Was ist ein Küchenkasten? — Rätsel um ein Schweizerdeutsches Wort

August 31st, 2009

(reload vom 18.8.06)

  • Was ist ein Küchenkasten?
  • Ja, wir haben es jetzt begriffen: Chuchichäschtli oder Chochichäschtli oder Kuchikäschtli ist eine „Küchenkasten“, versteht doch jeder. Aber was um alles in der Welt ist ein „Küchenkasten“?

  • Der Kasten ist ziemlich vielseitig
  • Wir sind erstaunt, was uns unser Duden zum Kasten alles ausspuckt:

    Kasten, der; -s, Kästen, selten auch: – [mhd. kaste, ahd. kasto, wahrsch. verw. mit Kar]:
    1. rechteckiger, aus Holz od. einem anderen festen Material hergestellter [verschließbarer] Behälter zum Aufnehmen od. Aufbewahren von etw.:
    ein hölzerner K.; ein K. aus Blech, für die Asche; der K. steht offen, ist verschlossen.

    Im Standarddeutschen selten gebräuchlich, häufig durch „Kiste“ ersetzt. Seit es keine Kohleöfen mehr gibt, sind auch die „Aschenkästen“ selten geworden.

    2. zum Transport von Flaschen vorgesehener, in einzelne Fächer unterteilter offener Behälter:
    Kästen mit Bier und Limonade; ein K. Limonade; ein K. bayerisches Bier; mit zwei Kästen bayerischem Bier/(geh.:) bayerischen Biers.

    Die wichtigste Form von Kasten, finden wir, in der Schweiz komplett durch „Harasse“ ersetzt. (vgl. Blogwiese).

    3. kurz für Aushängekasten, Schaukasten:
    Vor dem Filmpalast sah sich Jenny Bilder an … Wir schauten Bilder in einem anderen K. an (Grass, Hundejahre 276); im K. hängen (landsch.; [vom Aufgebot 2] im Aushängekasten hängen, um öffentlich bekannt gemacht zu werden).

    Schaukasten ist in der Schweiz garantiert nur als „Vitrine“ bekannt, klingt so wunderbar eingedeutscht von Campe 1871.

    4. (ugs.) kurz für Briefkasten:
    der K. wird morgen früh geleert; einen Brief in den K. stecken, werfen, zum K. bringen.

    Spricht den wirklich jemand „ugs“ = Umgangssprache in Deutschland? Ich dachte, die sind alle mit poliertem und gestochenem Hochdeutsch völlig ausgelastet?

    5. (landsch.) kurz für Schubkasten:
    den Kasten herausziehen.

    Gibt es unter den wenigsten Betten von Ikea, und wenn, dann heissen die „Schublade“.

    6. (ugs. abwertend)
    a) großes, unschönes Gebäude:
    Das Hotel, in dem wir frühstückten, war ein pompöser alter Kasten (Koeppen, Rußland 121);
    b) großes, unförmiges, meist altes Verkehrsmittel:
    zwei Fahrzeuge, von denen das eine … ein schwerfälliger alter Kasten aus Reichswehrzeiten … war (Kuby, Sieg 20); Die Tirpitz war das Gespött der Stralsunder … Es roch ziemlich muffig in diesem alten Kasten (Fallada, Herr 51).

    Als „Kastenwagen“ selten im Einsatz:

    7. kastenförmiger Aufsatz auf dem Fahrgestell bestimmter Kraftfahrzeuge u. Pferdewagen.

    8. (ugs. abwertend) kastenförmiges, meist größeres Gerät (z. B. Radio, Fernsehapparat, Kamera o. Ä.):
    mach doch endlich den K. aus!; Mein Klavier habe ich verkauft … Der alte Kasten hat hundert Mark eingebracht (Remarque, Obelisk 343); Wir haben die Aufnahmen ja schon im K. (Hörzu 9, 1973, 124).

    Eine Aufnahme „im Kasten“ haben ist gebräuchlich, obwohl die zeitgenössische Antwort lauten müsste. „Habe ich schon gespeichert“ oder „schon auf der Festplatte“.

    9. (südd., österr., schweiz.) Schrank:
    hohe Kasten mit vielen flachen Schubfächern und beschriebenen Zetteln standen in seinem Zimmer (Musil, Mann 342); Waltner macht Ihnen alle Kästen …, denn Waltner ist nicht nur Möbelhändler, sondern auch Möbelerzeuger (Vorarlberger Nachr. 22. 11. 68, 3).

    Damit klärt sich das Rätsel um den „Küchenkasten“. Nur in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz ist das Wort als Synonym für „Schrank“ gebräuchlich. Im Norden kennt das wieder kein Schwein.

    Wenn im Norden von Deutschland ein „Kasten“ erwähnt wird, dann meistens, weil man etwas drauf hat:

    14. * etw. auf dem Kasten haben (ugs.; intelligent, befähigt sein; wohl in Anspielung auf den Kopf als Kasten, in dem der Verstand sitzt, vgl. Gehirnkasten).
    (Alle Zitate aus duden.de)

    Und schliesslich ist da noch unser geliebtes „Chochichästli-Orakel„, mit dem sich die Herkunft eines jeden Schweizers genau bestimmen lässt:
    Das Chochichästli-Orakel der Schweizer Dialekte

    Sei kein Löli — Warum Fahranfänger keine Trottel sind

    August 28th, 2009

    (reload 17.8.06)

  • L wie Lerner, L wie Löli
  • In der Schweiz muss ein Fahranfänger ein „L“ wie „Learner“ oder „Lerner“ Schild am Fahrzeug führen. Den „Lerner“ vergessen wir mal ganz schnell, denn für die Schweizer ist das „L“ ein „Löli-L“.

  • Was ist ein Löli?
  • Wir liessen es uns von einem versierten Fachmann des Schweizerdeutschen erklären:

    Das ist eigentlich ein freundlich gemeinter, nur leicht strafender Ausdruck. Auf deutsch vielleicht so wie „Lümmel“ „Spinner“, „Trottel“, „Kaspar“. Auf Berndeutsch heisst es übrigens „Löu“. Der „Löli-L“ hat sich also eher im Raum Zürich etabliert. Ich bin selbst erstaunt, dass es sogar Fahrschulen mit diesem Namen (Löli) gibt.
    (Quelle: private Email von P. S. aus M.)

    Und zwar gar nicht so knapp. Google-CH weisst 1´920 Funde von Fahrschulen auf, die sich freiwillig Trottel Löli nennen.
    Beispiel:
    Fahrschule Loeli

    Dann kann das Wort ja nicht sooo wahnsinnig abwertend sein, denn jeder fängt mal an mit dem Autofahren. Offensichtlich gibt es da in der Nähe von Basel eine ganze Menge Lölis, die täglich über die Grenze kommen aus dem Landkreis Lörrach:

    Zu Schmunzeln bringen einen hierzulande immer wieder deutsche Autonummern aus dem Landkreis Lörrach, z.B.
    Lö-LI oder Lö-U.

    Dann doch lieber ZH für „Zart & Heftig

    Der Löli ist jedenfalls schon ziemlich alt, schrieb sich aber früher mit zwei „ll“:
    Wir lasen bei Grimm:

    LÖLL,LÖLLE, m. thor, maulaffe:
    sih da, löll! fasz den korb balt an!
    J. AYRER fastn. sp. 109a (2883, 27 Keller);
    ich will gehn und sie lernen an,
    wie sie sich in dem fahl musz stelln,
    dasz wir zum narrn machen den lölln.
    64a (2657, 3);
    es ist das schweiz. löhl, löhli, maulaffe STALDER 2, 178; im Baselbiet lol, löli laffe, dummkopf, pinsel. SEILER 193b; solche herren meinen doch man sei so dumm auf dem lande, dasz man von nichts zu reden wisse, als vom wetter und vom heu, die löhle. J. GOTTHELF Uli d. knecht 240; Uli, wenn du nicht ein löhl bist, so nimmst du es (das mädchen) jetzt um den hals. 308; der dritte war offenbar der löhl, der ihnen heute ins garn geflogen. schuldenb. 103; ihr mann selig sei ein löhl gewesen, mit alten kühen habe er nicht ändern wollen. 104; wenn er nicht ein dummer löhl gewesen. 154, mit dem verbum löhlen, maulaffen STALDER a. (…)
    (Quelle: Grimm)

    Im Hochdeutschen hat es sich als „lallen“ erhalten, mit dem es verwandt ist. Neudeutsch würden wir wohl eher „Loser“ als „Löli sagen.

  • Lölis in der Musik
  • Auch in die Musik hat es der Löli geschafft, als „Löli-Tuuter

    Hat Hochdeutsch kein Gemüt? — Lustvoll tänzerisches imitiertes Hochdeutsch

    August 27th, 2009

    (reload vom 16.8.06)
    Wir lasen in einem auf Hochdeutsch geführten Interview mit dem Publizisten Ludwig Hasler in der NZZ am Sonntag auf diese Frage:

    Im Alltäglichen hat die Mundart mehr Herz, Musik und Rhythmus. Das liegt aber nicht an ihr, sondern an der Vernachlässigung der Hochsprache. Hören Sie achtjährigen Kindern zu, die sind dreisprachig. Erstens Schwyzerdütsch, zweitens Hochdeutsch, wie sie es vom Fernsehen imitieren — lustvoll, tänzerisch. Und dann haben sie eine dritte Sprache: das Hochdeutsch der Schule — stümperhaft, mechanisch, ohne Rhythmus und Melodie. Die Lehrpersonen mögen diese Sprache nicht. Sie sprechen ein Hochdeutsch, das können sie selbst nicht hören. Das ist seelenlos, ist Unterrichts-, Prüf- und Quäl-Sprache. Sobald sie sich einem Schüler zuwenden, wechseln sie auf Mundart. Diese Botschaft ist überdeutlich; jetzt geht es ums Persönliche, und da ist die Mundart zuständig.
    (Quelle: NZZ am Sonntag, 06.07.06, S. 69)

    Ludwig Hasler
    Ludwig Hasler
    (Quelle Foto: marketing.ch)

  • Prüf- und Quäl-Sprache Deutsch
  • Wir können diese Aussage nur bestätigen aus eigener Beobachtung. Hochdeutsch muss für viele Schweizer im Laufe der Schulzeit zu einer traumatischen Veranstaltung geworden sein. „Prüf- und Quäl-Sprache“ hört sich böse an, aber da ist was sehr Wahres dran. Vielleicht tröstet es zu wissen, dass auch in Frankreich die Deutsche Sprache mehr und mehr zu einer „Elitesprache“ degradiert wurde, die neben Mathematik und Latein bzw. Altgriechisch lediglich noch die Funktion innehalt, beim erbarmungslosen Selektionsverfahren aus den Besten die Besten herauszufiltern, die sich anschliessend auf staatliche Kosten an einer der französischen Eliteuniversitäten (Les Grandes Ecoles) tummeln dürfen, wie z. B. der ENA.

    Hasler hat auch einen Vorschlag, wie man die Situation an den Schulen bessern könnte:

    Das könnten Lehrpersonen ändern. Vielleicht indem sie ab und zu einen Monat nur Hochdeutsch sprechen. Auch im Lehrerzimmer, wo hoffentlich Emotionen hochkommen. Eine Sprache beginnt erst zu lieben, wer sie sich zu Eigen macht, sie verführt, herausfordert.

    Wir möchten fortführen: Wer in ihr flucht, klagt, singt, lacht, schmust, streichelt und rappt.

    Swiss Quality regiert die Welt! — Einfach immer nur der Beste sein

    August 26th, 2009

    (reload vom 15.8.06)

  • Was der Schweizer anfasst, wird zu Gold Qualität
  • Wir hatten bereits hier erläutert, dass die natürlichen Ressourcen der Schweiz vor allen Dingen aus Steinen und Kies, Wasser zum Trinken und Wasser für die Stromerzeugung bestehen. Wichtig ist aber nicht, was den Schweizern im Land an Ressourcen zur Verfügung steht, wichtig ist vielmehr, was sie daraus machen. Und da gibt es eine einfache Faustregel, die Sie sich als zugezogener Deutscher merken müssen: Was die Schweizer anfassen, wird immer automatisch zu einem Qualitätsprodukt.

    Es wird nichts hergestellt oder geleistet in diesem Land, was nicht „Schweizer Qualität“ ist. Allein dadurch, dass etwas in der Schweiz produziert oder ausgeführt wird, mindestens zu 50% , erfüllt es bereits diesen hohen Anspruch.
    Kommen Sie aus Deutschland und ihre Frau ist Schweizerin, so ist ihr Kind 50% Schweizerisch, und somit laut Gesetz immer noch „Swiss Made“:

    Tatsächlich gilt gemäss einem Urteil des St. Galler Handelsgerichts aus dem Jahr 1968 über die Verwendung der Herkunftsbezeichnung «Swiss Made», dass neben «einheimischen Urprodukten» und «vollständig im Inland hergestellten Erzeugnissen» auch jene Waren als «Swiss Made» gelten, bei denen der «schweizerische Wertanteil an den Herstellungskosten» mindestens die Hälfte beträgt. Zudem muss der «wichtigste Fabrikationsprozess in der Schweiz stattgefunden haben», wie das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum resümiert. (…)

    Sie sollten sich also dringend merken, wo Sie ihr Kind gezeugt haben, damit „schweizerische Wertanteil“ auch nicht gelogen und Sie mit gutem Gewissen behaupten können, dass „der wichtige Fabrikationsprozess in der Schweiz…“ , ach Sie wissen schon, wie das gemeint ist.

    Deshalb mag das «Swiss Made» bei Uhren hier als Beispiel interessieren: «Eine Uhr ist als Schweizer Uhr anzusehen, wenn: a) ihr Werk schweizerisch ist; b) ihr Werk in der Schweiz eingeschalt wird und c) der Hersteller ihre Endkontrolle in der Schweiz durchführt.»
    «Swiss Made» also ist nicht bloss eine Herkunftsbezeichnung, sondern ein Qualitätsmerkmal: die Schweiz als Premiummarke. Das Teure an einer Luxusuhr ist nicht nur das Gold, sondern eben auch der tatsächliche Anteil an heimischer Uhrmacherarbeit.
    (Quelle für beide Zitate: nzz.ch)

    Noch Fragen? Ist doch alles klar mit dem „Swiss Quality“ Qualitätsmerkmal.
    Regen fällt auf die Alpen, versickert im Boden, kommt an einer Quelle wieder zum Vorschein, wird abgefüllt zu „Valser“, schon ist „Swiss Quality“ fertig.

    Uns fiel in den letzten Jahren auf, dass in den Schweizer Medien praktisch permanent die Rede von der hohen „Schweizer Qualität“ und den hohen Qualitätsansprüchen der Schweizer die Rede ist. Das war schon in der Diskussion um die Hochpreisinsel (vgl. Blogwiese) der Fall, so wie am 25.07.06 kürzlich in einer Reportage bei 10 vor 10. Dort wurde über Deutsche Arbeitnehmer in Zürich berichtet, die bei ihrer Arbeit dem hohen Schweizer „Qualitätsansprüchen“ genügen müssen. Real-Player Stream hier. Schweizer Qualität gibt es, wo Sie nur hinschauen:
    Schweizer Qualität von JUST
    Schweizer Qualität bei der Körperpflege
    (Quelle: just.ch)

    Schweizer Qualität bei AquaClic
    Schweizer Qualität beim Wassersparen
    (Quelle: aquaclic.com)

    Schweizer Qualität bei Computern
    SchweizerQualität beim Computerverkauf
    (Quelle: kmu.ch)

    Schweizer Qualität unkaputtbar
    Schweizer Qualität bei unkaputtbaren USB-Sticks
    (Quelle: cash.ch)

    Wir könnten die Beispiele endlos weiterführen. Aber am am interessantesten fanden wir, den „Qualities“ verschiedener Länder einmal per Suchmaschine auf den Zahn zu fühlen.

  • Die Top-Ten der Quality-Hits bei Google (Stand 2006, aktuelle Reihenfolge davon abweichend):
  • 10. Platz: Austrian Quality 15.000 Hits.
    Österreich ist zu klein, oder zu wenig präsent auf Englisch Internet. Wir haben die Suche bei google.com wiederholt, aber es kam zum selben Ergebnis.

    9. Platz: Russian Quality 24.000 Hits.
    Was fällt uns denn spontan an “russischen Qualitätsprodukten” ein, ausser 1A Kaviar oder Wodka? Unverwüstliche Lada und eine Raumstation, die ewig hielt.

    8. Platz: Dutch Quality 33.000 Hits.
    Ich sag nur: Holländische Tomaten, Gurken, Javanse und Drum Tabak, der sich „drömm“ spricht, und nichts mit Trommeln zu tun hat.

    7. Platz: Swedish Quality 42.000 Hits.
    Schwedischer Stahl, schwedische Gardinen, Billy und Ivar und wie die Jungs sonst noch alle so heissen.

    6. Platz: French Quality 51.000 Hits.
    Hier kennen wir uns besser aus. Klasse Wein und Käse, Renault Twingo, Peugeot und TGV.

    5. Platz: British Quality 74.000 Hits.
    Gab es da nicht eine Strasse, die so hiess? Die „Quality Street“, ziemlich lecker.

    4. Platz: Italian Quality 94.000 Hits.
    Ausser hübschen Schuhen fällt uns da noch der FIAT ein, was laut Geheiminformationen von Amerikanern das Akronym für “Fix it again, Tony” ist.

    3. Platz: American Quality 149.000 Hits.
    Das wohlgenormte Hamburgervergnügen weltweit, die Coke Flasche, der Hershey Schokoriegel. Für eine Weltmacht in diesem Bereich fast 150.000 Treffen, nicht schlecht.

    2. Platz German Quality 179.000 Hits.
    Hier halten wir uns raus, denn als „Exportweltmeister“ sind wir zu mindestens anerkannt, was bestimmt nicht die Beliebtheit im Ausland fördert, denn alle Einnahmen fliessen nach Deutschland. Ach, die Deutschen sprechen eigentlich lieber von der “Deutschen Wertarbeit”, was auch als Deutsche Formulierung immerhin noch mit 74.000 Hits vertreten ist.

    Und jetzt holen Sie mal tief Luft für den 1. Platz. Ich weiss, Sie ahnen sicherlich bereits was jetzt kommt. Aber sie werden es nicht glauben, mit welcher Anzahl Hits

    1. Platz: Swiss Quality mit 1.700.000 Treffern
    Das sind 10 Mal soviel Einträge wie bei den zweitplatzierten Deutschen!
    Was lernen wir daraus? Es kann kein Hype sein, es kann kein Irrtum sein. „Swiss Quality“ regiert die Welt, wir haben es jetzt endlich begriffen und verneigen uns ehrfürchtig. Alles, was aus der kleinen Schweiz kommt (ausser Wasser und Kies), ist reine „Swiss Quality“, unkaputtbar, unverwüstlich, und sofern es mindestens 50% sind, die aus der Schweiz kommen.

    Vom Beobachten des Beobachters

    August 24th, 2009

    (reload vom 14.08.06)

  • Kein Beobachter mehr, seit dem „Völkischen Beobachter“
  • In der Schweiz ist die Zeitschrift „Der Beobachter“ eine wichtige Institution in Fragen Verbraucherschutz, Rechtsschutz, Aufdecken von fragwürdigen Praktiken etc.
    Der Beobachter
    Sie spielt eine ähnliche Rolle wie die „Stiftung Warentest“ oder die RTL Sendung „Wie Bitte“ (1992-1999) mit Gert Müller-Gerbes.

    Die Schweizer Zeitschrift „Der Beobachter“ erinnert uns an die unselige Deutsche Geschichte und den „Völkischen Beobachter“, das zweitwichtigste Propaganda-Hetzblatt der Nazis, nach dem „Stürmer“:

    Der Völkische Beobachter war seit 1920 das publizistische Parteiorgan der NSDAP. Die Zeitung erschien zunächst wöchentlich, ab dem 8. Februar 1923 täglich im Franz-Eher-Verlag. (…) Die Auflage steigerte sich mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung enorm, 1931 erreichte sie über 120.000 und steigerte sich bis zum Jahr 1944 auf 1,7 Mio. Exemplare. Wenige Tage vor der deutschen Kapitulation stellte der Völkische Beobachter Ende April 1945 sein Erscheinen ein.
    (Quelle: Wikipedia)

    Der Name „Beobachter“ ist in Deutschland seit dieser Zeit für eine Zeitung „verbrannt“. Nur Zeitungen, die ihn schon vor 1920 führten, blieben bei ihm, wie der „Seesener Beobachter“, aus Seesen, am Nordrand des Harzes, der bereits über 131 Jahre existiert (der Harz ist freilich älter).

    Der Schweizerische Beobachter ist eine alle zwei Wochen erscheinende Schweizer Konsumenten- und Beratungszeitschrift. Er hat eine Auflage von 332.808 Exemplaren (2004) und eine gute Million Leser. Der Beobachter wird von der Jean Frey AG herausgegeben.
    Der Beobachter behandelt vor allem rechtliche Themen aus dem Alltag an praktischen Beispielen. Themen sind u. a. Arbeitsrecht, Mietrecht, Geldthemen, sozialpolitische und sozialrechtliche Themen, Familienrecht, verschiedene die Konsumenten betreffende Themen sowie Umweltschutz. Neben der Information seiner Leserinnen und Leser bietet der Beobachter zudem eine Rechtsberatung und Rechtsunterstützung für die Abonnenten. Im hauseigenen Beobachter Verlag werden Ratgeber zu den verschiedensten Themen herausgegeben.
    (Quelle: Wikipedia)

  • Vom Beobachter des Beobachters der Beobachter
  • Nicht unerwähnt lassen möchten wir in diesem Zusammenhang die lesenswerte „Novelle“ von Friedrich Dürrenmatt, einem unserer Schweizer Lieblingsdichter, die kunstvoll in 24 „Kapitelsätzen“ geschrieben ist und den hübschen Titel trägt. „Der Auftrag oder Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter“. Jedes der 24 Kapitel besteht aus einem Satz, der sich über mehrere Seiten hinzieht. Beim lauten Vorlesen unbedingt das Luftholen nicht vergessen!