-->

Hochdeutsch im Kindergarten? — Schwyzerdüütsch im Chindergarte!

  • Mehrheitlich Hochdeutsch?
  • Wir lasen im Tages-Anzeiger vom 05.07.06, S. 16, von einer unheilvollen Entwicklung für die Zukunft unserer Kinder:

    Am 23. Mai entschied die Schlierener Schulpflege, dass ab nächstem Schuljahr an allen Kindergärten mehrheitlich Hochdeutsch gesprochen werden soll. Lediglich bei Liedern, Versen und zuweilen auch beim Geschichtenerzählen wird Schweizerdeutsch noch akzeptiert.
    (Quelle: Tages-Anzeiger 5.7.06)

    Wir sind offen gestanden entsetzt über diese Entwicklung. Wohin soll das führen, wenn unsere Kinder mit „Gutem Tag“ anstelle von „Grüezi“ am Morgen begrüsst werden? Werden sie nicht schon genug den lieben langen Tag mit Hochdeutsch bombardiert, wenn sie im Fernsehen ihre Lieblingssendungen wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Siebenstein“ auf dem Kinderkanal auf Hochdeutsch anschauen müssen? Reicht diese schleichende Aufweichung ihres Schweizerdeutschen Sprachvermögens nicht schon?

  • ARD und ZDF einfach nicht mehr ausstrahlen
  • Wann wird endlich durchgesetzt, dass diese Sender im Schweizer Senderaum nicht mehr auf Hochdeutsch sondern nur noch in Berndeutsch synchronisierter Fassung ausgestrahlt werden dürfen? Die Deutschen schotten sich doch auch vor unseren Sendern ab, warum können wir das in der Schweiz nicht praktizieren? Müssen wir unbedingt ZDF und ARD und RTL auf Hochdeutsch empfangen und damit die gesunde Aussprache und das Sprachvermögen unser Kinder gefährden? Hand aufs Herz. Wer guckt eigentlich diese arroganten Sender? Gerade die WM hat doch wieder gezeigt, dass nichts über die Qualität des Schweizer Fussballkommentars geht, Kerner und Beckmann waren nicht zum Aushalten bei ARD und ZDF. Und seit wir „Genial Daneben Schweiz“ kennen, könnte man eigentlich auch SAT1 Schweiz vom Kabel nehmen, es schaut ja eh niemand mehr an. Wie kann man freiwillig Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen wählen, wenn man Frank Baumann haben kann?

  • Pingu in die Endlosschleife!
  • Als Sprecher für ein rein Schweizerisches Fernsehen empfehlen wir Emil Steinberger, der in vorbildlicher Weise bereits Kinderkassetten mit Astrid Lindgren Geschichten vertont auf Luzerner Schweizerdeutsch veröffentlicht hat. Diese Bemühungen müssen unbedingt verstärkt werden, sonst droht unseren Kindern der Verlust der Sprachidentität. Könnte man im Schweizer Fernsehen statt „Peter Lustigs Löwenzahn“ nicht die traditionellen „Pingu-Geschichten“, die unsere Kinder aus der Fernsehecke des Migros-Restaurants so gut kennen, in einer Endlosschleife präsentieren? Denn nur durch die dort fortbildlich artikulierte Sprache können wir einen gesunden Lerneffekt durch Nachahmung bei unseren Kindern erhoffen. Die Kinder hätten sicherlich ihren Spass, würden nicht durch Hochdeutsch in die falsche Richtung gelenkt, und ein gutes Stück Schweizer Kultur bekämen Sie auch gleich noch mit auf ihren Lebensweg.

    Wir begrüssen die Bildung der „IG Schwyzerdüütsch im Chindergarte“, die innert zweier Wochen 1500 Unterschriften gegen den Hochdeutschentscheid der Schulpflege sammelte (vgl. Tagi vom 5.7.06) und danken den Bewohnern des Kantons Schwyz, dass sie dieser IG für einmal gestatten, das Ypsilon im Namen zu führen. Es dient ja einer guten Sache.

    Hochdeutsch ist und bleibt die Sprache der Katastrophen- und Verkehrsmeldungen und hat nichts in unseren Kindergärten zu suchen. Wahrscheinlich werden die Kinder sonst nur mit „zack zack, ab in den Sandkasten“ und „Organisation! Wo hast Du wieder deine ‚Hausschuhe’ liegen gelassen“ von den Hochdeutsch sprechenden Kindergärtnerinnen herumbefohlen, und wissen bald nicht mehr, was ‚Finken‚ und das ‚Zvieri‚ sind! Bald kämen Sie dann nach Hause und wünschen „ruck zuck, Marsch Marsch, das Abendessen, wir haben Hunger!„, wenn es Zeit fürs Znacht ist! Und was soll geschehen, wenn ein Kind sich verletzt? Wenn es den Trost einer Erzieherin benötigt? Wie soll das gehen in der Schriftsprache? In der Sprache der Gesetze und Verordnungen ist kein Platz für Gefühlsäusserungen, völlig unmöglich, das geht schon rein technisch und vom Vokabular her nur auf Schwyzerdüütsch.

    Der Tagi schreibt:

    Während SP und Grüne sich hinter die zügige Förderung der Standardsprache stellen, um einen «zweiten Pisa-Schock» zu vermeiden (…)
    Für Hochdeutsch im Kindergarten spreche, dass Kinder im Alter von vier Jahren am empfänglichsten fürs Sprachenlernen seien.

    Pisa-Schock? Was wurde denn in dieser Studie in der Schweiz gemessen? Die Kompetenz der Schweizer Schüler in der Schweizerdeutschen Alltagssprache etwa? Oder die Fähigkeit der Jugend, perfekt per SMS auf Schweizerdeutsch zu kommunizieren? Dann wäre das Ergebnis sicher besser ausgefallen. Hier wurden doch Äpfel mit Birnen verglichen. Wer braucht denn schon „Lesekompetenz in der Schriftsprache Deutsch“, wenn Gebrauchsanweisungen auch auf Englisch erhältlich sind?

  • Textaufgaben auf Baseldütsch
  • Wir brauchen kein Hochdeutsch im Kindergarten, unsere Kinder sollen in diesem Alter lieber „richtiges Schwyzerdüütsch“ lernen, das schafft Identität und nebenbei auch Verbundenheit mit dem Kanton Schwyz. Den Ausländerkindern in der Klasse steht es frei, ebenfalls Schwyzerdüütsch zu lernen, wenn sie hier weiter in das Alltagsleben der Schweiz integriert werden wollen. Als Vorbereitung für den Berufsalltag an der Migroskasse, beim Güselwagen fahren oder fürs KV sicherlich unabdingbar. Solides kaufmännisches Rechnen ist hier gefragt, und warum nicht endlich mal ein paar Textaufgaben auf Basel-, Züri- oder St. Gallerdütsch, damit die Vielfalt unserer Heimatidiome gleich mitgelernt wird?

  • Non-verbale Kommunikation ist besser
  • Alternativ bliebe für die nicht integrationswilligen Ausländerkinder ja auch noch das Erlernen von non-verbaler Kommunikation mit Händen und Fäusten Füssen, praktiziert auf dem Spielplatz oder Pausenhof. Man muss ja nicht immer reden, oder? Praktisches Überlebenstraining für den Alltag wäre es allemal. Ein guter Gebärdensprachen-Lehrer oder ein Meister im Kung Fu würde hier auch Abwechslung und Bewegung in den Chindsgi-Alltag bringen.

  • Lieber Englisch als Hochdeutsch
  • Wer will schon höher hinaus? Wer braucht schon die Matura? Wenn die Universitäten und Spitäler in der Schweiz nur von Deutschen Professoren geleitet werden, hat doch eh niemand Lust, dort studieren oder arbeiten zu wollen. Sollen die ruhig unter sich bleiben. In der öffentlichen Kommunikation mit Gästen aus dem Ausland bevorzugen wir Englisch, das hat sich auch als „lingua franca“ mit unseren Freunden aus der Westschweiz erwiesen. Da gibt es nichts auf Hochdeutsch, was nicht auch wunderbar auf Englisch ausgedrückt werden könnte: „Next stop: Zurich main station.. we wish you a pleasant journey“. Unsere Besucher aus dem Norden können auch alle Englisch, wie wir jetzt während der Fifa-WM täglich beobachten durften. Dann sollen sie diese Sprache bei uns gleich weitersprechen. No need for High-German at all!

  • Täglich eine Seite aus dem Idiotikon vorlesen
  • Wie sollen unsere Kinder später den Meteo-Wetterbericht im Schweizer Fernsehen verstehen, wenn sie nicht schon mit vier Jahren im Kindergarten systematisch in die Fachsprache der Wetterkunde auf Schwyzerdütsch eingeführt werden? Die Gestaltungsmöglichkeiten und die Vielfalt der Dialekte ist hier besonders ausgeprägt, sie muss aber auch frühzeitig gelernt werden, sonst geht uns ein Stück Kultur verloren. Wir hätten dazu einen Vorschlag: Anstatt in die Hochdeutsch Verbildung -Fortbildung der Kindergarten-Erzieherinnen zu investieren, sollte man lieber die ersten vierzehn publizierten Bände des Schweizer Idiotikons für jeden Kindergarten anschaffen, um daraus täglich eine Seite den Kindern vorzulesen. Nur so kann der Sprachschatz und die Variantenvielfalt der Schweizer Sprache auf Dauer in den Köpfen der Jugend bewahrt bleiben. Genialer Plan, nicht wahr? Wir sind da ganz zuversichtlich, dass das auf Dauer mehr Wirkung zeigt als „Hochdeutsch im Kindergarten“. Dem Idiotikon wird auch eine stark sedative Wirkungen zugesprochen. Ideal, um eine Gruppe von aufgedrehten Chindsgi-Kindern nach ausgelassenem Spiel wieder ruhig zu stimmen. So ruhig, dass sie unmerklich wie beim Superlearning im Halbschlaf ihr Vokabular vergrössern, noch bevor die Erzieherin beim Buchstaben B angekommen ist.

    

    41 Responses to “Hochdeutsch im Kindergarten? — Schwyzerdüütsch im Chindergarte!”

    1. su Says:

      Poa, was soll man dir denn jetzt glauben? Ist das alles nur deutsche Ironie…

      Ich frage mich wirklich was das bringen soll? Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass im Chindsgi keine Standard-Sprache gesprochen wird (was bestimmt eh nicht 100% durchsetzbar ist: Ich war ja selber Lehrerin in einem Oberstufen-Zentrum… wenn schon die Lehrer/innen Probleme haben die Standard-Sprache durchzuhalten… wieso sollten sich dann die Schüler bemühen nicht in Schweizer-Deutsch zu antworten)

      Ich finde es ja schon schlimm genug (und das schon als kleines Kind) dass beim Mutter und Vater spielen oder sonst welchen „Rollenspielen“ unter den Kindern Standard-Sprache gesprochen wird. Ich habe mich immer strickte geweigert, was zur Folge hatte, dass ich oft nicht mitspielen durfte. Und da ist übrigens noch anzumerken, das war kein Hochdeutsch-Federal (klar so ein bisschen komische Satzstellungen usw.) aber die Aussprache war 1A.

      Also, ich finde es reicht, wenn ab der 1. Klasse angefangen wird im Unterricht Standard-Sprache zu sprechen und das bitte auch konsequent. Nicht nur die Lehrer sondern auch die Schüler-Antworten. Es geht nämlich nicht ums Verstehen, sondern ums Ausformulieren von korrekten Sätzen die flüssig daherkommen. Ich übe das jetzt noch, und unter Druck kommt es noch viel zu oft vor, dass ein Satz grammatikalisch völlig „abverreckt“, weil man schon wieder einer umgangssprachlichen Formulierung aufgesessen ist.

      Ich bin für SCHWEIZERDEUTSCH in den schweizerischen Kindergärten.

    2. Andreas Says:

      Hoi, SU,

      als ich Jens Beitrag las, habe ich mir schon gedacht, dass da ein kultureller Unterschied zum tragen kommt. Natürlich ist das Ironie. Das Thema allerdings hätte ich als Gast in diesem Land eher nicht augegriffen, den wie will ich das als Gast in diesem Land Beurteilen.
      So wie du die Ironie nicht eindeutig erkennst, so habe ich deine Argumentation nicht ganz verstanden, denn Begründung und Resultat weichen bei dir voneinander ab (spreche schlecht Standartsprache … deshalb Schweitzerdeutsch im Kindski)

      Gruss, Andreas

    3. Administrator Says:

      @su
      Kinder können, je früher desto einfacher, in der Regel ohne Probleme mehrere Sprachen parallel lernen. Für sie ist es „Vater-Sprech“, wenn der Vater z. B. auf Französisch spricht, und „Mutter-Sprech“, wenn sie auf Deutsch spricht. In der Regel und bei normaler Intelligenz und Sprachvermögen läuft das unterbewusst und aktzentfrei ab. Die Probleme tauchen bei bilingualen Kindern erst auf, wenn sie das Gefühl haben, „anders zu sein“ als die anderen. Kein Kind will anders sein.

      Ein vorurteilsfreie und spielerische Verwendung von Standardsprache schon im Kindergarten zu lernen, halte ich für einen grossen Vorteil, weil dann leicht zwischen dem Soziolekt „Familien-Sprech auf Schweizerdeutsch“ und der Variante „Standarddeutsch“ gewechselt werden kann.

      Es ging mir um die Glosse um das konsequente „Zu-Ende-Denken“ der negativen Assoziationen, die manche Schweizer mit Hochdeutsch verbinden. Sorry, wenn Dir das zu heftig war.

    4. MaxH Says:

      Endlich einmal jemand, der wirklich sagt, was gesagt sein muss. Wir als Deutsche haben unsere Muttersprach- und Mundartgesellschaften und pflegen liebevoll unsere Dialekte. Kommt alle mal nach Oberried im Schwarzwald zu den alemannischen Wochen! Und in Deutschland sprechen Kindergärtnerinnen (männliche sind vernachlässigbar) Dialekt – was glaubt denn ihr?

      Wenn das so weitergeht, reden die Schwaben (nur die Volksgruppe, es gibt auch nicht-schwäbische Deutsche) schwäbisch, die Südbadener Alemannisch, die Nordbadener Badisch, die Pfälzer Pfälzisch usw (man würde nicht glauben, wie viele Dialekte wir haben) und verschicken die Kinder in den Ferien in die Schweiz, ordentliches Deutsch zu lernen.

      Heute kaum vorstellbar, aber Goethe wurde zum Studieren nach Leipzig geschickt, um das dort gesprochene feine Deutsch (ja, sächsisch!) zu lernen.

      Also vielleicht werden bald Hannöversche Schulklassen nach Bern geschickt, dann können sie bei jungen Schweizern, die schon im Kindergarten ordentlich deutsch gelernt haben, spielerisch ihre eigene Sprache lernen.

      Eigentlich eine schöne Aussicht! Als erstes bringt ihnen bitte bei, langsamer zu sprechen (ich buche auch schonmal einen Kurs darin!).

    5. Johanna Says:

      Standarddeutsch im Kindergarten ?!? Kürzlich las ich einen Zeitungsartikel dazu und es sträubte sich mir alles, was sich bei mir sträuben kann.

      Dann fragte ich zuerst meinen Bruder und dann einen Arbeitskollegen nach ihrer Meinung dazu. Beide haben Kinder im Schulalter. Beide sind der Meinung, dass „Priorität auf Standarddeutsch schon im Kindergarten“ für die Kinder nur Vorteile bringt. Sie fanden beide, dass die Kinder damit weniger Probleme haben, als Erwachsene (wie ich, vor allem kinderlose, wie ich) meinen. Es helfe den Kindern z.B. auch auf „Kindergarten/Schule“ umzustellen. Dort ist ein anderer Umgang (Benehmen, Verhalten, Aufmerksamkeit, Konzentration) gefragt als ausserhalb der Schule/des Kindergartens oder zu Hause. Die Umstellung der Sprache (z.B. nach der Pause oder im Kindergarten nach einer Spielphase, die in Dialekt stattgefunden hat) kann wie ein Signal funktionieren: „ab jetzt ist wieder anderes Verhalten gefordert“.
      Ich beuge mich jetzt also der Erfahrung der beiden Väter (ich nehme an, die Mütter wären gleicher Meinung gewesen, wenn ich Gelegenheit gehabt hätte, sie auch zu fragen)

    6. peter Says:

      ich finde es gut, wenn im chindsgi schweizerdeutsch gesprochen wird. denn dann lernen die fremdsprachigen kinder, die bis zum chindsgi-eintritt oft nur wenig kontakt zu schweizer kindern hatten, die alltagssprache auch noch. sonst verstehen sie nämlich nachher auf dem pausenplatz nur bahnhof. alles zu seiner zeit… 😉

    7. Martin Says:

      Hallo Jens,

      zufälligerweise habe ich mich vor ein paar Wochen mit einer Kindergärtnerin, die eben an einem der Chindsgis in Schlieren arbeitet, über diesen Vorstoss der Schlierener Schulpflege unterhalten. Mit der von dir ironischen (wie in der Blogwiese ja ganz selten mal üblich 😉 Zustimmung war es ihr allerdinges ernst: Da der Ausländeranteil in Schlieren sehr hoch sei, seien die meisten der Kinder in ihren Klassen Ausländerkinder, es gebe kaum noch Schweizer Kinder. Und erstere würden, wenn sie in den Chindsgi kommen, nur ihre Muttersprache sprechen und Hochdeutsch aus dem Fernsehen verstehen, aber, da sie keinen Kontakt zu Schweizer Kindern hätten, so gut wie kein Schwiizertütsch. Du schreibst ja schon von der „weiteren Integration der Ausländerkinder in das Alltagsleben der Schweiz“ – was die Sprache betrifft, wäre das im Kindergarten ja überhaupt erst der Anfang. Daher sieht die Kindergärtnerin die Zeit im Chindsgi als notwendig für den Spracherwerb eben des Schweizerdeutschen an – „später in der Schule wird ja fast nur noch Hochdeutsch geredet und in der Freizeit weiter die Muttersprache der Kinder“. Die Entwicklung scheint ähnlich zu verlaufen wie an Rütli-Schule etc. in D, wäre da nicht das Schwiizertüütsche: Den Ausländerkindern in Schlieren wird für immer ein Rätsel bleiben, was „Finken“ und das „Zvieri“ sind, was ein „Tschuutieböle“ und wer der „Fläddermuusmaa“ ist.

      Grüße aus dem Hardquartier,
      Martin

    8. vorgestern Says:

      Einfach genial, Jens!!!!!

    9. Stefan Says:

      ironischer beitrag. Langsam denke ich, der Author stört sich an zuvielem hier in der Schweiz….

    10. Petra Says:

      was hab ich gelacht! Aber Spass beiseite, gestern sahen wir das Fussballspiel, ich fragte den Sohn unserer Freunde, der Ende der sechsten Klasse ist, ob denn nun in der Schule immer Hochdeutsch gesprochen würde. Seine Antwort war ernüchternd, die Hälfte des Unterrichts werde auf Schweizerdeutsch abgehalten. Er selber hat leider die Aufnahmeprüfung aufs Gymnasium nicht geschafft, da er in Deutsch zu schlecht war. Es gibt zwar wohl seit neuestem die Vorgabe, dass der Unterricht auf Hochdeutsch abgehalten werden soll, doch wer hällt sich daran?

      Ich habe selber zwei Mädchen die hier in der Schweiz im Kindergarten waren und nun in der Primarschule sind. Es ist sicher kein Nachteil für die Kinder wenn, sie im Kindergarten schon Hochdeutsch lernen, so haben sie später in der Schule einfach einen viel grösseren Wortschatz.

      Man kann den Dialekt doch jederzeit ausserhalb von Kindergarten und Schule lernen. Im Schwarzwald sprechen doch auch viele Kinder mit ihren Eltern und Freunden Alemannisch, obwohl im Kindergarten und in der Schlule Hochdeutsch gesprochen wird, eigentlich kein Probem.

    11. Basil Says:

      Genialer Artikel!

      Die Frage, ob Hochdeutsch oder Schweizerdeutsch im Chinsgi gesprochen werden soll, können wir mit zwei Antwortansätzen angehen:

      a) Normativ. Mit Normativ ist gemeint, dass wir aus der Gesellschaft eine Sollvorstellung bezüglich der Sprachwahl herausarbeiten und dann diese Sollvorstellung als Massgabe für den Chinsgi benutzen. Da in der Deutschschweiz die Dialekte momentan eher einem gewissen Protektionisums unterliegen, hat ein normativer Ansatz bezüglich Neuerungen im Chinsgi nur wenig Chancen.

      b) Rational. Mit Rational ist gemeint, dass wir als Basis für die Diskussion die besten Entwicklungschancen des Kindes als Massgabe nehmen. Aus Jens Kommentar geht ziemlich klar hervor, dass frühes Hochdeutsch viele Chancen birgt.

      Wollen wir solche Fragen normativ oder rational angehen? Da ich bei solchen Fragen Vernunftsentscheide gegenüber Bauchentscheiden favorisiere, würde ich mich klar für Hochdeutsch im Kindergarten aussprechen.

      LG, Basil

    12. Chimaera Says:

      Wow… Krasser Beitrag.
      Zum Thema Dialekt in Grundschulen et cetera kann ich nur sagen dass bei mir daheim, im Kindi und in der Grundschule eigentlich Dialekt gesprochen wurde (Schwaben).. wobei das mehr von uns Kindern im Kindergarten und der Schule ausging.. „Rei g’schmeckte‘ Lehrer aus dem Norden hatten in der pRegel wenige Probleme, waren halt gezwungen sich soviel von der Sprache anzueignen auf das sies kapierten (von dem Spezialvokabular mal abgesehen). Den Kulturschoc gab es bei mir erst aber der 5. Klasse, als ich auf eine weiterführende Schulder wechselte. Da durfte ich mir dann permanent „auf Hochdeutsch bitte“ und „wie bitte???!!“anhören. Hatte dann den Vorteil das ich mir den Dialekt mehr oder weniger in der Alltagssprache abgewöhnte was mir von der näheren Verwandschaft im Gegenzug dann übelgenommen wurde („Des isch gar koiner von ois“).
      Fazit:
      Als Integrationsfaktor kann der Dialekt im Kindergarten sicher Wunder leisten bzw. das Gruppengefühl stärker ausprägen. Aber ob er aus pädagogischer Sicht sinnvoll ist, lass ich mal eher offen. Nach dem Statement von Petra bin ich da auch eher skeptisch. Man sollte sich halt auch überlegen was jetzt genau das Ziel des Kindergartens sein soll: Soviel ich weiss wird der K. bei uns als Vorbereitung auf die Schule definiert. Und damit tritt der Integrationsfaktor streng genommen eher in den Hintergrund.
      I

    13. Widi Says:

      Im Kindergarten Schweizerdeutsch – finde ich.

      Wenn dann in der Schule konsequent Hochdeutsch gesprochen würde, dann wäre das sowieso kein Problem, weil dann würde man ja 9 Jahre lang Hochdeutsch „lernen“ – und sorry, das wird ja wohl sicher genügen, um sich verständigen zu können.

      Ich findedas Argument der Ausländer-Kinder Intergation schon noch wichtig. Und da Integration auch immer stark mit „Alltag“ zu tun hat, wäre es doch auch wünschenswert, wenn diese Kinder eine Plattform für Schweizerdeutsch lernen hätten. Wo lernen sie es sonst?
      -> Zu Hause wird in der Muttersprache gesprochen
      -> In der Schule/Kindergarten dann Hochdeutsch

      Da wird es ein solches Kind schwer haben, sich in der Freizeit mit anderen Kindern zusammen zu sein, weil es versteht sie ja nicht…

    14. sylv Says:

      Super ! Blogwiese at it’s best! 🙂

    15. Petra Says:

      @widi
      um den Dialekt muss man sich hier glaube ich die wenisten Sorgen machen. Man kann einen Dialekt durchaus auch ausserhalb der Schule lernen. Die Aussländerkinder haben in der Schule oft unnötige Probleme die meines Erachtens durch zu spätes Deutsch lernen entstehen. Es reicht einfach nicht aus, wenn man Deutsch erst ab der Schlulzeit lernt. Der Mix von Hochdeutsch und Schweizerdeutsch ist nicht nur für die Ausländerkinder verwirrend und von grossem Nachteil. Denn wie kann ein Kind denn nun wissen was ist hier Dialekt und was ist Hochdeutsch.
      Was die Integration angeht stelle ich etwas erstaumliches fest. Wir kennen einige Deutsche Kinder die schon lange in der Schweiz leben und die einfach nicht auf Schweizerdeutsch umschalten wollten. Trotzdem sind sie bei den anderen Kids akzeptiert. Nach dem Mott: Hauptsache man versteht sich.

    16. Fiona Says:

      Les Romands haben ihren „patois“ vor 100 Jahren aufgegeben: das steht fest – oder? Weiss jemand mehr über den Hintergrund?

      Ich habe aber gehört, le patois wird in abgelegenen Orten in der Romandie immer noch gesprochen. Wo?

    17. MSF Says:

      Logisch, dass Sie als Deutsche möchten, dass Ihre Kinder im Kindergarten richtiges Schwyzerdütsch lernen! 😉

      Aber die Mehrheit der Kinder spricht hier bereits Schwyzerdütsch oder sonst irgendeine Vater-/Mutter-Sprache. Und für diese Kinder ist es halt besser, wenn sie im Kindergarten etwas Neues hören, weil man ja bekannterweise je Jünger desto besser eine Sprache lernt.

      Meine Meinung (als Ur-Schweizer): Hochdeutsch im Kindergarten bringt allen Kindern etwas, ausser den Deutschen! Also los damit, gleich nach den Sommerferien!

    18. Widi Says:

      @Petra:
      Mein Ansatz ist halt: Lieber erst, wie jetzt, in der Schule Hochdeutsch, dann dafür konsequent.
      -> Weitere zwei Jahre teilweises Hochdeutsch, weil inkonsequent, bringt auch nix.

      Zudem: Ich glaube, es stimmt, wenn sich die Kinder mal gefunden haben, dann ist die Sprache zweitranging. Stellt sich nur die Frage, wieweit sich ein Kind einer anderen Nation überhaupt bei den anderen Kindern integrieren kann, wenn es GAR kein Deutsch, weder Hoch- noch Schweizerdeutsch spricht – von da her ist es vielleicht nicht so wichtig, ob ein Kind zuerst Schweizerdeutsch oder Hochdeutsch lernt – aber es macht es sicher einfacher, sich mal in der Muttersprache der Schweizer Kinder zu verständigen…

    19. Vertbeau Says:

      Interessanter Eintrag heute! Ich persönlich bin auch für mehr Standartsprache, vor allem in Schule und Kindergarten, schon wegen der Verständigung mit den Leuten im eigenen Lande (Immigranten, Romands, Tessiner etc.). Aber dabei, und das sieht man hier ja auch, darf natürlich die spezifische Kultur des Schweizerdeutschen („Schwiizerdütsch“ von Schwiiz für Schweiz und nicht von Schwyz…) Lieder, Ferse etc. nicht vernachlässigt werden. Aber eigentlich ist das bis jetzt kein Problem gewesen. Was mich hier stört, und dass muss es ja immer einmal pro Blog-Eintrag (sonst kann ich kein „Comment“ schreiben), ist dieser Satz:
      „Müssen wir unbedingt ZDF und ARD und RTL auf Hochdeutsch empfangen und damit die gesunde Aussprache und das Sprachvermögen unser Kinder gefährden?“
      Gesunde (was immer das heisst) Aussprache und Sprachvermögen gibt es nicht nur in der Standartsprache, sondern auch in jedem Dialekt, so auch auf Bayrisch und Fränkisch und im Senslerdeutsch. Zudem, muss man für gutes Standartdeutsch nicht unbedingt ARD, ZDF (oder RTL… wie kann man auf sowas kommen…) schauen, sondern man kann SF1, SF2 schauen, oder Radio DRS hören. Auch wenn leider immer mehr in Dialekt ist (siehe Meteo), so sind doch viele Sendungen und vorallem Nachrichten auf Standartdeutsch und das mit „gesunder Aussprache“!

      PS: Vielen Dank, das meine Idee vom 14-Bändigen Idiotikon (das ich eigentlich Ihnen angeraten habe) auch angekommen ist. So werden die Schweizerkinder wenigstens nicht so blöd räseln müssen, wo die „Lämpen“ etc. herkommen könnten.

    20. Züpf Says:

      Schaffen wir Schweizerdeutsch ab!

      Wozu dient diese Abnormalität in der leistungsorientierten Gesellschaft von heute? Zu gar nichts, sie verhindert bloss, dass wir bei Pisa besser punkten.

      Und scheinbar reicht es für die heutigen Anforderungen nicht mehr, eine Sprache in der Schule zu lernen, das ist eben schon zu spät. Und damit keine Missverständnisse aufkommen: Auch die Eltern müssen selbstverständlich ab Geburt mit ihren Kindern schon Standardsprache sprechen. Offensichtlich sind ja die Leistungen der Kinder trotz dem Medialen Dauer-Bombardement mit Standardsprache sonst immer noch zu schwach.

      Finden wir uns doch entdlich damit ab: Unsere Lokalsprache stirbt aus.
      Da wird Tele Züri schon als Referenz für Zürichdeutsch verkauft, obwohl die oft nicht einmal sauberes (dh. nicht mit Hochdeutschen Wörtern durchmischtes) Schweizerdeutsch hinkriegen.

    21. Branitar Says:

      *thumbs up* JRW in Höchstform, so lieben wir es! 🙂

    22. sylv Says:

      @Fiona

      Patois wird vor allem noch im Freiburgischen/Gruyère gesprochen,da gibt es sogar Chöre und Theatergruppen die den alten Dialekt so noch am Leben erhalten:) auch im französchischsprachigen Jura gibt es noch einige Patoisdialekte

      http://www.lyoba.ch/patois/index.htm –> Freiburger Patois

      http://jeanmichel.guyon.free.fr/monsite/histoire/metiers/patois.htm–> Jurassier Patois

      Hope this helps:)
      sylv

    23. Sven Sobernheim Says:

      Ihr machtg euch sorgen um die CH-Sprache, dann ist das die richtige Seite. Alle Arten von ch-ausdrücken. Viel Spass beim Stöbern…

    24. su Says:

      Am Besten einfach nur auf die Ausländerkinder abstimmen. In der Schweiz leben ja inzwischen eh viel mehr Ausländer als Schweizer. Also wieso auf die Rücksicht nehmen.

      Und: Ich glaub nicht, dass unsere schlechten (bzw. meine schlechten) Deutsch-Flüssig-Sprech-Fähigkeit davon kommt, dass wir im Chindsgi Schweizerdeutsch gesprochen haben.

      Vielmehr liegt der Hund da begraben, dass die Schüler in den Schulen sehr sehr oft gar nicht Standard-Sprache reden müssen bzw. wollen bzw. gezwungen werden UND die Lehrer können es selbst auch nicht!!! Und fallen nach jedem 2. Satz zurück oder es wimmelt nur so von Helvetismen.

      Ich will ja nichts gegen die Lehrer sagen, aber ich glaub man sollte alle einmal mindestens ein Jahr lang mit Deutschen (und nicht Schwaben ;-)) zusamemenstecken. Damit sie wie ich jetzt, lernen flüssig und auch gramatikalisch und wortschatztechnisch Standart-Sprache sprechen lernen. Auf der Aussprache will ich jetzt nicht rumhacken, weil ich trotz 3 Jahren Aufenthalt hier in Norddeutschland immernoch sofort als Schweizerin entlarft werden.

      P.S. Klar verstehe ich Ironie. Und die Ironie der Deutschen find ich sehr sympatisch *g*

    25. Gaby Says:

      Huhu, hier schreibt Deutschland, respektive Bayern 😉

      Ist das wirklich Standard, dass deutsches Vokabular zum Großteil aus „Ruck-zuck“, „Marsch-Marsch“ und „Organisation“ besteht?
      Ich schreibe hier nicht mit ironischem Tastenschlag – kann doch wirklich sein, dass Deutsche ziemlich grundsätzlich so sprechen bzw. dass „ihr“ „uns“ so erlebt.
      Oder etwa nicht?

      Hier in Bayern soll auch in Kindergärten und Schulen hochdeutsch gesprochen werden.
      Wirds oft nicht.
      Kleines lustiges und auch nachdenklich machendes Beispiel am Rande:
      Vor Jahren, als ich noch im Schuldienst tätig war, fragte mich ein Aussiedler aus Kasachstan: „Frau xxx, heißt eigentlich ‚a Bruin‘ ‚eine Brille‘? Unser Klassleiter spricht immer Bayerisch, und oft versteh ich das nicht …“

      Die Schweiz hat vermutlich nicht so viele Aussiedler in den Kindergärten und Schulen wie wir in Deutschland.
      Und vermutlich ähneln sich auch die Dialekte, so dass Kinder, die von einem Kanton in den anderen umziehen, andere Kinder oder auch Erzieherinnen bzw. Erzieher sofort verstehen.
      Oder nicht? Bitte um Aufklärung – ich weiß es wirklich nicht.

      Ich hatte nur vor einigen Monaten mit einem interessanten Schweizer Mann telefoniert – und ich habe nur so gestaunt:
      Da spricht der Mann ein astreines Hochdeutsch!
      Gut, er ist Unternehmensberater – aber nicht unbedingt in Deutschland …

      Ich hätt mich allerdings auch über Schweizer Zungenschlag gefreut, weil ich den sehr sympathisch und angenehm finde.

      Pfiat eich (das ist ein bayerischer Abschiedsgruß)

      aus Bayern

    26. Phipu Says:

      An Fiona

      Hier noch eine Sammlung anderer Links zum Patois:
      http://www.unine.ch/dialectologie/Weltwoche.html

      Patois gab und gibt es in allen heute standardfranzösisch-sprechenden Regionen der Schweiz. Über das Verschwinden weiss ich zuwenig.

      Z.B. in der Region
      – Freiburg
      http://www.lyoba.ch/patois/

      – Neuenburg
      http://www2.unine.ch/dialectologie/page9451.html

      – Wallis
      http://www.patois-valais.ch/
      http://www.evolena-nostra.ch/patois/grammaire.htm

      – Wadt
      http://www.culturactif.ch/associations/patoisdujorat6.htm

      – Jura
      http://www.educ2006.ch/docav/patois/

      In einer Radiosendung hatte ich mal gehört, dass im Jura als Versuch Rentner den Schülern Patois-Unterricht gaben. Wieso Rentner und nicht die Klassenlehrer? Richtig aktiv wird Patois heute seit etwa zwei Generationen nicht mehr verwendet. Also müssen es die Personen unterrichten, die es noch gelernt und angewendet hatten.

      Ob allerdings dieser künstliche Werte-Erhalt fruchten wird, und die Kinder natürlich Patois sprechen werden, ist eher fraglich, da die Eltern es ja nicht können.

      Andererseits bin ich auch nicht überzeugt, ob durch konsequentes Ausrotten des Patois die damaligen Pisa-Studien bessere Resultate brachten. Heute, ohne Patois-Kenntnisse beherrschen französischsprechende Kinder die SMS-Grammatik besser (z.B. „ke fé tu ?“ für „que fais-tu ?“ als die richtige.

      Der Vergleich mit Deutsch hinkt hier, da das Patois kaum mehr als lebendige Sprache bezeichnet werden kann. Die verschiedenen schweizerdeutschen Dialekte eben schon. Und ohne Schweizerdeutsch gäbe es nicht so viel zu schreiben. Die Blogwiese wäre zumindest um das Kapitel „sprachliches“ ärmer. Deshalb lieber noch etwas natürlichen Dialekt-Unterricht im Chindsgi, damit die heutigen Kinder später auch ihren Blog über Sprachen und Dialekte aufrechterhalten können.

    27. Christian Says:

      Su schrob:

      „Damit sie wie ich jetzt, lernen flüssig und auch gramatikalisch und wortschatztechnisch Standart-Sprache sprechen lernen.“

      Na, und das Schreiben kommt dann sicher auch noch…

    28. anne Says:

      etwas verwundert las ich erstens den text und dann aber auch die kommentare. ich schreib mal völlig unstandartmässig in kleinschreibung- owbwohl dies it-tauglich resp. ut-standard ist.
      standardsprache… alleine darüber stolpere ich, die ich in einem pädagogischen beruf zuhause bin.
      unser schulinspektor hielt vor einiger zeit ein referat , in dem er unserem kollegium erklärte weshalb wir im unterricht in hochdeutsch zu reden hätten. so weit soo gut- oder ungut, wie auch immer.
      all ihr schreibenden, die ihr ja die schule soooo gut kennt, auch was daran besser und anders sein sollte, weil ihr grad zufällig ein kind in dem schulpflichtigen alter habt, selber mal schulbank gedrückt habt oder zumindest ein jammernden elternteil kennt welcher ein kind hat das weiss wie schulalltag geht, solltet mal in einer oberstufe real spezialunterricht unterrichten auf hochdeutsch! turnunterricht oberstufe in standardsprache. na bravo…. musikunterricht in standratsprache, zeichenunterricht etc….
      verlinke hier noch ein paar artikel und bleibe dabei, dass im kindergarten die mundart gepflegtw erden soll/muss/darf! pisaanhängerInnen sei gesagt, dass jede statistik auch einen gewissen unterhaltungswert hat und vorallem etwas ist: weit weg von etwas umfassendem. so kann eine solche studie nicht vielsagend sein, wenn die schulsysteme nicht berücksichtigt werden. sonderschulen gehören in manchen ländern nicht zu den öffentlichen schulen und deren schülerInnen wurden somit nicht mitgeprüft. in der schweiz gehören kleinklassen genauso dazu und wurden mitgetestet. ich liebe statistiken weil sie so wunderbar relativ sind;-) ob schweizerdeutsch oder hochdeutsch gesprochen wird im kindergarten macht noch lange nicht intelligente, wache kinder und ebenso machts nicht leistungsschwache, verhaltensauffällige, oder gar „dumme“ kinder. ach ja, und zum glück gibts ja noch die eltern, die wissen eh (fast) alles besser…. sogar welche sprache ihren sprösslingen am besten bekommt.

      http://turkawka.kaywa.ch/p62.html

      Artikel 18 Bundesverfassung verbrieft ein weiteres Grundrecht und lautet: „Die Sprachenfreiheit ist gewährleistet“…. was das wohl alles an interpretationsfreiheiten in sich birgt?!

    29. Christian Says:

      @Anne:
      Art. 18 BV lässt nicht so viele Interpretationsfreiheiten, wie du das gerne möchtest. Staatsrechtler können dir genau sagen, was darunter zu verstehen ist. Der Artikel bezieht sich natürlich auf den privaten Bereich. Da kann jeder schreiben und reden, wie er will. Dort, wo es sich um staatliche Schulen handelt, können diese den Sprachgebrauch durchaus selbstständig regeln und gewisse Sprachformen zu gewissen Zwecken für obligatorisch erklären. Sonst kommt nächstens ein Siebengescheiter und schreibt einen Französischaufsatz unter Hinweis auf Art. 18 in der Mundart.

    30. moffi Says:

      @Jens

      schweizer haben negative assoziationen mit hochdeutsch? na und. die meisten haben mühe in einer anderen sprache zu sprechen, oft ist der grund die aussprache. dieses thema ist so betrachtet uninteressant. und ironisch ist man, um etwas zu ertragen und nicht hasserfüllt über die umstände zu werden. langsam sehe ich dich nur noch kopfschüttelnd die schweiz betrachten. man kann sich immer entscheiden ob man objektiv sein will oder nicht. zu einem alten thema: hier gab es an der wm auch keine ch-flaggen. das hat mich jetzt nicht so gewundert.

      @züpf
      die schweizer-mundartsprache hat viele einflüsse anderer sprachen. wie die gesellschaft, so entwickelt sich auch die sprache mit. ärgerst du dich etwa auch über merci, adieu usw? schweizerdeutsch stirbt deswegen nicht aus, es wird erweitert.

      @MaxH
      haha, jaja die deutschen untereinander und ihre liebevoll gepflegten dialekte. ich glaube, da muss man schon sehr abgeschottet leben um so etwas zu behaupten.
      ich lebe in der hauptstadt und wie da dialekte unbeliebt sind…schwäbisch, bayerisch, sächsisch, hessisch sind die umgangssprachen die man sich hier am besten sofort abgewöhnt. und das läuft in allen grossstädten so.

      TSCHÜSSI!!!

    31. Johnny Says:

      Wenn schon , dann sollen die Kids Französisch, Englisch oder Mandarin im Kindergarten lernen, aber sicher nicht Hochdeutsch, das lernt man ja sowieso in der Primarschule und ist ja völlig ausreichend. Just my 2 cents.

    32. Schwarzbueb Says:

      Über Mundart oder Schriftdeutsch, uff, da ist mir ein Ausdruck aus meiner eigenen Schulzeit hereingerutscht, ich muss wohl eher Hochdeutsch sagen, denn schriftdeutsch wird geschrieben, oder? Übrigens: Anstelle von Mundart sagten wir damals meist „Buuredütsch“.
      Nochmals: Über Mundart oder Hochdeutsch im Kindergarten kann man in guten Treuen verschiedener Meinung sein. Ich selbst ziehe Schweizerdeutsch vor. Wer sich in seinem Dialekt nicht ausdrücken kann, wird es auch in Hochdeutsch nicht fertigbringen.
      Was nützt es, etwas überspitzt gefragt, wenn ein Kind Kartoffeln statt Härdöpfel sagt, aber von diesen nur weiss, dass daraus Pommes Chips und Pommes frites (Gibt es eigentlich davon auch „deutschere“ Ausdrücke?) gemacht werden.
      Wenn es nicht nur weiss, wie eine Kartoffel aussieht, sondern auch, wie eine Kartoffelstaude und was passiert, wenn eine solche ausgerissen wird, dann darf es meiner Meinung nach ruhig Härdöpfel sagen. Es wird ganz sicher das gut deutsche Wort dafür noch lernen, und später das französische und das englische.
      Kurz gesagt: Dass man mit Kindern spricht, ihnen Sachen erklärt und auf ihre Fragen eingeht ist bedeutend wichtiger als die Sprache, in welcher man dies tut.

      @ Gaby:
      Na, wenn zwei Walliser miteinander reden, dann muss ich schon „ufpasse wie ne Häftlimacher“ um etwas davon zu verstehen. Redet aber ein Walliser mit mir, verstehe ich ihn, da er sich im Gespräch mit einem „Üsserschwyzer“ (= Nichtwalliser) Mühe gibt.
      Für das „Seislerdütsch“ (aus dem Freiburger Sensebezirk) braucht man auch schon fast einen Dictionnaire, pardon, ein Wörterbuch.
      Aber in der Regel verstehen wir Schweizer einander schon, obwohl jede Mundart ein paar „unverständliche“ Ausdrücke kennt. Meistens merkt man deren Bedeutung aus dem Kontext, sonst kann man ja fragen. Die meisten geben sehr gerne Auskunft über Besonderheiten ihrer Mundart.

    33. peter gloor Says:

      Ich glaube, es heisst die „SchliereMer Schulpflege“.

    34. Administrator Says:

      @Peter Gloor
      Ehrlich? So stand es im Original-Artikel vom Tagi, ich hielt das für einen Druckfehler und habe aus „Schlieremer“ einfach „Schlierener“ gemacht. Wie kommt es denn dazu zur Wandlung von „n“ zu „m“???

    35. viking Says:

      @Administrator:
      Vielleicht sind auch Tagi Redaktoren nicht unfehlbar? (Diese Vermutung habe ich übrigens seit längerem 😉 )

    36. Phipu Says:

      Ich würde auch sagen, dass man zwar Hochdeutsch „SchliereN“ schreibt („Schliärä“ ausspricht); aber zumindest im Dialekt verwendet man das Adjektiv „schlieremer“. Obwohl ich nicht im Raum Zürich aufgewachsen bin, hörte ich als Kind Audio-Kassetten der „Schlieremer Chind“. http://www.schlieremer-chind.ch/

      Ob das auch auf Hochdeutsch so richtig ist, sollen uns mal die Schlieremer Einwohner sagen.

    37. doppelsack Says:

      @administrator

      du hast dich mal wieder selbst übertroffen.. echt toll geschrieben, eventuell ein bisschen bissig für den einen oder anderen aber das sorgt für gesprächsstoff…

      ich hab blos angst das das mal einer ernst nimmt… ich meine ein schweizer werbefenster gibts ja schon und das ist eh die schrecklichste schweizer erfindung.

      ich habe übrigens gerade meine deutschland – familie vom kumpel besuchen – delikatessen einkaufen – einfach mal ausspannen – reise hinter mir… es war unglaublich schön und ich wurde dort mit einem freundlichen aber leicht entstelltem „GRÜZZI“ empfangen…

      ich stimme nun dafür das in deutschen hochschulen das arrogante hochdeutsch mit dem so lieblichen schwiizerdütsch getauscht wird… das währe doch mal brüderliche liebe…

    38. Sara Says:

      Gruezi – lebe in Süddeutschland und glaube so langsam die Schweizer spinnen. Übrigens, wieso Hochdeutsch (Schriftdeutsch) ? sollen die Kinder doch gleich Englisch lernen oder wieso meldet sich die Schweiz nicht gleich als 53 Bundesstaat bei den USA an ? Der kulurelle Verfall beginnt mit der Sprache … der Rest macht das Fernsehen …

    39. zuviel Says:

      Wir müssen Schriftdeutsch sprechen ob wir das wollen oder nicht. Es ist eine Schriftsprache und soll es für uns auch bleiben. Auch wenn ich zum Glück noch die Schule mehrheitlich in Mundart erleben durfte, kann ich mich im Hochdeutsch ausdrücken – u keh fall im chindergartä oder i dä musischä fächer! Durchs Fernsehen verstehe ich Bayrisch, Berlinerisch und andere Dialekte (die beiden gefallen mir am besten) – fühle mich dort am ehesten zu Hause. Ich kann auch Englisch, Französisch und Italienisch – italienisch nur weil ich italienische Freunde hatte und fast nur nach Italien reise und Rete Uno höre – aber um wenigsten gern spreche ich Hochdeutsch. Das vermeide ich wo ich kann. Ich ärgere mich über unsere Rot-Grünen Muliti-Kulti Politiker, die sich schämen, dass die Schweizer wenn sie nicht Hochdeutsch perfekt können, den Anschluss an die Welt und die meinen EU nicht finden können. Wer will denn noch in die EU? Lest die letzte Weltwoche! Je länger desto weniger….. Kein Hochdeutsch im Kindergarten – keine Hochdeutsch ausser in den Hauptfächern in der Schule – dann noch lieber rätoromanisch.

    40. es geht auch anders. Says:

      Als Lehrkraft bekomme ich je länder desto mehr fremdsprachige Kinder in den Unterricht. Nach spätestens 4-5 Monaten sprechen Portugiesen, Spanier, Albaner, Südamerikaner, Engländer, Rumänen auch Dänen etc. fliessend Schweizerdeutsch – nur eine Ausnahme: die Deutschen – sie können es auch nach Jahren nicht wirklich. Woran liegt das denn?
      Und Bildung – gemäss Pisa-Studie sind die Schweizer Schulen weiter vorne im Sprachverständnis als die Deutschen – wollen wir wirklich einen Rückschritt auf deutsches Niveau?
      Lernt die Vielfalt der Schweizer Sprachen in den Schulen kennen – Hochdeutsch in Deutsch, NMM und Mathematik und im schriftlichen Ausdruck ist mehr als genug. Sehe ich Deutsche bei Umfragen z.B. bei Raab – sträuben sich mir die Haare über soviel Unwissenheit. Goethe, Brecht und Grass sind toll zu lesen – aber im Alltag – Nein! Nein! Nein!

    41. hasler Says:

      Ich finde hochdeutsch im Kindergarten eine haarsträubende Tendenz. Ausländische Kinder lernen so unsere Sprache nicht mehr, welche sich somit schnell verlieren wird.