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Wer hat Angst vor Teutonismen? — Panikmache auf 20Minuten

  • Grillen statt grillieren?
  • Die Pendlerzeitung 20Minuten berichtet am 25.09. in der Online Ausgabe über eine neue Gefahr für die Schweizersprache:

    Die Deutschen gefährden unsere Mundart. Immer mehr typische Ausdrücke unserer nördlichen Nachbarn finden Eingang in unsere Alltagssprache. Fachleute sind besorgt.
    Plötzlich gehen Schweizer grillen statt grillieren und parken ihre Autos, anstatt sie zu parkieren. Zu verdanken haben wir das den Deutschen, die neben ihrer begehrten Arbeitskraft natürlich auch ihr geschliffenes Deutsch mit ins Land bringen:
    (Quelle: 20Min.ch)

    Also ich persönlich habe meinen Schleifstein für das „geschliffene Deutsch“ daheim gelassen und sage sehr nur noch „Velo“ (ohne accent aigu) statt „Fahrrad“ oder „Für einmal“ statt „In diesem einem Fall“, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Grillieren und grillen sind zwei mögliche Varianten der Deutschen Sprache, das eine ist eher in der Schweiz üblich, das andere nennt man „Standardsprache“, und beides ist in der Schweiz gebräuchlich. Wo ist da das Problem?

    200 000 Deutsche leben inzwischen in der Schweiz. Und auch ihre Sprache macht sich hier breit – auf der Strasse beim Plaudern ebenso wie in Zeitungen und Zeitschriften. Ein gutschweizerisches SMS wird zu einer SMS, statt in die Ferien fährt man in den Urlaub.
    (Quelle: 20Min.ch)

  • Die oder das SMS?
  • Nun, es sind schon mehr als 200 005, und täglich werden es mehr, aber egal. „Das“ SMS oder „die“ SMS ist genauso möglich wie „das Blog“ oder „der Blog“. Geschrieben wird eine SMS in der Schweiz nach wie vor auf Mundart, und die Eingabehilfe „T9“ ist hierzulande defaultmässig deaktiviert, denn die gibt es nur auf Hochdeutsch. Wann wird hier ein T9-Wörterbuch in den 10 grössten Dialekten der Schweiz entwickelt und verkauft?

    Die Teutonisierung unserer Mundart ist für Sprachspezialisten ein rotes Tuch. «Es ist eine schleichende Umwandlung zu erkennen», so Peter Heisch vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. «Wir halten diesen Trend für bedenklich.» Heisch ermahnt vor allem die Zeitungen, solche «Anti-Helvetismen» nicht durchzulassen, «weil sie nicht unserem Sprachgebrauch entsprechen».
    (Quelle: 20Min.ch)

  • Können Hubschrauber in der Schweiz nicht fliegen?
  • So ein Schmarrn. Schweizer sind Teil des deutschen Sprachraums, schreiben auf Deutsch und verstehen oder verwenden täglich die Standardsprache. Was sind denn „Anti-Helvetismen“? Muss jetzt zwanghaft immer nach einer Schweizer Variante gesucht werden, wenn es sie denn gibt, und darf ein standardsprachliches Wort nicht mehr verwendet werden? Die Warnung von Heisch kommt zu spät, denn die meisten Schweizer Zeitungen schreiben sehr wohl in der Standardsprache. Geht die Welt unter, wenn ein Spital auch mal als „Krankenhaus“ bezeichnet wird, oder ein Helikopter als Hubschrauber, so wie es die offizielle Sprachpolitik der NZZ vorschreibt? Nur beim Tages-Anzeiger können wir zahlreiche Ausnahmen von derRegel, in der Standardsprache zu schreiben, beobachten, was auch nicht tragisch ist, denn so bleiben Schweizer Varianten im Bewusstsein und werden auf kurz oder lang auch Karriere in Deutschland machen. „Das schleckt keine Geiss weg“ kennt seid Urs Meiers Erwähnung bei der WM 2006 jeder Fussballfan.

  • Geh doch auf dem Bürgenstock Bürgersteig
  • Auch für Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument ist klar: «Je mehr Deutsche kommen, desto mehr nehmen wir ihre Sprache an.» Und er fügt an: «Wenn wir künftig auf dem Gehsteig anstatt auf dem Trottoir spazieren, wäre das schade.»
    (Quelle: 20Min.ch)

    Also ich persönlich gehe lieber auf dem Bürgersteig spazieren, und statt des Trottinettes nehme ich einen Roller oder ein Kickboard. Wenn es kalt wird kann ich wahlweise den Kamin oder das Cheminée anzünden. Oder „die“ Cheminée? So ganz konsequent sind die Schweizer bei diesen Wörter auch nicht. Accent aigu wird fast immer weggelassen, so wie beim viel diskutierten „nécessaire“ das sich nur „Necessaire“ schreibt.

    Echte Teutonismen sind hingegen Wörter, die nur in Deutschland verstanden werden und nicht zum Standard gehören, so wie das Wort „Kicker“ für „Töggelikasten“, oder die zahlreichen Varianten für den Brotanschnitt (vgl. Blogwiese). Grillen gehört nicht dazu. So nennt man kleine Insekten, die im Sommer über die Wiese hüpfen.

    

    44 Responses to “Wer hat Angst vor Teutonismen? — Panikmache auf 20Minuten”

    1. Thomas Says:

      Man muss halt die Mundart hegen und pflegen. Das ist Sache jedes einzelnen. Das oder die SMS… was soll das. Es ist eh falsch. Man schreibt eine SM.. eine ShortMessage. Und nicht ein ganzes System. Sprache ist schon doof 🙂

    2. Luca Says:

      Ich habe den Artikel selber auch gelesen und muss mich schon Fragen: Haben wir Schweizer echt keine anderen Probleme? So eine Aussage grenzt meiner Meinung nach an Rassismus! Abgesehen davon, dass unsere Mundart schon lange“anti-helvetisiert“ (was für ein krankes Wort ehrlich) wird. Man muss sich mal nur neben Jungendliche hinstellen und versuchen deren Slang, nein Entschuldigung Sprache (Gott ich habe gesündigt und das so heilige schiizerdütsch beschmutzt, Asche auf mein Haupt), zu verstehen. Und nebenbei bemerkt. Ich hatte noch nie ein Unterichtsfach das Schwiizerdütsch hies, war immer nur Deutsch-Unterricht. Hat sich dieser Anti-Helvitismus schon in der Schule eingeschlichen? Womöglich ist es ein schon seit jahrzehnten minuziös geplanter Anschlag der Deutschen auf die Mundart. Genau ihr bösen Deutschen ihr! 😉

    3. Sonne Says:

      Meinen Kindern hat es eher genützt als geschadet, dass sie zwei Sprachen leben dürfen. Sie reden in ihrem normalen Umfeld schweizerdeutsch und wenn wir Besuch aus Deutschland bekommen, können sie problemlos auf schriftdeutsch umschalten und sprechen es akzentfreier als der Besuch. 🙂

      Manchmal fällt mir ein Ausdruck nicht ein, dann nehme ich eben den anderen Begriff. So war mir kürzlich das Wort „Kickboard“ entfallen, also sagte ich Radlrutsch. Meine Tochter verstand es nicht. Nun kennt sie einen weiteren Ausdruck.
      Es lebe die Vielfalt.

    4. Brun(o)egg Says:

      Was soll der Quatsch? Es heisst in den Medien schon seit 20 Jahren der „Junge“ und nicht mehr Bube. Kein Mensch stört sich noch daran. Und das grässliche „City“, statt Innenstadt ist schon seit bald 50 Jahren aktuell.
      Was bedeutet das schon wenn ein solches Käseblättchen hustet? Viel wichtiger wäre die Rechtschreibung in grossen Tageszeitungen! Was sich der TA da leistet ist teilweise unter allem Hund.
      Habt ihr nicht noch ein paar geniale Zwiebelfische zu abgeben?

    5. Ugugu Says:

      Grenzdebile Sprachretter sind sowas von out.

    6. Simone Says:

      Manche Dinge werden künstlich aufgebauscht. Ich glaube nicht, dass halbwegs normal denkende Schweizer mit der Vielfalt ein ernsthaftes Problem haben. Falls doch, dann gibt es diese Leute überall auf der Welt.
      Als in Island irgendwann im 20. Jahrhundert obligatorischer Schwimmunterricht für alle Schüler eingeführt wurde, gab es eine Bewegung dagegen, weil man dachte, den Tod durch Ertrinken im Ernstfall zu verlängern. Heute gibt es in jedem isländischen Minidorf ein wunderbar naturbeheiztes Freibad und niemand möchte mehr darauf verzichten, schwimmen zu können.

    7. Mario II. Says:

      Die ständige Veränderung ist der beste Beleg für eine lebendige, gesprochene Sprache. Der Autor des Textes im 20.min wird sich kaum darüber beklagen, dass die Worte die seine Urgrossmutter noch täglich verwendete heute keine Sprecher mehr finden.
      Ein klassischer Fall von selektiver Wahrnehmung: So – und nur so – wie ICH es kenne ists richtig.
      Kommende Generationen werden sich darüber amüsieren…

    8. neuromat Says:

      Ich finde diesen Artikel eigentlich saukomisch. Das ist Realsatire im eigentlichen Sinne. Je nachdem wie das von wem vorgetragen wird, gäbe es wahrscheinlich Brüller vort Lachen.

      Nur, wer ist Andy Fischer?

      Ich kenne nur Fischers Fritz. Und seinen angeblich typisch teutonischen Zungenbrecher. Nur dass es bedeutend mehr Fritz Fischer in der Schweiz gibt als in Deutschland.

      Das ist jetzt aber auch die Chance: Nirgendwo sonst wird täglich soviel ueber Sprache im Allgemeinen und Schweizer Mundart parliert, gelobt, gelästert, erklärt, gelehrt und gelernt. Da muss es doch irgendwo eine kleine Anstecknadel für geben – wie hiess Anstecknadel gleich noch im Berndeutschen…

    9. Sonne Says:

      Zitat Brun(o)egg: iel wichtiger wäre die Rechtschreibung in grossen Tageszeitungen! Was sich der TA da leistet ist teilweise unter allem Hund.

      Wir hatten mal die „Ehre“ eine Tageszeitung zur Probe zu lesen und am Ende zu beurteilen. Mein Mann, ein Zeitungleser im Gegensatz zu mir, beteiligte sich an dem Projekt, bekam er doch dafür ein Vierteljahr lang die Tageszeitung gratis zugestellt.

      Nach Ablauf der Zeit bekam er einen Anruf von der Redaktion mit der Bitte um seine Meinung. Er sagte, dass es ihm jeden Morgen schon vor dem Frühstück den Magen umgedreht hätte, weil die Texte gespickt seien mit grammatikalischen und orthographischen Fehlern. Ein Medium, das in einer derart hohen Auflage täglich verteilt wird, sollte in der Lage sein, sich einen Lektor zu leisten, der sein Handwerk versteht.

    10. Brun(o)egg Says:

      UGUGU. GAGA?

    11. Opossum Says:

      Naja, ganz so wild ist es denn doch nicht: „mehr als 200 005 Tausend“ sind wir noch nicht (noch nicht mal dort, wo wir herkommen, sind es so viele), also kann der „Schaden“ so beträchtlich nicht sein.

      Andererseits scheint ein wenig Anpassung = Tarnung dringlich vonnöten … wenn man dem Spiegel (OK, erscheint nicht auf Schweizerdeutsch, kann man also vergessen) glauben darf, dann bewegen wir uns hier auf dünnem Eis … wenn die wirklich konservativen Ureinwohner ihre alten Angewohnheiten wieder aufnehmen, dann stehen krasse Zeiten bevor (sehr zu Lasten von Fondue & Co): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,580541,00.html

      [Antwort Admin: Du hast natürlich recht… da habe ich wohl was mit China verwechselt 😉 ist korrgiert. merci für den Hinweis!]

    12. neuromat Says:

      ach noch etwas – was ist eigentlich ein Gehsteig? Ich habe das Wort noch nie gebraucht.

      @ oppossum: irgendwie funktioniert der Link nicht

    13. Sonne Says:

      Zitat Ein Zuercher: @ Sonne: Radlrutsch! Prosit! Toent fuer einmal besser als das Original.

      Gell? 😉
      Roller statt Trottinette, Souterrain statt Keller, eventuell statt allfällig… 🙂

      Dafür wäre es schön, wenn es sinnvoll bleiben würde, anstatt Sinn zu machen oder aber ein Sales Manager ein Verkäufer bleiben dürfte.

    14. Thomas Says:

      @Zuercher: es heisst sowieso Anke, nicht Butter. Ätsch 🙂

    15. willi Says:

      Als Deutscher fnde ich es lustig, wie sich gewisse Neuzuzüger oder alteingesessen Deutsche hier so aufregen. Es ist nun mal Fakt, wir leben hier in der Schweiz und ich hier in der Deutschschweiz, also wird hier vorwiegend Schweizerdeutsch, gesprochen, dem sogenannten Mundart. Und wenn ein Land seine Sprache anfängt zu verleugnen und z.B. in den Kindergärten plötzlich Schriftdeutsch pflicht wird, dann empfinde ich es auch als stöhrend und einer offen Gesellschaft, wie der Schweiz unwürdig!

      Es gibt doch in Deutschland genaus soviele Dialekte und wenn man auf diese verzichten würde von Amtes wegen, da wäre die Vielfältigkeit der Sprachen um einiges ärmer.

      Sind nicht am Wochende in Bayern Wahlen? Ja, als ob ein Bayer freiwillig auf sein Bayerisch verzichten würden.

      Also liebe Deutschen, macht Euch mal locker und akzeptiert, dass es hier in der Schweiz, sprachlich ein klitzelein wenig anderst ist.

    16. Anita Says:

      Welches ist die Kontonummer, auf welche man seine Vergnügungssteuer zu diesem Thema und ähnlichen entrichten kann?????

    17. thedude Says:

      also, bi eus ds’züri müend die düütsche gar nid mundart verschtoh – well im tram, im büro, i allne bars häts eh nur no düütschi, somit händ‘ sichs problem au glöst.
      🙂

    18. Simone Says:

      @Anita:
      Meine sollte Dir vorliegen. Freu mich schon auf die Tomaten!

    19. Opossum Says:

      @ willi says: „…also wird hier vorwiegend Schweizerdeutsch, gesprochen, dem sogenannten Mundart. Und wenn ein Land seine Sprache anfängt zu verleugnen und z.B. in den Kindergärten plötzlich Schriftdeutsch pflicht wird …“

      Welches Schweinderl hätten’s denn gerne? Schweizerdeutsch jibbet doch garnicht! Es gibt Baseldeutsch, Zürideutsch, Berndeutsch, … die sog. Schriftsprache ist, wenn sie denn geschrieben wird, Deutsch. Falls Die Schriftsprache mal gesprochen wird, dann kommt das dabei raus, was in Deutschland als Schweizerdeutsch gemeint ist (und, Emil sei Dank, mit einem Komiker-Idiom verwechselt wird … gross ist dann die Enttäuschung, wenn Touristen herausfinden, dass hier niemand so spricht).

      Im Übrigen – auch Deutschland ist voll von Dialekten, manche sind dabei, da fällt es schwer zu merken, dass das überhaupt eine Sprache ist (verirr‘ dich mal in den tiefsten Westerwald oder ins Saarland!) und trotzdem schaffen es Kindergärten in Deutschland, ohne grosse gesellschaftliche Verwerfungen oder Identitätskrisen auch in den finstersten Dialektgebieten ihr Ding auf Hochdeutsch durchzuziehen. Niemand wird krank davon.

    20. Brun(o)egg Says:

      @ Willi

      Lieber Willi.
      Herzlich willkommen!

      @ Anita

      00067 – XXY23456 Raiffeisen

    21. Bülacheraner Says:

      @Ein Zuercher: In Ihrer „Muttersprache“ heißt Fahrrad doch eigentlich „bi’tsikl“ oder „велосипед“. Stimmts?

    22. Bülacheraner Says:

      Herr Wiese, Sie haben etwas wichtiges ausgelassen. Herr Heisch, der sich über die „Anit-Helvetismen“ aufregt, ist vom „Schweizerischen Verein für die DEUTSCHE Sprache“.

      Der war gut, wirklich!

    23. Guggeere Says:

      «20 Minuten» ist die denkbar falscheste Autorität in Sachen Sprache. Noch viel falscher ist es, Veränderungen in den Deutschschweizer Mundarten den bösen Deutschen anzuhängen. Das ist zu 99% hausgemacht.
      Dennoch muss ich vielen in diesem Blog widersprechen. Ich bedaure das ersatzlose Verschwinden vieler Wörter, obwohl ich weiss, dass ich nichts dagegen tun kann und es den meisten eh wurscht ist. Und ich plädiere wirklich dafür, hierzulande in der Schriftsprache die schweizerischen Varianten zu bevorzugen. Wer Teutonismen verwendet, ist vielleicht kein Deutschschweizer und kanns nicht besser, ist vielleicht irgendwas zwischen unsensibel und unfähig oder handelt einfach gedankenlos.
      Mein Thema ist eher der gedankenlose Umgang mit der Sprache. Denn da arbeiten Spiesser, Möchtegerns und Dummschwätzer en masse an ihrer Selbstverwirklichung. Gemeint ist damit nicht, wer Innenstadt sagt anstatt City, sondern wer kaum seine Adresse fehlerlos hinbekommt, aber von Trucks, Dessous und Beleuchtungskörpern spricht statt Lastwagen, Unterwäsche und Lampen. Ein solcher «Literat», das ist meine Erfahrung, reitet gerne auf jeder Schaumkrone mit und hält sich im Übrigen für den King of Bratwurst. Im Idealfall kommt er mit einem Alltagswortschatz von vielleicht 1200 deutschen Wörtern und 300 (grösstenteils überflüssigen) Anglizismen aus, scheffelt aber trotzdem monatlich 12000 Franken. – Soll er doch! Aber meine Welt ist das nicht.

      @ Ugugu: Anderseits deutet die Verwendung von Begriffen wie «grenzdebil», «sowas von» und «out» auf genialen Intellekt sowie überragende sprachliche Fähigkeiten hin.

    24. Bülacheraner Says:

      Jedem der mal live sehen will, wie 20min und andere Journallie Dinge aus dem Zusammenhang reißen, empfehle ich auch den Besuch der sehr informativen Website des SVDS (Schweizerischer Verein für deutsche Sprache). Zu finden unter http://www.sprachverein.ch.

      Dort heißt es unter anderem in der Selbstdarstellung:

      „Der Schweizerische Verein für die deutsche Sprache (SVDS) wurde 1904 als ›Deutschschweizerischer Sprachverein‹ gegründet. Die erklärten Ziele waren schon damals die Pflege der Muttersprache in ihren beiden Formen Hochdeutsch und Mundarten sowie die Wahrung des Sprachfriedens in der Schweiz.“

      Und in der Vereinszeitschrift „Sprachspiegel“ liest man folgendes:

      „Der Sprachspiegel befasst sich in erster Linie mit Fragen, die für deutschsprachige Schweizerinnen und Schweizer interessant sind. Seit 1945 beobachtet er intensiv das Sprachleben in unserem Land. Er hat bereits vor Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass das Hochdeutsche als gesprochene Sprache auch für die Sprachkompetenz unserer Kinder sehr wichtig ist.“

    25. Schnägge Says:

      Ich finde den Artikel auch sehr lustig.
      „Ein gutschweizerisches SMS wird zu einer SMS, statt in die Ferien fährt man in den Urlaub.“ – „SMS“ ist natürlich ein ebenso urschweizerisches Wort wie „Ferien“ (von lateinisch: feriae) und „Trend“: „Wir halten diesen Trend für bedenklich.“
      Und so ein schönes altes schweizerdeutsches Mundartwort wie „Trottoir“ (kommt vermutlich von „Trottel“) durch irgendein dahergelaufenes deutsches Fremdwort zu ersetzen wäre aber auch wirklich jammerschade. 🙂
      Einen „Gehsteig“ habe ich allerdings auch noch nie benutzt. Bei uns heisst das ding Bürgersteig oder Fußweg

    26. casimiroa Says:

      Es gab hier auch mal einen Deutschen,der partout nicht Schweizerdeutsch lernen wollte.
      Als er dann bei einen Wohnungsbrand fast ums Leben gekommen ist,da er nicht in der Lage war,der Feuerwehr seine genaue Wohnadresse mitzuteilen,hat er seine Einstellung nochmal überdacht……..REEEWIND…..Unsinn…..Ich weiss!
      Ein Deutscher würde sich eher extrem aufregen, wie man auf die idiotische Idee kommen kann, so ein unaussprechliches Strassenschild aufzustellen und eine unverzügliche Umbennung einfordern!
      Die Frage ist,wer passt sich an?
      Ich liebe dieses Schild und bin ein Freund der Biodiversität!
      Bitte stehen lassen! 🙂
      Aber was ist denn das für ein Schreibfehler.Ist der aus Platzgründen absichtlich gemacht worden?
      http://www.mikecruise.ch/Schweiz/Chleichinderschulgaessli.jpg

    27. Mollie Says:

      Das ist das Problem des „Schweizer-Deutsch“ und der Tatsache, daß an Bildungeinrichtungen der Deutschschweiz „Hochdeutsch“ geredet wird, im Gegensatz zur Alltagssprache. Versucht mal eine sinnvolle Kommunikation zwischen einem Bayern und einem Hamburger oder Sachsen….das ist ähnlich….. – sind auch zwar irgendwie verwandt und irgendwie deutsch, aber irgendwie auch Fremdsprachen und keiner versteht den anderen.
      Die Romands machen es etwas einfacher, hier wird französisch gesprochen und sonst nichts, mit ein paar individuellen Schweizer Bezeichnungen gespickt, aber es gibt keine Diskussion darüber was man z.B. im Vaud oder Valais spricht – französisch natürlich.
      Savoir vivre!

    28. Phipu Says:

      An Casimiroa

      Schönes Bild! Ja, da fehlt ein e. Noch schöner wäre „Buschi…“ dann hätte es Platz. Aber die müssen halt noch in keine Schule.

    29. neuromat Says:

      Ja, ja der Gehsteig. Da war Herr Lebrument wohl zu lange auf dem Trotteloir unterwegs. Wenn wir den wikipedisieren (ich bin sicher, dass dieses Wort es schaffen wird – Ihr müsst euch das merken: wikipedisieren. Kein umständliches „bei Wiki finden wir“, „liest man bei Wikipedia“. Kurz und gut wikipedisiert), wenn wir den also wikipedisieren, dann stellen wir fest der wohnt in, ja der wohnt in Maienfeld. Das sagt uns was.

      Ein Mann mit „Ecken und Kanten“ finden die Aargauer. Eben der hat noch nicht den richtigen teutonischen Schliff und der ist total beliebt:

      http://www.medienheft.ch/kritik/bibliothek/k08_LudwigWolf_02.html

      Wer nicht bis zum Schluss liest: „Auch Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, die zum Abschluss des Jahreskongresses in Montreux sprach, wies dezent darauf hin, dass Politik bisweilen komplexer ist, als es dem schlichten Weltbild des Verlegerpräsidenten entspricht.“

      Ich habe jetzt mal den Test gemacht und hab festgestellt, dass ich kulinarisch sprachlich betrachtet Österreicher bin. Und zwar habe ich das Ganze wikipedisiert, kann dann jeder selber nachmachen.

      http://de.wikipedia.org/wiki/Teutonismus_(Sprache)#Teutonismen

      Ihr könnt Euch vorher noch die Ost-West Begriffe anschauen und feststellen, wie oft hinter Ost-Wörtern „auch in der Schweiz“ steht. Jetzt gibt es was zu essen:

      Abendbrot, nee tut mir leid, das hiess bei uns Abendessen (A), Apfelsine (?), was denn Apfel oder Sine oder etwa Apfelsinensaft, ganz klar Orange (Ooohranngsche) (A), zu Eierkuchen sagten wir immer Omelette (CH), Pampelmuse, nein, ich gehöre zu den Grapefruitbanausen. Muse ist für mich irgendwie anders besetzt. Pomeranze, ich geb’s zu, ich dachte immer das sei ein besonders dickes, aufgebrezeltes Mädchen vom Land. Und ich hab das wikipedisiert und das ist gar nicht so verkehrt, nur völlig veraltet und abwertend. Wenn ich jetzt meinen Pass greifbar hätte, könnte ich mal mein Geburtsjahr nachschlagen. Also gut Pellkartoffel, das ist und bleibt ne Pellkartoffel, mit Verlaub aber Gschwellti krieg ich ohne breites Grinsen nicht hin.

      Hab ich alles zusammengezählt und dann war ich Austrianer. Kann ich aber nicht sein; denn dann würde ich den Gehsteig kennen. Der steht weiter unten unter Verkehr. So der Herr Lebrument muss wahrscheinlich die Erfahrung machen, dass Sprache bisweilen komplexer ist, als es dem schlichten Weltbild und so weiter, nur der Mann ist Verlegerpräsident. Gut, das bin ich bei uns zuhause auch, Weltmeister im Schlüsselverlegen. Sollte ihr mal ne Taschenlampe im Kühlschrank vorfinden, bin ich wahrscheinlich bei euch eingebrochen. Aber der Mann hat mit Sprache zu tun. Gehsteig ist aber ein Austriazismus.

      Steht da. Unter Verkehr. In der Schweiz heisst es Zugsverkehr. Die Deutschen sagen, glaube ich, Zugverkehr. Aha, mein Rechtschreibprogramm lässt beides durchgehen. Sagen die Deutschen eigentlich auch Geschlechtverkehr, nein die sagen glaube ich Geschlechtsverkehr. Unglaublich, lässt der auch beides durchgehen, aber vom Gefühl her, bei dem Thema. Also mit dem „s“, das gleitet doch irgendwie viel besser ineinander, das andere ist doch so abgehackt. Dann wäre also Zugsverkehr eigentlich die logische Folge von Geschlechtsverkehr.

      Aber Sprache ist ja nicht logisch. Und Deutsch ist auch gar keine Sprache. Nein, Deutsch ist keine Sprache. Deutsch ist ein Kunstprodukt. Das Deutsch an sich gibt es wahrscheinlich gar nicht. Es gibt nur eine Menge an Varietäten. So. Und immer wenn es das gibt, dann gibt es verschiedene Einstellungen. Das ist wie beim Zugsverkehr mit den Weichen. In die Richtung geht das Ganze dann.

      Gibt natürlich auch beim Geschlechtsverkehr verschiedene Stellungen, habe ich mir zumindest sagen lassen. In diesem Zusammenhang ist vielleicht erwähnenswert, dass Deutsche so einen Hang zum Missionarischen haben. Das meinen die nicht böse, die wollen nur helfen, dass man nicht aus Versehen Zugsverkehr sagt. Dann fühlen sich die anderen, die mit der angeblichen Vorliebe für ein „hinterruggs“ irgendwie, ja weiss auch nicht, irgendwie so penetriert. Der Deutsche hat auch so einen Hang zum Penetranten.

      Den behält er auch bei, wenn er in die Schweiz übergesiedelt ist. Ja, penetranter Missionarseifer. Sie wechseln noch nicht einmal die Zielgruppe. Es bleiben die anderen Deutschen. Ich bin irgendwie vom Thema abgekommen. Vielleicht bin ich doch Österreicher, die kommen auch immer vom Thema ab. Die Österreicher, die sagen zu den Deutschen immer Piefke, dann mögen sie die Tschechen nicht, sind total arrogant und werden von den Schweizern für leicht dümmlich gehalten und gelten als schlampert und nicht gerade fleissig. Wenn Du mit ihnen redest, kommen sie immer vom Thema ab und erwähnen irgendwann immer ein gewisses Cordoba. Die Österreicher sagen zum Trottoir nicht Bürgersteig, sondern Gehsteig und teutonisieren so die Schweizer. Das ist einfach irre.

      Jetzt müssen die Deutschen nur noch Gehsteig statt Bürgersteig sagen, dann ist der Plan der linguistischen Invasion voll aufgegangen und die Österreicher haben uns die Arbeit abgenommen, womit sie dann ja schon mal nicht faul sein können. Jetzt frage ich mich nur ob die Österreicher Zugsverkehr sagen, aber ich glaube die sagen schnackseln, wie die Bayrin oder der Bayern, also der Schwarze an sich (wer die Anspielung versteht…), die haben ja jetzt Wahlen am Wochenende, so wie die Schweizer.

      Die wählen irgendetwas Hormonelles, Hormos oder so. Nein halt, Harmos. Harmos ist harmlos. Auf den Plakaten weinen die Kinder aber alle. Die müssen jetzt noch früher die deutsche Sprache lernen, die es gar nicht gibt. Heute haben sich wahnsinnig viele bei mir, ja fast entschuldigt. Nur wegen diesem Herrn Fischer und seinem Artikel. So, jetzt ist es aber genug und morgen da wähle ich Harmos. Dabei regen wir uns doch schon lange nicht mehr auf. Das hat ja auch irgendwie etwas Angenehmes, etwas Entlastendes. Da kann man morgens in den Spiegel schauen und darf denken: Heute darf ich wieder richtig böse sein. Heute gefährde ich mal die Schweiz und finde Eingang in deren Alltagssprache.

      In dem Sinne, ganz teutonisch: Schön’s weekend.

    30. Sonne Says:

      Zitat casimiroa: Als er dann bei einen Wohnungsbrand fast ums Leben gekommen ist,da er nicht in der Lage war,der Feuerwehr seine genaue Wohnadresse mitzuteilen..

      Da ist in Reutlingen mal ein französischer Soldat besoffen in den Neckar gefallen. Da er nicht schwimmen konnte, rief er lautstark um Hilfe: „Au secours, au secours…“
      Der Reutlinger Spätheimkehrer, der gerade so des Wegs kam, schaute sich das Spektakel an und sagte bedauernd zum Franzosen: „Oh Franzeesle, hetsch doch g’scheiter schwemme als franzeesisch g’lernt“, und setzte seinen Weg fort.

    31. casimiroa Says:

      @Neuromat
      Also mir schmeckt eine Grapefruit besser als eine Pampelmuse, denn sie sind nicht das Gleiche!
      Die Pampelmuse ist Citrus maxima und die Grapefruit wiederum ist Citrus x paradisi. Das x steht für eine Kreuzung, also die Grapefruit, so nimmt man an ist ein natürlicher Hybrid zwischen der Pampelmuse(Citrus maxima) und der Orange(Citrus sinensis)
      Die Pomelo andererseits eine Kreuzung aus der Pampelmuse und der Grapefruit selbst!
      Kompliziert wird es aber erst jetzt!
      Grapefruitsaft heisst in der französischen Übersetzung aber“ Jus de Pamplemousse aber die Grapefruit ist in Frankeich die Pomélo.
      Wie heisst denn dann die Pomélo in Frankreich 🙂 ?
      Zur Vervollständigung der Konfusion oder auch zur Aufklärung,dies
      http://fr.wikipedia.org/wiki/Pamplemousse_et_pomélo

    32. neuromat Says:

      @ mike

      das ist mir zu „genetisch“ 😉

    33. Bülacheraner Says:

      @neuromat: Ich weiß zwar was ein Gehsteig ist, aber gehört habe ich das in Deutschland auch noch nicht. Keine Ahnung wie der Typ darauf kommt.

      Meine Mutter hat das noch „Trottewaa“ genannt. Und ihre Geldbörse war ein „Pottmenee“. Kopfschmerzen hießen bei ihr „Kopp-pain“. Das finde ich heute noch komisch.

    34. Branitar Says:

      Um zur allgemeinen Verwirrung noch etwas mehr beizutragen, möchte ich anmerken, das ich den Bürgersteig auch als Gehweg kenne…. 😉 Gehsteig könnte also eine Kombination aus diesen beiden Wörtern sein…

    35. Brun(o)egg Says:

      @ Mollie

      Von wegen Franz: Ein Normande, ein Bertone und ein Franzose aus dem südlichsten Süden haben ebenso Verständigungsschwierigkeiten wia an Bayer und der Smutje von der Waterkant.

    36. Ostwestfale Says:

      >«Buergersteig», so ein Schwachsinn. Im Gegensatz zur … Adelspromenade oder
      >was? Solch hierarchische Strassenmobiliarbezeichnung hat in der
      >direktdemokratischen Schweiz keinen Platz

      @Ein Zuercher

      Ich finde diese deine Gedanken oberflächlich, von oben herab und von Vorurteilen geprägt.

      Der Begriff definiert die Sonderform von Steigen (Fußwegen) wie sie in Deutschland erstmals im 17. Jahrhundert von den Bürgern der Städte vor ihren Häusern errichtet wurden. Diese neuartigen Steigen existierten damals nur vor den Häusern der Bürger und sonst nirgends. Darum wurden sie auch Bürgersteige oder Bürgerstaßen genannt. Diese Herleitung liegt dann doch nahe und klingt meines Erachtens logisch. Ich finde den Begriff sehr gut und überhaupt nicht hierarchisch.

    37. Helza Says:

      Ist es denn die Möglichkeit, dass noch niemand in diesem Blog bemerkt hat, dass Trottoir ein Ausdruck aus dem Französischen ist (trotter, traben oder allenfalls gehen)? Mich stört es, dass sich in unseren Medien seit einiger Zeit die Germanismen breit machen. Gerichte schmecken plötzlich ‚lecker‘, man muss ins Krankenhaus und zückt auf dem Bürgersteig den Geldbeutel, etc. Die Lösung ist ganz einfach: 200’000 Deutsche fordern ihr Recht und in den Medien sitzen immer mehr Deutsche als Chefs am Drücker und bringen uns Schweizerbünzlis die richtige Ausdrucksweise bei. Mir passt das nicht. Wenn ich eine deutsche Zeitung oder Zeitschrift lesen will, kaufe ich eine, was ich auch oft tue. Wenn ich jedoch eine Schweizer Zeitung kaufe, will ich auch eine solche haben und keine Mogelplackung. Schade um unsere Sprache, die längst nicht so abgekapselt ist, wie uns die Deutschen glauben machen wollen. Einflüsse aus den anderen Kulturen unseres Landes sind durchaus in Ordnung und entsprechen unserer Kultur, die, ich muss es wieder einmal sagen, sich nun mal von der Deutschlands unterscheidet. Es lebe die Vielfalt! Und was das dauernde Sprach-Bashing hier angeht: auch das Deutsche, die sogenannte Standardsprache, treibt recht eigenartige Blüten. Sind Sie Hundebesitzer? Ja? Dann haben Sie mehr als einen Hund? Nein? Wie das? Gehen Sie zum Zähnearzt? Nein, zum Zahnarzt? Ja, so einem einzelnen Zahn muss man schon Sorgen tragen … (nur 2 Beispiele von vielen, die mir eben eingefallen sind)..haha

      [Anmerkung Admin: Die Geschichte der Französischen Lehnwörter in der Deutschen Sprache wurde bereits hier auf der Blogwiese behandelt: http://www.blogwiese.ch/archives/216 . Dort wird ausgeführt, dass sehr viele der Eindeutschungen in Süddeutschland und der Schweiz nur sehr zögerlich übernommen wurden. Auch in Stuttgart sagt man „Trottoir“ und „Pottschamperle“ (=Pot de chambre = Nachtopf) und Portemonai. Der Bereich der Alemannische Sprache, zu der auch Schweizerdeutsch gehört, und in welcher viele dieser Lehnwörter erhalten blieben, endet nicht an der Nordgrenze der Schweiz sondern reicht noch weit ins Schwäbische, nach Bayern und ins Elsass hinein. Das „e“ in „Hund-e-besitzer“ hilft, zwei auf einanderfolgende Konsonanten leichter auszusprechen. Aber „Hundbesitzer“ finde ich auch nett, klingt nur ein bisschen wie ein Schimpfwort. Ob man nun „Badeanstalt“ oder „Badi“ oder „Badanstalt“ sagt bleibt jedem selbst überlassen. Die Frage mit „unsere Kultur“ lässt mich gleich zurückfragen, ob Schiller noch dazu gehört, oder ob wir ihn zurück nach Deutschland schicken sollten, inclusive seiner Stücke. ]

    38. Peter Müller Says:

      Noch nie nicht war ich bei einem Zahnarzt, der mehrere Zähne gleichzeitig bearbeitet hat, was ich auch immer sehr geschätzt habe. Ich fände es auch aufwändig, wenn ich unterscheiden müsste zwischen einem Hundbesitzer und einem Hundebesitzer oder einem Hausbesitzer und einem Häuserbesitzer.
      Indes verwundert es mich, dass hier niemand weiss, dass ein Gehsteig ein Weg ist, der so steil ansteigt, dass man ihn nur noch gehen kann 😉
      Im Ernst: die ersten Gehsteige waren aus Holz über dem Niveau der Strasse gebaute „Lattenroste, auf die man hinaufsteigen musste, um sich die Füsse in der herumschwimmenden Kloake nicht schmutzig zu machen. Vielleicht hatte es in der Schweiz niemals solche Zustände gegeben…
      Im Übrigen finde ich das Gejammer um Teutonismen etwas fadenscheinig, hat doch die Deutschschweiz erfolgreich viele Frankophonismen (leider nur 4 Google-Einträge) in ihre urheimatliche Muttersprache integriert, ohne dass es zu einer Katastrophe gekommen wäre…

    39. Simone Says:

      @Willi:
      „anderst“ ist weder deutsch noch schweizerdeutsch. Wenn schon, dann bitte „anterster“, das wäre hessisch.

    40. alfons Says:

      *gähn*

    41. Helza Says:

      Mir gefällt Zahnarzt und Hundebesitzer auch besser. Es ging mir nur darum einmal klarzustellen, dass es auch in der sogenannten ‚Standardsprache‘ seltsame, lustige, ‚kurlige‘ Ausdrücke gibt, dass es also nicht unbedingt sein muss, uns Schweizer mit unserer Sprache in die Kuriositätenecke zu stellen und jeden Ausdruck a priori einmal seltsam, irreführend und unterschwellig auch doof zu finden. Schön, dass es noch Sprachen gibt, die nicht nur aus ‚Standard‘ bestehen, sondern leben, sich entwickeln und aus dem Vollen schöpfen. Fantasie gegen dudenkonformes Bürokratentum, Schluss mit der Gleichmacherei, es leben die Helvetismen!

      [Anmerkung Admin: Dann sind wir uns ja einig. Es geht auf der Blogwiese niemals darum, irgend etwas in die „Kuriositätenecke“ zu stellen oder doof oder seltsam zu finden, es geht darum, Varianten der deutschen Sprache kennenzulernen, sie zu erläutern und bekannter zu machen. Deutsch gehört nicht den Deutschen, Deutsch wird in seiner Vielfalt auch in der Schweiz, in Österreich, in Südtirol und in Belgien geformt und geprägt. Der Duden beschreibt lediglich, was er vorfindet, und das sind gar nicht so wenige Beispiele aus der Schweiz, die im Duden verzeichnet sind. Auch von „Gleichmacherei“ redet hier niemand, und wenn Du dennoch das Gefühl hast, auf der Blogwiese steht irgendwo ein Satz „gegen Helvetismen“, dann sach bitte Bescheid, damit ich den löschen kann. Merci]

    42. Anita Says:

      Danke Jens, für die abschließende Klarstellung des Themas.
      Ich fürchtete schon, die Zollschranke sei kombiniert mit der „Empfindlichkeit gegenüber jeglicher Andersartigkeit in Sprache und Kultur“. Innerschweizlich gibt es ja auch viel größere Unterschiede als gerade mit der Deutschsprachigkeit. Es leben die Vielfalt! Und es möge der Blog unaufgeregt weitergehen!!

    43. YPJ Says:

      Ach ja der Andy Fischer … hier ist er auf Facebook zu finden.
      http://www.facebook.com/profile.php?id=751087367
      Ist vermutlich mittlerweile ganz in die Pfründe freikirchlich-christlicher Neurotiker abgerutscht.

      Bin ja erstaunt, dass er immer noch für solch liberale Blätter wie 20min arbeitet. Viel lieber wäre er mit Sicherheit Redaktor bei der Schweizerzeit oder sonst einem ausländer-, homo- und überhaupt-phoben Blatt.

      YPJ

    44. pla Says:

      Hallo,
      also dem Blogeintrag muss ich doch widersprechen. Wenn man in Frankreich französisch, in Spanien spanisch und in China chinesisch spricht, dann spricht man in der deutschsprachigen Schweiz eben das (schweizerische) Deutsche. Und ja, wir Deutsche haben in Sachen deutsche Sprache nun mal nicht die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Auch wenn ich einige chauvinistische Ideen nicht gutheißen will (ich bin Deutscher und kenne mich mit der schweizerischen Politik nicht so gut aus), sehe ich in diesen (Gratis-Boulevard-) zeitungsartikeln noch keine „Antideutsche Stimmungsmache“.
      Außerdem: es haben umgekehrt auch schon viele Schweizer in Deutschland die Erfahrung gemacht, dass man ihre sprachlichen Eigenheit blöd kommentiert hat. Zudem erinnere ich auch mal an solche sprachpflegerischen Bestseller aus Deutschland a la „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“.
      pla