(reload vom 28.11.05)
Die Schweizer Garde verwendet Spiesse
Die Schweiz war nicht immer ein Einwanderungsland wie heute. Junge Schweizer zogen früher zuhauf in die Welt hinaus um sich als Söldner in fremden Heeren zu verdingen. Ein bekannter Exportschlager der Schweizer ist die Schweizer Garde des Papstes, seit 1505 im Einsatz: (Foto aus Wikipedia)

In der damaligen Zeit waren Gardeeinheiten aus Söldnern nicht ungewöhnlich. Besonders viele dieser Berufssoldaten kamen aus der – bis in das 19. Jahrhundert – recht armen und dazu bergigen Schweiz. Schweizer oder Schweitzer war eine allgemeine Bezeichnung für einen fremden Soldaten. Der König von Frankreich unterhielt z.B. die Einheit der „Cent-Suisses“.
Später, im 20. Jahrhundert wurde die Schweiz dann reich und die Berge verschwanden? Jedenfalls lernten die jungen Schweizer in der Garde den Umgang mit dem Spiess. Eine praktische Waffe, die sie offensichtlich nach Ende der Dienstzeit mit in die Schweiz nehmen dürfen.
Die Forderung nach gleich langen Spiessen im Schweizer Alltag
Leider sind die Spiesse, die die jungen Gardisten da mitbrachten, nicht immer gleich lang. Dieser Umstand wirft in der Folge Probleme auf, mit denen die Schweizer häufig zu kämpfen haben. Wie kämpft man mit ungleich langen Spiessen?
Die Arbeitsgruppe ist zum Schluss gekommen, dass der Bundesrat in beiden Phasen über gleich lange Spiesse verfügen muss. (Quelle)
Wettbewerb mit gleich langen Spiessen. (Quelle)
Mit gleich langen Spiessen in beiden Verwaltungen ebnen wir zusätzlich die Bereitschaft für gemeinsame Lösungen. (Quelle)
Ich könnte noch 3^760 weitere Beispiele von Google Schweiz liefern, die aufzeigen, dass Spiesse eine im Alltag der Schweizer durchaus häufig verwendete Waffen sind.
Die Spiesse müssen bei solchen Auseinandersetzung natürlich gleich lang sein, das ist eine alte Erfahrung, die die Jungs der Schweizer Garde zurück in die Heimat mitgebracht haben. Sonst ist ein Kampf ungerecht. Je länger ein Spiess, desto besser.
Das erinnert uns an eine Aussage des Kochs aus Bertold Brechts Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“:
Wer mit dem Teufel frühstücken will, muss nen langen Löffel haben
Wer also mit einem Schweizer streiten will, sollte einen längeren Spiess als der Schweizer haben.
Ist es angesehen, mit Spiessen zu argumentieren?
Nein, die Schweizer haben da ein besonders Adjektiv für die Menschen, die immer mit ihren langen Spiessen daher kommen, anstatt sich echte Argumente auszudenken. Sie nennen sie ganz einfach „spiessig„. Das ist keine sehr nette Bezeichnung für einen Schweizer. Erinnert sie ihn doch daran, dass wahrscheinlich der eigene Spiess zu kurz ist.
Wohin mit den Spiessen bei einer Zugfahrt?
Kein Problem, die SBB bietet dafür passend einen eigenen Wagon an. Dort können Sie während der Fahrt Ihre Spiesse unbesorgt zurücklassen. Fragen Sie den freundlichen „Kondukteur“ doch einfach nach dem „Spiesswagen„. Es muss aber ein Schweizer Kondukteur sein, und kein deutscher Schaffner. Der würde Ihr Anliegen nicht verstehen. Meistens liegt der zwischen der ersten und er zweiten Klasse, der Wagon jetzt, nicht der Kondukteur, damit auch begüterte Reisende mit dem „GA“ = General-Abo der 1. Klasse ihre Spiesse parkieren können.
Auch zum Essen werde Spiesse verwendet
Wenn die Schweizer „in den Ausgang gehen„, d. h. zum Beispiel das beliebte „go“ essen gehen, dann vergessen sie auch hier nicht, ihre Spiesse mit zunehmen und betonen am Ende der Mahlzeit:
Wir haben gut gespiesen. (Quellen)
Hierbei ist dem Spiess über dem Grillfeuer im Eifer des Gefechts leider ein „s“ abhanden gekommen. Denn es sollte ja wohl eigentlich „gespiessen“ heissen.

Fazit: Hat der Schweizer einmal etwas aufgespiesst, ist es bald darauf auch gespiesen.