Allein unter Schweizern — so billig wie noch nie
Am letzten Wochenende machten wir eine nette Erfahrung: „Allein unter Schweizern“, und wir leben noch! Das kam so: Wir wollten bei den vielversprechenden Wetteraussichten gern eine längere Wanderung im Zürcher Oberland unternehmen und stiessen beim googlen nach Tourenvorschlägen auf die Webseite der „Zürcherischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege“, kurz „ZAW“. Dort fanden wir eine 4.5 Stunden Wanderung auf dem Jurakamm beschrieben, von Hauenstein bei Olten bis nach Waldenburg, geführt, umsonst und draussen.
Wir also nichts wie hin, der Treffpunkt war am Zürcher Hauptbahnhof, im letzten Wagen des Zugs nach Olten am Samstag um 8.30 Uhr. Diesen fanden wir bereits gut gefüllt mit 90 wanderlustigen Schweizern, zwischen 50-80 Jahre alt. Es waren auch viele Einzelwanderer dabei. Wenn entweder der Mann oder die Frau nicht so wild auf frische Luft war oder sich um das Autowaschen kümmern musste daheim. Viele Teilnehmer kannten sich von früheren Touren; es ging sehr zwanglos zu. Nein, es wurde zwar nicht gleich der Schnaps ausgepackt, aber beim Du war man sofort. Auch war es absolut nicht schwierig, einfach jemanden anzuquatschen unterwegs. Alle erfreuten sich an der gemeinsamen Konversation, und es wurde auch gar kein Aufheben darum gemacht, dass wir aus Deutschland stammen. In der Regel wurde zunächst Standarddeutsch mit uns gesprochen, doch nach kurzer Zeit dann wieder Mundart. Die Frage „Versteht ihr Schweizerdeutsch?“ fiel nicht.
Für was steht die Abkürzung „Spl“ auf diesem Schild? Vielleicht für „Spital“, wie im Namen „Spittelberg“ angedeutet? Falsch, es ist ein „Schliessplatz“. Ist doch logisch, oder?
Die Wanderung wurde geführt von einem freiwilligen Wanderleiter; der setzte gelbe Flaggen in die Natur wenn der Weg sich teilte. Ein „Schlussmann“ sammelte sie am Ende wieder ein, so dass niemand verloren gehen konnte.
Falls man bei einem dringenden Bedürfnis im Unterholz verschwinden musste, genügte es, den Rucksack am Weg sichtbar zu deponieren, um so nicht vom Schlussmann überholt zu werden. Ein perfektes System also. Man konnte im Gespräch mit der Nebenfrau oder auch völlig stumm für sich marschieren; das Feld zog sich bei 90 Teilnehmern rasch ziemlich auseinander.
Der Jura war eine Verteidigungslinie im Zweiten Weltkrieg, immer wieder sahen wir solche Panzersperren
und Beton-Toblerones:
Allein unter Schweizern, so fühlt sich das also an. Die Schweizer erzählten, dass sie auch Mitglied bei den Naturfreunden im Südschwarzwald sind und dort gelegentlich durch die Wutachtschlucht mitwandern. Grenzübergreifende Naturverbundenheit sozusagen.
Am Ende in Waldenburg bestand dann die Möglichkeit die neuen Bekanntschaften in einer Kneipe noch zu vertiefen.. Man kann und darf auch Mitglied werden beim ZAW, auch wenn die Wanderungen umsonst sind. Der Jahresbeitrag für Familien hat gute Chancen im Guinness Buch der Rekorde als „Niedrigster Schweizer Vereinsbeitrag“ ausgezeichnet zu werden, denn er beträgt nur 15 CHF, weniger als eine Kinokarte. Wir werden gern wieder mitwandern
November 23rd, 2009 at 11:30
….. meines wissens nach bedeutet die abkürzung „Spl“ aber nicht „Schliessplatz“, sondern „Sammelplatz“…..
November 23rd, 2009 at 12:46
Gelbe Wegweiser mit schwarzer Spitze sind vom Militär. Spl=Schiessplatz. Es reicht, wenn AdAs (Angehörige der Armee) diese Abkürzungen kennen.
November 23rd, 2009 at 14:21
Weder noch. Schliessplatz ist vermutlich ein Hörfehler, denn es handelt sich um einen Schiessplatz, wie man in Google mit der Suche nach „Spl Spittelberg“ auch sehr schnell herausfindet.
November 23rd, 2009 at 14:29
Das Wandern ist des Schweizers Lust,
das Wandern ist des Schweizers Lust
und des Deutschen auch!
Na, hast du die schöne Schweiz genossen, oder nur die schöne „Mitwanderin?“ xD
November 23rd, 2009 at 14:32
Wenn ich Google zu «Schliessplatz» befrage, antwortet er: «Meinten Sie: Schiessplatz.»
– Ja, das meine ich…
@ kopfchaos
Bei diesem Wegweiser handelt es sich um eine fiese Kriegslist.
Angreifende Feinde, im Irrglauben, auf dem Spl = Schiessplatz dort hinten würden sie jetzt dann gleich erschossen bzw. auf dem Spl = Schliessplatz eingeschlossen, kehren sofort um. Derweil besammeln sich auf dem Spl = Sammelplatz Schweizer Truppen, um die fliehenden Feinde zu vernichten.
Bei den Abkürzungen des Schweizer Militärs fehlen übrigens immer die Abkürzungspunkte. Bekanntlich kann den Krieg niemals gewinnen, wer die Zeit mit dem Setzen von Abk Pt verschwendet, anstatt auf die Feinde zu schiessen. Die Schweizer Armee weiss das. Und wir wissen, weshalb Bundesrat Maurer seine Truppen «die beste Armee der Welt» nennt.
November 24th, 2009 at 10:15
Eas die alten Betonpanzersperren angeht: Es war zu teuer sie zu entfernen. Also liess man sie stehen. Das nächste Mal genau hingucken: Sie sind zu einem Umfeld für seltene Tierarten und Pflanzen geworden. Sehr interessant.
November 24th, 2009 at 10:16
Nachtrag: Spl heisst def. Sammelplatz.
November 24th, 2009 at 17:54
Spl heisst definitiv Schiessplatz. Spl Rossboden zum Beispiel.
Gruss von einem Schützen.
November 24th, 2009 at 18:40
Spl=Schiessplatz, definitiv
November 24th, 2009 at 19:57
….. Spl kann beides, SammelPlatz oder SchiessPlatz, bedeuten, hab‘ bei einem „spezialisten“ (lokalpolitiker und langjähriger leiter der militärsektion st.gallen) nachgefragt…..
November 24th, 2009 at 22:04
ganz egal – I schysse der doch druuf
November 25th, 2009 at 0:43
Hier eine offizielle Abk Liste der Schweizerischen Armee: http://www.vtg.admin.ch/internet/vtg/de/tools/webarchiv/archiv_2009/stationierungskonzept/stationierungskonzept.parsys.0004.downloadList.00041.DownloadFile.tmp/reg29abkuerzungsliste.pdf
November 25th, 2009 at 11:12
Diese kleine Diskussion gefällt mir ausserordentlich, denn genau so erlebte ich die schweizerische Militärarmee während meiner 20-jährigen Zwangsmitgliedschaft, und so sehe ich sie noch heute: als gigantisches, schwerfälliges, knirschendes Räderwerk, bei dem niemand wirklich den Durchblick hat. Das Ding besteht aus Hunderttausenden rätselhafter Einzelteile, die (wie dieser Wegweiser) die verzweifelte Frage in die Umgebung schreien: «Hilfe! Ich existiere zwar, aber wer zum Kuckuck bin ich und wozu?»
November 26th, 2009 at 2:59
Das Lustigste ist: Mit modernem Gerät können die eh heute überfahren werden. Oder ein Pionier-Trupp braucht 20 Minuten, um eine Schneise zu bahnen.
November 30th, 2009 at 11:46
Ich bin in einem Verein, bei dem der Jahresbeitrag seit der Gründung Fr. 1.50 ist…