Die Schweizer Idee schon im Namen — SRG SSR Idée Suisse
„ARD“ steht für die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, womit der Zusammenschluss aller Ländersender gemeint ist. Denn Radio- und Fehrnsehprogramm ist Ländersache in Deutschland. Das Programm kommt mal aus Hamburg vom NDR, mal aus Köln vom WDR, und manchmal heisst es „Grüss Gott liebe Buben und Mädel„, dann wird vom Bayrischen Rundfunk aus München gesendet und die norddeutschen Kinder kringeln sich vor lachen über die ungewohnte Anrede.
Diese Anstalten haben ganz offiziell einen höllisch komplizierten Namen:
SRG SSR idée suisse (Service Public). Fällt Ihnen was auf? Die führen „idée suisse“ im Titel, das ist ein französisches Wort, wird aber von jedem „Suisse Toto„, wie die Deutschschweizer von den Welschen genannt werden, auch gut verstanden. Sollte das etwa eine kleine Anbiederung an die welsche Minderheit sein, die Sendeanstalten rein Französisch zu benennen? Wahrscheinlich ist es eher eine typische schweizerische pragmatische Lösung gewesen. „Benennen wir die Anstalt auf Französisch, dann können da alle gut mit leben„.
Die Webseite hat übrigens auch eine hübsche, kurze und prägnate Adresse, die sie gleich mal laut und unschweizerisch schnell vorlesen sollten: www.srgssrideesuisse.ch. Nun, haben Sie sich jetzt auch die Zunge gebrochen? Soviele Konsonanten hintereinander, das finden wir sonst nur bei polnischen Buchautoren wie Szczypiorski, der den absolut lesenswerten Roman „Die schöne Frau Seidenmann“ schrieb.
Was steht hinter dieser merkwürdigen Abkürzung?
Das Unternehmen der SRG SSR idée suisse besteht aus den sieben Unternehmenseinheiten Schweizer Fernsehen DRS (SF DRS), Schweizer Radio DRS (SR DRS), Télévision Suisse Romande (TSR), Radio Suisse Romande (RSR), Radiotelevisione svizzera di lingua italiana (RTSI), Radio e Televisiun Rumantscha (RTR) und Swissinfo/Schweizer Radio International (SRI).( Quelle)
Da soll noch einer sagen, die Schweizer sind ein einfaches und unkompliziertes Volk. Für jede Landessprache eine eigene Sendeanstalt.
Die Abkürzung SRG gehört den Deutschschweizern allein und steht für „Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft„, hingegen müssen sich die Französisch und Italienisch sprechenden Teile der Schweiz die Abkürzung SSR teilen:
SSR=Société suisse de radiodiffusion et télévision (französisch)
SSR=Società svizzera di radiotelevisione (italienisch)
Und die Rumantschen? Die wurden mal wieder vergessen, oder die suchen sich eine Abkürzung aus, die ihnen gefällt.
Das Berner Wankdorfstadion, in dem 1954 die Deutsche Nationalmannschaft ihren sensationellen Sieg über die Ungarn erzielte und damit dem gedemütigten Deutschland in der Nachkriegszeit wieder eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, „Wir sind wieder wer„, vermittelte, hat jetzt einen französischen Namen. Vielleicht wollte man so „Das Wunder von Bern“ vergessen machen? Und das, obwohl das Stadion mitten im Berndeutsch sprechenden Kanton Bern steht, nicht in Biel/Bienne oder nahe beim Röschtigraben! Das Vorbild steht in Paris und heisst natürlich: „Stade de France„.
Wobei die Franzosen es sich immer sehr einfach machen mit der Namensgebung. Wie meinte Massimo Rocchi noch so schön: Raten Sie mal, wie der staatliche französische Gaslieferant heisst? Richtig: Gas de France. Und der Stromlieferant? E.D.F = Électricité de France. Und die Wasserwerke? Eaux de France.
Und die Nationalmannschaft? Equipe de France. So war es ein Leichtes, in einem grossen Wettbewerb nach langer, aufwendiger und intensiver Suche den Namen für das für die Weltmeisterschaft in Frankreich gebaute Stadion zu finden: „Stade de France„.
Vielleicht sollte man in der Schweiz in der Zukunft auch alles einfach mit „de Suisse“ benennen? Oder auf die noch kürzere Englische Variante „Swiss“ umsteigen? Wie bei der berühmten „Tipp-EX-Lösung“ bei der Umbenennung von „Swissair“ zu „Swiss„? Die „Natzi“ hiesse dann in Zukunft einfach „Swiss Team“ oder „Equipe de Suisse„, und kein Deutscher müsste bei ihrer Erwähnung mehr an nationalsozialistische Gesellen aus brauner Zeit denken.
Dezember 5th, 2005 at 0:35
Nati (ganz einfach Kurzform von Nationalmannschaft und darum auch mit „z“ ausgesprochen)
Dezember 5th, 2005 at 1:33
Gaaah, was ist eine „Natzi“?
Die Katze von Ringelnatz? Nene lieber Jens, die Nationalmannschaft wird dann doch eher „Nati“ geschrieben. Wobei ich Deine Ausrede schon vorweg nehme, aussprechen tut man das dann schon „Natzi“.
Gruss aus dem auch französisch sprechenden Kanton Bern!
Dezember 5th, 2005 at 6:07
Hi Urs,
ich höre da stets „Natzi“ Gerede, ich zucke da stets zusammen, darum schreibe ich es so, wie ich es höre: „Natzi“.
Hübscher Name für eine Katze, hast Du recht, nur in Deutschland leider nicht möglich.
Gruss, Jens
Dezember 5th, 2005 at 9:32
Wir sind ja auch nicht in Deutschland.
Was soll also das Gemotze über „Nati“.
Dezember 5th, 2005 at 9:48
Wahrscheinlich schreiben wir „Nati“, weil ein Wortbild mit „z“ dann doch unerwünschte Assoziationen aufkommen würden. Beim Sprechen hingegen denkt sich niemand „hui, wie grenzwertig“ – man sagt halt Nati wie man Chindsgi und Badi sagt. Deutsche haben da wohl doch andere Empfindlichkeiten.
Dezember 5th, 2005 at 10:09
Hier „göhnd“ Kinder „nöd abe vor lache“ (wörtlich: „Heruntergehen vor Lachen“ = sich krümmen …), wenn sie andere Dialekte hören. Sie müssen sich einfach mehr aufs Zuhören konzentrieren. Seit meiner eigenen Kindheit (nahe der welschen Sprachgrenze) höre ich am Radio und im Fernsehen oder über Kassetten (heute CD) alle möglichen Dialekte (z.B. Ostschweizer http://www.recordland.ch/Trudi_Gerster.htm oder Zürcher http://www.recordland.ch/Kasperlitheate.htm ). Noch viel vor der obligatorischen Schulzeit – die ja erst mit 7 beginnt – sammeln sich auch Basis-Elemente von Hochdeutsch an, da natürlich schon zu meiner Zeit mit der Hausantenne (heute Kabel oder allenfalls Satelliten-Schüssel) deutsche oder österreichische Sender empfangen werden konnten. Ich nehme allerdings an, Schweizer Eltern müssen mehr Erklär- und Überstz- und Korrektur-Aufgaben wahrnehmen als deutsche.
Dezember 5th, 2005 at 10:34
Zuerst wollten sie das Stadion Stade de Suisse nennen. Nach heftigen Protzeste einigte man sich auf Stade de Suisse Wankdorf.
BZ 11.4.2003
„Erfolgreiche Fanproteste
Zwischen den Namen «Stade de Suisse» und «Wankdorf» wird es zu einem Kompromiss kommen.
Die Reaktionen auf den neuen Namen «Stade de Suisse» für die zukünftige Fussballarena im Berner Wankdorfquartier waren heftig. Ablehnend äusserten sich nicht nur eingefleischte YB-Fans, die am alten Namen «Wankdorf» hängen, sondern auch Spieler, Politiker und Werbeleute. Bei einer espace.ch-Umfrage konnten sich 88 Prozent der User nicht mit «Stade de Suisse» anfreunden. Die meisten der über 250 Gegenvorschläge lauteten schlicht «Wankdorf» – wie gehabt. Auf dem YB-Internetforum organisierten einzelne YB-Fans bereits einen Teilboykott des nächsten Heimspiels. “
Für mich ist es und bleibt es das Wankdorf!
Dezember 5th, 2005 at 10:37
Lieber Erlkönig,
also wenn Du meine Aussage über „Natzi“ als Gemotze verstehst, dann weiss ich nicht, wie ich mich anders ausdrücken könnte.
Wie Phipu schon sagt: Als Deutscher hast Du eine andere Wahrnehmung bei diesem Wort, eine andere klangliche Nebenbedeutung, und um die ging es mir bei der Erwähnung. Ich versuche nur zu beobachten und zu beschreiben, wenn das für Dich Gemotze ist, tut es mir sehr leid, denn das war keinesfalls so beabsichtigt.
Gruss, Jens
Dezember 5th, 2005 at 11:35
Hallo Jens
Zu deiner Info. Seit 1.12.2005 heist es nur noch SF Schweizer Fernsehen.
Gruss Marion
Dezember 5th, 2005 at 12:43
Obwohl ich da noch erwähnen muss, dass Nat(z)i und Natzi nicht leich klingen (zumindest nicht wenn ich die beiden Wörter ausspreche). Das Wort bei dem ein Deutscher eine andere klangliche Nebenbedeutung heraushört hat einen längeren a als unsere Nationalmannschaft 😉
Dezember 5th, 2005 at 12:54
Lieber Erlkönig, ich glaube du bist ein wenig überempfindlich. Da kann man doch nichts falsch verstehen – ausser man will es.
Dezember 5th, 2005 at 13:53
Nati (also Dein „Natzi“) wird nicht „Natzi“ sondern „Naatsi“ gesprochen. Interessanter Beitrag übrigens (wie immer).
Dezember 5th, 2005 at 14:41
@clarissa: hmmmm, also das würde mich schon sehr wundern. was soll denn das für ein dialekt sein? nati spricht man wie nazzi aus, also mit kurzem a. sonst klingt es ja wirklich wie nazi. und das habe ich noch niemanden sagen hören.
Dezember 5th, 2005 at 14:45
@Marion: Stimmt! Aber erst seit heute, 5.12. 😉
Dezember 5th, 2005 at 14:49
Bezieht sich das mit dem Namen SF nur auf das Fernsehen?
Oder auf alles?
Gibt es eine Quelle? Auf der offiziellen Webseite http://www.srgssrideesuisse.ch
finde ich keinen Hinweis dazu.
Gruss, Jens (der mal wieder Pech hat mit seinem zu früh geschriebenen Posting)
Dezember 5th, 2005 at 14:55
@Jens: Schau mal hier: http://www.sf.tv…
Dezember 5th, 2005 at 15:05
@Jens Du liest aber schon auch die schweizer Tagespresse?
Da war der neue Auftritt des Schweizer Fernsehens in letzter Zeit öfters Thema. Z.B. die neuen Tagesschausprecher Stehpulte.
Auf http://www.sfdrs.ch sieht man (trotz alter Webadresse) bereits das neue Corporate Design. SF (Schweizer Fernsehen) hat vor allem die Rätoromanische Schweiz aus dem Namen gekippt.
Dezember 5th, 2005 at 15:11
@Administrator
Als Quelle würde ich mal im Internet auf http://www.sfdrs.ch gehen (alte Seite des Fernsehens), da landest Du sogleich auf der neuen mit neuem Logo. Hier müsste auch irgendwo ein Hinweis zu finden sein zum neuen Namen.
Es bezieht sich so viel ich weiss nur aufs Fernsehen. Wobei sich das Logo der Radios drs (1, 2 und 3) auch geändert hat wenn ich das richtig sehe (www.drs.ch).
Dezember 5th, 2005 at 15:58
Also wenn ich das jetzt richtig verstehe, hat sich lediglich SF DRS umbenannt in SF. Die Trägerschaft mit den vielen Namen und Abkürzungen ist immer noch so kompliziert geblieben.
Ja, Viking, ich lese sehr intensiv die Schweizer Tagespresse, bin Zeitungs-Junkie, dazu in ein paar Tagen mehr in einem Posting…
Nur lese ich die Zeitung erst am Abend, und nicht am Morgen. Die Neugestaltung von 10vor10 hatte ich auch gesehen, wird ja ständig drüber berichtet. 10vor10 war schon ein paar Mal Thema auf der Blogwiese, finde ich momentan attraktiver als z. B. das heute-journal im ZDF.
Hier nochmal der Auszug von der Website
http://www.srgssrideesuisse.ch/30.0.html:
Es wurde also nur beim SF die Endung DRS weggelassen.
Gruss, Jens
Dezember 5th, 2005 at 16:15
Ja, es betrifft nur das ehemalige SFDRS (Deutschsprachige Fernsehen).
An der Trägerschaft der SRG/SSR (ich kann mich nicht an die idée susse gewöhnen) ändert sich nichts.
Ebensowenig ist z.Zt. Radio DRS betroffen. Ob die die Rätoromanen irgendwann auch aus dem Namen kippen, wissen wohl nur die (Radio-)Götter.
Dezember 6th, 2005 at 0:23
@Geissenpeter: Bin geboren und aufgewachsen im Fricktal (AG) und lebe jetzt in der Nähe von Aarau.
Ich wüsste jetzt in meinem Bekanntenkreis dafür niemanden, der Nati mit kurzem „a“ spricht! Woher kommst Du denn?
Dezember 6th, 2005 at 10:30
Jens, nur noch eine kleine linguistische Anmerkungen zu den Worten mit vielen Konsonanten: an Borschtsch (die russische Suppe) kommt wohl kaum ein anderes Wort ran, nicht mal deine Szczypiorski.
Und so ein hervorragendes Konsonaten:Vokale-Verhältnis wie in Schlucht (schlecht, schlicht) von 7:1 findet man auch äusserst selten. Ausser man rechnet die Ys zu den Konsonaten (psychisch), was aber doch nicht so ganz fair ist.
Mai 10th, 2006 at 21:24
Hallo Jens
Ein kleine Anmerkung zum Stade de Suisse/Wankdorf Stadion
„to wank“ heisst auf Englisch soviel wie „Masturbieren“. Hinsichtlich der nächsten EM wollte man ein etwas weniger anstösslichen Namen haben, da Bern einer der Austragungsorte der EM sein wird.
September 7th, 2006 at 15:30
@ Sebastian
„Du schnarchst“ und „du schluchzst“ gefallen mir konsonantenmässig auch ziemlich gut… (9:1)
Januar 7th, 2007 at 11:41
Die ARD heisst soviel ich weiss Arbeitsgemeinschaft der öffentlichrechtlichen Sendeanstalten in der Bundesrepublik Deutschland. Mit der „idée suisse“ ist das so eine Geschichte. Die SRG hat ohne abzuklären ob der Begriff geschützt ist den verwendet und musste sich mit dem Besitzer teuer einigen. Es darf verwendet werden, muss jedoch jährlich eine Nutzungsgebühr bezahlt werden.
Ach ja, jeder der bei einer Sendung sich aufgeregt hat, kann beim Ombundsmann Casanova Beschwerde einlegen. Er hört dann beide Seiten an und fällt einen Entscheid. Wenn einem der Entscheid nicht passt, geht es an die UBI (Unabhängige Beschwerdestelle) in Bern. Wem der Entscheid dort nicht passt, kann noch ans Bundesgericht gelangen.
Januar 16th, 2007 at 16:14
… übrigens ist der Kanton Bern nicht so ganz deutschprachig… und wir haben auch mehr französische Wörter in unserem Dialekt als andere.
Januar 18th, 2007 at 16:10
Hallo Jens!
Ich muss mich geronimo anschließen: ARD ist die Abkürzung für „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“. (Es heißt ja auch „die ARD ist…“ und nicht „die ARD sind…“, wie z. B. bei den USA). Wie wir sehen können, haben also auch wir Groß-Kantonler einen prägnanten und einprägsamen Begriff gefunden 😉
Ich überlege gerade, wie man eine Entsprechung für idée suisse einbauen könnte und wie bescheuert das für deutsche (aus Deutschland kommende) Ohren klingen würde: ARD deutscher Gedanke. Während idée suisse ja wieder ganz schick „tönt“.
Ich wünsche dem Bein gute Besserung! 🙂
Juni 18th, 2007 at 8:05
Der Inhalt dieser Kolumne entspricht weitgehend einer Nummer aus dem Programm von Massimo Rocchi (Nummer 4 auf dieser CD: http://www.cede.ch/de/music-cd/partner.cfm?pid=445&aobj=154669).
Das finde ich e chli biuig!
[Anmerkung Admin: Ich habe Massimo Rocchi und sein sensationelles Programm mehrfach hier auf dem Blog erwähnt, sorry dass ich ihn vergass hier explizit als Quelle anzugeben, werde ich gleich nachholen. Über „weitgehend“ können wir uns jetzt unterhalten. Aber erst würde ich gern wissen was „biuig“ ist. Gebogen? Geborgt?]
Juni 22nd, 2007 at 10:50
Hallo Admin
Ich habe nun etwas auf Deinem Blog gesurft und zahlreiche andere Rocchi-Verweise gefunden.
Biuig ist Billig im Berndeutschen. Vgl: Wiuig (Willig), Viu (Viel), debiu, stabiu …
Gruss
Erich
November 23rd, 2007 at 19:09
hallo erich
war letzthin in solothurn und habe für billig büuig gehört.
Dezember 4th, 2009 at 1:36
Könnte vielleicht auch sein, dass mit Zeltli wirklich ursprünglich ein Diminutiv von Zelt gemeint war. Vielleicht gab es in der Gegend um Zürich irgendwo ein Zuckerbäcker der Bonbons in Zeltform herstellte, so wie die Toblerone, nur etwas kürzer. Eingepackt sahen die dann tatsächlich so aus wie ein kleines Firstzelt aus Papier. So ähnlich wie beim Elggermaa, könnte ja sein…