Allein unter Schweizern — so billig wie noch nie

November 23rd, 2009
  • ZAW ist kostenlos
  • Am letzten Wochenende machten wir eine nette Erfahrung: „Allein unter Schweizern“, und wir leben noch! Das kam so: Wir wollten bei den vielversprechenden Wetteraussichten gern eine längere Wanderung im Zürcher Oberland unternehmen und stiessen beim googlen nach Tourenvorschlägen auf die Webseite der „Zürcherischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege“, kurz „ZAW“. Dort fanden wir eine 4.5 Stunden Wanderung auf dem Jurakamm beschrieben, von Hauenstein bei Olten bis nach Waldenburg, geführt, umsonst und draussen.
    90 Schweizer unterwegs im Jura

  • Treffpunkt im letzten Wagen
  • Wir also nichts wie hin, der Treffpunkt war am Zürcher Hauptbahnhof, im letzten Wagen des Zugs nach Olten am Samstag um 8.30 Uhr. Diesen fanden wir bereits gut gefüllt mit 90 wanderlustigen Schweizern, zwischen 50-80 Jahre alt. Es waren auch viele Einzelwanderer dabei. Wenn entweder der Mann oder die Frau nicht so wild auf frische Luft war oder sich um das Autowaschen kümmern musste daheim. Viele Teilnehmer kannten sich von früheren Touren; es ging sehr zwanglos zu. Nein, es wurde zwar nicht gleich der Schnaps ausgepackt, aber beim Du war man sofort. Auch war es absolut nicht schwierig, einfach jemanden anzuquatschen unterwegs. Alle erfreuten sich an der gemeinsamen Konversation, und es wurde auch gar kein Aufheben darum gemacht, dass wir aus Deutschland stammen. In der Regel wurde zunächst Standarddeutsch mit uns gesprochen, doch nach kurzer Zeit dann wieder Mundart. Die Frage „Versteht ihr Schweizerdeutsch?“ fiel nicht.

  • SPL ist nicht Spital
  • Für was steht die Abkürzung „Spl“ auf diesem Schild? Vielleicht für „Spital“, wie im Namen „Spittelberg“ angedeutet? Falsch, es ist ein „Schliessplatz“. Ist doch logisch, oder?
    Spl wie Schiessplatz

  • Beim Austreten Rucksack an den Wegesrand legen
  • Die Wanderung wurde geführt von einem freiwilligen Wanderleiter; der setzte gelbe Flaggen in die Natur wenn der Weg sich teilte. Ein „Schlussmann“ sammelte sie am Ende wieder ein, so dass niemand verloren gehen konnte.

    Gelbe Flaggen

    Falls man bei einem dringenden Bedürfnis im Unterholz verschwinden musste, genügte es, den Rucksack am Weg sichtbar zu deponieren, um so nicht vom Schlussmann überholt zu werden. Ein perfektes System also. Man konnte im Gespräch mit der Nebenfrau oder auch völlig stumm für sich marschieren; das Feld zog sich bei 90 Teilnehmern rasch ziemlich auseinander.

  • Toblerone und andere Sperren
  • Der Jura war eine Verteidigungslinie im Zweiten Weltkrieg, immer wieder sahen wir solche Panzersperren

    Panzersperren im Jura

    und Beton-Toblerones:

    Toblerone aus Beton

  • Der günstigste Verein der Schweiz
  • Allein unter Schweizern, so fühlt sich das also an. Die Schweizer erzählten, dass sie auch Mitglied bei den Naturfreunden im Südschwarzwald sind und dort gelegentlich durch die Wutachtschlucht mitwandern. Grenzübergreifende Naturverbundenheit sozusagen.

    Jura im November

    Am Ende in Waldenburg bestand dann die Möglichkeit die neuen Bekanntschaften in einer Kneipe noch zu vertiefen.. Man kann und darf auch Mitglied werden beim ZAW, auch wenn die Wanderungen umsonst sind. Der Jahresbeitrag für Familien hat gute Chancen im Guinness Buch der Rekorde als „Niedrigster Schweizer Vereinsbeitrag“ ausgezeichnet zu werden, denn er beträgt nur 15 CHF, weniger als eine Kinokarte. Wir werden gern wieder mitwandern

    Wandern auf dem Jura

    Stoppt die Flut der Deutschen! — Blochers Ideen zur Personenfreizügigkeit

    November 9th, 2009

    Ein Interview im SONNTAG
    Die Pendlerzeitung 20Min.ch www.20min.ch, die am Wochenende eigentlich Pause hat, liest fleissig bei der Konkurrenz und berichtet:

    Blocher will Personenfreizügigkeit kündigen
    Alt Bundesrat Christoph Blocher fordert die Kündigung des Abkommens über die Personenfreizügigkeit mit der Europäischen Union. Er hat vor allem die Flut an Deutschen im Visier.
    «Es kann doch nicht sein, dass jetzt – mitten in der Rezession – immer noch jeden Monat 1000 Deutsche in die Schweiz kommen», sagte der SVP-Vizepräsident in einem Interview der Zeitung «Sonntag». Die Personenfreizügigkeit sollte neu ausgehandelt werden, zu anderen Bedingungen. Absolut nötig wäre eine Minimal-Wohnsitzdauer für Einwanderer.
    (Quelle: 20min.ch)

    Blocher zur Personenfreizügigkeit
    (Quelle: 20min.ch)

    Was bitte schön ist eine Minimal-Wohnsitzdauer für Einwanderer? Erst eine Weile hier wohnen und dann arbeiten dürfen? Wer soll sich das denn leisen können, bei den in der Schweiz üblichen Mieten?

  • Steigende Mitgliederzahlen bei den Kirchen
  • Die katholische und die reformierte Kirche in der Schweiz litt viele viele Jahre unter permanentem Mitgliederschwund, doch seit die Deutschen kommen, steigt die Zahl der Kirchenmitglieder wieder, damit auch die Einnahmen der Kirchensteuer.

  • Wir warten gern länger auf den Bus
  • Damit muss jetzt Schluss sein. Wer braucht Deutsche Busfahrer in Zürich? Echte Schweizer gehen lieber zu Fuss oder warten eine Stunde länger auf den nächsten Bus mit einem Landsmann am Steuer, der die Haltstationen richtig ansagen kann.

  • Ein paar Monate Wartezeit bis zur OP?
  • Und im Spital? Schicken wir die 2300 Ärzte aus Deutschland wieder heim und geben den Schweizer Heilern endlich ihre wohlverdiente Chance. Ein bisschen Warten auf eine OP oder Behandlung hat noch niemanden geschadet. Tausende von Krankenpflegerinnen und –pfleger aus dem Ausland halten in der Schweiz das Gesundheitssystem am Laufen. Jetzt in der Rezession werden wahrscheinlich einfach weniger Menschen krank, dann braucht es keine Personenfreizügigkeit mehr. Etwas erhöhter bürokratischer Aufwand für jede Neuanstellung einer Pflegekraft gibt auch den Ämtern wieder etwas zu tun.

  • Weniger Deutsche am Flughafen
  • Am Flughafen in Zürich sorgen 2‘000 Deutsche für Gastronomie, Einkaufserlebnis am Abend und Wochenende und zügige Gepäckkontrollen. Nun, dann sollen sie einfach die Geschäfte früher schliessen und ein paar Kontrollpunkte dicht machen. Für das echte Schweizgefühl warten wir gern etwas länger auf unsere Koffer.

  • Endlich wieder griechische Kellner
  • Die Heimwerker-Fachberatung beim OBI ist, würde man die Deutschen nicht mehr ins Land lassen, dann leider ebenfalls betroffen. Muss der praktische Heimwerker sein Holz am Samstagnachmittag eben selbst zuschneiden und sich die Beschläge selbst zusammensuchen. Im Gaststättengewerbe können wir endlich wieder unsere Serbo-Kroatisch, Griechisch oder Italienisch-Kenntnisse im Gespräch mit dem Fachpersonal trainieren und hätten keine Hochdeutsches „Sie wünschen?“ mehr zu befürchten. Deutschen Köchen ist sowieso zu misstrauen, wenn die noch nicht einmal Peperoni und Paprika zu unterscheiden wissen. Denn im deutschen Kulturkreis, da essen sie noch Hunde, zur winterlichen Stunde.

  • Keine Verträge mehr für Deutsche
  • Immer noch kommen 1‘000 Deutsche im Monat in die Schweiz und mieten leerstehende Wohnungen. Es sind die Schweizer Vermieter und Liegenschaftsverwaltungen, die mit diesen Deutschen gern Verträge abschliessen und sich Kautionen im Voraus bezahlen lassen. Nach einer Betreibungsauskunft wird nicht gefragt, denn sowas haben Deutsche nicht, aber nach dem Arbeitsvertrag in der Tasche.

    Kein Deutscher zieht in die Schweiz, wenn er nicht zuvor von einem Schweizer einen Arbeitsvertrag unterschrieben hätte. Die Schweiz ist viel zu teuer, was die Mieten und Lebenshaltungskosten angeht, um hier einfach so sein Glück ohne feste Arbeitsstelle zu versuchen. Das riskiert niemand. Ausserdem kostet auch ein Umzug eine Stange Geld, die nicht vom Himmel fällt.

  • Gebt euer Geld doch in Deutschland aus
  • Danach zahlen die Deutschen in die AHV ein; mehr als sie in ihrem Arbeitsleben je wieder ausgezahlt bekommen. Auch Steuern zahlen sie, und zwar jeden Monat in Form von Quellsteuer. Sie tanken an Schweizer Tankstellen und gehen im Glattzentrum und bei Ikea-Schweiz einkaufen, sorgen damit stetig für eine gesteigerte Binnennachfrage in der Schweiz. Braucht das die Schweizer Volkswirtschaft oder der gemeine Schweizer?

  • Der mit dem Hund wackelt
  • Die Deutschen gehen gern ins Kino oder und manchmal auch ins Theater. Mehr noch: Sie spielen sogar Theater, in Zürich und anderswo. Möchten wir alles nicht drauf verzichten. Wenn Blocher nun überlegt, die bilateralen Verträge einseitig zu kündigen, so hofft er darauf, dass die Gegenseite keineswegs das Gleiche tun wird. Denn für die, so Blocher, seien z. B. die Verkehrsabkommen viel zu wichtig, um sie ebenfalls zu kündigen. Diese einseitigen Überlegungen, Verträge der Schweiz mit der EU zu kündigen, erinnern uns irgendwie an die Geschichte von dem Schwanz, der versucht mit dem Hund zu wackeln. Ob das klappt?

    Stimmung gemäss Buch — Wer liest eigentlich das Abstimmungsbüchlein?

    September 24th, 2009

    (reload vom 3.9.06)

  • Kein Kreuz machen sondern „Ja“ schreiben
  • Die Schweizer lieben ihre einzigarte Direktdemokratie. Vier Mal pro Jahr werden Sie dazu aufgefordert, ihre persönliche Meinung zu einem wichtigen Thema abzugeben. Sie machen dabei keine simplen Kreuze in die richtigen Felder, wie es die Deutschen alle vier Jahre in einer Bundestagswahl tun dürfen, z. B. am nächsten Sonntag, sondern schreiben deutlich ihr „Ja“, „Oui“, „Si“ in das Feld neben der zur Abstimmung stehenden Frage.

    Damit diese Frage auch richtig verstanden wird, muss sie erklärt werden. Bereits Monate vor einer Abstimmung bemühen sich die Medien, allen voran natürlich die Tageszeitungen, die unterschiedlichen Positionen mit allen Pro- und Kontra-Argumenten zu erklären. Nicht immer ganz neutral und unparteiisch. Der Tags-Anzeiger gibt vor jeder Abstimmung dezidiert seine Meinung preis, welches Abstimmungs- verhalten er als neutrale und überkonfessionelle Zeitung für die ganze Schweiz für richtig hält.

    Die anderen schauen ins Buch, das Stimmung macht: Das Abstimmungsbüchlein. Es wird mitunter auch korrekt Schweizerdeutsch als „Abstimmungsbüchli“ bezeichnet, womit es an das berühmte „Milchbüchli“ erinnert, in welches die Schweizer ihre tägliche Milchbestellung und Abrechnung hineinschreiben und nachkontrollieren konnten, die ihnen in der guten alten Zeit der Milchmann in den Milchkasten, einem speziellen Fach unterhalb des Briefkastens, hineinstellte. Diese Kästen sind immer noch vorhanden, zeitgemäss hätten sie eigentlich schon lange eine eingebaute Kühlung verdient, aber sie werden heute nur noch für die Zeitungen und Päckchen verwendet:
    Kasten für die Milchflasche

  • Stimmung machen mit dem Buch
  • Das besagte Abstimmungsbuch oder –büchli, das normal sterbliche Nichtschweizer natürlich nicht zu Gesicht bekommen, es sei denn, sie haben einen Schweizer Ehepartner oder wohnen in einer WG mit Schweizern, ist nun ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Einfach Unglaubliches ist geschehen: Die Argumente und Sachverhalte sind in diesem, auch „Bundesbüchlein“ genannten Traktat nicht korrekt wiedergegeben worden! Womöglich wurde damit Stimmung für die Abstimmung gemacht? Sollte es möglich sein, dass durch die Formulierung einer Frage, die zur Abstimmung kommt, das Ergebnis dieser Abstimmung entscheidend mit beeinflusst werden kann?

    So schrieb die Sonntagszeitung vom 27.08.06

    BERN – Das bürgerliche Komitee gegen das Asylgesetz übt Kritik am Abstimmungsbüchlein. Die Erläuterungen des Bundesrates seien «in zentralen Punkten irreführend», schreiben vier bürgerliche Nationalräte in einem Brief an den Bundesrat. Das Abstimmungsbüchlein sei nicht sachgerecht und verfälsche die Willenskundgabe der Bürger. Die unterzeichnenden Nationalräte Dick Marty (FDP), Claude Ruey (Liberale), Chiara Simoneschi (CVP) und Rosmarie Zapfl (CVP) verlangen eine öffentliche Stellungnahme und Präzisierung der Landesregierung. Gegen die Erläuterungen im Bundesbüchlein kann keine Beschwerde geführt werden.
    (Quelle: Sonntagszeitung)

    Wer die Frage formuliert, wer die Argumente liefert und die Gegenargumente, der ist natürlich in seiner Haltung völlig neutral. Einflussnahme? Wir halten dies für unbestätigte Gerüchte. Jeder der gefragt wird, hat doch die freie persönliche Entscheidung, ob er mit NEIN oder NICHT MIT JA antworten möchte.

    Diese Abstimmungen werden, das muss man für die ausserhalb der Schweiz lebenden Leser dazu erklären, sowieso in dem meisten Fällen mit „nein“ gebodigt, d. h. auf den Boden geworfen und zu Fall gebracht, wie die im Schwinger-Jargon geübten Eidgenossen dies bezeichnen. Vor allem, wenn es um Geld geht, das ausgegeben werden soll.

    In der französischsprachigen Schweiz hat dieses Abstimmungsverhalten sogar eine eigene Bezeichnung bekommen: „les Naillenesaguerres“, was phonetisch aufgeschrieben einfach nur „die Neinsager“ bedeutet.

    Dieses „Neinsagen“ war besonders um 1992 Mode, als die Deutschschweizer Kantone gegen die kleinere Anzahl welsche Kantone stimmten und den Beitritt zum EWR ablehnten. Das Volksmehr erteilte somit dem Bundesrat eine Abfuhr; dem Bundesrat, der damals für den Beitritt lobbyiert hatte.

    Nicht-Schweizer können sich diese Unterlagen übrigens ganz legal aus dem Internet besorgen: Hier die Themen der nächsten Abstimmung vom 27.09.09, welche jeder Schweizer unaufgefordert per Post zugeschickt bekommt.
    Um das richtige Schweiz-Demokratiefeeling zu erlangen, empfehlen wir aber dringend die Lektüre des 104 Seiten dicken „Abstimmungsbüchleins“.

  • Ab wieviel Seiten wird eigentlich in der Schweiz ein Büchlein zum Buch?
  • Wie heisst es nicht umsonst auf der admin.ch Seite:

    In kaum einem souveränen Staat gibt es derart ausgebaute Mitbestimmungsrechte des Volkes wie in der Schweiz. Die lange demokratische Tradition, aber auch die vergleichsweise geringe Grösse und Bevölkerungszahl sowie schliesslich eine hohe Alphabetisierungsrate und ein vielfältiges Medienangebot sind ausschlaggebend für das Funktionieren dieser besonderen Staatsform.
    (Quelle: admin.ch)

    Hohe Alphabetisierungsrate! Das ist das Stichwort. Das 104 Seiten starke Büchlein lesen wir doch in der Strassenbahn, äxküse, „im Tram“ natürlich, auf dem Weg zur Arbeit. Warum wird es eigentlich nicht als Beilage zur Pendlerzeitung 20Minuten verteilt? Dauert es etwa länger als 20 Minuten, sich durch die Argumente zu arbeiten?

    Wir hätten da noch eine geniale Idee zur Erhöhung der Aufmerksamkeit. Irgendwo in den Text des Abstimmungsbüchleins sollte eine Glücksnummer versteckt werden. Der erste, der die findet und anruft kriegt einen Preis. Zum Beispiel mit Doris Leuthard im Auto zur nächsten 1. Augustfeier fahren, oder von Blocher eine persönliche Führung durch die EMS-Werke. Ideen gibt es da sicherlich noch ein paar.

    Sei kein Löli — Warum Fahranfänger keine Trottel sind

    August 28th, 2009

    (reload 17.8.06)

  • L wie Lerner, L wie Löli
  • In der Schweiz muss ein Fahranfänger ein „L“ wie „Learner“ oder „Lerner“ Schild am Fahrzeug führen. Den „Lerner“ vergessen wir mal ganz schnell, denn für die Schweizer ist das „L“ ein „Löli-L“.

  • Was ist ein Löli?
  • Wir liessen es uns von einem versierten Fachmann des Schweizerdeutschen erklären:

    Das ist eigentlich ein freundlich gemeinter, nur leicht strafender Ausdruck. Auf deutsch vielleicht so wie „Lümmel“ „Spinner“, „Trottel“, „Kaspar“. Auf Berndeutsch heisst es übrigens „Löu“. Der „Löli-L“ hat sich also eher im Raum Zürich etabliert. Ich bin selbst erstaunt, dass es sogar Fahrschulen mit diesem Namen (Löli) gibt.
    (Quelle: private Email von P. S. aus M.)

    Und zwar gar nicht so knapp. Google-CH weisst 1´920 Funde von Fahrschulen auf, die sich freiwillig Trottel Löli nennen.
    Beispiel:
    Fahrschule Loeli

    Dann kann das Wort ja nicht sooo wahnsinnig abwertend sein, denn jeder fängt mal an mit dem Autofahren. Offensichtlich gibt es da in der Nähe von Basel eine ganze Menge Lölis, die täglich über die Grenze kommen aus dem Landkreis Lörrach:

    Zu Schmunzeln bringen einen hierzulande immer wieder deutsche Autonummern aus dem Landkreis Lörrach, z.B.
    Lö-LI oder Lö-U.

    Dann doch lieber ZH für „Zart & Heftig

    Der Löli ist jedenfalls schon ziemlich alt, schrieb sich aber früher mit zwei „ll“:
    Wir lasen bei Grimm:

    LÖLL,LÖLLE, m. thor, maulaffe:
    sih da, löll! fasz den korb balt an!
    J. AYRER fastn. sp. 109a (2883, 27 Keller);
    ich will gehn und sie lernen an,
    wie sie sich in dem fahl musz stelln,
    dasz wir zum narrn machen den lölln.
    64a (2657, 3);
    es ist das schweiz. löhl, löhli, maulaffe STALDER 2, 178; im Baselbiet lol, löli laffe, dummkopf, pinsel. SEILER 193b; solche herren meinen doch man sei so dumm auf dem lande, dasz man von nichts zu reden wisse, als vom wetter und vom heu, die löhle. J. GOTTHELF Uli d. knecht 240; Uli, wenn du nicht ein löhl bist, so nimmst du es (das mädchen) jetzt um den hals. 308; der dritte war offenbar der löhl, der ihnen heute ins garn geflogen. schuldenb. 103; ihr mann selig sei ein löhl gewesen, mit alten kühen habe er nicht ändern wollen. 104; wenn er nicht ein dummer löhl gewesen. 154, mit dem verbum löhlen, maulaffen STALDER a. (…)
    (Quelle: Grimm)

    Im Hochdeutschen hat es sich als „lallen“ erhalten, mit dem es verwandt ist. Neudeutsch würden wir wohl eher „Loser“ als „Löli sagen.

  • Lölis in der Musik
  • Auch in die Musik hat es der Löli geschafft, als „Löli-Tuuter

    Wenn der grosse Chlapf kommt

    August 7th, 2009

    (reload 4.8.06)

  • Wir warten nicht auf Godot, wir warten auf den Chlapf
  • In anderen Kulturen ist das Warten auf religiöse oder mythische Gestalten Teil des Alltags. Während die Iren und andere Beckett-Fans immer noch auf „Godot“ warten, die Menschen mosaischen Glaubens den Messias (Maschiach) erwarten und für ihn am Schabbat, extra ein Gedeck mehr auf den Esstisch stellen, warten die Deutschen auf den Briefträger mit dem Bescheid vom Arbeitsamt.

    In der Schweiz gibt es auch eine mystische Gestalt, auf die alle warten. Es ist der sagenumwobene „grosse Chlapf“.

    Zitat:

    Es liegt nun am EMD und an der Armeeführung, den entstandenen Schaden zu beheben. Die Zeit heilt bekanntlich Wunden, aber es darf in nächster Zukunft wirklich nicht mehr etwas Ähnliches passieren, sonst kommt der grosse Chlapf.
    (Quelle: http://www.parlament.ch/Poly/Suchen_amtl_Bulletin/cn97/printemp/241.HTM?servlet=get_content

    Wir geben zu, diese Quelle ist neun Jahre alt, denn das „Eidgenössische Militär Departement“ hat sich mittlerweile zum Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport kurz VBS gewandelt, wie wir bereits hier erläuterten.

    Oder hier:

    Oke… in ein paar Tagen erfolgt der grosse Chlapf!!
    (Quelle: kopfmehl.net )

  • Warten auf den Chlapf im Permafrostgebiet
  • Das hübsche Wörtchen „Chlapf“ lernten wir im heissen Sommer 2006, also durch die hohen Temperaturen in den Permaforstgebieten der Alpen die Wahrscheinlichkeit zunahm, dass in den Bergen ordentlich was abging:

    Am Waldrand oberhalb der Häuser sitzend beginnt der Stuttgarter von der Schweiz im Allgemeinen und von «dieser einzigartigen Berglandschaft» im Besonderen zu schwärmen. Doch wie viele andere Gäste auch hält er seine Kamera in der Hand und wartet auf den grossen «Chlapf» –das schweizerdeutsche Wort muss ihm niemand erklären.
    (Quelle: espace.ch)

    Nun, der Stuttgarter ist von Haus aus Schwabe, versteht also einen Alemannischen Dialekt, darum muss ihm niemand den Chlapf erklären.

    Wir lasen in der Sonntagszeitung vom 23.07.06

    Hitze bedroht die Berge
    An vielen Orten in den Schweizer Alpen schmilzt der Permafrost-Boden. Schattenhänge oberhalb von 2400 Meter werden instabil, es drohen Felsstürze und Murgänge. « Mit fortschreitendem Eisverlust nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass in der Schweiz ein Grossereignis passiert»

    Kurzgesagt. Der Berg ruft nicht mehr, sondern er kommt gleich selbst.

    Der „Chlapf“ ist für Schweizer auch eins von vielen Koseworten für ihr Auto. Hier eine kleine Übersicht aus dem Slängikon für Züridütsch:

    Badwanne, Bäne, Bläch-Guutsche, Büchs, Bütti, Charre, Chischte, Chlapf, Dräckschlüüdere, e Garette, e Soife-Chischte (selbstgebasteltes Auto für Kinder), es Gschooss (schnelles Auto), galoppierendi Öpfelhurde oder Runkle (kleines oder altes Auto), Gelte, Göppel, Griite-Schlepper, Guutsche (Kutsche), Kilometer-Frässer, Maggina (von ital. macchina), Mühli, Pfüpferli, Poschti-Chörbli, Rääbe, Rochle, Roschthuufe, Roschtlaube, Sackgäld-Verdampfer, Schlitte, Schnupf-Trucke, Tasse, Trog, Wartsaal (langsames Auto)
    (Quelle: Slängikon)

    Es fällt auf, dass in diesem Lexikon all die Dinge und Tätigkeiten besonders gut und variantenreich vertreten sind, die der Schweizer gern hat oder gern tut. So findet sich zum Beispiel zum Thema „arbeiten“:

    aaschaffe, ackere, ad Seck gah, Batzeli verdiene, bügle, chnuppere, chnüttle, chrampfe, chrämpferle, chrüpple, d Stämpel-Uhr beschäftige, Freiziit vergüüde, grüble, hacke, in Bou gah, in Bunker gah, in Stolle gah, maloche, noddere, pickle, rackere, robottere, rüttle, s Bättle versuume (zu wenig verdienen), schufte, wörke (von engl. to work)

    Oder Geld:

    Geld Thema [Geld] Züri-Släng Chies, Chlöibi, Chlööte, Chlotz, Chludi, Chlütter, Chole, Flider, Flocke, Hammer, Höde, Käsch (von engl. cash), kei Schruube am Arsch ha (kein Geld haben), Kneete, Moni (von engl. money), Moos, Münz, Müüs, Noote, Rubel, Schnee, Schotter, Schruube, Stei, Stiis, Stutz, Zaschter
    (Quelle: Slängikon)

    Sagen die echt nicht „Fränkli“ zu ihrem Geld?

    Nicht so gern tun die Zürcher streiten:

    chääre, chifle, Chritz haa, Lämpe haa, zangge

    dafür aber umso lieber „Liebe machen“, vgl. hier.

    Eine Ehemaligenvereinigung einer Schule hat sich die Domäne www.chlapf.ch schon 1999 gesichert, in der Urzeit des Internets.
    Der grosse Chlapf als Abizeitung
    Sieben Jahre später haben alle ehemaligen Abiturienten das Surfen verlernt und arbeiten in richtigen Berufen.