Das BND Syndrom der Schweizer — Wenn alle die Daumen drücken

Mai 30th, 2008
  • Was ist das BND Syndrom?
  • Der bereits mehrfach zitierte Bruno Ziauddin hat in seinem Buch „Grüezi Gummihälse“ ein ganzes Kapitel dem Schweizer „BND-Syndrom“ gewidmet. Das kennen Sie gar nicht? Sie hielten „BND“ immer für den Bundesnachrichtendienst, der seine brandheissen Informationen einst aus dem Spiegel und heutzutage von dem arabischen Wikipedia bezieht. BND steht bei Ziauddin für „Bloss Nicht Deutschland“ und bezieht sich auf jegliches (internationale) Fussballmatch, bei dem die Schweizer stets den Deutschen die Daumen drücken, nach dem Motto wenn nur „Bloss Nicht Deutschland“ verlieren möge. Soviel Schweizer Deutschlandliebe rührt uns. Wer Samstag die Bundesliga guckt (auch dazu outet sich Bruno Ziauddin in seinem Buch), der macht bei der Euro 08 mit beim „BND Daumendrücken“.

  • Hitzfeld ist ein Baselbieter
  • Man hält hierzulande zu uns Deutschen, schliesslich braucht man uns ja. Gleich nach der EM wird Ottmar Hitzfeld hier freudig begrüsst. Der ist Deutscher aus Lörrach, das gerade als „Baselbiet“ von den Schweizern eingemeindet wurde. Denn gleich nach der EM 2008 ist schon wieder vor der WM 2010.

  • Die Fotos der freundlichen Fussballfans
  • In den Schweizer Spitälern werden die Deutschen Ärzte während der EM 2008 gebraucht, um die kaputten Knochen der Fans zu schienen oder sonstige Verletzungen zu behandeln, die es hoffentlich nicht geben wird. Die Schweizer sind friedliebende Fussballfans, wie man bei letzten Derby zwischen dem FC Zürich und den Baslern dieser Webseite mit Fotos entnehmen kann. Man macht sogar Fotos der Besucher aus der Limmatstadt, und hilft dann, die Adressen der abgelichteten Personen zu finden. Um die Fotos als Souvenir zuzuschicken wahrscheinlich. Gesucht werden die Namen der abgebildeten Fans (siehe hier).

    Der Stadtclub möchte der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt helfen, die fehlbaren Personen, die am 2. Mai Fackeln aus dem FCZ – Sektor in die unteren Zuschauerreihen warfen, zu eruieren. Aus diesem Grund hat der FC Zürich auf seiner Homepage www.fcz.ch Bilder von diesen Personen veröffentlicht in der Hoffnung, dass sich Zeugen via e-mail bei ihm mit sachdienlichen Hinweisen melden.
    (Quelle: FCZ.ch)

  • Ich unterstütze zwei Mannschaften
  • Doch zurück zum BND-Syndrom. Ein findiger T-Shirt Designer schuf dieses Prunkstück:

    T-Shirt zum BND Syndrom

    Oder ist das wieder so eine Kunstaktion von Andreas Vogel, wie dieses „Achtung Deutsch“ T-Shirt in Form eines Schweizerkreuzes vom Februar 2007?

    Achtun Deutsch

    (Quelle: Blick.ch)

    Der konnte diese Dinger übrigens verkaufen wie warme Semmel. Mehr dazu hier.
    Da sind wir doch froh, dass Österreich die EURO 2008 gewonnen hat:

    400 Deutsche Turnerinnen und Turner müssen aushelfen bei der EM-Eröffnungsfeier

    April 23rd, 2008
  • Die Welt schaut auf Basel
  • Am 7. Juni findet in Basel ein sportliches Grossereignis statt, das international Beachtung in den Medien finden wird. Wie bei solchen Massenveranstaltungen üblich, werden viele Fahnen und Fähnchen geschwungen, Musik wird gespielt, und Massen bewegen sich von links nach rechts über den Rasen. Nein, die Rede ist nicht vom nächsten Schwingerfest beider Basel, auch das Eidgenössische Jodlerfest und das Steinestossen sind dann bereits gelaufen. Die Rede ist von der Eröffnung der EM 2008. Schweizer haben da leider keine Zeit für, die müssen zu dieser Zeit beim „Public Viewing“ Bier verkaufen oder sind nach Österreich gefahren, keine Ahnung, jedenfalls fehlen ein paar hundert turnbegeisterte Schweizer für die geplante Choreographie. Was tun? Gibt es da nicht ein Nachbarland mit freundlichen Menschen, die für niedrigen Lohn und viel Ehr bereit sind, alles zu tun in Helvetia? Dramen schreiben über Nationalhelden oder Nati-Fussballer trainieren inklusive.

  • Die fangen ja früh an mit üben
  • Aus Freiburg im Breisgau erreichte uns diese interessante Mitteilung des Badischen Turner-Bunds e. V. Es ist nicht „Baden“ im Kanton Aargau gemeint, sondern der erste Teil von Baden-Württemberg:

    Knapp sieben Wochen vor dem Start der Fußball-Europameisterschaften in der Schweiz und Österreich suchen die Organisatoren der EURO 2008 noch Mitwirkende für die Eröffnungsfeier. Vor dem ersten EM-Spiel am Samstag, dem 7. Juni 2008, zwischen Gastgeber Schweiz und der Tschechischen Republik ist im Baseler St. Jakob-Stadion mit 800 Männern und Frauen eine Eröffnungsshow geplant. Alle Mitwirkenden gestalten gemeinsam ein großes Gesamtbild auf dem Rasen. Gesucht werden noch 400 Frauen und Männer ab 18 Jahre, die Spaß an der Bewegung und choreographischer Gestaltung haben. Hierzu finden mehrere Probetermine in Basel statt, wobei jeweils ab Freiburg ein Bustransfer vorgesehen ist. Der zuständige Regisseur Martin Arnaud hat für die gemeinsame Vorführung aller Mitwirkenden eine zwölfminütige Choreographie gestaltet, die weltweit im Fernsehen übertragen wird. Eine Mitgliedschaft in einem Turnverein ist keine Voraussetzung.
    (Quelle: Badischer Turnerbund.de)

    Das Basler St. Jakob Stadion
    (Quelle Foto: Basel.ch)

    Nicht einmal Turner muss man sein, nur freiwillig mehrfach nach Basel jetten und dann dort rumhüpfen auf Schweizer Kommando. Das Spiel dürfen die Teilnehmer nicht angucken danach, aber eine Mahlzeit gibt es als Dank. Warum fragen die Basler nicht die Zürcher Zünfte? Genug Mannen haben die ja, wie wir vom Sechseläuten her wissen. Und wer gut zu Pferd ist, kann doch auch zu Fuss ein paar Choreographien mitmachen, oder?

  • 56’000 Turner, und keiner kommt
  • Wieviele Einwohner hat die Schweiz? Wieviele davon sind in Turnvereinen organisiert? Beim letzten Eidgenössischen Turnfest in Frauenfeld im Juni 2007 kamen 56‘000 Turnerinnen und Turner. Genug, um das Basler St. Jakob-Stadion abzufüllen. Aber für die Eröffnungsfeier müssen Badische Turner angekarrt werden.

    Stefan Hupka von der Badischen Zeitung in Freiburg kommentiert genüsslich:

    Unversehens sehen sich Hundertschaften badischer Turner heftig aus der Schweiz umworben, um am 7. Juni dort die lichten Reihen der Einheimischen zu füllen. Es winkt als Honorar ein warmes Essen. Gewiss ist es nicht einfach, genug Bewegungswillige zu rekrutieren in einem Land, wo Kantone Solothurn heißen. Den Ausschlag aber gab wahrscheinlich etwas anderes: die aus helvetischer Sicht sicher lustvolle Vorstellung, dass endlich einmal größere Ansammlungen Deutscher ihr vorlautes Mundwerk hüten und nach einer Schweizer Pfeife tanzen. Doch die Stunde der Revanche naht: Im Spätsommer wechselt der Deutsche Ottmar Hitzfeld als neuer Fußballnationaltrainer in die Schweiz — samt Trillerpfeife. Das ist dann ausgleichende Gerechtigkeit.
    (Quelle: Badische Zeitung 22.04.08)

  • Dann noch 500 Polizisten
  • Die Turner sind nicht nicht die einzigen Aushilfen, die aus Deutschland anreisen. Auch Polizisten aus Baden-Württemberg werden ausgeliehen:

    Baden-Württembergs Landespolizeipräsident Erwin Hetger hat den schweizerischen Sicherheitskräften während der Euro die Unterstützung durch deutsche Polizisten zugesagt; die Kosten für ihren Einsatz trägt die Schweiz. Bis zu 500 Beamte, vorwiegend Bereitschaftspolizisten, werden an den jeweiligen Spieltagen nach Basel und Zürich reisen.
    (Quelle: Badische Zeitung 22.04.08)

    Aber danach alle wieder heimfahren und bloss nicht auf die Idee kommen, gleich bei der Schweizer Polizei um einen Dauerjob zu bitten. Das dürfen nur ausgebildete Bus- und Strassenbahnfahrer(innen) aus Deutschland, die in Zürich oder Basel als Tram-Chauffeusen und Chauffeure angestellt werden.

  • Anmelden bitte bald
  • Bis zum 27. April läuft noch die Anmeldung. Wer also aus dem armen von Steuern und Wirtschaftskrisen geplagten nördlichen Nachbarland stammt und sich am Samstag, den 7. Juni eine warme Mahlzeit verdienen möchte (Erbsensuppe mit Brot oder Brot mit Erbsensuppe, auch bei den Proben zuvor gibt es etwas zum Essen), der klicke auf diesen Anmeldeknopf. Polizeiliches Führungszeugnis, eine aktuelle Betreibungsauskunft und einen gültigen Reisepass für die Ausreise aus der EU unbedingt mit einstecken, bevor Sie den Schweizer „Car“ nach Basel besteigen, der in Freiburg am ZOB = Zentraler Omnibusbahnhof auf Sie wartet.

    Was ist ein Katerlied? — Die Einstimmung zum Katzenjammer?

    April 17th, 2008
  • Nach 90 Minuten muss Schluss sein
  • Wir lasen in 20Minuten vom 16.04.08 auf Seite 5

    EM-Song von Heidi Happy ist jetzt online
    Am 9. Mai erscheint der EM-Song der Luzerner Singer-Songwriterin Heidi Happy. Aufgenommen hat siee den Track „90 Minute für mi“ im Littauer Studio Mondaine Recordings, (…). „Es ist ein bisschen das Katerlied zur Euro 08“
    (Quelle: 20min)

    20Min schreibt über das Katerlied
    (Quelle: 20min)

  • Heidi aus Happy-Land
  • Heidi Happy stammt nicht aus dem Glarnerland wie die sonstigen Heidis der Schweiz, sonder muss, am Nachnamen unschwer zu erkennen, von weit entfernt, vielleicht England oder sogar Amerika eingewandert sein. Im echten Leben heisst sie Priska Zemp, wie ihre Webseite verrät. Egal, jedenfalls stammt von ihr der EM Song „90 Minute für mi“. Wer ist „mi“? Vielleicht der dritte Ton von „DO – RE –MI“ . Und was passiert eigentlich in der Nachspielzeit? Keine Musik mehr? Keine Unterstützung? Wenn schon der muntere Tiefatemholer und Luftanhalter von HOPP neulich nur für 90 Minuten Power hat, wie soll das nur bei einem Elfmeterschiessen werden, so ganz ohne Luft und Musik?

  • Was ist ein Katerlied?
  • Doch das wahre Geheimnis ist der Begriff „Katerlied“. Sollte das nicht ein „Kanter-Lied“ sein, weil ein „Kantersieg“ ist ja ein haushoher Sieg, vielleicht ist auch so ein Lied dann ein Siegerlied?

    „Katerlied“ erinnert uns an „Katerstimmung“, an den dicken Kopf am nächsten Morgen nach zu vielen Bierchen. Wer mag mit einem Brummschädel, wenn das Spiel vom Vorabend nicht so klasse lief, dafür das Bier aber um so flotter die Kehle hinab, schon gern singen, oder ein „Katerlied“ hören? Der Text des Liedes liess sich übrigens auch bei nüchterem Zuhören nicht verstehen. Ist das Luzernerdeutsch in der totalen Lang- und Breitfassung? Oder doch Englisch? Vielleicht findet sich in diesen Zeilen die wahre Erklärung für das Katerlied?

    Fragen über Fragen. Auch die Kollegen und netten Nachbarn in der S-Bahn wussten nicht, was ein „Katerlied“ ist. Ein Katzenjammer, das kannten alle. Vielleicht gewöhnt das Katerlied ja an selbigen, wir werden sehen.

    Mars heisst Hopp — Doch die Deutschlandflagge bewegt sich nicht

    April 14th, 2008
  • Einmal tief luftholen
  • Der Schokoriegelhersteller „Mars“ hat sich passend für die Europäische Fussballmeisterschaft im Sommer 2008 einen lustigen Werbespot für das Schweizer Fernsehen einfallen lassen. Wir glauben kaum, dass dieser Spot sonst noch in Europa gezeigt wird. Zu sehen ist ein echter Schweizer Fan, der für die EM das extreme tiefe Einatmen, Luftanhalten und Ausatmen übt, damit er seine Schweizer Nati aus voller Kehle über 90 Minuten lang anfeuern kann, ohne dass ihm dabei der „Schnuuf“ ausgeht. Hier der Spot:

    In der letzten Einstellung des Spots reisst der Fan dann das Fenster auf und brüllt mit voller Lungenkraft, ganz ohne jede Schweizer Zurückhaltung, zum Deutschen Nachbarn ein mächtiges „Hopp Schwiiz!!!“. Doch wir müssen beim Betrachten dieser Szene leider feststellen: Die Deutschlandflagge am Nachbarfenster bewegt sich trotz des gewaltigen Luftstosses nicht, und die Läden muss der Nachbar auch manuell schliessen, weil kein Hauch zu spüren ist.

    Deutsche Flagge rührt sich nicht
    (Quelle Fotos: Marshoppschwiiz.ch)

    Das am Schluss des Films eingeblendete original schweizerdeutsche Motto lautet “Power to the fans“. Wäre es nicht besser, die Kraft der eigenen Mannschaft zu schenken, damit sie durchhält? Oder soll mit dem Slogan vielleicht schon angedeutet werden, dass die Fans bald in der EM viel Kraft brauchen, weil sie sehr stark und tapfer sein müssen? Wer weiss, wir mutmassen ja nur. Schweizerisch wäre das jetzt ein munteres „Werweissen„.

    power to the fans

  • Hopp oder Hope?
  • Den Schlachtruf „Hopp Schwiiz“ haben wir erst in der Schweiz gelernt, bis zu diesem Zeitpunkt kannten wir nur das Kommando „Ex & Hopp“, was bisweilen in Deutschland kurz vor der restlosen Vernichtung von flüssiger Nahrung, meist aus Hopfen, Malz, Wasser und Salz bestehend, gesprochen wird. Doch Mars wurde wirklich zum „Hopp“ Riegel umbenannt in der Schweiz. Für Englische und Deutsche Fans steht dann auf der Rückseite die Erklärung: „Hope, oder: Die Hoffnung stirbt zuletzt“.

  • Brennstäbe zur Sonne schicken?
  • Als vor Jahren die Atomindustrie den Plan aufbrachte, abgebrannte Kernbrennstäbe zur Entsorgung in eine Rakete zu packen und die dann durch das All zur Sonne zu schicken, musste man aus Kostengründen von diesem genialen Plan Abstand nehmen. Alternativ wurde dann der Planet Mars als Destination für die abgebrannten Kernbrennstäbe ausgewählt. Doch auch dieser Plan scheiterte, denn jedes Kind weiss: „Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück„.

  • Raider war ein Räuber
  • Raider wurde schon vor 17 Jahren zu Twix umbenannt, woran sich eine gewisse Generation bis heute nicht gewöhnen mag, schliesslich hatte man zuvor 14 Jahre lang Raider dazu gesagt. Dieser Name war nicht überall gut geeignet:

    Bis 1991 hieß der Riegel in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Portugal und der Schweiz, bis 2000 noch in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden Raider. Danach wurde dieser Name, der im Englischen so viel wie „Plünderer“ oder „Räuber“ bedeutete und daher für das angestrebte international vereinheitlichte Branding nicht geeignet war, auf den Markennamen Twix geändert. In Deutschland wurde der neue Markenname mit einer groß angelegten Werbekampagne mit dem noch heute bekannten Slogan „Raider heißt jetzt Twix, … sonst ändert sich nix“ eingeführt. Der vorherige einschlägige Werbeslogan von Raider war „Raider der Pausensnack“.
    (Quelle: Wikipedia)

  • Wann benennt sich DJ Bobo um?
  • Mit dem Finden eines international gut verwendbaren Namens hat ein anderer Schweizer auch so seine Erfahrungen sammeln dürfen. Man sagt, dass DJ Bobo gar nicht so genau wissen will, was sein Name in diversen europäischen Sprachen alles Nettes bedeutet. Immerhin ist „Bobo“ in China auf Kantonesisch ein männlicher und weiblicher Vorname und bedeutet dort so viel wie „Schatz“ (Quelle). Das ist doch tröstlich.

    Denkt an Frankfurt 1956 !!! — Schweiz vs. Deutschland heute Abend

    März 26th, 2008
  • Hauptsache Deutschland verliert
  • Heute Abend ist es mal wieder soweit: Die Deutsche Nationalelf spielt gegen eine ausländische Mannschaft. Die Schweizer Zuschauer drücken dann, wie immer bei solchen Anlässen, beide Daumen für die gegnerische Mannschaft des „grossen Bruders“. Diesmal lohnt es sich besonders, genau hinzugucken, denn egal wie es ausgeht, der Verdienst ist schweizerisch. Der deutsche Trainer Joachim Löw hat schliesslich 1989 bis 1992 in der Schweiz beim FC Schaffhausen und danach zwei Jahre beim FC Winterthur gespielt. Später trainierte er die D-Jugend beim FC Winterthur. Es ist also kaum vermessen zu behaupten, dass alles was dieser Mann kann und weiss, er garantiert in der Schweiz gelernt hat.

  • Der Spiegel sieht das anders
  • Heute Abend wird sich das zeigen, egal was passiert, die Schweiz wird daran Schuld sein Anteil haben. Der Spiegel schreibt:

    Wie im Alltag, so auf dem Spielfeld: Die Schweizer ergeben sich den heranpolternden Deutschen – und genießen gerade deshalb ihre zivilisatorische Überlegenheit. Auch im Länderspiel am Mittwoch ist eine Niederlage eingeplant. Für den Sommer allerdings wird eine Sensation herbeigerechnet.
    (Quelle: Spiegel-Online 25.03.08)

    Welche „heranpoltenden Deutschen“ können da gemeint sein? Die kommen ganz sittsam mit dem UmzugsZügelwagen bei Tageslicht über die Grenze, bzw. sind schon da. Aber eins stimmt: Rechnen können die Schweizer wirklich gut. Besonders in Wahrscheinlichkeitsrechnung sind sie stark, wahrscheinlich.

  • Remember Frankfurt!
  • In Amerika pflegt man mit dem Ruf „Remember the Alamo!“ an ein bedeutendes historisches Geschehen erinnern, nämlich der Schlacht von Alamo 1836. Wir möchten in gleicher Weise den Schweizer zurufen: „Remember Frankfurtm 1956!„. Doch wer weiss noch etwas über den historischen 1:3 Sieg der Schweizer Nati im November 1956 in Frankfurt am Main? Diese Partie fand zwei Jahre nach dem „Wunder von Bern“ statt, als Deutschland in der Schweiz gegen Ungarn den Weltmeistertitel holte. An das Wunder von Bern erinnert ein Spielfilm, an das Wunder von Frankfurt erinnert sich niemand. Zwei Jahre sind jetzt nach der letzten WM wieder ins Land gegangen, die Schweizer werden an diese Gesetzmässigkeit anzuknüpfen wissen. Es ist Zeit für einen Sieg der Schweizer! Heidis negative Erinnerungen an Frankfurt sind dann als zusätzliches nationales Trauma entgültig überwunden.

    Doch der Spiegel ist skeptisch. Er teilt unsere optimistische Zuversicht nicht, sondern schreibt:

    Niederlagen gegen Deutschland erzeugen in der Schweiz jedoch nicht nur Missvergnügen. Im Gegenteil, etwas an ihnen erscheint produktiv, geradezu notwendig, um das über Jahrzehnte geformte Deutschen-Bild abzurunden: Im Fußball gewinnen Deutsche gegen Schweizer, genauso wie sie sich als Touristen durch Lautstärke und in der Arbeitswelt durch Ellenbogenmentalität hervortun. (…)

    Tief im Inneren eint viele Eidgenossen das Gefühl, gerade im Vergleich zu Deutschland die beste aller möglichen Welten zu bewohnen, und gerade die massenhafte Einwanderung aus dem Norden scheint jene Betrachtungsweise zu bestätigen. Die periodischen Niederlagen gegen deutsche Mannschaften haben in diesem Zusammenhang einen zweischneidigen, für die Schweizer Psyche insgesamt aber positiven Effekt. Zwar ärgert man sich zunächst über abermals erfolgreiche Deutsche, doch bereits im nächsten Moment weiß man sich mit der Gewissheit zu trösten, dass Fußball eben gerade in wirtschaftlich und zivilisatorisch unterentwickelten Gegenden gedeiht – und zu denen zählt man sich selbst gewiss nicht.
    (Quelle: Spiegel-Online 25.03.08)

    Das Schlimmste was also heute Abend passieren kann, ist ein Sieg der Schweizer:

    Ein Sieg der Schweizer gegen Deutschland würde beide Länder in tiefe Verwirrung und möglicherweise eine Identitätskrise stürzen. Allerdings – und das mag letztlich nördlich und südlich des Rheins beruhigen – ist die Wahrscheinlichkeit gering.

    Damit das nicht passiert denken wir alle fest an Frankfurt 1956 und freuen uns auf ein freundschaftliches Spiel. Und wenn die Deutschen am Abend zurück in ihre „wirtschaftlich und zivilisatorisch unterentwickelten Gegenden“ fahren, dann werden die Schweizer in Basel am Strassenrand stehen und winken. Man sieht sich ja im Sommer wieder, laut Berechnung der UBS im Viertelfinale:

    Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, so berechneten Analysten der Großbank UBS auf Grundlage der bisherigen Europameisterschaftsergebnisse sowie des Marktwertes der Spieler, werde bei der EM schon im Viertelfinale die Segel streichen. Und zwar, wie man genüsslich hinzufügte, nach einer Niederlage gegen die Schweizer „Nati“!
    (Quelle: Spiegel-Online 25.03.08)