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Warum die Schweizer so anders sind — Neue Theorien über die Menschen aus den Bergen von Ursus und Nadeschkin

  • Sprachkünstler in Deutschland unterwegs
  • Unsere Schweizer Lieblingskünstler, genauer gesagt „Sprachkünstler“, Clowns, Comedians, Artisten und Makramee-Spezialisten „Ursus & Nadeschkin“, die im wahren Leben Ursus Wehrli und Nadja Sieger heissen und niemals einzeln und unabhängig voneinander genannt werden dürfen (denn sonst gibt es postwendend Post von Nadja), tourten neulich durch Deutschland mit der Hochdeutschen Fassung ihres aktuellen Programmes „Weltrekord“ (weitere Termine hier).

  • Doch manchmal voneinander isoliert
  • Isoliert tritt Nadja Sieger regelmässig bei der Schweizer Version von „Genial Daneben“ auf, und Ursus ist im Nebenberuf ein begnadeter „Kunstaufräumer“. Er hat schon zwei Werke zum kunstgerechten Aufräumen von Kunst herausgebracht. Echt aufgeräumt. So schrieb BR-Online über ihn:

    Wehrli verhilft Klassikern wie Klee, Picasso oder Jawlenski zu einer neuen Übersichtlichkeit und gestaltet sie Platz sparender und übersichtlicher. Die Ergebnisse können sich in Originalität und Ästhetik durchaus mit ihren „unordentlichen“ Vorbildern messen und begeistern Kunstliebhaber wie Kunsthasser gleichermaßen – und diejenigen, die Kunst nicht nur ernst nehmen, sowieso.
    (Quelle: br-online)

    Ursus und Nadeschkin in Köln
    (Ursus und Nadeschkin, Foto von Geri Born)

  • Die Berge machen bescheiden
  • Während der Tournee führte Marianne Kolarik ein Gespräch mit Ihnen, das am 08.02.07 im Kölner Stadtanzeiger veröffentlicht wurde. Hier ein paar Auszüge daraus:

    KS: Sie kommen aus der Schweiz, einem, wie manche meinen, fremden Kulturkreis.
    URSUS: Deutschland und die Schweiz liegen so nah beieinander, aber man weiß wenig voneinander. Ein Deutscher fährt im Urlaub vielleicht in die Südschweiz, aber ein Schweizer geht nie nach Deutschland. Wieso auch?
    (Quelle für dieses und alle weiteren Zitate: ursusnadeschkin.ch)

    Mit der „Südschweiz“ meint Ursus das Tessin, welches der deutsche Normalo auf dem Weg zur billigen Küste in Italien möglichst rasch durchfährt, nicht ohne noch rasch die Ozonwerte im Levantino hochzuschrauben und bei der Durchfahrt durch den Kanton Uri zu hoffen, das ihm kein Felsen aufs Dach knallt.

    NADESCHKIN: Wenn Schweizer nach Berlin fahren, bleiben sie meistens da. Weil Deutschland und Italien so verschieden sind, glaubt man, dass die Schweiz weniger verschieden ist.

    Stimmt, uns fallen ganz spontan ein paar Schweizer ein, die in Berlin hängengeblieben sind oder zumindestens eine Zeit dort blieben. Neulich erzählte mir eine Schweizerin, wie laut sich Schweizer Touristen mitunter in der Berliner S-Bahn aufführen, lautstark auf breitestem Berndeutsch über die nächste Sehenswürdigkeit diskutierten, in totalen Gefühl der Sicherheit, sowieso von niemanden dort dabei verstanden werden zu können. Auch Thomas Bohrer und Roger Schawinski sind in Berlin, nach Ende ihrer Amtszeit bzw. Kündigung des Vertrags, hängengeblieben. Kennen Schweizer eigentlich auch Städte wie Frankfurt oder Stuttgart, Dortmund oder Bremen?

    KS: Worin besteht denn der Unterschied zwischen den Ländern?
    NADESCHKIN: Wenn der Schweizer ein Bier bestellt, sagt er: „Entschuldigung, ich hätte gerne ein Bier.“ Der Deutsche sagt: „Ich krieg’n Bier.“ Deutsche befehlen.
    URSUS: Deswegen haben es die Deutschen in der Schweiz nicht leicht, weil jeder denkt: „Was ist das denn für ein arrogantes Arschloch?“ Dabei meint der Deutsche das gar nicht so.

    Nee, der hat Durst, und darum sagt er das auch. Kurz und präzise und direkt. Der Keller wird nicht fürs Quatschen bezahlt, oder fürs Zuhören. Und die Bierchen sind auch gleich immer wieder leer, wenn man in Köln ist und aus Reagenzgläsern trinkt. Da ist Eile geboten beim Nachbestellen.

    NADESCHKIN: Die Schweiz ist nicht größer als Bayern und hat vier Sprachen. Wenn einer aus den Bergen rätoromanisch spricht, versteht er die Menschen in Zürich schon nicht. Es gibt immer hundert Ansichten, aber nie eine Einigung. Wir müssen immer erst einen Tunnel bauen und können nicht wie in Deutschland direkt losfahren. In der Schweiz muss man immer Umwege machen. Das ist symptomatisch für die Bevölkerung. Deswegen haben es Neuerungen viel schwerer als die alten Angewohnheiten.

    So wie die Aufbewahrung des Teppichklopfers im heimischen Kleiderschrank? Diese alte Gewohnheit darf nie abgeschafft werden, wir erinnern daran. Das mit den vier Sprachen in der Schweiz wussten wir auch noch nicht. Gemeint war doch jetzt bestimmt der Kanton Graubünden für sich, oder?

    KS: Was ist Eurer Meinung nach der Grund für die unterschiedlichen Temperamente?
    URSUS: Es ist erstaunlich, wie die Natur die Menschen beeinflusst. Die Mehrheit der Schweizer sehen einen Berg, wenn sie aus dem Haus treten.
    KS: Und zwar einen großen Berg.
    NADESCHKIN: Und ziemlich nah.
    URSUS: Sie sehen etwas, das größer ist als sie. Dagegen ist man machtlos. Da wird man kleiner, bescheidener, dankbarer.
    NADESCHKIN: Ein Berg ist ein Aufwand, etwas, was sich dir in den Weg stellt. Er nimmt dir den Horizont. Die Leute sind ängstlicher.

    Diese Theorie von der Umgebung, die einen Einfluss auf das Denken der Menschen hat, wurde im 19. Jahrhundert unter dem Namen „Positivismus“ in Frankreich ernsthaft erforscht:

    Der Positivist Hypolite Taine (…) sah die Erkenntnis, aber auch die schöpferische Tat des Künstlers von vier Faktoren bestimmt: Rasse, Milieu, Moment und spezifische Individualität (Genialität).
    (Quelle: weltchronik.de)

    Das ging im Detail soweit, dass laut Taine im nebeligen und regnerischen Deutschland nur triste Philosophie und Literatur entstehen konnte, und unter dem lichten und blauen Himmel des Mittelmeers die wahren Genies (wie z. B. Napoleon) aufwuchsen.

    KS: In Deutschland beneidet man die Schweizer um ihre Neutralität.
    NADESCHKIN: Mir hat ein deutscher Kollege gesagt, dass er bei Gastspielen in der Schweiz spüre, dass wir keinen Krieg hatten. Die Aggression sei nicht da.

    Ach nein? Der hat noch nie die geheime Landesverteidigung der Schweizer gesehen, vermuten wir mal. Verteidigungsanlagen im Grenzgebiet, egal wohin man schaut. Keine Brücke ohne Löcher für die Panzersperren, kein Pass ohne „Beton-Toblerone“, und keine 300 Opfer durch Ordonanzwaffen im Jahr. Alles so schön friedlich hier.

    Beton Toblerone

    URSUS: Vieles funktioniert in der Schweiz nicht. Wir haben in der Schweiz keine Stars. Berühmte Schweizer wie Roger Federer, DJ Bobo oder Martina Hingis können unbehelligt in ihrer Stamm-Kneipe hocken. Die Massenphänomene gehen hier nicht. Der Schweizer hat etwas Behäbiges, das Gegenteil von Hysterie.

    Jeder kennt jeden, auch an die Promis ist leicht heranzukommen. Bis zum Attentat auf Zug fuhren Bundesräte in Bern mit dem Tram zur Sitzung. Hysterie kommt jetzt erst auf, seitdem jeden Monat 2000 Deutsche mehr in die Schweiz kommen.

    KS: Viele Deutsche halten die Schweiz für ein Paradies . . .
    NADESCHKIN: Weil wir besser im Verstecken sind. Es ist nicht so, dass es bei uns nur reiche Leute gibt. Wenn man in Deutschland ein Problem richtig laut rausschreit, findet sich immer jemand, der zuhört. Das würde sich ein Schweizer nie trauen. Wenn jemand nicht genug Geld hat, dann schweigt er und guckt, wie er über die Runden kommt.
    (…)

    Denn über Geld wird nicht geredet, und über nicht vorhandenes Geld noch weniger. Tragisch aber wahr. Die „working poor“, die es auch in der Schweiz gibt, würden lieber verrecken als Hilfe beim Staat zu beantragen. Sogenannte Obdachlose, Penner oder Stadtstreicher, wie sie in Deutschland in jeder Fussgängerzone zu finden sind, muss man in der Schweiz echt suchen gehen. Natürlich gibt es die „Randständigen“, aber zahlenmässig bewegt sich das in wesentlich kleineren Dimensionen als in Deutschland, und auf sie fällt schnell der Lichtstrahl des Rayonverbots und es wird ihnen der Weg gewiesen.

    

    35 Responses to “Warum die Schweizer so anders sind — Neue Theorien über die Menschen aus den Bergen von Ursus und Nadeschkin”

    1. neuromat Says:

      Tragisch aber wahr: Die Intrum Justitia im Herbst 2005 mit der Nomination für den „Swiss Award for Business Ehtics“ honoriert, teilt auf ihrer Homepage mit:

      Problem Zahlungsmoral
      Die Schweiz befindet sich bezüglich Zahlungsmoral nur noch im Mittelfeld Europas. Im Durchschnitt werden bei uns die Rechnungen erst nach 42.6 Tagen bezahlt, was immer mehr Firmen, insbesondere KMU, in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Dies belegt der Schweizer Risk Index, der halbjährlich von Intrum Justitia publiziert wird.

      Fehlerquote im Promillebereich
      Die Konsumenten fordern tiefe Preise, weshalb Debitorenausfälle auf Firmenseite möglichst tief gehalten werden müssen.
      In einer immer anonymer werdenden Gesellschaft kommt der Bonitätsprüfung als Absicherung für Firmen eine zentrale Rolle zu. Die aktuelle Fehlerquelle liegt bei einem Volumen von rund 1 Million bearbeiteter Inkassofälle pro Jahr lediglich im Promillebereich! Mit Abstand der grösste Teil der in der Schweiz lebenden Personen verfügt über eine ausgezeichnete Bonität. Hingegen gibt es leider auch bei uns 550’000 Schuldner, die jede Rechnung ungelesen in den Abfalleimer werfen.

    2. Selma Says:

      Was ist denn mit der Anspielung auf die vier Sprachen gemeint? Auszug aus der Bundesverfassung: „Die Landessprachen sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch“. Rätoromanisch ist allerdings keine Amtssprache. Im Bündnerland werden im Übrigen Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch gesprochen (mehrheitlich Deutsch).

    3. KR Says:

      Zahlungsmoral
      Die von neuromat dargestellten Probleme gibt es sowohl in CH, als auch in D. Es fragt sich jetzt nur noch, wie sich die Mißstände verteilen. In D hat gerade und besonders die „öffentliche Hand“ einen überdimensionalen Anteil daran. Deren Zahlungsmoral ist inzwischen fast verbrecherisch. Es wäre interessant zu wissen, wie sich dies in CH verhält, wenn Kommunen oder Kantone Aufträge erteilen.

    4. Tellerrand Says:

      Die Schweizer, ein Bergvolk? Na ich weiss nicht. Das Gros der Schweizer lebt in städtischen Agglomerationen und von denen sind die Berge dann doch meist ein Stückchen weg, die Lebensumstände sind also eher urban als ländlich. Und das Heidi-Idyll ist doch eine Erfindung von Schweiz Tourismus, pardon mySwitzerland. Die Schweiz ist jedenfalls bei aller Schönheit der Natur nicht so idyllisch, wie macher Schweizermythos glauben machen will.

      Ich will nicht abstreiten, dass topografische und klimatische Rahmenbedingungen einen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen haben können. Sicher mehr als der Stand der weit entfernten Gestirne und des Mondes bei der Geburt. Aber die Welt die wir erleben und die uns formt ist explosionsartig grösser geworden durch Billigflieger und multimediale Kommunikation. Und das auch in der Schweiz.

    5. Jean Says:

      Hat zwar nichts direkt mit dem Thema zu tun, trotzdem verstehe ich etwas nicht ganz:

      Sogenannte Obdachlose, Penner oder Stadtsteicher haben doch (sowohl in D, wie auch in der CH) einen Anspruch auf Sozialhilfe (bzw. Hartz IV).

      Der Staat garantiert jedem Bürger das Existenzminimum (Wohnung, Essen, Kleidung etc.). Darum verstehe ich nicht ganz, warum es überhaupt Obdachlose gibt. Die haben doch alle zumindest einen Anspruch auf ein Dach über dem Kopf (auch wenn sie Alkoholiker oder drogenabhängig sind). Es muss doch niemand (weder in D noch in der CH) unter einer Brücke schlafen.

      [Antwort Admin: Darum heissen sie in Deutschland auch „Nichtsesshafte“ und sind nur tagsüber auf der Strasse zu sehen. „Obdachlose“ gibt es in dem Sinn nicht mehr ]

    6. Tellerrand Says:

      @ jean

      Sozialbeihilfen erhält nur, wer einen Wohnsitz nachweisen kann und das ist exakt was den fraglichen Menschen fehlt. Man kann in Deutschland und der Schweiz und Österreich durch ausreichend chaotische Lebensumstände und private Katastrophen durch’s soziale Netz rutschen.

    7. Thomas W. Says:

      @Jean:
      Bei den echten, optisch wahrnehmbaren Obdachlosen (umgangssprachlich „Penner“) handelt es sich oft um psychisch kranke Menschen. Mein Bruder hat als Streetworker in Berlin Erfahrungen mit ihnen sammeln dürfen. Dort konnte er innerhalb („innert“ für Schweizer) von zwei Wochen jedem eine Wohnung vermitteln, der eine wollte. Der Staat zahlte die Wohnung ja. Dennoch hielten es viele von ihnen nicht in der Wohnung aus oder zertrümmerten diese in kurzer Zeit. Oder sie hatten zwar eine Wohnung, hielten sich aber dennoch auf der Straße auf.
      Diese Art der Obdachlosen (meist mit psychischen Störungen, schwer alkoholabhängig) fallen zwar sehr ins Auge, sind jedoch zahlenmäßig nur sehr wenige. Bereits zwei oder drei stechen halt in einer Fußgängerzone sofort heraus. Die von den Sozialverbänden angeprangerte Obdachlosigkeit bezieht sich jedoch auf Wohnungslosigkeit, d.h. Menschen die in Notunterkünften wie Hotels, Pensionen, Wohnheimen untergebracht wurden, u.a. wegen sozialer Notlagen. Diese Menschen sitzen jedoch nicht rotweintrinkend am Straßenrand.

    8. Thomas Says:

      “ Die „working poor“, die es auch in der Schweiz gibt, würden lieber verrecken als Hilfe beim Staat zu beantragen.“
      Völlig übertreiben.. ABER:
      Das ist eigentlich ein sehr guter Vorsatz. Das bedeutet, selbst Verantwortung zu übernehmen und nicht immer nach mehr Staat zu schreien. Ich find so was sehr positiv. Im übrigen gitbt es jeden Tag mehr, die sich Hilfe vom Staat richtiggehend erschleichen. Auch Deutschland kennt das Problem. Bei der Sozialhilfe wurde in der CH bereits Gegensteuer gegeben: findest du trotz Sozialhilfe eine Beschäftigung, so wird dir dieses Einkommen nicht mehr gänzlich von der Sozialhilfe abgezogen. Es werden also Anreize geschaffen, Arbeit zu suchen.

    9. neuromat Says:

      @ KR
      da ich in beiden Ländern gearbeitet habe und arbeite, kann ich diese Darstellung nur zurückweisen. Die Behörden haben klare Fristen, für einige Dinge gibt es sogar gesetzliche Regelungen.

      By the way, weiss jemand ob es in der Schweiz die Möglichkeit einer so genannten Dienstaufsichtsbeschwerde gibt … mir schuldet die Gemeinde seit über sieben Monaten eine Steuerrückzahlung… Danke für Hinweise

    10. franz Says:

      @Selma
      Im Bündnerland ist rätoromanisch seit neuestem sehr wohl Amtssprache.

    11. coolman Says:

      Die Zahlungsmoral in D und CH kann man nicht direkt vergleichen. Werden in D Rechnungen schon fast VOR der Leistungserbringung verschickt, können in der CH mehrere Wochen teils sogar Monate ins Land gehen bis eine Rechnung eintrudelt. Grosszügig gewährt man dann auch noch „zahlbar innert 30 Tagen“. In D ist da schon die erste Mahnung da…

    12. franz Says:

      @Selma
      Siehe Sprachengesetz 19.Okt. 2006, Art. 3 Abs. 5
      od.http://www.gr.ch/Deutsch/Institutionen/Parlament/Protokolle_Sessionen/oktober2006/17_b9_sprachengesetz_de.pdf

    13. S1ic3r Says:

      Vor meinem Belegleser habe ich das auch immer rausgezögert. Refrenznummer eintippen ist ja auch scheisse ;). Um die Zahlungsmoral zu steigern helfen gratis Belegleser. Ich hab auch keine Ahnung, warum die so überteuert sind!

      Komische Therie. Aber bei mir und ein paar Kollegen ist das so. Es fehlt ja meistens nicht beim Geld. Wenn nämlich kein Geld vorhanden wäre, würde man ja auch nichts kaufen.

      Ich bin schlicht und einfach zu bequem…

    14. Thomas W. Says:

      @Tellerrand:
      Einerseits gibt es Tagessätze für Obdachlose, andererseits kann man durch Notunterkünfte und Obdachlosenasyle eine Meldeadresse vorweisen. Es gibt sogar in Deutschland das gesetzliche Recht auf eine Unterkunft, falls jemand unfreiwillig obdachlos wird – meist erfolgt die Zuweisung eines Zimmers in einer Pension oder einem Wohnheim.

      Die Struktur der in Parks und unter Brücken nächtigenden Personen zeigt, dass dies auch greift: es handelt sich hierbei vorwiegend um männliche Personen, oft Alkoholiker oder drogenabhängig. Frauen findet man vergleichsweise selten, Familien gar keine, obwohl Familien das höchste Armutsrisiko haben. Denn wie gesagt, man kann jederzeit in einem Wohnheim untergebracht werden oder – wie in Berlin – rasch eine Wohnung beziehen, die der Staat bezahlt.

      Unter Brücken lebende Obdachlose ohne Anschrift bekommen von der Stadt die oben genannten Tagessätze ausgezahlt, oft auch für mehrere Tage, oder Wochensätze.

    15. Phipu Says:

      An Neuromat

      Ich kenne deine Situation natürlich nicht. Aber überprüf vielleicht, ob es nicht etwa folgender Fall ist:

      Aus Erfahrung mit meiner Gemeinde weiss ich, dass man im Fall eines Guthabens ein Formular erhält, auf dem man sein Konto angeben kann zur (mehr oder weniger sofortigen) Auszahlung. Ob das dann 7 Monate dauert, habe ich noch nie ausprobiert. Ich mache es nämlich jeweils anders: Wenn man das Formular nicht zurückschickt, wird das Steuerguthaben einfach zurückbehalten und mit der Steuerrechnung des Folgejahres gutgeschrieben.

      Für kompliziertere Fälle, muss dir jemand anders helfen.

    16. Brun(o)egg Says:

      @ neuromat

      Dienstaufsichtsbeschwerde gibt es nicht. Aber Du hast Zinsen zugute soviel ich weiss. Und das ab dem Tag, als Dir bestätigt wurde, dass Du zuviel bezahlt hast.
      Den Zinssatz kenn ich allerdings nicht. Den musst du Dir erfragen. Am besten bei Deiner Gemeinde!
      Wetten, dass das Geld relativ schnell bei Dir ist? (!)

    17. Brun(o)egg Says:

      Die Schweiz als Berglerland, von aussen gesehen, ist längst schon nur noch Image für Touristen. Im Hintergrund und halt eher bescheiden auftretend sind in der Schweiz Dinge entwickelt worden, ohne die unser Leben, weltweit anderst aussehen würde.
      Die Spanplatte, der Reissverschluss und die LCD Bildschirme (das waren die orange-gelben fast unleserlichen Dinger auf Schwarz) um nur drei zu nennen, die wir alle kennen, bezw. brauchen.
      Vergesst das Heidiland- wie oben von jemandem geschrieben. Ist nur für Touris. Und erst noch zu teuer.
      Und es ist immer noch so. Auch im High-tech Zeitalter. Die Bedingungen und Konditionen für junge, kreative KMU’s sind in der Schweiz hervorragend. Daran happerts in Deutschland. Zuviele vorschriften, Einschränkungen, usw.

    18. DrKöbes Says:

      Der Mythos vom Schweizer Bergvolk hat sich auch bei mir mit der Ankunft in der Romandie in Nichts aufgelöst. Die Winteruntauglichkeit der Westschweizer ist schon extraordinär. Eine einzige Schneeflocke am Himmel von Genf lässt den Verkehr auf Stunden zusammenbrechen. Das ist schlimmer als bei den Flachlandgermanen in Köln. Im übrigen sich die Strassen in Frankreich bis an die Schweizer Grenze meist ganz ordentlich geräumt, danach fängt das Chaos an.

      @Jens

      Der Seitenhieb auf Kölner Biertrinkgewohnheiten war aber unfein, besonders für Kölner in der Bierdiaspora. Man will sich ja auch nicht die Füsse waschen wie in diesen bayrischen Kübeln, sondern gepflegt sein Kölsch süffeln, am Besten im Stössje (das sind die 0.1l Gläser).
      Zack, zack, nachbestellen muss man auch nicht, der Köbes (auf Hochdeutsch: Schankknecht) bringt das Kölsch automatisch bis zum Abwinken.

    19. franz Says:

      @Tellerrand
      Bis du in der Schweiz durch das Sozialnetz fällst musst du dich aber wirklich sehr doof anstellen.
      In Deiner Wohnstadt, Zürich, wirst du von der Fürsorge grosszügig in einem Hotel für mehrere Tausend Franken pro Monat verfrachtet wenn nicht anderes frei ist. Frau Stocker lässt grüssen. Die Dame besorgt dir sogar Fürsogegeld wenn du die meiste Zeit im Ausland wohnst.
      Siehe Weltwoche Nr. 9, Ausgabe 1. März 2007-03-06 (Spitze des Eisbergs) /www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=15975&CategoryID=66

    20. KR Says:

      @neuromat,
      keine Ahnung was und für wen Sie arbeiten. Offenbar aber nicht als Handwerksbetrieb für Kommunen in D. Machen Sie sich doch mal bei div. Handwerkskammern – besonders in den östlichen Bundesländern – kundig, wieviele KMU’s schon wegen erheblichem Zahlungverzugs der öffentlichen Hand Insolvenz anmelden mußten. Auch die IHK in Frankfurt mußte dieses Gebaren schon öfters monieren.

    21. fanclub Says:

      @ neuromat
      Ruf doch mal deine Gemeinde an. Frag ob du überhaupt eine Steuerrückzahlung erhälst; denn üblicherweise wird das einfach „verzinst“ deiner nächsten Rechnung gutgeschrieben. Tipp: 2% steuerfreier Zins gibts sonst nirgens ausser beim Staat !
      Aber bitte sei freundlich. Du hast es da mit schweizer Beamten zu tun….also nicht zu frosch auftreten, sondern Samthandschuhe anziehen.
      Für sowas brauchen wir keine Dienstaufsichtsbeschwerde, grins.
      Für sowas haben wir Telefone. Ev. hat auch nur ein Steuertussi ein Puff und deine PC-Nummer verhühnert…
      Darf ich Fragen welcher Kanton?

    22. neuromat Says:

      @ fanclub

      Kanton Luzern. Jetzt eben Bern, daher dürfte das mit einfachen verzinsen nicht gehen. Freundlich bin ich immer, besonders am Telefon. Ganz im Unterschied zu dem dort arbeitenden Beamten, der mir schon zum dritten Mal etwas von „technischen Problemen“ verzählt hat – im Grunde nur kalt abserviert. Und wenn ich an den Herrn denke, wie es vor Jahren darum ging eine minime Fristerstreckung zu erwirken und in welchem Ton er „rüberkam“, da hatte ich schon Reminszenzen an Deutschland. Sonst habe ich hier bis die „Zahlungsmoral“ nur positive Erfahrungen mit der öffentlichen Hand.

      @ KR

      Sorry, den „Osten“ kann ich ueberhaupt nicht beurteilen. Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass Sie diesbezüglich Recht haben.

    23. Thomas Says:

      @Neuromat:
      BIst du sicher dass du eine Rückzahlung erhältst? Wenn ja, hast du ja die Rechnung wo dein Guthaben darauf vermerkt ist. Meistens steht da auch der Satz drauf, dass es mit den nächsten Steuern verrechnet wird. Das Guthaben wird aber verzinst, und zwar besser als bei jeder Bank.
      SOnst musst du einfach anrufen, freundlich dein Problem schildern, und es wird Dir gehofen. Ich finde die Hilfsbereitscahft der heutigen Beamtenwelt bereits schon etwas ‚bedenklich‘. Private Fimen sind heute sturer und nerviger.

    24. Tellerrand Says:

      Der franz ist wieder da, hurra und mit ihm die Schweizer Vox Populi!

      Ich glaube nicht, dass die Schiksale von Menschen, die auf der Strasse landen zwangsläufig etwas mit Dummheit zu tun haben. Es sind, ob Alkoholiker, Drogensüchtiger oder was auch immer meist arme Schweine. Aber klar: alle selber schuld, sollen schauen wo sie bleiben.

      Ich wohne übrigens nicht in Zürich, sondern in der katholischen CVP-Innerschweiz…

    25. Brun(o)egg Says:

      @ DeKöbes

      Sind schon sehr klein, die Gläser in Kölle. Ausser in der (K)Eule, da erhält man, mit Outing der Natinolität ein grösseres Glas. smile.

    26. Selma Says:

      @franz: Meine Aussage bezog sich auf die Bundesebene.

    27. franz Says:

      @Tellerrand
      Es ist immer wieder interessant wie du einem das Wort im Munde verdrehst.
      Ich habe nicht gesagt es sei Dummheit sondern dass man sich doof anstellen muss.
      Jeder der sich in der Schweiz beim Fürsogeamt meldet kriegt Unterstützung.
      Zur Not hilft dir Pfarrer Sieber weiter jedenfalls in Zürich.
      Hätt ich mir ja denken können das es dich zu den Schwarzen zieht 🙂

    28. Géri Says:

      @neuromat: Mein Lieber, lehn‘ Dich zurück betreffend Steuerrückzahlung. Dein Geld wird von der Steuerbehörde verzinst – und das zu einem Zinssatz, welcher jede Bank alt aussehen lässt. Also: möglichst hohe Steuern zahlen und diese möglichst lange dort lassen. Du bekommst alles -und noch mehr – zurück.

    29. neuromat Says:

      Besten Dank für die Unterstützung!

      Das Thema war ja eigentlich warum die Schweizer so anders sind. Warum weiss ich auch nicht. Aber wir Deutschen sind auch ganz schön anders. Bei der Spiegel Special Lektüre „Die Erfindung der Deutschen“ stiess in einer Annonce ich auf folgende Lektüre

      Planet Germany. Eine Expedition in die Heimat des Hawaii-Toasts (Broschiert)
      von Eric T. Hansen, Astrid Ule
      Dass der sogenannte, mit Schinken, Käse und Ananas belegte „Hawaii-Toast“ ausgerechnet in Deutschland erfunden wurde, ist ja an sich schon komisch. Und es ist wohl auch kaum verwunderlich, dass sich der Hawaiianer Eric T. Hansen da fragen musste, auf welchem Planeten er denn da gelandet sein war. Und tatsächlich: Seine Recherchen, deren Ergebnisse er in diesem vergnüglichen Büchlein genüsslich vor uns ausbreitet, bestätigen eindrucksvoll, welch skurriles, dabei aber gar nicht mal so unsympathisches Völkchen wir eigentlich sind. Der Autor jedenfalls ist, nachdem er als Mormonenmissionar nach Deutschland geschickt worden war, gleich ganz hier geblieben und hat in diesem komischen Land sogar seine religiöse Verblendung überwunden.
      Wenn sich die Deutschen, schreibt Hansen, von außen sehen könnten, so wie er sie als Amerikaner sehe, würden ihnen zuerst kleine Merkwürdigkeiten ins Auge fallen: „die Gartenzwerge, die Kuckucksuhren, die Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen“. Erst dann würden sie das eigentlich Skurrile bemerken: „die rätselhafte Beziehung dieses Volkes zum Staat, zum Genuss, zum Geld, zur Kultur und zur eigenen Identität“. Darauf angesprochen, warum sie eigentlich so anders seien, würden sie vermutlich antworten: „Wieso denn, das ist doch ganz normal“. Und deshalb bräuchte man für dieses Land einen guten Reiseführer. Und mit Planet Germany hält man ihn tatsächlich in Händen!
      Außer über Deutschland und die Deutschen erfährt man aus dem lesenswerten Band auch so manches interessante Detail über Menschen aus anderen Kulturen, das man sich eigentlich schon längst mal hätte fragen sollen. So etwa, wieso eigentlich beinahe jeder japanische Deutschland-Tourist — ganz im Gegensatz zu den meisten Deutschen — fehlerfrei das Loreley-Lied mitsingen kann… Kurzum: Eine wirklich lehrreiche Lektüre. –Hasso Greb

      Na, sind wir Deutschen nicht ganz schön anders?

    30. mik Says:

      Im Tessin bleiben seeeeeehhhhhhhr viele Deutsche hängen und verbringen ihre Ferien dort.
      Roland Borer lebt mit der Familie wieder in der Schweiz.
      Ein Bundesrat fährt immer noch Tram. Komm‘ mal nach Bern!
      Neutralität hat nichts aber auch gar nichts mit Landesverteidigung zu tun.

    31. Vertbeau Says:

      @franz

      … und Weltwoche ist ja DIE Referenz…

    32. Brun(o)egg Says:

      @ neuromat

      Es geht sicher, mit Zinsen. Es spielt keine Rolle in welchem Kanton Du jetzt wohnst. Du hast sie zu Gute. Nur nicht nervös werden. Erfahrungsgemäss sind die Zinsen eher auf der hohen Seite, also kanns Dir eigentlich wurscht sein wie lange es geht. Du profitierst.
      Machs nicht telefonisch. Schreib der alten Gemeinde und frag in welcher Form die Rückzahlung erfolgt. Es kann sein, dass sie an Deinen neuen Wohnort z.Hd. des Steuereamtes geht. Kann Dir egal sein. Bezhalst dann das nächste mal weniger Steuern. Und frag nach dem Zinsfuss!

    33. hotti Says:

      Na das was da im KS so interviewt wird kann doch nicht im Ernst gemeint sein. „Wir Schweizer in den Bergen sind wegen der Berge so …“. Warum sind dann die Österreicher und die Südtiroler und die Franzosen, die Spanier, die Nepalesen und Pakistani etc. alles Menschen die auf Berge gucken, z.T noch wesentlich höhere und imposantere Berge als in unserer schönen Schweiz nicht so wie die Schweizer??

      Immer alles mit den doch soo hohen Bergen zu begründen, wo doch mindestens 2/3 der Einwohner der Schweiz im Mittelland leben, ist auf Dauer doch ziemlich einseitig.

      Ich denke, dass die Schweizer eine permanente Angst haben, dass sich das Gebilde Schweiz als Staatenbund irgend wann einmal auflösen könnte und damit die ganze Identität futsch wäre. Aus diesem Grunde wird doch wohl auch die militärische Tradition so immens gepflegt. Im Grunde ist das schweizer Militär nur der Kitt, mit dem das Land versucht seinen Staatenbund zusamenn zu halten.

      Jeder, der aus der Masse hervorschaut, ist eine potenzielle Gefahr für die Schweiz. Darum gilt immer die Devise: Nur nicht auffallen.

      Und nicht weil die hohen Berge einen zur Ehrfurcht und zur Kleinheit zwingen.

    34. JensK Says:

      in der Schweiz gibt es kein Massenphänomen…(noch lustig, wer schrieb jetzt geduldig die Autogramme?).

      aus bluewin.ch vom heute:

      „Run auf die MusicStars

      Bei der gestrigen Autogrammstunde sind die MusicStars im St.Galler Media-Markt von 1500 kreischenden Fans bestürmt worden. Geduldig schrieben sie während rund 90 Minuten Autogramme. Trotzdem konnten nicht alle Fans mit persönlich unterzeichneten Karten nach Hause: «Die Zeit reichte leider nicht aus», sagt Stefan Schoch vom Media-Markt. Am Schluss wurden deshalb vorgezeichnete Autogramme abgegeben.“

    35. Brun(o)egg Says:

      @hotti

      Ziemlich Käse was Du da schreibst. Du hältst also Südtiroler oder Tibeter für aufgeschlossener als Schweizer? Und die permanente Angst vor Auflösung….? Wie kommst Du denn da drauf? Kanns ja kaum sein, denn wir sind die einzigen die selbst bestimmen können ob wir uns auflösen oder nicht. Die andern werden aufgelöst, obs passt oder nicht. Begriffen?