Es besammeln sich die Genossamen

Dezember 12th, 2008

(reload vom 27.2.06)

  • Es besammeln sich die Genossamen
  • Wir kannten bisher die „Genossen“, mit ihren Genossenschaften. Wir amüsierten uns schon früh über die Verfechter der totalen Kleinschreibung, wenn sie den Satz schrieben: wir haben in moskau liebe genossen.

    Nun lernten wir eine neue Spezies von Genossen in der Schweiz kennen: „Die Genossamen“. Im Kanton Schwyz gibt es heute noch 70 davon .

  • Was sind eigentlich „Genossamen“?
  • In unseren Ohren klingt das Wort wie eine Kreuzung aus „Genesis“ und „Samenspende“, wobei wir natürlich nicht die gleichnamige Rockgruppe meinen, sondern das erste Buch Mose.

    Oder kommt „Genossamen“ von „Genossen und -sinnen, Tach z’saamen!“, etwas schneller ausgesprochen? Das wäre der Niederrheinische Deutungsversuch, doch der ist sicher falsch. In der Schweiz wird nicht „gespeist“, sondern „gespiesen“, vielleicht wird dann bei Schnupfen nicht „geniest“, sondern „genossen“? In einer Genossam?

    Jedenfalls muss auch unser armer Duden „für einmal“ passen, er kennt die Genossamen nicht. Aber Google-Schweiz weiss Bescheid, und zwar an 721 Orten.

  • Der Tages-Anzeiger weiss es!
  • Wir stiessen bei der Lektüre des Tages-Anzeiger auf die Erklärung für dieses Wort.
    Tages-Anzeiger vom 11.02.06 S. 2:

    Die Tradition der Schwyzer Genossamen geht zurück ins 5. Jahrhundert. Sie ist also bedeutend älter als die Eidgenossenschaft. Damals besiedelten alemannische Bauern das Gebiet des heutigen Kantons Schwyz. Sie gründeten die Korporation Oberallmeind, um jenes Land zu verwalten, das nicht einem einzigen Bauern gehörte sondern der Allgemeinheit. Zu diesem gemeinsamen Land gehörten vor allem Alpen, aber auch Weiden und Wald. Wer Anteil an der Allmeind haben wollte, musste Landmann sein und aus freiem, altem Schwyzer Geschlecht stammen. Im Jahr 1882 stimmten die Bürger einer Teilung der Korporation zu. So entstanden die heutigen Dorfgenossamen.

  • Heissen Sie nicht Feusi, Hiestand oder Jäger?
  • Also wirklich nichts Neues. Warum schaffen die es dann plötzlich auf die zweite Seite des Tages-Anzeigers? Nun, weil etwas Sensationelles passiert ist. Dieses Bürgerrecht konnte im Kanton Schwyz nur von seinen Vorfahren erben, wer einen alteingesessenen Namen trug wie Feusi, Hiestand, Jäger oder Türkyilmaz.

    Wenn ein bestehendes weibliches Mitglied einen Mann mit einem fremden Namen heiratete, war es aus und vorbei mit der Clubmitgliedschaft für die Kinder. Kein eingesessener Name, keine Genossamen-Mitgliedschaft:
    Genossamen in der Schweiz

  • Es war nicht leicht, kein Mann zu sein, im Kanton Schwyz
  • Das ist ein herber Rückschlag für die Korporation Pfäffikon, deren Präsident Ueli Feusi im Tages-Anzeiger zitiert wird:

    „Schon zum zweiten Mal ändert ein Gericht von oben herab unsere Tradition“. Vor dreizehn Jahren habe man hinnehmen müssen, dass auch die Frauen einer Korporation beitreten können. „Nun hat das Bundesgericht entschieden, dass auch der Name nichts mehr zählt“.

    Die „Steuerrevue“ sieht in den Genossamen „Privilegierte Gesellschaften“:

    Steuerbefreiung von Genossamen
    Schwyzer Genossamen und Korporationen unterscheiden sich wesentlich von den Walliser Burgergemeinden, welche gemäss Bundesgerichtsurteil von der direkten Bundessteuer befreit sind. (…) Es wird eine erhebliche wirtschaftliche Betätigung ausgeübt. Diese dient den eigennützigen Interessen ihrer Mitglieder und nicht gemeinnützigen oder öffentlichen Zwecken. Schwyzer Genossamen und Korporationen schütten ihre Gewinne in der Regel in Form eines Genossennutzens aus und erbringen genossen- schaftliche Leistungen an ihre Mitglieder, was den Anforderungen des Bundesgerichts zuwiderläuft. Eine Steuerbefreiung ist sachlich nicht gerechtfertigt, (…)
    (Quelle: Steuerrevue.ch)

    Hören wir da nicht irgendwie so etwas wie Neid heraus? Hinein durfte nur, wer den richtigen Namen trug, und bis vor 13 Jahren mussten neben dem X-Chromsomen auch noch ein anständiges Y-Chromosom vorhanden sein. Doch das ist leider vorbei. Wie meint Präsident Feusi noch so schön laut Tages-Anzeiger:

    „Es lohne sich nicht, allzu viele Tränen zu vergiessen. Der Zeitgeist habe sich geändert“

    Wir werden jetzt gleich die kleinste Geige der Welt auspacken und ein wirklich trauriges Lied spielen, um eine Träne zu vergiessen. Vielleicht kommt ja der Zeitgeist kurz vorbei und übernimmt die zweite Stimme? Wir fänden es schön.

    Was machen die Berner in Zürich? Einen Verein gründen…

    Dezember 3rd, 2008

    (reload vom 21.2.06)

  • Die Berner in Zürich
  • Falls es ein Berner aus dem Zürcher Unterland eines Tages bis in die grosse Stadt Zürich schafft, und er damit seiner eigentlich Heimatregion gut 20 Minuten Fahrtzeit näher gekommen ist, braucht er auch dort nicht auf sein Brauchtum verzichten. Denn in Zürich gibt es den „Berner-Verein Zürich“. Wir zitieren von der Webseite:

    Der Berner-Verein Zürich bezweckt die Förderung und Pflege des bernischen Brauchtums, die Freundschaft und Geselligkeit, sowie die Durchführung von gesellschaftlichen und kulturellen Anlässen.
    (Alle Zitate siehe Quelle: bernerverein-zuerich.ch)

    Bezwecken sie auch gern im Verein? Ich bezwecke, du bezweckst, er/sie/es bezweckt… mit oder ohne Heftzwecke? Was denn so zum Beispiel?

    die Förderung des landsmännischen Sinnes der in Zürich und Umgebung niedergelassenen Berner und Bernerfreunde

    Eine Genitiv-Konstruktion, die wir so gewagt selten erleben durften. Aber es kommt noch besser. Bitte laut und deutlich lesen, aber langsam:

    die Unterstützung der dem Heimatschutz dienenden Bestrebungen des Trachtenwesens

    Wir fassen zusammen: „die..der..dem..dienenden..des. “ Kurz gesagt: Am Berner Trachtenwesen soll der Heimatschutz genesen!
    Nur beim letzten Zweck müssen wir passen:

    des freiwilligen Schiesswesend durch seine Schützengesellschaft

    Erstens Genitiv und zweitens ein Wort das wir nicht kennen: „Der Schiesswesend“? Oder „das Schiesswesend“? Ein Wesen das schiesst? „Wes-End“ wird hier beschossen? Oder wird hier am Ende gar nicht auf „Enden“ geschossen?

    Auf jeden Fall bekommen die Berner Vereine den Sonderpreis für die „Erhaltung des Genitivs im Schriftdeutschen“ von uns verliehen.

    Und glauben Sie jetzt nicht, es sei nur eine Besonderheit der Berner, sich 70 Fahrminuten von ihrer Heimat bereits in einem Verein zu organisieren. Auch die Obwaldner tun das in Zürich, siehe hier und die Urschweizer sowieso (siehe hier)
    Wie heisst es noch so schön im Rütli-Schwur (den Schiller schrieb, ohne je einen Fuss in die Schweiz gesetzt zu haben):

    „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern.“

    Aber bitte jeder mit seinem eigenen Verein im fremden Nachbarkanton!

    Hader niemals mit dem Kader — Marxistische Soziologiebegriffe im Schweizer Alltag

    November 5th, 2008

    (reload vom 9.2.2006)

  • Hader niemals mit dem Kader
  • Ein Deutscher Arbeitsloser, der sich auf dem Schweizer Stellenmarkt umschauen will, stösst bald auf einen Begriff im Anzeigenteil der Zeitungen, mit dem er in Deutschland ganz andere Dinge verbindet als ein Schweizer in der Schweiz:

  • Der Kader
  • Für Deutsche ist dieser Begriff negativ verbunden mit der DDR-Vergangenheit. Dort gab es die „Kader-Schmieden“ im Hochleistungssport. Dort wurde gedoped und gespritzt, was das Zeug hielt und die Pharmaindustrie hergab. Ein Kader, das weckt also Erinnerungen an die DDR, an Besuche bei den lieben Freunden in Moskau, den Parteikadern.

    Der Ausdruck Kader (v. frz. quadre, cadre Geviert, besonderer Bereich, entlehnt aus russ. kadr) bezeichnet ursprünglich eine besondere Gruppe militärischer Vorgesetzter.
    Im sowjetischen Einflussbereich waren Kader ein durch politische und fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten führender Personenkreis im Partei- und Ideologiebereich „Parteikader„, „Führungskader„, „Leitungskader„, „Nachwuchskader„, „Kaderpolitik„). Insbesondere zählten die Funktionäre der Parteien und Massenorganisationen (Leitungskräfte) und die Hoch- und Fachschulabsolventen (Experten) dazu, normale Werktätige aber nicht. „Reisekader“ hatten die Erlaubnis, im „nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet“ Aufgaben für ihre Betriebe oder Institutionen zu erfüllen.
    (Quelle: Wiki)

    Der Begriff „Kader“ wird in Deutschland heute ausschliesslich im Sportbereich verwendet, und niemals für eine Führungskraft: Google-Deutschland hat 2.930.000 Belege. Anstatt „Kader“ sagt man also ist in Deutschland immer eine „Führungskraft“ (niemals nie ein Führer, denn der ist ja abgeschafft, vgl. Blogwiese ) oder ein „leitender Angestellter“ (nicht zu verwechseln mit dem „leidenden Angestellten“).

  • Kader-Vermittlungen und Kaderstellen
  • Auch die Geschäftsidee der „Kader-Vermittlung“ war uns völlig unbekannt, als wir noch nicht in der Schweiz wohnten. Solche gibt es in Zürich, Basel und Bern in der Innenstadt massenhaft. Ihr Job ist es, Stellenanzeigen von Firmen auszuwerten, dann selbst einen passenden Kandidaten durch Kopfgeldjäger (Neudeutsch „Headhunter“) zu finden, um anschliessend ihre Beutestücke (möglichst lebend) gegen Lösegeld an interessierte Firmen weiterzuverscherbeln.

  • Spezialverband für Kaderkräfte
  • Es gibt sogar eigene Verbände für Kader. Ein Kaderverband wie der „Schweizer Kaderverband“ definiert sich so:

    Der Schweizerische Kaderverband ist ein Interessenverband (keine Gewerkschaft), der bestrebt ist, Selbständigerwerbenden und Kaderpersonen entscheidende Vorteile zu bieten: günstige Angebote, insbesondere durch die Realisierung von Kollektiv-Abschlüssen für die Mitglieder. (…)
    (Quelle:)

    Die flüssige Aussprache „Selbständigerwerbenden“ müssen wir aber noch üben, ich lese da immer „selbständiger werbend“ irgendwie.

  • Kader im Kollektiv
  • So treten die Kader also gleich im Kollektiv auf. Auch dies ist für die meisten Deutsche ein aus der DDR-Vergangenheit bekanntes Wort, gleichfalls politisch vorbesetzt. Es erinnert an „Ernte-Kollektive“ und Brigade. Wiki meint dazu:

    Der Begriff wird in der marxistischen Soziologie den sonst üblicheren wie Gemeinschaft, Gruppe, Organisation vorgezogen und betont dann die bewusste Zielausrichtung eines „Kollektivs„. In der DDR entsprach der Begriff „Kollektiv“ ungefähr dem, was man in der Bundesrepublik Deutschland Team nennt; doch wurden in Verlautbarungen und Agitprop auch große Kollektive zitiert, wie die Arbeiterklasse, die durch das Wort „Team“ nicht mehr erfasst werden. (Eine andere in der DDR für ein Kollektiv verwendete Bezeichnung war Brigade.)
    (Quelle: Wikipedia)

    Kader kann jeder werden in der Schweiz, auch ohne Sport zu treiben. Damit es besser klappt, gibt es jede Menge Schulen für Kader. Google-Schweiz findet 31.000 Belege dafür! Zum Beispiel die Kaderschule Zürich, mit einem eigenen Kaderforum:

    Kaderforum: Kompetenz und Führungsstärke
    Mitarbeiter im Kader stehen unter erheblichem Erfolgs- und Innovationsdruck. Permanentes Lernen ist notwendig, um die professionellen Herausforderungen erfolgreich zu meistern.

    Immerhin wird hier nur „permanentes“ Lernen, und nicht „lifelong learning“ gepflegt, was sich in unseren Ohren immer ein bisschen wie Knast anhört.

  • Motto: Try harder, become a Kader!
  • Zum Abschluss noch eine kleine Stilübung. Wie sagt man den folgenden Satz auf Schwiitzerdütsch?
    „Komm kleiner kräftiger Kerl, kannst kluge Kader kennenlernen!“
    (Vorschläge mit weniger als 5 CHs werden nicht akzeptiert)

    Ein Deutscher will zurück nach Zürich — Arthur Horváth live in Zürich am 18.10.08

    Oktober 10th, 2008
  • Ode an die heimliche Hauptstadt
  • Kann das gut gehen? Der Kölner Arthur Horváth schrieb eine Ode an die heimliche Hauptstadt der Schweiz, an Zürich, den beliebteste Ort hierzulande überhaupt, und wurde vom Stadtmarketing Zürich Tourismus gleich „gekauft“. Der Song unterlegt den offiziellen Werbespot von Little Big City:

    Und die Zürcher? Die freuen sich wie narrisch, dass endlich ein Kölner ihre Stadt besingt. Auf Hochdeutsch, nicht in der Sprache Zwinglis oder in der Mundart von BAP. Die Versionen in den drei anderen Schweizer Landessprachen sind in Arbeit. Gab ja noch kein Lied über diese Stadt. Könnte es einen Schweizer geben, der Zürich besingen würde? Nein, auf so eine Idee kommt man nur als Deutscher. Wir sind gern hier, und wir kommen gern immer wieder!

  • Live im Zwinglihaus am 18.10.08
  • Am nächsten Wochenende kann man den guten Mann Mann live erleben, denn er tritt in Zürich auf, im Kulturmarkt (Ämterstrasse 23, Lageplan hier), ab 19:30 Uhr ist Einlass und um 20:30 Uhr geht es los. Eintritt 25 Fr., 15 Fr. ermässigt. Mit „Legi“ heisst das in der Schweiz, was keine Legosteine sind, sondern eine „Legitimation“, dass man Student oder Schüler oder Zivildienstleistender oder Soldat oder Deutscher ist in diesem Staat.

    Artur Horváth

    Wir werden deutsch sein dort sein und uns diesen Landsmann mit dem sympathischen Haarschnitt und seinem Trio mal genau angucken. Wäre cool, wenn noch viele andere kämen. Die Musik kann man sich auf der Homepage www.arthur-horvath.de auch schon mal probeweise reinziehen.

    „Horváth verzaubert mit charmanter Stimme, humorvollen deutschen Texten und erfrischend positiven Liedern. Neben Akustikgitarren, Bass und Gesang setzt das Trio auch ungewöhnliche Instrumente wie Akkordeon, Cajon und allerlei Flöten ein.“
    (Quelle: Kulturmarkt im Zwinglihaus)

    Charmant, humorvoll, deutsch. Ist das eine Steigerung? Oder eine Konsequenz? Wir sind jedenfalls schon sehr gespannt auf den Live-Auftritt am nächsten Samstag. Wer mehr Details zum Mitnehmen oder Ausdrucken braucht, kann sich diesen Flyer hier runterladen.

    Wer hat Angst vor Teutonismen? — Panikmache auf 20Minuten

    September 26th, 2008
  • Grillen statt grillieren?
  • Die Pendlerzeitung 20Minuten berichtet am 25.09. in der Online Ausgabe über eine neue Gefahr für die Schweizersprache:

    Die Deutschen gefährden unsere Mundart. Immer mehr typische Ausdrücke unserer nördlichen Nachbarn finden Eingang in unsere Alltagssprache. Fachleute sind besorgt.
    Plötzlich gehen Schweizer grillen statt grillieren und parken ihre Autos, anstatt sie zu parkieren. Zu verdanken haben wir das den Deutschen, die neben ihrer begehrten Arbeitskraft natürlich auch ihr geschliffenes Deutsch mit ins Land bringen:
    (Quelle: 20Min.ch)

    Also ich persönlich habe meinen Schleifstein für das „geschliffene Deutsch“ daheim gelassen und sage sehr nur noch „Velo“ (ohne accent aigu) statt „Fahrrad“ oder „Für einmal“ statt „In diesem einem Fall“, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Grillieren und grillen sind zwei mögliche Varianten der Deutschen Sprache, das eine ist eher in der Schweiz üblich, das andere nennt man „Standardsprache“, und beides ist in der Schweiz gebräuchlich. Wo ist da das Problem?

    200 000 Deutsche leben inzwischen in der Schweiz. Und auch ihre Sprache macht sich hier breit – auf der Strasse beim Plaudern ebenso wie in Zeitungen und Zeitschriften. Ein gutschweizerisches SMS wird zu einer SMS, statt in die Ferien fährt man in den Urlaub.
    (Quelle: 20Min.ch)

  • Die oder das SMS?
  • Nun, es sind schon mehr als 200 005, und täglich werden es mehr, aber egal. „Das“ SMS oder „die“ SMS ist genauso möglich wie „das Blog“ oder „der Blog“. Geschrieben wird eine SMS in der Schweiz nach wie vor auf Mundart, und die Eingabehilfe „T9“ ist hierzulande defaultmässig deaktiviert, denn die gibt es nur auf Hochdeutsch. Wann wird hier ein T9-Wörterbuch in den 10 grössten Dialekten der Schweiz entwickelt und verkauft?

    Die Teutonisierung unserer Mundart ist für Sprachspezialisten ein rotes Tuch. «Es ist eine schleichende Umwandlung zu erkennen», so Peter Heisch vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. «Wir halten diesen Trend für bedenklich.» Heisch ermahnt vor allem die Zeitungen, solche «Anti-Helvetismen» nicht durchzulassen, «weil sie nicht unserem Sprachgebrauch entsprechen».
    (Quelle: 20Min.ch)

  • Können Hubschrauber in der Schweiz nicht fliegen?
  • So ein Schmarrn. Schweizer sind Teil des deutschen Sprachraums, schreiben auf Deutsch und verstehen oder verwenden täglich die Standardsprache. Was sind denn „Anti-Helvetismen“? Muss jetzt zwanghaft immer nach einer Schweizer Variante gesucht werden, wenn es sie denn gibt, und darf ein standardsprachliches Wort nicht mehr verwendet werden? Die Warnung von Heisch kommt zu spät, denn die meisten Schweizer Zeitungen schreiben sehr wohl in der Standardsprache. Geht die Welt unter, wenn ein Spital auch mal als „Krankenhaus“ bezeichnet wird, oder ein Helikopter als Hubschrauber, so wie es die offizielle Sprachpolitik der NZZ vorschreibt? Nur beim Tages-Anzeiger können wir zahlreiche Ausnahmen von derRegel, in der Standardsprache zu schreiben, beobachten, was auch nicht tragisch ist, denn so bleiben Schweizer Varianten im Bewusstsein und werden auf kurz oder lang auch Karriere in Deutschland machen. „Das schleckt keine Geiss weg“ kennt seid Urs Meiers Erwähnung bei der WM 2006 jeder Fussballfan.

  • Geh doch auf dem Bürgenstock Bürgersteig
  • Auch für Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument ist klar: «Je mehr Deutsche kommen, desto mehr nehmen wir ihre Sprache an.» Und er fügt an: «Wenn wir künftig auf dem Gehsteig anstatt auf dem Trottoir spazieren, wäre das schade.»
    (Quelle: 20Min.ch)

    Also ich persönlich gehe lieber auf dem Bürgersteig spazieren, und statt des Trottinettes nehme ich einen Roller oder ein Kickboard. Wenn es kalt wird kann ich wahlweise den Kamin oder das Cheminée anzünden. Oder „die“ Cheminée? So ganz konsequent sind die Schweizer bei diesen Wörter auch nicht. Accent aigu wird fast immer weggelassen, so wie beim viel diskutierten „nécessaire“ das sich nur „Necessaire“ schreibt.

    Echte Teutonismen sind hingegen Wörter, die nur in Deutschland verstanden werden und nicht zum Standard gehören, so wie das Wort „Kicker“ für „Töggelikasten“, oder die zahlreichen Varianten für den Brotanschnitt (vgl. Blogwiese). Grillen gehört nicht dazu. So nennt man kleine Insekten, die im Sommer über die Wiese hüpfen.