Hakenkreuz als Logo einer Biermarke — Die Carlsberg Brauerei in Dänemark

März 24th, 2010
  • Hakenkreuze und Bierbrauen
  • Im Stadtteil Vesterbro besuchte ich die Brauerei Carlsberg.
    Brauerei Carlsberg in Kopenhagen
    Am alten Brauereigebäude der dänischen Traditionsmarke Carlsberg in Kopenhagen gibt es etwas, zumindest für deutsche Augen, sehr Ungewöhnliches zu bestaunen:
    Brauerei Carlsberg in Kopenhagen
    Hakenkreuze, eine ganze Reihe davon. Sie wurden allerdings lange vor der Naziherrschaft in Deutschland dort angebracht und erinnern daran, dass das „Svastik“ oder Sonnenkreuz ein ziemlich altes Symbol ist, das man schon immer aus Indien kennt.

    Die Verwendung vieler Swastiken in dieser Brauerei, geht noch auf eine Zeit lange vor Hitler zurück. Sogar bevor Hitler geboren war, nahm J. C. Jacobsen die Swastika als das Firmenzeichen für seine neue Biermarke an. Dieses Firmenzeichen wurde verständlicherweise 1940 fallengelassen.

    (Quelle: swastika-info.com)

    Es findet sich auch auf den zwei Elefanten, die am Eingangsportal die Last des Gebäudes tragen. Die Brauerei Carlsberg verwendete das Symbol als Logo für eine Biermarke, bis dann den Kunden der Geschmack daran verging. Die Hakenkreuze in der Hausfront blieben jedoch.

    Elefanten der Carlsberg Brauerei

    Auch hier ein grosses Hakenkreuz, wie es in Indien auch heute noch sehr beliebt ist:
    Elefant an der Carlsberg Brauerei
    (Foto privat: Elefant am Eingang der Karlsberg Brauerei)

    Sprechen Sie einfach mit einer Socke im Mund — Dänisch für Anfänger

    März 23rd, 2010
  • Alles Endkonsonanten weglassen
  • Viele Skandinaven sagten mir, dass sich Schweden, Norweger und Dänen gegenseitig gut verstehen, wenn sie sich nur ein wenig anstrengen. Das muss man sich ein bisschen so wie die Unterschiede zwischen Niederbairisch, Schweizer Höchstalemanisch und vielleicht noch Saarländisch im Vergleich vorstellen. Geschrieben wird vieles ähnlich, aber die dänische Aussprache unterscheidet sich oft gewaltig vom norwegischen Bokmål . Leise lesen kann man das noch gut, aber ein geschriebener Satz wie „Det er lige meget“ = „Das ist gleich viel“ hört sich im Alltag nur noch wie „De-li-ma“ an. Aus Lima also, in Peru. Und aus dem geschrieben „Jeg kan ikke finde den“ (=ich kann das nicht finden) bleibt gesprochen „jei-ka- ig-fin-de“, sämtliche Endkonsonanten wurden verschluckt. Wie in dem Kinderlied „Auf der Mauer auf der Lauer liegt ne kleine Wanze“, was in der dritten Strophe nur noch „Auf der Mau auf der Lau liegt ne kleine Wa“ gesungen wird. Muss für Schulkinder in Dänemark höllisch kompliziert sein schreiben zu lernen. Im Arabischen nennt man die „Pausalform“, wenn die Endsilben verschwinden. Da- sollt- wi- ma- au- Deu- probie-, wäre sicher lustig.

  • Sprachkurse für alle
  • Zugezogenen Migranten bekommen 3 Jahre lang kostenlosen Sprachunterricht angeboten, um die Sprache zu lernen. Wenn sie die Prüfung nicht bestehen, wird es kritisch mit der Aufenthaltsbewilligung.
    Im Magazin vom letzten Dezember lasen wir dazu:

    David, ein Nigerianer, ausgebildeter Buchhalter, findet, Dänisch klinge immer so, «als hätte man grad eine Socke im Mund». Er wird sich damit anfreunden müssen. David hat eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis erhalten, weil er mit einer Dänin verheiratet ist, doch wie bei allen Nicht-EU-Immigranten, die durch Hochzeit oder Familiennachzug ins Land kommen, haben die Behörden mit ihm einen sogenannten Integrationsvertrag abgeschlossen. Er beinhaltet, wie David aufsagt, «einen individuellen Plan, um mich möglichst schnell zu einem aktiven Mitglied der dänischen Gesellschaft zu machen». Dazu gehören Dänisch-Kenntnisse. Zwar sprechen fast alle Dänen fliessend Englisch, «aber sie tun es nicht gern», sagt David.

    Alle drei Monate wird überprüft, ob er seinen Zielen näherkommt. Um eine dauerhafte Aufenthaltsbewilligung zu erhalten, muss er mindestens zweieinhalb Jahre lang eine Vollzeitanstellung gehabt haben, er muss einen Integrationstest bestehen, und er muss den Dänisch-für-Fortgeschrittene-Kurs «Prøve i Dansk 2»abgelegt haben. «Das schaff ich schon», macht David sich Mut, er will bleiben, ein Leben lang, denn Dänemark, sagt er, «ist einfach das beste Land der Welt.»
    (Quelle: Das Magazin)

  • Ein vorbildliches Konzept für die Schweiz
  • Das wäre doch mal ein vorbildliches Konzept für die Schweiz. Wer hier bleiben will, muss einen Integrationsvertrag abschliessen und bekommt 3 Jahre lang kostenlosen Schweizerdeutschunterricht bezahlt. Alle drei Monate wird der Lernfortschritt überprüft. An Stelle von «Prøve i Dansk 2» müsste dann allerdings „Biwiis diin Züritüsch 2“ oder „Biwiis diin Bärndütsch 2“ stehen. Wer die Prüfung nicht besteht, muss wieder abreisen aus dem „besten Land der Welt“. Wo können wir den Vertrag unterschreiben?

    Der Schweizer Dieter Moor über deutsche Direktheit

    März 22nd, 2010
  • Bio-Bauer in Brandenburg
  • Im Magazin vom 20.03.10 lasen wir ein spannendes Interview mit dem gebürtigen Zürcher Dieter Moor, der heute mit seiner Frau einen Bio-Bauernhof bei Berlin betreibt. Er ist in Deutschland als TV-Moderator bekannt und schrieb zuletzt ein Buch über sich als Schweizer in Brandenburg.
    Dieter Moor
    (Quelle Foto: Barbarella.de)
    Im Interview wurde er gefragt:

    Sind Ihnen die Deutschen jetzt nicht zu direkt?
    Mir nicht, aber mit dieser Direktheit hat es vielleicht zu tun, dass Deutsche und Schweizer in der Schweiz manchmal aneinander scheitern. Andererseits: Wenn der Schweizer Chefarzt sagt, Frau Ursula, ich wär dann schon noch froh, Sie würden es in Zukunft so machen — dann kommt das zwar sehr nett rüber, aber es ist im Inhalt nicht anders, als wenn der deutsche Chef sagt, ich will diesen Mist hier nicht mehr erleben, noch einmal, und ich verwarne Sie. Da musst du als Ausländer auch erst mal durchblicken.
    (Quelle: Das Magazin)

    Das „noch“ bereitet nicht nur Dieter Moor Schwierigkeiten. Er sagt im gleichen Interview:

    Sie haben, bevor Sie nach Deutschland gingen, in der Schweiz gewohnt, davor aber lange in Österreich. Wie erlebten Sie damals, als Sie zurückkamen, die Schweiz?

    Ich hatte das Grundgefühl, dass ich die Codes nicht mehr kenne. Nach dreizehn Jahren Wien hatte ich Mühe, die Sätze zu dechiffrieren. Ich wusste nicht mehr, was einer meint, wenn er einen Vorschlag von mir beurteilt, mit den Worten, ja, ist noch interessant. Was hiess das? Fand er meine Idee gut oder schlecht?
    (Quelle: Das Magazin)

    Nun, sie war ganz einfach „noch interessant“. Später dann nicht mehr, so wie das Wetter „erst noch“ gut ist, und es später dann regnet. Noch heisst hier „und ausserdem, im Übrigen“.

  • Dat war richtig Scheisse von dir
  • Über die deutsche Streitkultur sagt Moor:

    Streitet man sich in Deutschland anders?
    Das Konfliktpotenzial, das ich hier seit sechs Jahren erlebe, ist ein völlig anderes. Es kracht relativ schnell, aber wenns rum ist, ist es wirklich rum. Wenn mir ein Schweizer sagt, okay, Schwamm drüber, dann traue ich der Sache nicht. Wenn mir hier in Brandenburg ein Nachbar sagt, dat war richtig Scheisse von dir, Dieter — dann wird das besprochen, und letztlich sagt er, jut, jetzt sind wa wieder Kumpel. Und das hält dann auch!
    (Quelle: Das Magazin)

    Da sagt ein Schweizer, dass er einem Schweizer nicht traut, wenn dieser „Schwamm drüber“ sagt? Haben wir das richtig gelesen? Nach so vielen Jahren in Deutschland wird er verlernt haben, das Ungesagte zu hören und bleibt stets auf der Hut vor „Hinterrüggsli“. Muss man das in der Schweiz einfach verinnerlicht haben, diese Verhaltensweise?

    Fahrpläne sind relativ in Dänemark — Ach wie schön ist Schweizerpünktlichkeit

    März 19th, 2010
  • Fahrpläne sind relativ bei der Dänischen Bahn
  • Wodurch sich Dänemark von der Schweiz deutlich unterscheidet, ist die Pünktlichkeit der Züge. Ich habe in 10 Wochen nicht einen einzigen Tag erlebt, an dem ein Zug pünktlich abfuhr oder ankam. Fahrpläne scheinen grobe „Zeitraster“ zu sein, nach denen man sich ungefähr orientiert. Züge fahren einfach immer etwas später, dass können 3 oder 9 Minuten sein. Ist auch egal. Ich merke nur, wie man sich nach 10 Jahren Schweiz an sowas gewöhnen kann. Ansagen im Zug gibt es nur auf Dänisch. Der Zug zum Flughafen wird nicht besonders ausgeschildert. Man sollte schon wissen, dass der auf in Kastrup liegt und dass das die Strecke nach Malmö ist.

    Mit dem Skateboard-Helm auf dem Cyklen
    Die Kopenhagener fahren, ähnlich wie die Holländer, leidenschaftlich gern Fahrrad im Alltag. Sie tragen dazu oft schicke Skateboard-Helme, wahrscheinlich weil die billiger sind als die Hightech-Velohelme. In Wirklichkeit sind sie nur im Design ähnlich wie Skater-Helme, aber für Radfahren konzipiert:

    Bike Helme wie Skater Helme
    (Quelle Foto: smadso.co.uk)

    Es gibt auch schicke Kombinationen von Helm und Hut für die modebewusste Alltagsradlerin. In Kopenhagen fährt jede dritte Frau mit so einem Helm rum. Sieht doch super aus.Yakkay Helme oder Hüte.
    Die sind von Yakkay, in der Schweiz habe ich die hier gesehen.

    Können Sie sich vorstellen, wie das ist, morgens um 8:00 Uhr an einer roten Ampel in einem Pulk von 100 Alltagsradlern auf Grün zu warten? Jeden Tag ein Tour-de-France Feeling im Hauptfeld. Spezielle breite Radwege zwischen Bürgersteig und Fahrplan mache diese Art der Fortbewegung sicherer als in der Schweiz. Wenn nur nicht immer so viele zu gleich unterwegs wären!
    Alltagsradlerin mit Skaterhelm

  • Zum Anhalten bitte deutlich den Arm heben
  • Wer abbiegen oder anhalten will, hebt deutlich den Arm. Am Anfang habe ich das mehrfach vergessen, und damit eine Fluchkanonade hinter mir ausgelöst. Denn selbst wenn Sie glauben, ganz allein auf einer einsamen Strasse unterwegs zu sein, empfiehlt sich stets ein Blick über die Schulter nach hinten, denn oft klebt da ein zweiter Cyklist im Windschatten an ihrem Schutzblech. Windschattenfahren gehört zum Alltagsroutine, 5-10 Räder mit 20 Km/h folgen oft dicht auf dicht. Manchmal fühlt man sich wie im Hauptfeld der Tour de France, von so vielen anderen Alltagsradler umgeben.

    Massenauflauf an der Ampel
    (Photo privat: wartende Cykler an einer Ampel in Kopenhagen)

    Beleuchtet sind die Räder in der Nacht kaum, die meisten haben ein automatisches Licht, das sich in der Dämmerung von allein anschaltet. Es scheint fast in jeder Strasse ein Fahrradgeschäft zu geben in Kopenhagen, jedenfalls garantiert mehr als Bäckereien.

    Christiania Bikes
    (Christianiabike. Quelle Foto: ivajeanrides)

    Spezielle Transporträder mit einer praktischen Kiste vorn für die Kleinen heissen „Christianiabikes“, wie der beliebte Stadtteil von Kopenhagen mit dem gleichnamigen Freistaat Christiania, in dem alles erlaubt ist, ausser Fotografieren. Nie zuvor sah ich so grosse und viele Verbotsschilder „No Photo“ wie hier.

    Die Kopenhagener können im Sommer in nach 15 Minuten Velo- oder Zugfahrt an weissen Ostseestränden baden, die Wasserqualität ist ausgezeichnet, und ganz Sportliche schwimmen kurz mal nach Schweden rüber.

    Die Dänische Judenrettung und Schweizer-Dänische Ausspracheverwandtschaft

    März 18th, 2010
  • Hvad fik du?
  • Dänemark ist wie die Schweiz auch ein „kleiner Nachbar“ von Deutschland. Es findet sich die ähnliche „Grosser Bruder – Kleiner Bruder“ Problematik. Kulturell ist Dänemark eng mit Deutschand verzahnt. Sucht man lange genug in der Etymologie eines dänischen Wortes nach, so findet sich immer eine germanische Wurzel. Es gibt auch zufällige Ähnlichkeiten mit dem Schweizerdeutsch: „Hvad fik du?“ ist keine Frage nach dem Geschlechtsleben des Gesprächspartners sondern heisst übersetzt „Was bekamst du?“ Denn „fik“ ist Vergangenheit von „få“ = bekommen. „Jeg skrev et brev“ = ich schreibe einen Brief hört sich an wie von einem Berner ausgesprochen, „skre-u bre-u“, mit sauberer Trennung der Dipthonge beim e und u am Wortende. Es gibt darüber hinaus ein besonderes „th“, das mit der Zungespitze an den unteren Schneidezähnen artikuliert wird. Für korrekte dänische Aussprache gewöhnt man sich einfach ein Dauerlispeln an und stellt sich vor auf einem „ss-pitzen Ss-tein zu ss-tehen“ wie die Hamburger.

  • Eng verzahnt mit Deutschland
  • Im Norden von Schleswig-Holstein gibt es eine dänische Minderheit, auch sonst fühlt man sich dort innerseelisch mit den Dänen mehr verbunden als mit Preussen oder Bayern, ähnlich wie Alemannen im Breisgau und Elsass die sprachlich-kulturelle Seelenverwandschaft zur Deutschschweiz empfinden.

  • Die dänische Judenrettung
  • Doch während man in der Schweiz zur Zeit der Naziherrschaft über Deutschland die Juden an der Grenze abwies und von den Deutschen das „J“ im Judenausweis verlangte (Hintergründe zum Schweizer J-Stempel), half in Dänemark in einer bespiellosen Nacht-und-Nebel Aktion die Bevölkerung, über 7‘000 Juden mit Fischerbooten und allem was sonst auf dem Wasser fährt hinüber ins neutrale Schweden zu retten, kurz bevor die Deportation in die Konzentrationslager begann. Eine Zivilcourage und Heldentat, die in dieser Form in Europa zur Zeit des Holocaust in dieser Grösse einmalig war.
    Dansk Jodisk Museum in Kopenhagen
    Die Geschichte dieser Judenrettung ist gut dokumentiert im Dansk Jødisk Museum, dem Dänisch-Jüdischen Museum, das vom Stararchitekten Daniel Libeskind einen ganz ungewöhnlichen Innenausbau erhielt:
    Daniel Libeskind Innenarchitektur
    Libeskind entwarf auch das Jüdische Museum in Berlin und lieferte den Entwurf für die Freedom towers am Platz des alten Word Trade Centers in New York.

    Die Rettung der dänischen Juden im Oktober 1943 während der Zeit des Nationalsozialismus ist in der Geschichte der im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebiete in Europa ohne Beispiel. Sie wurde durch die Tat des deutschen Diplomaten Georg Ferdinand Duckwitz (1904–1973) möglich und verhinderte den Mord an vielen Juden im Zuge des Holocaust.

    Duckwitz, seit 1932 Mitglied der NSDAP, hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon lange vom Nationalsozialismus abgewandt und verfügte über gute Kontakte zu führenden dänischen Sozialdemokraten. Am 29. September 1943 erfuhr er vom deutschen Reichsbevollmächtigten für Dänemark, Werner Best von der für die Nacht vom 1. auf den 2. Oktober 1943 bevorstehenden Deportation der dänischen Juden über Deutschland in die Konzentrationslager. Über seine dänischen Bekannten bei den Reedern informierte er den Oberrabiner von Kopenhagen, Marcus Melchior, einen aus dem oberschlesischen Beuthen geflüchteten Rabbiner. Dank eines jüdischen Feiertags verbreitete sich die Nachricht innerhalb kürzester Zeit unter den Juden in ganz Dänemark. Duckwitz reiste heimlich ins unbesetzte Schweden, wo er dortige Regierungsstellen über die bevorstehende Massenflucht informierte, so dass diese die Möglichkeit hatten, sich durch Bereitstellung der Ferienheime auf die Situation sehr kurzfristig einzustellen.

    7000 der 8000 dänischen Juden konnten damals in einer Nacht- und Nebelaktion über den Öresund, das Kattegat und die dänische Ostseeinsel Bornholm nach Schweden geschmuggelt werden. Vor allem Ärzte, Pastoren und Studenten konnten die allermeisten dänischen Juden verstecken, als am 1. Oktober mit der Deportation in Konzentrationslager begonnen werden sollte. Dänische Fischer spielten dann eine zentrale Rolle bei der Organisation der Flucht über das Meer in das sichere Schweden. Polizei und Küstenschutz der Dänen schauten bewusst weg.
    (Quelle: Wikipedia)

    (Teil 3 morgen: Fahrpläne sind relativ in Dänemark)