Stoppt die Flut der Deutschen! — Blochers Ideen zur Personenfreizügigkeit
Ein Interview im SONNTAG
Die Pendlerzeitung 20Min.ch www.20min.ch, die am Wochenende eigentlich Pause hat, liest fleissig bei der Konkurrenz und berichtet:
Blocher will Personenfreizügigkeit kündigen
Alt Bundesrat Christoph Blocher fordert die Kündigung des Abkommens über die Personenfreizügigkeit mit der Europäischen Union. Er hat vor allem die Flut an Deutschen im Visier.
«Es kann doch nicht sein, dass jetzt – mitten in der Rezession – immer noch jeden Monat 1000 Deutsche in die Schweiz kommen», sagte der SVP-Vizepräsident in einem Interview der Zeitung «Sonntag». Die Personenfreizügigkeit sollte neu ausgehandelt werden, zu anderen Bedingungen. Absolut nötig wäre eine Minimal-Wohnsitzdauer für Einwanderer.
(Quelle: 20min.ch)
(Quelle: 20min.ch)
Was bitte schön ist eine Minimal-Wohnsitzdauer für Einwanderer? Erst eine Weile hier wohnen und dann arbeiten dürfen? Wer soll sich das denn leisen können, bei den in der Schweiz üblichen Mieten?
Die katholische und die reformierte Kirche in der Schweiz litt viele viele Jahre unter permanentem Mitgliederschwund, doch seit die Deutschen kommen, steigt die Zahl der Kirchenmitglieder wieder, damit auch die Einnahmen der Kirchensteuer.
Damit muss jetzt Schluss sein. Wer braucht Deutsche Busfahrer in Zürich? Echte Schweizer gehen lieber zu Fuss oder warten eine Stunde länger auf den nächsten Bus mit einem Landsmann am Steuer, der die Haltstationen richtig ansagen kann.
Und im Spital? Schicken wir die 2300 Ärzte aus Deutschland wieder heim und geben den Schweizer Heilern endlich ihre wohlverdiente Chance. Ein bisschen Warten auf eine OP oder Behandlung hat noch niemanden geschadet. Tausende von Krankenpflegerinnen und –pfleger aus dem Ausland halten in der Schweiz das Gesundheitssystem am Laufen. Jetzt in der Rezession werden wahrscheinlich einfach weniger Menschen krank, dann braucht es keine Personenfreizügigkeit mehr. Etwas erhöhter bürokratischer Aufwand für jede Neuanstellung einer Pflegekraft gibt auch den Ämtern wieder etwas zu tun.
Am Flughafen in Zürich sorgen 2‘000 Deutsche für Gastronomie, Einkaufserlebnis am Abend und Wochenende und zügige Gepäckkontrollen. Nun, dann sollen sie einfach die Geschäfte früher schliessen und ein paar Kontrollpunkte dicht machen. Für das echte Schweizgefühl warten wir gern etwas länger auf unsere Koffer.
Die Heimwerker-Fachberatung beim OBI ist, würde man die Deutschen nicht mehr ins Land lassen, dann leider ebenfalls betroffen. Muss der praktische Heimwerker sein Holz am Samstagnachmittag eben selbst zuschneiden und sich die Beschläge selbst zusammensuchen. Im Gaststättengewerbe können wir endlich wieder unsere Serbo-Kroatisch, Griechisch oder Italienisch-Kenntnisse im Gespräch mit dem Fachpersonal trainieren und hätten keine Hochdeutsches „Sie wünschen?“ mehr zu befürchten. Deutschen Köchen ist sowieso zu misstrauen, wenn die noch nicht einmal Peperoni und Paprika zu unterscheiden wissen. Denn im deutschen Kulturkreis, da essen sie noch Hunde, zur winterlichen Stunde.
Immer noch kommen 1‘000 Deutsche im Monat in die Schweiz und mieten leerstehende Wohnungen. Es sind die Schweizer Vermieter und Liegenschaftsverwaltungen, die mit diesen Deutschen gern Verträge abschliessen und sich Kautionen im Voraus bezahlen lassen. Nach einer Betreibungsauskunft wird nicht gefragt, denn sowas haben Deutsche nicht, aber nach dem Arbeitsvertrag in der Tasche.
Kein Deutscher zieht in die Schweiz, wenn er nicht zuvor von einem Schweizer einen Arbeitsvertrag unterschrieben hätte. Die Schweiz ist viel zu teuer, was die Mieten und Lebenshaltungskosten angeht, um hier einfach so sein Glück ohne feste Arbeitsstelle zu versuchen. Das riskiert niemand. Ausserdem kostet auch ein Umzug eine Stange Geld, die nicht vom Himmel fällt.
Danach zahlen die Deutschen in die AHV ein; mehr als sie in ihrem Arbeitsleben je wieder ausgezahlt bekommen. Auch Steuern zahlen sie, und zwar jeden Monat in Form von Quellsteuer. Sie tanken an Schweizer Tankstellen und gehen im Glattzentrum und bei Ikea-Schweiz einkaufen, sorgen damit stetig für eine gesteigerte Binnennachfrage in der Schweiz. Braucht das die Schweizer Volkswirtschaft oder der gemeine Schweizer?
Die Deutschen gehen gern ins Kino oder und manchmal auch ins Theater. Mehr noch: Sie spielen sogar Theater, in Zürich und anderswo. Möchten wir alles nicht drauf verzichten. Wenn Blocher nun überlegt, die bilateralen Verträge einseitig zu kündigen, so hofft er darauf, dass die Gegenseite keineswegs das Gleiche tun wird. Denn für die, so Blocher, seien z. B. die Verkehrsabkommen viel zu wichtig, um sie ebenfalls zu kündigen. Diese einseitigen Überlegungen, Verträge der Schweiz mit der EU zu kündigen, erinnern uns irgendwie an die Geschichte von dem Schwanz, der versucht mit dem Hund zu wackeln. Ob das klappt?
November 9th, 2009 at 8:52
Es ist ganz klar, wie lange Deutsche warten müssen, bis sie in der Schweiz akzeptiert sind: 4 Generationen, denn auch Blochers Urgrossvater war Deutscher.
Hätte man damals eine so restriktive Einwanderungspolitik gehabt, wie Blocher sie nun fordert, hätte die Schweiz ein Problem weniger und Deutschland eines mehr.
November 9th, 2009 at 9:51
Wer gibt eigentlich noch was auf das grenzdebile Geschwätz des C.B.? Soll er doch einfach mal mit gutem Beispiel voran gehen.
Bei seinem nächsten Gerhinschlag (mindestens einen hat er ja schon offensichtlich hinter sich) – wobei, würde ja Gehirn vorrausetzten – soll er doch einfach warten, bis ein Schweizer Arzt ihn aufliest. Schwupps, Problem gelöst!
November 9th, 2009 at 10:15
Ganz meine Meinung, schade dass Blocker erst jetzt mit diesem Vorschlag kommt, ein gutes Jahrhundert früher und wir hätten den konservativen Sack nicht hier…
November 9th, 2009 at 13:10
Aufgeregtheit nützt hier nichts. Bei Wikipedia kann man das doch sehr sachlich betrachten:
http://www.stupidedia.org/stupi/Christoph_Blocher
November 9th, 2009 at 14:31
Ach, der (schweiz. für Bohner[besen])*!
ER lebt also noch. Zurück von Wanderferien in Nordkorea, wo ER gemäss Medienberichten die schaffigen Leute vom Wegrand aus bewundert hat. Der geschasste Politiker und Rentner mit viel zu viel Geld soll doch endlich, endlich mal die Klappe halten. 30 Jahre lang erfolgreich Hass säen und Verachtung predigen war doch eine reife Leistung – reicht das denn nicht? Noch amtiert ER als einer der vielen Vizepräsidenten SEINER Politsekte, aber demokratisch legitimiert ist ER nicht mehr. Deshalb empfehle ich IHM, vielleicht mal einen Makrameekurs zu besuchen, SEINER Frau beim Lismen zuzuschauen, Rosen zu züchten, jeden Mittwoch am Stammtisch zu jassen… was man nach der Pensionierung halt so zu tun pflegt. Nur möge ER seinen gedanklichen Sondermüll nie mehr in der Öffentlichkeit ausleeren und stattdessen für den Rest SEINER Tage geräuschlos auf Schloss Rhäzüns residieren.
* Zitat aus dem Duden zum Thema B.
November 9th, 2009 at 16:02
Flut kommt, wenn Ebbe herrscht.
November 9th, 2009 at 17:16
Medienschelte.
Wie heisst es bei Jens‘ Einleitung so schön
„[…]www.20min.ch, die am Wochenende eigentlich Pause hat, liest fleissig bei der Konkurrenz […]“
… und peppt das ganze mit Stammtisch-Headliner auf.
Denn, zitiert das TagiBundNewsnetz.ch wenigstens noch „Blocher fordert …“ ist es bei den anderen Abschreibern (20min.ch, suedkurier.de, RadioPilatus.ch, usw.) bereits „Blocher WILL … KÜNDIGEN.“
Kann er ja gar nicht und konnte es auch nie!
Hach, die Reizthemen für einen Breaking-News-Heissluftballon waren halt einfach gegeben: Blocher, EU, Bilaterale, deutsche Zuwanderer.
Lasst uns heute noch eine Mauer bauen! Der Zeitpunkt wäre auf jeden Fall geschichtsträchtig und die gesättigten newsnetze würden es euch danken.
November 9th, 2009 at 17:22
An AnFra
„Flut kommt, wenn Ebbe herrscht.“
Schön wärs!!!
Für mein Portemonnaie gilt das jedenfalls nicht…
November 9th, 2009 at 18:23
Vielleicht muss man sich schon langsam überlegen, wo es hinführt, wenn jährlich 100’000 Leute in die Schweiz einwandern. Ich finde auf alle Fälle, dass man dieses Thema ansprechen muss, denn es kann ja nicht immer so weitergehen, sonst haben wir in ein paar Jahren 10 Milionen Einwohner, welche Infrastrukturen, Häuser, Gesunheitsversorgung, etc. benötigen. Vielleicht ist der Ansatz von Blocher falsch, aber vielleicht überlegt man sich auch mal andere Lösungen, wie Förderung der bereits Ansässigen (auch bei der Auswahl für eine Stelle), Aufhebung von Numerus Clausus, Verzicht auf neue internationale Firmen, die keine Schweizer anstellen, etc. Nur aus den erwähnten Gründen (Inlandkonsum usw.) lohnt es sich sicher nicht, die ganze Schweiz mit Leuten aufzufüllen.
November 9th, 2009 at 18:57
Da scheint der Blocher in den letzten Jahren ja nicht wirklich was gelernt zu haben. Wenn den Deutschen was nicht paßt, können sie durchaus unfreundlich werden; siehe z.B. Flughafen Zürich oder die sog. Steueroasen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß die deutsche Regierung sich sowas einfach gefallen lassen würde.
November 9th, 2009 at 21:09
und nicht zu vergessen, und das fehlt in den klugen Ueberlegungen die Abschaffung des Bankgeheimnisses, somit Verzicht auf internationale Firmen und Briefkastenholdings (soll vor allem erst einmal ausländisches Geld draussen bleiben, dann kommen auch nicht mehr so viele Ausländer nach), Aufbau von eigenen den internationalen Standards gewachsenen und konkurrenzfähigen Universitäten und anderen Ausbildungsstätten, so dass junge Schweizer nicht dieses Martyrium eines Auslandsstudiums auf sich nehmen müssen, nur um nachher Kolumnen im Magazin zu publizieren, Abzug der Off-Shore Ritter unserer Grossbanken, ja überhaupt Rückholung hunderttausender von Auslandsschweizern …
endgültige Abschaltung jeder Gehirntätigkeit, die mit Denken zu tun haben könnte, Abschaffung der Schriftsprache mit Rückkehr zur Höhlenschrift,
eine neue Röhre durch den Gotthard, eine, die wir selber bauen mit eigenen Spitzhacken aus Schweizer Stahl, endlich wieder Schweizerinnen als Pflegehilfe und Reinigungskräfte, damit unsere Schweizer Patienten in den Spitälern kompetente Ansprechpartner haben
Abdeckung der Schweizern Seen mit Schweizer Plastikplanen, damit kein Fremdwasser eindringen kann und sich diese nur noch aus reinem Schweizer Schmelz füllen
Nebenbei Beerdigung der Pauschalsteuer, Vernichtung der Beobachter Ausgabe vom Oktober 2004,
Verbot jeder Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte, insbesonders nebst der Gastronomie die Gesundheitsversorger betreffend, abgesichert durch Kontrollen ausländischer Zeitschriften,
endgültige Einführung der Schweizer Zeit mit doppelt so schnell laufenden Uhren, allerdings rückwärts und
Abschaffung menschlicher Bedürfnisse mit totalem Stopp des Inlandkonsums, bis auf einschlägige Rotlichtviertel, die endgültig den einheimischen Arbeitskräften zurückgegeben werden müssen
Rotlackierung des gesamten Erdballs mit Verzierung durch ein weisses Kreuz, zuvor muss die Kugel abgeplattet und gekantet werden, so dass ein Würfel entsteht …
November 9th, 2009 at 21:26
@Oranje
Oranje, ein Niederländer, oder ein O-burger?
Dann gilt der alten Friesenspruch:
Seine Börse muss man deichen,
soll der Konkurs von ihr weichen.
November 9th, 2009 at 23:46
richtig die Maueröffnung, die ganze Welt war eingeladen zu den Feierlichkeiten, na ja fast die ganze Welt, …
die Schweiz hatte keine Einladung erhalten. Ich habe mich solidarisiert und mich auch nicht einladen lassen.
Auch haben wir in der Schweiz es nicht mit Mauern. Und eine solche Mauer passt nicht zur Schweiz. Schon gar nicht mit Selbstschussanlagen, von denen am Ende gefordert würde, sie müssten ins Zeughaus. Ausserdem ist es ja so viel komplizierter die zickigen Ehegattinnen oder einen ganzen Kantonsrat wieder zur Vernunft zu bringen. Wie schafft man die bloss alle bis zur Mauer?
Und dann ist sie so extrovertiert, so eine Mauer. Die Schweizer mauern lieber bescheiden nach innen. Stein auf Stein legen sie für den immer tieferen Rückzug. So entsteht eine überdimensionale Abstellkammer, ein bombastisches Reduit. Mauern tun sie eben doch gerne die Schweizer, sei es im Ausland in ihrem geliebten Berlin oder in den Alpen.
Aber dann fällt sie eben doch immer wieder die Mauer oder der Blocher:
http://www.youtube.com/watch?v=QZOiEIFFCVk&NR=1
November 10th, 2009 at 19:25
Es ist völlig offensichtlich, wie die EU reagieren würde. Komplette Visums-Erneuerungs-Pflicht für alle Schweizer binnen 3 Monaten, wie bei jedem anderen Nicht-EU-Ausländer auch. Nach 2 Jahren Aufenthalt dann alle 6 Monate.
Juni 26th, 2011 at 21:40
Ich liebe diesen Blog und die Kommentare! Köstlich!!!
Februar 8th, 2013 at 22:10
1000 Deutsche pro Jahr? Also nach 10 Jahren zusätzliche 120.000 Deutsche in der Schweiz (gerade mal 1,5 Prozent der Bevölkerung)? Das ist kein Einwanderungsflut; das ist ein nix
Januar 9th, 2014 at 3:10
Dä Blocher isch doch säwber au en Schwab, uff jedefall het sich sin vatter ir Schwiiz igchoufft. Da söw doch d’schnurra hawte