Was soll ich anlegen — Hast Du zuviel Geld?

Februar 13th, 2009

(reload vom 23.3.06)

  • Verwirrungen durch ein Schweizer Verb
  • Fragt mich doch eine Schweizer Freundin: „Du, was soll ich anlegen“? Ich bin irritiert, und frage zurück: „Hast Du denn soviel Geld über, dass Du Dir über das Anlegen Gedanken machen müsstest?
    Sie sprach nicht von Geld, sondern von Kleidern, die man in der Schweiz nicht „anzieht“, sondern „anlegt“. Denn über Geld, das man anlegen möchte oder angelegt hat, darüber spricht man sowieso nicht in der Schweiz. Es reicht doch, wenn man es hat.

  • Schöne Kleider anlegen
  • Wenn wir als Deutsche hören, dass jemand „schöne Kleider anlegt“, dann vermuten wir, dass es sich hier um einen Kammerdiener bei eine königlichen Hoheit handelt, stundenlang damit beschäftigt, noble Roben anzulegen. Der Französische Sonnenkönig Ludwig XIV. (französisch Louis XIV, Louis le Grand) beschäftigte zahlreiche Adelige an seinem Hof in Versailles damit, ihm beim morgendlichen „Anlegen“ zu helfen. Die Adeligen durften ja nicht arbeiten, also blieb als Zeitvertreib nur das Theater, die Konversation in der höfischen Gesellschaft und die Jobs beim „Lever“ des Sonnenkönigs:

    Der Tagesablauf des Sonnenkönigs verlief wie ein feierlicher Staatsakt: Ludwig wurde in strenger Reihenfolge angekleidet und danach (am späten Morgen) erschienen die Prinzen und andere Adelige.
    Die Rangfolge des Ankleidens lautete: das Hemd, die Unterhose, die Strümpfe, das Beinkleid, die Schuhe, die Weste und der Rock. Ihm wurde ein kleines Waschbecken und ein Handtuch hingehalten, damit er sich das Gesicht und die Hände waschen konnte. Anschließend reichte man ihm die Parfümflasche, die Puderdose, die Lockenperücke, die Spitzenkrawatte, die Gürtelschärpe aus Seide und den Degen.
    (Quelle:)

    Für jedes Kleidungsstück, das „angelegt“ wurde, gab es ein eigenes Amt, das mit hohen Ehren verbunden war.

  • Leg dich nicht mit Bühnentechnikern an
  • In Deutschland wird „anlegen“ noch für „Streit suchen mit jemanden“ gebraucht. Etwas, was den Schweizern von Natur aus sehr schwer fällt. Immer auf Harmonie bedacht, in gegenseitiger Einvernahme allen zuzuhören und so lange zu diskutieren, bis eine Konkordanzlösung gefunden ist, gehört zu den grossen Tugenden der „Willensnation“. Die Deutschen lieben es direkter, möchten gern frei heraus und klar ausgedrückt hören, was eigentlich Sache ist, an statt diplomatisch miteinander umzugehen. So sagte der deutsche Intendant des Zürcher Schauspielhaus, Matthias Hartmann im Interview mit dem „Magazin“ über seine Zeit im Ruhrgebiet:

    In Bochum goutiert man den direkten Ton, da wollen die Jungs Bescheid wissen. In der Schweiz muss man das rhetorische Florett beherrschen. Aber ich bin ja ins Ausland gegangen, weil ich mir etwas davon erhofft habe.
    (Quelle: Das Magazin 11- 2006 S. 10)

    Und prompt legte sich die Bühnentechnik mit ihm an, nahm ihn als Deutschen „Sündenbock“ und Projektionsziel beim Streik wegen Gehaltsforderungen. Kurz darauf hatte im Zürcher Schiffsbau „Othello“ von Shakespeare Premiere, ganz ohne Bühnenbild und fast ohne Requisite. Aus der Not entstanden, ohne Technik arbeiten zu müssen? Als Trotzreaktion, so nach dem Motto: „Ich kann auch ohne Technik“? Oder tatsächlich eine rein künstlerische Entscheidung? Ganz egal, es war auf jeden Fall eine grandiose Inszenierung, Theater pur und zum Anfassen nah. Das Publikum wurde, wie so oft bei Hartmann, in das Spiel einbezogen. Es durfte bei der Hochzeit im Stück mit Sekt und Bier anstossen, und über den Zeitpunkt der Pause wurde demokratisch abgestimmt.

  • Goutiert man auch in Osnabrück?
  • Hat Matthias Hartmann wirklich „goutiert“ im Interview mit dem Magazin gesagt? Als Ex-Norddeutscher aus Osnabrück ein französisches Lehnwort verwendet? So schnell kann es gehen, wenn man in Zürich wohnt. Darum foutieren wir uns jetzt mal und rekurrieren zum „anlegen“. Das können die Schweizer nämlich noch woanders: Auf dem Schiessplatz beim obligatorischen Scharfschützentraining. So hat halt jedes Volk seine Vorlieben. Die einen streiten gern öffentlich, die anderen ballern lieber auf dem Schiessplatz und verlieren dabei hoffentlich auch ihre Aggressionen, zum Wohle aller. Die Deutschen hingegen ballern lieber weiter am Ballerman-Strand.

    Ist denn Deutsch ein Edelstein?

    Februar 12th, 2009

    (reload vom 22.03.06)

  • Der Französische Akzent ist süss
  • Die Deutschen empfinden den französischen Akzent als „süss“. Harald Schmidt begriff dies schnell, als er seiner die Französin Nathalie Licard zum festen Bestandteil seiner Latennight-Show machte:

    Nathalie. Die FAZ sah Nathalie Licard, die sympathische Französin mit dem landestypischen Akzent, schon als Stationsansagerin („Nächst ‚altestelle ‚auptbahn’of“) in irgendeiner U-Bahn versauern. Doch sie kehrt aus einer nur minimal verlängerten Kreativpause zurück und ist seit der Sendung am 19. Januar 2005 wieder regelmäßig im Einsatz.
    (Quelle: wdr.de)

  • Der Deutsche Akzent ist niemals süss
  • Die Franzosen hingegen pflegen den typisch Deutschen Akzent dadurch nachzuahmen, dass sie alle stimmlosen Konsonanten stimmhaft aussprechen, und alle stimmhaften hingegen stimmlos: Aus „bourg“ wird „pourg“ aus „les gens“ wird „les schooon“. Das Problem mit den stimmlosen und stimmhaften Konsonanten haben im Französischen in Wirklichkeit nicht alle Deutschen, sondern vor allem Schwaben, Badener (die sich selbst nicht Badenser nennen) und andere Alemannisch Sprechende, also auch die Deutschschweizer.

  • Deutsch ist hart und geschliffen
  • Und Deutsch? Wie ist kann deutsche Aussprache charakterisiert werden? Immer „geschliffen“, wie ein Edelstein. Ein Rohdiamant muss erst geschliffen werden, damit sein Form zur Geltung kommt. Offensichtlich gilt das auch für die Deutsche Sprache. Sie ist hart genug, um sie zu schleifen wie einen Diamanten
    Google findet 165 Belege.
    Und unser Duden erklärt uns:

    geschliffen [2: eigtl. = abgeschliffen, geglättet]:
    1. 1 schleifen.
    2. (Adj.)
    a) vollendet, tadellos in Bezug auf die äußere Form, überzeugend kultiviert wirkend:
    Seine Sätze tragen etwas von geschliffenen Aphorismen an sich (Niekisch, Leben 187); Ein intelligenter Film mit subtilen, geschliffenen Dialogen (Nordschweiz 29. 3. 85) durch unermüdliches Engagement und dynamisches Auftreten, gepaart mit geschliffener Intelligenz (Caravan 1, 1980, 5);
    b) (in der Formulierung) scharf:
    sie hat eine geschliffene Zunge.
    (Quelle: duden.de)

    Dabei gibt es in Deutschland kaum jemanden, der einen „elaborierten Code“ freiwillig sprechen würde, es sei denn er will beim Theater Karriere machen. Wir Deutsche erkennen bei einer Diskussion auf Hochdeutsch den Schweizer immer daran, dass er „hyperkorrekt“ spricht, keine Laute verschleift, keine Endungen auslässt. Deutsche hingegen sprechen gern den „restringierter Code“:

    Der restringierte Code ist üblicherweise die Sprache bildungsferner Gesellschaftgruppen. Hier einige Beispiele:
    • Watt kuckse?
    • Sach mich dat nochma!
    • Aufe Fresse?
    • Gehma am Telefon, ey
    • Ey Olle, wie is? Muss! Und selbst?

    Merkmale für den restringierten Code:
    • kurze, grammatikalisch einfache, häufig unvollständige Sätze
    • begrenzte Anzahl von Adjektiven und Adverbien
    • Verwendung von Sprichwörtern
    • unpersönliche Sprechweise
    (Quelle Wiki)

    Besonders die Verwendung von Sprichwörtern ist für Nicht-Muttersprachler extrem schwierig zu lernen. Passiv werden sie beherrscht, aber aktiv wird dann leicht „Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum“ draus. Fehler, die auch einem Deutschen Muttersprachler leicht unterlaufen können:

    „Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht“
    Diese Redensart ist eine Verballhornung, gebildet aus mehreren anderen:
    Das schlägt dem Fass den Boden aus
    das setzt dem Ganzen die Krone auf
    das ist ein Schlag ins Gesicht
    Gemeint ist einerseits, dass der Böttcher die Fassreifen zu stark aufschlägt und so der Fassboden herausspringt. Andererseits wurde früher Weinverkäufern, die schlechten Wein angeboten hatten, die Böden ihrer Fässer zerschlagen, damit sie ihre Ware wirklich niemandem mehr anbieten konnten.
    (Quelle: detlev-mahnert.de)

    Doch zurück zum „deutschen Edelstein“. Wir finden, dass der Ausdruck „geschliffenes Deutsch“ sprechen, also sehr klar und ohne jeglichen Akzent zu sprechen, ohne Verschleifung, ohne einen hörbaren Fehler, nur Wunschdenken ist und in der Realität kaum existiert. Auch die viel zitierten Niedersachsen aus Hannover, die so perfekt „Hochdeutsch“ sprechen sollen, obwohl sie im „Nieder“-Deutschen Gebiet leben, sind an ihrer Aussprache erkennbar. Zitieren wir zur Abwechslung mal aus der Alemannischen Wikipedia:

    Die eigentlich Sproch in Niedersaxe isch aber nit Hochdytsch, sundern Platt. Es isch au nit so, dass Hochdytsch de Dialekt vu Hannover sei, sundern d’Hannoveraner chönne ihre aigene Dalekt fascht nimmi. Es git au plattdytschi Wikipedia, wo derzitt größer wie die Alemannisch isch. Plattdytsch giltet under Germaniste als eigeständige germanischi Sproch un numme nit als (ober)dytscher Dialekt.
    (Quelle Wikipedia)

    Also auch hier Fehlanzeige, was „geschliffenes Hochdeutsch“ angeht. Wer sich als Schweizer mit seinem Deutsch verbessern will, tut gut daran, ein bisschen auch den „restringierten Code“ zu üben, was wirklich nicht schwer ist, wenn man Deutsches Fernsehen „guckt“ (auch das ist offiziell kein Wort, das man schreiben darf) und nicht „schaut“. Nur leider wurde es den Schweizern ja schon in der Schule antrainiert, dass sie Schriftdeutsch langsam, korrekt und genau auszusprechen haben. Darum jetzt zum Schluss einen typischen Satz aus dem Ruhrgebiet zum Üben für alle:

    „Datte mich dat nich gleich alle Leute verklickern tus, wat ich dir da gesacht habe,wa!“ (Phipu, einmal übersetzen ins Bärndütsche bitte!)

    Fitness in Norwegen um 16:15 — Was trainiert man bei MageRygg? (Teil 2 von 2)

    Februar 11th, 2009
  • Am Freitag daheim arbeiten
  • Freitag ist es besonders ruhig im Büro in Norwegen, weil dann viele entweder ganz von daheim aus arbeiten oder schon um 13:00 Uhr nach Hause fahren. Groupfitness-Kurse gibt es am Freitag keine, mangels Nachfrage. Aber wer unter der Woche um 16:00 Uhr zu seiner Familie fährt, ist abends ab 20:00 Uhr via Internet erneut bei der Arbeit zu finden. Dank schneller Leitungen und verschlüsselter Fernzugriffe ist das technisch kein Problem und im Sinne einer ausgewogenen „Lifetime balance“ durchaus gewünscht. Die Standardantwort auf die Frage nach dem Befinden ist in Norwegen „mye å gjøre“ = „viel zu arbeiten“, auch von daheim aus.

  • MageRygg Training
  • Doch zurück zur norwegischen Fitness-Stunde: „MageRygg“ ist ein „Bauch-Rücken“ Training, denn „Mage“ ist der Bauch in Norwegen. Kompliziert ist das schon, weil „Mage“ auch „Magen“ heisst, aber den trainiert man wohl eher in Frankreich bei einem opulenten Mahl mit 6-8 Gängen. Das beliebte „Cycling“-Training (früher hiessen diese Geräte noch „Hometrainer“) im geschlossenen Raum mit aufpeitschender Musik, heisst in Norwegen „Sykkel“, auf Deutsch „Fahrrad“. Wie in der Schweiz ziehen die Fans dieser Kreislauf-Trainingsmethode dazu knallig bunte Funktionskleidung mit Velo-Schuhen an und schleppen 1-2 Trinkflaschen in den Trainigsraum. Nur den Helm, den setzten sie nicht auf beim Indoor-Training.

    Ekte Geitos ist sowas wie Ziegenkäse

  • Mögen Sie karamelisierten Ziegenkäse?
  • Nachgemachte Vikingerhelme sind ein beliebtes Mitbringsel der Touristen. Wenn Sie ihre Familie in der Schweiz nach einem Besuch in Norwegen besonders kulinarisch verwöhnen wollen, dann bringen Sie ihnen „Ekte Geitost“ mit, das ist laut Wikipedia ein süsslicher Ziegenkäse mit karamelligem Geschmack und von brauner Farbe. Er wird nicht aus Rahm, sondern aus der Molke hergestellt. Die Molke wird eingekocht. Dabei karamellisiert der Milchzucker und erzeugt den süsslich-karamellartigen Geschmack und die braune Farbe. Da wird man doch gleich richtig hungrig nur beim Lesen!

    Mittagessen um 11.00 Uhr — Arbeiten in Norwegen (Teil 1 von 2)

    Februar 10th, 2009
  • Schuhe wechseln an der Garderobe
  • Zurzeit bin ich beruflich unter der Woche in Norwegen. Ich „commute“, wie man im angelsächsischen Sprachraum für „pendeln“ sagt. Montags früh mit dem Flieger nach Oslo, und am Freitagabend wieder zurück nach Zürich. Da Bülach gleich beim Flughafen Kloten liegt, beträgt die Reisezeit von Haus zu Haus nicht mehr als zu einem Kunden nach Genf, auch wenn es 1‘400 KM weiter sind als bis ans andere Ende der Westschweiz. „To commute“ heisst auch „umwandeln“, und ich fühle mich stets wie umgewandelt, wenn die Arbeit in Oslo beginnt. Viele Kollegen fahren dort auch bei Schnee und Eis mit dem Velo zur Arbeit, und lassen die sperrigen Fahrradschlösser gleich am überdachten Fahrradständer, anstatt sie täglich mit nach Hause zu schleppen, denn dort kommt das Velo in die Garage und muss nicht abgeschlossen werden. An der Garderobe werden die Schuhe gewechselt. Viele Paare von warmen Winterstiefeln werden in bequeme Büro-Schuhe umgetauscht, aber in Pantoffeln habe ich dennoch niemanden dort rumlaufen sehen.

    Schuhe an der Garderobe wechseln

  • Trinken Sie lieber keinen Kaffee in Norwegen
  • Während in Deutschland Punkt 9:30 Uhr der gemeine Beamte den Stift fallen lässt, sich die Kaffetasse schnappt um zur Kantine zu schlurfen, und in der Schweiz das „z’Nüni“ pünktlich um 10:00 Uhr ansteht, fällt diese kleine Frühstückspause in Norwegen aus, denn dazu ist morgens keine Zeit. Vielleicht liegt der Ausfall der Kaffeepause ja auch an der grausam schlechten Qualität des norwegischen Büro-Kaffees, der wahrscheinlich noch in Amerika besser schmecken dürfte. So etwas wie eine Saeco, Jura oder Lavazza Espresso Kaffemaschine scheint es nicht zu geben.

  • Wer hat um 11:00 Uhr schon Hunger?
  • Um Punkt 11:00 Uhr hören alle auf zu arbeiten und gehen zum Mittagessen in die preisgünstige Kantine. Haben Sie schon mal um 11:00 Uhr zu Mittag gegessen? Selbst im Krankenhaus oder im Altersheim ist 11:30 Uhr die frühste Zeit, und in der Westschweiz öffnet keine Kantine vor 12:00 Uhr. In Oslo öffnet die Mittagskantine bereits um 10:00 Uhr ihre Kassen. Um 11:30 Uhr ist das Essen schon wieder vorbei, und es wird fleissig und konzentriert weitergearbeitet. Allerdings nur bis um 16:00 Uhr, denn dann ist Feierabend und die meisten brechen auf nach Hause, oder gehen noch ins Fitnesscenter, wo die Kurse um 16:15 Uhr beginnen, zu einem Zeitpunkt, an dem man sich in der Schweiz noch lange nicht traut, an die Heimfahrt zu denken. In der Schweiz muss ein schlechtes Gewissen oder eine gute Ausrede haben, wer sich schon vor 18:00 Uhr auf den Heimweg macht. Wer in der Schweiz um 17:00 Uhr geht hat dafür sicher auch um 7:30 Uhr oder noch früher zu arbeiten begonnen.

    (2. Teil morgen: Beim „MageRygg“ Training wird der Magen trainiert)

    Stimmt es, dass Deutsche billiger arbeiten?

    Februar 9th, 2009

    Wir erhielten eine Mail mit diesem besorgten Text von einem Blogwieseleser namens Gerhard:

    Die Abstimmung über die Personenfreizügigkeit vom letzten Wochenende hatte im Vorfeld in meinem Bekanntenkreis zu für heftige Diskussion gesorgt. Schon seit Jahren die gleichen Argumente, zugewanderte Arbeitskräfte ob Facharbeiter, Akademiker oder Führungskräfte arbeiten um vieles billiger und unterbieten somit das schweizer Salärsystem. Fazit Schweizer Bewerber bleiben auf der Strecke, finden keine Stelle oder müssen gleich den Zugewanderten mit tieferem Salär zufrieden sein.
    (Quelle: Private E-Mail)

    Ich habe von vielen Schweizer Arbeitgebern gehört, dass sie wochenlang händeringend auf dem Schweizer Arbeitsmarkt niemanden finden konnten und dann eine Stelle mit einem Deutschen besetzt haben. Es scheint sie einfach nicht zu geben, die hochqualifizierten „arbeitslosen“ Schweizer. Nur im Verkauf werden ungern Deutsche eingestellt, aber da soll sogar ein Zürcher für das Verkaufsgebiet „Innerschweiz“ wenig Chancen haben.

    Meine Frage nach präzisen Beispielen kann mir niemand beantworten. In den Medien müsse ich nur genau hinhören! Leider finde ich in den Medien keine Bestätigung das jemals ein Politiker, Gewerkschafter oder Wirtschaftsfachmann bestätigt, dass die Zugewanderten Stellen besetzen, für die Schweizer Bewerber zu teuer sind.

    Das ist eine ganz merkwürdige Argumentation. Eine Firma bietet eine Stelle an. Gibt es mehrere Bewerber, wird sie sich den besten aussuchen. Jeder Bewerber wird versuchen, eine seiner Ausbildung und Erfahrung angemessenes Salär auszuhandeln. Manche „verpokern“ sich, bieten sich zu teuer an, und bekommen die Stelle nicht.

    Alle mir bekannten Deutschen in der Schweiz wussten sehr genau, was sie am Schweizer Markt wert sind und haben dieses Gehalt auch gefordert. Es ist eine Mär, dass sich Deutsche für weniger verkaufen. Es sind die Personalschefs, die diese Deutschen einstellen, weil sie eine gute Qualifikation wünschen bzw. sonst niemanden finden.

    Zugegeben bei Interview am TV ob an Hochschulen, Forschung,Verwaltung, Medizin sieht man je länger je mehr ausländische Interviewteilnehmer. Ist es vorstellbar dass das alles Lohndrücker sind? Für breite Bevölkerungskreise ist das harte Realität, daran gibt es keinen Zweifel. Was sehr oft zu Misstimmung führt.

    Für mich ist das nicht glaubhaft, denn damit wären Personalchefs,Verwaltungsdirektoren und ein grosser Teil des schweiz. Unternehmertums auf dem besten Weg ein Teil dessen was „die Schweiz“ ausmacht zu ruinieren. Gibt es Erfahrungen die das Thema bestätigen, oder das Gegenteil ?!

    Was macht den die Schweiz hier aus? Keine Konkurrenz zu kennen? Sich nicht dem Wettbewerb stellen zu müssen? Auch ohne Top-Leistung einen guten Posten zu bekommen, vielleicht über Beziehungen her, die bis zurück in die Militärzeit reichen? Ich denke, dieser Zug ist lange abgefahren. Die Firmen in der Schweiz denken und handeln global, denn in die Welt möchten sie ihre Waren verkaufen. Das geht nicht, wenn sie nicht gute Leute einstellen, sondern nur auf den Pass achten und nicht wirtschaftlich handeln, also auch beim Lohn versuchen, für ihre Firma das Beste herauszuholen.

    Das Lohnniveau in der Schweiz ist gut. Geht es der Wirtschaft gut und können gute Salärs gezahlt werden. Es beginnt der Wettbewerb um die guten Leute, die es am Markt kaum gibt. Banken werben sich gegenseitig die Fachleute ab. Geht es der Wirtschaft schlecht und stehen viele Stellensuchende auf der Strasse, dann wird das auch die gebotenen Salärs wieder drücken. Jede Art von Protektionismus wird hier von der Wirtschaft garantiert nicht gefördert.

    „Lohndrücker“ aus Deutschland gibt es nicht in der Schweiz, es gibt nur unbesetzte Stellen, und die Fachkräfte aus Deutschland, die wirklich für weniger Lohn als Schweizer zu arbeiten bereit sind, lernen sehr schnell, welchen Fehler sie gemacht haben und wechseln innerhalb der Schweiz zu einem Arbeitgeber der besser bezahlt. Wer seine Leute halten will, der zahlt sie anständig, alles andere „verhebt“ auf lange Sicht nicht.