Wo waren Sie, als Schlumpf gegen Blocher gewann? — Der Kilopreis für Wurstwaren ist auch gestiegen

Dezember 12th, 2007

Nachtrag 13.12.07 8:07 Uhr: Frau Widmer-Schlumpf hat die Wahl angenommen!

  • Was für ein Wahltag!
  • Im Auto auf unterwegs im Tessin, morgens um 9:30 Uhr berichtet DRS1 darüber, dass der geplante „Sprengkandidat“ der CVP, Darbellay, schon wieder zurückgezogen worden war. Stattdessen ist eine gewisse Frau Widmer-Schlumpf von der SVP aufgestellt worden. Leider wisse man noch nicht, ob die Frau mit dieser Kandidatur überhaupt einverstanden sei, denn sie sitzt im Zug von Chur nach Bern.

  • Im Zug zur Bundesrätin
  • Sie fuhr ziemlich lange Zug an diesem Mittwoch, die Frau Widmer-Schlumpf, gewöhnlich dauert das von Chur nach Bern 2-3 Stunden, mit Umsteigen in Zürich, aber heute kam es jedem Beobachter der Bundesratswahlen wie eine Ewigkeit vor. Als sie ankam in Bern, ging sie nicht zu Fuss zum Bundeshaus, oder nahm „das Tram“, wie sonst bei Schweizer Politikern üblich, sondern wurde mit Polizei-Eskorte zum Ort des Geschehens gebracht. Ob sie kandidieren will hat man sie nicht mehr gefragt, denn dazu war es bereits zu spät, sie war bereits gewählt worden. Immerhin durfte sie dann nach gewonnener Wahl gegen Ex-Bundesrat Blocher überlegen, ob sie die Wahl annehmen will.

  • Dann trinken wir einen Kaffee zusammen
  • Um 10:00 Uhr hörten wir ein Politiker-Interview auf DRS1, in dem darüber hergezogen wurde, dass diese „Publizisten“ immer aus jeder gewöhnlichen Wahl auf Teufel komm raus ein spannendes Ereignis machen möchten. Es gäbe keine grossartigen Neuerungen, alles würde seien Gang gehen, und um 12:00 Uhr würde man erst mal eine Pause zum Kaffeetrinken einlegen, etc. Sämtliche Vorhersagen gingen von einer glatten Wahl von 8:00 – 12:00 Uhr aus, same procedure as every year.

    Doch es kam anders. Ein lange Sitzung kapselte mich vom Schweizer Politikgeschehen bis nach Mittag ab, dann erhielt ich um 14:30 Uhr eine Mail aus Japan mit dem Betreff „Politisches Erdbeben in der Schweiz“, die aktuelle Headline von Spiegel-Online. Wenn der Spiegel über die Schweiz schreibt, dann ist wirklich was passiert.

  • Der „Sprengkandidat“ auf Spiegel-Online
  • Spiegel-Journalist Mathieu von Rohr erwähnt, als alter Schweizer, der einst das Interview mit Blocher für den Spiegel führen durfte, sogar das heute auf der Blogwiese diskutierte Schweizer Spezialwort „Sprengkandidat“. Jetzt kennen auch Spiegel-Leser das Wort, kein Zweifel. So schnell wird Schweizerdeutsch zur Standardsprache!

  • Wurstpreise und Blocher
  • Die Nachrichten auf DRS1 dann um 15:00 Uhr hatten zwei Top-Themen: Der Kilopreis für Wurstwaren ist um 1 Franken gestiegen, und Christoph Blocher ist nicht wieder gewählt worden. Zunächst folgen dann die Details zu den gestiegenen Wurstpreisen. Kein Witz. Das ist wichtig, denn die nächste Grillsaison beginnt in nicht mal 6 Monaten. Blocher muss warten. Wir wollten Facts über die Wahl hören, und kriegen Details über Wurstwaren aufgezählt! Alles ist relativ in der Schweiz.

  • Die neue Bundesrätin, für eine Nacht?
  • Da hat es doch tatsächlich geknallt in der Schweiz, und wir sassen am Mittagstisch und kriegten nichts mit davon! Am Nachmittag sprechen bereits die ersten interviewten Politiker auf DRS1 von der „neuen Bundesrätin Frau Widmer-Schlumpf“, als sei es nur eine Frage von Stunden, dass sie ja sagt. Heute Nacht ist sie Bundesrätin, für eine Nacht zumindest, falls sie morgen um 8:00 Uhr sagt „Ich nehme die Wahl nicht an“. Dann wird es spannend. Blocher muss ja gegen irgend jemanden antreten, sonst ist es keine Wahl sondern eine Akklamation. Wenn zaubert die CVP dann aus dem Hut?

    Samuel Schmid unterdessen hat sich klammheimlich zum Bundesrat vereidigen lassen. Er war ja sauber gewählt worden, wie die anderen drei Kollegen und Frau Calmy-Rey, warum also nicht gleich die Vereidigung durchziehen? Fand die SVP nicht so klasse, sie entliess ihn spontan aus der Fraktion, denn verabredet war bei der Nichtwahl Blochers der geschlossene Gang in die Opposition.

  • Gibt es eine echte Opposition?
  • Nun besteht die Möglichkeit, dass die Schweiz sich morgen früh verabschieden muss von Konkordanz und Konsens-Demokratie, von Zauberformel und Regierung ohne echter Opposition. Wenn Blocher in selbige geht, dann ist es wirklich eine Opposition im Schweizer Politsystem, und an einen Samuel Schmid denkt dann niemand mehr. Wahrscheinlich wird er auch noch aus der SVP geworfen?

    Trägt ein Sprengkandidat eigentlich einen Dynamit-Gürtel um den Bauch?

    Dezember 12th, 2007
  • Am Mittwoch kann es knallen
  • Von einem Leser der Blogwiese wurden wir auf dieses hübsche Beispiel original Schweizer Politiksprache aufmerksam gemacht:

    Der Sprengkandidat

    CVP-Chef Christophe Darbellay bietet sich als Sprengkandidat gegen SVP-Bundesrat Christoph Blocher an. Im Interview mit der «SonntagsZeitung» sagt Darbellay, er sei zwar nicht offizieller Kandidat, eine Wahl werde er aber nicht ausschlagen.
    (Quelle: 20min)

    Ein „Sprengkandidat“, der hat nicht die Taschen voller Munition, den die Taschenmunition muss man ja im „Zeughaus“ abliefern, damit einem niemand was ans Zeug flicken kann in der Schweiz. Ein solcher Sprengkandidat findet sich nicht im Duden, aber 566 bei Google-CH im Gegensatz zu mageren 28 Stellen bei Google-DE, aber die werden auch bald gesprengt.

    Ob dieses Wort wirklich passend mit „Überraschungskandidat“ ins Standarddeutsche übertragen werden kann? Klingt mehr wie ein Überraschungsei mit süsser Aussenhülle, und erinnert weniger an das Wort „Sprengen“. Ja, man kann auch „Rasen sprengen“, ganz ohne Dynamit, und „versprengte Truppen“ sind meist zu Pferde unterwegs, die munter springen, nicht sprengen.
    Unsere Quelle meint dazu:

    In Bern sagt man ja oft „Nume nid gsprängt“ (Nur keine Hast). Was für mein modernes Sprachverständnis auf Pferde hindeutet, die nicht gesprengt werden müssen, also nicht zum gehetzten Galoppieren gebracht werden sollen. Siehe dazu Grimms Wörterbuch unter I (transitiv) verstehen wir heute fast nur noch Sinn 3) „Gegenstand zum Auseinanderspringen bringen„. Die anderen Sinne sind uns etwas verloren gegangen.
    (Quelle: Private E-Mail)

    Beim oben erwähnten Sprengkandidaten geht es um die um die Bundesratswahlen 2007. Wie, die waren doch gerade erst, oder haben wir da was verpasst. Nein, aber wir können gleich noch ein fantastisches Wort lernen:

    Gesamterneuerungswahl

    Gesamterneuerungswahl des Bundesrats vom 12. Dezember 2007

    Ob man in Bern am Wahlabend mit 3-4 Gläsern Wein intus dieses Wörtchen immer noch fehlerfrei über die Lippen bringt. Die Gesamterneuerungswahl mit dem Sprengkandidaten. Wir werden es testen.

    Kennen Sie Dr. Schacher? — Neues von der Schweizer Heimatfront

    Dezember 11th, 2007
  • Dr. Schacher hat gewonnen
  • Am Samstag, den 1. Dezember 2007 fand im Schweizer Fernsehen eine Wahl statt, bei der ein promovierter Mediziner namens „Schacher“, zum Sieger gekürt wurde. Wir wussten bis dahin (Schweizer dürfen jetzt„anhin“ lesen) noch nicht einmal, wer dieser ehrenwerte Mann eigentlich ist, und lasen, mangels Fernseher, erst am darauf folgenden Montag in unser Binde-Strich-Lieblings-Zeitung von diesem herausragenden gesellschaftlichen Ereignis:

    «Dr Schacher Seppli» ist gestern zum grössten Schweizer Hit auserkoren worden. Er setzte sich klar vor «Ewigi Liäbi» von Mash durch. Ruedi Rymann ging mit seinem «Schacher Seppli» als Favorit ins Rennen um den grössten Schweizer Hit. Mit dem Lied vom Vaganten, der tagsüber gern mal ein «Schnäpsli» trinkt, des Nachts im Heu liegt und von «Peterus» an der Himmelstür persönlich begrüsst wird. Rymann wurde der Favoritenrolle gerecht. Das Schweizervolk wählte den Evergreen mit beinahe 50 Prozent aller Stimmen zum grössten Schweizer Hit. Der sympathische Obwaldner hatte bereits auf dem Weg in den Final der «Heimat»-Sendung den Spitzenwert erreicht.
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 3.12.07, S. 10)

    Da sind wir bereits so lange in der Schweiz, können mindestens drei der vergangenen Schönheitskönigen in der richtigen Reihenfolge aufzählen (2004 Fiona Hefti, 2005 Lauriane Gilliéron, 2006 Christa Rigozzi) und haben dennoch keine Ahnung, was Millionen von Schweizern im Herzen wirklich bewegt, wenn es um die Heimat geht.

  • Heimatgefühle auslösen
  • War lasen weiter:

    Nach seinem gestrigen Auftritt gabs für Rymann eine Standing Ovation. Das war ihm sichtlich peinlich («lönt doch das sii»). Er habe sich niemals vorstellen können, dass «äs alts Mandeli» so weit kommen könnte, sagte der 74-Jährige. Und: «Danke dem Fernsehen und allen lieben Freunden.» Dem begnadeten Sänger, Jodler, Musikanten und Komponisten gelang es am besten, das Volk in einen Zustand der Ergriffenheit zu versetzen – und Heimatgefühle in den Wohnstuben auszulösen.

    Jeder Versuch, den Song bei YouTube anzuhören, schlug fehl. Dort gibt es nur merkwürdige Parodien davon zu sehen. MIKAs Auftritt bei „Wetten Dass“ am 7.12.07 hingegen, den wir mangels Verblödungslaterne ebenfalls verpassten, fanden wir gleich fünf Mal. Von Ruedi Rymann hingegen keine Spur.

    Ruedi Rymann ist der zweite von links
    Ruedi Rymann auf diesem Foto ist der zweite von links.
    (Quelle Foto: zisch.ch)

    Am 4.12.07 berichtet der Tages-Anzeiger:

    1 416 000 Personen sassen am Sonntagabend vor dem Bildschirm, als die Wahl des Liedes «Dr Schacher Seppli» von Ruedi Rymann zum grössten Schweizer Hit 2007 feststand. Das entspricht einem Personenmarktanteil von 63,5 Prozent, wie das Schweizer Fernsehen am Montag mitteilte.

    Was tun, um dieses Lied doch noch zu hören, welches offensichtlich 63,5 Prozent aller Schweizer Fernsehzuschauer kennen? Ich werde morgen mein Gegenüber in der S-Bahn danach befragen, ob er mir die erste Strophe vorsummen kann. Oder die Ghettoblaster Kids, die uns jeden Morgen mit ihren quakenden Handies im Zug nerven (vgl. Blogwiese) .
    Schliesslich fanden wir noch diese Ausgabe, mit Orchester unterlegt, siehe hier als Download.

    Der Text lässt interessante sprachwissenschaftliche Studien zu, handelt er nämlich von einem „Vagant“, was sogar in unserem Duden zu finden ist:

    Vagạnt, der; -en, -en [zu lat. vagans (Gen.: vagantis), 1. Part. von: vagari, Vagabund]:
    1. (im MA.) umherziehender Sänger, Musikant, Spielmann, der bes. als Student unterwegs zu einem Studienort, nach einem Studium auf der Suche nach einer Anstellung od. aus Gefallen am ungebundenen Leben auf Wanderschaft ist.
    2. (veraltet) Vagabund.
    (Quelle: duden.de)

    Mittelalter? Veraltet? Ja, schaut denn niemand bei der Duden-Reaktion am Samstag Abend Schweizer Fernsehen?

    Für weitere sprachwissenschaftliche Studien hier noch der vollständige Text:

    Schacher Seppeli

    I be de Schacher Seppeli. im ganze Land bekannt.
    Be früener s’flottischt Bürschtli gsi, jetzt bin i e Vagant,
    Bi z’friede wenni z’Nacht im Stroh, am Tag mis Schnäpsli ha.
    Und wem der Herrgott Gsundheit schänkt. s’isch alls was bruchsch,

    S’gat uf der Wält gar artig zue, i has scho mängisch gse.
    Dass d’Lüt wäg däm verfluechte Gäld enand tüend schüli weh.
    Wie schön chönt’s doch hie unde si. Der Vogel ufem Baum
    er singt chum lueg dies Ländli a, di Schwyz isch doch en Traum.

    S’iseh mänge hüt e riche Ma, doch morn isch s leider so,
    er stirbt und muess sis liebi Gäld ja all’s hie unde la.
    Mer treit en ufe Chilehof grad näbe ärmste Ma.
    E jede muess a s’glich Ort hie. s’isch sicher wahr, ja, ja.

    Wie gleitig got die Zit vorbi, es Jöhrli und no eis.
    Es dünkt eim, sett nid mögli si, bald ben i scho ne Greis.
    Und chomm i de vor d’Himmelstür, u wott ich ine go,
    so rüefen i: Hei Peterus, der Schacher Sepp isch do.

    Und chom i de vor d’Himmelstür. stoht bereits de Petrur da
    Er rüeft mer zue „Hei sali Sepp besch du jetzt au scho da
    Chum nume ine, chum und leg dis Himmelsgwändli a.
    Die arme und verlass’ne Lüt müend’s schön im Hemmel ha.
    (Quelle: tajana.ingold.ch)

    Füessball in de wörld — Zum Fegen braucht man keinen Besen

    Dezember 10th, 2007
  • Nicht Joseph sondern Sepp
  • Wir lasen im „Magazin 49-2007“ einen Beitrag von FIFA-Präsident Sepp Blatter, überschrieben mit dem original Schweizerdeutschen Titel „Füessball in de wörld“:

    Und was ich bemängle in diesem Jahr ist, dass der Enthusiasmus, den man in andern Ländern spürte, nicht da war. Man hätte in der Schweiz 2007 etwas ganz Verrücktes machen sollen um anzuheizen.
    Aber tant pis, die Euro 08, das wird fegen. Jedoch nur, wenn die Schweizer Mannschaft etwas leistet. Sie ist auf jeden Fall zu so viel fähig wie die Deutschen 2006, die hatten auch keinen grossen Kredit davor, dann haben sie ein super Startspiel gemacht, und das war wie ein Funken im Strohfeuer, hoblalätz

    Sepp Blatter im Magazin.ch
    (Quelle: DasMagazin.ch)

  • Wenn Schweizer etwas Verrücktes machen
  • Enthusiasmus? Etwas Verrücktes machen? In einem Land, das das Silvesterfeuerwerk über dem Zürichsee immer erst 20 Minuten nach Mitternacht abfeuert, damit bis dahin völlig verrückt und enthusiastisch den Kirchenglocken der Zürcher Frauenmünsters gelauscht werden kann? (vgl. Blogwiese)

    Als echter Schweizer baut Blatter natürlich welsche Ausdrücke in seinen Ausführungen ein. „Tant pis“ für „dumm gelaufen“ findet sich erstaunlicher Weise in keinem Duden, nicht mal in der Fremdwörterausgabe. Dort ist nur „tant mieux“ als „um so besser (veraltet)“ verzeichnet.

  • Das fegt ganz ohne Besen
  • Ganz besonders angetan sind wir von „das wird fegen“. Da braucht es keinen Besen oder Kehrichtschaufel, wenn die Schweizer loslegen. Das „fegt“ ganz von allein. Eine Redewendung, die wir in verschiedenen Varianten in der Schweiz entdeckten:

    (…) die Einsatzfahrten sind voll cool gemacht, das fegt so richtig …
    (Quelle: outnow.ch)

    Oder hier, ein Beispiel aus Chur:

    Do losi wieder amol kli radio mx3 und denka nüt böses und uf zmol jodlet do eina mim ma offasichtlicha khurer dialekt us mina boxa. sofort bohrt sich das liad in mini ohra… ouuuyeeeahhh, schlohn mr eis…. das fegt jo uu huara! natürlich muass i grad amol go luaga wär denn do dia übeltäter sind.
    (Quelle: Mx3.ch)

  • Fegen immer mit Objekt
  • Die Deutschen hingegen gebrauchen „das fegt“ immer noch mit einem Objekt, wie diverse Fundstellen bei Google-DE belegen:
    Das fegt Sie glatt vom Stuhl
    Das fegt dich (und die Nachbarn) weg
    Das fegt das Popcorn von den Strassen

  • Und was heisst „hoblalätz“?
  • Ist das ein „hoppla“ plus „jetzt“? Oder lässt sich dieser spontan verrückte Ausdruck von unkontrolliertem Enthusiasmus gar nicht verhochdeutschen? Wir werden ihn uns merken für die Public Viewing Events im Juni 2008. Immer wenn es richtig abgeht auf der Leinwand werden wir spontan, laut und schrill ein „hoblalätz“ in die Runde brüllen, um so die Stimmung zum Siedepunkt zu treiben. Wenn das dann „der Funke im Strohfeuer“ war, sorry, dann können wir da nix für. Sepp Blatter hatte es so gewollt.

    Mehr als eine Gebirgsmarine — Im Krisenfall hilft die Schweizer Hochseeflotte!

    Dezember 7th, 2007
  • Schwimmwesten im Gebirge
  • Die vielzitierte „Schweizer Gebirgsmarine“ ist ein Witz, ganz klar. Schwimmwesten helfen nicht wirklich, wenn man in eine Gletscherspalte fällt. Aber eine Schweizer Handelsflotte, die gibt es tatsächlich. So lasen wir im Tages-Anzeiger vom 06.12.07:

    Die Schweizer Hochseeflotte soll erneuert und ergänzt werden. Der Ständerat hat die dafür bewilligte Bürgschaft um 500 Millionen Franken aufgestockt und um fünf Jahre verlängert. Unter Schweizer Flagge fahren zurzeit 32 Handelsschiffe von sechs Reedereien. Die 27 Trockengutfrachter und 5 Produktetanker mit einer Tragfähigkeit von 900 000 Tonnen könnten im Krisenfall die Landesversorgung sicherstellen. (…)
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 6.12.07, S. 2)

  • Schiffe für den Krisenfall
  • Besonders gut gefällt uns hierbei die Idee, mit diesen Schiffen unter Schweizer Flagge im „Krisenfall die Landesversorgung“ sicherzustellen. Wo soll das denn funktionieren, bitte schön? Fahren die Pötte dann den Rhein rauf, quer durch befreundetes Feindesland, um schliesslich in Basel entladen zu werden? Oder werden flugs ein paar Schwertransport-Zeppeline dran geschnallt, und die Schiffe werden zu Luftschiffen? In der Schweiz ist alles möglich.
    Was kann man im „Krisenfall“ im Trockengutfrachter eigentlich trocken transportieren? Milchpulver, Getreide, Zement für den Reduiten-Bau, aber doch sicher kein Erdöl oder Benzin, dafür müssen die 5 Produktetanker herhalten. Wenn es ganz eng wird, sind die sicherlich gut eine Woche von Rotterdam nach Basel auf dem Rhein mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs.

    Die Schweizer Hochseeflotte scheint uns ein ähnlich sinnvolles und billiges Unternehmen zu sein, wie der Steinkohleabbau im Ruhrgebiet, denn schon vor 6 Jahren hiess es:

    PRESSEMITTEILUNG / Bern, 7.11.2001
    Förderung der Schweizer Hochseeflotte
    Mit einer Erneuerung des Bürgschaftsrahmenkredits von maximal 600 Mio Franken will der Bundesrat in den nächsten zehn Jahren die Schweizer Handelsflotte im Interesse einer gesicherten Versorgung fördern. Dies beantragt er den eidgenössischen Räten mit einer Botschaft zu einem entsprechenden Bundesbeschluss.
    (Quelle: admin.ch)

    Drum hört auf den Ruf der weiten Welt, liebe Schweizer, nehmt die Gelegenheit war und fahrt zur See! Solange es noch geht und gut budgetiert wird.