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Kennen Sie Dr. Schacher? — Neues von der Schweizer Heimatfront

  • Dr. Schacher hat gewonnen
  • Am Samstag, den 1. Dezember 2007 fand im Schweizer Fernsehen eine Wahl statt, bei der ein promovierter Mediziner namens „Schacher“, zum Sieger gekürt wurde. Wir wussten bis dahin (Schweizer dürfen jetzt„anhin“ lesen) noch nicht einmal, wer dieser ehrenwerte Mann eigentlich ist, und lasen, mangels Fernseher, erst am darauf folgenden Montag in unser Binde-Strich-Lieblings-Zeitung von diesem herausragenden gesellschaftlichen Ereignis:

    «Dr Schacher Seppli» ist gestern zum grössten Schweizer Hit auserkoren worden. Er setzte sich klar vor «Ewigi Liäbi» von Mash durch. Ruedi Rymann ging mit seinem «Schacher Seppli» als Favorit ins Rennen um den grössten Schweizer Hit. Mit dem Lied vom Vaganten, der tagsüber gern mal ein «Schnäpsli» trinkt, des Nachts im Heu liegt und von «Peterus» an der Himmelstür persönlich begrüsst wird. Rymann wurde der Favoritenrolle gerecht. Das Schweizervolk wählte den Evergreen mit beinahe 50 Prozent aller Stimmen zum grössten Schweizer Hit. Der sympathische Obwaldner hatte bereits auf dem Weg in den Final der «Heimat»-Sendung den Spitzenwert erreicht.
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 3.12.07, S. 10)

    Da sind wir bereits so lange in der Schweiz, können mindestens drei der vergangenen Schönheitskönigen in der richtigen Reihenfolge aufzählen (2004 Fiona Hefti, 2005 Lauriane Gilliéron, 2006 Christa Rigozzi) und haben dennoch keine Ahnung, was Millionen von Schweizern im Herzen wirklich bewegt, wenn es um die Heimat geht.

  • Heimatgefühle auslösen
  • War lasen weiter:

    Nach seinem gestrigen Auftritt gabs für Rymann eine Standing Ovation. Das war ihm sichtlich peinlich («lönt doch das sii»). Er habe sich niemals vorstellen können, dass «äs alts Mandeli» so weit kommen könnte, sagte der 74-Jährige. Und: «Danke dem Fernsehen und allen lieben Freunden.» Dem begnadeten Sänger, Jodler, Musikanten und Komponisten gelang es am besten, das Volk in einen Zustand der Ergriffenheit zu versetzen – und Heimatgefühle in den Wohnstuben auszulösen.

    Jeder Versuch, den Song bei YouTube anzuhören, schlug fehl. Dort gibt es nur merkwürdige Parodien davon zu sehen. MIKAs Auftritt bei „Wetten Dass“ am 7.12.07 hingegen, den wir mangels Verblödungslaterne ebenfalls verpassten, fanden wir gleich fünf Mal. Von Ruedi Rymann hingegen keine Spur.

    Ruedi Rymann ist der zweite von links
    Ruedi Rymann auf diesem Foto ist der zweite von links.
    (Quelle Foto: zisch.ch)

    Am 4.12.07 berichtet der Tages-Anzeiger:

    1 416 000 Personen sassen am Sonntagabend vor dem Bildschirm, als die Wahl des Liedes «Dr Schacher Seppli» von Ruedi Rymann zum grössten Schweizer Hit 2007 feststand. Das entspricht einem Personenmarktanteil von 63,5 Prozent, wie das Schweizer Fernsehen am Montag mitteilte.

    Was tun, um dieses Lied doch noch zu hören, welches offensichtlich 63,5 Prozent aller Schweizer Fernsehzuschauer kennen? Ich werde morgen mein Gegenüber in der S-Bahn danach befragen, ob er mir die erste Strophe vorsummen kann. Oder die Ghettoblaster Kids, die uns jeden Morgen mit ihren quakenden Handies im Zug nerven (vgl. Blogwiese) .
    Schliesslich fanden wir noch diese Ausgabe, mit Orchester unterlegt, siehe hier als Download.

    Der Text lässt interessante sprachwissenschaftliche Studien zu, handelt er nämlich von einem „Vagant“, was sogar in unserem Duden zu finden ist:

    Vagạnt, der; -en, -en [zu lat. vagans (Gen.: vagantis), 1. Part. von: vagari, Vagabund]:
    1. (im MA.) umherziehender Sänger, Musikant, Spielmann, der bes. als Student unterwegs zu einem Studienort, nach einem Studium auf der Suche nach einer Anstellung od. aus Gefallen am ungebundenen Leben auf Wanderschaft ist.
    2. (veraltet) Vagabund.
    (Quelle: duden.de)

    Mittelalter? Veraltet? Ja, schaut denn niemand bei der Duden-Reaktion am Samstag Abend Schweizer Fernsehen?

    Für weitere sprachwissenschaftliche Studien hier noch der vollständige Text:

    Schacher Seppeli

    I be de Schacher Seppeli. im ganze Land bekannt.
    Be früener s’flottischt Bürschtli gsi, jetzt bin i e Vagant,
    Bi z’friede wenni z’Nacht im Stroh, am Tag mis Schnäpsli ha.
    Und wem der Herrgott Gsundheit schänkt. s’isch alls was bruchsch,

    S’gat uf der Wält gar artig zue, i has scho mängisch gse.
    Dass d’Lüt wäg däm verfluechte Gäld enand tüend schüli weh.
    Wie schön chönt’s doch hie unde si. Der Vogel ufem Baum
    er singt chum lueg dies Ländli a, di Schwyz isch doch en Traum.

    S’iseh mänge hüt e riche Ma, doch morn isch s leider so,
    er stirbt und muess sis liebi Gäld ja all’s hie unde la.
    Mer treit en ufe Chilehof grad näbe ärmste Ma.
    E jede muess a s’glich Ort hie. s’isch sicher wahr, ja, ja.

    Wie gleitig got die Zit vorbi, es Jöhrli und no eis.
    Es dünkt eim, sett nid mögli si, bald ben i scho ne Greis.
    Und chomm i de vor d’Himmelstür, u wott ich ine go,
    so rüefen i: Hei Peterus, der Schacher Sepp isch do.

    Und chom i de vor d’Himmelstür. stoht bereits de Petrur da
    Er rüeft mer zue „Hei sali Sepp besch du jetzt au scho da
    Chum nume ine, chum und leg dis Himmelsgwändli a.
    Die arme und verlass’ne Lüt müend’s schön im Hemmel ha.
    (Quelle: tajana.ingold.ch)

    

    35 Responses to “Kennen Sie Dr. Schacher? — Neues von der Schweizer Heimatfront”

    1. markus Says:

      Für Leute, die nicht so viel von der Schweiz verstehen (wollen?): Ein „Dr“ vor einem Namen lässt nicht automatisch auf eine Promotion schliessen, wie dies in Deutschland wohl der Fall wäre. Hier findet man es nämlich uncool, wenn man so mit Titeln protzt, wie es der Deutsche gerne tut.
      Beispiel 1: Bei regelmässigem Medienkonsum wird einem nicht auffallen, dass viele Schweizer Politiker und Wirtschaftskapitäne einen akademischen Titel tragen. Ganz im Gegensatz zu Deutschland: Liest man nur ab und zu deutsche Zeitungen, wird einem sofort klar gemacht, was Mario Theissen, Frank-Walter Steinmeier, Franz Josef Jung und all die anderen für Titel tragen.
      Beispiel 2: Auch hier an Schweizer Unis fällt auf, dass deutsche Dozenten ihren Titel als festen Bestandteil des Namens betrachten. Auf jedem Skript oder Buch steht dann gross Prof. Dr. …, während beim Schweizer Autor nicht selten lediglich Name und Vorname steht.
      Irgendwie ist „der Deutsche“ schon eher Autoritätsgeil und selbstdarstellerisch als „der Schweizer“, anders kann ich mir das nicht erklären. Fest steht, dass dies nicht unbedingt zur Sympathie beiträgt.

      P.S.: Ich möchte ja gerne wissen, ob das wirklich sauber ist, hier die Originalversion von Ruedi Rymann des „Schacher Seppli“ zu posten.

      [Anmerkung Admin: Nein, ist es nicht. Aber ich denke, so wird der Song auch mal bei all den Deutschen bekannt, die etwas darüber gelesen haben, und diesen Klassiker, der in den letzten 28 Jahren x-fach verkauft wurde, nicht kennen. Ruedi Rymanns „Greatest Hits“ gibt es z. Z. im Angebot bei Ex-Libris und anderswo. Betrachten wir das also als Werbung für ihn. Vielleicht kaufen dadurch mehr neue Kunden jetzt seine CDs. Ausserdem ist es nicht die Originalversion, die heisst meines Wissens „Dr Schacher Seppli“, und nicht „Der Schacher Seppli“]

    2. Administrator Says:

      @markus
      Ein Doktortitel oder Prof-Titel ist in Deutschland tatsächlich Bestandteil des Namens, wird auf jedes Klingelschild gedruckt, steht extra mit im Pass oder Personalausweis. Wer einen Dr. erworben hat, muss sich als nächstes den Ausweis ändern lassen. Ist das in der Schweiz anders? Ein Doktortitel (wenn es nicht gerade ein medizinischer ist) bedeutet in der Regel auch verdammt viel Arbeit, Zeit und Geld. Also darf der auch ruhig mit genannt werden. Ich kenne aber auch in Deutschland eine Reihe von Dr-Titel Trägern, die da keinen Wert drauf legen, dass der Titel genannt wird. Ich glaube, dass bei dieser „Titelgläugibkeit“ anders als Du es behauptest kein grosser Unterschied zwischen DE und CH besteht. Bei Adelstiteln ist das wieder was anders, da spinnen die Deutschen (genau wie die Österreicher) ein bisschen, wenn ein echter „von“ auftaucht. Während die Schweizer mit ihren vielen „von Rohrs“ etc. da ganz lässig drauf sind.

    3. Mario Says:

      Die hohe Quote von 63.5% sagt so einiges über das Durchschnittsalter der Zuschauer der Sendung! Den meisten Schweizern unter 30 dürfte es etwa gleich ergehen wie dir…

    4. Tellerrand Says:

      @ markus

      Anscheinend warst Du noch nie in Österreich oder Italien – die dortigen Eingeborenen sind wirklich geil auf akademische Titel. Aber Du hast natürlich vollkommen recht, die sprichwörtliche schweizer Bescheidenheit zeigt sich auch in der geringen Wertschätzung akademischer Titel.

    5. Gery us büüli. Says:

      also 1. muss ich markus recht geben. Die Schweizer sind nicht so auf den erworbenen Titel erpicht. Das sieht man ja tagtäglich in den Medien. Und auch sonst im Alltag. Wir sind eben lieber unauffällig, habens aber faustdick hinter den Ohren. hehehehe…
      2. Dr schacher seppli und DER schacher seppli bedeuten ein und das selbe. Denn das „Dr“ ist hier ein Artikel und nicht ein Titel.
      Merke also Dr = Der. Vielleicht ist das der Grund warum wir nicht auf Titel erpicht sind?? Man stelle sich vor ein Müllmann würde sich hier als
      Dr güselmaa bezeichnen.. oder ein Postbote als Dr Pöstler…

    6. Phipu Says:

      Zu diesem Thema könnte man noch auf die folgenden Links verweisen. Sie werden von einem Studienrat Dr. Prof. in Blogologie geführt. Nachstehend kann in der These gelesen werden, weshalb das Dr (steht für Dialekt-„der“) zu solchen Fehlinterpretationen führen kann. Hochdeutsch wäre der Titel nämlich nur ein langweiliges „Josef Schacher“ mit Vorname und Name in der „richtigen“ Reihenfolge und das ganz ohne Artikel.

      http://www.blogwiese.ch/archives/3

      http://www.blogwiese.ch/archives/38 , bzw. http://www.blogwiese.ch/archives/654

      Und hier noch ein Erfahrungsbericht über Adelstitel (wenn ihr schon bei dem Thema seid) von einem leidenden verfolgten Opfer des Namensverstümmelungswahns:
      http://heidiswelt.blogspot.com/2006/02/adliges_14.html

    7. DaniDo Says:

      Bei Schweizern steht der Titel jedenfalls sicher nicht im Ausweis!

    8. Tellerrand Says:

      Geht man in der Schweiz eigentlich zum Arzt oder zum Doktor, wenn man krank ist? In der deutschlanddeutschen Umgangssprache wird beides häufig synonym gebraucht. Nun gibt es vermutlich kein anderes Fach, wo der Doktor so einfach zu haben ist, wie in der Medizin, nach einem derart umfangreichen und harten Studium kann ich trotzdem verstehen, dass man den Dr. gern auf dem Klingelschild prangen sieht.

      In der Migros Klubschule wird neuerdings ein Kurs „Wie verstehe ich Ironie bei Deutschen und wie reagiere ich darauf“ angeboten. Würde ein, zwei Kommentatoren den Besuch desselben sehr ans Herz legen 😉

    9. neuromat Says:

      Eine ganz andere Frage: Was hat Lothar Matthäus da eigentlich auf dem Bild oben ganz rechts zu suchen? Kann der auch singen?

    10. Brun(o)egg Says:

      @adm.
      Es besteht ein grosser Unterschied bezüglich der Titelgläubigkeit zwischen CH und D. D wird vermutlich nur noch von Italien und Ö getopt.
      Markus und Tellerranf haben recht. In Ö der Magister, simple Matur, die Frau Fleischoberbeschauerin (!) die Frau Feuerwehrhauptmann und ähnliche Grässlichkeiten. Und in Italien ist jeder der rechnen kann ein Commentatore.

      Vielleicht ists Euch noch nicht aufgefallen. Kein Poltiker oder Militär in der Schweiz trägt Orden. Annahme verboten!

    11. AnFra Says:

      @markus

      Möchte gerne wissen welches Deutschland Du meinst. Habe meine beiden heutigen Tageszeitungen gelesen, bin extra wg. Dir in die Video-Texte von 7 dt. Fernsehsendern gegangen und habe bezüglich der Dr.-Grade von A. Merkel, F.-W. Steinmeier, F. J. Jung und einiger anderer Politiker NICHTS gefunden.

      Du musst halt zu Kenntnis nehmen, dass in D der Dr.-Grad und der ererbte Fürstentitel (!) ein Bestandteil der Namen ist. Jedes Land hat so seine Eigenheiten. Also könntest Du im schlimmsten Falle auf einen „Dr. Wilhelm Fürst von und zu Nirgendwo“ stoßen.

      Bin vor etlichen Jahren als Berater bei 3 Messen in A gewesen. Dort wurde ich von den Austriakern fast nur mit „Hr. Ingenieur“. So etwas ist mir auf ca. 40 Messen in D von dt. Messebesuchern noch niemals passiert. Das selbe gilt für meine 5 Messetätigkeiten in der CH. In D und CH war ich Hr. AnFra.
      Du kennst hoffentlich den österr. Witz wg. des Geheimrat?
      Wenn nicht: Sitz ein dt. Besucher in Wien im Cafe und beobachtet, wie der Hr. Anton (Kellner) zu JEDEM männl. Gast Hr. Geheimrat sagt. Fragt der Besucher: Hr. Anton, warum sagen Sie zu allen Gästen Hr. Geheimrat und zu dem älteren Herrn da hinten im Erkerbereich nur Herr Hofer? Antwort vom Hr. Anton: Aber mein verehrter Hr. Geheimrat, DASS ist ein wirklicher Geheimrat!

    12. solanna Says:

      Mehrmals wurde hier darauf hingewiesen, dass auch in den Schweizer Medien die meisten auf ihren Dr. und andere Ausbildungstitel verzichteten. Das tun allerdings bestimmt nicht alle freiwillig. Bei den Schweizer Medien herrscht nämlich die Regel, dass ausser bei Ärzten (denen ja viele Leute noch Herr oder Frau Doktor sagen) nirgends ein Doktortitel gedruckt werden darf.

      Das ist zwar ein bisschen ungerecht, denn gerade Ärzte erwerben ihren Doktortitel oft ungleich leichter als etwa Naturwissenschafter, für die es oft mehrere Jahre Arbeit bei tiefstem Lohn bedeutet. Bei den Nichtärzten wird dann – wenn es Platz hat und zur Gewichtung nötig scheint – oft irgendwo in einem Satz statt des Namens die Form z.B. „sagt der promovierte Chemiker“ oder „weiss xy, der am Massachusetts Instute of Technology promovierte“ verwendet.

      Nur Dr., dem Namen vorangestellt, wird man also nicht finden. Allfällige akademische Berufstitel werden höchstens zwischen Kommas dem Namen nachgestellt (Hans Muster, Bauingenieur ETH, Zürich, eventl. auch Hans Muster, dipl. Ing. ETH, aber da fangen dann schon die Unsicherheiten und Unschärfen an).

      Ich würde jedenfalls die Hand keinesfalls dafür ins Feuer legen, dass die Schweizer von sich aus freiwillig auf ihre schulischen Errungenschaften verzichten. Die Redaktionen streichen ihre Titel ganz einfach weg.

    13. claudio Says:

      Da ich eine Abneigung gegen diese „eingezuercherte“ Version des Textes habe, moechte ich hier noch die Orginal-Fassung posten. Ruedi Rymann bedient sich naemlich des Obwaldner-Dialekts oder genauer gesagt dem aus Lungern, welcher die Typischen „io“ Laute beinhaltet.

      —————————————————
      De Schacher Seppeli

      1. I bi dr Schacher Seppeli,
      Im ganze Land bekannt.
      Bi früehner ts’flötischt Byrschtli gsy,
      Jetz bini ä Vagant.
      Bi z’fride, wenn i z’Nacht im Stroh,
      Am Tag mys Schnäpsli ha,
      Und wenn der Herrgott Gsundheit schänkt,
      S’isch alls wos bruicht‘ ja ja.

      2. S’gaht uf dr Wält gar artig zio,
      I häs scho mengisch gseh,
      Dass d’Lyt wäg däm verfliochtä Gäld
      Änand tüend schyli weh.
      Wie scheen chennts doch hie unne sy,
      Dr Vogel uf em Boim,
      Är singt: Chum liog dys Ländli a,
      Diä Schwyz isch doch än Troim.

      3. S’isch mengä hüt ä richä Maa,
      Doch morn isch leider so,
      Er stirbt und mioss sys liebe Gäld
      ja alls hie unne la.
      Mä treit ä uf ä Chilehof
      Grad näbä ärmschtä Maa,
      Ä jede mioss as glich Ort hi,
      S’isch sicher wahr, ja, ja.

      4. Wie gleitig gaht diä Zyt verby,
      Es Jährli und nu eis.
      Es dunkt eim, s’sett nid mögli sy,
      Bald bini scho ä Greis.
      Und chumi de vor d’Himmelstür,
      Und wott ich ine gah,
      So rüefeni: „He, Peterus,
      Dr Schachersepp isch da.“

      5. Und chumi de vor d’Himmelstür,
      Staht breit dr Petrus da.
      Er rüeft mer zio: „Eh, sali Sepp,
      Bisch dui nun oi scho da?
      Chumm nume ine, chumm und leg
      Dys Himmelsgwendli a.
      Diä arme und verlassne Lyt
      Müends schön im Himmel ha.

    14. willi Says:

      Betreffend der Deutschen Doktortitel-Manie hält es sich etwa gleich, wie mit dem DU!

      Wenn man einem Deutschen das DU anbietet, da meint dieser meistens, er könne einem jetzt jede Schandtaten direkt an den Kopf werfen, aber der schweizer Spiesser, der bleibt trotz DU eigentlich höflich!

      Weiter ist es da auch immer noch komisch für die schweizer Spiesser, dass wenn man sich bei einem Deutschen mit seinem Vornamen vorstellt, dieser einen weiter sie sagt, und der Schweizer denkt, die spinnen, diese Deutschen!

      Egal, ob Doktortitelreitereien oder DU-Problemen, bei beiden Dingen handelt es sich um Auswüchsen einer Pseudohöfligkeit-Gesellschaft, die vergessen hat, dass es sich hier hinter allem der Mensch verbirgt und an solcher sollte dieser als erstes auch wahrgenommen werden!

      Mich schauen heute immer noch Mediziner komisch an, wenn ich diese mit ganz normalen Namen anspreche, also das DR. sowiso weglasse!

      Denn einem Diplomierten anderer Branchen sagt man ja auch nicht ständig den Titel!

    15. Georges Says:

      Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Titel in D wichtiger sind als in CH, wenn auch nicht so übertrieben wie in A.

      So gibt es in Deutschland eine Dr.-Julius-Leber-Strasse und zahlreiche andere Dr.-Strassen und Plätze, aus der Schweiz ist mir so etwas nicht bekannt.

      Gerade dass in D ein Titel Namensbestandteil ist (in amtlichen Ausweisen) belegt ja, dass die Titel in D mehr gelten al sin CH

      Die Adelstitel sind in D meines Wissens nicht amtlich anerkannt und sollten deshalb wohl auch in Personalausweisen etc. nicht drin stehen (weiss da jemand Genaueres?).

      Allerdings werden die Adelstitel offenbar amtlich doch ein Stück weit anerkannt, indem es (angeblich) verboten ist, sich in D Prinz oder Fürst zu nennen, wenn man das nicht wirklich ist. (Weiss da jemand genaueres darüber? ich habe im Internet nichts gefunden).

      In CH darf sich jeder Prinz von und zu irgendwas nennen, solche Titel haben in der Schweiz keine rechtliche Bedeutung. Es darf sich auch jeder Nichtakademiker „Prof. Dr.“ nennen, solange er diesen Titel nicht dazu missbraucht, beruflich Fähigkeiten vorzutäuschen, die er nicht hat (siehe http://www.polyreg.ch/d/informationen/bgeleitentscheide/Band_117_1991/BGE_117_IV_324.html)

    16. neuromat Says:

      natürlich … es geht primär immer zuerst um den Menschen… da berührt es dann einen doch schon merkwürdig, wenn der Autor dieser obigen Zeilen selbst sein Schubladendenken ganz weit auftut…“wenn man einem Deutschen das DU anbietet“ … ach was Pilz drüber, äh Schwamm drauf … mir ist noch nie irgendwo aufgefallen, dass „der Mensch an sich“ zuerst „wahrgenommen“ wird.

      Ob Doktortitel oder Oberweite der weiblichen Begleitung, ob nationale Ehren oder Vereinszugehörigkeit mit Präsidentenamt – schlussendlcih wirddoch so gewertet – und das liebe Freunde der Blasmusik in der Schweiz mitnichten weniger als an anderen Orten.

      Un noch eine kleine Anfrage: was hat es eigentlich mit diesen „hohen Schweizern“ auf sich oder dem „höchsten Schweizer“? Waere es nicht einfacer gleich bei der nächsten Gelegnheit das Referendum zu ergreifen und mal für ein Königreich zu stimmen.

    17. Simone Says:

      Lieber Willi,

      dafür, dass Du den neuesten Knigge anscheinend nicht kennst, schreibst Du relativ selbstbewusst. Sei froh, dass ich Dich so aufkläre, die zugehörigen Kurse sind recht teuer. Also, in Deutschland verhält es sich folgendermassen:

      Eine Person wird immer mit dem höchsten Titel angesprochen. Ein Professor ist zunächst „Herr Professor“, nicht „Herr Prof. Dr.“ (nur schriftlich) und zwar grundsätzlich für jeden, der nicht ebenfalls auf gleichem Titellevel ist. Es liegt am Titelträger, darauf hinzuweisen, dass der Titel in der Anrede weggelassen werden darf, nicht an der Person ohne Titel. Gleichrangige Personen sprechen sich untereinander ohne Titel an.

      Erwachsene Menschen siezen sich in Deutschland nicht automatisch. Dies wird vereinbart und das Angebot zum „Du“ geht in der Regel vom Älteren aus. Gerne spricht man vom „lockeren Gewerkschaftsdu“, eben in Parteien, Gewerkschaften, Sportvereinen u.ä..

      So sollte es zumindest offiziell in Deutschland aussehen, ob es in der Schweiz ein ähnliches Regelwerk gibt, keine Ahnung. Aber da die Schweizer ja als vornehm gelten, sollte so etwas zumindest auf dem Papier existieren.

    18. DaniDo Says:

      @neuromat

      Die „hohen Schweizer“ gibt es nicht, hätte ich jedenfalls noch nie gehört.

      der „höchste Schweizer“ wechselt jedes Jahr, das ist der Nationalratspräsident, der Vorsitzende der Grossen Kammer unseres Parlaments. Er hat nicht so viel zu sagen, er sitzt einfach am höchsten:-)

      Bei einem Referendum kann man nicht für das Königreich stimmen, es sei denn, dieses sei in der Gesetzesvorlage vorgeschlagen…dann würde sich allerdings das Referendum gegen das Königreich richten.

    19. soso Says:

      fassungslos starre ich auf das foto, den songtext und das dies der musikalische Held der EM 08 gastgeber nation ist…

      ich hab totalen bluescreen, mir fällt nix mehr ein 🙂

    20. AnFra Says:

      @Georges

      Anbei einige Quellen. Weitere unter Suchbegriffe: Adelsnamen, Führen von Adelstiteln, Akademikernamen, Namensrecht, Titelführung u.ä. m in google.de suchen.

      http://de.wikipedia.org/wiki/Namensrecht
      http://www.adelsrecht.de/Einleitung/einleitung.html
      http://www.vonderrecke.de/forum/messages/3.
      htmlhttp://www.adler-wien.at/wDeutsch/publikationen/online/oesterreich_adel.shtml

      Hier eine recht lustige Sache:
      Der Otto von Habsburg, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Habsburg
      hat verschiedene Anredeformen:
      1.) Anrede in D: Seine Königliche Hochheit Otto von Habsburg
      2.) Anrede in A: Herr Otto von Habsburg-Lothringen
      Bedingst durch die rigorose (!!!) Abschaffung von Adelstiteln nach 1919 im damaligen Deutsch-Österreich. Nun taucht eine sehr verzwickte Frage auf. Sind die Deutschen eventuell doch die titelgeileren Typen. Ich glaube nein, da diese irre Situation historisch durch seltsame Vorgänge bedingt ist. Das ist aber eine andere Geschichte.

      Muss jetzt zum Vortraghalten im interkulturellen Studentenkreis. Europäische und deutsche Bezüge über den Weihnachtsmann und das christliche Weihnachtsfest. Die Chinesen glauben scheinbar tatsächlich an in. Er wohne in Lappland und so.
      Ich bekomme hier am Ort beim Renntierverleih kein Renntierschlitten mehr. Alles durch die Amerikaner schon ausgebucht!!!

    21. Fiona Says:

      Ja Grüeziwohl Frau Stirnimaa,
      Säged-Si, wie läbed-Si usw usw

    22. g.feikt Says:

      Hat eigentlich der St. Nikolaus, der ja eine ungeheuer mächtige Person ist, auch einen Titel? Oder gar mehrere? Warum duzt er jeden? Ist das überall so oder darf man ihn unangefochten überall retourduzen?

      Zwar muss man dann seine allfälligen Titel nicht runterleiern, weil man untereinander ja duzis ist, oder sagen ihm dann kniggesichere Deutsche trotz seinem Du weiter Sie. Dann müssten sie die Titel aber kennen …

    23. Vogelliesi Says:

      Ich habe während meines Studiums an der Uni Zürich und an meiner Assistentinnenzeit in Bern und Zürich niemals erlebt, dass ein Professor als Herr bzw. Frau Professor oder ein Dr.phil. als Herr bzw. Frau Doktor angeredet wurde. Aber für die innere Hierarchie waren die akademischen Grade durchaus wichtig.
      Übrigens hätte es mit dem Schacher Seppli noch viel schlimmer kommen können, ich denke nur ans Munots Glöckelein und an die letzte Post vom Gotthard oder ans Vogelliesi, das aus Adelboden kommt.

    24. Simone Says:

      @Vogelliesi:
      Ich habe es im Studium in Deutschland auch nicht erlebt, dass man sich untereinander, d.h. innerhalb der Uni, mit Titel anspricht. Außerhalb ist es durchaus üblich und entspricht, wie auch immer man es für sich selbst handelt, dem Knigge.

    25. Chimaera Says:

      AnFra

      Du bist auch lustig…

      Wenn du schon Wikipedia anführst, musst du die Informationen die dort stehen auch verwenden 😉

      In AT ist es: Herr Otto Habsburg-Lothringen (das von wurde auch abgeschafft)
      Und in Germanien dagegen ist es noch „Otto von Habsburg“. (Vielleicht auch noch der Erzherzog Otto von Habsburg)

    26. Phipu Says:

      An Neuromat

      Aber, aber Neuromat. Du kennst dich nun wirklich nicht aus in der Cervelat-Prominenz. (siehe http://www.blogwiese.ch/archives/92 oder http://www.blogwiese.ch/archives/96 ). Die abgebildete Person ist dänk* der Epiney (siehe http://www.svenepiney.ch/ ), der an fast jeder medialen Hundsverlochete (siehe http://www.blogwiese.ch/archives/685 bzw. http://www.blogwiese.ch/archives/72 ) zu sehen oder hören ist.

      * über dänk siehe http://www.blogwiese.ch/archives/472 . Mein eigener neuer Werbespruch ist eher „Link, dänk!“

    27. Neuromat Says:

      @ soso

      jetzt weiss ich auch warum Lodda Maddäus rechts neben dem Volkshelden steht: Wegen der Euro 08.

      Der Bezug zum Fussball wir auch im Text klar, jetzt zur Weihnachtszeit, in der der deutsche Kaiser immer wieder erstaunt feststellt, dass eben schon wieder Weihnachten ist, läutet Sepp Blatter an der Tür:

      Er rüeft mer zio: “Eh, sali Sepp,
      Bisch dui nun oi scho da?

      @ DaniDo

      so manches hebe ich ja auf, aber die beiden Zeitungen, in denen ich von den „hohen“ Schweizern gelesen hatte, sind nicht aufzutreiben. Bei einem Beitrag handelte es sich um einen Leserbrief. In diesem wurde jemand beschuldigt, „einen hohen Schweizer beleidigt zu haben“ … mag also sein, dass dies tatsächlich Eintagsfliegen sind, bei dem angeblich Beleidigten handelte es sich um einen Nationalrat

      die „höchste Schweizerin“ und der „höchste Schweizer“ sicher nicht. Freut mich zu hören, dass die in der Schweiz nichts zu sagen haben.

      ich glaube, das „grosse Parlament“ gibt es auch nicht. Es ist wahrscheinlich die grosse Kammer gemeint, der Nationalrat. Es war dennoch schön, vom „grossen“ Parlament zu lesen. Es passt irgendwie in das, was ich sagen wollte…
      Was spricht dagegen die Bundesverfassung zu ändern und sich zur Monarchie zu erklären. Eine allfällige Änderung unterliegt dem obligatorischen Referendum, wenn ein „grosses“ Parlament , geführt von „höchsten“ Schweizer“ beschliesst, dass der ab sofort König ist, muss es auf jeden Fall eine Volksabstimmung geben. Wenn es nicht selbst auf die Idee kommt, organisiert das Volk eine Initiative. Wer mal für einen lustigen August gestimmt hat, der zu dem auch nicht arbeitet, hat es doch bis zum Monarchen gar nicht weit. Wenn das Volk dies also vorschlagen würde. Man könnte mich auch ruhig zum König der Schweiz aufstellen, dann würde das Parlament einen Gegenvorschlag ausarbeiten. Wenn es dann zum Referendum käme … verstehe ich nicht, warum man dann dagegen stimmen müsste oder nur dagegen stimmen könnte. Ihr wisst ja gar nicht, was Euch dann entgeht.
      @ simone

      ja das ist schon so. Wollte sagen, des ische so. Titel spielen in der Schweiz keine Rolle. Ich erinnere mich noch an die „Beförderung“ eines früheren Arbeitskollegen zum Major und meine Feststellung, dass es ja zum Glück in der Schweiz mit den Titel nicht so übertrieben wird. Merkwürdig, merkwürdig, dass da gar niemand dieser Ansicht war.

      Dann erinnere ich mich noch an ein Stück Literatur. War es von M. Frisch oder von M. Werner. Ich glaube letzterer, ich weiss es, ha brauche gar nicht @ schnägge zu fragen, in seinem Buch Froschnacht eine Szene … es geht zunächst um das korrekte militärische Grüssen, dann um den korrekten Rang des Vorgesetzten, der gar nicht Hauptmann ist sondern Oberst… mal lesen

    28. Georges Says:

      @AnFra

      Leider habe ich immer noch keinen Überblick, ob in D „falsche“ Adelstitel erlaubt sind.

      Es gibt einen Schweizer Hr. Müller, der eine Deutsche namens Sayn-Wittgenstein geheiratet hat (nur eine Freifrau oder so). Der Schweizer nennt sich nun „Prinz zu Sayn-Wittgenstein“ auf seinen Visitenkarten. Jemand hat mir gesagt, dass er das in Deutschland nicht tun dürfte.

      Was stimmt jetzt?

    29. Guggeere Says:

      Zum Thema Nichtakademiker Dr Schacher:
      Die folgende Geschichte habe ich mal irgendwo gelesen oder gehört. Keine Ahnung, ob sie bekannt oder überhaupt wahr ist, aber sie passt gut hierher: Ein Bild des Basler Malers Charles Hindenlang trägt den Titel „Dr Fährimaa“. Als Hindenlang-Werke einmal an einer Ausstellung in Deutschland gezeigt wurden, schrieb ein wohlmeinender Kunstkritiker in einer deutschen Zeitung, als er das erwähnte Bild beschrieb: „Was mag er wohl sinnen, dieser Doktor Fährimaa.“
      „Dr Google“ sagt, das Bild sei im Kunstmuseum Basel: http://www.kunstmuseumbasel.ch/galleryDetail/20-jahrhundert/hindenlang-charles/01/show.html

    30. DaniDo Says:

      @soso

      Ja, da hast Du Recht. Da starre ich so ziemlich fassungslos mit. Man muss wissen, dass dies halt nur ein Stück Schweiz ist…das der älteren, die noch ziemlich nahe am Krieg waren, oder ihn zurück haben wollen, weil damals die Welt noch in Ordnung war…

    31. Phipu Says:

      An Guggere

      Mit dem „Fährimaa“ (allerdings ohne echtem oder falschem Doktortitel) kommt mir noch ein Ausdruck in den Sinn, der möglicherweise auch nur lokal richtig verstanden wird.

      „Verzell du das em Fährimaa“ (Erzähl du das dem Fährmann!) heisst etwa „das glaubst du doch selber nicht!“. http://www.tourfox.ch/ausflugsziele/ausflugsziel.asp?p1=28082005165938-0 . Wie im angegebenen Link steht, hat es in Basel 4 Rheinfähren, so ist die Chance grösser, dass einer davon vielleicht doch einen Doktortitel hat. Und Ärzte stammen ja mehr und mehr aus Deutschland, deshalb sind wohl auch Fährmänner oft Deutsche. http://www.webjournal.ch/article.php?article_id=751 . Somit scheint der Fährmann baseldeutsche Schauermärchen noch eher zu glauben, weil er sie möglicherweise gar nicht versteht, und es nicht zugeben will.

    32. AnFra Says:

      @ Chimaera

      Tschuldigung, hast ja recht. Nun, als Deutscher habe ich unbewusst auf Ottos VON wie ein Pawlowscher Hund reagiert und beim schreiben dies mitgeschrieben. War sehr unter Zeitdruck wg. Rentierschlittenanmietung. Die Finger waren wieder mal schneller als das Hirn.

    33. trevi Says:

      Habe ich was verpasst oder bin ich verblödet, weil ich „Dr.“ Schacher als Humor empfunden habe? Der hohe Administrator möge doch bitte aufklären.

      [Antwort Admin: Ja]

    34. Gery us büüli. Says:

      @ neuromat
      Ich weiss zwar nicht wer dieser Lodda Matthäus sein soll?? Fussball hat mich noch NIE interessiert. Aber auf dem Bild sind ganz klar die Moderatoren Sandra Studer und SVEN EPINEY zu erkennen.

      Kauf dir also mal eine Brille, neuromat.

      [Anmerkung Admin: Kauf Du Dir lieber mal einen „Vorsicht-Ironie!!!“ Anzeiger. Ich fand das Foto von Lodda auch sehr gut. ]

    35. pit vo lissabon Says:

      ich brauche meinen akademischen titel praktisch nie – ist schliesslich meine privatangelegenheit. ausser im schriftlichen verkehr mit behörden, dann ist die antwort manchmal ein wenig höflicher und sachlicher.