Vom Beobachten des Beobachters
(reload vom 14.08.06)
In der Schweiz ist die Zeitschrift „Der Beobachter“ eine wichtige Institution in Fragen Verbraucherschutz, Rechtsschutz, Aufdecken von fragwürdigen Praktiken etc.
Sie spielt eine ähnliche Rolle wie die „Stiftung Warentest“ oder die RTL Sendung „Wie Bitte“ (1992-1999) mit Gert Müller-Gerbes.
Die Schweizer Zeitschrift „Der Beobachter“ erinnert uns an die unselige Deutsche Geschichte und den „Völkischen Beobachter“, das zweitwichtigste Propaganda-Hetzblatt der Nazis, nach dem „Stürmer“:
Der Völkische Beobachter war seit 1920 das publizistische Parteiorgan der NSDAP. Die Zeitung erschien zunächst wöchentlich, ab dem 8. Februar 1923 täglich im Franz-Eher-Verlag. (…) Die Auflage steigerte sich mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung enorm, 1931 erreichte sie über 120.000 und steigerte sich bis zum Jahr 1944 auf 1,7 Mio. Exemplare. Wenige Tage vor der deutschen Kapitulation stellte der Völkische Beobachter Ende April 1945 sein Erscheinen ein.
(Quelle: Wikipedia)
Der Name „Beobachter“ ist in Deutschland seit dieser Zeit für eine Zeitung „verbrannt“. Nur Zeitungen, die ihn schon vor 1920 führten, blieben bei ihm, wie der „Seesener Beobachter“, aus Seesen, am Nordrand des Harzes, der bereits über 131 Jahre existiert (der Harz ist freilich älter).
Der Schweizerische Beobachter ist eine alle zwei Wochen erscheinende Schweizer Konsumenten- und Beratungszeitschrift. Er hat eine Auflage von 332.808 Exemplaren (2004) und eine gute Million Leser. Der Beobachter wird von der Jean Frey AG herausgegeben.
Der Beobachter behandelt vor allem rechtliche Themen aus dem Alltag an praktischen Beispielen. Themen sind u. a. Arbeitsrecht, Mietrecht, Geldthemen, sozialpolitische und sozialrechtliche Themen, Familienrecht, verschiedene die Konsumenten betreffende Themen sowie Umweltschutz. Neben der Information seiner Leserinnen und Leser bietet der Beobachter zudem eine Rechtsberatung und Rechtsunterstützung für die Abonnenten. Im hauseigenen Beobachter Verlag werden Ratgeber zu den verschiedensten Themen herausgegeben.
(Quelle: Wikipedia)
Nicht unerwähnt lassen möchten wir in diesem Zusammenhang die lesenswerte „Novelle“ von Friedrich Dürrenmatt, einem unserer Schweizer Lieblingsdichter, die kunstvoll in 24 „Kapitelsätzen“ geschrieben ist und den hübschen Titel trägt. „Der Auftrag oder Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter“. Jedes der 24 Kapitel besteht aus einem Satz, der sich über mehrere Seiten hinzieht. Beim lauten Vorlesen unbedingt das Luftholen nicht vergessen!