreativität in der Blütezeit
  • Wenn in der Schweiz oder in Deutschland junge Menschen dazu abkommandiert werden, sich in der Landesverteidigung ausbilden zu lassen, dann geschieht das in der Regel im zarten Alter von 18-20, in Deutschland meist ein wenig später als in der Schweiz, denn die Schullaufbahn dauerte länger bzw. ist die Berufsausbildung ein willkommener Anlass, die Pflichtdienstzeit von neun Monaten etwas später anzutreten. Ein Alter, in dem nicht nur die Testosteron Produktion auf Hochtouren läuft, sondern in dem auch die sprachliche Kreativität der jungen Menschen eine Blütezeit erlebt.

  • Bundeswehrsprache spezial
  • So fanden wir bei Wikipedia eine äusserst lehrreiche und unterhaltsame seitenlange Auflistung von Spezialausdrücken der Bundeswehr, von denen einige echte poetische Meisterwerke sind. Hier ein paar Auszüge:

    Ackerschnacker: Feldtelefon (Reichweite reicht knapp über den „Acker“, ca. 1,8 km)

    Biwak: Bezeichnung für Übung mit Aufenthalt und Übernachtung auf einem Truppenübungsplatz, meist im Zelt, scherzhaft deshalb auch Bundeswehr im Wald außer Kontrolle oder auch Besonders im Winter arschkalt

    Bilder stellen: Das Vortäuschen von Aktivität, wenn eine Führungsperson eintrifft, um das Fehlen einer Aufgabe zu vertuschen

    Boden-Luft-Verbindungsoffizier: Militärpfarrer

    Bumsknochen: Gewehr

    Büchsenöffner: Panzerfaust

    EPA: Abgeleitet von „Einmann-Packung“; Bezeichnung für Verpflegungspaket aus stark konservierten Lebensmitteln, die angeblich bis zu 100 Jahre haltbar sein sollen. Scherzhaft genannt Erbrochenes Pikant Aufbereitet, da der Inhalt eines EPA aufgrund des oft als sehr schlecht empfundenen Geschmacks mit Erbrochenem verglichen wird.

    Kampferdbeere: Soldat, der im Feld zur sonst perfekten Tarnung das rote Barett trägt.

    Legogewehr: Scherzhafte Bezeichnung für das Sturmgewehr G36, da es bis auf Lauf, Verschluss, Federn und einige Kleinteile völlig aus Kunststoffen gefertigt ist (siehe auch Tupperteil, Plastepengpeng).

    Stetten am kalten Arsch: Albkaserne bei Stetten am kalten Markt auf der schwäbischen Alb. Gerüchteweise ist dort im Sommer mal eine Ziege erfroren. Ironischerweise auch „Stetten am karibischen Meer“ genannt.

    ZMAS: Befehl, Kurzform für „Zu mir, aber schnell!“

    ZMZZ: Befehl, Kurzform für „Zu mir, Ziemlich zügig!“

    ZMZZSPMDA: Befehl, Kurzform für „Zu mir, ziemlich zügig, sonst platzt mir der Arsch!“
    (Quelle: Auszüge aus Wikipedia)

  • Und in der Schweiz?
  • Auch das Schweizer Militär ist in dieser Liste vertreten. Hier eine kleine Auswahl unserer Lieblingsausdrücke:

    Arschlochbarriere: schwarze Armeeschokolade

    Bundesferien: (auch Pfadilager) alljährlicher, dreiwöchiger Wiederholungskurs WK

    Bundesrocker: Motorradfahrer

    Bundesziegel: Armeekekse

    Bürogummi: Ursprünglich abschätzige Bezeichnung für Verwaltungssoldaten wie Fouriergehilfen

    BWS: „Beid Wäg Seckle“ – im Laufschritt hin und zurück

    Chettefigg: (Kettenfick) 24 stündiges Mittragen der Schneeketten im Rucksack als Strafe für einen fehlbaren Motorfahrer

    Chettele: (Ketteln) drillmässiges montieren resp. demontieren der Schneeketten (besonders beliebt im Sommer)

    Chinesebeton: Reisgericht

    Chuchitiger: (Küchentiger) Truppenkoch

    Fisch fassen: auch fischen, Zusammenschiss erhalten (von „Fiche“?). Die Heftigkeit des Zusammenschisses wurde in der Grösse des Fisches angegeben, wobei man die Arme zur Hilfe nahm. Reichte des nicht mehr aus, so wurde nur noch der Augenabstand des vermeintlichen Fisches gezeigt.

    Hä-si-be: Hält sich bereit (klingt besser als: „hat nichts zu tun“); auch Hä-si-ra-be (Hält sich rauchend bereit)

    Inschter: Instruktionsunteroffizier oder -offizier; aufgrund der starken Miliztradition oft mit Vorurteilen behaftet (ist Dein Leben dunkel und finster, komm zu uns und werde Inster)

    Ist so, weil ist so. Allgemeine Antwort auf Fragen nach dem Sinn von Übungen etc.

    Ist so, weil ist so. Bleibt so, weil war so. Entsprechende Steigerungsform (auch: Ist so, weil war so. Bleibt so, weil gut so.)

    Liegestuhl Soldat: Scherzhafte Bezeichnung eines Soldaten der mittleren Fliegerabwehrtruppen (genauer: Operateur des Feuerleitgeräts Skyguard). Das Truppengattungsabzeichen ähnelt einem von der Sonne bestrahlten Liegestuhl; richtigerweise wird eine Radarschüssel mit Abstrahlung dargestellt.

    lisme: (CH für stricken) Stacheldraht verlegen

    NATO-Hindernis: Erstes Hindernis auf der Hiba (=Hindernisbahn), welches aus unerfindlichen Gründen stets ausgelassen wird (nicht aber bei der Infanterie)

    Naturbremse: Fahrrad Ordonnanz 05, welches aufgrund des Alters oder schlechter Wartung sogar bei der Abwärtsfahrt langsamer wird.
    (Quelle: Auszüge aus Wikipedia)

    Was lernen wir daraus? Kreativität entsteht offensichtlich besonders unter einem gewissen Leidensdruck, mit Wut im Bauch, in Kombination mit Frust und/oder Langeweile. Sprachliche Kreativität hat hier die Funktion, auf elegante Weise Dampf ablassen zu können, ohne dafür bestraft zu werden. Einfach genial.

    Auffallend ist auch, dass unter ähnlichen Bedingungen dennoch sehr anderslautende Abkürzungen entstehen, anderseits aber auch Ausdrücke grenzübergreifend existieren. Aus Platzgründen mussten wir auf die wundervollen Sprachschöpfungen aus Österreich und aus der ehemaligen DDR verzichten. Sie finden sich ebenfalls am angegebenen Ort.

    Auch Du kannst ein Waffenhändler werden – Deine Unterschrift und 100 Franken reichen für den Anfang

    November 17th, 2006
  • Mehr Fun mit der Pumpgun
  • Nun ist es fünf Jahre her, als der Amokläufer Friedrich Leibacher im Kantonsrat von Zug nach kaltblütiger Planung 14 Menschen tötete, weitere schwer verletzte und sich selbst am Ende erschoss. Unter den zahlreichen Waffen, die er sich vor seiner Tat legal in diversen Kantonen beschaffen konnte, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon „auffällig“ geworden war, gehörte auch eine Pumpgun. Fünf Jahre lang wurde danach in der Schweiz darüber nachgedacht, ob Handlungsbedarf besteht bei den Bestimmungen zum Waffengesetz. Genützt hat es nicht viel. In diesem Herbst 2006 diskutierte der Schweizer Nationalrat über schärfere Bestimmungen im Waffengesetz:

    Knapp endete die Abstimmung über die Frage, ob Pumpaction-Waffen – so genannte Repetierschrotflinten – gänzlich untersagt werden sollen. Friedrich Leibacher hatte sich kurz vor dem Attentat eine solche Waffe besorgt. Doch die populäre Waffe bleibt legal erhältlich: Die Pumpaction eigne sich zwar bestens für Gangsterfilme, sagte Justizminister Christoph Blocher, doch in der Realität gebe es «derzeit keine Hinweise, dass diese Waffen in der Realität besonders häufig oder mehr als andere Waffen für kriminelle Zwecke missbraucht würden». Die Kommissionsminderheit unterlag im Plenum mit 83 zu 86 Stimmen.
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 28.09.06)

    Leibacher konnte sich gleich in mehreren Kantonen mit Waffen versorgen, da es keine nationale Registrierung der Waffen gibt. Was kann man mit einer Pumpgun eigentlich anfangen? Na, auf dem Schiessplatz einmal garantiert die Zielscheibe treffen, noch dazu mit vielen kleinen Kugeln. Es ist ein super Schrotgewehr. Auch Hasen kann man damit erschiessen, muss allerdings auf den Verzehr verzichten, zuviel Blei im Braten.

  • Einmal wie John Travolta ballern
  • Wo kauft man sich so ein Spielzeug, um mal richtig wie John Travolta in „Pulp Fiction“ auszusehen und das persönliche Sicherheitsgefühl zu erhöhen? Zum Beispiel bei der Online Verkaufsbörse „Gebrauchtwaffen.ch“, da gibt es die Dinger für 400 – 550 Franken.

    Das ist richtig teuer, wenn man bedenkt, das Schweizer Wehrmänner nach ihrer Entlassung aus dem Dienst für wesentlich weniger Geld ihr Hightech „Sturmgewehr 90“ behalten können.

    „Der Bundesrat (…) gibt den Entlassenen die Waffen weiterhin auf Vertrauensbasis mit nach Hause. Sie müssen dazu einzig eine Selbstdeklaration unterzeichnen und 100 Franken für ein Sturmgewehr 90, 60 Franken für das Sturmgewehr 57 und 30 Franken für eine Pistole bezahlen“
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 15.11.06)

  • Was soll ich mit dem Gewehr daheim?
  • Merkwürdiger Weise lässt bei Wehrmännern, die 10 Jahre das Sturmgewehr im Schrank stehen hatten, der Bedarf an persönliche Sicherheit und der Wille zur sofortigen Landesverteidigung noch in Schlafanzughosen erheblich nach.

    „Was soll ich mit dem Gewehr daheim?“, fragt ein 34-jähriger Zürcher und gibt die Antwort gleich selber: „Meiner Meinung nach gehört die Waffe nicht nach Hause.“ Viele seiner Kameraden denken ähnlich. Nein, sie brauchen das Gewehr nicht, zu Hause stehe es sowieso nur herum oder könnte in falsche Hände geraten. (…) Von den rund 300 Personen mit Sturmgewehr haben am gestrigen Entlassungstag 251 die Waffe zurückgegeben. Nur 49 Personen nahmen das Sturmgewehr mit nach Hause“.
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 15.11.06)

    Na das kann ja heiter werden, wenn sich solche Gedanken durchsetzen sollten. Keine sofortige Wehrbereitschaft in akuten Krisensituationen, keine schnelle Terrorabwehr wäre mehr möglich, und das bei der heutigen Bedrohungslage!

  • Auch Du hast das Zeug zum Waffenhändler
  • Und dabei könnte man doch richtig schön Geld verdienen mit dem 100-Stutz-Gewehr.

    „Schliesslich bieten Waffenhändler mehrere Hundert Franken für ein Sturmgewehr 90“.
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 15.11.06)

    Auf „Gebrauchtwaffen.ch“ gibt es die Dinger von 1‘200 – 1‘800 Franken, natürlich nur an „Schweizerbürger“ UND „Menschen mit gutem Leumund“ abzugeben, wobei das „und“ hier als logische Verknüpfung verstanden werden sollte, und „ausschliesslich nach den gesetzlichen Bestimmungen“ die ja zum Glück nicht so wahnsinnig kompliziert sind beim Waffenbesitz in der Schweiz.
    Ein billiger Prügel
    (Quelle Foto: gebrauchtwaffen.ch)

  • Die Staatliche Anschubfinanzierung für den privaten Waffenhandel
  • Auch eine Art der Wirtschaftsförderung: Man gebe den entlassenen Wehrmännern das Sturmgewehr 90 für 100 Franken mit nach Hause und es wird kurz darauf für 1‘200 – 1‘800 Franken auf dem Gebrauchtwaffenmarkt verkauft. Wir getrauen uns nicht zu fragen, wer da kauft, denn jeder unbescholtene Schweizer Mann sollte so ein Ding sowieso schon daheim haben. Oder geht der Trend heutzutage eher zur Zweitwaffe?

  • Kann einfach jeder das Ding mit heim nehmen?
  • Wer bereits 10 Jahr als Wehrmann auf dem Buckel hat, muss nur 100 Franken zahlen und unterschreiben:

    Weder ein Auszug aus dem Strafregister noch ein Waffenerwerbsschein werden verlangt. Der Wehrmann muss bloss ein Formular – eine Selbstdeklaration – unterzeichnen, womit er bestätigt, «dass keine Hinderungsgründe für die Überlassung der Waffe vorliegen», wie das VBS schreibt. Es genügt die Angabe, er erfülle Artikel 8, Absatz 2 des Waffengesetzes: Er sei weder im Strafregister verzeichnet, noch gebe er Anlass zur Sorge, dass er sich selbst oder Dritte mit der Waffe gefährde.
    (Tages-Anzeiger vom 9.11.06)

    Die Schweizer sind da gründlich. Vertrauen ist gut, eine Unterschrift ist besser, dann funktioniert das unter Garantie. Eigentlich sollte man den Strafvollzug auch gleich abschaffen. Jeder Ex-Gewalttäter unterschreibt, dass er in Zukunft keinen Anlass mehr zur Sorge gibt, sich selbst oder Dritte zu gefährden, und schon ist das Problem auf Dauer gelöst. Auf diese einfache aber geniale Idee muss man nur erst kommen. Das mit dem Strafregisterauszug, der nicht vorgelegt werden muss, könnten wir der Einfachheit halber für die Ex-Gewalttäter auch gleich übernehmen. Spart eine Menge Kosten.

    Wir möchten doch an dieser Stelle auch betonen, dass wir gleichfalls weder im Strafregister verzeichnet sind noch Anlass zur Sorge geben, dass wir uns selbst oder Dritte mit der Waffe zu gefährden denken. Kriegen wir jetzt auch eine Waffe beim nächsten Waffenhändler? Wo bitte dürfen wir unterschreiben? Für wen braucht eigentlich der Waffenhändler diese Waffen? Wer kauft sie ihm ab? Keine Ahnung, denn ohne Registrierungspflicht weiss sowieso niemand, wann wohin welche Waffe wechselt (wow!)

    Der Bundesrat verzichtete auf eine strengere Regelung – namentlich auf die Verpflichtung, einen Waffenschein zu erwerben oder einen Strafregisterauszug vorzuweisen. Dies mit der Begründung, dass bei der Abgabe der Waffe zu Beginn der Rekrutenschule auch keine Abklärungen gemacht würden, (…). Den Armeeangehörigen soll laut dem VBS zunächst vertraut werden. Schliesslich hätten sie beim Ausscheiden aus der Dienstpflicht rund zehn Jahre klaglos eine Leihwaffe besessen. Zudem sei die Lösung kostengünstig und werde in den meisten Kantonen bereits so gehandhabt.
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

    Kostengünstig? Hightech-Geräte mit einem Marktwert von 1‘200 – 1‘800 Franken für 100 Franken abzugeben ist eine kostengünstige Lösung? Ja, denn so kommt der angehende Privat-Waffenhändler zu kostengünstigen Konditionen an seine erste Waffe, der Grundstock für einen späteren Grosshandel.

    Es herrsche Frieden im Land.

    Wo sollte das Schweizer Sturmgewehr aufbewahrt werden? — Neue Ideen für eine effizientere Landesverteidigung

    November 14th, 2006
  • Das Horrorszenario im Wald bei Kloten
  • Stellen Sie sich doch einmal vor, Sie sind an einem sonnenwarmen Frühlingstag mit Ihrem Kollegen auf einer Mountainbike-Tour rund um den Zürcher Flughafen Kloten im Wald unterwegs. Die Strecke ist seit kurzem übrigens durchgehend asphaltiert und auch für Rollerskates gut befahrbar (Karte hier).
    Velotour um den Flughafen
    An diversen Stellen sollten Sie jedoch einen Kerosinfilter oder eine Sauerstoffmaske dabei haben, wenn Sie in der Nähe der Wartezone der Flugzeuge vorbeifahren.

  • Plötzlich ein Attentäter
  • So fahren sie gemütlich plauschend auf Plauschfahrt (vgl. Blogwiese) durch den Wald, als plötzlich ein terroristischer Selbstmordattentäter vor Ihnen aus dem Gebüsch springt und sich, ohne Ihnen auch nur die geringste Beachtung zu schenken, ganz unbeirrt auf den Weg zu den grossen Treibstoffreservoirs macht, die dort im Wald versteckt sind.

    Was tun Sie jetzt? Wie können Sie als gut ausgebildeter Milizsoldat und jährlich überprüfter Scharfschütze die brisante Situation entschärfen helfen? Sie rufen laut und deutlich „Halt“ oder „Moment“, möglichst auch auf Russisch oder Arabisch, rasen mit ihrem Bike zum nächsten Wanderparkplatz, springen in Ihr Auto, fahren nach Hause, vielleicht auch durch den Gubristtunnel ins Limmattal, schnappen sich dort Ihr Sturmgewehr aus dem Kleiderschrank oder Kellerabteil, wo es gut geölt mitsamt eingepackter Munition auf sie wartet.

    Dann suchen sie noch rasch den Dosenöffner, um die Munitionspackung zu öffnen, denn deren Aufreissmechanismus ist natürlich in der Hektik abgerissen. Sie sollten nun keinesfalls versuchen, die Dose mit der Munition durch heftige Hammerschläge oder gar dem Einsatz einer professionellen Handbohrmaschine zu öffnen. Die wertvolle Füllung könnte beschädigt werden, ihr wertvolles Küchenmobiliar durch die ausgelösten Querschläger ebenfalls.

    Dann sind sie parat, rasen zurück über die staufreie Autobahn (es ist ja Sonntag vormittags, Gott sei Dank greifen Terroristen nicht während des nachmittäglichen Berufsverkehrs an!) zum Klotener Wald, noch ein kleiner Spurt mit dem Bike zurück zum Tanklager. Wie, ihr Bike ist nicht mehr da wo sie es gelassen haben? War es denn nicht abgeschlossen? Oder hat es in der Zwischenzeit die Flughafenpolizei wegen „Falsch Parkierens im Wald“ entfernt und sie müssten es erst gegen Zahlung einer Busse auslösen? Egal, gehen wir einmal davon aus, der Terrorist war so freundlich und hat auf Sie gewartet. Dann kommt jetzt ihre Glanzstunde: Ein wohl platziertert Schuss auf den Sprengstoffgürtel des Attentäters, der bereits am Kerosinlager steht, sollte die Sache beenden. Nein, Sie würden eher auf den Kopf schiessen, so wie einst Tell auf den Apfel, nur ein wenig tiefer? Egal, irgendwie wird die Sache sicherlich mit einem wunderbaren Bumm zuende gehen, weil sie nach dem Kopf gleich auch noch den Kerosintank getroffen haben bei der bekannten Durchschlagkraft ihrer Waffe. Reibungshitze und Aufschlagsenergie tun ein Übriges.

  • Die Waffe gehört immer in die Nähe des Schützen!
  • Sie merken, die Situation hat unendlich viel Zeit gekostet. Zeit, die Sie in einem solchen Verteidigungsfall gegen eine wahrscheinliche terroristische Bedrohung nicht hätten. Stände das World Trade Center in der Schweiz und wären hier die vollgetankten Flugzeuge angeflogen gekommen, die Schweizer Milizsoldaten in den Twin Towers hätten sich zu helfen gewusst. Rasch die Waffe von daheim holen gehen, dann ein oder zwei gezielte Schüsse auf die Piloten in der Kabine, nachdem man die Maschine auf ca. 1’000 Meter hat herankommen lassen, und es wäre zu keinem Zusammenstoss des Flugzeugs mit dem Twin Tower gekommen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

    Sturmgewehr und Friedenstuch
    (Quelle Foto: Tages-Anzeiger 5.9.06 Walter Bieri/Keystone)

    Diese Freizeitradler machen es richtig! Immer parat auch in der Freizeit. Keine Tour durch den Wald ohne Sturmgewehr! Wichtig ist das Detail am Lenker des rechten Velocipisten: Damit niemand auf die Idee kommt, die beiden führen hier Böses im Schild, seien auf dem Weg zu einem Banküberfall oder kommen gerade von der Landesverteidigung. Nein, wie Sie deutlich erkennen können, führen sie das vorschriftsmässige weisse Friedenstuch am Lenker bei sich. Alles in Ordnung also. Die friedliche Absicht ist deutlich, die Situation sofort entschärft. Alternativ wäre auch Picassos berühmte Friedenstaube als T-Shirt-Aufdruck statthaft.

  • Besser das Gewehr im Auto immer dabei haben!
  • Für den Individualverkehr empfehlen wir hingegen die gesetzlich vorzuschreibende Einführung dieser praktischen Gewehrhalter für alle Autos mit Platz auf der Rückbank:
    Gewehrhalter im Auto

    Nie wieder lange Umwege nach Hause! Nie wieder die Gefahr eines Staus während einer Verteidigungssituation! Allzeit parat sein, heisst die Devise!

    Auch bei der ein oder anderen Streitigkeit im Strassenverkehr (ich hatte den Vorschuss Vortritt, und nicht Sie!) könnten endlich eine durchschlagende Argumentationshilfe zur Anwendung kommen. Die Schweizer Schützen wissen, welch hohe Verantwortung ihnen ihre Eidgenossenschaft da zumutet. Zu Missbräuchen wird es nicht kommen.

  • Nie wieder ein versäumter Fangschuss
  • Der Vertrauensbeweis des Staates in das Verantwortungsbewusstsein seiner Milizsoldaten stärkt das Staatsvertrauen und die Zugehörigkeit zu einer grossen verteidigungsbereiten Gemeinschaft. Ausserdem kann so auch gleich dem ein oder anderen angefahrenen Wildschwein der waidgerechte Fangschuss verpasst werden, anstatt das Tier auf der Strasse elendig lange leiden zu lassen. Merke: Auch dem Tierschutz wäre gedient!

    Was die Schweizer gerne essen — Fresspäckli

    August 21st, 2006
  • Drei Wochen mal raus an die frische Luft
  • Ein Mitarbeiter muss zum „WK“, der typisch schweizerischen Freizeitveranstaltung für Männer, die ein paar Wochen raus wollen aus dem Alltagsmief und Berufsalltag, um unter sich zu sein, die Natur hautnah zu erleben, eigentümliche Riten wie den Handel mit „Beinelastiks“ zu pflegen, und vieles mehr.

    Der Kollege ist im „Wiederholungskurs“, der sich immer wieder wiederholt, und bekommt von uns ein Geschenk zugeschickt. Ein Fresspaket, in der Schweiz mit Diminutiv-L versehen, auch wenn es fünf Kilo wiegt. Fünf Kilo in Schokolade, dass sind übrigens 50 Tafeln à 100 Gramm. Auf drei Wochen verteilt macht das 2.3 Tafeln Schokolade am Tag. Aber wir schicken ihm ja nicht nur Schokolade.

  • Fresspaeckli.ch
  • Findige Jungunternehmer gründeten 2002 eine Firma, die das Paketepacken übernimmt:

    Die angebotene Dienstleistung beinhaltet die Zusammenstellung und Auslieferung von Soldatenpaketen, im Volksmunde Fresspaeckli genannt, im Rahmen eines Abonnements. Die Form des Abonnements im Sinne einer wiederkehrenden Freude und Aufmerksamkeit entspricht unserem Gedanken, dem Militärdienenden im Namen des Schenkenden während seines Einsatzes zu versorgen und zu motivieren.
    (Quelle: fresspäck.li)

    Heute ist eine solche Firma unter neuer Adresse in Lichtenstein zu finden: www.fresspäck.li Sogar mit schickem Umlaut im Namen, wow!
    Angeboten wird ein Standardpaket:
    Fresspäckli "Swiss Soldier"
    für 36.50 CHF. Sie sehen, da steckt fast nur Schweiz drin: Ricola, Ragusa, Rivella.. ja fängt denn hier alles mit „R“ wie „Rekrut“ an?

    Ausserdem gibt es eine Budget Ausgabe, ausschlieslich bestehend aus Migros Budget Artikel. Auf Grund der höheren Qualität dieser Schweizer Produkte leider 3.50 CHF teurer, aber dafür „Budget“. Diese Logik soll verstehen wer mag.
    M-Budget Fresspäckli
    M-Budget Fresspäckli für 40.00 CHF

    Das Ganze geschieht laut Website „aus Tradition, dem Schweiz Soldat verpflichtet„:
    Fresspaeckli.ch
    Eine uralte Tradition, diese Päckchen von anderen packen und verschicken zu lassen, immerhin jetzt schon im vierten Jahr!

  • Soldatenpakete verschicken ist gratis!
  • Der Clou an den Schweizer Fresspäckli ist die Tatsache, dass diese Pakete bis fünf Kilogramm von der schweizerischen Post gratis verschickt werden! Das gehört unbedingt mit auf unsere Top-Ten-Liste von Dingen, die in der Schweiz richtig günstig zu haben sind (jetzt mal abgesehen von klasse Fernsicht auf die Berge und gutem Leitungswasser). Darf eigentlich der Nachschub an Munition oder Handgranaten auch kostenlos beigepackt werden?

  • Auch Tages-Anzeiger ist für Rekruten umsonst
  • Wer in der Schweiz seine „RS“ = Rekrutenschule absolviert, kann in dieser Zeit ein Abonnement des Tages-Anzeigers umsonst bekommen. So lasen wir auf der Homepage des Tages-Anzeigers:

    Während des RS-Aufenthalts, senden wir Ihnen den Tages-Anzeiger kostenlos zu.
    (Quelle: Tagesanzeiger.ch)

    Gerade während der Rekrutenschule haben Sie als junger Schweizer dermassen wenig zu tun, dass der Tag schonmal langweilig wird und das Kreuzworträtsel im Tagi als willkommene Abwechslung gilt. Bei Regen kann man immer noch die Schuhe damit ausstopfen am Abend. Und das erst noch für umsonst! Da macht es doch richtig Spass, Soldat zu sein! Fresspäckli geniessen, kostenlos Zeitung lesen, 3 Wochen nicht auf dem normal Job arbeiten müssen.

    Wie lautete noch das alte amerikanische Sprichwort: „Join the army, travel to foreign countries, meet interesting people, and kill them“ . In der Schweiz müsste es abgewandelt werden: “Join the army and get your first original Swiss Army Pack”.

  • Das Fresspäckli der Konkurrenz heisst „Swiss Army Pack“
  • Kaum war die Idee mit dem Fresspäckli-Versand auf dem Markt, da gab es schon einen Nachahmer:

    Fresspäck.li funktioniert. Diese Dienstleistung ist in der Tat eine besondere Innovation und konnte sich ohne Mühe die letzten vier Jahre behaupten. Nachahmer und Trittbrettfahrer gaben nach kurzer Zeit auf. Der direkte „Konkurrent“ ist die Schweizer Post welche in Zusammenarbeit mit Nestle, Schweiz beinahe zeitgleich das „Swiss Army Pack“ ins Leben gerufen hat.
    (Quelle: fresspäck.li)

    Denn wie immer wird dieses Ding sogar ganz offiziell multi-kulti alike auf Englisch bezeichnet:
    Swiss Army Pack
    (Quelle: post.ch)

    Ja ja, ist sicher wieder wegen der Ticinos und Welschen, damit die nicht traurig sind beim unverständlichen „Fresspäckli“, und sich wenigstens auf Englisch ein bisschen über die guten Gaben aus Kreuzlingen (Sitz von fresspaeckli.ch) freuen können. Oder hat man den Namen so gewählt, um für einen möglichen Export in andere Länder vorbereitet zu sein? Passend zum „Swiss Army Knife“ nun das „Swiss Army Pack“? Ist denn da wenigstens ein Korkenzieher dabei, der beim Swiss Army Knife bekanntlich weggelassen wurde? (Für Schweizer Leser: Die Rede ist vom Zapfenzieher).

    Sind Tenü und Packungen in Ordnung bei Ihnen? — Kleiderordnung beim Schweizer Militär

    März 15th, 2006
  • Wenn das VBS aufbietet, sollte ihr Tenü stimmen
  • In der Schweizer Armee spielt das „Aufbieten“ eine grosse Rolle. Auf der Website des VBS kann man die Aufgebotsdaten von 3.522 Einheiten abrufen! Einfach die Abfrage ohne jeden Parameter starten und schon sind 3.522 Einheiten sichtbar. Mögliche Feinde könnten das sicher auch. Ein Angriff wäre dann für den Zeitpunkt planbar, an dem die persönliche Lieblingseinheit gerade Dienst hat.

    Die Seite bietet noch ein paar weitere interessante Stellen. Zum Beispiel eine Übersicht der in der Schweizer Armee üblichen „Bekleidungen und Packungen“.

  • Grau ist die Modefarbe der Armee
  • Die Farben der Saison sind dieser Seite nach zu schliessen durchweg Mausgrau, Taubengrau, und Aschgrau. Was braucht ein Soldat für „Packungen“? Tempo-Packungen oder Keks-Packungen? Nein, zum schicken „Tenü“, so nennt man in der Schweiz die Ausgehuniform, gehört auch ein passender Rucksack.

    Der Duden klärt uns über das Tenü/Tenue auf:

    Te|nue das; -s, -s
    (aus gleichbed. fr. la tenue, substantiviertes Part. Perf. von tenir „sich halten“,
    dies aus lat. tenere, vgl. tenuto): (schweiz.)
    1. Art und Weise, wie jmd. gekleidet ist.
    2. a) Anzug;
    b) Uniform.
    (Quelle: duden.de)

    Wir „halten“ fest am „Tenue“ und finden die Seite immer spannender. Die gesamte Bekleidungsordnung der Schweizer Armee ist als PDF hier erhältlich. Wir zitieren mal den Passus über das Tragen der Tarnanzugjacke

    Die Tarnanzugjacke wird über der Tarnanzughose getragen.
    2 Mit den Beinelastiks wird die Länge der Tarnanzughose und des Combinaisons reguliert. Dabei wird das Beinelastik immer um den Unterschenkel oder Kampfstiefelschaft gelegt. Der Hosensaum wird von unten her unter das Elastik geschlagen. Es ist zu beachten, dass:
    a. beim Tragen von Kampfstiefeln das Beinelastik immer verwendet wird.
    Das Tragen der Hose „lang“ ist nicht gestattet;
    b. beim Tragen von Zivilschuhen gemäss Ziffer 5 das Beinelastik verwendet wird, wenn es die Schafthöhe der Schuhe zulässt. In den andern Fällen kann die Hose „lang“ getragen werden.
    3 Berittene tragen anstelle der Tarnanzughose die Reithose 99.
    (Quelle Seite 30 Bekleidungsordnung)

    Tenu Tarnanzug Combinaisons
    Beim Wort „Combinaisons“ bitte nicht vergessen die Nase zuzuhalten, damit der Nasal auch schön klingt. Wenn wir also in Zukunft nochmal jemanden erwischen, der die Tarnanzugjacke unter der Tarnanzughose trägt, oder die Beinelastiks nicht um den Unterschenkel oder Kampfstiefelschaft gelegt hat, oder womöglich die Hose „lang“ trägt, dann wird er von uns mit Abschreiben von mindestens 10 Seiten dieses Reglements bestraft!

  • Aufgebote werden immer häufiger missachtet
  • Am 11.03.06 schreibt der Tages-Anzeiger:
    Soldaten ignorieren häufiger die Aufgebote:
    Soldaten ignorieren häufig die Aufgebote
    Vielleicht könnte es helfen, die Beinelastik etwas komfortabler zu gestalten und endlich zu erlauben, dass das Tragen der Hose „lang“ gestattet wird, um die Moral der Truppe zu verbessern? Oder am besten gleich erlauben, dass die Tarnanzugsjacke unter der Tarnanzugshose getragen werden darf, nur so ein Vorschlag zur Güte.