Suchen Sie Streit? Gehen Sie in einen Lämpen-Laden!
(reload vom 4.7.06)
Eine Lampe ist eine prima Sache. Mit ihr kann man zum Beispiel im Dunkeln lesen, oder den Weg zum Kühlschrank finden, ohne sich das Knie an der Tischkante anzustossen. Mehr als eine Lampe sind „Lampen“, und dann gibt es da noch die „Lämpen“, die die Schweizer mitunter haben, aber auf die keiner so richtig scharf ist.
Unser Variantenwörterbuch meint dazu:
Lämpen CH die; nur Plur.: „Auseinandersetzungen, Streitereien“: Ich bezahl auch sofort, will keine Lämpen mit Franz (Durschei, Meldegg 148)
Der altmodische Duden kennt das Wort mit einer ganz anderen Bedeutung:
Lämpen, der; -s, – [spätmhd. lempe = Stück Fleisch]
(schweiz.): Doppelkinn.
Wie kommen wir vom Doppelkinn zu den Streitereien? Sind es die vielen Streitereien, die das Doppelkinn entstehen lassen?
Lämpen fanden sich auch im Tages-Anzeiger vom 30. September 2004
Lämpen mit Laax
Südschneiser und Laaxer Skitourismusleute sind wegen eines ironischen Plakatplagiats aneinander geraten.
(Quelle: )
Oder im Kleinreport.ch
Wieder Lämpen zwischen Teleclub und Cablecom
Neue Runde im mehrjährigen Seilziehen zwischen dem Kabelnetzbetreiber Cablecom und der Pay-TV-Firma Teleclub
(Quelle: kleinreport.ch)
Sogar die NZZ, sonst immer betont bemüht, ohne Helvetismen auszukommen, verwendet in einem NZZ-Folio Interview diese Formulierung
Ich will friedlich leben und mit niemandem Lämpen haben. Ich bin nicht unglücklich, wenn es mit meinem Leben so weitergeht.»
(Quelle: nzz.ch)
Kompliziert wird es bei Grimm
schweiz. lampen hängen, welken, sich schlaff bewegen STALDER 2, 154;
in Appenzell lampa schlaff herabhängen TOBLER 290b;
auch hess. lampen nachlassen, nachlässig sein VILMAR 235; (…)
schweiz. lämpi liederlicher, nachlässiger mensch, der lämpen der lappen, abgerissenes stück von einem ganzen, wampe beim rindvieh;
(Quelle: Grimms Wörterbuch)
In der Tierwelt ist „Meister Lampe“ ein anderes Wort für einen Hasen, denn dessen Stummelschwanz leuchtet so schön im Dunkel, wenn er davon hoppelt, ganz ohne „Lämpe“ zu machen. Falsch, die „Lampe“ ist eine Kurzform von „Lamprecht“, denn so wurde der Hase in Fabeln und Märchen genannt: Meister Lampe[recht]
Der Lehrer Lempel, von Wilhelm Busch, war nicht so fürs Streiten bekannt, sondern mehr für seine einfühlsamen pädagogischen Umgangsformen.
Im Norden kann sich dann noch „einen auf die Lampe giessen“, sprich: etwas Alkoholisches trinken, was allerdings nicht wörtlich gemeint ist.
„Die Wendung geht auf den Gebrauch von Öllampen zurück. „Öl auf die Lampe giessen“ heisst soviel wie „Öl nachfüllen“.
(Quelle: Duden Redensarten)
So schlimm geht es uns ja wohl hoffentlich nicht, dass wir jetzt gleich Spiritus oder Duftöl saufen müssen. Jetzt fängt das Thema an, nach „Lampe zu riechen“. Auch eine hübsche Redewendung, wenn etwas „gequält, gewollt wirkt; die Anstrengung erkennen lässt“.
Die Wendung bezieht sich darauf, dass mühsames Arbeiten sich bis spät in die Nacht hinzieht, dass man also lange die Lampe brennen lassen muss. Darum jetzt nix wie „Lampe löschen“! Und keine Lämpe deswegen!
Juli 8th, 2009 at 10:30
Wieder ein köstlicher Test! Man kann übrigens hierzulande auch „die Lampe füllen“ = sich besaufen!
Gruss
Peter Rechsteiner
Juli 8th, 2009 at 11:58
Und wer sich lange genug einen auf die Lampe gegossen hat, der hat „ganz schöne die Lampe an“.
August 1st, 2009 at 0:48
Angeblich sei das gar kein originär schweizerdeutscher Ausdruck, sondern ein rotwelscher. Es soll vom hebräischen „Lamden“ stammen, was einen Menschen bezeichne, der viel wisse, auch Gelehrter. Wurden Gauner bei einem Verbrechen von einem Dritten beobachtet, hatten sie dadurch einen Mitwisser, einen „Lamden“ oder „Lampen“, gekriegt, und das bedeutete Ärger.
August 2nd, 2009 at 12:43
Habe am heutigen Sonntag um 7 Uhr gabs beim Jogging wegen „Lampe“ und „Lämpe“ eine kleine „Erleuchtung“.
Denn beim Feldrain wurde ein Hase aufgestört, welcher wie ein angestochenes Wildschwein in den Wald „peste“. Das Augenfällige war, wie sein weißlicher Stummelschwanz, also die „Lampe“ noch gut im Dunkel des Waldesrandes zu sehen war. Zwei Kilometer später „lampte“ an einem Stamm die abgebrochene Baumspitze und schaukelte etwas im leichten Wind.
Als ehem. papistischer Messdiener tauchte im geistigen Auge die Ersatzdroge „Weihrauch“-Kessel und das erleuchtende „Ewige Licht“ auf. Nun gab es die Frage: Wo ist die sprachliche Verbindung zwischen „Lampe, lampen und lämpen“? Am Ende des Joggings wars klar: Eigentlich gibt es keine sprachliche Verbindung, außer die Benennung des Hasenschwanzes als „Lampe“.
Die Verwendung von „lämpen“ kann m. E. auf eine Besonderheit der Hasen zurückgeleitet werden, die sich in der Brunftzeit entwickelt, da hier eine charakteristische und bemerkenswerte Verhaltung zu sehen ist.
Während der Paarungszeit versammeln sich die Hasen an bestimmten Balzflächen. Diese Balz ist mit heftigen Kämpfen zwischen den Rammlern verbunden, bei welchem der Balzkampf so weit gehen kann, dass die kämpfenden Hasen in senkrechter Haltung, fast schon in der Körperhaltung der australischen Kängurus, mit ihren Vorderläufen und den kräftigen Krallen den männlichen Widersacher kratzen, bedrängen, wegstoßen, boxen und auf die Brust schlagen. Diese Tiere stehen für kurze Zeit senkrecht und malträtieren sich. Aus den imponierenden Schaugebärden wird ein heftiger Kampf um die Häsin. Na, fast wie bei den Menschen. Sie „häsen“ sich, sie „lämpen“ halt.
Da die sprachl. Quellen dieses „Lämpen“ sich bei den Brüdern Grimm und den anderen schlauen Büchern nicht finden lässt, kann man wohl schlussfolgern: Dieser Begriff entstammt nicht dem alten germ. Sprachumfeld, sondern ist aus dem späteren jagdtechnischen Umfeld abgeleitet. Denn der „Hase“ wurde in der germ. –altdt. Zeit niemals bei der Jagd bei seinem Klarnamen benannt, sondern ausschließlich in seinem Verhüllnamen, also als „Lampe = Lamprecht = ahd. lant (= Land besitzend) und berath (= glänzend)“.
Die „Lampe“ als Lichtquelle kommt über das Latein vom Griechisch zu uns. Dass entscheidende scheint zu sein: Da diese Art von Licht, d. h. auf einer Schnur, Draht oder Kabel von der Decke hängende Lampe im nördlichen Europa nicht geläufig war, kann es natürlicherweise keine Bezeichnung aus diesem Umfeld geben. Wenn die „Lampe“ von der Kirchendecke „hängt“ (hängen: hierfür gibt es genügend germ. Quellennachweise), dann kann man sich m. E. eine Neuschöpfung für solche eine hängende Lampe als „lampen“ gut vorstellen. Dieses passive „lampen“ scheint dann auch in andere Bereiche ausgewandert zu sein. Denn die keltischen(!) und germanischen Altvorderen kannten diese „lampende Lampe“ erst nach der Berührung mit den Römern, die wohl dieses besondere, am Gebäudedach schwebendes Licht als hängende sog. „Ewige Flamme“ sicherlich über Griechenland ursächlich von dem orientalischen Zwischenstromland (Iraq / Iran !!!) aus dem Umfeld der Schöpfergottheit „Ahura Mazda“ erhalten haben. Diese Flamme verdeutlichte die Erleuchtung durch den „einen“ Gott!
Die beste Wirkung ist wie in der modernen Disco: Alles im Dunkel und ein einzelnes spezielles Licht, die „lampende Lampe“, welche die vom Gott kommende Erleuchtung und ihn auch selbst repräsentiert, mit der gesamten Wucht des einzelnen Lichtes im immer fensterlosen und somit dunklen Sakralraum!
Wenn man in der Küche den erlegten Meister Lampe im Schein der Lampe am Hacken lampen lässt, so kann man sagen, dass man kein Lump ist und nicht mit dem Koch lämpen muss, wenn man sich nicht lumpen lässt, diesen feinen Braten sich nicht durch die Lappen gehen zu lassen.
Weiteres:
Balz:
http://www.natursportinfo.de/info/SportinfoPHP/drucken.php?was=http://www.natursportinfo.de/info/SportinfoPHP/infosanzeigen.php?z=Tierart&code=d61
Ew. Licht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ewige_Flamme_(Zoroastrismus)
August 2nd, 2009 at 15:20
Nachtrag zur „Lampe“ und zum „Lämpen“ :
Hier ein schönes Bild:
http://www.natur-5seenland.de/Tiere.wald/hasen/Zwei-Hasen-tanzen.jpg