Den 1. August in Deutschland feiern! — Was die Schwarzwälder alles für zukünftige Rentner organisieren

Juli 31st, 2009

[Wegen eines Datenbankfehlers gingen leider alle neuen Kommentare seit dem 13. Juli 09 verloren. Wir arbeiten dran, möglichst viel aus den Backups wiederherzustellen, aber das wird noch ein paar Tage dauern. Wir bitten diesen technischen Fehler zu entschuldigen]

  • Warum nicht mal den 1. August in Deutschland feiern?
  • (reload vom 31.7.06)
    Die Schwarzwälder tun alles, um für ihre Schweizer Nachbarn attraktiv zu werden. So feiert die Gemeinde Häusern (bei St. Blasien im Hochschwarzwald) zum Beispiel vom 31.07. bis zum 09.08.9 die „Grüezi Schweiz“ Woche:
    Grüezi Schweiz 2009 in Häusern
    Die Grüzi Schweiz Woche in Hausern

    Was werden sich da die Schweizer freuen, dass sie nun ihren Nationalfeiertag auch mit den Deutschen in Deutschland feiern können! Eine „Schluchsee-Kreuzfahrt“ wird auch angeboten! Kennen Sie den Schluchsee?
    Segeln auf dem Schluchsee
    (Foto: segelclub-schluchsee.de)
    Das Top-Highlight des Hochschwarzwalds. Ein Stausee, umgeben von Wald, der Strand voller Findlinge aus der letzten Eisszeit, kein Alpenblick und Jetski-Fahren, aber jede Menge Surfer dort unterwegs. Bei der Kreuzfahrt sehen Sie vor allem eins: Wald, genauer gesagt „Schwarzwald“. Wem der Züri- oder Genfersee schon immer zu stressig und mit zu viel hübscher Aussicht überfrachtet erschien, für den ist der windige Schluchsee auf 930 Höhenmeter genau die richtige Alternative. Zu warm wird es Ihnen dort bestimmt auch nicht.

    Mit Volkstanz und Alphornblasen ist das garantiert eine Mordsgaudi am 1. August. Es wird garantiert auch ein Feuerwerk abgebrannt und zum Essen gibt es ausschliesslich Spezialitäten aus der Schweiz. Ob die sogar einen Redner einfliegen und die 4sprachigen Handzettel mit dem Text der Schweizer Nationalhymne zum Mitsingen an die Einwohner verteilen?

    Es muss den Schweizer Rentnern dort ähnlich wohl ergehen wie den Bayern, die mitten in Texas in Fredericksburg an einem Original „Munchener Oktoberfest“ teilnehmen dürfen, oder bei einem Jodelwettbewerb in Tokyo zu Gast sind.
    Oktoberfest in Texas

    Auch in Berlin dürfen die Deutschen mit den Schweizern feiern:

    Am 1. August laden der Schweizerische Botschafter in Berlin und der Gastkanton Zürich die Berliner Bevölkerung zur Feier des Schweizer Nationalfeiertages ein. Alle Berlinerinnen und Berliner sind eingeladen, den Gastkanton Zürich besser kennen zu lernen. Das traditionelle Volksfest findet auf dem Mittelstreifen des Boulevards Unter den Linden statt (12 bis 16 Uhr). Die durchschnittliche Besucherzahl lag in den vergangenen Jahren bei rund 12’000 bis 15’000 Personen.

    Der Kanton Zürich stellt für das Volksfest beim Haus der Schweiz ein hochkarätiges kulturelles Programm zusammen. Auf der Bühne werden unter anderem eine Comedy-Truppe, eine Jazz-Musikerin und eine Brass Band auftreten. Mehr sei aber an dieser Stelle noch nicht verraten. Nur soviel: Durch das Programm wird der Schweizer Schauspieler Stefan Gubser (Polizist Bühler in «Mein Name ist Eugen», Rollen in «Tatort», «Grounding» etc.) führen.
    (Quelle: schweiztag.de)

    Besonders appart finden wir das Motto dieses Schweiztags:
    Zürichs Duft in Berliner Luft
    (Quelle Foto: schweiztag.de)

    Das „Zürichs Duft“ riecht nach Fehler, denn es müsste eher „Zürcher Duft“ heissen, sonst denken die Preussen noch, man schreibt das Adjektiv von Zürch mit „i“ in der Mitte. Grauenhaft, das.

    Wohnen in der Schweiz — Beim Auszug brauchen Sie eine gute Haftpflichtversicherung

    Juli 13th, 2009

    (reload vom 8.7.06)

  • Zügelmänner aus dem Deutschen
  • Wir hatten schon früher darüber berichtet, dass die Schweizer nicht gern „umziehen“, sondern lieber „zügeln“ (vgl. Blogwiese ), ganz ohne reflexives „sich“ davor. Die starken Zügelmänner helfen ihnen dabei, vorausgesetzt, sie verdienen auch genug und können sich die Dienstleistung eines Zügelunternehmens wirklich leisten. Die sind nämlich schweineteuer, wegen — Sie wissen schon — hohes Lohnniveau und Top-Qualität der Arbeitsleistung in der Schweiz und so. Im grenznahen Gebiet, also bis weit in den Kanton Zürich, Aargau, Thurgau hinein, sind auch jede Menge Umzugsunternehmer aus „dem Deutschen“ unterwegs.

  • Die drei grossen Umzugstermine in der Schweiz
  • Die Schweizer ziehen nicht oft um, genauer gesagt nur an drei Stichtagen im Jahr. Zum 1. Januar, zum 1. April und zum 1. Oktober. Nur jeweils zu Beginn eines Quartals ist in vielen Mietverhältnissen eine Kündigung regulär möglich. Warum nicht auch im Juli? Nun, da haben die Hausverwaltungen meistens Urlaub und es ist eh viel zu heiss für eine Wohnungsabnahme mit Protokoll schreiben etc.

    In Deutschland übernehmen Sie beim Einzug eine Wohnung entweder frisch renoviert oder in einem „abgewohnten“ Zustand. Ist sie frisch renoviert worden, dann müssen Sie vor dem Auszug dafür sorgen, dass die Wohnung genauso aussieht wie sie übernommen wurde. Das können Sie selbst übernehmen, oder einen Fachmann beauftragen, der nicht einfach zu bekommen ist, sofern sie jemand günstigen suchen, trotz hoher Arbeitslosigkeit.

  • Marktnische „Wohnungen renovieren“?
  • Tapezierer und Maler, die auf freiberuflicher Basis in Deutschland versuchen, diese Marktlücke zu schliessen, müssen sich davor hüten, allzu stark durch Werbung und Anzeigen auf sich aufmerksam zu machen. Bislang kam es schnell zu einer Abmahnung durch die zuständige Handwerkskammer oder Innung. Einfach eine Dienstleistung wie Malerarbeiten anbieten, ohne dafür einen Meisterbrief zu besitzen, geht nämlich nicht in Deutschland. Trotz „Ich-AG“ und Suche nach alternativen Dienstleistungsmodellen. Die Ich-AG ist mittlerweile schon wieder Geschichte.

  • Keine Tapeten in der Schweiz?
  • Übernehmen Sie die Wohnung hingegen ohne Renovierung, dann können Sie tun und lassen, wozu Sie Lust haben: Nochmals streichen oder sogar tapezieren. Tapeten scheint man in der Schweiz nicht zu kennen, wir haben jedenfalls in diversen Mietwohnungen noch keine gesehen. Immer nur Rauputz statt Raufaser. Aber vielleicht waren wir noch einfach noch nicht in einer genügend grossen Anzahl von Wohnungen? Wir kommen ja kaum nach mit den Besichtigungstermine, bei der horrend hohen Zahl an Einladungen von Privatpersonen, die man als Zugezogener in der Schweiz täglich beantworten muss. Falls Sie als Deutscher zugezogen sind, können Sie Ihren Tapetentisch und den Quast für den Kleister gleich in den Keller räumen beim Einzug, Sie werden ihn nicht brauchen.

  • Das Land der Liegenschaftsverwaltungen
  • In der Schweiz ist häufig eine Haus- oder Liegenschaftsverwaltung, die den Eigentümer vor den Mietern vertritt, dafür verantwortlich, dass die Wohnung bei der Übergabe in perfektem Zustand ist. Wenn Sie wieder ausziehen nach ein paar Jahren, müssen sie lediglich für grosse Schäden wie Löcher in der Wand, Einbau eines Whirlpools im Wohnzimmer, eines Hundezwingers für den Deutschen Schäferhund im Kinderzimmer etc, aufkommen. Denn dafür können Sie haftbar gemacht werden. Darum ist eine Haftpflichtversicherung ein guter Schutz. Mieterschutzverbände bieten für wenig Geld pro Jahr diese Leistung zusätzlich an.

  • Warum gibt es so viele Wohnungen in der Schweiz?
  • In der Schweiz gibt es das System der Pensionskassen, die irgendwo hin müssen mit den vielen angesparten Geldern für die Altersvorsorge. Da ist jede Menge Kapital vorhanden, das zugleich sicher und Gewinn bringend angelegt werden muss. Diese Pensionskassen investieren gern in Wohnungen, welche erst nach 1-2 Jahren Leerstand wirklich Gewinne abzuwerfen brauchen. Darum wird gebaut wie verrückt, obwohl schon an vielen Orten ein hoher Leerstand zu verzeichnen ist. Was heisst „hoher Leerstand“? Vielleicht 400 Wohnungen in einer Stadt mit 20.000 Einwohnern? Für deutsche Zuzügler aus den überfüllten Städten wie Stuttgart, München oder Frankfurt sind das traumhafte Zustände. In Stuttgart heissen diese Menschen übrigens „Neigschmeckte“. So heissen sie auch noch, wenn sie in der dritten Generation dort leben.

    Die Zahl der freien Wohnungen nimmt in konzentrischen Kreisen um Zentren wie Zürich, Bern oder Basel zu. Faustregel hierbei: Mit jeder Minute Fahrzeit weiter weg von der Innenstadt nimmt das Wohnungsangebot an bezahlbaren Wohnungen zu, und steigen gleichzeitig die Abo-Kosten für das Monatsbillet der SBB.

  • Kaution geschenkt oder 1-2 Monate umsonst wohnen
  • Durch das momentane Überangebot an Wohnungen reagiert der Markt mit aggressiven Massnahmen auf die geringe Zahl der Wohnungssuchenden. Zum Teil wird Neumietern sogar die Kaution geschenkt, wenn sie mindestens für zwei Jahre einen Vertrag eingehen, oder sie können 1-2 Monate vor dem eigentlichen Vertragsbeginn in die neue Wohnung einziehen

  • Miete per Einzahlungsschein bezahlen
  • Ungewohnt für Deutsche ist es, dass man nicht gleich mit dem Mietvertrag eine Einzugsermächtigung für den „Mietzins“ unterschreiben muss. Man bekommt dafür von der Verwaltung einen Stapel rosa Einzahlungsscheine in die Hand gedrückt, mit denen dies ein Mal pro Monat auf der Post eingezahlt werden kann. Oder Sie füllen einen virtuellen rosa Einzahlungsschein im Internet aus. Dauerauftrag oder Einzugsermächtigung sind zwar möglich aber eher unüblich bei den Schweizern. Sie kontrollieren gern selbst, wohin das Geld jeden Monat fliesst. Ein typischer Deutscher lässt Strom, Wasser, Miete, Telefon, Lebensversicherung etc. alles automatisch abbuchen. Das ist so üblich in Deutschland. Für das richtige „Schweiz-Feeling“ reiht man sich am Monatsende ein in die Schlange der Wartenden bei der Post (vgl. Blogwiese)

    Wollen wir abmachen? — Fürs Rendezvous braucht der Schweizer kein Werkzeug

    Juli 10th, 2009

    (reload vom 7.7.06)

  • Wenn die Schweizer etwas abmachen
  • Manche Formulierungen der Schweizer sind für uns in den letzten Jahren völlig normal geworden, auch wenn wir sie immer noch nicht aktiv verwenden würden. Dazu zählt sicherlich die Angewohnheit, ständig etwas abmachen zu wollen. Wir denken da nach wie vor an Schraubendreher und anderes Werkzeug, mit dem man was los machen kann, denn das ist für uns abmachen. Etwas lösen.

    Der Duden meint dazu

    abmachen (sw. V.; hat):
    1. (ugs.) von etwas loslösen und entfernen:

    den Rost abmachen.; das Schild [von der Tür] abmachen.;
    Übertragung: das mach dir man ab, Vater! Schnaps kriegst du nie mehr (Berlin.; das schlag dir aus dem Kopf!; Fallada, Jeder 327).
    (Quelle: duden.de)

    Abmachen tun wir grundsätzlich sehr gern, denn wir sind gern, wenn irgendwo was los ist. Die Deutschen verwenden das praktische Verb freilich auch im Sinne von „vereinbaren“, dann aber nur in der 2. Partizip Form. Das ist die mit dem „ge“ dazwischen:

    2.
    a) vereinbaren:
    einen neuen Termin, eine dreimonatige Kündigungsfrist abmachen; wir hatten abgemacht, dass jeder die Hälfte zahlen soll; es war zwischen ihnen noch nichts abgemacht worden; (häufig im 2. Part.) (bekräftigend, zustimmend in Bezug auf den Abschluss einer Vereinbarung:) abgemacht!;

  • Am Abmachen erkennen Sie den Schweizer
  • Während die Deutschen nur eine „Abmachung treffen“, wenn es sehr förmlich zugeht, treffen sich die Schweizer, wenn sie was abmachen. Das „was“ ist dabei absolut unwichtig, denn es geht auch ganz direkt und zwanglos in der Schweiz. Die Frage: „Wollen wir abmachen“ ist eine durchaus akzeptierte Form des Anbändelns:
    In Schweizer Internet-Foren findet man das mit schöner Regelmässigkeit:

    Bike Treff/Tour in Luzern

    @ Kyle
    Wann und wo wollen wir abmachen?
    (Quelle: traildevis.ch/forum)

    Spielst Du auch Tennis?
    Wollen wir abmachen?
    (Quelle: fcbforum.ch)

    Wenn Sie diesen Satz in einem ansonsten recht anonymen Forum lesen, dann können Sie sicher sein, dass der Schreiber oder die Schreiberin Schweizer(in) ist. Deutsche würden eher fragen: „Wollen wir uns treffen?“ oder „Hast Du Lust auf ein Bier“, „Gehen wir Tauben vergiften im Park?“, ach nee, das war ja der Wiener Georg Kreisler, der das bei den Wienern populär machte.

    Der Fahrkartenschalter für die Dienstboten im Zürcher Hauptbahnhof

    Juli 9th, 2009

    (reload vom 6.7.06)

  • Fahrkartenschalter für Hausangestellte
  • Wir wollten uns eine „Fahrkarte“ kaufen am Zürcher Hauptbahnhof, obwohl wir wissen dass diese Karte nirgendwohin fahren kann und hier „Billet“ genannt wird, denn die Eisenbahn-Fachsprache in der Schweiz ist Französisch, das erklärt ihnen jeder „Kondukteur“ der SBB gern ausführlich.

    Also suchten wir die „Schalterhalle“ auf. „Le hall de commutateur“ schlägt WorldLingo dafür vor. Erstaunlich, was unsere Online-Übersetzung im 21. Jahrhundert in Sekundenbruchteilen alles für einen Mist zu produzieren vermag. „La salle des guichets“ wäre richtiger. Viele „commutateurs“ waren geschlossen, und bei einigen sahen wir diese Anzeige:
    Schweiz Domestic Schalter

    Interessant! Die Schweiz hat also das Dienstbotenwesen noch nicht abgeschafft, und in der Mehrklassengesellschaft gibt es nach wie vor Fahrkartenschalter speziell für Schweizer Domestiken. Denn wir erfahren aus unserem Duden:

    Domestik, der; -en, -en [frz. domestique, zu lat. domesticus = zum Hause gehörend, zu: domus = Haus]:
    1. (veraltend, heute meist abwertend) Dienstbote:
    Ein Hausangestellter, ein Domestik, ein junger Mann vom Gesinde tritt bei mir ein (Th. Mann, Krull 202); Araminte ist Witwe und schön, Dubois nichts weniger als ein fressgieriger, rüpelhafter Domestik aus dem Geschlecht der … Hausknechte (Rolf Schneider, November 191).
    (Quelle: duden.de)

    War uns noch gar nicht aufgefallen, dass im bürgerlich-liberalen Zürich nach wie vor viele Dienstboten leben und arbeiten, und ausserdem gern mit dem Zug fahren. Das sind dann wahrscheinlich die, die hier ständig „Ausgang“ haben und dann „im Ausgang“ sind, wenn man sie am Wochenende fragt, was sie so vorhaben. (vgl. Blogwiese)

    Alles Quatsch! Es ist eine Sonderaktion für verspätete Teilnehmer der Tour de France, die gerade in Frankreich läuft, denn das Wort „Domestik“ hat noch eine zweite Bedeutung laut Duden:

    2. Radrennfahrer, der als Mitglied einer Mannschaft in erster Linie für den Sieg des erklärten Spitzenfahrers fährt und. ihm Hilfsdienste leistet: Das härteste Radrennen der Welt … kennt nicht nur Stars, auch die Helfer und Domestiken, die auf der mörderischen Strecke die Dreckarbeit verrichten, sind nicht vergessen (Saarbr. Zeitung 9. 7. 80, 6).

    Doch halt, das Wort über dem Schalter schreibt sich gar nicht mit „k“ am Ende, sondern mit „c“. Es ist wohlmöglich Englisch? Ich frage meinen Nebenmann, und wie der Zufall es so will, es ist ein Engländer und er kommt aus London. Auch er hat keine Ahnung, was „domestic“ hier am Schalter zu suchen haben könnte. Mit dem Haushaltsreiniger „Domestos“ wird es bestimmt auch nichts zu tun haben.

  • Von Kanton zu Kanton, ist das wirklich „innerstaatlich“?
  • Wir geben nicht auf und schlagen das Wort bei Leo.org, dem genialen Online Wörterbuch der TU-München, nach:
    domestic adj. einheimisch
    Ob hier nur Einheimische Fahrkarten kaufen dürfen?

    domestic adj. häuslich
    Ob die Schweiz hier ganz häuslich erscheint?

    domestic adj. innerstaatlich
    Sie glauben gar nicht, wie schnell so Kantonsgrenzen als Staatsgrenzen angesehen werden! Wir kennen uns da aus, mit Freistaat Bayern etc.

    domestic der Dienstbote
    domestic der Domestik
    Hatte ich es nicht gesagt?

    domestic adj. inländisch
    Das muss es sein: Fahrkarten für den Inlandsverkehr!

    Von Dominas etc. fangen wir jetzt gar nicht erst an. Beruhigt hat uns die Unwissenheit des Engländers neben uns. Auch er dachte mehr an Dienstboten als ans Binnengrenzen. Vielleicht sollte die Schweizer Bundesbahn doch lieber bei der „Französischen“ Eisenbahnsprache bleiben? Aber wie so oft wurde hier „domestic“ gewählt, um sich in der „Weltstadt Zürich“ die Übersetzungen auf Französisch, Italienisch und Rumansch sparen zu können. Wir hätten noch eine Vorschlag für den Schalter: „INLAND“ ist fast Englisch, und wird sicher auch von anderen verstanden. Nur wie schreibt man das jetzt eigentlich auf Züridütsch?

    Suchen Sie Streit? Gehen Sie in einen Lämpen-Laden!

    Juli 8th, 2009

    (reload vom 4.7.06)

  • Lämpen haben in der Schweiz
  • Eine Lampe ist eine prima Sache. Mit ihr kann man zum Beispiel im Dunkeln lesen, oder den Weg zum Kühlschrank finden, ohne sich das Knie an der Tischkante anzustossen. Mehr als eine Lampe sind „Lampen“, und dann gibt es da noch die „Lämpen“, die die Schweizer mitunter haben, aber auf die keiner so richtig scharf ist.

    Unser Variantenwörterbuch meint dazu:

    Lämpen CH die; nur Plur.: „Auseinandersetzungen, Streitereien“: Ich bezahl auch sofort, will keine Lämpen mit Franz (Durschei, Meldegg 148)

    Der altmodische Duden kennt das Wort mit einer ganz anderen Bedeutung:

    Lämpen, der; -s, – [spätmhd. lempe = Stück Fleisch]
    (schweiz.): Doppelkinn.

    Wie kommen wir vom Doppelkinn zu den Streitereien? Sind es die vielen Streitereien, die das Doppelkinn entstehen lassen?

    Lämpen fanden sich auch im Tages-Anzeiger vom 30. September 2004

    Lämpen mit Laax
    Südschneiser und Laaxer Skitourismusleute sind wegen eines ironischen Plakatplagiats aneinander geraten.
    (Quelle: )

    Oder im Kleinreport.ch

    Wieder Lämpen zwischen Teleclub und Cablecom
    Neue Runde im mehrjährigen Seilziehen zwischen dem Kabelnetzbetreiber Cablecom und der Pay-TV-Firma Teleclub
    (Quelle: kleinreport.ch)

    Sogar die NZZ, sonst immer betont bemüht, ohne Helvetismen auszukommen, verwendet in einem NZZ-Folio Interview diese Formulierung

    Ich will friedlich leben und mit niemandem Lämpen haben. Ich bin nicht unglücklich, wenn es mit meinem Leben so weitergeht.»
    (Quelle: nzz.ch)

    Kompliziert wird es bei Grimm

    schweiz. lampen hängen, welken, sich schlaff bewegen STALDER 2, 154;
    in Appenzell lampa schlaff herabhängen TOBLER 290b;
    auch hess. lampen nachlassen, nachlässig sein VILMAR 235; (…)
    schweiz. lämpi liederlicher, nachlässiger mensch, der lämpen der lappen, abgerissenes stück von einem ganzen, wampe beim rindvieh;
    (Quelle: Grimms Wörterbuch)

  • Lämpe nicht mit Meister Lampe
  • In der Tierwelt ist „Meister Lampe“ ein anderes Wort für einen Hasen, denn dessen Stummelschwanz leuchtet so schön im Dunkel, wenn er davon hoppelt, ganz ohne „Lämpe“ zu machen. Falsch, die „Lampe“ ist eine Kurzform von „Lamprecht“, denn so wurde der Hase in Fabeln und Märchen genannt: Meister Lampe[recht]

  • Lehrer Lempel kann auch Stress machen.
  • Der Lehrer Lempel, von Wilhelm Busch, war nicht so fürs Streiten bekannt, sondern mehr für seine einfühlsamen pädagogischen Umgangsformen.
    Lehrer Lempel von Busch

  • Kommen wir giessen einen auf die Lampe
  • Im Norden kann sich dann noch „einen auf die Lampe giessen“, sprich: etwas Alkoholisches trinken, was allerdings nicht wörtlich gemeint ist.

    „Die Wendung geht auf den Gebrauch von Öllampen zurück. „Öl auf die Lampe giessen“ heisst soviel wie „Öl nachfüllen“.
    (Quelle: Duden Redensarten)

    So schlimm geht es uns ja wohl hoffentlich nicht, dass wir jetzt gleich Spiritus oder Duftöl saufen müssen. Jetzt fängt das Thema an, nach „Lampe zu riechen“. Auch eine hübsche Redewendung, wenn etwas „gequält, gewollt wirkt; die Anstrengung erkennen lässt“.
    Die Wendung bezieht sich darauf, dass mühsames Arbeiten sich bis spät in die Nacht hinzieht, dass man also lange die Lampe brennen lassen muss. Darum jetzt nix wie „Lampe löschen“! Und keine Lämpe deswegen!