Wie diktiert man korrekt eine Telefonnummer in der Schweiz?
(reload vom 11.06.06)
Wir wohnen in Bülach, der Nightlife Metropole des Zürcher Unterlandes. Zentrum für angewandte Matrazenhorch-Forschung. Bülach ist ein grosser Ort. Es gibt hier viele Telefonanschlüsse. Fast alle fangen mit den Zahlen Acht-Sechs-Zwei an. Wenn Sie allerdings hier wohnen und jemand fragt Sie nach ihrer Telefonnummer, dürfen Sie auf keinen Fall den Fehler machen, diese Nummern einfach so nach einander aufzuzählen.
„Achthundertzweiundsechzig“ ist die korrekte Aussprache für einen Anschluss in Bülach, und bitte danach unbedingt in Zweiergruppen weiter, zum Beispiel „Vierundfünfzig“, „Zweiundachtzig“.
Wir wissen nicht, wann und wie die Schweizer das lernen oder eingetrichtert bekommen, aber Telefonnummern dürfen niemals einfach als Einzelziffern heruntergerasselt werden, nein, sie gehören ordentlich gruppiert in Dreier- und Zweiergruppen vorgelesen. Wir wurden sogar schon am Telefon unwirsch zurechtgewiesen, weil wir uns anfangs nicht an dieses „Gesetz der Gruppierung“ halten wollten. Offenbar hatte unser Gesprächspartner erhebliche Mühe, eine Reihe von Nummern zu notieren, wenn diese nicht gruppiert genannt werden.
Werfen Sie einen Blick in Ihr örtliches Telefonbuch, falls Sie in der Schweiz wohnen. Sie wissen schon, das dicke Ding mit dem Englischen Titel „Directories“ drauf, und Sie werden feststellen: Schweizer Vorwahlen sind immer dreistellig und beginnen mit einer Null. Dennoch dürfen Sie in Bülach nicht „Null-Vier-Vier“ sagen, sondern müssen mit „Null-Vierundvierzig“ anfangen, um dann mit der erwähnten „Achthundertzweiundsechzig“ fortzufahren.
Alle Schweizer Telefonnummern sind zehnstellig, egal ob sie in einer grossen Stadt wohnen oder in einem Bergdorf mit 20 Anschlüssen. In Deutschland hingegen werden Sie noch heute in bestimmten ländlichen Regionen Telefonanschlüsse finden, bei denen die Ortsvorwahl doppelt so lang ist wie der eigentliche Anschluss. Das war nicht immer so in der Schweiz. Hier eine alte Aussenwerbung, noch ohne obligatorischer Vorwahl oder Zwangsgruppierung:
Sie können bei den Schweizern die grösste Verwirrung auslösen, wenn Sie plötzlich auf die Idee kommen, die Dreiergruppen-Zweiergruppen-Regel zu durchbrechen, und einfach stur „Acht-Sechs-Zwo-Fünf-Vier-Acht-Zwo“ vorzulesen, oder noch besser, einfach mal mit einer Zweigruppen anfangen: „Sechsundachzig – Zweihundertvierundfünfzig – Zweiundachtzig“. Da kommt Freude auf! Sie werden merken, wie Ihr Schweizer Gegenüber unter Garantie drei Anläufe braucht, um Ihre Äusserung im Kopf wieder sorgsam in die gewohnte Dreier- und Zweigruppen zurück zu verwandeln, bevor er sie zu Papier bringt.
Ob das die Schweizer in der RS, der Rekrutenschule lernen? Ob es Teil der geheimen Freund-Feind Erkennungsstrategie für den militärischen Verteidgungsfall ist? „Lies mir diese Nummer vor, und ich sag Dir, ob Du ein Eidgenosse bist!„ Es wird auf jeden Fall im Rahmen der Kaufmännischen Ausbildung geschult, wie man Telefonnummern korrekt gruppiert. Aber müssen denn alle Schweizer ins KV oder in die RS?
Juni 11th, 2009 at 13:31
D.h. ich kann Sie unter der Nummer Null Milliarden vierhundertachtundvierzig Millionen sechshundertfünfundzwanzig Tausend vierhundertzweiundachtzig erreichen?
Juni 11th, 2009 at 14:01
lol – cooler Beitrag 😉 Durfte das auch schon so feststellen und erleben 😉
Juni 11th, 2009 at 17:33
Die Nummern waren auch einmal neunstellig (3 – 2 – 2 – 2). Die zugegebenermassen seltsame heutige Gruppierung kommt wohl daher, dass beim Wechsel auf drei Stellen die Vorwahl und die beiden letzten Zweiergruppen gleich blieben und die erste Zweiergruppe (die normalerweise die Ortschaft kennzeichnet) erweitert bzw. geändert wurde.
(041 83 VW XY -> 041 855 VW XY)
Juni 11th, 2009 at 17:47
bist du sicher, dass die Bülacher nicht „acht-zweiundsechzig“ sagen?
[Antwort Admin: Nein, garantiert die ersten 3 Ziffern als „Achthundertzweiundsechzig…“ ]
Juni 12th, 2009 at 13:11
Komisch, hatte ich noch nie Probleme mit.
Überhaupt sollte man im Deutschen eigentlich immer Einzelziffern diktieren – siebenundsechzig wird sicher in mind. 1 von 4 Fällen als 76 aufgeschrieben…
Juni 12th, 2009 at 18:49
@Ein Zuercher
das war das erste das mir aufgefallen ist als ich in die CH kam.
Dachte schon ich spinne. Finde es super das das hier angesprochen wird.
So wiess ich jetzt das es in der Schweiz eine „unbewusste“ Nummern Regel gibt. In Dland gibt es das so nicht. Die Nummern sind da auch überall anders.
Ausserdem geht doch der Blog um solche Kulturellen Unterschiede oder?
Juni 14th, 2009 at 11:36
Naja, ich sag auch immer XXX 5-11-88-00 und zwar, weil mans sich so leichter merken kann! immerhin kann ich ja selbst sagen „hier 11880“ ohne zu lügen (durch Weglassen eines Teils der Wahrheit ^^)
Juni 17th, 2009 at 7:17
Es hat noch ein paar interessante Antworten im Originaleintrag von 2006:
http://www.blogwiese.ch/archives/315
z.B. auch zu den möglichen Verwirrungstaktiken.