Increase your stamina — Large ist nicht gross
Ein grosser Vorteil digitaler Kommunikation via Elektropost ist die kostenlose tägliche Erweiterung unseres angelsächsischen Alltagsvokabulars. So lernte ich durch stetige Wiederholung und immer wieder notwendiges aktives Löschen der mir unaufgefordert zugeschickten Englischlektionen, meinen Wortschatz der Englischen Sprache massiv zu erweitern. Zum Beispiel mit dieser Nachricht, die mir heute ungefragt ins Postfach flatterte:
Loophole topsy-turvy inversion, of civil service, birch or GMAT coalition, and enlarge a the is was inoffensive that free-for-all, drug addiction perception of as strata the as angle in exorcism conservatism, yourselves subpoena was tug of war of potluck metal, of book skateboard egotistical a the half-baked by was that tactic, a zillion: idiosyncratic leap to originally malevolent of this fruits, delusion play-by-play outsourcing luster conquer brand-new tape deck with rating, clarinet as brawn, aghast the folder matchbook allegory.
(Quelle: Private Elektropost)
Ist das nicht ein fantastischer Stil? Ich denke, ich werde mal nach einem Buch dieses begnadeten Schreibers recherchieren. Er könnte als Redenschreiber in die Politik gehen, so klar und präzise werden hier die Dinge auf den Punkt gebracht!
Bis vor kurzem hatte ich auch keinen blassen Schimmer davon, was „increase your stamina“ eigentlich bedeutet. Klar, es kommt aus dem Fachjargon der Marathonläufer. Alles gelernt in der Zwischenzeit.
Dann lasen wir im Tages-Anzeiger vom 18.04.07 den Satz
„Die Regelung wurde zu large gehandhabt“.
Erst dachten wir, dass muss ein Schreibfehler sein, und es sei „zu lasch“ gemeint gewesen. Aber nein! Wir sind ja in der viertelsfranzösischen Schweiz, die den „Exploit“ auch nicht als „ausgebeutetes Programm-Schlupfloch“ in einem Browser versteht, sondern als sportliche Gelegenheit zum wahren Heldentum, und in der die „barrage“ keine Staumauer und kein Sperrfeuer ist, sondern ein besonderes nettes Fussballspiel gegen die trittsicheren Freunde aus der Türkei (vgl. Blogwiese) .
Unser Duden und Kurt Meyers Schweizer Wörterbuch bestätigen mir:
large [frz. large < lat. largus = freigebig; reichlich] (schweiz.): großzügig: der large Schiedsrichter.
(Quelle: duden.de)
Beispiele aus dem Tages-Anzeiger:
Der automatische Zugang mittels Maturität sei «zu nachlässig und zu large», was den Hochschulen das Mithalten mit internationalen Spitzenuniversitäten erschwere
(Quelle: tagesanzeiger.ch) )
Die IV-Stellen waren zu large
(Quelle: Tages-Anzeiger)
Aus dem Kantonsrat Zürich:
Die Verordnung der Gesundheitsdirektion muss verhindert werden. Sie brächte eine zu large Zulassung und wäre kostensteigernd
(Quelle: kantonsrat.zh)
(Quelle Foto: Wikipedia. Am Largo Maggiore)
Ganz logisch, dass die Schweizer das verstehen, haben sie doch auch einen Largo Maggiore. Oder haben wir da jetzt was verwechselt?
Dann kennen wir noch den Deutschen Rockmusiker Klaus Large, die Sicherheitslarge, die Wetterlarge, Braunlarge im Harz und die österreichische Musiksendung X-Large, womit wir wieder beim Ausgangspunkt dieser Betrachtung angekommen sind: „Enlarge your English!“, und was man sonst noch so vergrössern kann durch Lektüre von Werbepost.
Bis zur nächsten englischen Elektropost für alle Nostalgiker und BiVis (=Bis Vierzigjährige) hier der Song „Faust auf Faust“ von Klaus (1985) bei YouTube.
Nein, das ist kein nachgemachtes 80er-Jahre-Video wie der Clip neulich mit Hugh Grant, das ist echt 27 Jahre alt.
April 20th, 2007 at 9:12
Large wird in der Schweiz auch im Sinne von Nachlässig / zu wenig kontrolliert gebraucht.
April 20th, 2007 at 9:57
Auch ich (E-Muttersprache) habe Schwierigkeiten mit neuen Wäörter, die mehrheitlich aus den USA kommen. What’s a SWAT, z.B. oder ein „wing-tip corporate“, oder „wiggle room“, „WAGs“, „unfazed“, a „gofer“, a „current squeeze“, „a low SES group“ usw usw. Ich muss alle aufschreiben, in einem Notizbuch. Nur in „Business Week“ werden neue Wörter / Ausdrücke nur einmal definiert, und nie wieder !
Sonst ist Schwyzerdeutsch eine sehr flexibler, fremdenfreundlicher Dialekt. Offen für neue Wörter aus dem angelsächischen.
April 20th, 2007 at 16:53
@Brun(o)egg @Fiona
Euch zwei für den unermüdlichen Einsatz angesichts der laschen (niederdeutsch „schlaff“ – französisch lâche „schlaff, feige“. Ich selbst hätte mich trotz langjährigem Aufenthalt nicht getraut zu behaupten, dass Large in der Schweiz auch im Sinne von Nachlässig / zu wenig kontrolliert gebraucht wird. Danke Bruno. Würden wir die deutsche Sprache noch einigermassen beherschen wüssten wir das „latsch“ schlaff und nachlässig gehend“ als Adjektiv zumindest gebraucht wurde.
Hoi Fiona, ich kann es mir nicht verkneifen 😉 zu fragen, wie es sich so als E-lektronisch Muttersprachlerin lebt. Gruss an Deinen Daddy Bill (Gates). Die Beispiele sind superb: Kann man in einem wiggle room seinen Nachwuchs von seinem current squeeze befreien. Oder bin ich wieder zu blöd?
Francophon, da muss ich immer an Herrn Couchepin denken. Irgendwie eine Schweizer Ausgabe von de Gaulle. Warum guckt dieser Mensch in den Diskussionen immer so böse. Gut, Nasenbären haben sehr empfindliche Riechorgane. Kaum schwitzt man mal ein bisschen unter den Armen, gucken sie einen aus ihren Käfigen gleich wieder vorwurfsvoll an entfährt einem ein leises Lüftchen, fangen sie an zu scharren und gehen sie unter Umständen sogar wütend auf einen los. Aber haben es wirklich alle seine Diskussionspartner morgens mal wieder nicht unter die Dusche geschafft hat
Heute habe ich mir die Mühe gemacht und die Links nachgelesen. Sie sind wie sonst in der Regel auch: Grossartig. Es erspart einem viel Sucherei.
Bei der Kantonsratsitzung in Zürich handelte es sich offensichtlich um eine Art Gruppentherapie. Es war die 146. Sitzung und diese war, wie dort nachzulesen ist: Eine Unergiebige Verkehrsdebatte. Die Beschäftigung mit Selbstreflexion stand ostentativ im Vordergrund, denn es ging darum, Psychotherapie gesetzlich zu regeln
Und Werner Hegetschweiler (fdp., Langnau) rekapituliert die lange Vorgeschichte und was liest man dann: Das geht zu weit! Im Rahmen der europäischen Freizügigkeit müssten wir auch Deutsche zulassen, die in Deutschland rigorosere Bedingungen erfüllen müssen. Nach der neuen Verordnung würden im Kanton bis 1000 neue Praxen entstehen. Wer (ver)mag kann ausrechnen auf wie viel Einwohner, dann ein Psychologe käme, die bereits vorhanden und auch die Psychiater kann man dann gleich dazuzählen. )Heute bestehen im Kanton rund 100 Zulassungen)
Der Satz mit der largen Zulassung stammt von Willy Germann (cvp., Winterthur), der die gleiche Rechnung aufmacht. Sag uns Willy, wie viel hast Du für das zweite „n“ in Deinem Namen hingeblättert.
Der Link, betreffend die IV führt zu einem Interview mit Herrn Bortoluzzi. Nachdem dieser feststellt: „In den letzten Jahren waren die IV-Stellen unglaublich large bei der Rentensprechung. Und das Bundesamt hat einfach zugeschaut. Das ist sozialistische Politik in Reinkultur“, wird er gefragt, haben Sie schon einmal einen Arbeitsplatz so eingerichtet, dass jemand trotz Behinderung weiter in Ihrer Schreinerei arbeiten konnte? Nein – Einen Arbeitsplatz habe er noch nie angepasst. Doch versuche er ältere Angestellte trotz geringerer Leistungsfähigkeit bis 65 weiter zu beschäftigen. Seit 30 Jahren führe er nun einen Betrieb. Aber erst vor einem Jahr sei ein Sozialarbeiter an ihn herangetreten mit der Bitte, einen psychisch Behinderten zu beschäftigen. – Und haben Sie ihn eingestellt? – Nein. Aber wir konnten diesen Menschen in den Betrieb eines Kollegen vermitteln.
Nun ja Herr Bortoluzzi, zwei geistig Behinderte sind denn möglicherweise in einem Betrieb mit sechs Angestellten tatsächlich etwas zu viel. Was mich noch wundert – Sie haben im Internet Ihre Wohnanschrift publiziert – Sie leben in einem Postfach, ist es Ihnen da nicht etwas eng und begrenzt. Und das Foto dass Sie da eingestellt haben, wirkt ein wenig so als werde das Gesicht von der Brille zusammengehalten. Daher noch einen abschliessenden Tip eines Bekannten, dessen Namen mir entfallen ist: Vorsicht bei der Schönheitspflege. Das Gesicht einer Bekannten fiel neulich in sich zusammen und bröckelte schließlich ganz weg, nachdem sie beim Zupfen ihrer Gesichtsbehaarung eine tragende Wimper erwischt hatte. Möglicherweise hat aber auch nur einer ihrer altersschwachen Mitarbeiten versäumt, das Brett zu entfernen.
Nein, dann sind mir die Francophonen doch wieder lieber. Wie habe ich gelesen: Ignoranz.ch unterstützt Bundesrat Couchepin und findet die Courage bemerkenswert, wie auch notwendig! Werden diese bissigen Hunde nicht gezügelt, müssen wir mit einer stetigen Verschlimmerung der Situation rechnen. Gemeint sind die Bellos von der SVP.
April 20th, 2007 at 21:06
Gibts auch mal wieder ein brisantes, streitbares Themas in diesem Blog ?
Nicht wirklich spannend dieser belanglose Quatsch.
April 20th, 2007 at 21:58
> Ganz logisch, dass die Schweizer das verstehen, haben sie doch auch
> einen Largo Maggiore. Oder haben wir da jetzt was verwechselt?
Nein, da hast du was velwechsert, siehe
http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Buchstabendreher/lechts.html
April 21st, 2007 at 2:09
>Nein, da hast du was velwechsert, siehe
>http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Buchstabendreher/lechts.html
Schande über denjenigen welcher Ironie nicht als solche erkennt!
April 21st, 2007 at 4:43
Hallo Neuromat,
Deine Beharrlichkeit ist beneidenswert, deine Beiträge aber einfach ellenlang. Deine Story über den Service am Zürisee war ja voll witzig aber in den letzten paar Wochen….??? Puh, hab einfach Mühe damit. Kann ja sein, dass du einfach viel Zeit zur Verfügung hast aber bitte, lieber Neuromat, mach mal ’nen Punkt!
Admin,
Ich stimme da Jean zu – vielleicht braucht’s mal wieder ein gutes, kontroverses Thema um die Blogwiese aufzurütteln!
April 21st, 2007 at 21:05
>>Nein, da hast du was velwechsert, siehe
>> http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Buchstabendreher/lechts.html
>Schande über denjenigen welcher Ironie nicht als solche erkennt!
Schade, dass mein Ironie-Beitrag nicht als solcher erkannt wurde.
Ich suchte ja nur nach einer Gelegenheit um Werbung für Ernst Jandl zu machen.
(siehe Link)