So nah und doch so fremd — Das geheime Space-Invader Trainingscamp hinter dem Uetliberg

September 28th, 2011

(reload vom 14.6.07)

  • Das geheime Tal ohne Namen
  • Auf unseren Entdeckungsreisen durch das hügelige Umland von Zürich gerieten wir hinter den Uetliberg in diese idyllische Gegend, dem Reppischtal zwischen Birmensdorf und Dietikon. Die Veloland-Route Nr. 51 führt hier durch. Den Namen wussten wir aus dem Veloland-Führer. Bei map.search.ch ist er nicht zu finden.
    Reppischtal ohne Namen

    Die folgenden Fotos sind hier entstanden. Obwohl es eine Strasse und Häuser auf der Karte gibt, fehlt jede Beschriftung. Die Strasse und der Ort hier haben keinen Namen, denn sie sind zu geheim, um auf einer Karte benannt zu werden. So geheim, dass selbst auf der Detail-Ansicht von Google-Earth retuschiert wurde, was hier sonst zu sehen ist. Oder wie sonst diese runden weissen Flecken bei Google-Earth zu erklären?

    Wir radelten durch dieses lauschige Tal und entdeckten den streng geheimen offiziellen Schweizer Übungsplatz für „Freiluft-Space-Invader“:

    Space Invader von weitem

    Und so sieht das etwas vergrössert aus:

    Space Invader von nahem

    Wer sich nicht mehr so genau erinnern kann, wie das Original-Angriffsszenario von Space-Invaders aussah, hier ein Foto:

    Space Invader
    (Quelle Foto: www.flm.fr)

  • Einfach kurz die Eisenbahnschiene aus dem Loch ziehen
  • Auch fanden wir heraus, wie diese häufig in der Schweiz zu findenden „Strassensperren“ bedient werden müssen, falls man vielleicht gerade von einem Panzer oder einem Raumschiff durch den Wald verfolgt wird und von Hand diese Sperre schliessen möchte.

    Sperre mit Eisenbahnschienen

    Einfach diese passend zugesägten Eisenbahnschienen mit zwei spitzen Fingern packen und aus dem Loch ziehen, um sie 3 Meter gegenüber wieder einzustöpseln. Am besten gleich mit allen 5 Löchern so verfahren. Geht ratz-fatz mit gut trainierten Fingermusken.

    Eisenbahnschienen

    Schon ist der Weg dicht gemacht und kein Space-Invader kann hier mehr durchfahren. Sie sind gerettet!

  • Schiessgefahr und Mann mit Hut
  • Die Schweizer, die sich ständig darüber beklagen, dass es sie „anschiesst“ werden vor diesem Gelände sorgsam gewarnt. Deutlich zu sehen auf diesem Schild mit Hut tragendem schwarzen Unhold, der gerade dabei ist, ein Kind in den Wald zu locken:

    Schiessgefahr

    Was uns nur verwundert ist die Tatsache, dass bei aller Geheimniskrämerei um diesen Ort ganz offen auf der Homepage des Kanton Zürichs darüber geplaudert werden darf, siehe hier.

    Teile und herrsche — dem Divisionär ist nichts zu schwer

    September 19th, 2011

    (reload vom 13.6.07)

  • Als Caesar die Helvetier besiegte
  • Gallia omnis divisa est in partes tres, lernten wir im Lateinunterricht. Dieser berühmte Bericht Caesars beginnt nebenbei mit einer Schlacht gegen die Helvetier. Latein bleibt auch nach verlorener Schlacht lange nach Caesar eine wichtige Fähigkeit für das Überleben in der Schweiz, z. B. für die morgendliche Lektüre des Tages-Anzeigers.

  • Der Divisionär und die anders Denkenden
  • Wir lasen wir im dort am 12.06.07 auf Seite 2

    Bundesrat Schmid tadelt Divisionär
    Bern. – Es ist ungehörig, wenn ein Divisionär anders Denkende als «linke Wühlmäuse » qualifiziert. (…). Allerdings habe der Divisionär keine Person angepeilt. (SDA)

  • Wer teilt denn da?
  • Ein „Division“, das wissen wir noch aus dem Mathematikunterricht, ist eine „Teilung“. Das Verb dazu ist „dividieren“. Ist ein „Divisionär“ folglich ein „Teiler“ Nein, das wäre der „Divisor„? Vielleicht ein kleinster gemeinsamer Teiler? Weit gefehlt, der gute Mann hat auch nichts mit Visionen zu tun, „Di Vision“ so wie „Di Caprio“. Nein, ein „Divisionär“ ist der Chef einer „Division“, denn wir sind beim Militär, nicht in der Mathematik. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wie gross ist in der Schweiz so eine militärische Teilung?
    Unser Duden weiss:

    Divisionär, der; -s, -e ‹franz.› (bes. schweiz., österr. für Befehlshaber einer Division)
    (Quelle: Duden.de)

    Der kleinwüchsige Franzose aus Korsika hat ihn sicher in die Schweiz gebracht, und die Österreicher pflegen ihn auch, den Divisionär. Nur wir armen deutsche Ex-Zivildienstleistenden können mit dem Wort so gar nichts anfangen. Wie garantiert schweizerisch und verbreitet dieser Begriff bei den Eidgenossen ist, verrät uns der altbekannte Google-Vergleichstest: 22‘700 Funde bei Google-CH gegenüber nur
    901 Fundstellen bei Google-DE, von denen die ersten 3 Auszüge aus Fremdwortlexikas sind. Zur „Division“ meint der Fremdwörterduden:

    Division »Teilung«:
    Das seit dem 15. Jh. – vor allem als mathematischer Fachausdruck – gebräuchliche Wort ist aus gleichbed. lat. divisio entlehnt, das zu lat. dividere »teilen« (vgl. dividieren) gehört. 2Division »Heeresteil«: Das Wort wurde als militärischer Fachausdruck zu Beginn des 18. Jh.s aus gleichbed. frz. division (eigentlich »Abteilung«) entlehnt, das auf lat. divisio zurückgeht (s. o.).

    Also nix mit Latein, über Frankreich kam das Wort zu den Schweizern! Und ganz schön gross noch dazu. 10-20‘000 kommen da locker bei einem Heer zusammen (Quelle Wikipedia).

  • Die Super Challenge in der League
  • In Frankreich, Spanien und England ist eine Division auch eine Fussball-Liga. Nicht so in der Schweiz, da wird für eine Division auf die uraltbündnerischen Sport-Fachbegriffen „Axpo Superleague“ und „Challenge League“ zurückgegriffen, passend zum alt-berndeutschen Ausdrücken „Penalty“, „Corner“ und „Goalie“.

    Werbung auf Schweizerdeutsch oder auf Hochdeutsch — Was wirkt wie auf Sie?

    September 11th, 2011
  • Werbung wird übersetzt
  • Wer in der Schweiz lebt und ab und zu Werbung im Schweizer Fernsehen, auf ZDF oder SAT1 sieht, dem wird schon aufgefallen sein, dass mitunter die gleichen Spots in jeweils angepassten Fassungen zu sehen sind. Die Werbepause auf SAT1 bringt den gleichen Spot auf Schweizerdeutsch, der in Deutschland auf Hochdeutsch ausgestrahlt wird. Warum ist das so? Was passiert, wenn man als Deutscher die Schweizer Fassung sieht oder als Schweizer die Hochdeutsche Fassung? Wie wirkt das auf uns als Deutsche in der Schweiz oder auf Sie als Schweizer als Fremdgucker im Deutschen Fernsehen?
    Mit dieser interessanten Fragestellung befasst sich eine Untersuchung, zu der wir alle Leserinnen und Leser der Blogwiese.ch gern einladen möchten.

  • Vergleichen Sie die Spots
  • Durchgeführt wird die Umfrage von Maike H. Sie schrieb uns dazu:

    Für meine Umfrage zum Thema Mundart in der Fernsehwerbung suche ich noch ein paar Teilnehmer; sowohl Schweizer, als auch Deutsche, die in der Schweiz wohnen. Wenn Du Zeit und Lust hast, würde ich mich über Deine Teilnahme sehr freuen. Es wäre auch super, wenn Du die Umfrage an Schweizer Kollegen, bzw. an Deutsche in der Schweiz weiterleiten könntest. Damit wäre mir sehr geholfen.
    (Quelle: Private E-Mail)

    Und hier geht es nun zur Online-Umfrage zum Thema Deutsch-Schweizer Werbung

  • Ist Schweizer Werbung langsam und hochdeutsche Werbung überzeugender?
  • Wenn die Beispiele in der Umfrage betrachtet, dann wird einem sehr schnell klar, welche Klischees hier erforscht und auf wissenschaftlich betrachtet werden sollen. Empfinden Deutsche Zuschauer Werbung auf Schweizerdeutsch als „bieder“ oder „langweilig„? Klingt ein markantes Hochdeutsch für Schweizer Ohren „vernünftiger“ und „glaubwürdiger„? Klar, Hochdeutsch ist ja Nachrichtensprache. Auf Hochdeutsch wird nie gelogen sondern immer nur die Wahrheit gesagt. Nur über Gefühle redet es sich besser im heimischen Dialekt. Was hat das für eine Auswirkung für die Werbe-Strategen? Können Käufer in ihren heimischen Dialekten besser angesprochen werden.

  • Ist Züridütsch verkaufsfördernd?
  • Mein Gott, dann bloss keinen Spot auf Züridütsch in Basel oder im Rest der Schweiz ausstrahlen, sonst ist alles vergeblich und der künftige Käufer wendet sich entsetzt ab. Doch wie verkauft sich wohl Mode auf Walliser Dialekt?

    Versicherungen mit Züridütsch verkaufen, und pharmazeutische Produkte auf Baseldeutsch? Die Liste der praktischen Anwendungsbeispiele liesse sich sicherlich noch fortsetzen. Doch was verkauft man mit Thurgauer Dialekt?

    Wir wünschen Maike für ihre Arbeit viel Erfolg und hoffen das sich zahlreiche Menschen finden die ernsthaft die Umfrage online beantworten.

    A bout de souffle — am Ende des Schnaufs

    September 1st, 2011

    (reload vom 12.06.07)

  • Atemlos in Paris
  • Wer erinnert sich noch, wie 1960 Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg „am Ende des Schnaufs“ waren:

    Außer Atem (Originaltitel: À bout de souffle) ist ein Klassiker des französischen Kinos und der Nouvelle Vague und der erste Langfilm von Jean-Luc Godard. Das Drehbuch schrieb er nach einer Geschichte von François Truffaut, die dieser wiederum auf einen Zeitungsbericht über einen Polizistenmord basierte.
    (Quelle: Wikipedia)

    In Amerika versuchte man 1983 ein trauriges Remake mit Richard Gere, doch „Breathless“ ist nicht das Gleiche wie „A bout du souffle“.

  • Wohin der Schnauf geht
  • In der Schweizer Tagesschau SF um 18:00 Uhr am 18.01.07 hörten wir:

    „Edemud Stoiber ist der Schnauf ausgegangen

    Nun ist Stoiber zwar ein Bayer, aber Google-CH zeigt uns 3’970 weitere Fundstellen an, an denen der „Schnauf ausgegangen“ ist.

    Als typische Nord-Westdeutsche kannten wir zwar „verschnaufen“ für „eine Pause machen“ aber vom „Schnauf“ an sich, hatten wir bisher noch nichts vernommen. Unser Duden bezeichnet ihn als „landschaftlich“, nicht dezidiert schweizerisch:

    Schnauf, der; -[e]s, -e ( landsch. für [hörbarer] Atemzug)
    (Quelle: Duden.de)

    Doch der Schnauf kann nicht nur ausgehen, er kann auch schlichtweg fehlen:

    Das Projekt hat keinen Schnauf
    (Quelle: Tages-Anzeiger 26-04-2007)

    Oder er wird genommen:

    Wir dürfen den Leuten nicht den letzten Schnauf nehmen, wenn sie freiwillig etwas tun wollen
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

  • Ist der Schnauf schweizerisch?
  • Während an 953 Stellen bei Google-CH der Schnauf ausgeht, fehlt oder genommen wird, sind die 931 Stellen bei Google-DE praktisch durchweg von Menschen besetzt, die sich im Internet das Pseudonym „Schnauff“ (mit zwei „f“) zugelegt haben, bzw. den Laut „schnauff“ schreiben, um heftiges Atmen in schriftlicher Form in einem Forum zum Ausdruck zu bringen. Nichts mit „atemlos“ oder „ohne Atem“.
    Ganz so veraltet wie der Duden kommt das „digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache“, kurz DWDS nicht daher:

    Schnauf, der; -(e)s, -e landsch. bes. schweiz. umg. hörbarer Atemzug: sie mußte ihre Rede für einen längeren S. unterbrechen; /bildl./ einen S. lang für einen Augenblick: Ich rief … ob er nicht einen Schnauf lang zu mir heraufkomme Federer Papst 66
    (Quelle: DWDS.de)

    Viel wichtiger noch ist das dazu passende Verb „aufschnaufen“ in der Schweiz. Es findet sich an 500 Stellen bei Google-CH wird aber vom DWDS als „süddt. österr.“ eingestuft:

    aufschnaufen /Vb./ süddt. österr. umg. aufatmen: Direkt aufschnaufen tut er jedesmal, wenn er unter die Leut‘ kommt O. M. Graf Bolwieser 14

    Der Duden akzeptiert es nur als Synonym für „ausatmen“ und führt es nicht als eigenen Eintrag auf:

    1. aufatmen 1. durchatmen, einatmen; (südd., österr., schweiz. ugs.): aufschnaufen.
    (Quelle: duden.de)

    Immerhin sind Süddeutschland, Österreich und Schweiz aufgeführt, wenn auch als „umgangssprachlich“. Zeitungen sprechen extrem viel Umgangssprache, wie es scheint. Da sind wir ja beruhigt und können ufschnuufe. Ob mit einem „u“ (28 Fundstellen bei Google-CH) oder zwei (76 Fundstellen), das mögen die Schweizer unter sich abklären, mir fehlt jetzt echt der Schnuuf.