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Mars heisst Hopp — Doch die Deutschlandflagge bewegt sich nicht

  • Einmal tief luftholen
  • Der Schokoriegelhersteller „Mars“ hat sich passend für die Europäische Fussballmeisterschaft im Sommer 2008 einen lustigen Werbespot für das Schweizer Fernsehen einfallen lassen. Wir glauben kaum, dass dieser Spot sonst noch in Europa gezeigt wird. Zu sehen ist ein echter Schweizer Fan, der für die EM das extreme tiefe Einatmen, Luftanhalten und Ausatmen übt, damit er seine Schweizer Nati aus voller Kehle über 90 Minuten lang anfeuern kann, ohne dass ihm dabei der „Schnuuf“ ausgeht. Hier der Spot:

    In der letzten Einstellung des Spots reisst der Fan dann das Fenster auf und brüllt mit voller Lungenkraft, ganz ohne jede Schweizer Zurückhaltung, zum Deutschen Nachbarn ein mächtiges „Hopp Schwiiz!!!“. Doch wir müssen beim Betrachten dieser Szene leider feststellen: Die Deutschlandflagge am Nachbarfenster bewegt sich trotz des gewaltigen Luftstosses nicht, und die Läden muss der Nachbar auch manuell schliessen, weil kein Hauch zu spüren ist.

    Deutsche Flagge rührt sich nicht
    (Quelle Fotos: Marshoppschwiiz.ch)

    Das am Schluss des Films eingeblendete original schweizerdeutsche Motto lautet “Power to the fans“. Wäre es nicht besser, die Kraft der eigenen Mannschaft zu schenken, damit sie durchhält? Oder soll mit dem Slogan vielleicht schon angedeutet werden, dass die Fans bald in der EM viel Kraft brauchen, weil sie sehr stark und tapfer sein müssen? Wer weiss, wir mutmassen ja nur. Schweizerisch wäre das jetzt ein munteres „Werweissen„.

    power to the fans

  • Hopp oder Hope?
  • Den Schlachtruf „Hopp Schwiiz“ haben wir erst in der Schweiz gelernt, bis zu diesem Zeitpunkt kannten wir nur das Kommando „Ex & Hopp“, was bisweilen in Deutschland kurz vor der restlosen Vernichtung von flüssiger Nahrung, meist aus Hopfen, Malz, Wasser und Salz bestehend, gesprochen wird. Doch Mars wurde wirklich zum „Hopp“ Riegel umbenannt in der Schweiz. Für Englische und Deutsche Fans steht dann auf der Rückseite die Erklärung: „Hope, oder: Die Hoffnung stirbt zuletzt“.

  • Brennstäbe zur Sonne schicken?
  • Als vor Jahren die Atomindustrie den Plan aufbrachte, abgebrannte Kernbrennstäbe zur Entsorgung in eine Rakete zu packen und die dann durch das All zur Sonne zu schicken, musste man aus Kostengründen von diesem genialen Plan Abstand nehmen. Alternativ wurde dann der Planet Mars als Destination für die abgebrannten Kernbrennstäbe ausgewählt. Doch auch dieser Plan scheiterte, denn jedes Kind weiss: „Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück„.

  • Raider war ein Räuber
  • Raider wurde schon vor 17 Jahren zu Twix umbenannt, woran sich eine gewisse Generation bis heute nicht gewöhnen mag, schliesslich hatte man zuvor 14 Jahre lang Raider dazu gesagt. Dieser Name war nicht überall gut geeignet:

    Bis 1991 hieß der Riegel in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Portugal und der Schweiz, bis 2000 noch in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden Raider. Danach wurde dieser Name, der im Englischen so viel wie „Plünderer“ oder „Räuber“ bedeutete und daher für das angestrebte international vereinheitlichte Branding nicht geeignet war, auf den Markennamen Twix geändert. In Deutschland wurde der neue Markenname mit einer groß angelegten Werbekampagne mit dem noch heute bekannten Slogan „Raider heißt jetzt Twix, … sonst ändert sich nix“ eingeführt. Der vorherige einschlägige Werbeslogan von Raider war „Raider der Pausensnack“.
    (Quelle: Wikipedia)

  • Wann benennt sich DJ Bobo um?
  • Mit dem Finden eines international gut verwendbaren Namens hat ein anderer Schweizer auch so seine Erfahrungen sammeln dürfen. Man sagt, dass DJ Bobo gar nicht so genau wissen will, was sein Name in diversen europäischen Sprachen alles Nettes bedeutet. Immerhin ist „Bobo“ in China auf Kantonesisch ein männlicher und weiblicher Vorname und bedeutet dort so viel wie „Schatz“ (Quelle). Das ist doch tröstlich.

    

    16 Responses to “Mars heisst Hopp — Doch die Deutschlandflagge bewegt sich nicht”

    1. Neith Says:

      Äxgüsi, ich wollte eigentlich nicht klugscheissern, aber es muss jetzt sein… ^_^

      Eigentlich ist ‚bobo‘ in Japanisch die Übersetzung für ‚weibliches Geschlechtsteil‘.
      Kantonesisch, wie deine Quelle verrät, wird vor allem in Südchina gesprochen, nicht in Japan.

      Und die Moral von der Geschicht’…
      [Anmerkung Admin: Oh, da auch? Da mus sich mich verlesen haben. Dann ist der Vorname „Schatz“ aus China, und „bobo“ reiht sich in Japan in die europäische Tradition ein 🙂 ]

    2. Neuromat Says:

      In welchem Kanton wird denn eigentlich Kantonesisch gesprochen?

    3. Neuromat Says:

      ja, Jens, Du hast ja schön ausgeführt, wie dieser Spot eigentlich hätte umgesetzt werden müssen:

      Die Fenster des gegenüberliegenden Wohnblocks öffnen sich durch diesen Orkan und können nur mit Mühe wieder geschlossen werden, das deutsche Fähnchen segelt auf und davon (ich habe in der Schweiz noch nie eine deutsche Fahne aus einem Fenster hängen sehen).

      Dann kann man Hopp natürlich auch für Franken verkaufen. Gerne werden auch besondere Angebote offeriert. Zum Beispiel könnte man für jedes nachweislich gekaufte Hopp pro von der Schweiz erzieltes Elfmetertor einen Franken zurückzahlen (sicherlich kein finanzielles Risiko)

      Ist noch Zeit für ein Witz? Schon wegen der deutschen Fahne. Also. die Schweiz erbittet sich Revanche noch vor der EM. Die deutschen Spieler sind langsam etwas müde und kaum noch zu motivieren, da das Ergebnis ja vorher feststeht. Da meint Lehmann: Leute, geht Ihr zwischenzetlich einen trinken. Ich mach das alleine. Nachnur geringem anfänglichen Widerstand der Mannschaft, verziehen sich Ballack und Co dann in die nächste Beiz. Dort hören sie drei Minuten nach Anpfiff Radio und vernehmen, dass Deutschland 1:0 führt. Da alles nach Plan läuft wird das Radio aus- und die Schluckmuskulatur eingeschaltet. Kurz nach Ende der Spielzeit wollen sie dann kontrollieren, dass alles glatt ging und müssen dannn hören, dass das Spiel 1:1 endete. Aufgeregt renn sie ins Stadion und treffen einen weinenden Lehmann in der Kabine. „Jens, was war denn los“ wollen sie wissen, als dieser schon unter Tränen berichtet, dass er gar nicht wisse, weshalb ihn der Schiedsrichter schon in der vierten Minute vom Platz gestellt habe …

    4. AnFra Says:

      Nach der Analyse des Todeskampfes des lungenschwachen rotgekleideten Fan im „Hopp“-Filmchen ist mir in Erinnerung gekommen, dass ich im kurpfälzischen Gebiet solch ein „Hopp“ im Zusammenhang mit diffusem, abwertendem Inhaltsinn gehört habe.
      Siehe: Besonders die hier unter 3.):

      Ein Griff zu den Brüdern Grimm und es wird wieder alles klar: Dieses schweizer „Hopp“ kann eigentlich auch hierbei nur die 3.) gemeint sein: …..in der verbindung hopp sein, mit seinem vermögen zu ende sein, bankerot sein, auch todt sein, so hessisch……; nassauisch hupp sein und hopp sein. ….. hier erinnert hopp an das leichte auf- und weghüpfen, wie in ähnlichem bilde studentisch eine verbindung aufgeflogen, zu ende gegangen ist…..
      (Nachtrag: Führt über altfränk. hoppa, hoppareita, Hoppapferdchen daraus entst. Steckenpferd zum nengl. Hobby = Freizeitgestaltung, entspricht der Liebhaberei = Amateur.
      Hoffentlich will dieser etwas verunglückte / verunfallte Hoppelei uns dies NICHT mitteilen: Der schweizer Profifußballer sind Amateure?)

      Als Nachbar in Schwarz-Rot-Gold wird es nun sehr schwer sein, den fußballfreudigen Schweizern diese wahrhaftige Hopp-Botschaft hermeneutisch zu übersetzen.
      Deshalb greifen wir zu einen Schweizer zurück, den großen C.G. Jung: In dieser archetypischen Film-Szene schreit ein rotgekleideter Fan seine Urangst über die Straße zu seinem wahrscheinlich nicht geliebten Nachbarn rüber. Zuvor hat sich dieser schwindsüchtige Mensch an vielen techn. Geräten Luft und Energie getankt, damit er Urfrust und Urangst in einem einzigen Urschrei aus seiner Brust schreien kann.
      In dieser Szene läuft ein wunderbares Beispiel der Jungschen Anima und Animus ab, da hier scheinbar eine tapfere, unerschrockene und rücksichtslose Handlung dem männlichen Zuschauer seine eigene Stärke und dem weiblichen Zuschauer eine traumerfüllende Hoffnung vorführt.

      Durch diese Rollendarstellung kann sich JEDER ROTGEKLEIDETER FAN auf die zukünftige furchtbare Entwicklung im Sommer betäuben, um die grausame Wirklichkeit zu verkraften. Der Zuschauer sieht im Hintergrund die Kantonsfarben des größten Kantons: Schwarz-Rot-Blond.

      Um hier weiterzukommen müssen wir zu einem anderen Zeugen aus einem anderen rotgekleideten Nachbarland greifen: Siggi Freud. Von ihm erfahren wir: Schwarz ist die traurige Zukunft, welche hier nicht mehr unterdrückbar ist, denn grausam die erste Nacht nach dem Ausstieg in der EM. Rot ist die Farbe der zwangsläufigen rituellen Tötung des Nati-Häuplings, denn es wird viel Blut fliesen. Auch das Firmenwappen vom BLICK trägt diese blutgetränkte Farbe. Blond ist der Trost, wenigstens über die Kantonsgemeinschaft mit den nördlichen Verwandten beim gülden strahlenden Sieg dabei zu sein.

      In dieser gegenwärtigen Düsternis gibt es für die schweizer Freunde eine für die Zukunft frohe Nachricht: Die hermeneutische Zerlegung und Interpretation des Namens „Hitzfeld“ ergibt eine gewisse Hoffnung.

    5. Marroni Says:

      @Neuromat:
      Hopp ist ein ( Boden-) ReinigungsMittel der Migros. Nein, nicht der Christoph, der ist ein Bodenreinigungs GERÄT. Kennst Du den Unterschied zwischen Blocher, dem Gerät und Blocher, dem Christoph? Das Gerät hat Stil…
      Meine Frau hängt die Deutsche Flagge raus! ( Nur an Spieltagen ) Das erste mal hatten wir fast ein wenig Ehekrach. Grins. Nun, da unterdessen die Nachbarschaft aus zugewanderten Deutschen besteht, freuen die sich, wenn sie bei uns vorbeigehen, und ich mich auf die Wurst am Weihnachtsmarkt..

    6. Kreis7 Says:

      Komisch, komisch, da und hier wird immer wieder mal über die Schweizer Bünzlis gewettert und was muss erstaunt zur Kenntnis nehmen? Der deutsche Nachbar pflegt Geranien, eigentlich Pelargonien, vor dem Fenster…. Das ist doch der Inbegriff der Bünzligkeit!

    7. Cocomere Says:

      Häää? Was wird denn da in diesen Spott interpretiert? Warum sollte die D-Flagge flattern? Was hat das mit den Läden (oder die Fensterflügel?), die sich schliessen beim deutschen Nachbarn, zu tun?
      Fazit: Falls es Humor ist, so ist dieser in der Schweiz nicht verstänglich.

      [Anmerkung Admin: Nix Humor, knallharte Beobachtungen sind das. Wo grosser Wind weht oder ein Fan mit Power bläst, sollte die Fahne ordentlich knattern und die Läden automatisch zuknallen oder aufgedrückt werden, je nach Richtung. ]

    8. Thomas Says:

      das ist bereits 17 Jahre her mit Raider und Twix? Oh mein Gott, ich werde alt. Das war doch erste gestern…

    9. Helza Says:

      Hopp ist einfach ein Anfeuerungsruf und bedeutet soviel wie Los, auf geht’s, marsch!
      Beispiel: Hopp, hopp ins Bett.
      Als geheimnisst hier nichts herein, was nicht ist.
      Ach ja, wir Schweizer wissen, dass unsere Nati völlig neben den Schuhen steht und wohl an der EM keinen Stich macht. Also halten wir einfach jedem anderen Team die Daumen, frei nach dem allseits bekannten Motto „Uns ist es egal, wer die Deutschen schlägt.“

    10. neuromat Says:

      @ Marroni

      sorry – das hätte ich sogar wissen müssen, das mit der Fahne. Ich meine mich zu erinnern, dass Du uns das schon mal geblogt hattest… Jetzt wissen wir, wo der Film gedreht wurde 😉

    11. Guggeere Says:

      Analog zu Mars sollten vielleicht noch ein paar andere Produkte wegen der Fussball-EM mit neuen Namen aus der Sport- oder Fussballsprache versehen werden: Denkbar wären etwa die Namenswechsel von „Hakle dreilagig“ zu „Pressing“, von „Liechtenstein“ zu „Foul“, von „UBS“ zu „Strafstoss“ …
      Diese Art der Werbung mittels situativ flexibler Produktenamen ist hierzulande übrigens nicht neu: Zu den Nationalratswahlen trat Ende der siebziger Jahre eine Partei namens „Hopp Schwiiz“ an. Leider gab es eine Kanterniederlage, wohl wegen Vernachlässigung der linken Spielfeldhälfte. Einige Stammspieler jenes Teams bretterten später als Autopartei (damals auch „Bleifussfaschisten“ genannt) durchs Land und blochen heute mit dem rechten (Kot-)Flügel der SVP herum.

    12. Flaneur Says:

      Sind in der Schweiz auch die Fussball-Fans etwas dezenter und nicht so teutonisch laut?

      Ich meine… die Lautstärke von dem Kerl in dem Spot bekäme ich auch noch ganz ohne Training hin. Es stimmt schon… ohne wehende/wegfliegende Flagge und so wirkt das ganze unfreiwilligerweise mehr wie eine artikulatorische Defizit-Kompensation, als eine Power to the fans (die Deutschland wegpusten würde).

    13. Marroni Says:

      @neuromat: Du glaubst es nicht, aber bei uns wurde tatsächlich mal ein Werbespot gedreht! ECHT!! Und zwar für… KNOPPERS!

    14. Neuromat Says:

      @ Marroni

      Knoppers – ist das nicht irgendetwas mit: „Morgens, halb zehn in Deutschland“ und das haben die in der Schweiz gedreht… 🙂

    15. Marroni Says:

      @Neuromat: Genau! Der Werbespot wurde in Horgen am Zürisee gedreht, Blickwinkwel etwas oberhalb unseres Hauses Richtung Turmuhr der Reformierten Kirche. Das Riegelhaus auf meiner Privaten Homepage wurde in Etwa vom gleichen Standort aus Fotografiert, im Hintergrund siehst Du die Kirche, ganz links, am Rand, ist unsere Wohnung, da hängt die Fahne. ( Aber nur, wenn die Deutschen spielen, sonst gibt’s Ehekrach )

    16. Juergen Says:

      Bobo ist in Brasilien jemand der dumm oder zumindest verrückt ist. Weiß das der DJ