Der Führer auf der Flucht — Wenn Worte bei Schweizern nicht vorbelastet sind

Juli 26th, 2006
  • Führerschein und Führer-Ausweis
  • In der Schweiz haben wir schon so mancher Realität ins Auge blicken müssen. Dass unsere alte „Fahrbewilligung“, der „Führerschein“ hier seinen (An)Schein verlor und zum „Führer-Ausweis“ wurde, biologisch-genetisch korrekt auf Schweizerdeutsch ausgedrückt sogar „mutierte“, hatten wir schon hier beschrieben.

    So fahren, wie wir lernen, in der Schweiz keine Menschen die Fahrzeuge, sondern in den meisten Fällen sind es die „Lenker“, die da in chromblitzender Eleganz für alle Unfälle mit Kandelaber und anderen Kerzenleuchtern zuständig sind (siehe hier). Doch das täuscht, mitunter erlebt der längst tot geglaubte Führer eine Wiederauferstehung, bleibt aber nicht lange am Ort, denn er wird gesucht.
    Chaplin als Führer Hynkel
    Führer Hynkel alias Chaplin

    Dann ist er auf der Flucht:

    Führerflucht in Winterthur.
    Ein unbekannter Autolenker hat am frühen Sonntagmorgen nach einem Unfall Führerflucht begangen. Nach Angaben der Stadtpolizei Winterthur fuhr der Mann um 1 Uhr 20 auf der Zürcherstrasse stadtauswärts. Als er nach links in den Bahnmeisterweg einbog, kollidierte sein Auto mit einem auf der Zürcherstrasse entgegenkommenden 46-jährigen Motorradfahrer. Dieser wurde verletzt und musste ins Spital gebracht werden. Der fehlbare Lenker fuhr weiter, ohne sich um den Verletzten zu kümmern.
    (Quelle: NZZ vom 24.07.06)

    Und wieder war es der Lenker, der allein weiterfuhr, ohne seinen Führer.

    Der sorglose Umgang mit für Deutsche vorbelasteten Wörter ist uns in der Schweiz schon früher aufgefallen. Bei der Nationalmannschaft „Nati“, die sich wie „Nazi“ spricht, aber Dank Dehnung bzw. kurzem Vokal auf der ersten Silbe von den „Nationalsozialisten“ sehr gut unterscheiden lässt, haben wir uns längst an das ungewohnte Klangbild gewöhnt.

  • Konzentrationslager verbessern die Konzentration?
  • Es erzählte uns ein Schweizer, der im Kanton Luzern zur Schule ging, dass man dort zur Verbesserung der Lern- und Konzentrationsfähigkeit im Sommer zu Lagern einlud, in denen diverse Techniken geübt und trainiert werden sollten. Ihm sei bei der Bezeichnung „Konzentrationslager“ für diese Institutionen nichts merkwürdig vorgekommen. Wir konnten für diese Schilderung keinen Beleg im Internet finden, hoffen aber schwer, dass es sich hier um einen schlechten Scherz der organisierenden Lehrer gehandelt haben muss. Vielleicht haben ja noch weitere Leser der Blogwiese diese merkwürdige Form der „Konzentrationsförderung“ kennen gelernt?

    Kein Blut am Hintern — Wenn es den Schweizern zu heiss wird

    Juli 25th, 2006
  • Der füdliblutte Wahnsinn im Blick
  • Wir finden auf der Titelseite des Blicks, der Schweizer „Bild-Zeitung“ mit eher links-konservativer Grundhaltung, die Überschrift:
    Der füdliblutte Wahnsinn
    Der füdliblutte Wahnsinn
    (Quelle: Blick vom 24.07.06 )

    Wer blutet da? Doch nicht etwas der schweizerische verlängerte Rücken, auch „Füdli“ genannt? Aus dem Kontext und den mitgelieferten Bildern können wir schliessen: „Blutt“ ist in der Schweiz nicht nur rot, sondern vor allem nackt, weil „blank“.

    Sogar unser Duden hat diesem Wort seine Weihen gegeben:

    blutt (Adj.) [mhd. blut, H. u.] (südd. mundartl., schweiz. ugs.)
    1. nackt, bloß:

    mit dem blutten Finger in ein heißes Fondue langen;
    Übertragung: einen Enzian auf blutten (nüchternen) Magen nehmen.
    2. einzig:
    sie hatte schon lange keinen blutten Tausendfrankenschein mehr gesehen.
    (Quelle: duden.de)

    Erneut haben wir so ein Wort gelernt, dass seit dem Mittelalter unveränderlich im Süden des Deutschen Sprachraums überwintern konnte, und zwar in der in der Bedeutung von „nackt, bloss, einzig und blank“, denn das ist alles was wir dazu beitragen können: „Den blanken Hintern“.

  • Mach Disch nackisch
  • Blut können auch andere Körperteile sein, so fanden wir im Tages-Anzeiger Online:

    Frauen beharrten darauf, sich ausziehen zu dürfen, ohne gleichzeitig angestarrt zu werden. «Wir liessen uns nicht vorschreiben, was ein blutter Busen zu bedeuten hatte», sagt Küng. Wehe dem, der dies missverstand und die befreiten Brüste als erotische Aufreizung begriff.
    (Quelle: Tagesanzeiger.ch)

    Auch im seniorenweb.ch kennt man sich beim Thema „blutter“ aus:

    Ob sie uns da eine Fälschung oder ein echter „blutter PoPo“ von?? zu sehen gibt??? Lamas Hinterteil sieht auf jeden Fall ganz, ganz anders aus – wolliger und runder……….einfach „echt Natur – nichts gefälscht.
    (Quelle: seniorenweb.ch)

    Ist das jetzt der „blutte“ Wahnsinn? Oder der „bluttere“ Wahnsinn? Und was wäre, wenn ein Bluter nackt herumläuft in der Schweiz. Wäre das dann ein „blutter Bluter“?

  • Wenn Kinder doch nicht bluten
  • Wir hatten versprochen, die Kinder unserer Nachbarin zu hüten. Es war im Sommer und der kleine Noah hatte sich heimlich im Badezimmer ganz ausgezogen. Dann sprang er nackend durch den Raum und rief entzückt „Ich blüttle, ich blüttle“, worauf wir ihn erstmal ängstlich nach eventuell vorhandenen blutenden Wunden absuchten. Muss alles erst gelernt werden.

    Von einem der auszog, einen Hotspot zu finden

    Juli 24th, 2006
  • Auf der Suche nach dem heiligen Gral den heissen Punkten
  • Die AirCard ist eigentlich auch für WLAN Verbindungen gedacht. Wir schafften es nicht, sie mit einem Hotspot zu verbinden. Wozu auch, jedes Notebook hat einen eigenen WLAN Chip on Board. Laut der Sunrise Webseite gibt es, zumindest in den Ballungsräumen und Innenstädten, ein dichtes Netz von leistungsstarker WLAN Hotspots, die mit diesem Kartenvertrag bis zu 1000 Minuten pro Monat kostenlos genutzt werden können. Ein Blick auf die Übersichtskarte, die sich nur im Internet und nicht als PDF oder Ausdruck findet, zeigt schnell, wo sich diese Hotspots befinden. Es sind die gängigen MOONZONE Zugänge bei McDonald, Starbucks-Coffee und ähnliche Etablissements in der Schweiz.

  • Sag mir wo die Hotspots sind…
  • Hotspots in der Nähe der Bahnhofstrasse Zürich
    Kleine Fingerübung für alle Fans von Usuability : Wer findet unter www.sunrise.ch am schnellsten den Link zur Karte mit den WLAN Hotspots? „Och, der User soll ruhig ein bisschen suchen, und dabei unsere geile Werbung gleich mitlesen“. Ein Fall für Peter Hogenkamp

    Die Suche nach einem Hotspot finden Sie hier auf dieser Website, dort auf „Hotspots“ klicken, falls Sie diesen Button finden. Einfach geht es, wenn Sie hier klicken.

  • Zum Hotspotten einen Kaffee schlürfen oder einen Big Mac mampfen
  • Also testen wir den nächsten Hotspot, das Restaurant „Crazy Cow“ in der Nähe der ETH in Zürich. Falls Sie dort mal vorbeischauen, achten Sie bitte schwerpunktmässig auf das gestochen scharfe und hochpolierte Deutsch der Speisekarte! Da lacht das Mediavistenherz vor Freude. Welche Sprache hätten Sie erwartet von einem Laden mit dem angelsächsischen Namen „Crazy Cow“?

    Wir starten das Notebook mit Wlan, die Moonzone wird sogleich entdeckt, ein Verbindung funktioniert prima, auf unserem Browser baut sich die Login Seite von Sunrise / Moonzone und Swisscom auf. „Bitte Login und Passwort eingeben“. Und wie lautet das? Entnervt geben wir auf und schalten um auf die „Dritte Generation“. Über die AirCard850 haben wir sofort unsere stabile 348Kbit/s Leitung.

  • Sollen das mal die Jungs von Sunrise konfigurieren
  • Am nächsten Tag investiere ich meine Mittagspause, um in der Sunrise-Filiale am Hauptbahnhof in Erfahrung zu bringen, woher ich Login und Passwort bekommen kann. Offensichtlich bin ich der erste, der danach fragt. Der Verkäufer mit der grössten WLAN Erfahrung wird für mich abgestellt. Nach 90 Minuten Rumprobieren und etlichen Telefongesprächen mit Support-Mitarbeitern von Sunrise sind wir keinen Zentimeter weiter drin in der „Moonzone“. Als Login gilt die Mobilnummer der AirCard, soviel ist klar. Aber wie lautet das Passwort? Es würde uns per SMS direkt zugeschickt. Aber wann, und wie, und auf welches Gerät?

    Ich breche den Versuch ab und starte am Abend einen neuen. Etliche Versuche und Telefongespräche später offenbart schliesslich, wie man mit der Broadband Card in einer Hotspot Moonzone einchecken kann:

    1.) Die AirCard muss dazu aktiv sein, es darf aber keine Verbindung mit dem Internet über sie aufgebaut werden. Wenn die Karte aktiv ist, also eine Funkverbindung mit dem Provider besteht, wird überhaupt die Telefonnummer als gültig akzeptiert.

    2.) Als Login muss dann die Mobilnummer mit „41“ vorgestellt verwendet werden, ohne „00“

    3.) Wenn das passiert ist, schickt Sunrise auf die AirCard einen vierstelligen Pin per SMS, der in den nächsten Sekunden eingeben werden muss, sonst verfällt er wieder.

    4.) Der erfolgreich Login versuch wird bestätigt, der Internet-Zugang mit echter IP ist frei.

    Eine Software-Firewall empfiehlt sich als, wenn man nicht ungebetenen Besuch auf dem Notebook haben möchte. Beim AirCard-Zugang hingegen gelangen Sie nur in ein privates 10.x.x.x Netz von Sunrise, nicht direkt ansteuerbar aus dem Internet, aber immer noch für genügend andere Hosts im gleichen Netz gut sichtbar.

    Wir erklären schliesslich dem freundlichen Verkäufer von Sunrise, wie das mit dem Hotspot Zugang funktioniert. Er möge es niederschreiben und als „How to ..“ Anleitung aufheben, für den nächsten Kunden.

    Die Leitung hat eine Kapazität von 1.4 Mbit/s, wie wir gleich feststellen. Leider hat das Herumexperimentieren so lange gedauert, dass unser Akku dabei zu Neige ging und wir gar keine Zeit mehr haben, den coolen Hotspot mitten in der Stadt richtig zu geniessen. Jetzt überlegen wir noch, wo wir einen geilen Aufkleber oder ein T-Shirt herbekommen mit der Aufschrift „Dieses Notebook surft kabellos mit 1.4 Mbit/s !!!“ Denn was hat man von der coolen Verbindung, wenn gar niemand von den Kids rings um es mitkriegt oder neidisch ist. Vor Jahren soll es sowas ja auch umsonst in Zürich gegeben haben. Free Hotspots rund um den Zürisee. Muss im goldenen Zeitalter des Internet gewesen sein, lange her, vielleicht 2 Jahre?

  • WLAN Surfen am Bellevue
  • Ein paar Tage später entdeckten wir dann, dass es am Bellevue-Platz bzw. Zürisee-Ufer tatsächlich möglich ist, ohne Kaffetrinkenzwang oder Hamburgerverzehr zu einem Moonzone-Hotspot zu verbinden. Wir vermuten, dass die nahgelegene Sunrise-Filiale eine Antenne an der Fassade angebracht hat, um so den Platz WLAN-mässig abzudecken.

    Andere Freiluft-WLAN-Tests in Zürich fielen nicht so klasse aus, z. B. in der Bahnhofstrasse. Edge geht immer, 3G UMTS meistens, und das reicht ja meistens dicke aus.

    Der Sonnenaufgang an der Absturzkante — Mit Sunrise Mobile Broadband unterwegs

    Juli 23rd, 2006
  • Mit Sunrise “on the edge” am Klippenrand
  • Wir testen seit geraumer Zeit die “Sunrise Mobile Broadband” Karte für mobilen Internetzugang jederzeit und überall. Es war gar nicht so einfach, an diese stark umworbene Karte überhaupt heranzukommen. Normale Handy-Läden haben sie nicht vorrätig, müssen sie erst bestellen. Nur in grossen Sunrise-Filialen werden Sie Glück haben, je grösser der Laden, desto höher die Wahrscheinlichkeit, ein Exemplar zu ergattern, denn momentan gehen die weg wie warme Semmel.
    Mobile Broadband card

  • Telefonieren mit dem Kommunikationsanbieter
  • Ach, und wenn Sie sich nicht umsonst auf den Weg zu einer grossen Sunrise Filiale machen wollen, rufen Sie doch einfach vorher dort an. Natürlich ist ein führender Kommunikationsanbieter nicht wirklich telefonisch erreichbar. Der verkauft schliesslich Telefone, da ist keine Zeit für Telefonate. Es gibt dafür freundliche Menschen an einer Serviceline, die ihrerseits daran verzweifeln, ein Ladengeschäft telefonisch zu erreichen. Über eine nur ihnen bekannte Insider-Geheimnummer, versteht sich. Aber immer erfolglos.

    Vor Ort im Ladengeschäft merken sie dann auch, warum das so schwierig ist. Sie müssen eine Nummer ziehen, auf Papier gedruckt, wie auf einem deutschen Arbeitsamt bei der Arbeitsagentur, und dann geduldig warten. Es sei denn, es läuft gerade ein Spiel der Schweiz im Fernsehen, dann werden sich gleich fünf gutgelaunte Angestellte um die Gunst streiten, Sie bedienen zu dürfen.

  • An der Antenne sollt ihr sie erkennen
  • Die Sunrise Mobile Broadband Karte kostet in der Anschaffung 1 Franken für denjenigen, der sich auf einen 2-Jahresvertrag einlässt, und 149 Franken, wenn man sich nur für 1 Jahr binden möchte. Die Karte selbst verschwindet im PCMCIA Slot des Notebooks, bis auf eine kleine abschraub- und umklappbare Miniantenne. Die Installation dauert eine Weile, ist aber kinderleicht.
    AirCard 850 von Sierra wireless
    Man muss nur wissen, dass die mitgelieferte Handy-SIM-Karte in die AirCard850 eingebaut werden muss. Mit dem Teil kann man übrigens in einem normalen Handy auch ganz normal telefonieren, auch eine frei wählbare Handynummer von Sunrise gehört dazu, über die dann vor allen die horrenden Roaminggebühren bei Internet-Ausflügen im Ausland abgerechnet werden. SMS empfangen geht jetzt schon damit, versenden soll gleichfalls bald möglich sein. Doch wer will damit schon SMS verschicken, wenn man damit surfen und emailen kann.

    Dann geht der Spass los. Schon mal während einer S-Bahn Fahrt im Internet gesurft? Oder sich ganz dekadent mitten auf Hauptbahnhof, vielleicht noch in der Warteschlange vor dem „Schweiz domestic“ Schalter eine Zugverbindung bei www.sbb.ch rausgesucht? Das ist so ähnlich, als wenn man sich in einer Pizzeria die Pizza von einem Boten bringen lässt. Während der SBB Schalterbeamte eine Verbindung an seinem Terminal heraussucht, geben Sie ihm ganz cool die Zugnummer an, die Sie gern verwenden würden.

  • 3G steht nicht für dreifache Erdanziehung
  • Die Karte verlangt bei jedem Start die Eingabe der vierstelligen PIN für die Authentifizierung.
    Bitte Pin code eingeben
    Dann sucht sie ein Netz. Im Angebot ist als erstes die „Third Generation“, auch „3G“ genannt.
    3G Verbindung
    Keine neue Boygroup, keine dreifache Gravitation oder Erdanziehung, sondern der Branchenjargon für UMTS Verbindungen mit ca. 386 Kbits Übertragungsgeschwindigkeit.
    349 kBit/s messen wir selbst:

    349 kBit/s per 3G UMTS

    Falls sich dafür kein Sender in der Nähe finden (ausserhalb der grossen Ballungsgebiete) schaltet die Karte um auf den Klippen-Funk, am „Rande“ des Nervenzusammenbruchs, „on the edge“.

    Edge Verbindung

  • Edge bietet immer noch ganz gehörig Power
  • Warum das so heisst wie ein Abgrund? Wikipedia erklärt uns:

    Enhanced Data Rates for GSM Evolution (EDGE) bezeichnet eine Technik zur Erhöhung der Datenrate in GSM-Mobilfunknetzen durch Einführung eines zusätzlichen Modulationsverfahrens. Mit EDGE werden GPRS zu E-GPRS (Enhanced GPRS) und HSCSD zu ECSD (Enhanced Circuit Switched Data) erweitert.
    EDGE ist wie GPRS eine Weiterentwicklung der GSM-Technik, die sich mit mäßigem Aufwand (im Wesentlichen senderseitige Softwareupdates und Komponententausch) in die Mobilfunknetze einbauen lassen soll und die schon vorhandenen Mobiltelefone nicht stört.
    EDGE wurde bisher in 75 Ländern eingeführt. TIM (Telecom Italia Mobile) hat als einer der ersten europäischen Mobilfunkbetreiber EDGE unter dem Namen TIM Turbo eingeführt. Mittlerweile gibt es den Dienst auch in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, Tschechien, der Slowakei, Polen, Lettland, Litauen, Kroatien, der Türkei und seit März 2006 auch in Deutschland, allerdings exklusiv bei T-Mobile.
    (Quelle Wikipedia)

    Das Akronym hat es jedenfalls in sich..
    Das Microsoft Word Englischwörterbuch meint dazu:
    Edge im Word Thesaurus

    Edge
    1. Schneide weiblich; Rand männlich; Kante weiblich; Schärfe weiblich; !! nicht (Straßen-, Haus)Ecke; be on edge nervös oder gereizt sein
    2. Schärfen; (um)säumen;(sich) drängen

    Klingt es nicht wie moderne Kurzprosa in unseren Ohren? „Schneide weiblich, Rand männlich; Kante weiblich; Schärfe weiblich, !! nicht (…)“ Könnten auch die Regieanweisung eines surrealen Theaterstücks sein.

    Ist keine Verbindung via Egde möglich, wird automatisch runter geschaltet auf Dampftechnik, dem herkömmliches GPRS, also die bekannten sensationellen 56 Kbit/s aus analogen Modemzeiten.

  • Und was kostet das im Monat?
  • Der Spass kostet Sie im Monat pauschal 49 Franken. Der erste Monat ist umsonst. Für unbegrenzte Online-Zeit bei einer Datenmenge von 2 GigaByte, darüber hinaus wird es teuer. Bei Nichtgefallen können Sie den ganzen Kram nach 30 Tagen dem Verkäufer wieder auf die Theke donnern.

    Wir versuchten angestrengt, diese 2 GigaByte auszureizen. Immerhin sind das ja nur 64 MB pro Tag, kamen aber bei normalen E-Mail und Surfverhalten niemals auf mehr als 12-14 MB pro Tag. Die Kontrolle wird permanent durch einen mitgelieferten Volumenzähler gewährleistet.
    Volumenzähler
    Sie müssen ja nicht gerade anfangen, beim Eisenbahnfahren Ihren Feierabend-Film herunterzuladen.

    Falls Sie täglich die gleichen Strecken mit dem Zug zurücklegen, werden Sie nach kurzer Zeit wissen, wo das UMTS Netz endet und der EDGE Empfang beginnt. Das lässt sich mit dem AirCard Watcher genauso beobachten. Selbst in Tunnel gibt es Empfang. Nur im Ausland sollten Sie die Karte sofort deaktivieren, denn hier kosten 100 KB 0.80 Franken, das MB also für 8 Franken. Fünf Minuten auf der Blogwiese, und Sie haben den Gegenwert eines guten Abendessens abgefackelt.

    (Morgen 2. Teil: Von einem der auszog, einen Hotspot zu finden)

    Die Bildzeitung und die empfindlichen Schweizer

    Juli 22nd, 2006
  • Die Bildzeitung und die Schweizer Empfindlichkeit
  • Die Deutsche Bildzeitung ist in der Schweiz an Bahnhofskiosken und in allen grossen Orten erhältlich. Ich würde jedoch wetten, dass von den 200.000 Deutschen in der Schweiz die wenigsten diese Tageszeitung kaufen, geschweige denn lesen. Es ist einfach nicht die Lektüre eines Chirurgen. Blut sieht er am Arbeitsplatz genug. Oder eines studierten Theologen, der genug mit „Schuld und Sühne“ im Berufsalltag zu tun hat, und darüber nicht auch noch in der Zeitung lesen muss.

    Sicher gibt es jetzt auch den ein oder anderen Handwerker, der in Zürich arbeitet und der sich die Bildzeitung in Deutschland gekauft hätte, denn sie ist gilt dort als vergleichsweise billige Pausenlektüre. Das ist sie jedoch nicht mehr, wenn sie in die Schweiz importiert wurde. Also lässt er die Finger davon und spart seine hart verdienten Franken, zu denen er niemals auch nur im Traum „Fränkli“ sagen würde, lieber für das Häuschen in Ostdeutschland.

  • Wenn der Boulevard gehässig wird, müssen es alle ausbaden
  • Die Bildzeitung machte sich nach dem Elfmeter-Desaster der Schweizer Nati während der Fifa-WM über diese lustig. Zitat: „Da trifft sogar der Tell besser!“. Kein in der Schweiz lebender Deutsche hätte es überhaupt wahrgenommen, hätte es eines „Blicks“ gewürdigt oder zitiert, was in der Bildzeitung steht.

    Damit sich alle ein Bild von der Bild machen können, hier der journalistisch und sprachlich höchst komplexe Text vom Tag nach dem Schweiz-Ukraine Debakel:

    DIE TROTTELSCHWEIZER
    Der legendäre Wilhelm Tell dürfte sich im Grab umgedreht haben: Seine Erben gehen als schlechteste Schützen aller Zeiten in die WM-Geschichte ein! Noch nie blieb eine Mannschaft im Elfmeterschießen ohne Treffer. Bis die Trottel-Schweizer kamen!
    Beim 0:3 gegen die Ukraine versiebten sie alle drei Elfmeter. Jetzt fahren sie nach Hause – übrigens ohne Gegentor in der regulären Spielzeit. Auch ein Rekord, der sie aber nicht trösten wird. Denn sie haben sich zum Gespött der ganzen Fußball-Welt gemacht. 1307, vor 699 Jahren, soll Armbrustschütze Tell den Apfel auf dem Kopf seines Sohnes getroffen haben– Entfernung: 80 Schritte, ca. 60 Meter! Jetzt treffen die Schweizer aus 11 Metern gar nichts mehr…
    Ausgerechnet drei Bundesliga-Profis versagten: Streller (letzte Saison Köln, jetzt VfB) und Cabanas (Köln) scheiterten an Torwart Schowkowski. Barnetta (Leverkusen) traf nur die Latte.
    (Quelle: Bildzeitung)

    Kann man auch anders sehen: Lernen die denn bei der Bundesliga unter lauter Deutschen Profis nicht, wie man richtig Elfmeterverwandeln? Hätten Sie die Elfmeter verwandelt, hätte die Bild geschrieben „Unsere Kölner / Leverkusener Jungs sind die Torschützen„! Ganz sicher.

    An dem peinlichen Aus sollen jetzt auch noch die deutschen Fans schuld sein. Fehlschütze Streller lederte gegen die Fans:
    „Es ist unheimlich schwer, wenn man auf dem Feld versucht, ein WM-Spiel zu absolvieren, und die Zuschauer singen ganz unbeteiligt ‚Lukas Podolski’ oder ‚Ohne Holland fahren wir zur WM‘. Wenn bei so einem Spiel drei Viertel deutsche Zuschauer sind und viele Schweizer keine Karte kriegen, dann ist das schwach von der Fifa.“
    Fakt ist: Von den 45 000 Zuschauern in Köln waren 20 000 Schweizer. 5000 feuerten die Ukraine an und der Rest hätte gern ein tolles Fußballspiel gefeiert. Die Rufe nach „Prinz Peng“ und die Hohn-Gesänge für unsere holländischen Nachbarn waren gegen die Langeweile auf dem Platz! Wetten, daß die deutschen Fans auch für die Schweiz und Streller gejubelt hätten? Doch dazu fehlte ein Schuß ins Tor. Das müssen Tells Erben bis zur EM 2008 in ihrer Heimat noch üben…

    So weit, so schlecht, so Boulevard mit seinen simplen Sichtweisen. Ich habe diesen Bild-Bericht mühsam raussuchen müssen, denn überall wurde zwar „über“ ihn gesprochen, aber die wenigsten hatten das Original gelesen. In der Schweiz wurde er, auf Grund eines Berichts im Blick darüber, mit einer hohen Empfindlichkeit registriert, diskutiert und in der Folge den dort lebenden Deutschen täglich wieder unter die Nase gerieben:

    „Gerade fingen wir an, Deutschland wegen seiner Gastfreundschaft während der WM wieder sympathisch zu finden, da passiert das!“

  • Wir lesen keine die Bildzeitung
  • Muss man sich als Deutscher in der Schweiz nun rechtfertigen, wenn ein aggressives Massenblatt, das sowieso täglich massiv die Unwahrheit schreibt (vgl. Bildblog) seine Häme über das Nachbarvolk ausschüttet? Die gleiche Häme und Wut bekam vor wenigen Monaten noch Klinsmann und die Deutsche Mannschaft zu spüren, als die Vorbereitung auf die WM nicht so toll lief und gegen Italien 4:1 verloren wurde. Auf Urteile und Kritiken von dieser Seite sollte man doch wirklich nichts geben. Die Schweizer taten es, und sie schienen mächtig eingeschnappt.
    Bild macht blöd
    (Quelle Foto: math.uni-bremen.de)

  • Die Bild vs Blick
  • Vielleicht verkennen die Schweizer dabei, dass die deutsche Bildzeitung nicht mit dem „Blick“ vergleichbar ist. Das geht schon mit der Auflage los. Die Bildzeitung wird von mehr Menschen gelesen als die Schweiz Einwohner hat.

    Die Bildzeitung ist die auflagenstärkste Zeitung Europas mit einer Reichweite von 11.8 Mio. Lesern.
    (…)
    Von Kritikern wird vor allem auf die reißerische Aufmachung, mangelnde Glaubwürdigkeit und Objektivität, Sensationsdarstellung und die thematische Konzentration auf Unfälle, Verbrechen, Prominente, Klatsch, Tratsch und Sex hingewiesen. Nicht zuletzt gibt es immer wieder Verleumdungs- und Rufmord-Kampagnen, bei denen Teilwahrheiten (im Sinne der Redaktion) zu gezielter Desinformation der Leser führen.
    (Quelle: Wikipedia)

    Bild Dir keine Meinung
    Es gehört zum Geschäft der Bildzeitung, über andere herzuziehen und Rufmord zu verüben. Da sind die Schweizer Elfmeterschützen eigentlich noch sehr glimpflich davongekommen. Darum am besten kein Wort mehr über diese Berichterstattung verlieren. Jede weitere Aufmerksamkeit wäre Kraftverschwendung.

  • Sind die Schweizer empfindlicher als die Deutschen?
  • Es ist natürlich schwer, die „Schweizer Empfindlichkeit“ zu verallgemeinern, ein Volk in seiner Gesamtheit hier „über einen Kamm“ zu scheren. Es sollte die Ansammlung von persönlich erlebten Situationen sein, die jeder dazu beitragen kann. Die leichte Änderung in der Haltung eines Schweizer Gegenübers, wenn er realisiert, dass Sie jetzt und unmittelbar mit einer Situation, Dienstleistung oder Auskunft NICHT zufrieden sind. Dass seine Rückfrage, ob das „jetzt so gut“ sei, von Ihnen nicht positiv begegnet wird. Sofort bricht Hektik aus, können wir Panikfalten auf der Stirn entdecken, wird der Ton rau und harsch.

  • Mit Deutschen besser einen harschen Ton pflegen?
  • Wir meinen hier beobachtet zu haben, dass unser Schweizer Gegenüber, wenn er denn ausnahmsweise mal etwas Negatives äussern muss, dies mit einer Spur mehr Barschheit von sich gibt, als wir es von Deutschen gewohnt sind. Vielleicht ist es das Bemühen, sich an den „direkten und (angeblich) unfreundlichen Ton“ des Deutschen anzupassen, in seinem Stil zu argumentieren, auf das gleiche Level hinauf (oder hinab?) zu kommen.

    Jedenfalls misslingt es häufig. Wir haben oft in den Kommentaren dieses Blogs über Schweizer gelesen, die sich im Umgang mit Deutschen eine grössere Direktheit angewöhnt haben. Meist verwechseln oder kombiniert mit Unhöflichkeit, in dem Glauben, dies würde bei Deutschen zu mehr Erfolg führen.

    Und genau da beginnt nun unser „Hirnspagat“: Wir sind zwar oft forsch, direkt, weniger höflich und unwirsch zu unserem Gegenüber, reagieren aber ebenfalls empfindlich wie die Mimosen auf einen solchen Ton, wenn wir selbst der „Empfänger“ sind.

  • Den Balken im eigenen Auge nicht sehen können
  • Sind wir uns im Endeffekt doch viel ähnlicher, als wir es wahrhaben wollen? Meistens mag man bei seinem Gegenüber genau die negativen Eigenschaften am wenigsten, die man selbst hat. Klassischer Fall von „Übertragung„. Was man bei sich selbst nicht im Griff hat, muss zumindesten draussen in der Welt in Ordnung sein. So funktioniert das. Jeder kennt den super pingeligen und ordentlichen Nachbarn. Echte Chaotiker tarnen ihr persönliches seelisches Chaos durch nach aussen zur Schau gestellte perfekte Ordnung, die ihnen so etwas Halt im Sturm des Alltags gibt. Also haben Sie bitte Geduld und Verständnis mit ihrem Bünzli = Spiessbürger Nachbarn. Tief im Herzen ist er sicherlich ein Rocker. Frei nach Otto Waalkes:
    Wahre Deutsche sind wie Briefmarken: Aussen zackig, aber dahinter verbirgt sich ein klebriger Kern.