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Was treiben die Schweizer in der Freizeit? — Sie verscharren Hunde!

(reload vom 02.11.05)

  • Was treiben die Schweizer in der Freizeit?
  • Sie treffen sich alle „im Ausgang“, als wären sie bei der Feuerwehr und müssten die Brandschutzverordnung auf allen angezeigten Fluchtwegen kontrollieren. Sie gehen Billard spielen, oder Golf, alles Tätigkeiten, bei denen etwas „eingelocht“ wird. In Deutschland wird man „eingelocht“, wenn einen die Polizei ins Kittchen steckt (das ist nicht die falsch geschriebene Englische Küche, sondern ein Knast)

  • Hund verscharren als Zeitvertreib
  • Oder sie gehen gemeinsam einen Hund verscharren: „Hundsverlochete“ heisst diese Veranstaltung.
    Was ist das nun wieder für ein merkwürdiges Ding?

    Hundsverlochete„, so bezeichnet man im Berndeutsch eine Veranstaltung, deren Anlass, der „reason why“ des Besuchs uneinsichtig ist. Man kam halt wieder einmal zusammen, sprach, ass und trank etwas zusammen, ging dann wieder nach Hause. Und erinnerte sich nie wieder an den Anlass. Wenn man als Unternehmung einen Anlass plant, so sollte das Ziel sein, dass dieser auf keinen Fall als „Hundsverlochete“ in Erinnerung bleibt bzw. eben nicht bleibt (Quelle)

    Da werden die Basler sich freuen, dass dieser Ausdruck als „Berndeutsch“ bezeichnet wird. Aber Hunde, die es zu beerdigen gilt, gibt es wohl in Basel genau wie in Bern. Ursprünglich kommt der Ausdruck nämlich von „verlochen“ = etwas in einem Loch verscharren, also geht es hier um ein Ereignis, das so unwichtig ist wie die Beerdigung eines Hundes?

    Dieses rituelle Hundeverscharren findet so regelmässig statt, dass man dafür schon eine Website einrichten musste: http://www.hundsverlochete.ch

    Bei den häufigen „Verlochungen“ muss natürlich immer wieder darüber berichtet werden, zum Beispiel in der Basler Zeitung. Die Berichte darüber sind so zahlreich geworden, dass sich ein Leser darüber schon im Internet-Forum der Zeitung beschwert hat:

    Also meine Bitte, keine Berichte über jede «Hundsverlochete» (Quelle)

    Nun, der Anlass ist sehr beliebt, und jeder bringt dann bestimmt auch seinen Spaten mit, um allzeit parat zu sein, bei der nächsten „Hundsverlochete“.

    Wissen die 14 % Leser aus Deutschland jetzt, was eine Hundsverlochete eigentlich ist? Dann nichts wie hin…

    

    6 Responses to “Was treiben die Schweizer in der Freizeit? — Sie verscharren Hunde!”

    1. Phipu Says:

      Zum Wort „Hundsverlochete“ gehört sehr oft „jede“. Um eben, wie im erwähnten Forum zu zeigen, dass man an jedem auch noch so unbedeutenden Fest dabei sein muss (oder die Journalisten der BaZ eben nicht). Kürzlich habe ich gelernt, dass man in Österreich und Bayern eine Person, die jede Hundsverlochete sehen und dort gesehen werden muss, ein/e „Adabei“ (Auch dabei) nennt.

      http://www.ostarrichi.org/wort-541-at-Adabei.html

    2. Brun(o)egg Says:

      Die Adabei’s, – der Adabei ist uralt sowohl als Name als auch als Homo Winke – Smile – Winke-, die an jeder Hundsverlochete dabei sein müssen, gibts im helvetischen Sprachgebrauch auch als Cervelat-Prominenz. Es gibt da unterschiedliche Ebenen. Der Bobele arbeitet sich im Moment heftig nach unten.

    3. Musicus Says:

      zur zeit haben „hundsverlochete“ sowieso hochkonjunktur: es herrscht wahlkampf. von den kandidierenden sagt man, sie gingen an jede hundsverlochete, um ein paar hände zu schütteln, gesehen werden und hoffetnlich ein paar stimmen mehr zu ergattern

    4. g.feikt Says:

      Hundsverlochete – das war früher. Heute kremiert man seinen Liebling und streut die Asche zwischen selbstgesammelte Rosenblätter im Garten oder wo auch immer.

    5. Neuromat Says:

      Champagner und kleine Knallerei an Neujahr, schnell einen Dreikönigstag hintendran, im Februar bieten einige Schutzpatrone Schutz vor allzu viel Arbeit und zwei Wochen Sportferien sind abzufeiern, gleichzeitig kann man an Fasnacht sich lustig anziehen und mit einer Papiertüte Musik machen. Im Frühjahr werden Schneemänner aus Papier verbrannt, Ostern ist auch schon wieder, vor Karfreitag wird ab Dunschtig Mittag die Bude zugemacht. Beim Tag der Arbeit ist dann feiernd nur die Hälfte dabei aber schliesslich hat der Mai noch so einiges anderes parat, bevor es endlich Sommer ist und dann es so richtig losgehen kann, Feuerwehrfest hier und Pool-Party da, Fêtes des Vendanges und Chilbi, lange Holzbänke und Bratwurst, geht nahtlos in so manche Metzgete über, hatte den 1. August vergessen, na ja den gibt es „ganze Schweiz“ auch erst seit 1995, zwischendrin Klassentreffen, Quartierfest, Altstadtfest, Stadtfest, Gotthardbahn Jubiläum, 20 Jahre Bruni, Gansabhauet, kann Bruni froh sein, dass sie keine Gans ist. Bei so wenig Gelegenheit zum Feiern – in der Tat haben Ferien und Feier denselben lateinischen Ursprung „feriae“, aber Ferien bitte immer im Plural sonst ist es nur ein Feiertag – kein Wunder dass es einen gewissen Ausgleich braucht bei der ganzen Schufterei und daher gibt es diese Hundsverlochete, um sich ganz einfach mal dem Vergnügen widmen zu können.

    6. erik Says:

      in finnland gibt’s für unwichtige anlässe bzw. feiern ohne grossartigen anlass das wort kissanristiäiset, zu deutsch katzentaufe. passt also auch namentlich irgendwie zum hundebegräbnis. im hochdeutschen will mir aber gerade nichts vergleichbares einfallen.

      [Anmerkung Admin: Ich dachte in Deutschland sagt man „Schützenfest“ zu dazu.]