Kommt es heraus oder einfach nur aus? — Willkommen in der Schweizersyntax
Bislang wussten wir nur, dass ein gemeiner Schweizer manchmal, wenn eine Sache schwierig ist, einfach nicht „draus kommt„. Er bleibt dann nicht drin, sondern arbeitet sich langsam „heraus“ (Vgl. Blogwiese).
Wenn man etwas verkündet, dann reicht es in der Schweiz, „es kommt aus„, wie im Englischen „it turns out“ mit einem schlichten „aus“ wie „out“ zu sagen. „Heraus“ ist was für Standarddeutsche, nicht schweizerisch genug. „Heute kommt aus, ob …“. Ist doch hübsch kurz, nicht wahr? Bei Google.ch findet sich das 38.700 Mal
Wir finden diese Formulierung beim Blick:
Auch der G-20-Gipfel wird zum Kraftakt: Hier kommt aus, ob die Weltwirtschaft gesunden kann – oder ganz abstürzt.
(Quelle: Blick.ch)
Sie hilft einmal pro Woche einem älteren Ehepaar im Haushalt, kocht einmal im Monat in einem Seniorentreff, und demnächst kommt aus, ob sie jeweils mittwochs für einen Mittagstisch kochen kann.
(Quelle: kvschweiz.ch)
In Deutschland würde jeder Redaktor Redakteur sofort ein „heraus“ daraus machen. „Aus“ allein geht einfach nicht.
Fassen wir zusammen: Das kann man schlecht verheimlichen, das kommt alles aus. Und dann ist aus die Maus. In der Kürze liegt die Würze, wie so oft in der Schweiz.
[Anmerkung Admin: Dieses Posting war keine 2 Minuten veröffentlicht, da hatte es Google schon indiziert. Darum ist Blogwiese.ch dort an erster Stelle zu finden. Kann einem richtig unheimlich werden, wie schnell die Google Content-Crawler arbeiten.]
November 6th, 2009 at 20:07
In Süddeutschland wird „heraus“ zu „raus“ verkürzt („Da kommt’s wieder raus/naus“), in der Schweiz halt zu „aus“.
Sie sollten nicht soviel vanity googling betreiben Herr Wiese 😉
November 6th, 2009 at 22:22
In Norddeutschland „wird dann aus zu ut verkürzt“
November 6th, 2009 at 22:56
da ist auch noch was aus gekommen:
„Peinlicher Fehler bei Plakat der Gegner
Mittlerweile wirbt auch die Eidgenössisch-Demokratische EDU mit einem eigenen Sujet für das Anliegen der Initianten. Ihr Plakat zeigt einen Bauernhof, neben dem ein Minarett-Turm zu sehen ist. Darüber steht «Es geht auch ohne Minarette!». Das stattliche Bauernhaus soll den Eindruck von Schweizer Folklore erwecken. Dumm nur: Mittlerweile hat sich die Besitzerfamilie des Hauses gemeldet, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Man prüfe rechtliche Schritte gegen die unerlaubte Verwendung des Bildes. Das Haus steht übrigens in Quedlinburg – im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt.“ (Quelle:bluewin/jam)
November 7th, 2009 at 0:29
@ Ric
«In Süddeutschland wird “heraus” zu “raus” verkürzt […] in der Schweiz halt zu “aus”.»
Nein.
Bei den Alpenalemannen musst du klar unterscheiden zwischen:
1. heraus/hinaus = «use» (usi, usä oder ähnlich; je nach Mundart meistens kurzes u);
2. aus = «uus» (oder us; langes u, wenn betont).
Das standarddeutsche «heraus/hinaus» (oder auch raus, naus) heisst in den Schweizer Mundarten also niemals «uus».
Wenn das jetzt jemand gelesen hat, der Deutsch als Fremdsprache kennt, hat er wahrscheinlich bereits Kopfschmerzen…
November 7th, 2009 at 14:58
@Guggeere
Freilich kann man das nun wieder bis zum Exzess machen 😉 Wollte nur darauf hinweisen.
Auf Bairisch heißt „use“ übrigens „ause“ (Kimm ause – Komm heraus), also selbes Prinzip bloß „au“ statt „u“ ^^