Übertretungsanzeige — Wenn die Untersuchung für Sie die Fotos bezahlt

August 17th, 2007

(reload vom 17.10.05)

  • Kein Übertritt aber eine Übertretung
  • Ich bin in keine Kirche oder Partei übergetreten, auch habe ich keinen Übertritt von der Hauptschule ins Gymnasium erlebt. Dennoch habe ich mich einer Übertretung schuldig gemacht.

    Jahrelang fuhr ich an der Radarfalle mit Tempo 50 vorbei, doch eines Tages erwischte es mich. Ich war nicht unfehlbar, ich wurde verzeigt. Die Abteilung „Verkehrsbussen“, die nichts mit Strassenbahnen und Omnibusverkehr zu tun hat, informiert mich über meine Zahlungspflicht:

    „Trifft die Zahlung nicht innert der genannten Frist bei uns ein, werden das ordentliche Verfahren angewendet und die Akten dem zuständigen Statthalteramt zur Beurteilung überwiesen. Nach dem Entscheid des Statthalters kann die/der Gebüsste gerichtliche Beurteilung verlangen.“

    Ich beschliesse, als Gebüsster möglichst bald Busse zu tun und überweise die 40 Franken für 5 Km/h zu schnelles Fahren innerhalb (Schweizerdeutsch für „innert“ für zeitlich, nicht für räumlich „innerhalb“) geschlossener Ortschaft.

    Und weiter heisst es:

    „Fotografien werden bei Begehren um gerichtliche Beurteilung zum Zweck der Beweisführung auf Kosten der Untersuchung angefertigt“.

  • Die Untersuchung bezahlt
  • Nein, ein Begehren um gerichtliche Beurteilung begehre ich nicht, auch wenn die Untersuchung bezahlen muss, und nicht ich. Wo nimmt die Untersuchung eigentlich das Geld und die Zeit her? Kann man sie kennen lernen? Ist sie nett?

    Immerhin hat es hier zu einer kompletten „Untersuchung“ gereicht, gewohnt bin ich in der Schweiz mittlerweile an die sprachlich ökonomischere Kurzform „der Untersuch„, genauso elegant wie „der Unterbruch„. Dafür war unser maskuliner Freund, „der Entscheid“ diesmal auch mit von der Partie, die weibliche und charmante „Entscheidung“ musste daheim bleiben.

    Fazit: Es gibt immer wieder neue Wörter zu entdecken in unserer geliebten Deutschen Sprache. Schauen Sie einfach mal in den Duden: Alle diese Wörter sind dort verzeichnet.

    Der Reporter mit dem „der“ davor — Beobachtungen im Schweizer Fernsehen

    August 16th, 2007

    (reload vom 16-10-05)

  • Werbung im Radio
  • Ich trainierte mein Schweizerdeutsches Hörverständnis durch aufmerksames „losen“ = hören (wird kurz gesprochen und klingt dann wie Englisch „listen“) von Radio-Z, „dä Herzschlag vo Züri“, heute nur noch unter dem Namen „Radio Energy Züri“ bekannt. Am liebsten mochte ich die Werbespots. Es wird von einer Geschäftsneueröffnung in Züri berichtet: Live-Stimmen, Eindrücke und Aufzählung der Neuheiten, dann kommt der Sprecher zum krönenden Abschluss: „Sell isch es gsii, von der Neueröffnung des XY-Geschäfts…“ tönt es mit salbungsvoller Stimme aus Lautsprecher.

    Ich stelle fest: Die Schweizer haben das Bedürfnis, eine Gesprächssituation resümierend zu beenden. Bei den Anthroposophen heisst es am Ende des Christengemeinschaft-Gottesdienst: „Die Menschenweihehandlung, DAS war sie!“ Es hat was Kultisches, dieser Abschluss. Einfach nur „Amen“ zu sagen, ist wohl nicht mehr populär.

  • Die Wichtigkeit der Vorsilbe „dr“ in der Schweiz
  • Ist ein Reporter im Schweizer Fernsehen fertig mit seinem Bericht, dann lautet sein Schlusssatz: „Für SFR, der Hans-Peter Meier“ oder „Der Peter Müller berichtete“ oder „Für Tele-Züri, der Beat Frey“. Der bestimmte Artikel wird hierbei wie „dr“ ausgesprochen. Es muss sehr viele Reporter gleichen Namens geben in der Schweiz, oder warum wird sonst stets mit dem bestimmten Artikel unterstrichen, dass es der eine und nicht ein anderer war? Merkwürdig ist auch, dass die Reporter sich selbst so verabschieden. Wäre Ulrich Wickert ein Schweizer, hätte er sich wohl so verabschiedet: „Für die ARD-Tagesthemen, der Ulrich Wickert“

  • „10 vor 10“ contra „heute-journal“
  • Wir geben es zu, als echte TV-Junkies zappten wir 2001 gern wild durch die 50 Kanäle des Kabelanbieters Cablecom (die von Jahr zu Jahr weniger werden). Um 21:45 Uhr ist im deutschen ZDF das seriöse heute-journal dran, doch wenn wir nach 5 Minuten bei der Innenpolitik ins Gähnen kommen, wird flugs rübergezappt zur Schweizer Konkurrenz von 10 vor 10. Hier interessieren uns natürlich am meisten die Interviews. Eben noch verlas Stephan Klapproth nahezu perfekt die Nachrichten auf Hochdeutsch, doch nun schaltet er um auf Züri-Dütsch, um seinen Gesprächspartner zu befragen. Zwei Minuten später ist wieder Hochdeutsch angesagt. Einfach nur bewundernswert, diese Zweisprachigkeit der Schweizer. Für unsere welschen Freunde hingegen ist es ein Grund, diese Sendung nicht anzuschauen. Sie verstehen im Interviewteil kein Wort. Sie haben Hochdeutsch in der Schule gelernt.

  • Am Donnerstag nichts als Musik
  • Rein medienkritisch betrachtet ist die Sendung „heute-journal“ kalter Kaffee im Vergleich zu den flott gemachten journalistischen Beiträgen von „10 vor 10„, oder trübt sich langsam nach 6 Jahren in der Schweiz unsere Wahrnehmung? Wir finden Berichte aus dem „grossen Kanton“ nicht mehr so unglaublich spannend wie einst, und sitzen an Abstimmungstagen sogar vor dem Fernseher um die Ergebnisse zu verfolgen. Zum Glück gibt es dieses Mega-Event 4 Mal pro Jahr, da wird das nie langweilig. Steigern lassen sich diese Abstimmungsberichte nur noch durch den Quotenhit „Donnschtig-Jass„, bei dem zigtausen Zuschauer live zuschauen, wie tüchtig im Schweizer Fernsehen am Donnerstag (der „Donnschtig“) gejazzt werden, dass die Fetzen fliegen. Alle Wiederholungen dieses erfolgreichen Musikformats gibt es hier.

  • Werbung extra für die Schweizer
  • Was die Deutschen Zuschauer von SAT1 nicht wissen: Die Schweizer bekommen in den Werbepausen ihre eigenen Schweizerdeutschen Fassungen der Werbung zu sehen! So bei dem Spott, in dem zwei Jungs beim Spielen in den Matsch fallen und dann der Mutter daheim (auf Hochdeutsch) erzählen, es sei plötzlich ein Ufo gekommen und habe „galaktischen Schleim“ abgeworfen. In der Schweizer Fassung wird daraus „galaktischer Schliim„. Echt schlimm das.

    Ständig wird auf Schweizerdeutsch für Handy-Chats geworben: „Alliin in Uusgang, das muos nit siin. Lern trendige und uffgstellte Lüüt chenne…!.“ (Warnung: Diese Niederschrift nach Gehör wurde durch einen Deutschen angefertigt und enthält mindestens 8 sachliche Fehler!) Unsere Tochter kann diese Spotts schon komplett auswendig nachsprechen und spielen.

  • Was treiben die Schweizer immer im Ausgang?
  • In den Ausgang“ gehen die Schweizer übrigens ausgesprochen gern. Was sie da an der Ausgangstür dann suchen, ob sie hinter dem Ausgang noch weiter laufen oder den ganzen Abend da stehen bleiben, haben wir am Anfang nicht verstanden. Wir kennen „Ausgang haben„, den hatten die Hausmädchen und Küchenhilfen im späten 19. Jahrhundert. Sind die Schweizer immer noch ein Volk von Dienstboten, die Ausgang haben? Später wurde uns klar: Die meinen „ausgehen“ wenn sie „in den Ausgang gehen„. Da gingen uns dann die Worte aus.

    Whiskey am Mittag — Sprachliche Missverständnisse bei der Getränkewahl

    August 15th, 2007

    (reload vom 15-10-05)

  • Z’Mittag um 12.00 Uhr
  • Als ich vor 6 Jahren zum ersten Mal nach Zürich kam zu einem Kurs mit Schweizer Teilnehmern gingen wir um Schlag 12.00 Uhr gemeinsam in ein Restaurant zum Mittagessen (Schweizerdeutsch: „z’Mittag„)

    Der Kellner kam, um die Getränkewünsche zu erfragen.
    Der Schweizer neben mir murmelt etwas wie „Isstiii„.

    Ich verstand „Whisky„, und war erstaunt, wie man um kurz nach 12.00 Uhr schon so harte Sachen konsumieren kann ohne umzufallen.
    „Nein nein, ich habe Eistee bestellt“, korrigierte mein Nachbar meine Vermutung.

  • Echter Eistee ist ein klasse Getränk
  • Ich dachte: „Prima Idee bei dieser Hitze. So eine frisch aufgebrühte Kanne mit starkem Darjeeling-Tee, langsam herabgekühlt auf Zimmertemperatur, dann für ein paar Stunden in den Kühschrank gestellt, um dann in einem hohen Glas mit Eiswürfeln und Zitrone als erfrischendes Getränk offeriert zu werden…“
    echter gekühlter Eistee

    Was der Kellner dann an den Tisch brachte, war eine Flasche mit einem schnöden Softdrink, so wie Cola oder Fanta, bestimmt zu 17 % aus Zucker bestehend.
    ein Softdrink

  • Eine Stange trinken und dann in die Ecke stellen
  • Will man in der Schweiz ein Bier trinken, sollte man sich nach Möglichkeit kein „Pils“ beim Kellner bestellen, damit outet man sich gleich als ungebildeter Deutscher, der davon ausgeht, alle Welt verstehe, was ein „Pils“ (Bier aus der böhmischen Stadt Pilsen) eigentlich ist. Man bestellt hier eine Stange. Im Fitnessstudio ist eine Stange eine Langhantel, im Ballett kann man sich an einer Stange festhalten, und auch in anderen Bereichen wird „jemanden bei der Stange“ gehalten. Nicht so in der Schweiz. Hier wird die Stange getrunken.

  • Stangen am Südpol
  • Deshalb gruseln sich dann manche Deutsche, denn sie kennen nur den Ausdruck: „Eine Stange Wasser in die Ecke stellen“. Woher diese Bedeutung kommt, wird vielleicht klar, wenn man an die äusserst kalten Winternächte in Deutschland denkt. Ab Minus 60 Grad Celsius gefriert Flüssigkeit in der Luft und fällt als Stange zu Boden, wie mir mal ein Amerikaner erzählte, der ein Jahr am Südpol als Funker zugebracht hat. Das macht einen höllischen Krach, weswegen die „Draussenpinkler“ am Südpol auch immer einige Meter entfernt von den Wohncontainern ihre Notdurft verrichten müssen, um die Kollegen nicht aufzuwecken.

    Daher kommt auch der berühmte Merksatz, den die Eskimomütter ihren Kindern mit auf den Weg geben: „Esst niemals gelben Schnee„.

    Lebensmüde benutzen bitte den Zebrastreifen — Die Schweizer im Verkehr

    August 14th, 2007

    (reload vom 12-10-05)

  • Gefährliche Zebrastreifen
  • Wenn Sie als Deutscher in der Schweiz zum ersten Mal zu Fuss unterwegs sind, dann hüten Sie sich vor der Benutzung eines Zebrastreifens. Sie sind in der Schweiz gelb und nicht weiss wie in Deutschland, und es gibt einen weiteren grossen Unterschied zu Deutschland: Die Autos haben immer Vorfahrt. So kommt es einem jedenfalls vor, wenn man hoffnungsvoll am Strassenrand steht und darauf wartet, dass mal jemand anhält. Die Zebrastreifen erfüllen in der Schweiz drei Funktionen:

    1. Sie sind die Lösung für das Überalterungsproblem.

    2. Sie helfen mit, die Pensionskassen zu entlasten.

    3. Sie sind Auslöser von Auffahrunfällen, falls ein Deutscher Autofahrer (Schweizerdeutsch: „Der Lenker“) mal wieder auf die abstruse Idee kommen sollte, hier einfach anzuhalten um die Fussgänger hinüber zu lassen.

  • Zebrastreifen in Deutschland
  • Deutsche Schulkinder bekommen in der 1. Grundschulklasse (Schweizerdeutsch: „Primarschulklasse“) in der Verkehrserziehung von einem freundlichen Polizisten drei Dinge beigebracht:

    1. Die Polizei ist Dein Freund und Helfer (für Schweizer Leser: Kein Witz, das lernt man wirklich so in Deutschland).

    2. Auf einem Zebrastreifen kannst Du unbesorgt die Strasse überqueren, die Autos halten immer an.

    3. Falls 2 nicht funktioniert, rufe 1 herbei. Die Nummer lautet 110 (polizeilicher Notruf in Deutschland, und nicht 117 wie in der Schweiz)

    Autos haben immer Vorfahrt hier

    In der Fahrschule in Deutschland kriegt man vom Fahrlehrer eingetrichtert: „Wenn Du an einem Zebrastreifen nicht anhältst, bist Du den Lappen sofort wieder los“. Stoppzeichen, Rote Ampel und Zebrastreifen sind die drei Orte, an denen man immer stehen bleiben muss, sonst ist man in der Fahrprüfung sofort durchgefallen. Denn überall wartet die Polizei (dein Freund und Helfer), die nur darauf lauert, dir eine Strafe (Schweizerdeutsch: „Busse“) und ein paar Punkte in Flensburg, der zentralen Verkehrssünderdatei der Deutschen, aufzubrummen.

  • Halten Sie am Zebrastreifen und erleben Sie echte Dankbarkeit
  • Also bleibt der Deutsche lieber einmal zu viel als einmal zu wenig am Zebrastreifen stehen und fällt damit in der Schweiz permanent negativ auf. Dem deutschen „Lenker“ (das ist der Mann am Steuer, nicht am Lenker) fällt gleichzeitig auf, wie überglücklich und dankbar die Fussgänger auf Schweizer Zebrastreifen reagieren, wenn man anhält und sie über Strasse gehen lässt. Sie rechnen nicht mit soviel Freundlichkeit. Es ist ein antrainiertes Verhalten bei den Deutschen, jahrelange Kampagnen des ADACs (Deutscher Automobilclub) und der Polizei mit dem Slogan „Hallo Partner! Danke Schön!“ zeigen hier Wirkung.

  • Warum halten so wenig Schweizer am Zebrastreifen?
  • Ganz einfach: Bis vor ca. 6 Jahren war es keine Pflicht für die Autofahrer, hier zu halten, sondern nur ein Gebot der Höflichkeit. Danach wurden die Bestimmungen geändert (Schweizerdeutsch: „sie änderten„, das Wörtchen „sich“ muss bei der Überquerung des Rheins verloren gegangen sein. In der Schweizer ändert sich folglich nie etwas, hier ändern die Dinge selbst). Aber erst die Fahranfänger aus den letzten 6 Jahren habe diese neue Regelung wirklich lernen müssen.

    Aber was schreibe ich hier eigentlich die ganze Zeit über von „Zebrastreifen“, wenn die Dinger in der Schweiz doch einfach „Fussgängerstreifen“ heissen. Warum eigentlich? Wahrscheinlich fallen die Zebras in der Schweiz unter den Artenschutz, anders als die Fussgänger, mit denen darf man offensichtlich alles machen, auch in Streifen zerlegen.

    Den „Buuch“ kann man nicht lesen — Erlebnisse in einem Schweizer Fitness-Studio

    August 13th, 2007

    (reload vom 11-10-05)

  • Fahrradfahren in der Natur ist out — Spinning auf der Stelle ist in
  • Das Firmenschild steckt schon voller Rätsel. Es ist blau, wie Oxygenium=Sauerstoff, und orange, wie altes Eisen das oxydiert, also rostet? Soll ausdrücken: Wer rastet, der rostet?

    Mein Fitnessstudio Oxygym
    Rost-Orange
    liegt im Bülacher Industriegebiet-Süd . Schick und nobel, mit Blick auf die neue Migros. Da fährt man nun mit dem Auto hin am Abend, um dort 2 Stunden auf der Stelle stehend Velo zu fahren. Spinnen die? Nein, die machen „Spinning“ Und warum heisst das so? Na, weil bei den Dingern sich wie beim Spinnrad vorn nur ein einzelnes Schwungrad dreht. Damit das dann nicht zu schnell und leicht geht, wird es künstlich und freiwillig (!) gebremst.

    Welch eine köstliche Energieverschwendung. Könnte man doch einen Dynamo anschliessen und mit den aufgestellten TV-Geräten koppeln, oder noch besser mit der Musikanlage: Keine Muskelkraft, keine Musik, wäre doch enorm motivierend.
    Hier eine Spinning-Gruppe, kräftig am Spinnen (aber nicht im Oxygymn aufgenommen)
    Wie ein Spinnrad aber ohne Dynamo

  • Kraft durch Freude ist wieder angesagt
  • Kurz vor Weihnachten reichte es mir mit der Untrainiertheit und dem Übergewicht. Statt zum gemeinsamen Firmen-Besäufnis meldete ich mich schnell entschlossen zum Sport an.

  • Trainingsziel: Stark und schön werden
  • Auf dem Anmeldeformular sollte ich das Ziel meiner freiwilligen körperlichen Aktivitäten angeben. Das war einfach, das wusste ich genau, also schrieb ich: „Stark und schön werden“.

    Die Frage nach eventueller in der Vergangenheit aufgetretene Gebrechen und Beschwerden bereiteten mir dann schon mehr Kopfzerbrechen. Schwanger war ich damals zwar nicht, auch wenn es so aussah; also versuchte ich es mit einer Gegenfrage:

    „Muss ich alle drei Herzinfarkte angeben, oder reichen die letzten beiden.“ Als die Trainerin ganz weiss um die Nase wurde, beruhigte ich sie mit dem Nachsatz: „Sicherlich egal, bei Epileptikern sind Herzinfarkte nicht weiter tragisch…“ (zur Beruhigung: natürlich stimmt weder das eine noch das andere, Lumbago erfahrene Hypochonder kriegen nicht so leicht einen Herzinfarkt).

  • Eins werden mit den Hupf-Dolls um dich rum
  • Ich reihte mich als Tanzbär in die Gilde der buntbedressten Hupf-Dolls ein. Befehle wie „Great-Behind, Side-Step, Jambo-Step, V-Step (Wiii-Step), Marsh, Leg-Cuuurl“ gingen mir in Fleisch und Blut über. „Und Eisss, und zwei, und drüüü … und gumpe, und gumpe, hintershii und fürreshii, und schnuffe niit vergesse..

    Die wichtigen Körperteile sind „Buuch“ (nicht zum Lesen, sondern zum Anspannen), „Rugge“ (den stets ohne Ruck bewegen), und das „Füdli“ (schwäbisch „Fiedle“).

  • Immer nett sein zum Drill-Sergeant
  • Ich liebte es, den jungen Drill-Sergeants mit vollem Einsatz nachzueifern, und wenn die aufmunternde Frage „Goat’s Euch guoat?“ gebrüllt wurde, brüllte ich stets zurück: „SIR, NO, SIR„, denn natürlich litt ich wie die Sau. Da stand ein hageres kleines weibliches Persönchen vor Dir mit einer Langhantel, die bei Ihr locker 15 Kg auf die Waage brachte, während ich Schwierigkeiten hatte, 2 x 3 Kg im gleichen Tempo zu stemmen, zu heben und zu halten. Da sollte man nicht frustriert werden?

    Ich lernte den Trizeps zu modulieren und den Bizeps zu dehnen. Die wichtigsten Vokabeln sind „höch“ (= hoch), „abba“ (=hinab, runter), und der Schweizer Lokativ von Mitte = „Mitti“.

  • Namen wie Jungmädchen-Parfüms
  • Die Trainerinnen heissen übrigens durchweg so wie vor 25 Jahren die Jungmädchen-Parfüms: „Conny S“ und „Anna B“ (klingt wie Ana-bolika), „Erika A“ und „Conny D“. Nein, eine „Jeanine D“ oder eine „Bony M“ ist nicht dabei.