Kann man über Kant auf Schweizerdeutsch diskutieren?
(reload vom 24.08.06)
Es erzählte uns ein Deutscher vom Niederrhein, dass er erst in der 5. Klasse des Gymnasiums mit Hochdeutsch konfrontiert wurde. Die Familie, die Freunde, selbst die Lehrer in der Grundschule sprachen in der Regel Dialekt, also auf Plattdeutsch. Es wurde ab der Grundschule auf Hochdeutsch geschrieben, jedoch nicht gesprochen. Diktate gehörten mit zum Schwersten für ihn. Erst im Gymnasium lernte er wie es ist, sich nur noch auf Hochdeutsch zu verständigen. Er lernte die „Hochsprache“ kennen als ein geregeltes System, mit dem sich zwei Hauptfunktionen von Sprache erfüllen lässt:
1. Kommunikation mit anderen, die auch diese Standardsprache sprechen
2. Speicherung von Information in schriftlicher Form
Um in einer Sprache einen Gedankengang entwickeln zu können, muss die Möglichkeit bestehen, in ihr Begriffe zu definieren und Bedeutungen festzulegen. Jeder Philosoph wird nicht umhin kommen, zunächst festzulegen, welche Fachwörter er verwenden möchte und wie sie für ihn umgrenzt sind.
Das liegt an der „Beliebigkeit“, der „Arbitrarität“ von sprachlichen Zeichen. Ein und dasselbe Gemüse wird von den Schweizern „Peperoni“ und von den Deutschen „Paprika“ bezeichnet. Die Festlegung ist nur innerhalb einer Sprachgruppe oder einer Fachsprache gültig. Wären die sprachlichen Zeichen innerhalb einer Sprechergruppe beliebig, könnte Kommunikation nicht funktionieren. Erst wenn die Begriffe definiert sind, kann in jeder Wissenschaft damit gearbeitet werden. Bei manchen Wissenschaften funktioniert das besser als in anderen. So wurde in der Mathematik genau festgelegt, was ein Produkt oder eine Summe ist. Doch schon das Wort „Produkt“ hat in anderen Wissenschaften eine ganz andere Bedeutung. Die Linguisten streiten darüber, was „Sprache“ ist und allein der Begriff „Wort“ hat es auf etliche Definitionen gebracht.
Können wir klarer formulieren, klarer denken, anders denken wenn wir uns einer genormten Standardsprache bedienen, als wenn wir dies in einem nicht standardisierten Dialekt tun? Ist die Philosophie von Kant oder Descartes eine andere, wenn Sie nicht mehr in der ursprünglichen Sprache, sondern in einer Übersetzung gelesen wird? Zu mindestens Kant baut ein höchst komplexes Geflecht von Begriffen wie „Sein“ und „Wesen“ und „Gewesensein“ etc. auf, dass sich nur schwer adäquat auf Englisch übersetzen lässt.
Das es einen Zusammenhang zwischen „Sprache und Denken“ gibt, wurde vor allem durch die Sapir-Whorf-Hypothese behauptet:
Die Sprache ist nicht als eine Leistung zu verstehen, die das Denken unterstützt, postuliert Benjamin Lee Whorf in seinem Werk „Denken, Sprache, Wirklichkeit“ (1963). Sie schreibt uns vielmehr vor, was wir zu denken haben und auch, was wir tatsächlich denken. Nach Whorf ist ein Denken ohne Sprache gar nicht vorstellbar. Es gibt kein Denken, das sich nicht in den syntaktischen Strukturen unserer Sprache vollzieht.
Die Hypothese, die sich mit der Abhängigkeit von Sprache und Denken befaßt, wurde maßgeblich von drei Persönlichkeiten geprägt: Franz Boas, Edward Sapir und Benjamin Lee Whorf. Sie ist noch heute umstritten und bietet Ansätze für zahlreiche Untersuchungen.
(…)
Edward Sapir (…) war der Ansicht, daß die Denkprozesse des Menschen durch die Eigenheiten seiner Sprache strukturiert und gesteuert werden. Er glaubte also an eine direkte Beeinflussung des Denkens durch die Sprache. Die Eigenheiten und Einstellungen, so meint er, sind Resultat spezifischer Sprechweisen. Sprache wird in dieser Theorie zum Spiegel sozialer Wirklichkeit. Dies leitet er aus der Beobachtung ab, daß es keine Sprachen gibt, die einander so ähneln, daß sie annähernd gleiche soziale Realitäten wiederspiegeln können.Benjamin Lee Whorf, (…), vertrat die radikalste Position. Seiner Meinung nach sind sogar die grundlegendsten menschlichen Begriffe wie Raum, Zeit oder Materie ein Resultat der Sprache. Diese Begriffe sind relativ und haben für Menschen unterschiedlicher Sprachräume ganz unterschiedliche Bedeutung. Whorf macht diese Annahmen mehrfach am Vergleich der Sprache durchschnittlicher Europäer (SAE – Standard Average European) und der von Hopi-Indianern deutlich.
(Quelle: hausarbeiten.de)
Sprecher von Sprachen mit anderen Begriffen von Vorzeitigkeit, von Zukunft, von Konditionalis etc. nehmen die aussersprachliche Wirklichkeit nicht in gleicher Weise auf wie Sprecher von SAE, dem „Standard Average European“. Denken Sie dadurch auch anders? Kunstwissenschaftler sagen gern: „Der Mensch sieht (in der Kunst) nur das, was er kennt“. Eskimos haben mehr Wörter für die Arten des Schnees als Europäer, für Wüstenbewohner gibt es etliche Wörter für Sand, Weinkenner gebrauchen etliche Adjektive für ihren Wein, der für Norddeutsche nur süss oder trocken, rot oder weiss ist, und Schweizer haben zwanzig Wörter für die Tätigkeit „arbeiten“.
Der Wortschatz von Dialekten kommt in der Regel mit der permanenten Entwicklung des Wortschatzes in der Standardsprache nicht nach. Zwar füllt das Idiotikon der Schweizer Dialekte bald 16 Bände, darin werden sie aber kaum neue Schweizer Formen für „Leasing“, „googlen“ oder „MP3-Player“ finden. Die Wortfelder, in denen Dialektwörter noch stark differenziert sind, stammen zumeist aus dem häuslichen Umfeld oder der Landwirtschaft und gehen, mit der abnehmenden Bedeutung dieser Lebensbereiche, immer mehr in Vergessenheit.
Von Gehörlosen weiss man, dass ihre Gebärdensprache nicht identisch ist mit der Normalsprache, sondern hinsichtlich Grammatik und Syntax stark vereinfacht wird. Das kann jeder beobachten, der bei einem Fernsehfilm die Untertitel für Gehörlose einblendet. Die gesprochenen Dialoge werden vereinfacht wiedergegeben, Zeiten und Nebensatzkonstuktionen sind weniger komplex. Dennoch können diese Menschen viele Berufe erlernen, Autofahren, mathematische Probleme lösen und sind auch sonst zu Abstraktionen fähig, auf Basis ihrer Sprache.
Für eine homogene Sprechergruppe von Schweizern, die sich auf einen gemeinsam verwendeten Dialekt verständigen kann, sollte das möglich sein. Knifflig wird es nur, wenn dann in der Standardsprache definierte Fachwörter in die Diskussion einfliessen. Wir erleben im Gespräch mit Schweizern regelmässig, wie dann überlegt wird, ob ein Fachwort nun auf Hochdeutsch oder in Mundart ausgesprochen werden soll. Es entsteht dann eine kleine Verzögerung im Sprachfluss. Die Folge ist eine Mischform, wie man sie in der Schweiz sehr häufig zu hören bekommt. Dialekt durchsetzt mit hochdeutschen Wörtern.
Wenn es ans Verschriften der Beiträge geht, ist die Verwendung der Standardsprache wieder einfacher. Kleine Fingerübung zum Schluss: Versuchen Sie doch mal Kants Definition von „schön“ und „erhaben“ in ihren Dialekt zu übertragen und niederzuschreiben:
„Schön ist das, was in bloßer Beurteilung (also nicht vermittelst der Empfindung des Sinnes nach einem Begriffe des Verstandes) gefällt. Hieraus folgt von selbst, dass es ohne alles Interesse gefallen müsse. Erhaben ist das, was durch seinen Widerstand gegen das Interesse der Sinne unmittelbar gefällt.“
(Quelle: Wikipedia)
Anschliessend lesen Sie einem Sprecher ihrer Sprachgruppe diesen Satz vor. Erst auf Dialekt, dann auch Hochdeutsch. Messen Sie dabei die Zeit, die er andere benötigt, um den Satz aufzufassen und zu verstehen. Wenn sich das überhaupt messen lässt, aber Sie merken sicherlich schon, worauf das hinausläuft. Es denkt sich doch rascher auf Hochdeutsch, oder?
September 9th, 2009 at 12:04
Sprache funktioniert doch über, wenn man es sich bildlich vorstellt, „Assoziationswolken“ die in unserem Kopf mehr oder weniger bewusst rumschweben. Es gibt ja keine uns genetisch mitgegebene „Gottessprache“, und dann wird uns unsere „Muttersprache“ wie im Fremdsprachenunterricht mit „Übersetzung“ beigebracht sondern ja.. das bildet sich ganz von selbst. Wie, na das weiss man ehrlicherweise bis heute nicht. Aber dass dem so ist weiss man, das setzt voraus dass Sprache das Denken prägt und umgekehrt. „Ich bin sprachlos“ sagt man ja auch wenn man nicht seine Gedanken gerade nicht ordnen kann weil man von etwas so geschockt/überrascht ist, und wenn jemand lieber zuschlägt als zu diskutieren dann liegt das nicht zuletzt daran weil ihm die sprachlichen Mittel fehlen seinem Ärger über die Diskussion friedlich ausdruck zu verleihen. Da gibt es in den USA sehr interessante Projekte mit schwierigen Jugendlichen die nicht in Boot-Camps geschleift werden oder sonstwie diszipliniert werden, sondern die an Literatur herangeführt werden. Dadurch wird deren Horizont weiter und weiter, und sie kommen ohne Gewalt aus. Vereinfacht gesagt.
Sprache ist Kommunikation, und Kommunikation ist nicht bloß Gebrabbel oder „Ich bin grad in der U-Bahn, wo bist du?“ am Handy sondern umfasst alle Arten der menschlichen Vorstellungskraft und des Geistes. Nur so können wir uns ja austauschen. Insofern, man kann die Bedeutung der Sprache gar nicht hoch genug einschätzen. Und ich denke nicht dass der Dialekt die richtige Form ist um sich wissenschaftlich bzw. philosophisch auszutauschen. Man könnte es freilig „erzwingen“ indem man es wie die Franzosen mit ihrem Hass gegen Anglizismen macht die ja „französische“ Wörter für alle Anglizismen suchen und analog dazu eben „schweizerdeutsche“ oder „bairische“ Wörter sucht. Das ist aber kleingeistig und spottet eigentlich dem Begriff und dem Ideal einer „Geisteswissenschaft“.
Nicht zu vergessen, Kants Wahlspruch – und eigentlich das Motto der gesamten Aufklärung „SAPERE AUDE“ ist nicht umsonst auf Latein gehalten und wird erst sinngemäß ins Deutsche, und andere Sprachen übersetzt („Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ ist ja auch wesentlich länger). Der Sinn des Latein für die Aufklärer war weniger Tradition und mehr die Tatsache dass das Latein schlicht von mehr Menschen verstanden wurde als das Deutsche bzw. gar ostpreußischer Dialekt, und darum muss es doch letztlich gehen. Sprache ist Mittel zum Zweck und darf kein Selbstzweck werden, schon gar nicht zur Ausgrenzung benutzt werden. Den Effekt hat es wenn man verstärkt auf den Dialekt zurückgreift und dann im eigenen Saft schmort. Darum lege ich bei allem Munderart die ich liebe großen Wert auf gutes und gewandtes Hochdeutsch.
September 9th, 2009 at 12:08
PS: was mich leider dennoch nicht davor bewahrt bei meinen begrenzten 10-Finger-System Fähigkeiten unzählige Tippfehler zu machen 😉 Mea Culpa.
September 9th, 2009 at 15:03
Zum Ausgleich des vor 2.000 Jahren ( ca. 9.9.9 n. Chr.) erfolgten gesamtgerm. Sieges über die Römer hier für die riesengroße Schweizerfangemeinde des unbekannten und unbedeutenden Wortdrechslers J.W. Goethe eine kleine aktuelle Adaption des Kurzstückes aus der Schutzhütte in Ilmenau:
Bloggers Ruhe und Schweigen
Über allen Tasten
Ist Ruh‘
In allen Texten
Spürest Du
Kaum ein Leben;
Schweigen in der Blogwiese
Warte nur, recht miese
Liegst Du doch daneben.
September 9th, 2009 at 19:27
…Kant auf Schwitzerdütsch? Warum nicht! Kannt hat doch die Idee der Idee geprägt und deutlich gemacht, dass Ideen unabhängig vom Sprecher sind. Deshalb können sie auch in allen Sprachen ausgedrückt werden. Und wer will, nimmt einfach professionelle Übersetzungsdienste in Anspruch, um Kant richtig zu verstehen beziehungsweise Freunden oder Geschäftspartnern zum Verständnis zu bringen. Professionelle Übersetzungsdienste, die Dokumente übersetzen, gibt es zum Beispiel hier: http://fachuebersetzungsdienst.com oder http://uebersetzungsagentur24.com
Gruß,
Th.Kreutzner
September 10th, 2009 at 0:52
„im Alltag braucht man keine zwanzig Ausdrücke, die einem ….“ nein bestimmte komische Vögel brauchen ihren Dialekt ja auch nur für 120 Ausdrücke wie Loudi, Löli, Löutsch, Rääre, Chuz, Knüüs, Krouteri, Kundi , Schnädergätzi…Schlämperlig, Schlötterlig, Lööl, Saadrach, Tschumpel … hier kann man sich mal am soziolinguistischen Rande fragen, was ist das für ein Volk, welches so eine Auswahl nötig hat … was für eine Ansammlung von armi Hutti…
Verglichen mit der rauhen Stählernheit der Kunstsprache Hochdeutsch nimmt uns zudem der sanft schmeichelnde Klang der tüütschschwitzerischen Sprach (manchmal ist Dialekt so schwierig: man muss ein ganzes „e“ weglassen) der natürlich viel weicher und feiner ist: S Muul uff s Zäni chunt … in seinen Bann
Nein, keine Angst, nicht der Zahndoktor, sondern die Zehnuhrmahlzeit, die nach dem z nüni, welche nach dem z Morge, aber vor dem Zmittag eingenommen wird. Das sogenannte Knoppers.
Es gibt auf der Welt ungefähr 6000 Sprachen. Mehr als 98% sind Minderheitensprachen. Nedderdütsch, also Platt ist so eine. 8 Millionen nutzen diese Sprache, nimmt man den niederfränkischen und niederländischen Sprachraum sind es 26 Millionen. Durch Auswanderung sprechen in Russland 100 000 Sprachnutzer Niederdeutsch, in Paraguay 38 000. Schwitzertüütsch benutzen in Russland etwa, na ja wahrscheinlich, is noch schwierig… umständlich schwafeln, ohne auf den Punkt zu kommen – komisch an wen erinnert mich das immer – jeden Tag. Nur nicht allzu eindeutig festlegen …
Mal zum Thema
Natürlich kann man Kant ins Platt übersetzen. (Es gibt schliesslich auch eine Bibel in Nedderdütsch.) Aber muss man das. Bis in das 16. Jahrhundert war Platt auch Schriftsprache. Hätte Kant also ein paar Jährchen früher gelebt, dann müssten wir ihn heute ins Hochdeutsch übersetzen.
Und natürlich kann man Kant auch in einen Schweizer Dialekt uebersetzen, geeigneterweise in einen aus dem Tessin. Nur bitte nicht in Züritüütsch.
Es ergeben sich dann auch keine Verzögerungen im Sprachfluss. Diese erwähnte „Verzögerung“ ist nämlich kein sprachliches Phänomen. Sie ist ein Problem der Bedienungsanleitung. Es läuft alles immer wieder auf den Halbbatzigkeitskomplex hinaus. Und das ist so eine leider halbschlaue Angewohnheit. Ständig auf der Hut, sich nur nicht irgendwie zu blamieren – das ist das Eine. Und immer schön konform, so wie das bei uns in der … nun einmal (theoretisch und in der Sozialisationsvorgabe) ist, das ist das andere.
Und die Notwendigkeit, sprachliche Aeusserungen permanent durch diesen Scanner laufen zu lassen, machen das ganze System etwas langsamer.
September 10th, 2009 at 7:14
An Thomas Kreutzner und etwas off-topic:
Eine offenbar sogar von professionellen Sprachdiensten unterschlagene Kleinigkeit ist, dass sogar Zahlen landesspezifisch übersetzt werden sollten. Beide von dir angegebenen Links nennen eine Telefonnummer für die Schweiz oben rechts. Bevor aber ein Schweizer überhaupt diese Nummer wählen kann, muss er sie erst mal auf 044 0000-000 auf 044 000 00 00 übersetzen.
Das ist zwar nur etwa gleich wenig schlimm und beim 2. Anlauf dennoch lesbar, wie Franken und Rappen statt mit Punkt mit Komma zu trennen (gleich wie Euro), oder Tausender statt mit Hochkomma mit Punkt abzutrennen (wie das manche europäische Korrespondenz verlangt). Aber genau diese Detail-Nicht-Pflege löst den Reflex aus: „Aha, die wissen es wohl nicht besser, vielleicht bloss weil sie Deutsche sind und von der Schweiz keine Ahnung haben, aber vielleicht sind sie wirklich etwas unprofessionell. Da such ich mir doch besser etwas Einheimisches.“
Nur so als Input, falls du geschäftlich mit den beiden angegebenen Firmen (die ja übrigens die gleiche Nummer haben) liiert bist…
Mehr zu den Telefonnummern:
http://www.blogwiese.ch/archives/315
bzw. als Reload mit anderen Kommentaren
http://www.blogwiese.ch/archives/1127
September 11th, 2009 at 18:47
das ist lustig, damit selbst in der Deutschschweiz noch überhaupt jemand Zuerituetsch spricht müssen jetzt schon die Russen einwandern. Auch stösst man in Zusammenhang mit dieser Familie auf eine Internetseite, auf welcher sich die Schweiz mit berühmten und reichen Personen und Persönlichkeiten schmückt. Natürlich finden wir das peinlich. Aber bei so viel anderweitiger Fremdenfeindlichkeit auch ein interessanter Ansatz.
September 12th, 2009 at 1:22
@ Egon: Und der nächste Tyrann Nordkoreas spricht Berndeutsch, Katastrophenkaiser Napoleon III. sprach Thurgauisch… Daraus folgt: Leute, hütet euch vor wahnsinnigen Hochalemannen! Unter ihnen gibts entwichene Trolle, abgewählte völkische Bundesräte und Thronfolger ausländischer Diktatoren!
September 13th, 2009 at 21:05
@Egon:
Hochdeutsch eine Kunstsprache? Etwa weil es für Schweizer eine Kunst ist, diese zu beherrschen? 😀
Schweizer verstehen etwas von Ironie. Man weiß als Deutscher nur nicht wo sie anfängt und wo sie endet. Verunglimpfst du das Hochdeutsche nun als Kunstsprache oder hältst du deinen Landsleuten in Sachen Mundart den Narrenspiegel vor Augen? 🙁
September 14th, 2009 at 20:03
Hochdeutsch (Schriftsprache) als gesprochene Sprache ist eine Kunstsprache. Aber verunglimpfen würde ich sie nicht, nur spricht niemand so. Kant sprach schon gar nicht so, Goethe auch nicht, bei dem ging alles zur „Neische“.
Irgendwann wurde dann wohl beschlossen, die Schriftsprache mit Aussprachenormen zu versehen und dann ware es eben der Frankfurter (siehe oben) der die Norddeutschen besonders lobte, während er mit den Süddeutschen und „anderen“ so seine Probleme hatte.
Hier würde mich nun interessieren, wer weiss genaueres über diese „Phonologisierung“?
September 14th, 2009 at 23:05
Im August 2006, als die Aufforderung, Kant auf Schweizerdeutsch zu übersetzen, zum ersten Mal aufgeschaltet wurde, lieferte Phippu das für mich bisher absolute Blogwiese-Highlight – eine genial einfache, markige Übersetzung des philosophischen Texts.
Leider finde ich ihn nicht im Archiv. Phippu, kannst du deinen schlagenden Beweis, dass Schweizerdeutsch volltauglich ist, nicht nochmals aufschalten?
September 15th, 2009 at 9:58
An Solanna
Hier der schriftliche Beweis, dass nicht ich mich mit fremden Federn schmücken muss. In den Kommentaren finden sich nur 2 Dialekt-Übersetzungen für diesen Text: http://www.blogwiese.ch/archives/386
Und die stammen von Sam und Solar (!). Ich habe damals nur dezent zum Sturm im Wasserglas auf provokative Jens-Bemerkungen beigetragen.
Meintest du das?
September 15th, 2009 at 10:09
Ah ja, nochmals an Solanna:
Hier habe ich mal so einen fiesen Schulmeister-Link bekommen, für den Fall, dass man jemandem erklären will, wie man (auch ausserhalb des Blogwiesen-Inhaltsverzeichnis/der Blogwiesen-Suchfunktion) entsprechende Artikel finden kann. Schau mal selbst:
http://tinyurl.com/n9b5s3
(Zum selber schulmeistern: http://lmgtfy.com/ )
September 15th, 2009 at 12:29
schon der Umstand -ohne den Text gelesen zu haben- dass es sich um einen „genial einfache, markige Uebersetzung“ handelt lässt Zweifel an der „Volltauglichkeit“ aufkommen.
Andereseits verstehe ich immer noch nicht, warum es in der Deutschschweiz so viele Zeitungen gibt, die nur in der Deutschschweiz gelesen werden und in deren Artikel in Schriftdeutsch abgefasst sind.
Sprache is keine Landesflagge. Aber mit Flaggen kann man kommunizieren, zumindest auf See. Und vielleicht kann man Kant auch ins Morsealphabeth übersetzen. 🙂
@ Egon das würde mich auch interessieren. Her hat so ein Herr König aus Hannover mal verbreitet, dass dies auf Basler Druck geschehen sei, aber genau weiss ich das auch nicht mehr …
September 16th, 2009 at 7:13
An Neuromat:
Falsch, diese Zeitungen werden auch ausserhalb der Deutschschweiz gelesen. Ich habe z.B. auch schon beobachtet, wie jemand an einem Kiosk in Genf die Neue Zürcher Zeitung gekauft hat um sie dann im Zug zu lesen (Das war also von Genf bis Fribourg ausserhalb der Deutschschweiz). Und in Spanien habe ich mal jemanden den Blick lesen sehen (oder zumindest schaute er die grossen Bilder an, das war schwierig zu beurteilen).
Aber abgesehen von der Tüflischiisserei über die Formulierung mag es durchaus richtig sein, dass kaum Nicht-Schweizerdeutschsprecher Deutschschweizer Zeitungen lesen.
Als langjähriger Blogwiesen-Kenner solltest du aber dennoch wissen, weshalb die Zeitungen auf Schriftdeutsch verfasst sind. Da stehen ja jeweils so viele negative Meldungen drin, dass die Sprachwahl einfach nur auf „Katastrophen-Sprache“ fallen kann. Siehe dazu:
http://www.blogwiese.ch/archives/164
bzw. im Reload
http://www.blogwiese.ch/archives/968
http://www.blogwiese.ch/archives/347
http://www.blogwiese.ch/archives/482
http://www.blogwiese.ch/archives/947
Februar 26th, 2011 at 17:00
Ich bin zufällig auf diese Seite gestossen. Ich kritisiere die Aussage:
«[Die] Gebärdensprache [wird] hinsichtlich Grammatik und Syntax stark vereinfacht.»
als zu kurz greifend. Ich gebärde selber, und habe die Erfahrung gemacht, dass sich mit gewissen Gebärden sehr komplexe und kaum übersetzbare Sachverhalte ausdrücken lassen. Die Gebärdensprache ist wesentlich ausdrucksfähiger in räumlich-visuellen Bereichen und in der Dynamik. Ein Beispiel sind Zeichentrickfilme, die sich in Gebärdensprache nacherzählen lassen, was in Lautsprachen praktisch unmöglich ist. Auch gibt es vielschichtige visuelle Metaphern.
Da ist eine Übersetzung die Quadratur des Kreises! Darum darf man keine falschen Schlüsse ziehen bezüglich der Einfachheit einer Sprache!
September 25th, 2012 at 15:45
Hi,
natürlich finde ich es als einer, der Deutschland aufgewachsen ist erschreckend, dass ein Schüler erst in der 5ten Klasse das Hochdeutsche lernt. Allerdings gilt wohl wie so oft, andere Länder andere Sitten! Da das Schweizer Bildungssystem, gerade im Bereich Fremdsprachen, dem Deutschen überlegen ist, sollten wir das wohl auch mal einführen!
(Beim Vergleich der Schulsysteme berufe ich mich auf Hörensagen eines Freunde mit schweizer Klienten http://www.portedeurope.org . Als Dolmetscher kennt er sich eigentlich aus 😉 )